Jesus, der Sohn des Höchsten
Der wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden; und Gottder Herr wird ihm den Thron seines Vaters David geben, und er wird König sein über das Haus Jakob in Ewigkeit, und sein Reich wird kein Ende haben.
(32.33)
Wir haben letzte Woche die Ankündigung der Geburt von Johannes dem Täufer betrachtet. Dabei konnten wir erfahren, dass Johannes ein besonderes Kind war. Er war schon im Mutterleib vom Heiligen Geist erfüllt. Er wirkte im Geist und Kraft von Elia und führte viele Menschen zur Buße. In dem heutigen Text aus Lk 1.26-56 wird die Geburt eines Sohnes angekündigt, der noch unendlich viel größer war als Johannes. Johannes selbst sagte über ihn: ich bin nicht wert, dass ich ihm die Riemen seiner Schuhe löse. Wie wir wissen ist dieser Sohn Jesus Christus. Als der Engel Gabriel Maria die Geburt Jesu ankündigte, verriet er ihr sehr viel über dessen Person. Wir wollen uns daher heute vor allem mit der Person Jesu Christi beschäftigen. Wer ist Jesus Christus, welche Bedeutung hat Er für uns und mit welcher Haltung sollen wir ihm begegnen; das sind die Fragen auf die wir heute eine Antwort finden wollen. Möge Gott die Predigt dazu gebrauchen, einem jeden von uns die herrliche Größe Seines Sohnes zu offenbaren und uns dazu helfen, sich Jesus ganz auszuliefern.
Teil I: Der Engel Gabriel kündigt Maria die Geburt Jesu an (V. 26 – 33)
Sechs Monate nach der Ankündigung von Johannes Geburt sandte Gott seinen Engel Gabriel erneut. Wie uns die Verse 26 und 27 berichten, sandte Gott Gabriel nach Nazareth in Galiläa zu einer Jungfrau namens Maria, die mit Josef aus dem Stamm David verlobt war. Als eine junge Frau, die in Nazareth lebte, war Maria in der jüdischen Gesellschaft in doppelter Hinsicht geringgeachtet. Denn zum einen hatten Frauen, und erst recht junge unverheiratete Frauen, in der jüdischen Gesellschaft nichts zu melden. Wie weit die Geringschätzung der Frau gehen konnte, zeigt ein jüdisches Gebetswort, wo es heißt: „Ich danke Dir, Gott, dass du mich nicht geschaffen hast als Heiden, als Aussätzige oder als eine Frau“(RIENECKER 1959: 19f)1. Zudem kam hinzu, dass Maria in einem von Juden verachteten Ort wohnte, nämlich Nazareth. Nazareth war deswegen von den Juden so sehr verachtet, weil es im Gebiet von Galiläa lag, wo viele Heiden wohnten. Galiläa wurde von den Juden verächtlich „Kreis der Heiden“ genannt. Das war auch der Grund, warum Nathanael sagte „Was kann aus Nazareth Gutes kommen.“ Nazareth war also nicht besonders beliebt. Einfach gesagt, hatte Maria als eine unverheiratete Frau aus Nazareth keine soziale Anerkennung. Aber ausgerechnet zu dieser Frau sandte Gott seinen Engel. Gott, der Höchste, sandte seinen Engel zu dieser Frau in Niedrigkeit. Was sagte der Engel zu Maria? – Betrachten wir die Verse 28-30: Und der Engel kam zu ihr hinein und sprach: Sei gegrüßt, du Begnadete! Der Herr ist mit dir! Sie aber erschrak über die Rede und dachte: Welch ein Gruß ist das? Und der Engel sprach zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria, du hast Gnade bei Gott gefunden. Der Engel bezeichnete Maria als Begnadigte, mit der der Herr ist. Und als sie dies nicht verstand, versicherte der Engel nochmal, dass sie bei Gott Gnade gefunden habe. Worin bestand diese Gnade?
Lesen wir gemeinsam Vers 31: Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären, und du sollst ihm den Namen Jesus geben. Maria sollte schwanger werden. Es sollte ein Sohn werden. Im Gegensatz zu heute war man Gott sehr dankbar, wenn man ein Kind bekam, vor allem wenn es ein Junge war. Keinen Sohn zu haben war eine Schande. Man betrachtete es daher als Gnade, einen Sohn zu bekommen. Doch die eigentliche Gnade war eine andere. Der Sohn, den Maria bekommen sollte, sollte ein ganz besonderer Sohn sein. Inwiefern war dieser Sohn ganz besonders? Betrachten wir Vers 31b: und du sollst ihm den Namen Jesus geben. Der Sohn von Maria sollte Jesus heißen. Der Name Jesus bringt das Wesen, die Person des Sohnes zum Ausdruck. Jesus bedeutet Gott rettet. Dieser Sohn ist also Gott selbst. In Ihm begegnet man Gott selbst. Doch nicht Gott als den Richter, sondern Gott als den Retter. Jesus sagt über sich selbst: denn ich bin nicht in die Welt gekommen, dass ich die Welt richte, sondern dass ich die Welt rette. Das, was sich mit der Person des Sohnes in erster Linie verbinden lässt, ist göttliche Rettung. Wer Rettung, Rettung von Sünden haben will, muss zum Sohn kommen. Beim Sohn gibt es Rettung von Sünden. Dafür haftet der Sohn mit Seinem Namen. Was erfahren wir noch über den Sohn? Betrachten wir die Verse 32 – 33: Der wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden; und Gott der Herr wird ihm den Thron seines Vaters David geben, und er wird König sein über das Haus Jakob in Ewigkeit, und sein Reich wird kein Ende haben. Der Sohn wird groß sein. Es hat viele Menschen gegeben, die man groß nannte, aber keiner von ihnen war es in dem vollen Sinne des Wortes wie Jesus. Er war groß in seinen Wundern, groß in seiner Lehre, groß in Seinem Wandel, groß in seinem geistlichen Einfluss im Volk, groß und wahrhaftig in Seiner Menschheit und groß und wahrhaftig in Seiner Gottheit, sodass er als der Sohn des Höchsten erkannt und genannt wurde.
Jesus war nicht nur Sohn von Maria, sondern war und ist zugleich der Sohn Gottes. Was bedeutet das? Erstens Jesus nimmt eine Sonderstellung gegenüber der gesamten Schöpfung ein. Er ist der einzige der nicht von Gott erschaffen worden ist, sondern aus Gott kommt. Jesus ist der Abglanz der Herrlichkeit Gottes und das Ebenbild Seines Wesens. Er ist Gott selbst und damit aller Anbetung würdig. Ihm gebührt alle Ehre, Preis und Lob. Zweitens weil Jesus der Sohn Gottes ist, ist in Ihm das Leben. Denn wie der Vater das Leben hat in sich selber, so hat er auch dem Sohn gegeben, das Leben zu haben in sich selber, heißt es in Johannes 5.26. Und in 1. Joh. 5.12 heißt es: Wer den Sohn hat, der hat das Leben; wer den Sohn Gottes nicht hat, der hat das Leben nicht. Was offenbarte der Engel Maria noch über ihren Sohn? Betrachten wir Vers 32b – 33: und Gott der Herr wird ihm den Thron seines Vaters David geben, und er wird König sein über das Haus Jakob in Ewigkeit, und sein Reich wird kein Ende haben. Der Engel offenbarte Maria, dass Jesus die Erfüllung der Verheißung Gottes an David ist. Die Verheißung bestand darin, aus Davids Linie einen Nachkommen zu erwecken, der auf ewig König über Israel sein wird. Jesus ist der König, auf den die Israeliten des AT mit tiefer Sehnsucht warteten. Es hat viele Könige auf dem Stuhle Davis gegeben, aber kein König der ewiglich ist. Jesus ist der besondere König, dessen Reich kein Ende haben wird. Weder zeitlich noch räumlich wird Jesu Herrschaft begrenzt sein. Im Gegensatz zu allen anderen Herrschern bleibt Jesus für immer König. Im Gegensatz zu allen anderen Herrschern wird Jesu Herrschaft nicht nur auf ein bestimmtes Gebiet oder Volk begrenzt sein, sondern sich über die ganze Welt erstrecken. Jesus sagte über sich selbst: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden.
Vor diesem Hintergrund wird klar, dass Jesu Person von außerordentlicher Größe und Einzigartigkeit ist. Aber noch etwas muss zur Einzigartigkeit Jesu gesagt werden. Dies ist die Tatsache, dass Er trotz seiner Größe Sohn einer Jungfrau aus Nazareth wurde. Jesus, dessen Größe Nichts im gesamten Universum gleicht, war in dem Bauch eines jungen Mädchens. Jesus, dem alle Ehre und Anbetung gebührt, ließ sich von einer äußerst geringgeachteten Frau auf die Welt bringen. Jesus, der in Raum und Zeit der unbegrenzte König ist, wurde der Sohn einer Frau, die auf dieser Welt überhaupt nichts zu sagen hat. Jesus, der die Erfüllung aller Verheißungen Gottes ist und in dem das ewige Leben ist, wurde von einer Frau geboren, die wegen ihrer sozialen Niedrigkeit niemandem wirklich Hoffnung geben konnte.
Dieser Jesus, der zum einen so unvergleichlich groß ist, sich aber zum anderen so unermesslich klein gemacht hat, dieser Jesus möchte dein Retter, dein König und der Gegenstand deiner Anbetung sein. Was ist schon anbetungswürdiger als eine König, der unermesslich groß ist, sich aber zugleich unermesslich klein gemacht hat?
Wie kann Jesus dein Retter, König und der Gegenstand der Anbetung sein? Lasst uns hierzu das Beispiel von Maria betrachten.
Teil II: Maria glaubt der Gnadenbotschaft des Engels (V. 34 – 56)
Nachdem der Engel Maria die große Botschaft verkündigt hatte, fragte Maria: Wie soll das zugehen, da ich doch von keinem Mann weiß? Josef war für Maria zwar ein toller Mann, aber dass er den Sohn des Höchsten zeugen sollte, war für sie vermutlich unvorstellbar, zurecht unvorstellbar. Zudem waren sie ja nur verlobt und noch nicht verheiratet. Andererseits dachte Maria nicht im Geringsten daran, dass ihr Sohn vom Heiligen Geist kommen würde. Dass Maria nicht im Geringsten an eine solche Zeugung gedacht hat, ist verständlich. Noch nie hatte es so etwas in der Menschheitsgeschichte gegeben. Was der Engel Zacharias angekündigt hatte, dafür gab es das Beispiel von Abraham. Aber was der Engel Maria angekündigt hatte, dafür gab es kein einziges Beispiel, weder in der Bibel noch in der gesamten Menschheitsgeschichte. Noch nie hatte es so etwas gegeben, dass eine Frau ohne einen Mann schwanger werden würde, und wird es auch nie wieder geben. Daher wohl ihre berechtigte Frage: Wie soll das zugehen, da ich doch von keinem Mann weiß?
Der Engel hatte zwar Maria bereits gesagt, dass ihr Sohn Sohn des Höchsten genannt werden wird. Dies war eigentlich schon ein Hinweis gewesen, dass ihr Sohn nicht von einem Mann gezeugt werden kann. Aber Maria hatte diesen Hinweis nicht verstanden. Deswegen spricht der Engel Gabriel nun Klartext mit ihr. Betrachten wir Vers 35: Der Engel antwortete und sprach zu ihr: Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten; darum wird auch das Heilige, das geboren wird, Gottes Sohn genannt werden. Der Engel erklärte Maria, dass sie nicht durch einen Mann, sondern durch den Heiligen Geist schwanger werden würde. Gerade aus diesem Grund würde ja Jesus Sohn Gottes genannt werden. Das, was hier der Engel Maria angekündigt hatte, war einfach unfassbar. Die Jungfrauengeburt ist so erstaunlich, dass Gott es für wert hielt, sie bereits 700 Jahre zuvor durch seinen Propheten Jesaja anzukündigen: Siehe, eine Jungfrau ist schwanger und wird einen Sohn gebären. Die Jungfrauengeburt ist bis in die heutige Zeit etwas Unfassbares geblieben. Viele Menschen können und wollen der Jungfrauengeburt nicht glauben. Wer die Jungfrauengeburt öffentlich bekennt, wird verlacht. Wie half aber der Engel Maria, dieses unfassbare Ereignis zu glauben? Betrachten wir Vers 36f: Und siehe, Elisabeth, deine Verwandte, ist auch schwanger mit einem Sohn, in ihrem Alter, und ist jetzt im sechsten Monat, von der man sagt, dass sie unfruchtbar sei. Denn bei Gott ist kein Ding unmöglich.
So wie es biologisch unmöglich ist, dass Maria ohne einen Mann schwanger werden würde, so war es auch biologisch nicht möglich, dass Elisabeth im hohen Alter noch einen Sohn bekommen würde. Doch zu dem Zeitpunkt, als der Engel mit Maria sprach, war Elisabeth bereits im sechsten Monat. Ihr Bauch war nun sichtbar gewachsen und damit ein sichtbarer Beweis dafür, dass Gott Unmögliches tun kann. Der Engel ließ Maria auf den allmächtigen Gott schauen, bei dem kein Ding unmöglich ist.
Jetzt war der entscheidende Augenblick für Maria gekommen. Glaubte sie der Botschaft des Engels oder nicht. Nahm sie die Gnade an oder nicht? Obgleich die Gnade unvergleichlich groß war, war es nicht selbstverständlich, dass Maria sie ohne Weiteres annahm. Die Stimme der Erfahrungen sprach eine andere Sprache als die Worte des Engels. Die Worte des Engels ließen Maria sehen, was für eine große Gnade es ist, den Sohn Gottes zu bekommen. Die Worte des Engels ließen sie sehen, dass Gott kein Ding unmöglich ist. Aber ihre Erfahrungen sagten ihr, dass es unmöglich ist, ohne Mann ein Kind zu zeugen. Ihre Erfahrungen sagten ihr auch, dass sie unheimlich viele Probleme bekommen werde. Was würde Josef von ihr denken? Was würden die Menschen von ihr denken? Jeder würde sie auslachen, wenn sie erklären würde, dass sie durch den Heiligen Geist schwanger geworden war. Sie musste mit dem Stigma einer Ehebrecherin, mit Schmach, Schande und ggf. Steinigung rechnen. Auf wessen Stimme sollte sie hören, auf die Stimme ihrer Erfahrungen oder auf die Stimme des Engels? Dies war eine Frage des Glaubens. Glaubte sie dem Engel oder nicht? Betrachten wir Vers 38: Maria aber sprach: Siehe ich bin des Herrn Magd; mir geschehe, wie du gesagt hast. Maria sprach klare Worte des Glaubens. Sie war bereit, sich als Mutter von Gottes Sohn gebrauchen zu lassen. Sie stellte ihren Körper, sich selbst Gott ganz zur Verfügung. Sie ordnete ihr Leben ganz dem Willen Gottes unter. Gott sollte an ihr das tun, was er vor hat, nicht was sie sich für ihr Leben vorgenommen hatte. Einfach gesagt, lieferte sich Maria Gott komplett aus. Dies konnte sie tun, indem sie den Worten des Engels Glauben schenkte. Als Maria dem Engel mit einem klaren Glauben antwortete, sah der Engel seinen Auftrag erfüllt und schied von ihr.
Wie wurde der Glaube von Maria bestätigt und bekräftigt? Betrachten wir die Verse 39-41a: Maria aber machte sich auf in diesen Tagen und ging eilends in das Gebirge zu einer Stadt in Juda und kam in das Haus des Zacharias und begrüßte Elisabeth. Maria folgte dem Wink des Engels, indem sie Elisabeth ziemlich bald nach der Erscheinung besuchte. Sobald Maria Elisabeth begrüßt hatte, hüpfte das Kind in ihrem Körper. Johannes, der schon von Mutter Leibe an erfüllt war mit dem Heiligen Geist, freute sich über Marias Besuch. Nicht unbedingt wegen Maria an sich, sondern wegen Jesus in ihrem Bauch. Welches sonderliche Ereignis geschah noch? Betrachten wir die Verse 41b – 44: Und Elisabeth wurde vom Heiligen Geist erfüllt und rief laut und sprach: Gepriesen bist du unter den Frauen, und gepriesen ist die Frucht deines Leibes! Und wie geschieht mir das, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt? Denn siehe, als ich die Stimme deines Grußes hörte, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leibe. Elisabeth wurde von dem Heiligen Geist erfüllt und fing an zu weissagen. Durch den Heiligen Geist sah Elisabeth in Maria eine Privilegierte unter den Frauen, weil ihr das Vorrecht gegeben war, den Messias zur Welt zu bringen. Weil sie die Größe des Sohnes in Maria erkannte, pries sie ihn. Sie würdigte Maria als „Mutter ihres Herrn“, obwohl Elisabeth wegen ihres Alters und als Frau eines Priesters gesellschaftlich höher stand als Maria. Sie erzählte Maria auch von der Freude des Johannes über ihren Besuch bzw. über ihren Sohn. Elisabeth schließt ihre Weissagung mit den Worten ab: Und selig bist du, die du geglaubt hast! Denn es wird vollendet werden, was dir gesagt ist von dem Herrn. Elisabeth schätzte Maria wegen der Gnade, die ihr zuteil wurde, für glückselig. Sie lobte ihren Glauben und versicherte ihr, dass Gott seine Verheißung an ihr sicher erfüllen würde. Wäre Maria nicht zu Elisabeth gegangen, hätten sich in ihr lauter Zweifel und Ängste anhäufen können. Aber die freudige Reaktion von Johannes und die weissagenden Worte von Elisabeth halfen Maria noch einmal zu sehen, was für eine große Gnade ihr zuteil geworden war. Vers 56 berichtet uns, dass Maria etwa drei Monate bei Elisabeth blieb. Was muss das für eine gesegnete und erbauliche Zeit für Maria gewesen sein. Sie wurde in ihr Glaubensentscheidung bestätigt und bekräftigt.
Wie wurde Maria nach ihrer Glaubensentscheidung gesegnet?
Nachdem Maria durch Elisabeth in ihrer Glaubensentscheidung bestätigt und bekräftigt worden war, wollte sie Gott einfach nur noch preisen. Aufgrund der erfahrenen Gnade war Maria erfüllt von Anbetung Gottes und Freude an Gott. Dies drückt sie mit den Worten aus: Meine Seele erhebt den Herrn, und mein Geist freut sich Gottes meines Heilandes. In den Versen 48-50 dankt sie Gott daher dafür, dass Er auf ihre Niedrigkeit geschaut und Großes in ihr Leben getan hat. Sie preist Gott für seine Gnade und Barmherzigkeit in ihr Leben. Indem Maria ihre eigene Niedrigkeit und Nichtswürdigkeit erkennt, erkennt sie umso mehr Gottes Gnade in ihrem Leben. In den Versen 51-53 preist sie Gottes Handeln in der Geschichte, der Hohes erniedrigt und Niedriges erhöht. Sie erkennt Gott als den, dem es daran liegt, „dass der Mensch nicht sich selbst zum Gott mache, sondern dass der Mensch Gott als Gott anerkenne und ehre“(RIENECKER 1959: 31)1. Gott zerbricht daher, was hoch hinaus will, bringt aber zurecht und erhebt, was niedrig ist (vgl. RIENECKER 1959: 32)1. Maria schließt ihren Lobgesang damit ab, dass sie in den Versen 54-55 den Herrn wegen Seiner Treue zu Israel lobt, die sich darin zeigt, dass er die Verheißungen erfüllt hat, die er Abraham und seinen Nachkommen gegeben hat (vgl. MACDONALD, W.: 1994)2. Immer klarer gestaltet sich für Maria das Bild über ihr Sohn. als den verheißenen Messias. Der Lobgesang zeigt, dass Maria nach ihrer Glaubensentscheidung große Freude sowie tiefere Erkenntnis über Gott und sein Handeln bekommen hat.
Was können wir aus dem zweiten Teil lernen? Damit Jesus unser Retter, König und Gegenstand der Anbetung sein kann, ist es erforderlich, dass wir uns ihm ausliefern. Ein BK beschreibt diese Auslieferung mit den Worten: „Du Gotteskind, rede du Ihm gar nichts drein, schreibe Ihm gar nichts mehr vor, lass es aber deine ganze Sehnsucht sein, deine Freude, deine Ehre, deine Seligkeit ganz allein sein, wenn Seine Befehle, Seine Verheißungen an dir, in dir und durch dich in Erfüllung gehen und du sterbend mit dem letzten Atemzug noch sagen kannst: „Siehe hier bin ich, Dein Knecht, Deine Magd. Tue mit mir, wie Du willst und was du willst!“ Bei solchen, die so im Innersten ihres Herzens denken, wird Jesus Christus zunehmen in dem Maße, wie alles Eigene immer mehr abnehmen wird (RIENECKER 1959: 24)1.“
Wie können wir uns Jesus komplett ausliefern? Dies können wir tun, indem wir wie Maria dem Wort Gottes, das von der herrlichen Größe Jesu zeugt, Glauben schenken, anstelle auf die Stimme unserer Erfahrungen oder Gefühle zu hören, die dagegen sprechen.
Lesen wir zum Schluss noch einmal das Leitwort, das von der herrlichen Größe Jesu zeugt: Der wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden; und Gott der Herr wird ihm den Thron seines Vaters David geben, und er wird König sein über das Haus Jakob in Ewigkeit, und sein Reich wird kein Ende haben.
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Quellen:
1 RIENECKER, F. (1959): Das Evangelium des Lukas. In: Wuppertaler Studienbibel,
S. 17-33. R. Brockhaus Verlag Wuppertal.
2 MACDONALD, W. (1994): Kommentar zum Neuen Testament, S. 229. CLV.
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