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Gottes überrascht Zacharias
„Der Engel aber sagte zu ihm: Fürchte dich nicht, Zacharias! Dein Gebet ist erhört worden. Deine Frau Elisabeth wird dir einen Sohn gebären; dem sollst du den Namen Johannes geben.“
(Lukas 1,13 [EÜ])
Wie von R. angekündigt, fangen wir heute mit einer neuen Serie von Texten und Predigten an, um die Advents- und Weihnachtszeit zu feiern. Lukas beginnt seinen Bericht nicht direkt mit der Geburt Jesu. Er holt etwas aus, und fängt erst einmal mit der Geburt von Johannes dem Täufer an, genauer gesagt, mit der Ankündigung seiner Geburt durch einen Engel Gottes. Der Priester Zacharias ist der Empfänger der Botschaft durch den Engel Gabriel.
Der Text heute ist voller Überraschungen. Überraschungen sind das Erlebnis von unerwarteten, unvorgesehenen Situationen und Ereignissen. Überraschungen haben das Potential uns richtig aus der Bahn zu werfen, sowohl die Negativen als auch die Positiven. Vor allem sind Überraschungen eine Art Realitätscheck. Wir leben unser Leben mit gewissen Erwartungen, mit gewissen Anschauungen im Bezug darauf, was realistisch ist und was nicht; bis dann etwas geschieht, was aus dieser Norm ausbricht.
Im heutigen Text sind alle Überraschungen wunderbar. Und sie laden uns ein, einem Gott zu begegnen, der uns überraschen will. Wir haben hier: erstens, eine unerwartete Begegnung; zweitens, eine unerwartete Gebetserhörung; und drittens, eine unerwartete Freude. (Eigentlich müsste die Predigt noch mindestens zwei weitere Teile haben, wie z.B. eine unerwartete Mission und eine unerwartete erzieherische Maßnahme. Das würde leider den Rahmen der Predigt sprengen.)
1. Eine unerwartete Begegnung
Lukas beginnt seine Erzählung damit, dass er uns zwei ältere Menschen vorstellt: Zacharias und Elisabeth. Zacharias war Priester, und auch seine Frau kam aus einer priesterlichen Familie. Beide waren gottesfürchtige Menschen (sie lebten gerecht vor Gott und hielten sich an alle Gebote und Vorschriften). Und der Text erwähnt, dass sie keine Kinder hatten und beide relativ alt waren.
Wir finden die erste Überraschung in den Versen 8 und 9: „Es geschah aber, als seine Abteilung wieder an der Reihe war und er den priesterlichen Dienst vor Gott verrichtet, da traf ihn, wie nach der Priesterordnung üblich das Los, in den Tempel des Herrn hineinzugehen und das Rauchopfer darzubringen.“ Warum war das eine Überraschung? Die Priester waren in 24 Ordnungen unterteilt. Jede Ordnung hatte zweimal im Jahr Dienst, und der Dienst dauerte eine Woche. Lukas erwähnt, dass das Räucheropfer dargebracht werden sollte. Aus antiken Quellen wissen wir, dass es ungefähr 18.000 Priester gab, die Dienst hatten. D.h., die Ehre, das Räucheropfer darzubringen, bekam man als Priester nicht mehr als einmal im Leben. Vermutlich gab es viele Priester, die nie in den Genuss dieser Aufgabe kamen.
Wie kommen Menschen überhaupt dazu, große Aufgaben zu übernehmen? Manche werden gewählt. Andere werden von jemanden berufen, wie etwas von einem König. In beiden Fällen steht die eigene Leistung im Vordergrund oder zu allermindest der Ruf. Man sollte bekannt dafür sein, ein toller Mensch zu sein und seine Aufgaben gut zu meistern. Aber für das Opfer wurden Zacharias weder gewählt noch von seinem Priesterchef berufen. Er hatte das „Glück“, dass das Los auf ihn fiel. Und genau dieser Punkt sollte uns wirklich zum Nachdenken bringen. Im AT ist verankert, dass die Priester das Los werfen konnten, um Gottes Willen herauszufinden. Und wenn das Los dann gefallen war, dann wurde das Resultat als Gottes Entscheidung angesehen. Um das etwas direkter auf den Punkt zu bringen: Gott befand, dass Gottes Zeit gekommen war, dass der gottesfürchtige Zacharias in Gottes Tempel ging, um Gott das Räucheropfer darzubringen; und weil das dem Willen Gottes entsprach, hatte Gott alles das orchestriert.
Ganz kurze Anwendung, bevor wir fortfahren. Im Film Kungfu Panda sagt der weise Ober-Meister Oogway: „Es gibt keine Unfälle.“ Er sagt das mehrere Male, bis Shifu das versteht und selbst anwendet, indem er dem Panda sagt: „Es gibt keine Unfälle.“ D.h., alles hat seinen Sinn, jedes Element hat seinen Platz im Universum der Ereignisse, und wenn wir nur das Große und Ganze sehen, dann können wir verstehen, wie sich jedes Puzzle-Teilchen einfügt. Frage: ist dem wirklich so? Es gibt Leute, die bei jedem kleinsten Ereignis davon ausgehen, dass Gott seine Finger im Spiel hat: „Gott hat mir geholfen, heute morgen einen Parkplatz zu finden; Gott hat dafür gesorgt, dass die Warteschlange im Supermarkt kürzer war als sonst; Gott hat dafür gesorgt, dass kurz die Sonne geschienen hat, damit ich Fußball spielen kann…“ Oder schlimmer noch, man bringt Gott mit allem möglichen negativen Dingen in Verbindung. Es kann durchaus sein, dass Gott heute Morgen die Parksituation in der Weststadt minutiös für dich designt hat. Die Frage ist, woher wir das so sicher wissen wollen. Ich denke, es gibt Unfälle. Ich denke es gibt ganz vieles, womit Gott nichts direkt zu tun hat.
Unsere Aufgabe ist es, in einer persönlichen Beziehung mit Gott zu leben. Und über die Jahre lernen wir, Gottes Stimme zu hören, vor allem aus seinem Wort aber auch durch die Situationen und Ereignisse, in welche Gott uns führt. Und vielleicht können wir dann auch etwas besser differenzieren, was von Gott kommt und was nicht. Aber hier ist der eigentliche Punkt, den ich machen will: im Großen und Ganzen wird der Wille Gottes geschehen. Im Großen und Ganzen hat Gott einen Plan für die ganze Geschichte der Menschheit. Im Großen und Ganzen wird Gott dafür sorgen, dass sich sein Plan zu seiner Zeit erfüllen wird. Und Gott orchestriert und gebraucht große und kleine Ereignisse zu diesem Zweck. Das ist es, was wir von der Erzählung lernen können, dass das Los auf Zacharias fiel. Auf diesen Gott dürfen wir vertrauen.
Die erste Überraschung war, dass Zacharias das Los traf. In Vers 10 lesen wir dann: „Während er nun zur festgelegten Zeit das Rauchopfer darbrachte, stand das ganze Volk draußen und betete.“ R.C. Sproul hatte die Szene ein wenig damit verglichen, was bei einer Papstwahl geschieht. Die „normalen“ Zuschauer haben keinen Einblick in die Diskussionen und Gespräche der Kardinäle. Niemand weiß, wie die Kardinäle wählen. Aber irgendwann sieht man, wie Rauch vom Vatikan aufsteigt. Das ist das Signal, dass gewählt wurde. Wenn der Rauch weiß ist, dann weiß man, dass ein neuer Papst gewählt wurde. Und so ähnlich standen die Menschen draußen. Sie warteten betend. Es war ein Warten auf den weißen Rauch.
An diesem Tag war alles anders. Verse 11 und 12: „Da erschien dem Zacharias ein Engel des Herrn; er stand auf der rechten Seite des Rauchopferaltars. Als Zacharias ihn sah, erschrak er und es befiel ihn Furcht.“ Ein Engel Gottes erschien. Eine Riesen-Überraschung! Vor Jahren hatten Grace und ich Besuch von Freunden, mit denen ich bei ConnAction zusammengearbeitet hatte. Während der Vorbereitungen zu Hause hatte eins von meinen Kindern mich gefragt, wer zu Besuch kommt. Meine Antwort war: „Oh, das sind Engel.“ Und dann kamen die Gäste zu uns nach Hause. Während ich am Herd stand, kam dann mein Sohn zu mir und sagte dann etwas besorgt: „Papa, ich glaube nicht, dass das Engel sind. Sie haben keine Flügel.“ Wenn ich an dieses Gespräch zurückdenke, muss ich sagen, dass das so wunderbar ist, dass Kinder daran glauben können, dass jederzeit ein Engel auftauchen könnte. Denn Fakt ist, wir leben in einer Welt, in der wir ständig von Engeln umgeben sind. Wir können sie nur nicht sehen.
Woher wissen wir, dass wir es mit einem Engel Gottes zu tun haben? Wir erkennen das daran, dass die Menschen, die dem Engel begegnen, fast immer große Furcht haben; und dass die Engel fast immer den Satz verwenden müssen: „Fürchte dich nicht!“ So groß und so herrlich und so majestätisch sind diese Wesen. Genau so war es auch bei Zacharias. Die Bibel sagt, dass er erschrak und sich fürchtete.
Was ist das Besondere hier? Das Besondere ist, dass Gott sein Schweigen brach. Jahrhunderte waren vergangen, seitdem der letzte von Gott inspirierte Prophet zu seinem Volk gesprochen hatte. Und danach schwieg Gott. Aber die Jahrhunderte dazwischen waren alles andere als ruhig. Politisch war es eine extrem turbulente Zeit mit vielen Konflikten. Schließlich übernahmen die Römer die Oberherrschaft. Das Volk lebte in Unterdrückung. Ungerechtigkeit und Brutalität war ihr Alltag. Inmitten dessen mussten sich alle die Frage gestellt haben: „Wo ist Gott? Warum greift Gott nicht ein? Sind die Geschichten von damals vielleicht einfach nur Märchen? Gibt es den Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs überhaupt?“ Gott schwieg.
Aber hier im Text beendet Gott sein Schweigen. Was ist es, was wir hier mitnehmen können? Vielleicht befinden wir uns in Situationen, in denen Gott abwesend erscheint: alles scheint drüber und drunter zu gehen, Probleme soweit das Auge sehen kann aber keine Lösungen in Sicht, Leiden und Schmerzen sowohl körperlicher als auch seelischer Art. Es gibt einige Psalmen, in genau in solchen Situationen geschrieben zu sein scheinen. Psalm 10,1: „HERR, warum bleibst du so fern, verbirgst dich in Zeiten der Not?“ Oder Psalm 74: „Zeichen für uns sehen wir nicht, / es ist kein Prophet mehr da, niemand mehr ist bei uns, der weiß, wie lange noch. Wie lange, Gott, darf der Bedränger noch schmähen, darf der Feind für immer deinen Namen lästern? Warum ziehst du deine Hand zurück und deine Rechte?“ Wir wissen nicht, weshalb es Zeiten gibt, in denen Gott schweigt. Aber was wir wissen dürfen ist, ist folgendes: Gottes Schweigen bedeutet nicht seine Abwesenheit; Gottes Verstummen bedeutet nicht Gleichgültigkeit; Gottes Verborgenheit bedeutet nicht seine Abkehr. Gott ist immer noch da. Und Gott hört alle unsere Gebete.
2. Eine unerwartete Gebetserhörung
Der Engel spricht zu ihm: „Fürchte dich nicht, Zacharias! Dein Gebet ist erhört worden. Deine Frau Elisabeth wird dir einen Sohn gebären; dem sollst du den Namen Johannes geben.“ Genauso überraschend wie die Begegnung mit einem Engel Gottes muss für Zacharias die Nachricht gewesen sein, dass sein Gebet erhört worden ist, und er und Elisabeth Eltern werden würden.
In der damaligen Zeit war es eine große Schmach für eine Frau, keine Kinder gebären zu können. Der Wert einer Frau wurde damals darüber definiert, wie tüchtig sie darin war, Kinder zu haben und großzuziehen. (Kurzer Exkurs: falls ihr denkt „wie rückständig“, habt ihr ein wenig recht. Heute wird der Wert einer Frau definiert, wie attraktiv sie ist, wie selbstbestimmt sie ist, und/oder wie erfolgreich sie Karriere macht. Früher kam der Druck von außen. Heute macht man sich den Druck selbst. Das ist kein allzu großer Fortschritt.) Zacharias und Elisabeth müssen viel dafür gebetet haben, dass Gott sich über sie erbarmt und ihnen Kinder schenkt. Die Jahre vergingen. Nichts passierte. Irgendwann hatte Elisabeth ihre Wechseljahre. Und ich vermute, dass sie ihr Gebet damit geändert haben muss. Anstatt zu beten „Herr, bitte, bitte schenk uns doch ein Kind!“, fingen sie an zu beten: „Herr, bitte gib uns die Gnade, unsere Kinderlosigkeit gut zu tragen.“ Und jetzt, noch einmal viele Jahre später hört Zacharias, dass er doch einen Sohn bekommen sollte. Die Ansage kam zu einem Zeitpunkt, als er nicht nur überhaupt nicht mehr damit gerechnet hatte. Vermutlich war ihm auch längst die Lust auf ein Kind vergangen. Sein Lebensplan war, würdevoll zu altern, anstatt einem Baby die Windeln zu wechseln.
Und wisst ihr, ein ganz klein wenig meine ich Zacharias verstehen zu können. Wie die meisten von euch wissen, hatten Grace und ich dafür gebetet, ein Mädchen zu haben. Gott beantwortete unser Gebet, indem er uns mit vier gesunden und schönen Jungs beschenkte. Das ist so ein Segen! Aber nachdem Eliot geboren war, war sowohl für Grace als auch für mich klar, dass wir kein weiteres Kind mehr haben wollten. Vier Jungs waren mehr als genug für uns. Viele Freunde und Kollegen hatten mich scherzhaft gefragt, ob wir nicht doch noch ein Mädchen haben wollten. Ich habe dann immer geantwortet: „Unsere Furcht davor, noch einen Jungen zu bekommen ist weit größer als unser Wunsch, ein Mädchen zu haben. Wir sind definitiv fertig.“ Grace und ich erfuhren vor ziemlich genau einem Jahr, dass wir noch einmal ein Kind bekommen würden. Wir haben uns nicht wirklich darauf gefreut. Ich war mehrere Tage in einem Zustand des Schocks. Grace war so geschockt, dass sie beim Spülen einen Teller fallen gelassen hatte. Es hatte eine Weile gedauert, bis wir das verdaut hatten. Und jetzt, ein Jahr später genießen wir jeden Augenblick mit Emma Grace. Sie ist Gottes unerwartete Gebetserhörung, zu einem Zeitpunkt, an welchem wir überhaupt nicht damit gerechnet hatten.
Wofür beten wir? Corrie ten Boom hat folgendes gesagt: „Das Wunderbare am Beten ist, dass man die Welt der Unmöglichkeit verlässt und Gottes Reich betritt, in dem alles möglich ist. Er ist der Experte für das Unmögliche. Nichts ist zu groß für seine allmächtige Macht. Nichts ist zu klein für seine Liebe.“ Weil dem so ist, beten wir für große Anliegen. Wir beten für Frieden in der Ukraine und für Frieden im Nahost. Wir beten für Freunde und Geschwister, die krank sind, der ein oder andere todkrank. Wir beten für Gottes Erbarmen über unsere Stadt. Wir beten für Freunde, die Jesus nicht kennen. Wir beten für unsere Kinder, dass sie zum persönlichen Glauben an Gott kommen. Vielleicht beten manche von den jungen Leuten, den richtigen Partner fürs Leben zu finden. Das sind alles gewichtige Anliegen. Und wir sollten noch viel mehr dafür und für viele andere Anliegen beten.
Aber vielleicht habt ihr nach Jahren des Gebets den Eindruck, dass sich da überhaupt nichts getan hat. Was lernen wir hier im Text? Gott bestätigt uns hier, dass er Gebet erhört. Er tut es nicht immer auf die Art und Weise, wie wir es uns vorstellen und oftmals auch anders als wir es uns initial wünschen. Aber Gott erhört Gebet. Gott erhört Gebet auf überraschende Weise.
3. Eine unerwartete Freude
Wir wollen uns eine weitere Überraschung anschauen, die Gott verheißt. In Vers 14 sagt der Engel: „Du wirst dich freuen und jubeln und viele werden sich über seine Geburt freuen.“ Der Engel verspricht Zacharias, dass er sich riesig über die Geburt von Johannes freuen wird. Nicht nur er, viele andere würden sich ebenfalls über die Geburt freuen. Jetzt ist es so, dass praktisch alle Geburten von Kindern ein Grund zu Freude sind. Wie könnte es auch anders sein? Babys sind unbestritten so ziemlich das Großartigste, was es auf dieser Welt gibt. Bei Zacharias und Elisabeth muss man jetzt natürlich noch das Alter hinzuziehen. Der Grund zur Freude war, weil die Geburt nichts weniger als ein Wunder und nichts weniger als Gottes direktes Eingreifen war. Aber der Text sagt, dass noch mehr Grund zur Freude bestand.
Johannes würde kein gewöhnliches Baby Kind sein. Der Engel begründet die Freude in Vers 15. Er gebraucht das Wort „denn“. Zacharias hatte großen Grund zur Freude, „denn er wird groß sein vor dem Herrn. Wein und berauschende Getränke wird er nicht trinken und schon vom Mutterleib an wird er vom Heiligen Geist erfüllt sein.“ Johannes würde ein großer Mensch vor dem Herrn sein. Wir wollen in den letzten Minuten dieser Predigt kurz darüber nachdenken, was es bedeutet, wahrhaftig groß zu sein.
Das Offensichtlichste zuerst: wahre Größe hat nichts mit Körpergröße zu tun. Das ist vielleicht eher für die Männer relevant. Wir wissen das alle und trotzdem müssen wir ständig daran erinnert werden. Es ist viel einfacher als Mann zu beeindrucken, wenn man eine entsprechende Körpergröße hat. Und ganz viele Männer leiden unter Minderwertigkeitskomplexen („short man syndrome“), weil sie denken, dass sie zu klein geraten sind. Petra, Josef und ich lesen mit unserer Gruppe von Jungs zur Zeit das erste Buch Samuel. In 1. Samuel begegnen wir dem ersten König von Israel Saul. Als er zum ersten Mal in der Öffentlichkeit auftrat konnte sehen, dass er im Durchschnitt ein Kopf größer war als alle anderen Männer. Wenige Kapitel später begegnen wir David, dem zweiten König von Israel. David schien eher zierlich von Gestalt zu sein. Er war auf jeden Fall weit weniger imposant als seine älteren Brüder. Der weitere Verlauf der Erzählung macht deutlich, dass David derjenige war, der wirklich groß war vor dem Herrn. Was ist es dann, was wahre Größe ausmacht?
Der Engel gibt ein paar indirekte Hinweise, was die Größe von Johannes ausmacht. Es war die Art von Leben, das er später führen würde. Verse 16 und 17: „Viele Kinder Israels wird er zum Herrn, ihrem Gott, hinwenden. Er wird ihm mit dem Geist und mit der Kraft des Elija vorangehen, um die Herzen der Väter den Kindern zuzuwenden und die Ungehorsamen zu gerechter Gesinnung zu führen und so das Volk für den Herrn bereit zu machen.“ Im weiteren Verlauf von Lukas‘ Erzählung sehen wir, wie sich dieses Wort erfüllte.
Als Johannes von Herodes gefangen genommen wurde, hatte er eine kleine Sinnkrise. Er fragte sich, ob Jesus wirklich der verheißene Messias war. Jesus antwortete den Boten von Johannes: „Geht und berichtet Johannes, was ihr gesehen und gehört habt: Blinde sehen wieder, Lahme gehen und Aussätzige werden rein; Taube hören, Tote stehen auf und Armen wird das Evangelium gepredigt. Selig ist, wer an mir keinen Anstoß nimmt.“ Als die Boten von Johannes weg waren, sagte Jesus über Johannes: „Ich sage euch: unter den von einer Frau Geborenen gibt es keinen größeren als Johannes; doch der Kleinste im Reich Gottes ist größer als er.“ Jesus sagte, dass Johannes der Größte von allen war. Warum war dem so? Und danach sagte Jesus, dass der Kleinste im Reich Gottes größer ist als er? Was bedeutet das schon wieder?
D.A. Carson erklärte: „Jesus sah sich selbst als Brennpunkt der Geschichte. Wenn er darauf besteht, dass Johannes der Täufer der größte Mensch ist, der von einer Frau geboren wurde (d.h., bis zu diesem Zeitpunkt), dann zeigt der Kontext, dass Jesus Johannes für größer hielt als Abraham, größer als David, größer als Salomo aus dem einfachen Grund, dass der Täufer das immense Privileg hatte, auf der Bühne der Geschichte auf Jesus zu zeigen und die Ankunft des verheißenen Messias anzukündigen. Wenn Jesus fortfährt und darauf besteht, dass der Kleinste im Königreich größer ist als Johannes, dann deshalb weil jeder in dem Reich, der diesseits vom Kreuz und der Auferstehung lebt, auf Jesus mit größerer Klarheit auf Jesus hinweisen kann als es der Täufer tat.“ Johannes war wahrhaft groß, weil er die Aufgabe erfüllt hatte, auf Jesus Christus hinzuweisen. Johannes Größe stand im direkten Zusammenhang zu Jesus, dem Allergrößten von allen.
Die Botschaft von Weihnachten ist, dass Jesus in diese Welt gekommen ist. Jesus ist gekommen, um Gottes Reich zu uns zu bringen und um unser König zu sein: er ist gekommen, Krankheiten zu heilen, Schwache aufzurichten, Arme reich zu machen, Frieden zu stiften, Barmherzigkeit auszuüben; er ist gekommen, um uns von Sünden zu retten, uns mit Gott zu versöhnen, den Tod zu besiegen, Hoffnung einzupflanzen, Glaube aufzurichten, uns mit Gottes Liebe zu überschütten; er ist gekommen, diese ganze Welt neu zu machen und uns ein neues Leben zu schenken, das wirklich lebenswert ist. Das ist die Art und Weise, wie Gott diese Welt überrascht.
Jeder von uns wünscht sich ein großes, großartiges und besonderes Leben zu führen. Das gute Leben, das gesegnete Leben, das großartige Leben ist unter der Herrschaft von König Jesus. Diesen Jesus wollen wir in dieser Weihnachtszeit willkommen heißen.