Predigt: Lukas 13,22-30

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Ringt darum, dass ihr durch die enge Pforte hineingeht

„Ringt darum, dass ihr durch die enge Pforte hineingeht; denn viele, das sage ich euch, werden danach trachten, dass sie hineinkommen, und werden’s nicht können.“

(Lukas 13,24)

Letzte Woche ging es in der Predigt von Henoch bereits um das ernste Thema der Rettung. Wir haben gehört, dass Jesus die Menschen, die ihm von Herodes‘ Gräueltaten erzählt haben, nicht bedauert, sondern ihnen gesagt hat: „Meint ihr, dass diese Galiläer mehr gesündigt haben als alle andern Galiläer, weil sie das erlitten haben? Ich sage euch nein; sondern wenn ihr nicht Buße tut, werdet ihr alle ebenso umkommen“ (13,2.3). In Jesu Worten kommt zum Ausdruck, wie besorgt er um die Rettung von uns Menschen ist – und dass wir uns bei dieser wichtigen Frage leicht in falscher Sicherheit wiegen können. Heute geht es erneut um die Frage, wie wir Menschen gerettet werden. Dabei erklärt Jesus nicht nur, wie wir ins Himmelreich kommen, sondern fordert uns direkt dazu auf, geistlich zu ringen, um den Weg zur Rettung in sein Reich zu gehen. Möge Gott jedem von uns helfen, diese geistliche Wirklichkeit zu begreifen und eine entsprechende Entscheidung zu treffen!

Was war der Anlass, dass Jesus den Weg zur Rettung lehrte? Unser Text beginnt: „Und er ging durch Städte und Dörfer und lehrte und nahm seinen Weg nach Jerusalem“ (22). Dieser Vers hilft uns, einzuordnen, wo wir uns im Bericht über Jesu Leben befinden. Jesus war auf dem von Galiläa nach Jerusalem. Dabei ging er durch Städte und Dörfer und lehrte die Menschen das Evangelium. Aber er hielt sich nirgendwo länger auf, sondern ging zielstrebig seinen Weg nach Jerusalem. Jesus wusste, dass er in Jerusalem unschuldig verhaftet, gefoltert, verurteilt und getötet würde. Zweimal hatte er das den Jüngern angekündigt (9,21.22.44.45). Jesus wich seinem Leiden nicht aus, sondern ging weiter entschlossen seinen Weg nach Jerusalem. Jesus war bereit, für unsere Schuld zu leiden und zu sterben, damit wir dadurch gerettet werden können.

Unterwegs stellte ein Mann Jesus die Frage: „Herr, meinst du, dass nur wenige selig werden?“ (23) Das griechische Wort, das Luther konsequent mit „selig“ übersetzt hat, bedeutet „gerettet“ (Elberfelder; NIV: saved). Dieser Mann stellte Jesus die wichtigste Frage, nämlich wer von Gott in sein Reich gerettet wird. Wie vergeblich ist es, wenn wir in unserem Leben nur Wege suchen, wie wir hier in der Welt zurechtkommen, unser Leben materiell absichern und dabei möglichst viel Spaß haben können, aber auf die Frage nach unserer Rettung keine Antwort haben. Die Frage dieses Mannes war nicht so persönlich wie die des reichen jungen Mannes, der Jesus fragte: „Was muss ich tun, dass ich das ewige Leben ererbe?“ (18,18) Der Mann hier fragte allgemeiner, ob nur wenige gerettet werden. Seine Fragestellung lässt vermuten, dass er eine gewisse Zuversicht hatte, dass er selbst zur Gruppe derer gehört, die gerettet werden. Zu seiner Beruhigung wollte er wohl von Jesus erfahren, wie groß diese Gruppe ist – viele oder wenige.

Wie antwortete Jesus? Jesus antwortete: „Ringt darum, dass ihr durch die enge Pforte hineingeht; denn viele, das sage ich euch, werden danach trachten, dass sie hineinkommen, und werden’s nicht können“ (24). Jesus sagte als Antwort nicht einfach nur die erfragte Information, sondern forderte ihn und alle Zuhörer dazu auf, darum zu ringen, durch die enge Pforte hineinzugehen. Damit sagte Jesus allen Zuhörern, dass es nur einen bestimmten Weg gibt, um gerettet zu werden, für den wir durch eine schmale Pforte gehen müssen, und dass ein inneres Ringen dafür nötig ist. Und Jesus sagt als Grund, warum wir darum ringen sollen, dass viele versuchen werden, hineinzukommen, es aber nicht schaffen. Jesus betont damit nicht nur, dass der Weg zum Himmelreich wirklich ein ganz spezifischer ist. Er ermahnt uns dazu, geistlich darum zu ringen, diesen Weg zu gehen, weil viele Menschen daran scheitern werden.

Jesus erläutert das in den folgenden Versen weiter: „Sobald der Hausherr aufgestanden ist und die Tür verschlossen hat und ihr anfangt, draußen zu stehen und an die Tür zu klopfen und zu sagen: Herr, tu uns auf!, dann wird er antworten und zu euch sagen: Ich weiß nicht, wo ihr her seid.“ Hier meint Jesus nicht nur die Menschen, die Gott und sein Reich komplett leugnen und die Frage nach dem Weg zur Rettung für sich für irrelevant erklären. Auch sie werden nach ihrem Tod vor Gott stehen und irgendwie versuchen, in sein Reich zu kommen, es aber nicht können. Die Menschen, die Jesus hier explizit beschreibt, sind Menschen, die eine Zuversicht haben, ins Himmelreich eintreten zu können. Das zeigt sich darin, dass sie an die Tür klopfen und den Herrn bitten, ihnen die Tür aufzumachen. Aber seine Antwort lautet: „Ich weiß nicht, wo ihr her seid.“ Diese Antwort offenbart den tragischen Irrtum, in dem sie gelebt haben. Sie anfangen zu argumentieren und sagen: „Wir haben vor dir gegessen und getrunken, und auf unsern Straßen hast du gelehrt.“ Damit behaupten sie ihre Meinung, sie hätten eine Beziehung zu Jesus gehabt und daher ein Recht, in sein himmlisches Reich zu kommen. Aber ihr eigenes Argument verrät, dass ihre Beziehung zu Jesus nur oberflächlich war. Sie hatten nur vor ihm gegessen und getrunken und ab und zu seine Predigt gehört. Sie haben ihn nicht persönlich erkannt noch seine Gnade angenommen.

An der Stelle sei betont, dass jeder, der Jesu Worte hört und annimmt, eine persönliche Beziehung zu ihm eingehen und seine Vergebung empfangen kann. Aber weil sie ihr Leben lang versäumt haben, Jesu Worte ernst zu nehmen und eine persönliche Beziehung zu ihm einzugehen, stehen sie am Ende als Fremde vor ihm und Jesus muss wahrheitsgemäß feststellen: „Ich weiß nicht, wo ihr her seid.“ Diese Worte bedeuten nicht eine Unkenntnis von Jesus im Sinne von mangelndem Wissen. Weil sie vielmehr ihr Leben lang nie ernsthaft bereit waren, Jesus anzuerkennen und seine Vergebungsgnade anzunehmen und so seine Kinder und Bürger seines Reichs zu werden, blieben sie im Herzen distanziert und lebten nicht unter Gottes Herrschaft. Auch wenn sie sich vielleicht als Christen verstanden, weil sie in eine Gemeinde gingen und dort mitwirkten, blieben sie ihr eigener Herr und lebten letztlich, wie sie wollten. Vielleicht dachten auch andere von ihnen, dass sie Christen wären. Aber am Ende zählt nicht ihre Meinung oder die Meinung anderer Menschen, sondern nur, was wirklich wahr ist. Weil sie keine persönliche Beziehung zu Jesus haben, müssen sie die schlimmsten Worte aus seinem Mund hören: „Ich weiß nicht, wo ihr her seid. Weicht alle von mir, ihr Übeltäter!“ (27) Warum nennt Jesus sie „Übeltäter“? Sie waren nicht unbedingt schlechtere Menschen als die, die Jesu Gnade angenommen und sich unter seine Herrschaft gestellt haben. Aber weil sie Jesu Vergebung und Reinigung von der Sünde nicht angenommen haben, haben sie nicht genug Kraft, um die sündigen Neigungen und Versuchungen von außen zu überwinden, sodass sie gewollt oder ungewollt üble Dinge tun. Noch einmal: Jeder kann Jesu freundliche Ermahnung zur Umkehr annehmen und den Weg durch die enge Pforte gehen, solange er lebt. Aber wer sich sein Leben lang weigert, Jesu Aufforderung anzunehmen, muss am Ende diese Worte hören; und das Tragische ist, dass dann keine Umkehr mehr möglich ist. Jesus ermahnt uns heute ernsthaft, weil er jeden von uns retten will. Es ist wichtig, dass wir seine Aufforderung annehmen, damit er uns ins Himmelreich führen kann.

Was bedeutet es dann konkret, zu ringen, durch die enge Pforte hineinzugehen? Wir sollen darum ringen, Jesus wirklich zu erkennen als der, der er ist, als Gottes Sohn, der Mensch wurde, und was er für uns getan hat. Wir sollen darum ringen, nicht einfach mit unserer vorhandenen Meinung zufrieden zu sein, sondern die Zeugnisse über ihn lesen und ihn erkennen durch seine Worte und Taten, wie er gelebt hat, und wie das mit dem übereinstimmt, was Gott über ihn zum Teil schon Tausend Jahre vor seinem Kommen angekündigt hat. Zum anderen sollen wir darum ringen, dass wir uns selbst vor Gott erkennen. Fast alle haben ein zu gutes, schmeichelhaftes Bild von sich, was uns daran hindert zu erkennen, wer wir wirklich sind. Uns fehlen der Maßstab und die Motivation dazu, weil wahre Selbsterkenntnis vor Gott sehr unangenehm und beunruhigend ist. Außerdem hindert uns unser Stolz daran. Wir sollen darum kämpfen, die Bibel ehrlich und tief genug zu lesen, dass wir uns im Licht seines Wortes und seiner Gnade erkennen können und Jesu Gnade der Vergebung und Reinigung für unsere Sünden annehmen können. Das erfordert nicht eine außergewöhnliche intellektuelle Leistung oder dass man dafür sein Studium oder seinen Job ein Jahr lang unterbrechen muss. Aber es erfordert einen inneren Kampf gegen Irrtümer, Lügen, Selbstbetrug, verkehrte Ziele, unsere Liebe zu uns selbst, Begierden und andere Sünden, sie aufzudecken und uns davon reinigen zu lassen. Drittens sollen wir darum ringen, dann in dieser Gnade zu bleiben und aus Dankbarkeit für Gott nach seinem Willen zu leben. Durch die enge Pforte zu gehen macht nur Sinn, wenn wir diesen Weg dann auch weitergehen und nicht wieder umkehren und zurückgehen. Deshalb ist dieses Ringen auch ein fortwährender Prozess, den wir unser Leben lang weiterführen müssen. Jesus hat uns mit den Worten „Ringt darum, dass ihr durch die enge Pforte hineingeht“ ermahnt, diesen geistlichen Kampf ernsthaft mit ganzem Herzen und ganzer Kraft zu führen, nicht nur theoretisch oder halbherzig. Durch eine Tür kann man durchgehen oder nicht. Wir sollen uns damit nicht nur gedanklich beschäftigen oder ständig im Bereich der Tür aufhalten, sondern wirklich hindurchgehen und den Weg ins Himmelreich gehen.

Wie ist das zu verstehen? Jesus sagt im Johannes-Evangelium Kapitel 10,9: „Ich bin die Tür; wenn jemand durch mich hineingeht, wird er selig werden und wird ein und aus gehen und Weide finden.“ Jesus ist die Tür, durch die wir hineingehen sollen. Wir sollen ihn als Gottes Sohn und Herrn klar anerkennen und dass er für unsere Sünden gestorben ist, klar annehmen und aufgrund dieser Gnade unser Leben für Gottes Ehre und sein Reich führen. Das bedeutet es, durch die enge Pforte hineinzugehen. Und deshalb sagt Jesus auch, dass die Pforte eng ist. Weil es hier keinen Raum für Vertrauen auf uns unsere eigene Stärke oder eigenen Werke gibt, keinen Platz für verkehrte Ziele oder Wünsche, keinen Platz für halbherzige Entscheidungen oder andere Kompromisse. Das Hineingehen durch die enge Pforte ist in dem Sinn eine einmalige Entscheidung. Aber diese Entscheidung soll täglich neu beherzigt und umgesetzt werden und so zu unserer Lebensweise werden. In diesem Sinne sollen wir täglich durch die enge Pforte hineingehen. Jesus wird uns dadurch das Leben unter seiner guten Herrschaft immer mehr erfahren lassen, und uns schließlich in sein ewiges Reich führen, in dem es kein Leiden, keine Schmerzen, keine Krankheit und keinen Tod mehr gibt.

Betrachten wir noch einmal den Text. Jesus stellt seine Aufforderung, zu ringen, um durch die enge Pforte hineinzugehen, im Vers 24 und seine Beschreibung der Tür zum Himmelreich in den Versen 25-27, direkt nebeneinander, als ob es ein und dieselbe Tür wäre. Warum? Der Grund ist, dass unser Hineingehen durch die enge Pforte mit unserem Eingang ins Himmelreich direkt zusammenhängt. Wenn wir jetzt durch die enge Pforte gehen, bewirkt das, dass wir einst durch die Tür ins Himmelreich einziehen dürfen. Anders gesagt: Ob wir einmal in Gottes Reich einziehen werden, hängt davon ab, ob wir jetzt durch die enge Pforte gehen, d.h. uns ganz auf Jesus verlassen und mit ganzem Herzen aus dem Glauben für ihn leben. Deshalb sollen wir darum ringen, durch die enge Pforte hineinzugehen. Jesus ermahnt uns inständig dazu, weil er uns in sein herrliches Reich führen will.

Was sagt Jesus über die Folgen dieser Entscheidung? Die Verse 28 und 29 sagen: „Da wird sein Heulen und Zähneklappern, wenn ihr sehen werdet Abraham, Isaak und Jakob und alle Propheten im Reich Gottes, euch aber hinaus­gestoßen. Und es werden kommen von Osten und von Westen, von Norden und von Süden, die zu Tisch sitzen werden im Reich Gottes.“ Das Wort „Zähneklappern“ wird auch mit „Zähneknirschen“ übersetzt; es steht für Angst, Schmerzen und Frustration. Ein Teil des Leidens wird die Frustration darüber sein, dass es völlig vermeidbar gewesen wäre. Jesus sprach hier seinen Zuhörern direkt an und sagte damit, dass viele von ihnen diese Frustration erfahren würden, obwohl sie zum Volk Gottes gehörten. Auf der anderen Seite würden viele Heiden aus allen Himmelsrichtungen kommen und im Reich Gottes zu Tisch sitzen. Diese Vision Jesu hat sich in großem Maße erfüllt, da aus fast allen Völkern Menschen seine Gnade angenommen haben und den Weg zum Himmelreich gehen.

Abschließend warnt Jesus: „Und siehe, es sind Letzte, die werden die Ersten sein, und sind Erste, die werden die Letzten sein“ (30). Wir sollen uns nicht auf unsere eigenen Gedanken oder sonst wie auf uns selbst verlassen. Gott helfe uns, darum zu ringen, durch die enge Pforte hineinzugehen und aufgrund von Jesu Gnade wirklich nach seinem Willen zu leben und in sein ewiges Reich zu gehen!

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