Predigt: Lukas 20,20 – 47

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Der Gott der Lebenden

Gott aber ist nicht ein Gott der Toten,sondern der Lebenden; denn ihm leben sie alle.

(Lk 20,38)

In unserem Studium des Lukasevangeliums sind wir an die letzten Tagen von Jesu Leben angelangt. Je weiter Jesu letzte Zeit in Jerusalem voranschreitet, desto mehr verschärft sich die Feindschaft der religiösen Leiter Ihm gegenüber. Schon bald nach seinem triumphalen Einzug stellt der Hohe Rat Jesu Vollmacht in Frage. Im Laufe des heutigen Textes entfaltet sich dieser Konflikt zunehmend. Sowohl Pharisäer als auch Sadduzäer konfrontieren Jesus mit listigen Fragen. Jesus erfuhr sozusagen einen Angriff von allen Seiten. Doch Jesus tritt beiden Parteien mit einer massiven Überlegenheit gegenüber. Ihre listigen Angriffe erreichten ihr Ziel gar nicht, sondern gaben Jesus vielmehr Anlass, wichtige Wahrheiten zu lehren. Sie geben Antworten auf Fragen, die auch heute noch die Menschen sehr beschäftigen. Diese Fragen sind: 1. Was ist die grundlegende Verpflichtung des Menschen gegenüber Gott und der Obrigkeit? 2. Gibt es ein Leben nach dem Tod? Und 3. Ist Jesus Gottes Sohn? Wir wollen heute betrachten, welche Antworten uns Jesus auf diese wichtigen Fragen gibt.

Teil I: Die grundlegende Verpflichtung gegenüber Gott und Obrigkeit (V. 20-26)

Was gab Jesus Anlass, über die grundlegende Verpflichtung gegenüber Gott und Obrigkeit zu lehren? Betrachten wir die Vers 20-22: Und sie belauerten ihn und sandten Leute aus, die sich stellen sollten, als wären sie fromm; die sollten ihn fangen in seinen Worten, damit man ihn überantworten könnte der Obrigkeit und Gewalt des Statthalters. Und sie fragten ihn und sprachen: Meister, wir wissen, dass du aufrichtig redest und lehrst und achtest nicht das Ansehen der Menschen, sondern du lehrst den Weg Gottes recht. Ist´s recht, dass wir dem Kaiser Steuern zahlen, oder nicht? Die religiösen Leiter hatten erkannt, dass Jesus das Gleichnis von den bösen Weingärtnern auf sie bezogen hatte. Das hatte sie umso entschlossener gemacht, Jesus zu töten. So sandten sie Leute zu Jesus. Aus Mt. wissen wir, dass diese Leute teils Jünger der Pharisäer und teils Anhänger des Herodes waren. Die Phariäser hatten ihren Jüngern den Auftrag gegeben, Jesus in seinen eigenen Worten zu fangen. D.h. sie sollten Jesus zu einer Aussage gegen die Obrigkeit verleiten. Und was gab es für sie Besseres, als wenn Jesus diese Aussage vor den Ohren der Herodianer gemacht hätte. So hätten sie Jesus ziemlich leicht verurteilen können. Als sie nun zu Jesus kamen, stellten sie sich fromm. D.h. sie taten so, als würden sie danach fragen, was vor Gott recht und unrecht ist. Sie wollten sozusagen ihre listige Frage an Jesus als eine Frage des Gewissens verkaufen. Doch bevor sie Jesus ihre eigentliche Frage stellten, lobten sie Ihn mit den Worten: Meister, wir wissen, dass du aufrichtig redest und lehrst und achtest nicht das Ansehen der Menschen, sondern du lehrst den Weg Gottes recht. Mit diesem Lob meinten sie, Jesus betören zu können. Sie lobten Jesus als einen aufrichtigen Lehrer, in der Hoffnung, dass Jesus sich auch gegen den Kaiser aussprechen würde. Erst dann stellten sie Jesus die Frage: Ist´s recht, dass wir dem Kaiser Steuern zahlen, oder nicht? Diese Frage zu beantworten, war alles andere als einfach. Wie Jesus auch auf die Frage antworten würde, es würde Ihm zum Verhängnis werden. Mit dieser Frage wollte man Jesus in ein Dilemma verwickeln. Denn würde Jesus die Steuerzahlung an den Kaiser verneinen, so könnte Er leicht wegen des Hochverrats angeklagt werden. Würde Jesus die Steuerzahlung an den Kaiser bejahen, dann würde Er sich beim Volk unbeliebt machen. Denn das Volk glaubte im Allgemeinen, was die Pharisäer lehrten. Den Pharisäern wiederum schien es Sünde und Unrecht zu sein, dem Kaiser Steuern zu zahlen. Denn als Heide hätte er nicht einmal das Recht über das Volk Gottes zu herrschen. Zudem verband man ja mit dem Messias die Hoffnung, dass er das Volk vom römischen Joch befreie. Ein Messias, der die Steuer an den römischen Kaiser bejaht, passte überhaupt nicht in die Vorstellung des Volkes.
Die listige Frage seiner Gegner gab Jesus Anlass, über die grundlegende Verpflichtung des Menschen gegenüber Gott und Obrigkeit zu lehren. Welche geniale Antwort gab Er? Betrachten wir zunächst die Verse 23 – 24: Er aber merkte ihre List und sprach zu ihnen: Zeigt mir einen Silbergroschen! Wessen Bild und Aufschrift hat er? Sie sprachen: Des Kaisers. Überraschenderweise verwies Jesus zunächst einmal auf das Bild und Aufschrift eines Silbergroschens. Bei diesem Silbergroschen handelte es sich um den römischen Denar, der zu der Zeit in Judäa im Umlauf war. Er hatte auf der Vorderseite den Kopf des Tiberius mit der lateinischen Umschrift: „Ti(berius) Caesar Divi Aug(usti) F(ilius) Augustus“ = Tiberius Caesar, des göttlichen Augustus Sohn, Augustus (vgl. RIENECKER 1959: 467)1. Warum verwies Jesus aber hierauf? Was hatte denn das Aussehen des römischen Geldes mit den Steuern zu tun? Lesen wir gemeinsam Vers 25: Er aber sprach zu ihnen: So gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist! Dass auf der Münze die Aufschrift und das Bild des Kaisers standen, bedeutete zugleich, dass sie des Kaisers Eigentum war. Wenn wir auf Gegenstände unseren Namen aufkleben, dann weiß jeder, dass dies oder jenes uns gehört. Auf die römische Münze stand nicht nur der Name, sondern das Bild des Kaisers. Sie war klar und unmissverständlich des Kaisers Eigentum. Weil das römische Geld das Eigentum des Kaisers war, folgerte Jesus hieraus, dass der Kaiser eine Steuer verlangen darf. Der Kaiser hat ein Recht auf das, was ihm gehört. Man muss ihm geben, was ihm gehört. Mit seiner Antwort bejahte Jesus nicht nur die Steuerzahlung. Es war zugleich auch ein klares Wort an jedem Juden, der meinte, er bräuchte sich von Gott aus nicht dem heidnischen Kaiser unterordnen. „Mit der Aufforderung „…gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist!“ schärfte der Herr den Gehorsam gegen die staatliche Obrigkeit ein“ (RIENECKER 1959: 467)1.
Durfte dann der Kaiser alles von den Juden verlangen, was er wollte? Zum Beispiel gab es ja den Kaiserkult, in welchem der Kaiser angebetet wurde. Durfte der Kaiser auch so etwas verlangen? Wo war die Grenze der Verpflichtung, sich ihm unterzuordnen? Jesus liefert eine wichtige Ergänzung. Er sagt: „und Gott, was Gottes ist.“ Auf der Münze war das Bild des Kaisers, in dem Menschen aber das Bild Gottes. Denn er ist nach dem Ebenbild Gottes geschaffen. So wie die Münze das Eigentum des Kaisers war, so ist der Mensch das Eigentum Gottes. Dem Kaiser gebührte es, dass man ihm die Steuern zahlte, Gott aber gebührt es, dass man Ihm sein Herz gibt. Dem Kaiser gebührten zwar die Münzen, Gott aber allen Ruhm und Anbetung. Die Unterordnung unter dem Kaiser hob die Pflicht gegenüber Gott nicht auf. In Wirklichkeit hing beides miteinander zusammen: Wer Gott gab, was Ihm gebührt, gab auch der weltlichen Obrigkeit, was ihr rechtlich zukommt.
Aber das war nicht alles, was Jesus seinen Gegnern sagen wollte. Was noch? Betrachten wir noch einmal den Vers 25: Er aber sprach zu ihnen: So gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist! Jesus ging es nicht nur darum, die Frage nach der Steuer zu beantworten. Mit seiner Antwort spielte Jesus zugleich auf das geistliche Problem seiner Gegner an. Sie erkannten Jesus als den von Gott gesandten Messias nicht an. Oder anders gesagt: Sie erkannten Jesus nicht als Gottes Sohn an. Damit erkannten sie Gott selbst nicht an. Denn in Johannes 5.23b heißt es: Wer den Sohn nicht ehrt, der ehrt den Vater nicht, der ihn gesandt hat. Der Unglaube der Gegner gegenüber Jesus war nichts anderes als eine Weigerung, Gott die Ehre zu geben. Sie suchten vielmehr ihre eigene Ehre, wie auch die Warnung Jesu vor den Schriftgelehrten am Ende des Textes zeigt. Als Jesus also seine Gegner dazu ermahnte, Gott zu geben, was Gottes ist, forderte er sie dazu auf, Gott die Ehre zu geben, was nur durch die Anerkennung Seines Sohnes möglich ist.
Welche Wirkung hatte Jesu Antwort auf seine Gegner? Betrachten wir Vers 26: Und sie konnten ihn in seinen Worten nicht fangen vor dem Volk und wunderten sich über seine Antwort und schwiegen still. Der Plan, Jesus in seinen eigenen Worten zu fangen, scheiterte kläglich. Denn Jesu Antwort zog eine scharfe Grenzlinie zwischen dem Recht des Staates und dem Recht des Reich Gottes (vgl. RIENECKER 1959:467)1. Man konnte ihn weder zu der einen noch zu der anderen Seite hin verurteilen. Auf die schwierige Frage gab Jesus eine schlichte und zugleich treffende Antwort. Mit einer kurzen und knackigen Antwort brachte er die umstrittene Frage nach der Steuer auf den Punkt. Mit nur wenigen Worten traf Jesus den Nagel auf den Kopf. Den Gegnern blieb nichts anderes übrig, als zu schweigen und Jesu Weisheit zu bestaunen.
Was bedeutet das Ganze für uns?
In der heutigen Zeit wird die Autonomie und Selbstbestimmung des Menschen gegenüber Gott hoch gepriesen. Der Zeitgeist spricht: „Das Leben gehört mir. Ich mache daraus, was ich will. Niemand, selbst Gott nicht, hat über mein Leben zu bestimmen.“ Der heutige Text sagt uns ganz klar: Wir sind Gottes. Jeder einzelne von uns ist Gottes. Die Gläubige sind erst recht Gottes. Die Sünde hat das Bild Gottes in dem Menschen entstellt oder gar zerstört. Aber Gott hat uns durch das Blut seines Sohnes zurückerkauft, um Sein Bild in uns wiederherzustellen. Die Eigentumsurkunde Gottes über uns ist mit dem teuren Blut Jesu besiegelt. Wir, Gläubige, sind daher erstrecht Gottes. Unser Leben gehört nicht uns. Es ist Gottes. Alles was wir sind und was wir haben, ist Gottes Eigentum. Unser Körper, unser Geld, unser Besitz, unsere Beziehungen, unsere Ziele, unsere Träume, unsere Ehre – all das ist Gottes. All das soll der Ehre Gottes dienen. Die Gesinnung „Ich bin Gottes“ soll alle unsere Lebensbereiche durchdringen. Paulus bringt es auf den Punkt, wenn er sagt: Denn unser keiner lebt sich selber, und keiner stirbt sich selber. Leben wir, so leben wir dem Herrn; sterben wir, so sterben wir dem Herrn. Darum: wir leben oder sterben, so sind wir des Herrn (Röm.14.7f).
Wenn wir Gott geben, was Gottes ist, dann klärt sich unsere Beziehung zur staatlichen Obrigkeit fast schon von selbst. Denn die meisten von uns kennen die Stelle aus dem Römerbrief, wo es heißt: Jedermann sei untertan der Obrigkeit, die Gewalt über ihn hat. Denn es ist keine Obrigkeit außer von Gott; wo aber Obrigkeit ist, die ist von Gott angeordnet (Röm. 13.1). Diese Stelle spricht für sich selbst. Klar und unmissverständlich verpflichtet uns die Bibel zur Unterordnung gegenüber der staatlichen Obrigkeit. Man kann also nicht sagen: „Die Politiker… die sind sowieso nicht gläubig. Sie machen nicht, was Gott will. Also, mache ich auch nicht, was der Staat von mir fordert. Ich bezahle keine Steuer und die GEZ schon gar nicht.“ Auch wenn die Regierung nicht gerade gottesfürchtig sind, sind wir dazu verpflichtet, Steuern zu zahlen bzw. die Lohnsteuererklärungen nach bestem Gewissen und Wissen auszufüllen. Außerdem gibt uns die Bibel die Orientierung, für die Regierung zu beten. In 1. Timotheus 2.1 heißt es: So ermahne ich nun, dass man vor allen Dingen tue Bitte, Gebet, Fürbitte und Danksagung für alle Menschen, für die Könige und für alle Obrigkeit, damit wir ein ruhiges und stilles Leben führen können in aller Frömmigkeit und Ehrbarkeit.

Teil II: Der biblische Beweis für die Auferstehung (V.27- 40)

Was veranlasste Jesus dazu, über die Auferstehung zu lehren? Betrachten wir die Verse 27-32: Da traten zu ihm einige der Sadduzäer, die lehren, es gebe keine Auferstehung, und fragten ihn und sprachen: Meister, Mose hat uns vorgeschrieben (5. Mose 25,5-6): „Wenn jemand stirbt, der eine Frau hat, aber keine Kinder, so soll sein Bruder sie zur Frau nehmen und seinem Bruder Nachkommen erwecken.“ Nun waren sieben Brüder. Der erste nahm eine Frau und starb kinderlos. Und der zweite nahm sie und der dritte; desgleichen alle sieben, sie hinterließen keine Kinder und starben. Zuletzt starb auch die Frau. Nun in der Auferstehung: wessen Frau wird sie sein unter ihnen? Denn alle sieben haben sie zur Frau gehabt. Nachdem die Pharisäer daran gescheitert waren, Jesus eine Falle zu stellen, versuchten es nun auch die Sadduzäer, Jesus eine verfängliche Frage zu stellen. Die Sadduzäer waren neben den Pharisäern die andere religiöse Partei gewesen. Im Gegensatz zu den Pharisäern glaubten sie nicht an übersinnliche Schriftwahrheiten, wie die Auferstehung von den Toten, das Dasein der Engel und der Geister, auch nicht an eine Vergeltung nach dem Tod. Sie lehnten solche Wahrheiten ab oder zweifelten sie zumindest an. Als sie nun zu Jesus kamen, versuchten sie Jesu Glauben an die Auferstehung ins Lächerliche zu ziehen. Hierzu erzählten sie Jesus ein extremes, offenbar erfundenes Fallbeispiel: Es war einmal eine Frau. Die heiratete einen Mann. Aber der starb, ohne ihr einen Sohn zu hinterlassen. Aber zum Glück hatte der Mann noch sechs weitere Brüder. Gemäß der von Mose verordneten Schwagerehe heiratete sie einen dieser Brüder heiraten, um die Linie ihres verstorbenen Mannes durch einen männlichen Nachkommen aufrechtzuerhalten. Aber auch der starb, ohne ihr Kinder zu hinterlassen. Die ganze Tragik wiederholte sich bei jedem Bruder aufs Neue. Die Frau heiratete hintereinander alle sieben Brüder. Als der siebte starb, war sie noch immer kinderlos. Schließlich starb auch die Frau. Wie tragisch!
Die Sadduzäer lassen ihre Erzählung in eine Frage an Jesus münden: „Nun in der Auferstehung: wessen Frau wird sie sein unter ihnen?“ Was sie eigentlich damit sagen wollen, ist das: „Wie soll denn das bitte gehen? Gäbe es die Auferstehung wirklich, dann müsste diese Frau die Ehefrau von sieben Männern gleichzeitig sein. Jesus, erklär uns das mal bitte: Wie ist diese Geschichte mit der Lehre von der Auferstehung vereinbar?“
Wie antwortete Jesus auf die Frage der Sadduzäer? Betrachten wir die Verse 34-36: Und Jesus sprach zu ihnen: Die Kinder dieser Welt heiraten und lassen sich heiraten; welche aber gewürdigt werden, jene Welt zu erlangen und die Auferstehung von den Toten, die werden weder heiraten noch sich heiraten lassen. Denn sie können hinfort auch nicht sterben; denn sie sind den Engeln gleich und Gottes Kinder, weil sie Kinder der Auferstehung sind. Zu Beginn seiner Antwort weist Jesus die Sadduzäer auf einen völligen Irrtum ihrerseits hin. Unbewusst gingen sie davon aus, dass die Ehe auch nach der Auferstehung, wenn es sie denn gäbe, fortsetzt. Sie hatten von den irdischen Verhältnissen ausgehend auf die himmlischen Verhältnisse geschlussfolgert. Jesus aber macht ihnen klar, dass es im Himmel anders sein wird: Diejenigen, die zum Ewigen Leben auferstehen, werden nicht mehr heiraten. Stattdessen werden sie sein wie die Engeln. Wie die Engeln nicht heiraten, so werden auch sie nicht mehr heiraten. Wie die Engeln unsterblich sind, so werden auch sie einen unsterblichen Körper haben. Woran liegt es, dass die Gläubigen sein werden wie die Engeln? Es liegt daran, dass sie Kinder Gottes sind. Die Kinder Gottes haben eine völlig neue Natur. Sie werden einen neuen Körper bekommen, der wie die der Engel unsterblich und ohne Geschelcht sein wird. Zwar sind die Gläubigen jetzt schon Kinder Gottes, aber erst in der Ewigkeit wird ihr Wesen auch äußerlich durch einen neuen Körper sichtbar. Hiervon schreibt auch der Apostel Johannes: Meine Lieben, wir sind schon Gottes Kinder; es ist aber noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden. Wir wissen aber: wenn es offenbar wird, werden wir ihm gleich sein (1. Joh. 3.2).
Wie beweist nun Jesus den Sadduzäern anhand der Schrift die Auferstehung? Lesen wir gemeinsam die Verse 37 und 38: Dass aber die Toten auferstehen, darauf hat auch Mose gedeutet beim Dornbusch, wo er den Herrn nennt Gott Abrahams und Gott Isaaks und Gott Jakobs (2. Mose 3,6). Gott aber ist nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebenden; denn ihm leben sie alle. Jesus beweist die Auferstehung von den Toten anhand der ersten Begegnung Gottes mit Mose im Dornbusch. Als Gott zu Mose sagte: Ich bin der Gott deines Vaters, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs (2. Mose 3,6), dann war das ein Bekenntnis. Gott bekennt sich aber nicht zu Toten, sondern zu Lebendigen. Daher ist Gottes Bekenntnis zu den entschlafenen Erzvätern ein biblischer Beweis für die Auferstehung. In Hebr. 11.16 heißt es: Nun aber sehnen sie sich nach einem besseren Vaterland, nämlich dem himmlischen. Darum schämt sich Gott ihrer nicht, ihr Gott zu heißen; denn er hat ihnen eine Stadt gebaut. Diese Stelle macht deutlich, dass Gott sich gerade deshalb zu den Erzvätern bekannte, weil sie ihre Hoffnung auf die zukünftige Welt setzten bzw. an die Auferstehung glaubten. Was für eine armselige Begegnung wäre das, wenn sich Gott Mose als ein Gott von Toten vorstellen würde. Solch ein Gott wäre wahrlich ein schwacher Gott. Es ist fraglich, ob solch ein Gott Mose die Zuversicht gegeben hätte, Israel aus der Macht des Pharaos erretten zu können. Bisher hatte Mose Gott nur vom Hörensagen gekannt. Als aber Gott zu Mose sagte: Ich bin der Gott deines Vaters, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs, machte Gott Mose deutlich: Ich bin ein lebendiger Gott. Ich lebe und deine Väter auch. Weil Gott ein lebendiger Gott ist, sind auch diejenigen, die ihre Hoffnung auf Ihn setzen, lebendig. Deswegen sagt Jesus: denn ihm leben sie alle. Allein durch Gott und allein für Gott werden die Gläubigen in der Ewigkeit leben. Jesus sagt: Ich lebe und ihr sollt auch leben (Joh. 14.19b). Seine Auferstehung ist die Grundlage unserer Auferstehung.
Jesu Antwort steht im scharfen Kontrast zu der Erzählung der Sadduzäer. Die Erzählung der Sadduzäer war durchdrungen von der Macht des Todes. Viermal taucht in ihrer Erzählung das Wort „sterben“ auf. Jesu Antwort hingegen bezeugt die Kraft der Auferstehung. Während die Erzählung der Sadduzäer von Tragik und Hoffnungslosigkeit gekennzeichnet ist, spricht Jesu Antwort von Herrlichkeit. Die Gläubigen werden sein wie die Engeln. Wie herrlich ist das! Ihm leben sie alle, sagt Jesu. Gott selbst wird die Erfüllung der Gläubigen in aller Ewigkeit sein!
Die Sadduzäer hatten durch Bezug auf Mose, der die Schwagerehe gebot, versucht, die Auferstehung zu leugnen. Deswegen widerlegte Jesus ihre Ansicht gerade aus einer Stelle aus dem 2. Buch Mose. Aus dem Gesetze selbst hat Jesus ihnen ihr Irrtum bzgl. der Auferstehung gezeigt. Die Verse 39 und 40 machen deutlich, dass Jesu Antwort so stichhaltig war, dass ihm sogar seine Gegner von sich aus Recht gaben und es hinfort nicht mehr wagten, Ihn durch eine Frage herauszufordern.
Was können wir aus diesem Abschnitt lernen? Auch heute leugnen viele die Auferstehung. Sie sind vom Typ her wie die Sadduzäer. Alles, was sie mit ihren Sinnen nicht wahrnehmen können, gibt es nicht. Nur das, was von Materie ist, existiert für sie. Sie glauben nicht an die Auferstehung, weil sie sie nicht mit ihren Sinnen wahrnehmen können, eben so wie die Sadduzäer. Wie die Sadduzäer halten sie sich als die Verstandesmenschen und als die aufgeklärten Menschen ihrer Zeit. Das ist gar nichts Neues. Uns sollten solche Lehren, die die Auferstehung leugnen, gar nicht überraschen. Wir sollten sie auch nicht für modern halten. Vielmehr gilt es, auch in unserer Zeit, an den Glauben an die Auferstehung festzuhalten und die Hoffnung daran immer wieder zu erneuern. Nicht unsere Sinne, sondern das Wort sagt es uns, dass es die Auferstehung gibt. Das heutige Wort bezeugt: Gott ist ein Gott der Lebenden. Er ist lebending und Er macht lebendig. Er ist die Quelle des Lebens. Er hat die Macht und Kraft, dich und mich von den Toten auferstehen zu lassen. Auf ihn allein sollen wir unsere ganze Hoffnung setzen. Es ist absolut töricht, wenn wir als Christen unsere Hoffnung auf diese Welt setzen. Paulus bringt es auf dem Punkt, wenn er sagt: Hoffen wir allein in diesem Leben auf Christus, so sind wir die elendesten unter allen Menschen (1. Kor. 15.19).
Gott bekennt sich zu den Lebenden, nicht zu den Toten. Wenn wir unser Leben solala führen, ohne Ziel und Orientierung, ohne Freude und Hoffnung, werden die Leute denken, dass unser Gott ein Gott der Toten ist. Unser Leben muss mit der Realität, dass Gott ein Gott der Lebenden ist, übereinstimmen.
Dass Gott ein Gott der Lebenden, ist gleichzeitig eine Einladung an jedem, der im Glaubensleben ermattet ist. Es ist eine Einladung, immer wieder neu zu Gott zu kommen und sich von ihm beleben zu lassen, sich an der Quelle des Lebens zu erqicken. Denn Gott möchte kein Gott der Toten sein, sondern der Lebenden sein.Jesus sagt: Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken (Mt. 11,28).

Teil III: Die Gottessohnschaft Jesu (V. 41-44)

„Der Streit zwischen Jesus und Seinen Gegnern war an einem Wendepunkt angelangt. Nachdem Jesus genügend auf ihre Fragen geantwortet hatte, ergriff Er jetzt Selbst das Wort und stellte eine wichtige Frage an die Volksobersten (vgl. RIENECKER 1959: 472)1. “ Welche war das? Betrachten wir die Verse 41-44: Er sprach aber zu ihnen: Wieso sagen sie, der Christus sei Davids Sohn? Denn David selbst sagt im Psalmbuch (Psalm 110,1): „Der Herr sprach zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde zum Schemel deiner Füße mache.“ David nennt ihn also einen Herrn; wie ist er dann sein Sohn? Die Juden waren allgemein der Ansicht, dass der Messias Davids Sohn sei, also ein Nackomme von David sein müsse. Dem widersprach Jesus auch nicht. Doch darüber hinaus gab er seinen Gegnern ein Rätsel auf: In Psalm 110,1 nannte David den Messias seinen Herrn. Wie kann es sein, dass der Sohn Davids gleichzeitig der Herr von David ist? Wie wir wissen, ist Jesus selbst die Antwort auf diese Frage. Als Menschensohn war er ein Nachfahre Davids, doch als Gottessohn ist er der Herr Davids. Mit diesem Rätsel machte Jesus seinen Gegnern deutlich, dass ihr Bild vom Christus unvollständig sei. Jesu Frage forderte sie heraus, ihr Christusbild zu erweitern. Christus ist nicht nur Davids Sohn, sondern buchstäblich Gottes Sohn. Als Jesus vom Hohen Rat verhört wurde, wurde Ihm genau diese Frage gestellt: Bist du denn Gottes Sohn? (Lk. 22,70a). Als Jesus diese Frage bejahte, wurde er wegen der Gotteslästerung verurteilt. Jesus wusste dies schon im Voraus, gerade deswegen gab er seinen Gegnern dieses Rätsel auf. Leider waren die religiösen Leiter zu verblendet gewesen, Jesus als den Sohn Gottes zu erkennen.
Wie warnte Jesus vor ihnen? Betrachten wir die Verse 45-47: Als aber alles Volk zuhörte, sprach er zu seinen Jüngern: Hütet euch vor den Schriftgelehrten, die es lieben, in langen Gewändern einherzugehen, und lassen sich gern grüßen auf dem Markt und sitzen gern obenan in den Synagogen und bei Tisch; sie fressen die Häuser der Witwen und verrichten zum Schein lange Gebete. Die werden ein umso härteres Urteil empfangen. Die Jünger sollten sich davor hüten, wie die Schriftgelehrten zu werden. Mit ihren langen Gewändern spiegelten die Schriftgelehrten Frömmigkeit vor. Sie mochten es von den Leuten in aller Öffentlichkeit mit besonderen Titeln begrüßt zu werden. In den Synagogen und auf den Gastmählern liebten sie es, die Ehrenplätze einzunehmen. Sie fraßen „die Häuser der Witwen und verrichteten zum Schein lange Gebete“. Das könnte bedeuten, dass sie von den Witwen bedeutende Geschenke erpressten unter dem Vorwand, für sie gründliche Fürbitte einzulegen. In dem Leben der Schriftgelehrten drehte sich alles darum, Ehre und Anerkennug bei den Menschen zu haben sowie sich auf Kosten der hilflosen Witwen zu bereichern. Aber gerade dadurch würden sie sich ein umso härteres Gericht unterziehen.
Dass Jesus explizit seine Jünger warnt, zeigt die Möglichkeit, dass sich auch ein Jünger zu einem Scheinheiligen wie die damaligen Schriftgelehrten entwickeln kann. Wie kann das passieren? Die Schriftgelehrten hatten keinen Glauben an den Sohn Gottes. Ohne persönlichen Glauben an den Sohn Gottes gibt es auch keinen lebendigen Glauben an die Auferstehung. Wer den Sohn nicht hat, hat nichts. Wer die Frage: „Ist Jesus Gottes Sohn?“ mit Nein beantwortet, hat keine Versöhnung, keine Glaubensgerechtigkeit und kein Ewiges Leben. Was bleibt solch einem übrig, als seine Hoffnung auf das Diesseits zu setzen? Solch einem werden fast schon zwangsläufig Anerkennung, Ehre bei den Menschen sowie Besitz wichtig.
Es ist daher wichtig, dass wir allezeit eine lebendige, persönliche Beziehung zu Jesus, dem Sohn Gottes haben. Denn in Seinem Sohn gibt Gott uns alles und vielmehr als das was uns die Welt bieten kann. Apostel Johannes sagt: Wer den Sohn hat, der hat das Leben (1. Johannes 5.12a).
Lesen wir zum Schluss noch einmal das Leitwort: Gott aber ist nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebenden; denn ihm leben sie alle (V. 38).
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1. RIENECKER, F. (1959): Das Evangelium des Lukas.Erklärt von Fritz Rienecker. In: Wuppertaler Studienbibel, S. 465-474. SCM R. Brockhaus.

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