Predigt: Lukas 20,27-40

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Leben nach dem Tod

„doch in der zukünftigen Welt wird es anders sein …“

(Lukas 20,35)

In Jerusalem wird Jesus von verschiedenen religiösen und politischen Leitern herausgefordert. Das Resultat ist eine Reihe von Streitgesprächen. Lukas ordnet diese ganzen Gespräche auf eine Weise an, dass sie wie in Kurzform das ganze Leben von Jesus nachzuerzählen scheinen. Letzte Woche haben wir ein Gleichnis gehört, das Jesus in diesem Zusammenhang erzählt hatte. Wir betrachten heute ein weiteres Streitgespräch über das Leben nach dem Tod. Wir sehen im Text heute, wie Jesus herausfordert wird und auf welche faszinierende Art und Weise Jesus darauf antwortet.

1. Die seltsame Herausforderung
In Vers 27 lesen wir, dass einige Sadduzäer zu Jesus kamen. Lukas erklärt, dass die Sadduzäer nicht an die Auferstehung glauben. Die Sadduzäer waren sowohl eine religiöse als auch eine politische Elite des Landes. Sie glaubten nicht an das Übernatürliche, sie glaubten nicht an Engel und Geister, und sie glaubten auch nicht an ein Leben nach dem Tod. Was die Schrift angeht, glaubten die Sadduzäer nur an die ersten fünf Bücher Mose. Mit den Propheten konnten sie nichts anfangen.
Diese Sadduzäer stellen Jesus jetzt eine Frage. Die Frage wird mit einer ziemlich seltsamen und auch ziemlich dämlichen Geschichte eingeleitet. Vor der Geschichte aber kommt noch ein Gebot in Vers 28: „Meister, Mose hat uns folgendes Gesetz gegeben: Wenn ein Mann stirbt und zwar eine Frau, aber keine Kinder hinterlässt, soll sein Bruder die Witwe zu einem Erben verhelfen.“ Wir finden das Gebot in 5. Mose 25,5 und folgende: Wenn eine Witwe keine Kinder hatte, dann durfte sie den Bruder ihres Mannes heiraten. Für uns klingt dieses Gebot vermutlich sehr seltsam. Es hatte zwei Hintergründe. Zum einen waren Witwen damals in einer sehr verletzlichen Situation: sie konnten sich nicht einfach einen neuen Job suchen und sich ein zweites Standbein aufbauen. Sie waren auf Hilfe und Versorgung von außen angewiesen. Der andere Grund war, dass der verstorbene Mann auf diese Weise Nachkommen haben sollte. Seine Linie sollte nicht abrupt enden. 5. Mose 25,6 sagt: „Der erste Sohn, den sie bekommt, soll als Sohn des verstorbenen Bruders gelten, damit sein Name in Israel fortbesteht.“
Die Sadduzäer hatten sich jetzt gedacht: Mal schauen wie es dann ist, wenn wir das Ganze ins Absurde führen. Es waren einmal sieben Brüder. Der erste heiratete und starb ohne Nachkommen. Sein Bruder heiratet die Witwe. Wenig später stirbt er ebenfalls ohne Kinder. Das gleiche passiert mit dem dritten Bruder. Nachdem allen sieben Brüdern das gleiche Schicksal widerfahren ist, stirbt zuletzt die Witwe. Hier kommt jetzt die Frage in Vers 33: „Sage uns nun: Wessen Frau wird sie bei der Auferstehung sein? Denn alle sieben waren mit ihr verheiratet!“
Allerspätestens nach dem dritten Todesfall hätten sich die verbleibenden Brüder sagen müssen: „Irgendwas ist faul hier. Ich passe. Ich will die schwarze Witwe nicht heiraten.“ Nichtsdestotrotz, hinter einer makaberen und etwas dämlichen Geschichte verbirgt sich eine relevante Frage. Macht das Konzept Sinn, dass mit dem Tod nicht alles aus ist? Macht es Sinn, dass es ein Leben nach dem Tod gibt? Oder ist das einfach nur Wunschdenken und einfach nur Opium für das Volk wie Karl Marx es gesagt hätte? Gibt es da nicht einfach einen Haufen von Widersprüchen, die unlösbar erscheinen? Wer wird mit wem verheiratet sein ist nur eine dieser ungelösten Fragen.
Vor weniger als einem Jahr ist ein Pianist an Krebs gestorben, der mir sehr am Herzen liegt. Er hieß Lars Vogt. Aber es ist nicht nur das Musikalische, was mich anrührte. Er war ein zutiefst sympathischer, bodenständiger, ehrlicher Mensch, der so viele Dinge sagte, was mich sofort angesprochen hatte. Wenige Monate vor seinem Tod erzählte er in einem Interview von seinem Klavierlehrer, der ungefähr zehn Jahre vorher gestorben war. Er hatte zu seinem Lehrer ein sehr gutes und sehr freundschaftliches Verhältnis. Das Verhältnis war so gut, dass er auch später noch als 40-jähriger immer wieder Rat bei ihm einholte. Beim letzten Unterricht erzählte er davon, wie sein Lehrer ihn richtig hart drangsalierte und ihn wie einen kleinen, unerfahrenen Jungen behandelte. So etwas kann natürlich richtig kränkend sein. Aber irgendwann sagte sein alter Lehrer: „Lars, du musst mir vergeben. Wenn man älter wird, dann werden die Dinge dringend.“
Lars Vogt erzählte in diesem Interview davon, dass ihm bewusst war, dass er seine 4½ Jahre alte Tochter vermutlich nicht als Erwachsene sehen würde. Er erzählte davon, wie die Krankheit und die Behandlung dazu führte, dass ihm an schlechten Tagen jegliche Energie fehlt, irgendetwas zu machen; dass selbst Lesen zu einer großen Anstrengung wird. Und dann brachte er das Zitat: „Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen.“ Zum Schluss sagt er diese Worte: „Ich mag den Gedanken, dass das Leben weitergeht.“ Dieses Gespräch hat viele Zuhörer zu Tränen gerührt.
Im dritten „Herr der Ringe“ Film gibt es eine Szene, die ich früher schonmal erwähnt hatte. Die Stadt Gondor wird gerade gestürmt und ist gerade dabei zu Fallen. Der Hobbit Pippin und der Zauberer Gandalf befinden sich hinter dem letzten verschlossenen Tor, das ein riesiger Ork versucht aufzubrechen. Pippin sagt daraufhin: „Ich hätte nicht gedacht, dass es so enden würde.“ Gandalf antwortet: „Enden? Nein, die Reise ist hier nicht zu Ende. Der Tod ist nur ein weiterer Weg, einer, den wir alle gehen müssen. Der graue Regenvorhang dieser Welt rollt zurück, und alles wird zu silbernem Glas, und dann siehst du es.“ Pippin fragt: „Was? Gandalf, was sehe ich?“ „Weiße Strände und dahinter ein weites, grünes Land unter einer schnell aufgehenden Sonne.“ Pippin sagt daraufhin: „Das ist gar nicht so schlecht.“ Gandalf bestätigt das: „Nein. Das ist es nicht.“
Wenn ihr wollt, könnt ihr diese Filmszene auf Youtube sehen. Tausende haben zu dieser Szene ihre Kommentare hinterlassen. Jemand schrieb folgendes: „Ich bin nicht besonders religiös. Aber ich will, dass das bei meiner Beerdigung vorgelesen wird.“ Jemand anderes sagte: „Ich liebe es, wie Gandalf ganz beiläufig eine Frage beantwortet, welche die Menschheit seit Jahrhunderten zu beantworten versucht.“ Und das ist eine Untertreibung. Denn tatsächlich ist die Frage nach dem Leben nach dem Tod so alt wie die Menschheit und der Tod selbst.
Hier ist das, was ich sagen möchte: ganz egal woran du glauben magst, jeder Mensch wünscht sich, dass mit dem Tod nicht alles aus ist. Und bewusst oder unbewusst lebt jeder Mensch so, als ob es nach dem Tod irgendwie weitergeht. Vielleicht denkt ihr, dass das eine gewagte These ist. Um ein paar ganz einfache Beispiele zu geben: Egal welche Weltanschauung wir haben, wir glauben daran, dass Liebe real ist; wir glauben daran, dass es besser ist, einer älteren Dame zu helfen, anstatt ihr die Handtasche zu rauben; dass es eine gute Sache ist, die Umwelt zu schützen, statt sie erbarmungslos auszubeuten; dass es nobel ist, sich um behinderte Menschen zu kümmern und daran zu arbeiten, Krankheiten zu heilen. Fakt ist aber, dass alle guten Taten keine Bedeutung haben, wenn mit diesem Leben alles vorbei ist. Gute Taten würden dann ungefähr so viel Sinn machen, wie das Deck der Titanic zu putzen, nachdem sie den Eisberg gerammt hat. Wir alle leben also wie, als ob der Tod nicht das letzte Wort hat.
Aus diesem Grund befinden wir uns daher in diesem Spannungsfeld: Auf der einen Seite ist es schwer zu glauben oder zu begreifen, dass es eine Auferstehung von den Toten gibt; auf der anderen Seite ist es genauso schwer zu glauben und zu begreifen, dass es das nicht gibt.
Wie beantwortet Jesus diese Frage dann?

2. Die überraschende Antwort
Jesus gibt zwei Antworten auf diese Frage. In Vers 34 sagt Jesus: „Hier auf der Erde heiraten die Menschen und werden geheiratet.“ Besser übersetzt das die Lutherbibel: „Die Kinder dieser Welt heiraten und lassen sich heiraten.“ Das griechische Wort hier ist huios. Und das gleiche Wort gebraucht Jesus wieder, in Vers 36, wenn es heißt: „Denn sie können hinfort nicht sterben; denn sie sind den Engeln gleich und Gottes Kinder, weil sie Kinder der Auferstehung sind.“ Jesus stellt „die Kinder der Welt“ „die Kinder der Auferstehung“ gegenüber. Auf diese Weise macht er auf einen fundamentalen Unterschied aufmerksam. So lange wir hier auf Erden leben, sind wir Kinder dieser Welt. Wir heiraten gründen Familien und haben Kinder. So lange es diese Welt gibt, wird das auch nicht aufhören.
Irgendwo bin ich dankbar für die Frage der Sadduzäer. Jesus nimmt das zum Anlass, um uns ein klein wenig zu zeigen, wie die kommende Welt werden wird. Jesus sagt, dass die Menschen nicht mehr heiraten werden. Der Grund ist in Vers 36: „sie werden auch nicht mehr sterben.“ Die meisten Menschen heiraten, um Kinder zu zeugen. Aber Nachwuchs zu generieren, um damit die nächste Generation zu sichern, wird nicht mehr notwendig sein, weil Menschen nicht mehr sterben. Die Annahme der Sadduzäer war, dass das Leben nach dem Tod einfach nur eine Fortsetzung des jetzigen Lebens ist. Jesus zeigt, dass diese Annahme grundsätzlich falsch ist.
Jesus gibt in den Versen 37 und 38 eine zweite Antwort. Jesus zitiert die Schrift. Im AT gibt es einige stellen, die explizit von der Auferstehung der Toten sprechen. In der Pfingstpredigt zitiert Petrus z.B. Psalm 16. Oder in Jesaja 26,19 heißt es: „Doch die Toten, die Gott gehören, werden leben; sie werden von den Toten auferstehen! Die Begrabenen sollen sich erheben und vor Freude singen! Denn dein Tau ist strahlender Tau, und die Erde wird ihre Toten herausgeben!“ Das ist ziemlich eindeutig. In Daniel gibt es noch eine eindeutige Prophezeiung diesbezüglich. Aber Jesus erwähnt keine einzige von diesen Textstellen.
Stattdessen erwähnt Jesus den brennenden Dornbusch. Verse 37 und 38: „Dass aber die Toten auferstehen, hat schon Mose deutlich gemacht. In der Geschichte vom Dornbusch nennt er den Herrn den Gott Abrahams, den Gott Isaaks und den Gott Jakobs. Gott ist doch nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebenden; für ihn sind alle lebendig.“ Jesus zitiert keine obskure Textstelle. Er erwähnt eine der wichtigsten Begebenheiten aus der Geschichte Israels. Dieser Text hat direkt mit dem Selbstverständnis der Juden zu tun. D. h., Jesus besiegt sie auf ihrem Heimspielfeld, indem er direkt aus den Büchern zitiert, die die Sadduzäer als maßgebend sahen.
Gott offenbarte sich als der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs zu einer Zeit als diese drei Patriarchen schon längst im Grab lagen. Leon Morris fasst Jesu Argument folgendermaßen zusammen: „Die Behauptung, dass Gott ein Gott der Lebenden und nicht ein Gott der Toten ist, kann nur dann wahr sein, wenn sie über das Grab hinaus leben. Die Alternative wäre zu denken, dass Gott ein Gott der nichtexistierenden Wesen ist, was absurd wäre. Alles Leben, hier und im Jenseits, besteht aus Freundschaft mit Gott. Der Tod mag die physische Existenz beenden, aber keine Beziehung, die an und für sich ewig ist. Menschen können ihre Freunde durch den Tod verlieren aber nicht Gott.“ In Gott sind Abraham, Isaak und Jakob nicht einfach längst verblichene Figuren oder alte Geschichte. Sie sind seine Freunde, die leben und die auferstehen werden.
John Ortberg schrieb in einem Artikel über den christlichen Philosophen Dallas Willard: „Als bei Dallas Willard im Spätsommer 2012 Bauchspeicheldrüsenkrebs diagnostiziert wurde, sagte er: „Ich glaube, dass wenn ich sterbe, es noch eine Weile dauern wird, bis ich es merke.“ Dallas sagte immer Dinge, auf die sonst niemand kommen würde. Er sagte, dass eine Person eine Reihe von bewussten Erfahrungen ist, und dass für denjenigen, der Jesus vertraut und ihm folgt, selbst der Tod keine Macht hat, dieses Leben zu unterbrechen, denn Jesus sagte, dass derjenige, der ihm vertraut, den Tod nicht schmecken wird.“ Ich denke, dass es in der Tat das ist, was Jesus meinte, als er sagte, dass Gott ein Gott der Lebenden ist.
Das war die Art und Weise, wie Jesus die Einwände der Sadduzäer beantworte. Welche Einwände haben wir bezüglich der Auferstehung der Toten?

3. Jesu Antwort an uns
Ich habe vorhin gesagt, dass Jesus uns einen kleinen Einblick darin geben wird, wie die zukünftige Welt werden wird. Und ein gewaltiger Unterschied zwischen dieser und der kommenden Welt ist, dass es später keine Ehen und Familien in dem Sinne mehr geben wird. Kurze Frage an euch: Wer von euch war, als ihr zum ersten Mal gehört hattet, dass es in der kommenden Welt keine Ehe und Partnerschaft mehr geben wird, enttäuscht? Denkt ihr nicht auch (zumindest ganz tief im Innern), dass es damit vergleichbar ist, wenn man seiner Angebeteten bekennt, dass man in sie verliebt ist, und es folgt die Antwort: „Es tut mir sehr leid. Aber ich möchte nur Freundschaft.“ Und wir denken dann: „Nur Freundschaft? Wie enttäuschend!“
Hier in dieser Welt scheinen Romanze, Partnerschaft, Sex mit zum Aufregendsten zu gehören, was es überhaupt gibt. Beim Elternabend hatte eine Biolehrerin davon erzählt, über welchen Stoff welche Tests und Arbeiten geschrieben werden. Dann hatte jemand von den Eltern gefragt, ob es zum Thema Sex und Verhütung auch einen Test gibt. Und dann sagte sie: „Nein, das brauchen wir nicht. Das ist ein Stoff, bei dem die Klasse besonders gut zuhört und aufpasst. Da haben die Schüler ein ziemlich hohes Maß an Eigenmotivation, das zu lernen.“ Fakt ist: Romantik und Eros werden in unserer Gesellschaft vergöttert. Die Hoffnung, die Menschen auf die Liebe des Lebens setzen, ist schlichtweg überdimensional. Wir leben in einer Zeit, in welcher der Irrglaube vorherrscht, dass das Leben ohne die große Liebe nicht lebenswert ist. Die Erwartungen, die Menschen an Partnerschaft haben, sind völlig unrealistisch.
Davon einmal abgesehen, ist es aber auch Tatsache, dass eine harmonische und funktionierende Ehe mit zum Schönsten gehört, was es hier auf Erden gibt. Wir hören Geschichten von Paaren, die über die Jahrzehnte so eng zusammenwachsen, dass sie eins sind. Im Spiegel gab es einen kurzen Artikel über ein Ehepaar aus Neuseeland: „Mehr als 60 Jahre lang waren Ruth und Peter Bedford unzertrennlich. Bis der 86-jährige Peter Bedford ins Krankenhaus eingeliefert wurde: Wenig später starb seine 83-jährige Ehefrau Ruth zu Hause. Neun Stunden später folgte dann auch ihr Ehemann, beide starben eines natürlichen Todes. Tochter Caroline Bedford sagte: „Es ist gut, dass sie zusammen gegangen sind. Der eine wäre ohne den anderen völlig verloren gewesen.“ Frage: Was wäre mit solch einem unzertrennlichen Ehepaar im Himmel? Im Himmel wären sie einfach „nur“ noch Freunde? Ist das nicht etwas traurig? Ist das nicht langweilig?
Greg Boyd geht auf diese Fragen ein. Nein, Gottes neue Welt ist alles andere als langweilig. Boyd argumentiert, dass wir aufgrund unserer Unreife, einfach keine Ahnung haben. Was die Realität Gottes angeht, sind wir Kleinkinder. Paulus schreibt im 1. Korintherbrief: „Jetzt erkennen wir nur wenig, und auch unser prophetisches Reden offenbart nur wenig! Doch wenn am Ende das Vollkommene erscheint, wird das Wenige aufhören. Als ich ein Kind war, redete und dachte und urteilte ich wie ein Kind. Doch als ich erwachsen wurde, legte ich das Kindliche ab. Jetzt sehen wir die Dinge noch unvollkommen, wie in einem trüben Spiegel, dann aber werden wir alles in völliger Klarheit erkennen. Alles, was ich jetzt weiß, ist unvollständig; dann aber werde ich alles erkennen, so wie Gott mich jetzt schon kennt. Glaube, Hoffnung und Liebe, diese drei bleiben. Aber am größten ist die Liebe.“
Wir alle, die wir entweder Kinder haben oder mit Kindern zu tun haben, lieben die naiven und einfachen und kindlichen Gedanken, die sie von sich geben. Eine Grundschullehrerin erzählte davon, wie sie ihrer Klasse erklären musste, woher Babys kommen; was „passieren“ muss, damit eine Eizelle befruchtet wird. Ein Kind sagte daraufhin: „Igitt! Und das haben meine Eltern dreimal gemacht?“ Kindliche Anschauungen sind super! Gleichzeitig wissen wir, dass es nicht so bleiben wird und auch nicht so bleiben kann. Irgendwann brauchen Menschen eine etwas reifere und differenziertere Sicht auf die Welt, die uns umgibt. Irgendwann müssen wir verstehen, dass wir uns nicht nur von Pizza, Pommes und Eiscreme ernähren können. Der Punkt ist, wir sind in Gottes Augen immer noch Kleinkinder. Aber Gott verspricht uns, dass wir aufwachsen werden, dass wir das Kindliche ablegen werden, dass wir in völliger Klarheit erkennen werden.
In Bezug auf unsere Wünsche hat C.S. Lewis einmal folgendes geschrieben: „Es scheint, dass unser Herr unsere Sehnsüchte nicht zu stark, sondern zu schwach findet. Wir sind halbherzige Geschöpfe, die mit Alkohol, Sex und Ehrgeiz herumspielen, wenn uns unendliche Freude angeboten wird, wie ein ignorantes Kind, das in einem Elendsviertel weiter Schlammkuchen backen will, weil es sich nicht vorstellen kann, was das Angebot eines Urlaubs am Meer bedeutet. Wir sind viel zu leicht zufriedenzustellen.“ Oder lasst es mich anders formulieren: Gott ist der Erfinder zwischenmenschlicher Romanze. Wenn er uns sagt, dass er noch etwas Größeres, Besseres und Schöneres bereithält als das, vielleicht sollten wir ihm da vertrauen.
Eine Anwendung zum Schluss: Jesus sagt uns, dass die zukünftige Welt anders sein wird. Vielleicht sollten wir uns mehr Zeit nehmen, uns vorzustellen, wie diese zukünftige Welt werden wird. Greg Boyd erzählte davon, wie er sich von seinem kranken und alten Vater verabschiedete. Seine letzten Worte an ihn waren: „Papa, verbringe Zeit damit, vom Himmel zu träumen. Versuch dir einfach vorzustellen, wie es dort sein wird.“ Er lächelte und sagte einfach: „Ja, mein Junge.“ Ich denke, wir sind gut beraten, das Gleiche zu tun. Versucht euch vorzustellen, wie wunderbar das kommende Leben werden wird.
Versucht euch eine Welt vorzustellen, in der es keine Krankheiten, kein Krebs, keine Herzleiden, kein Diabetes gibt; eine Welt, in der es keinen Tod mehr gibt und keine Leiden. Versucht euch eine Welt vorzustellen, in der es keine Kriege, keine Kämpfe und keine Konflikte gibt; eine Welt, die stattdessen an jeder Stelle durchdrungen ist vom unendlichen Frieden Gottes. Versucht euch eine Welt vorzustellen, in der es keine Sünde gibt: keine Selbstsucht und keine Selbstzentriertheit; eine Welt, in der jeder Mensch Gott von ganzem Herzen, ganzer Seele, ganzem Verstand und mit allen zur Verfügung stehenden Kräften liebt; und eine Welt in der jeder seinen Nächsten so liebt wie sich selbst. Versucht euch eine Welt vorzustellen, in der die ganze Schöpfung erlöst ist, in der es kein Fressen und Gefressen werden mehr gibt, kein Überleben nur des Stärkeren und Fitteren; eine Welt, in der Wolf und Lamm, Leopard und Ziege, zusammenleben, und ein kleiner Junge Kalb Löwe und Vieh hüten wird. Versucht euch eine Welt vorzustellen, in der selbst Bäume und Berge in der Lage sein werden zu singen und zu tanzen; wenn Bäume und Berge das können werden, wozu werden wir erst in der Lage sein?
Das ist die Welt, in der wir, die Kinder Gottes, zu neuem Leben erweckt werden.

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