Predigt: Lukas 5,1 – 11

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Jesus und Simon (Ich)

„Und Jesus sprach zu Simon: Fürchte dich nicht! Von nun an wirst du Menschen fangen.“

(Lukasevangelium 5,10b)

In den letzten drei Wochen durften wir mehr über die Person Jesu erfahren und auch über seine Ziele, die er während seiner Zeit hier auf Erden verfolgte. Jesus war zuallererst einmal Sohn Gottes, denn es war Gott selbst, der bei der Taufe Jesu diese Worte aussprach: „Du bist mein lieber Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen“. Jesus war aber zur gleichen Zeit auch ganz Mensch. Ersichtlich wird das Menschsein Jesu an seinem Stammbaum. Denn der Stammbaum bezeugt, dass Jesus von Menschen abstammte. Weil Jesus ganz Mensch war, konnte er dementsprechend auch versucht werden. Wir erinnern uns an Jesu Begegnung mit dem Teufel in der Wüste, wo Jesus auf perfide Weise vom Teufel versucht wurde. Er überwand jedoch alle Versuchungen, die auf ihn einprasselten. Er widerstand allen Verlockungen, die der erste Mensch Adam nicht zu überwinden vermochte. In der Kraft des Heiligen Geistes kehrte er in seine Heimat zurück und fing dort an, die Menschen zu lehren und sie zu heilen.
An einem Sabbat wurde Jesus darum gebeten, in der Synagoge zu lehren. Dafür suchte er sich eine Stelle im Buch Jesaja aus, die er vorlas: „Der Geist des Herrn ist auf mir, weil er mich gesalbt hat und gesandt, zu verkündigen das Evangelium den Armen, zu predigen den Gefangen, dass sie frei sein sollten, und den Blinden, dass sie sehen sollen, und die Zerschlagenen zu entlassen in die Freiheit und zu verkündigen das Gnadenjahr des Herrn.“ Nachdem er diese Stelle vorgelesen hatte, sprach er: „Heute ist dieses Wort der Schrift erfüllt vor euren Ohren.“ Jesus verkündete hier gewissermaßen die frohe Botschaft der Freiheit und der Heilung. Die Menschen aus seiner Heimat hingegen reagierten mit Ablehnung: „Ist das nicht Josefs Sohn?“ Und infolge ihrer Aufgebrachtheit führten Sie Jesus bis an einen Abhang. Dort wollten sie ihn hinunterstürzen. Jesus konnte daher nicht anders, als seinen Heimatort zu verlassen und gelangte von dort nach Kapernaum, einer Stadt am galiläischen Meer. Als er dort zu wirken begann, wurden die Menschen, die von bösen Geistern besessen waren, befreit. Die Schwiegermutter von Simon hatte Fieber, Jesus aber heilte sie. Zu Jesus wurden viele Menschen gebracht, die an verschiedenen Krankheiten litten. Jesus jedoch heilte jeden von ihnen persönlich und seine Bekanntheit und Beliebtheit nahm stark zu. Die Menschen, die Jesus aufsuchten, wollten ihn festhalten und daran hindern, dass er wegging. Jesus aber sagte zu ihnen: „Ich muss auch den anderen Städten das Evangelium predigen vom Reich Gottes; denn dazu bin ich gesandt.“

Somit sind wir nun zu unserer heutigen Stelle angelangt sind. Die Perikope handelt vom berühmten Fischfang Simons. Neben Lukas berichtet kein weiterer Evangelist von diesem Ereignis. Es muss daher für ihn wichtig gewesen sein, von diesem Fischfang zu berichten. Dieser Fischfang bekräftigt die Lehre von Kapitel 3 und 4. Und zwar: Wer Jesus ist und welches Ziel er verfolgt. Lukas stellt uns Simon als ersten Jünger unter den Zwölfen vor. Simon wird unter anderem auch als erste Person vorgestellt, die auf das Wort Jesu auf die Art und Weise reagiert, wie es Jesus eigentlich von den Menschen erwartet hatte.
Die Nachfolge im Glauben, die Simon in der Perikope vorlebt, sieht Lukas als leuchtendes Beispiel und möchte vom Leser, dass er sich dies von Simon abguckt. Ja, Simon ist unser ein Vorbild, dem wir folgen sollen. Im heutigen Abschnitt möchten wir dies daher näher beleuchten.

Lukas merkt zu Beginn des Textes an, dass sich am Seeufer viele Menschen zu Jesus versammelten, um das Wort Gottes zu hören. Dabei nimmt er es mit der Anzahl der Boote sehr genau. Zwei Boote sieht Jesus am Ufer liegen. Und von den zwei Booten wählt er sich Simons Boot, in das er schlussendlich einsteigt. Dabei bittet er Simon ein wenig vom Ufer wegzufahren. Da sich viele Leute zu Jesus drängten, fiel es ihm schwer, alle Zuhörer zu erreichen. Erst als er vom Boot aus zu lehren begann, konnten ihn die Menschen am Ufer gut hören. Nach der Predigt sprach Jesus zu Simon: „Fahre hinaus, wo es tief ist, und werft eure Netze zum Fang aus!“ Bevor Jesus Simon darum gebeten hatte, noch einmal ein Stück rauszufahren, waren die Fischer eigentlich ausgestiegen, um ihre Netze für den nächsten Tag zu waschen. Simon stand gewissermaßen davor, Feierabend zu machen. Aber nun kam Jesus, der ihm vorschlug, etwas zu machen, dass nicht nur umständlich klang, sondern auch unlogisch war. Simon nämlich antworte: „Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen.“ Nicht nur die Arbeit war schon getan, sondern der Fischfang war dabei auch erfolglos geblieben. Seiner Ansicht nach ergab es wenig Sinn, wieder hinauszufahren und die Netze auszuwerfen. Dennoch antworte Simon nicht ablehnend, sondern folgsam: „Aber auf dein Wort hin will ich die Netze auswerfen.“ Trotz des vorangegangenen Misserfolgs, trotz der Müdigkeit und trotz der ungünstigen Zeit zum wiederholten Fischen wollte Simon auf das Wort Jesu hin wieder hinausfahren. Wenn seine Schwiegermutter oder seine Frau ihn dazu genötigt hätten, wieder hinauszufahren, wäre er der Anweisung wohl nicht gefolgt. Aber er respektierte Jesus, der mit Vollmacht das Volk lehrte. Wenn Jesus sprach, wurden die Menschen, die von bösen Geistern besessen waren, frei. Verschiedenste kranke Menschen wurden gesund, wenn Jesus seine Hände auf sie legte. Gerade dieser Jesus sprach zu ihm: „Fahre hinaus!“ Er hätte ablehnen können. Aber sein Respekt vor Jesus war groß, darum wollte er wieder hinausfahren. Wenn Jesus so sprechen würde: „Fahre hinaus!“, müsste es ihm gelingen, mit gefüllten Netze heimzukehren. Anstatt sich auf seinen Misserfolg zu konzentrieren, vertraute er auf Jesus, der zu ihm sprechen konnte: „Fahre hinaus!“ Wer könnte an diesem Morgen zu ihm sagen: „Fahre hinaus!“ Wenn jemand einen gesunden Verstand hat, würde er nie auf diese Idee kommen, dem Fischer zu sagen, der die ganze Nacht erfolglos gearbeitet hatte: „Fahre wieder hinaus!“ Jeder weiß, dass es Unsinn ist. Darüber hinaus hätte er damit Simon beleidigen können. Wer würde gerne auf solche Weise die Beziehung mit den Mitmenschen zerstören? Normalerweise spendet man einfach Trost oder lässt ein paar ermutigende Worte da: „Ruhe dich heute aus, morgen wird es anders werden.“

Aber Jesus, Gottes Sohn, sprach: „Fahre jetzt hinaus und werfe heute die Netze aus!“ Nur Jesus, Gottes Sohn, kann solche Worte sagen. Simon tat, womit Jesus ihn beauftragt hatte. Noch bevor er das Wunder mit eigenen Augen bezeugen konnte, warf er auf das Wort von Jesus hin seine Netze aus und durfte infolge Zeuge eines übernatürlichen Fischfangs werden, sodass die Netze anfingen zu reißen. Seine Gefährten, die im anderen Boot waren, gesellten sich dazu und halfen mit, die Netze zu ziehen. Am Ende waren beide Boote voll, sodass sie fast sanken. Es war ein eindeutiges Wunder. Nachdem Simon das Wunder erlebt hatte, fiel er vor die Füße Jesu und sprach: „Herr, geh weg von mir! Ich bin ein sündiger Mensch.“ Er und alle anderen, die mit ihm waren, konnten sich nicht nur über den großen Fischfang freuen, sondern waren gleichermaßen erschrocken. Insbesondere Simon erkannte plötzlich, wie unwürdig er war, vor Jesus zu stehen. Darum bat er: „Herr, geh weg von mir! Ich bin ein sündiger Mensch.“ Obwohl Simon sich selbst als Sünder bezeichnete, sprach Jesus zu ihm: „Fürchte dich nicht! Von nun an wirst du Menschen fangen.“
Als Jesus in seiner Heimat Nazareth lehrte, reagierten die Leute dort ablehnend: „Ist das nicht Josefs Sohn?“ Wie ein Sprichwort sagt: „Arzt, hilf dir selbst!“, so haben die Leute Jesus abgelehnt, der zu ihnen kam, um ihnen zu helfen. Ihr Stolz konnte das nicht akzeptieren, dass Josefs Sohn ihnen helfen würde. Sich helfen zu lassen bzw. sich beraten zu lassen, kam für sie einer Demütigung oder einer Herabsetzung gleich. Simon hingegen fasste es nicht als Beleidigung auf, als er von Jesus hörte: „Fahre hinaus, wo es tief ist.“ Er gab auch zu, dass seine Arbeit der ganzen Nacht erfolglos war. Darüber hinaus nahm er den helfenden Rat Jesu an. Er ließ sich helfen. Vor Jesus führte er sich nicht als Besserwisser auf oder lehnte seinen Rat aufgrund eigener Berufserfahrungen nicht ab. Nein, er gab direkt zu, dass seine Arbeit trotz aller Mühe erfolglos gewesen war. Diese offene und demütige Haltung öffnete ihm die Augen, diese Haltung ließ ihn erkennen, dass Jesus der Herr und Gottes Sohn ist. Er erkannte, dass er unwürdig war, nahe bei Jesus zu sein. Vor allem erkannte er aber, dass er ein Mensch voller Sünde ist.
Vor etwa zehn Jahren predigte Henoch bei einem Weihnachtsgottesdienst in der Markusgemeinde über die Sünde. Dabei erklärte er, dass die Sünde der Zielverfehlung gleicht. Das heißt: das Ziel, welches vor einem lag, wurde nicht getroffen. Wenn Simon sich als sündigen Mensch feststellt, bekennt er damit, dass das eigentliche Ziel, das er zu treffen hat, nicht getroffen wurde. Durch den Fischfang finanzierte er seine Familie und kümmerte sich nicht nur um seine Frau, sondern auch um seine Schwiegermutter. Im Großen und Ganzen führte er mehr oder weniger ein normales Leben. Als er aber Zeuge von Jesu göttlicher Kraft wurde, merkte er, dass er in seinem Leben bislang falschen Zielen gefolgt war. Jesus sprach zu ihm: „Fürchte dich nicht! Von nun an wirst du Menschen fangen.“ Es ist eine prophetische Voraussage darüber, die Simon als einen Apostel und Evangelisten sieht. Simon wird das tun, was Jesus an seinem Leben getan hat. Nämlich Menschen zu fischen. Wie Jesus ihm geholfen hat, wird er Menschen zu Jesus führen, der wiederum auch bei den anderen Menschen Wunder bewirken wird. Nachdem Simon und seine Freunde das Wunder durch Jesus erlebt hatten, verließen sie alles und folgten ihm nach. Alles, was bislang im Zentrum ihres Daseins gestanden hatte, legten sie hinter sich. Nun stand Jesus vor ihnen.

Heute haben wir gesehen, wie der erste Jünger Simon von Jesus berufen wurde.
Nicht nur unter den Zwölf Aposteln war er der erste Jünger, auch unter allen Menschen war er derjenige, der als Erster auf das Evangelium mit Glauben reagierte. Als Jesus die Stelle von Jesaja vorlas, wurde offenbart, wie Jesus die Menschen retten wird. Lukas 4,18-19 „Der Geist des Herrn ist auf mir, weil er mich gesalbt hat und gesandt, zu verkündigen das Evangelium den Armen, zu predigen den Gefangenen, dass sie frei sein sollen, und den Blinden, dass sie sehen sollen, und die Zerschlagenen zu entlassen in die Freiheit und zu verkündigen das Gnadenjahr des Herrn.“ In diesen Versen wiederholt sich das Wort „verkündigen bzw. predigen“. Jesus rettet die Menschen, indem er ihnen das Evangelium verkündigt. Anders gesagt: Die Menschen werden gerettet durch das Hören des Evangeliums. Als Jesus sichtbar auf dieser Erde kam und direkt das Evangelium verkündigte, reagierten nicht alle Menschen gläubig. Unter anderem sagten die Leute in Nazareth: „Ist das nicht Josefs Sohn?“ Oder als Jesus am Kreuz langsam sterben musste, lästerte einer der Übeltäter, der am Kreuz hing: „Bist du nicht der Christus? Hilf dir selbst und uns!“ Nicht nur sie, sondern auch bis heute sagen viele Menschen zu Jesus: „Arzt, hilf dir selbst!“ Aber Simon glaubte, was Jesus verkündigt hatte. Dadurch wurde er von seiner Zielverfehlung gerettet. Seine Augen wurden aufgetan, sodass er sich selbst als ein Sünder erkennen konnte. Jesus schenkte ihm die Vergebung. Simon wurde ein Bürger vom Reich Gottes. Das Werk Jesu hat sich bis heute nicht geändert. Wer das Evangelium hört und daran glaubt, dem wird die Freiheit von der Sünde geschenkt. Noch heute will Jesus jedem von uns das Evangelium verkündigen. Wer sich selbst wie Simon demütigt und auf sein Wort hin handelt, der wird etwas Unfassbares und Wunderbares erleben. Wie die Luft allen Menschen gegeben wird, so wird auch das Evangelium allen Menschen geschenkt. Simon gibt uns heute ein Beispiel, auf welche Weise wir das Evangelium hören sollen. Das Evangelium ist höher als unsere Gedanken. Das Evangelium ist tiefer als unsere Misserfolge. Das Evangelium ist größer als unsere Erfahrungen. Jesus will unser Herr sein, darum ruft er uns zur Nachfolge. Willst du Jesus nachfolgen?

Unter uns gibt es sicher einige, die gerade das Evangelium hören. Viele unter uns haben schon lange das Evangelium gehört. Aber die Wirkungsweise ändert sich nicht. Jeder von uns kann durch das Hören der Frohen Botschaft zum Glauben kommen und durch den Glauben an das Evangelium gerettet werden. Darum vollbringt Jesus nicht zuerst Wunder, sondern verkündigt das Evangelium, damit jeder durch das Hören zum Glauben kommen kann. Was willst du heute auf sein Wort hin tun? Auf sein Wort hin können wir unsere Zukunft in die Hand Gottes legen. Auf sein Wort hin können wir die Zukunft unserer Kinder in die Hand Gottes legen. Auf Jesu Wort hin können wir sagen: Ich bin seine geliebte Tochter. Ich bin sein geliebter Sohn. Auf sein Wort hin können wir zu unseren Mitmenschen sagen: „Entschuldigung! Vergib mir meine Schuld.“ Auf sein Wort hin dürfen wir zu Gott sagen: „Ich bin ein sündiger Mensch. Vergib mir.“

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