Predigt: Lukas 23,1 – 56

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Vater, vergib ihnen!

„Jesus aber sprach: Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun!“

(Lukas 23,34a)

Heute erreichen wir den Höhepunkt im Lukasevangelium, den Bericht über Jesu Tod am Kreuz. Jesu Tod am Kreuz ist ohne Zweifel die größte Offenbarung Gottes und das bedeutungsvollste Ereignis für die Menschheit in der Geschichte. Am Kreuz offenbaren sich Gottes Heiligkeit und Zorn über die Sünde und Verkehrtheit der Menschen und zugleich seine bedingungslos vergebende Liebe. Der Bericht von Lukas über Jesu Kreuzigung ist sachlich und nüchtern geschrieben, er verzichtet auf die Ausmalung von Details und, anders als Markus und Matthäus, sogar auf das Zitat von Prophezeiungen aus dem Alten Testament, die dabei in Erfüllung gingen. Lukas berichtet uns schlicht die Tatsachen, damit die Tatsachen für sich sprechen und uns helfen mögen, zu erkennen, was am Kreuz passiert ist. Möge Gott jeden von uns segnen, Jesu Tod am Kreuz neu wahrzunehmen und seine Bedeutung neu zu verstehen!

I. Jesus Verurteilung zum Tod (1-31)

Erinnern wir uns kurz an die Situation. Jesus war nach seinem Gebet in Gethsemane gefangen genommen und vor den Hohen Rat geführt worden. Als Jesus dort bekannte, dass er Gottes Sohn ist, wurde er wegen angeblicher Gotteslästerung zum Tod verurteilt. Danach brachte die ganze Versammlung Jesus zu dem römischen Statthalter Pilatus, da nur dieser befugt war, Todesurteile zu vollstrecken. Die Vorwürfe, die man dort gegen ihn vorbrachte, waren ganz anderer Natur. Vers 2 sagt: „und fingen an, ihn zu verklagen, und sprachen: Wir haben gefunden, dass dieser unser Volk aufhetzt und verbietet, dem Kaiser Steuern zu geben, und spricht, er sei Christus, ein König.“ Die Juden warfen Jesus politische Vergehen vor, die nach dem Recht der Römer strafbar waren. Ihre Vorwürfe waren allesamt erlogen, außer, dass Jesus gesagt hatte, dass er der Christus sei. Pilatus ging interessanterweise nur auf diesen Vorwurf ein und fragte Jesus: „Bist du der Juden König?“ Jesus wusste, dass nur Pilatus ihn zum Tod verurteilen konnte. Er hätte ihm ausweichend antworten und so versuchen können, sein Leben zu retten. Aber Jesus antwortete auf Pilatus‘ Frage klar: „Du sagst es“ (3b). Aber Pilatus erkannte, dass Jesu Königtum nicht politischer Natur ist; vom Johannesevangelium her wissen wir, dass Jesus ihm erklärt hat, dass sein Reich nicht von dieser Welt ist. Daher sagte Pilatus zu den Hohenpriestern und zum Volk: „Ich finde keine Schuld an diesem Menschen“ (4). Aber die Juden wurden noch ungestümer und sprachen: „Er wiegelt das Volk auf damit, dass er lehrt hier und dort in ganz Judäa, angefangen von Galiläa bis hierher“ (5).

Als Pilatus hörte, dass Jesus aus Galiläa war, sandte er ihn zu dem Landesfürsten Herodes, der sich gerade in Jerusalem aufhielt. Offenbar wollte er gern die Entscheidung über Jesus vermeiden und hoffte, dass Herodes sie ihm zumindest leichter machen würde. Aber Herodes interessierte sich nicht für die Wahrheit, sondern nur dafür, von Jesus ein Wunderzeichen zu sehen, doch Jesus antwortete ihm nichts auf seinen vielen Fragen. Pilatus rief nochmals die Hohenpriester, die Ältesten und das Volk zusammen und fasste das Ergebnis seiner Untersuchungen wie folgt zusammen: „Ihr habt diesen Menschen zu mir gebracht als einen, der das Volk aufwiegelt; und siehe, ich habe ihn vor euch verhört und habe an diesem Menschen keine Schuld gefunden, derentwegen ihr ihn anklagt. Herodes auch nicht, denn er hat ihn uns zurück­gesandt. Und siehe, er hat nichts getan, was den Tod verdient. Darum will ich ihn schlagen lassen und losgeben“ (14-16). In Vers 22 sagte Pilatus zum dritten Mal zu ihnen: „Was hat denn dieser Böses getan? Ich habe nichts an ihm gefunden, was den Tod verdient; darum will ich ihn schlagen lassen und losgeben.“ Hier sehen wir Pilatus große Bemühungen, Jesus freizulassen. Als der oberste Richter in Judäa hätte Pilatus Jesus eigentlich ohne weiteres freisprechen können. Aber er scheute sich offenbar vor Problemen mit den Juden, mit denen er für seine weitere Regierung zusammenarbeiten musste. Er wollte Jesus nicht gerne verurteilen, aber er wollte auch seine weitere Karriere nicht gefährden. Daher stellte er sich nicht klar auf die Seite der Wahrheit, sondern suchte einen Kompromiss, der keine Nachteile für ihn beinhalten würde. Das zeigt sich besonders darn, dass er Jesus „schlagen lassen und losgeben“ wollte, obwohl er Jesu Unschuld erkannt hatte. Dadurch dass er Jesus zuerst geißeln ließ, wollte er den Hass der Juden auf Jesus mildern und ihr Mitleid erreichen, damit sie seiner Freilassung zustimmen würden. Wegen seiner unklaren Haltung konnte Pilatus dem Druck der Juden nicht auf Dauer standhalten. Die Verse 23-25 berichten: „Aber sie setzten ihm zu mit großem Geschrei und forderten, dass er gekreuzigt würde. Und ihr Geschrei nahm überhand. Und Pilatus urteilte, dass ihre Bitte erfüllt werde, und ließ den los, der wegen Aufruhr und Mord ins Gefängnis geworfen war, um welchen sie baten; aber Jesus übergab er ihrem Willen.“ Schließlich verurteilte Pilatus Jesus zum Tod. Er wurde der Mann, von dem Hunderte Millionen von Christen jeden Sonntag bekennen „gelitten unter Pontius Pilatus“ und so seine Schuld bekennen. Jesus wurde unschuldig zum Tod verurteilt.

Was geschah dann? Betrachten wir die Verse 26-31. Jesus wurde abgeführt und musste sein Kreuz zur Hinrichtungsstätte tragen. Vers 26 sagt: „Und als sie ihn abführten, ergriffen sie einen Mann, Simon von Kyrene, der vom Feld kam, und legten das Kreuz auf ihn, dass er’s Jesus nachtrüge.“ Dass die rauen römischen Soldaten einen Passanten zwangen, Jesus das Kreuz nachzutragen, zeigt, dass Jesus offensichtlich nicht mehr in der Lage war, das Kreuz zu tragen. Jesus war die ganze Nacht durch bis zum Morgen verhört, geschlagen und gegeißelt worden und dadurch körperlich extrem geschwächt. Er muss unter der schweren Kreuzes mehrmals zusammengebrochen sein, bis die Soldaten einsehen mussten, dass es so kein Weiterkommen mehr gab. Dann zwangen sie Simon, einen Mann aus Kyrene, Jesus das Kreuz nachzutragen. Simon wurde dadurch unmittelbar ein Zeuge des Leidens und der Kreuzigung Jesu. Nach Angaben im Markusevangelium und im Römerbrief kamen er und seine ganze Familie zum Glauben an Jesus.

Welches Gespräch gab es auf dem Weg nach Golgatha? Betrachten wir die Verse 27-31: „Es folgte ihm aber eine große Volksmenge und Frauen, die klagten und beweinten ihn. Jesus aber wandte sich um zu ihnen und sprach: Ihr Töchter von Jerusalem, weint nicht über mich, sondern weint über euch selbst und über eure Kinder. Denn siehe, es wird die Zeit kommen, in der man sagen wird: Selig sind die Unfruchtbaren und die Leiber, die nicht geboren haben, und die Brüste, die nicht genährt haben! Dann werden sie anfangen zu sagen zu den Bergen: Fallt über uns!, und zu den Hügeln: Bedeckt uns! Denn wenn man das tut am grünen Holz, was wird am dürren werden?“ Hier sehen wir, dass Jesus selbst auf dem Weg zu seiner Hinrichtungsstätte nicht an sich selbst, sondern an die anderen Menschen dachte. Obwohl Jesus große Schmerzen hatten und ihm das Schlimmste noch bevorstand, hatte er große Schmerzen im Herzen wegen der Lage seines Volks. Die Frauen bemitleideten ihn als einen jungen Mann, der viel zu früh sterben musste. Vielleicht erkannten sie auch, dass er ohne Schuld starb. Aber sie erkannten ihre eigene Lage vor Gott nicht! Sie sahen nicht ein, dass sie wegen in ihrer Sünde verloren waren und dass ihnen Gottes Gericht bevorstand. Jesus wusste, dass bald die ganze Stadt Jerusalem zerstört würde und die Menschen lieber keine Kinder haben würden als auch ihre Kinder leiden sehen zu müssen. Jesus wollte ihnen zu helfen, sich selbst und das Gericht, das ihnen bevorstand, zu erkennen, damit sie Buße tun und gerettet werden könnten. In seinem warnenden Wort am Schluss steht das „grüne Holz“ für Jesus selbst, das „dürre“ für die Menschen in Jerusalem. Wenn Jesus, der unschuldig war, so leiden musste, wie schlimm würde das Leiden derjenigen sein, die das Gericht verdient hatten. So setzte sich Jesus bis zu den letzten Momenten seines Lebens dafür ein, Menschen zu helfen, ihre Lage vor Gott zu erkennen, damit sie umkehren und gerettet werden könnten. Jesu Worte an die Frauen zeigt auch, wie verkehrt und wie uneinsichtig wir Menschen sind und warum Jesus für uns sterben musste.

II. Jesus am Kreuz (32-49)

Betrachten wir die Verse 32 und 33. „Es wurden aber auch andere hingeführt, zwei Übeltäter, dass sie mit ihm hingerichtet würden. Und als sie kamen an die Stätte, die da heißt Schädelstätte, kreuzigten sie ihn dort und die Übeltäter mit ihm, einen zur Rechten und einen zur Linken.“ Der ganze Zug kam bis zu der Hinrichtungsstätte, die den unheimlichen Namen „Schädelstätte“ trug. Lukas berichtet schlicht, dass als sie ankamen, sie Jesus kreuzigten. Wie wir wissen, war die Kreuzigung die qualvollste und schändlichste Hinrichtungsart damals. Dabei wurde der Verurteilte ausgezogen und auf das Kreuz gelegt, und lange Nägel wurden durch seine Hände und durch seine über­einandergelegte Füße getrieben. Dann wurde das Kreuz aufgerichtet. Jesus hing mit seinem ganzen Körpergewicht an den drei Nägeln. Jeder Atemzug war unerträglich und jeder Moment eine Qual. Über seine Qual am Kreuz heißt es schon im Psalm 22,15-16: „Ich bin ausgeschüttet wie Wasser, alle meine Knochen haben sich voneinander gelöst; mein Herz ist in meinem Leibe wie zerschmolzenes Wachs. Meine Kräfte sind vertrocknet wie eine Scherbe, und meine Zunge klebt mir am Gaumen, und du legst mich in des Todes Staub.“

Man kreuzigte Jesus zwischen zwei Schwerverbrechern, um ihn als einen schlimmen Verbrecher darzustellen. Jesus litt unvorstellbar, als er sechs Stunden lang am Kreuz hing. Dabei litt Jesus auch seelisch und geistlich unvorstellbar, weil er am Kreuz von Gott verlassen wurde. Markus berichtet über Jesu Schrei am Kreuz: „Und zu der neunten Stunde rief Jesus laut: Eli, Eli, lama asabtani? Das heißt übersetzt: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ (Mk 15,34). Jesu schlimmsten Qualen am Kreuz waren wohl seine seelischen und geistlichen Qualen, weil er von Gott verlassen wurde. Kein Mensch auf der Erde hat je erfahren müssen, von Gott völlig verlassen zu sein. Paulus bezeugte, dass keinem von uns Gott fern ist. Er liebt jeden Menschen, der über diese Erde geht, und lässt seine Sonne über Gerechte und Ungerechte aufgehen. Aber als Jesus am Kreuz die Sünde der Welt auf sich nahm und trug, musste Gott sich von ihm abwenden. Jesus, der mit dem Vater immer in engster Verbindung gelebt hatte und mit ihm eins war, wurde am Kreuz von Gott völlig verlassen.

Wofür betete Jesus am Kreuz? Vers 34a berichtet: „Jesus aber sprach: Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun!“ Jesus betete am Kreuz, aber nicht für sich selbst. Jesus bat den Vater um Vergebung für die, die ihn ohne Schuld umbrachte, ohne zu wissen, was sie damit taten. Jesus war nicht voll Zorn, Hass oder Rache, sondern voller Liebe und Barmherzigkeit. Wir wollen über sein Gebet näher nachdenken.

Dieses Gebet ist das erste der sieben Worte, die Jesus am Kreuz sprach, und es ist das, von dem nur Lukas uns berichtet. Hier bat Jesus zum Vater für die Vergebung der Menschen, die nicht wussten, was sie tun. Jesus betete also für die Soldaten, die ihn ans Kreuz genagelt hatten, ohne zu wissen, dass sie hier den Sohn Gottes töteten. Es war auch ein Gebet für das Volk, das trotz vieler Zeichen für Jesu Identität blind war und seinen Tod lauthals gefordert hat. Aber Jesus betete nicht nur für die Menschen, die ihn unmittelbar ans Kreuz brachten. Jesu Bitte war ein Gebet für die Vergebung aller Menschen, die sündigen und dabei nicht wissen, was sie tun. Jesus betete hier als der wahre Hohepriester, der die Vergebung und die Versöhnung aller Menschen mit Gott erwirkte. Der Zusatz „denn sie wissen nicht, was sie tun“, kann uns wie eine Einschränkung erscheinen. Aber Jesu Bitte gilt weitergehend, als wir vielleicht meinen. Natürlich dürfen wir nicht mutwillig sündigen, d.h. wissentlich Böses tun und dabei auf Jesu Gnade spekulieren. Aber wenn wir zum Beispiel jemandem eine Halb- oder Unwahrheit gesagt haben, um Probleme für uns zu vermeiden, oder jemanden lieblos behandelt haben oder eine andere Sünde begehen, dann mögen wir wissen, dass wir gesündigt haben, weil unser Gewissen es uns bezeugt. Aber auch dann gilt Jesu Gebet für uns, denn wir wissen nicht, was wir Gott damit in Wirklichkeit mit unserer Sünde antun.

Woher können wir wissen, dass Jesu Gebet vom Vater erhört wurde? Jesu Bitte um Vergebung hatte großes Gewicht, weil er der Sohn Gottes ist, der selbst Gott ist und mit dem Vater eins ist. Jesu Bitte traf genau Gottes Vaterherz, der den Menschen gern vergeben will. Vor allem konnte Jesu Gebet von dem heiligen und gerechten Gott erhört werden, weil Jesus während seinem Gebet am Kreuz hing und erfüllte, was der Prophet Jesaja gesagt hat: „Fürwahr, er trug unsre Sünden und lud auf sich unsre Schmerzen. Wir aber hielten ihn für den, der von Gott geschlagen und gemartert wäre. Aber er ist um unserer Missetat willen verwundet und um unserer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Sünden sind wir geheilt. Wir gingen alle in die Irre wie Schafe, ein jeder sah auf seinen Weg. Aber der Herr warf unser aller Sünde auf ihn“ (Jes 53,4-7). Jesu Gebet für unsere Vergebung wurde und wird erhört, weil Jesus am Kreuz unsere Sünde auf sich selbst genommen und die Strafe dafür bezahlt hat. Jesu Gebet und sein Tod am Kreuz brachten so die Wende unseres Schicksals. Bis dahin stand jeder unter der Verdammnis wegen seiner Sünde. Niemand kann seine Sünde ungeschehen oder wiedergutmachen. Sünde hat jeden Menschen schuldig gemacht, und mit der Schuld wuchs auch das Ausmaß an Sünde im Leben. Aber durch Jesu Gebet, das er sterbend am Kreuz sprach: „Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun!“, wurde alles anders. Auf Jesu Gebet hin strömt die Sündenvergebung zu allen, die seine Gnade annehmen. Gleich wie groß unsere Sünde auch sein mag, wird sie von Gott vergeben, wenn wir sie vor ihm bekennen, weil Jesus am Kreuz für unsere Vergebung gebetet und die Strafe selbst getragen hat. Wegen seinem Gebet und seinem Opfer am Kreuz kann jeder all seine Sünden vergeben bekommen und Gottes eigenes Kind und Erbe seines Reiches werden. Welche Liebe hat Jesus uns am Kreuz erwiesen; und welcher Segen geht davon aus! Dadurch haben wir eine feste unerschütterliche Grundlage für unsere Beziehung zu Gott und unser ewiges Leben mit ihm. Wenn wir diese Gnade angenommen haben, dürfen wir wirklich immer fröhlich sein und Gott unter allen Umständen danken. Wenn du diese Gnade noch nicht angenommen hast, dann höre die Stimme Jesu, der am Kreuz auch für dich gebetet hat: „Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun!“ Wo gibt es größere Liebe? Hier ist seine bedingungslose Liebe und seine Rettung zum ewigen Leben greifbar. Lass Jesu Gebet für dich nicht vergeblich gewesen sein, sondern nimm seine Liebe an!

Wie reagierten die Menschen, als Jesus am Kreuz hing? Betrachten wir die Verse 34-37: „Und sie verteilten seine Kleider und warfen das Los darum. Und das Volk stand da und sah zu. Aber die Oberen spotteten und sprachen: Er hat andern geholfen; er helfe sich selber, ist er der Christus, der Auserwählte Gottes. Es verspotteten ihn auch die Soldaten, traten herzu und brachten ihm Essig und sprachen: Bist du der Juden König, so hilf dir selber!“ Die Soldaten reagierten kalt und herzlos. Sie interessierten sich nur für den kleinen materiellen Gewinn, den sie haben könnten, und losten um Jesu Kleider, während Jesus über ihnen am Kreuz hing und mit dem Tod rang. Die Oberen der Juden freuten sich, dass sie ihren vermeintlichen Feind sterben sahen, und verspotteten ihn zynisch, sodurch ihre Ignoranz und Bosheit zum Ausdruck kam. Sogar die römischen Soldaten verspotteten Jesus.

Betrachten wir auch Vers 38. Über Jesus am Kreuz war auch eine Aufschrift: Dies ist der Juden König.“ Die Aufschrift war damals eine Schuldschrift, die da Verbrechen des Gekreuzigten zeigen sollte. Das Schild über Jesus zeigte, dass Jesus ohne Schuld starb. Es verkündete öffentlich die Wahrheit, dass Jesus der König der Juden ist, der Messias.

Jesus starb am Kreuz nicht wegen eigener Schuld, sondern weil er der Messias ist, der kam und starb, um uns Menschen zu retten.

Betrachten wir die Verse 39-43. Einer der Verbrecher, die neben Jesus am Kreuz hingen, lästerte ihn und sagte: „Bist du nicht der Christus? Hilf dir selbst und uns!“ Seine Worte zeigen keine Einsicht in seine Sünden noch Reue. Er konnte auch keine ernsthafte Bitte an Jesus richten, weil er nicht wirklich glaubte, dass Jesus sich selbst geschweige denn ihm helfen könnte. Angesichts seines Todes war er voller Sarkasmus.

Was sagte daraufhin der andere Verbrecher neben Jesus? Es heißt: „Da wies ihn der andere zurecht und sprach: Und du fürchtest dich auch nicht vor Gott, der du doch in gleicher Verdammnis bist? Wir sind es zwar mit Recht, denn wir empfangen, was unsre Taten verdienen; dieser aber hat nichts Unrechtes getan“ (40.41). Dieser Mann versuchte nicht, sich zu rechtfertigen noch klagte er die anderen an, sondern er erkannte an, dass er die Todesstrafe verdient hatte. Auch er hatte Jesus neben sich beobachtet und gesehen, wie er seine Leiden ertrug, ohne zu klagen oder zu verfluchen, er hatte gehört, wie Jesus für die Vergebung der anderen gebetet hatte. Er erkannte, dass Jesus anders war und dass er nichts Unrechtes getan hat. Schließlich sagte er: „Jesus, gedenke an mich, wenn du in dein Reich kommst!“ (42) Er bat Jesus darum, sich an ihn zu erinnern, wenn er in sein Reich kommt. Er glaubte, dass Jesus nach seinem Tod nicht einfach in der Erde verwesen würde, sondern begriff, dass er der wahre König ist, den Gott verheißen hatte, der nicht wegen eigener Schuld starb und der nach seinem Tod in sein ewiges Reich einziehen würde. Und er glaubte nicht nur allgemein, sondern fasste den Mut, Jesus persönlich um seine Gnade und Rettung für sich zu bitten. Mit dieser Bitte legte er sein ganzes Schicksal in Jesu Hand.

Wie reagierte Jesus auf seine Bitte? Betrachten wir Vers 43: „Und Jesus sprach zu ihm: Wahrlich, ich sage dir: Heute wirst du mit mir im Paradies sein.“ Jesus nahm seine Bitte voll an. Ohne zu zögern und ohne irgendeine Bedingung versprach Jesus ihm, dass er mit ihm heute im Paradies sein würde. Wegen seines schlichten Glaubens wurde der Mann der Erste, der durch das Schauen auf Jesus am Kreuz gerettet wurde.

Was zeigt Jesu Gespräch mit diesem Mann – warum wird es von Lukas so ausführlich berichtet? Als Jesus am Kreuz hing und starb, sah es so aus, als ob die Bosheit der Menschen über das Gute gesiegt hätte. Die Menschen brachten in ihrer Blindheit tatsächlich den einzig Gerechten und Heiligen um und töteten den Sohn Gottes, der zu ihrer Erlösung gesandt war, am Kreuz. Und all der Spott und die Lästerung, die sie Jesus am Kreuz entgegenbrachten, zeigt etwas von dem Maß der Ignoranz und abgrundtiefen Verkehrtheit und Bosheit. Als Jesus am Kreuz hing und starb, schien die Finsternis endgültig über das Licht gesiegt zu haben und Gottes Erlösungswerk gescheitert zu sein. Aber Jesu Gebet am Kreuz und seine Worte an den Verbrecher werfen ein helles Licht auf die Wirklichkeit, die dahinter steht. In Wirklichkeit geschah gerade, als Jesus am Kreuz hing und starb, Gottes Wille und Werk zur Erlösung der Menschheit. Als die ganze Bosheit und Sünde der Menschen ihren Gipfel erreichte, nahm Jesus die ganze Sünde auf sich und bezahlte selbst die Strafe dafür am Kreuz. Der Freispruch des Verbrechers am Kreuz zeigt, dass nun alle Menschen gerettet werden, die ihre Sünde zugeben und an Jesus persönlich glauben. Durch Jesu Tod am Kreuz ist Errettung für alle Menschen möglich. Das Kreuz, das wie die größte Niederlage Jesu aussah, bedeutet also in Wirklichkeit den entscheidenden Sieg über die Sünde und die unausweichliche Strafe für uns Menschen. Das Kreuz, das den Tiefpunkt der Menschheit darzustellen scheint, wurde der Wendepunkt für das Schicksal aller Menschen. Und bereits am Kreuz wird durch die Reaktionen der beiden Mitgekreuzigten deutlich, dass es darauf ankommt, wie die Menschen auf Jesu Kreuz reagieren: ob uneinsichtig, ohne Bereitschaft, die eigene Schuld und Sünde zuzugeben, ohne Glauben an Jesus; oder mit Einsicht in die eigene Schuld und Vertrauen auf Jesus und sein Sterben am Kreuz für uns. Am Kreuz wird Gottes Liebe und sein Heilswerk klar offenbart. Am Kreuz ist auch unsere Entscheidung gefragt. Lasst uns Jesu Opfer nicht ignorieren oder verachten, der aus Liebe zu uns gelitten und den Tod auf sich genommen hat, um uns zu erlösen. Lasst uns Jesu Opfer annehmen und mit ihm auf ewig im Paradies sein! Lasst uns aus dieser Gnade jeden Tag neu dankbar und fröhlich für ihn leben.

Welche Ereignisse geschahen, während Jesus starb? Betrachten wir die Verse 44 und 45: „Und es war schon um die sechste Stunde, und es kam eine Finsternis über das ganze Land bis zur neunten Stunde, und die Sonne verlor ihren Schein, und der Vorhang des Tempels riss mitten entzwei.“ Als Jesus sterbend am Kreuz hing, wurde es mitten am Tag drei Stunden lang dunkel. Gott verhüllte den Schein der Sonne. Die Finsternis drückt etwas von der geistlichen Finsternis dieser Stunden aus. Sie gibt uns auch eine Ahnung von Gottes Trauer und Schmerz, als sein geliebter Sohn starb.

Als Jesus am Kreuz starb, riss auch der Vorhang im Tempel mitten entzwei. Der Vorhang trennte das Allerheiligste vom Heiligtum ab und symbolisierte die Trennung zwischen dem heiligen Gott und den sündhaften Menschen. Wie wir wissen, durfte nur der Hohepriester einmal im Jahr hinter der Vorhang gehen und dort Gott um Vergebung für die verborgenen Sünden des Volkes bitten, nachdem er für seine eigenen Sünden Opfer gebracht hatte. Dass dieser Vorhang nun zerriss, zeigt, dass durch Jesu Tod am Kreuz die Trennung zwischen dem heiligen Gott und uns Menschen aufgehoben ist. Hebräer 10,19.20 sagt: „Weil wir denn nun, liebe Brüder, durch das Blut Jesu die Freiheit haben zum Eingang in das Heiligtum, den er uns aufgetan hat als neuen und lebendigen Weg durch den Vorhang, das ist: durch das Opfer seines Leibes“. Weil Jesus sich selbst für uns am Kreuz hingab, haben wir nun Freiheit, zu Gott zu kommen, wie wir sind. Durch Jesus dürfen wir seine Gnade der Vergebung und Reinigung jederzeit und in vollem Maß empfangen und können so in wahrer Gemeinschaft mit ihm leben.

Wie starb Jesus schließlich? Vers 46 berichtet: „Und Jesus rief laut: Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände! Und als er das gesagt hatte, verschied er.“ Jesus befahl seinen Geist in Gottes Hände und verschied. Jesus starb nicht verzweifelt oder hilflos, sondern er vertraute trotz aller Schmerzen und Not bis zum Ende auf Gott. Weil er bis zum Ende glaubte, wurde sein Tod zu einem geistlichen Sieg.

Was bekannte der Hauptmann, der Kreuzigung Jesu beaufsichtigte? Vers 47 sagt: „Als aber der Hauptmann sah, was da geschah, pries er Gott und sprach: Fürwahr, dieser ist ein frommer Mensch gewesen!“ Der Hauptmann hatte die Kreuzigung von Dienst wegen beobachtet. Er muss ein erfahrener, bewährter Soldat gewesen sein, der schon viele Menschen sterben gesehen hatte. Aber als er sah, wie Jesus am Kreuz litt und starb, ohne zu klagen und zu fluchen, als er hörte, dass Jesus für die anderen betete, sah er etwas von Jesu Heiligkeit. Als er auf das Kreuz schaute, erkannte er, dass Jesus ein frommer Mensch gewesen ist. Nach dem Bericht im Markusevangelium erkannte er, dass Jesus Gottes Sohn gewesen ist. Er wurde der zweite Mensch, der durch das Schauen auf das Kreuz zum Glauben an Jesus kam.

Wie reagierten die anderen Menschen, die Jesu Kreuzigung beiwohnten? Es heißt weiter: „Und als alles Volk, das dabei war und zuschaute, sah, was da geschah, schlugen sie sich an ihre Brust und kehrten wieder um. Es standen aber alle seine Bekannten von ferne, auch die Frauen, die ihm aus Galiläa nachgefolgt waren, und sahen das alles“ (48.49). Das Volk schlug sich an die Brust, als sie nach Hause gingen, was als ein Ausdruck der Betroffenheit und Traurigkeit war. Trotz ihrer unklaren Haltung gegenüber Jesus waren sie von seinem Tod ergriffen. Jesu Bekannten standen von ferne und beobachteten auch, wie Jesus am Kreuz starb. Sie wurden kostbare Augenzeugen, die Jesu Tod bezeugen konnten.

III. Jesu Begräbnis (50-56)

Wie wurde Jesus begraben? Betrachten wir die Verse 50-56: „Und siehe, da war ein Mann mit Namen Josef, ein Ratsherr, der war ein guter, frommer Mann und hatte ihren Rat und ihr Handeln nicht gebilligt. Er war aus Arimathäa, einer Stadt der Juden, und wartete auf das Reich Gottes. Der ging zu Pilatus und bat um den Leib Jesu und nahm ihn ab, wickelte ihn in ein Leinentuch und legte ihn in ein Felsengrab, in dem noch nie jemand gelegen hatte. Und es war Rüsttag und der Sabbat brach an. Es folgten aber die Frauen nach, die mit ihm gekommen waren aus Galiläa, und beschauten das Grab und wie sein Leib hineingelegt wurde. Sie kehrten aber um und bereiteten wohlriechende Öle und Salben. Und den Sabbat über ruhten sie nach dem Gesetz.“ Josef von Arimathäa war ein Mitglied des Hohen Rats, der aber persönlichen Glauben hatte. Er wurde durch Jesu Tod so ermutigt, dass er es wagte, Pilatus um den Leib Jesu zu bitten und sich so als ein Jünger Jesu zu outen. Er wickelte Jesu Leichnam in ein Leinentuch und legte ihn ein Felsengrab und sorgte so für ein anständiges Begräbnis für ihn. Lukas erwähnt nochmals die Frauen, die Jesus treu bis zur Grabstätte nachfolgten. Sie wurden so die Augenzeugen seines Begräbnisses und konnten wenig später auch die Zeugen seiner Auferstehung werden.

Heute haben wir betrachtet, wie Jesus ohne Schuld gekreuzigt wurde und für uns gebetet hat: „Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun!“ Lasst uns seine Gnade annehmen und aufgrund dessen für immer mit ihm leben!

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