Das vorbereitende Werk des Johannes
„Und er kam in die ganze Landschaft am Jordan und predigte die Taufe der Buße zur Vergebung der Sünden“
(Lukasevangelium 3,4)
Wir haben diese Woche mit dem Studium des Lukasevangeliums begonnen. Dabei haben wir sicherlich verschiedene Erwartungen und Wünsche, insbesondere den, dass wir Jesus und Sein Evangelium tiefer verstehen bis dahin, dass es unser Leben prägt und verändert. Wie ist das möglich? Der heutige Text aus Lk. 3 gibt uns eine Antwort darauf. Es behandelt das Werk des Johannes. Bemerkenswerterweise berichten von diesem Werk alle vier Evangelien. Das hebt die Wichtigkeit Seines Werkes noch einmal hervor. In den Versen 4 bis 6 sehen wir, dass dieses Werk von Johannes vom Wesen her ein vorbereitendendes Werk war. Es sollte auf das Werk Christi vorbereiten. Leider ist es nicht so, dass Menschen das Evangelium ohne Weiteres annehmen können. Sie brauchen erst einmal eine Art Herzensvorbereitung. Durch das Werk des Johannes können wir lernen, wie Gott die Herzen vorbereitet, damit sie in der Lage sind, das Evangelium anzunehmen. Dadurch können wir lernen, wie wir unsere Herzen vorbereiten sollen, damit wir das Evangelium tiefer verinnerlichen können. Zum anderen können wir auch dadurch lernen, wie wir anderen Menschen helfen können, dass sie in der Lage sind, das Evangelium anzunehmen. Daher ist es sehr wertvoll, das Werk des Johannes zu studieren. Drei Fragen sollen uns dabei helfen:
1. Worauf gründete das vorbereitete Werk Gottes?
2. Was war der Inhalt des Werkes?
3. Was war die Grenze Seines Werkes?
1. Grundlage des Werkes (V. 1- 2)
Beim Lesen von Vers 1 fällt die siebenfache Zeitangabe von Lukas auf. Solche Zeitangaben sind nur angemessen, wenn sie Ereignisse angeben, die von großer historischer Bedeutung sind, wie z.B. der Beginn des Zweiten Weltkriegs. Ein Ereignis, das mit einer siebenfachen Zeitangabe angegeben wird, muss also ein sehr bedeutungsvolles Ereignis sein. Von diesem bedeutungsvollen Ereignis ist am Ende von Vers 2 die Rede: „da erging das Wort Gottes an Johannes, den Sohn des Zacharias, in der Wüste.“ Seit dem letzten Propheten Maleachi waren etwa 400 Jahre vergangen. Seitdem hatte Gott nicht mehr zu Seinem Volk als Ganzes gesprochen. Jahrhunderte lang herrschte eine prophetische Stille. Doch nun war die Zeit gekommen, dass Gott Sein Schweigen brach. Gott fing wieder an, zu Seinem Volk zu sprechen.
Gottes vorbereitendes Werk wurde durch nichts anderes als durch Sein Wort eingeleitet. Es begann nicht durch die Initiative eines Menschen. Es basierte nicht auf die Idee eines Menschen, sondern auf Gottes Wort. Und zwar nur das Wort. Denn Johannes war in der Wüste. Er selbst hatte nichts und um ihn war nichts. Mt. 3,4 beschreibt die äußere Erscheinung von Johannes so: Er aber, Johannes, hatte ein Gewand aus Kamelhaaren und einen ledernen Gürtel um seine Lenden, und seine Speise waren Heuschrecken und wilder Honig. Weder Johannes noch die Wüste hatten etwas Attraktives an sich. Das Einzige, was Johannes zu bieten hatte, war das Wort, aber das lebendige Wort. Also das Wort, wo man weiß: „Oh Gott spricht gerade zu mir.“
In einem Brief nach einer Evangelisation in Los Angeles schrieb Professor Dr. Helmut Thielicke an Dr. Billy Graham:
Wir deutschen Theologen sind wahrlich begabt mit dem Hang zur Kritik, und mir ist es persönlich immer leichtgefallen, festzustellen, was am anderen falsch oder mangelhaft ist. Der Abend, den ich mit Ihnen verbrachte, machte mir klar – und der Heilige Geist wird dabei geholfen haben –, dass die Frage in der umgekehrten Richtung gestellt werden müsste: Was fehlt mir persönlich und meinen theologischen Kollegen auf der Kanzel und hinter dem akademischen Pult, sodass ein Mann wie Billy Graham nötig wird? An jenem Abend wurde mir ein für alle Mal klar, mein lieber Dr. Graham, dass Sie biblisches Brot und nicht intellektuelle Leckerbissen und raffinierte Propaganda verabreichen.1
Die Verkündigung von Gottes Wort ist nicht gleich Verkündigung von Gottes Wort. Gottes Wort als lebendig und kraftvoll zu erfahren, ist etwas ganz Anderes als eine theologische Auslegung zu hören. Das, was die Leute zu Johannes anzog, war die Verkündigung des lebendigen und kraftvollen Wortes selbst. In Ps. 119,130 heißt es: „Wenn dein Wort offenbar wird, so erfreut es und macht klug die Einfältigen.“ Halten wir also fest, das vorbereitende Werk gründete auf das lebendige Wort Gottes. Was für ein Wort war das aber? Betrachten wir das im zweiten Teil der Predigt.
2. Inhalt des Werkes (V. 3 – 9)
Sobald das Wort an Johannes ergangen war, ging Johannes in die ganze Jordangegend und predigte. Er predigte die Taufe der Buße zur Vergebung der Sünden. Das Wort, das an Johannes ergangen war, war also die Taufe der Buße zur Vergebung der Sünden. Was bedeutet das? Das griechische Wort für Taufen meint „tauchen“, „eintauchen“, „untertauchen“ und „waschen“. Im AT erfahren wir von sämtlichen Vorschriften über Waschungen, aber nicht davon, dass Menschen komplett ins Wasser untergetaucht werden mussten. Die Taufe des Johannes drückte aus, dass die Reinigung des ganzen Menschen erforderlich ist. Aufgrund der zahlreichen Reinigungsvorschriften des AT hatten die Juden ein sensibles Bewusstsein für Unreinheit. Johannes Aufforderung, sich komplett ins Wasser zu begeben, implizierte die Botschaft: „Du bist nicht nur ein bisschen unrein. Nein, du bist von oben bis unten, durch und durch unrein.“ Sich von Johannes taufen zu lassen, hatte praktisch zu Folge, in dasselbe Wasser einzusteigen, wo auch Zöllner getauft wurden. Das bedeutete: „Ich bin nicht besser als dieser Zöllner. Ich brauche genauso wie er die Vergebung.“ Das anzuerkennen, fiel den religiösen Leitern schwer. In Lk. 7,30 erfahren wir daher, dass sie die Taufe ablehnten. Die Taufe des Johannes ging also mit einer Selbsterkenntnis als Sünder einher. Sie sollten erkennen, wie verdorben ihr Wesen und wie verkehrt ihr bisheriges Leben gewesen ist. Sie sollten erkennen, wie ernsthaft und schlimm ihre Sünde ist. Und warum war das so wichtig? Das würde ihnen helfen, Buße zu tun. Buße über ihre Sichtweise über sich selbst. Buße über ihre Sichtweise über ihr bisheriges Leben. In ihnen sollte das Bedürfnis nach Vergebung ihrer vielen Sünden aufkommen. In ihnen sollte das Bedürfnis nach einem neuen Herrn über ihr Leben kommen. Aus Mt. 3,5 wissen wir, dass sehr viele Menschen auf die Predigt von Johannes reagiert hatten. Sie hatten sich extra auf den Weg zur Wüste gemacht, um sich von Johannes taufen zu lassen. War das aber schon ein ausreichendes Zeichen für echte Buße? Hatte Johannes dies schon als echte Buße anerkannt? In Vers 7 erfahren wir, dass Johannes die zu ihm kommenden Leute als „Schlangenbrut“ bezeichnete. Mit anderen Worten bezeichnete er sie als Kinder des Teufels. Sie waren stolz auf ihre Abstammung von Abraham. Aber Johannes machte ihnen klar: „Nein, nicht Abrahams Kinder, sondern Kinder der Schlange seid ihr.“ Der Teufel ist ein Vater der Lüge. Die Juden zur Zeit von Johannes waren Kinder des Teufels, weil sie in der Lüge lebten. Denn sie wogen sich in falscher Sicherheit. Sie meinten, sie könnten sowieso dem Gericht Gottes entkommen, weil sie von Abraham abstammten. Gott hatte ja Abraham Verheißungen gegeben, die sich auf seine Nachkommenschaft bezog. Das gab ihnen die falsche Sicherheit, dass Gott seine Verheißung nur durch sie erfüllen könne. Als ob Gott in gewisser Weise auf sie angewiesen wäre. Aber Johannes sagte ihnen: Gott kann dem Abraham aus diesen Steinen Kindern erwecken. Tatsächlich hatte Gott das auch gemacht. Gott erweckte aus den Heiden, die ein versteinertes Herz hatten, Kinder Abrahams. Diese falsche Sicherheit führte zu Selbstbetrug. Sie war ein großes Hindernis dafür, echte Buße zu tun. Daher musste Johannes sehr ernsthaft mit den Leuten reden. Mit seinen ernsthaften Worten wollte Johannes diese falsche Sicherheit der Leute zugrunde richten, sodass sie echte Buße tun konnten.
Zudem forderte Johannes die Leute ganz klar auf: Seht zu, bringt rechtschaffene Früchte der Buße (V.8). Sicherlich hatten die meisten, die zu Johannes kamen, den Wunsch gehabt, zu Gott umzukehren. Sie wollten gerne mit Gott eine reine Sache machen. Sonst hätten sie sich ja nicht auf den Weg zur Wüste gemacht. Mt. spricht sogar von Massen, die zu Johannes in die Wüste kamen. Das klingt nach einer Erweckung. Aber die Buße der meisten Leute war wohl so, wie es Gott in Hosea beschreibt: „wenn´s ihnen übel ergeht, so werden sie mich suchen: „Kommt, wir wollen wieder zum HERRN“ Und dann, nach zwei Versen heißt es: „Was soll ich dir tun, Juda? Denn eure Liebe ist wie eine Wolke am Morgen und wie der Tau, der frühmorgens vergeht“ (5.15b-6.1; 6.4). Die Buße der Leute war unbeständig wie das Wetter. Deswegen sagte Johannes zu ihnen: Seht zu, bringt rechtschaffene Früchte der Buße. Echte Buße bleibt nicht nur bei der Absicht oder Sehnsucht danach stehen, dies oder jenes zu ändern. Echte Buße bringt entsprechende Früchte hervor. Was diese Früchte der Buße sein können, sehen wir in den Versen 10 bis 14. Früchte der Buße sind Taten der Nächstenliebe. Seine Nächsten so lieben, wie sie es materiell und geistlich brauchen. Auf die Frage des Volkes: „Was sollen wir denn tun“ antwortete Johannes ganz im Sinne des Propheten Micha: „Es ist dir gesagt, o Mensch, was gut ist und was der HERR von dir fordert: Was anders als Recht tun, Liebe üben und demütig wandeln mit deinem Gott?“ Früchte der Buße bedeutet aber auch noch etwas anderes. Johannes Antwort an die Zöllner und Soldaten macht das deutlich. Die Zöllner haben die Leute abgezockt und betrogen. Sie sollten das nun lassen. Die Soldaten missbrauchten ihre Waffen, um andere zu unterdrücken und zu erpressen. Sie sollten damit aufhören. Früchte der Buße bedeutet auch, dass man ganz konkrete Sünden in seinem Leben lässt. Echte Buße zeigt sich in ganz konkreten Veränderungen im eigenen Leben.
Im Gegensatz zu Lukas berichtet Matthäus nicht von Früchten, sondern von „Frucht der Buße“ (Mt. 3,8). Die eigentliche Frucht der Buße ist das Verlassen des alten Lebens bzw. ein Leben mit einer neuen Gesinnung. Johannes wusste, echte Buße war eine unverzichtbare Vorbereitung auf das Kommen des Herrn. Sie war unerlässlich. Daher ermahnte er das Volk mit sehr großem Ernst – Vers 9: „Es ist schon die Axt den Bäumen an die Wurzel gelegt; jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen.“ Johannes kündigte den Menschen an, dass das Gericht schon vor der Tür ist. Ein Baum, der keine Frucht bringt, ist nutzlos. Ebenso ist auch ein unbußfertiger Mensch nutzlos, weil er keine guten Werke bringt. Nutzlose Bäume wurden ins Feuer geworfen, sodass sie zumindest als Brennholz dienen konnten. Und ebenso werden unbußfertige Menschen u.a. wegen ihrer Nutzlosigkeit in das Feuer der Hölle geworfen.
Damit die Leute Jesus wahrhaft empfangen können, lag es Johannes sehr am Herzen, den Leuten zu echter Buße zu verhelfen. Wie weit seine Hilfe ging, sehen wir in den Versen 10 – 14: 1. Johannes Hilfe ging so weit, dass er den Leuten konkrete Dinge nannte, für die sie Buße tun sollten. 2. Johannes brachte die Leute bis zu dem Punkt, dass sie sagten: „Was sollen wir denn tun?“ Dreimal taucht diese Frage auf. Das ist auch dieselbe Frage, die die Juden Petrus nach seiner Pfingstpredigt stellten. Diese Frage stellte auch Paulus bei seiner Bekehrung. Bei der Begegnung mit dem auferstandenen Jesus fragte er: „Herr, was willst du, dass ich tun soll?“ Diese Frage stellte auch der Gefängnisaufseher von Philippi: „Ihr Herren, was muss ich tun, dass ich gerettet werde?“ Anstelle mit irgendwelchen Rechtfertigungen oder Entschuldigungen für die eigene Sünde zu kommen, sagten sie einfach nur: „Was soll ich tun…?“ Anstelle gegen die Überführung ihrer Sünden anzukämpfen, sagten sie einfach nur: „Was soll ich tun…?“ Diese Frage bringt Kapitulation zum Ausdruck. Sie bringt zum Ausdruck, dass man sich der Überführung beugt und ihr recht gibt. Johannes Hilfe zur echten Buße ging so weit, dass die Leute vor Gott kapitulierten.
Um die Leute auf das Kommen des Herrn Jesus vorzubereiten, hatte Johannes verschiedene Dinge unternommen: Er half ihnen, dass sie sich als Sünder erkannten und bekannten, er machte falsches Vertrauen und falsche Sicherheit zunichte, er forderte die Leute mit großem Ernst dazu auf, echte und konkrete Buße zu tun. Wenn wir Menschen helfen wollen, das Evangelium anzunehmen, sollten wir dieselben Dinge zu tun. Auf diese Weise werden ihre Herzen empfänglich gemacht, sodass sie überhaupt erst einmal in der Lage sind, das Evangelium anzunehmen.
Dasselbe gilt aber auch uns persönlich. Wir haben den Wunsch, dass wir die Botschaft des Evangeliums mehr und mehr verinnerlichen. Wie ist das möglich? Der heutige Text gibt eine Antwort auf diese Frage: Echte Buße, die mit einer immer tiefer werdenden Sündenerkenntnis beginnt, aber letztendlich auch zu veränderter Lebensweise führt. Lasst uns fragen: „Wie sehr zeigen sich in meinem Leben die Früchte der Buße? Wie kann ich meine Mitmenschen mehr lieben? Was sind die Dinge in meinem Leben, die ich lassen soll? Was sind bei mir die Dinge, die den Weg Jesu in mein Herz versperren? Wie sehr habe ich diese Dinge als Sünde erkannt und Gott bekannt? Gibt es auch in meinem Leben Dinge, auf die ich mich irrtümlicherweise verlasse und die mir falschen Frieden geben?“ Wenn wir das Studium des Lukasevangeliums mit einer bußfertigen Haltung zu beginnen, wird es umso gesegneter sein.
Die Predigt von Johannes war scharf und ernsthaft. Mit seiner Predigt hatte er ihr falsches Selbstbild und ihre falsche Sicherheit zerstört. Ebenso hatte er auch ihre Frömmigkeit als kraftlos entlarvt, weil sie keine rechtschaffenen Früchte der Buße hervorgebracht hatte. Alles, woran sie bisher festhielten, hatte Johannes ihnen regelrecht aus der Hand geschlagen. Sie standen nun als solche da, die Gott nichts mehr vorzuweisen haben, um Seinem Gericht zu entkommen. In diesem Zustand blühte etwas in ihrem Herzen auf. Was war das? Betrachten wir Vers 15: Als aber das Volk voll Erwartung war und alle dachten in ihren Herzen von Johannes, ob er vielleicht der Christus wäre. In dem Volk blühte die Sehnsucht nach dem Messias auf. Sie hatten das Verlangen nach einem geistlichen Messias, der das Problem ihrer Sünden lösen und sie von dem schrecklichen Gericht Gottes erretten könne.
In seiner Predigt an das Volk blieb Johannes bei Seiner Taufe nicht stehen. Johannes wusste, dass es nicht einfach reicht, die Leute zur Buße aufzufordern. Einerseits sollten sie eine ernsthafte Bußhaltung aufbringen, andererseits konnten sie nicht aus eigener Kraft, dauerhaft ein verändertes Leben führen. Was brauchten sie hierfür? Lasst uns das im 3. Teil der Predigt betrachten.
3. Die Kraft des Heiligen Geistes (V. 15 -22)
Betrachten wir Vers 16. Nachdem Johannes die Leute ausreichend auf Jesus vorbereitet hatte, wies er sie nun klar auf Christus hin. Wie Johannes der Täufer dies tut, ist wirklich sehr bemerkenswert. Er stellt seine Person und sein Werk in den Schatten von der Person und dem Werk des Herrn. Johannes erklärte dem Volk, das ihn als den Messias erwog, dass der wahre Messias unvergleichlich größer und würdevoller als er sein würde. Mit einem Bild aus dem jüdischen Schulwesen veranschaulichte Er ihnen dies. Ein jüdischer Schüler war seinem Rabbi zu allerlei praktischen Diensten verpflichtet, ausgenommen das Lösen des Schuhwerks, wenn der Rabbi das Haus betrat. Dazu durfte nicht einmal ein jüdischer Sklave aufgefordert werden. Johannes sagt, dass er nicht einmal zu solch einem Dienst an dem Herrn würdig gewesen sei.2
Weil die Person des Messias unvergleichlich größer als die des Täufers ist, ist auch das Werk des Herrn unvergleichlich größer als das Werk des Täufers. Johannes taufte nur mit Wasser, während Jesus mit dem Heiligen Geist tauft. Das Wasser berührt nur die Oberfläche, aber das Feuer dringt in den Bestand der Dinge ein3. Johannes war nicht in der Lage, die Menschen zu verändern. Die Taufe des Johannes half den Menschen zwar, sich als Sünder zu erkennen, nach Vergebung zu verlangen und die Entscheidung zu treffen, ihr Leben zu ändern. Aber sie konnte sie weder frei von der Sünde machen, noch ihnen die Kraft für ein neues Leben geben. Im Vergleich zum Herrn Jesus war der Täufer wirklich schwach. Jesus hingegen ist der Starke, der die Kraft hat, Menschen aus dem Bann der Sünde zu befreien und die Vollmacht hat, ihnen den Heiligen Geist zu geben. Der Heilige Geist wird mit Feuer verglichen. Wie Feuer Metalle läutert, so läutert der Heilige Geist auch die Gläubigen. Er möchte alles in uns, was sich der Herrschaft Gottes widersetzt, beseitigen.
Im Vers 17 sehen wir, dass Jesu Kommen aber nicht nur Gnade, sondern auch Gericht bedeutet. Der Weizen gleicht denen, die Jesus annahmen. Sie kommen bei Jesu zweitem Kommen in die himmlische Scheune. Diejenigen, die Jesus ablehnten, glichen dem Spreu. Sie werden ins unauslöschliche, ewige und unaufhörliche Feuer, also in die Hölle geworfen. An der Annahme oder Ablehnung Jesu entscheidet sich Gericht oder Gnade. Die Menschen, die zu Johannes kamen, sollten begreifen, dass die Taufe des Heiligen Geistes bzw. Jesus selbst keine Option oder Alternative zu der Taufe des Johannes ist. Denn jeder braucht Jesus. Jeder ist auf ihn äußerst angewiesen. An Jesus wird sich das ewige Schicksal eines jeden entscheiden.
In den Versen 19 und 20 berichtet Lukas darüber, wie es zum Ende von Johannes Wirksamkeit kam. Seine eigentliche Aufgabe war erfüllt. Jesus konnte nun kommen. Für Johannes war es an der Zeit, zu gehen. Mit dem Hinweis auf Jesus Christus hatte sich Johannes bereits in den Hintergrund gestellt. Mit dem Gleichnis des Riemenlösens hatte er sich praktisch selbst durchgestrichen und den Fokus der bußfertigen Menschen auf Jesus, den Starken, gerichtet.
Von Johannes können wir lernen, dass wir den Menschen so weit helfen sollen, dass sie erkennen: „Ich schaffe es nicht mit eigener Kraft. Ich brauche Jesus. Ich brauche die Hilfe seines Heiligen Geistes.“
Was können wir aus dem letzten Abschnitt noch lernen? Johannes forderte die Menschen auf, Buße zu tun, gleichzeitig aber machte er ihnen deutlich, dass sie dafür Jesus bzw. die Hilfe Seines Heiligen Geistes brauchen. Die Buße ist eine Sache, die Menschen tun sollen, aber gleichzeitig eine Sache, die wir aus eigener Kraft nicht tun können. Es ist so wie mit Jesu Aufforderung an den Gelähmten. Jesus verlangte von dem Gelähmten, aufzustehen. Man könnte meinen, dass das ein schlechter Witz ist. Wie kann ein Gelähmter aufstehen? Er kann es nicht. Aber als der Gelähmte ernsthaft den Willen dazu fasste, aufzustehen, gab Jesus ihm auch die Kraft dazu. Wenn wir uns ernsthaft um die Buße bemühen, gibt uns der Herr auch die Kraft dazu. Jesus verspricht uns die Kraft Seines Heiligen Geistes. Wenn wir den Weg der Buße gehen, werden wir auch das Evangelium tiefer und tiefer verstehen.
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1 THILICKE, H.: Vorwort.
– In: Graham, B. (2018, 2. Auflage): „Frieden mit Gott“, S.7.
2 MACARTHUR, J. (k.A.): Das Evangelium nach Lukas.
– In: John MacArthur, Studienbibel (2003), S. 1429. CLV-Verlag.
3 RIENECKER, F. (1959): Das Evangelium des Lukas. Erklärt von Fritz Rienecker
-In: Wuppertaler Studienbibel (k.A.), S. 94. SCM R. Brockhaus.
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