Predigt: Lukas 12,13-34

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Das Reich Gottes vs. Habgier & Sorge

„Trachtet vielmehr nach seinem Reich, so wird euch das alles zufallen.“

(Lukasevangelium 12,31 [Lut84])

Angesichts der derzeitigen politischen Lage der Ukraine und weltweit fand ich es ganz hilfreich, dass wir letzte Woche das Wort aus Klagelieder Kapitel 3 betrachtet haben. Jeremja ermutigt uns, auch trotz Ungerechtigkeit und Leid auf dieser Welt zu Gott zu kommen und an ihm festzuhalten. Aber auch der heutige Text aus Lk. 12 ist angesichts der derzeitigen Krise von hoher Relevanz. Aufgrund der steigenden Inflation in Deutschland können Menschen leicht in Sorge und Habgier geraten, um ihr Leben zu sichern. Sowohl Sorge als auch Habgier werden in dem heutigen Text sehr tiefgreifend behandelt. Dementsprechend wollen wir den Text durch diese drei Fragen betrachten:
1. Wie behandelt Jesus das Problem der Habgier?
2. Wie behandelt Jesus das Problem der Sorge?
3. Welche tiefgreifende Lösung gibt Jesus für beide Probleme?

Teil I: Das Problem der Habgier (V. 13-21)

Im Vers 13 erfahren wir, was Jesus Anlass gab, über die Habgier zu lehren. Ein Mann aus der Menge, die um Jesus war, bat ihn, einen Erbstreit zwischen ihm und seinem Bruder zu schlichten. Weil Jesu Wort im Volk gewicht hatte, wandte er sich mit seinem Erbproblem an ihn. Offenbar wurde dieser Mann von seinem Bruder betrogen. In so einem Erbstreit geht es ja oft um eine ungeheure Menge Geld. Deswegen sagt man: „Wo es ein Testament gibt, gibt es auch viele Verwandte.“ Der Mann, von dem hier die Rede ist, sollte nichts vom großen Kuchen abbekommen. Er war ein Opfer von Ungerechtigkeit. Vielleicht dachte er so: „Ich wurde ungerecht behandelt. Der gerechte Jesus wird sich bestimmt für mich einsetzen.“ Doch Jesu Reaktion war ganz anders als erwartet. Im Vers 14 erfahren wir, dass Jesus dem Mann eine ziemlich gepfefferte Antwort gegeben hatte. Warum? Das eigentliche Problem des Mannes war nicht ein Erbproblem, sondern ein geistliches Problem. Das geistliche Problem dieses Mannes war Habgier. Denn sonst würde Jesus nicht unmittelbar danach von Habgier sprechen. Diesen Mann als einen habgierigen zu beurteilen, klingt hart. Den meisten von uns würde es sicherlich schmerzen, wenn uns jemand eine hohe Geldsumme vorenthält, obwohl sie uns zusteht. Nun, das ist auch verständlich. Es ist auch verständlich, wenn man dafür den Dieb zur Rede stellt. Aber bei diesem Mann scheint es so, dass sein Erbproblem zu einem Lebensproblem wurde. Es nahm für ihn einen zu hohen Stellenwert ein, sodass er mitten aus der Menge zu Jesus herzutrat. Während Jesus über geistliche Dinge redete, drehten sich seine Gedanken nur ums Geld. Im Grunde genommen wollte der Mann Jesus für seine Begierde gebrauchen. Doch dafür ist Jesus nicht zu haben. Mit anderen Worten: Er ist dafür nicht zuständig. Daher Jesus Worte: Mensch, wer hat mich als Richter oder ⟨Erb)teiler über euch eingesetzt? [Elb85] Jesus weist solche Bitten, die zur Erfüllung von Habsucht oder anderer Begierden dienen, ab. Daher heißt es auch im Jakobusbrief: „ihr bittet und empfangt’s nicht, weil ihr in übler Absicht bittet, nämlich damit ihr’s für eure Gelüste vergeuden könnt (Jak. 4,3)“.

Normalerweise hat Jesus niemanden, der ihn um Hilfe bat, abgewiesen. Doch hier sieht es so aus, als würde es Jesus tun. Jesus half zwar diesem Mann nicht so wie erwartet und gewünscht, aber Jesus half auch ihm. Denn er half ihm sein geistliches Problem zu erkennen. Das geistliche Problem, das der Mann hatte, war nicht ein Problem, das nur er hatte. „Er sprach aber zu ihnen“, heißt es im Vers 15. Jesus sprach nun zu dem ganzen Volk. Denn Habgier ist ein geistliches Problem, von dem viele Menschen betroffen sind. Als Jesus vor Habgier warnte, sagte er nicht einfach nur: „Leute, seid mal nicht so habgierig. Denkt doch auch mal an die anderen.“ Jesus sagte: „Seht zu und hütet euch.“ Heute würde man sagen: „Passt auf!“ oder „Vorsicht!“. Jesus warnte vor Habgier, wie vor einer akuten Gefahr, in die man leicht hineingeraten kann. Habgier kann das Herz schneller einnehmen, als man glaubt. Wie schnell wird Amazon zu einer häufig besuchten Internetseite? Wie schnell fängt man an, die neusten elektronischen Geräte zu lieben? Kaum hat man sich ein Smartphone gekauft, kauft man sich das nächste. Manchen kommt es ganz recht, wenn nach einigen Jahren eines ihrer elektronischen Geräte defekt wird. Denn dann haben sie einen „guten“ Grund, sich das neuste Modell zu kaufen. Reparieren kommt nicht mehr so in Frage. Wie leicht passiert es, dass man sich in Gesprächen nur noch um materielle Dinge dreht? Wie schnell geschieht es, dass shopping zum Hobby wird? Wieviele Dinge sind in unserer Wohnung, die wir eigentlich nicht brauchen, auf die wir verzichten könnten? Heutzutage lieben es die Menschen zu konsumieren. Irgendwie meint man, dass das Glück teilweise oder ganz von materiellen Dingen komme. Nicht ohne Grund spricht man von einer Konsumgesellschaft. Und leicht können auch Christen von dem Zeitgeist des Konsums beeinflusst werden.

Mancher von uns denken jetzt vielleicht: „Gut, dass ich nicht davon betroffen bin. Ich gebe eigentlich nicht so viel Geld für allerlei Dinge aus“. Das ist an sich gut, doch schau noch einmal auf Vers 15. Jesus sagt: „Seht zu und hütet euch vor aller Habsucht!“ Damit ist auch Geldgier gemeint. Gerade in der Zeit der Inflation steht man in der Gefahr, der Geldgier zu verfallen. Wenn man sich bspw. zum Ziel nimmt, möglichst viel Geld auf seinem Konto anzuhäufen, ist man auch von Habgier betroffen. Wer nicht einmal Geld für die Dinge ausgibt, die er und seine Familie wirklich brauchen, hat ebenfalls ein Problem mit Habgier. Wenn man nicht bereit ist, Geld für geistliche Dinge auszugeben, ist man nicht frei von Habgier. In 1. Tim. 6,10 heißt es: „Denn eine Wurzel alles Bösen ist die Geldliebe, nach der einige getrachtet haben und von dem Glauben abgeirrt sind und sich selbst mit vielen Schmerzen durchbohrt haben.“ Ob Verschwendung von Geld oder Geiz – beide sind Ausdruck von Habgier. Es reicht nicht, sich nur in einer Hinsicht vor Habgier zu hüten. Jesus sagt: „Seht zu und hütet euch vor aller Habgier“.

Aber das Schöne ist, dass Jesus uns nicht nur vor der Gefahr der Habgier warnt. Er zeigt uns auch auf, was die Wurzel der Habgier ist. Auf diese Weise können wir das Problem bei der Wurzel anpacken. Die Wurzel von Habgier ist ein Irrtum bzw. eine Lüge. Dieser Irrtum steht am Ende von Vers 15: „Denn ⟨auch⟩ wenn jemand Überfluss hat, besteht sein Leben nicht aus seiner Habe“. [Elb] Was dieser Satz bedeutet, macht Jesus mit dem Gleichnis vom reichen Kornbauer deutlich. Im Lichte des Gleichnisses verstehen wir diesen Satz am besten. Der Bauer aus dem Gleichnis hatte so viel Korn, dass er in seinen Scheunen dafür keinen Platz mehr hatte. Daher riss er seine alten Scheunen ab, um größere zu bauen. So gesehen nichts Schlimmes, eigentlich vernünftig. Doch was war sein Motiv bei diesem Vorhaben? Im Vers 19 erfahren wir es. Diese Sätze verraten, wie der Mann gedacht hat. Der Mann meinte Reichtum und Leben gehören zusammen, und das in zweierlei Hinsichten:

Erstens sagte er sich: „und ich will zu meiner Seele sagen: Seele, du hast viele Güter liegen auf viele Jahre? Der Mann ging von vielen Jahren aus. Er ging von einem langen Leben aus. Viele Güter bedeuteten für ihn dasselbe wie viele Lebensjahre. Daher betrieb er Vorsorge für ein langes Leben. Er unterlag dem Irrtum, dass der Reichtum sein Leben in irgendeiner Weise verlängert oder sicherer macht. Doch es verging nach seinem Vorhaben nicht einmal ein Tag, da starb der Mann auch schon. Der Reichtum konnte sein Leben nicht einmal um einen Tag verlängern. Deswegen sagte Jesus: „Denn ⟨auch⟩ wenn jemand Überfluss hat, besteht sein Leben nicht aus seiner Habe.“ Auch heute gibt es die Menschen, die meinen, der Reichtum könne irgendwie ihr Leben längerer oder sicherer machen. Der Reichtum ist für sie eine feste Existenzgrundlage und gibt ihnen das Gefühl von Sicherheit. Der Reichtum garantiert ihnen die beste medizinische Versorgung. Doch Jesus entlarvt diese Denkweise als Irrtum. Er sagt: „Denn ⟨auch⟩ wenn jemand Überfluss hat, besteht sein Leben nicht aus seiner Habe.“

Zweitens gehörten Reichtum und Leben für den reichen Bauer aber auch noch in einer anderen Art und Weise zusammen. Er sagte sich: „Ruhe aus, iss, trink, sei fröhlich!“ Durch den Reichtum erhoffte er sich ein erfülltes Leben. Er erhoffte sich durch den Reichtum nicht unbedingt den größten Luxus. Er sagte sich: „Ruhe aus“ – er wollte ein entspanntes Leben, ein Leben, wo er nur relaxen und chillen kann. Er sagte sich: „Iss, trink“ – „Er wollte ein Leben, wo er tagein und tagaus genießen konnte.“ Er sagte sich: „Sei fröhlich“ – er wollte ständig happy sein – im Zusammenhang mit essen und trinken bedeutet das fröhlich sein wohl, dass er jeden Tag feiern wollte. Dies ist heute nicht anders. Viele erstreben mit dem Reichtum nicht unbedingt Luxus, sondern ein entspanntes, sorgenfreies Leben, ein Leben, das unter dem Zeichen des Genusses und des Feierns steht. Solch ein Leben ist das Lebensziel vieler Menschen. Viele Menschen investieren viel Zeit und Kraft, um eines Tages solch ein Leben wie es sich der reiche Kornbauer wünschte, zu gelangen. Es kann schon sein, dass Reichtum Spaß ins Leben bringt. Es kann schon sein, dass Reichtum viel Vergnügen und Genuss ins Leben bringt. Aber obwohl Reiche das alles haben, haben sie doch eine Leere. Letztens bin ich auf Youtube zufällig auf das Zeugnis von Lou Bega gestoßen. Lou Bega ist ein Star, der in den 90er Jahren mit dem Hit: „Mambo Nr. 5“ groß rauskam. Er war einer dieser reichen Menschen, der alles hatte, jede Art von Vergnügen auskostete, solch ein Leben hatte, wie es sich viele wünschen. Trotzdem verspürte er jahrelang einen tiefen Lebensdurst. Dieser tiefe Lebensdurst wurde erst in Jesus gestillt (es lohnt sich, sein Zeugnis anzuschauen – Lou Bega – Ein Star entdeckt Jesus!!! – YouTube). Zu Recht sagt Jesus: „Denn ⟨auch⟩ wenn jemand Überfluss hat, besteht sein Leben nicht aus seiner Habe“. In Mt. 13,22 bezeichnet Jesus den Reichtum als betrügerisch. Denn er gaukelt uns was vor: Zum einen, dass es unser Leben erfüllt, und zum anderen, dass es unser Leben irgendwie sicherer macht oder gar verlängert.

Der reiche Kornbauer hielt es für klug, Schätze für sein Leben hier auf der Erde zu sammeln. Aber was dachte Gott darüber? Im Vers 20 sprach Gott diesen Mann als „Tor“ an. In Gottes Augen war die Planung des Kornbauers sehr dumm gewesen. Gott wollte, dass er seine Dummheit selber erkennt. Deswegen stellte er ihm eine Frage zum Nachdenken: „Was du aber bereitet hast, für wen wird es sein?“ Obwohl er reich war, hatte er nichts von seinem Reichtum. Er musste früher sterben als erwartet. Das viele Korn hatte in der Ewigkeit keinen Wert. Selbst wenn man Millionen von Euros besitzt, im Himmelreich kann man damit nichts anfangen. Der Kornbauer gehörte zu den Menschen, die Zeit und Kraft für irdische Lebensziele investieren, aber nicht für die Ewigkeit. So was nennt Gott dumm.

In dem Gleichnis vom reichen Kornbauern gebraucht Jesus zwei Wörter mehrere Male – zum einen „mein“ und zum anderen „will“:
Er sagte aber ein Gleichnis zu ihnen und sprach: Das Land eines reichen Menschen trug viel ein. Und er überlegte bei sich selbst und sprach: Was soll ich tun? Denn ich habe nicht, wohin ich meine Früchte einsammeln soll. Und er sprach: Dies will ich tun: Ich will meine Scheunen niederreißen und größere bauen und will dahin all mein Korn und meine Güter einsammeln; und ich will zu meiner Seele sagen: Seele, du hast viele Güter liegen auf viele Jahre. Ruhe aus, iss, trink, sei fröhlich! Gott aber sprach zu ihm: Du Tor! In dieser Nacht wird man deine Seele von dir fordern. (Lk 12,16-20)

„Mein, mein, mein“ ist ein Ausdruck von Habgier und letztendlich von Selbstsucht. Dieses ständige „Ich will“ ist ein Ausdruck von fest vorgenommenen Zielen. Diese ständige Wiederholung dieser beiden Worte macht deutlich, dass Habgier und Lebensziel miteinander verbunden sind. Wann immer wir merken, dass wir ein Problem mit Habgier haben, lasst uns fragen, wofür lebe ich gerade? Was ist mein Lebensziel? Wofür investiere ich meine Zeit und Kraft?

Mit den Worten aus Vers 21 gesprochen, sollte unser Lebensziel darin bestehen, reich bei Gott zu sein. Reich bei Gott sind zum einen diejenigen, die geistliche Privilegien wie die Sündenvergebung, ewiges Leben, Heiligen Geist, die Gotteskindschaft haben. Aber das ist nicht alles. Zum reich sein bei Gott zählen auch gute, Gott wohlgefällige Taten. Wir werden zwar nicht durch Werke errettet, aber nach Werken belohnt. Jesus sagt: „Und wenn jemand einem dieser Geringen nur einen Becher kalten Wassers zu trinken gibt in eines Jüngers Namen, wahrlich, ich sage euch, er wird seinen Lohn gewiss nicht verlieren“ (Mt. 10,42). Nicht einmal das Geringste, was wir für Gott getan haben, wird unbelohnt bleiben. Christen, die ihre Lebenszeit damit verbringen, irdische Schätze zu sammeln, werden keine Zeit haben, die Dinge zu tun, die Gott von ihnen möchte. Sie sind wie solche, die ein „Konto“ eröffnen, aber nichts darauf zahlen. Wie steht es mit unserem „himmlischen Konto“?

Vers 22 leitet Jesus mit dem Wort „Darum“ ein und spricht dann über ein neues Thema, nämlich über die Sorge. Die Einleitung mit dem Wort „Darum“ macht aber deutlich, dass Sorgen und Habgier miteinander zusammenhängen. In der Tat besteht zwischen Habgier und Sorgen eine Art Wechselbeziehung. Sorgen um das eigene Leben, können Menschen dazu bringen, habgierig zu werden. Sie suchen in dem, was sie haben, eine Art Sicherheit für ihr Leben. Ebenso kann man aber auch sagen, dass ausgerechnet habgierige Menschen oft auch viele Sorgen haben. Denn gerade die Dinge, die uns am liebsten sind, bereiten uns am allermeisten Sorgen. Was lehrt der Herr Jesus zum Thema Sorgen? Betrachten wir das im 2. Teil der Predigt.

Teil II: Das Problem der Sorge (Verse 22–30)

Sorgen bewirken ein ziemlich unangenehmes Gefühl in uns. Sie bereiten uns Bauch- und Kopfschmerzen. Sie behindern uns, das Leben zu genießen und Freude zu haben. Aber das ist nicht alles. Aus dem Gleichnis vom Sämann wissen wir, dass Sorgen eine zerstörerische Wirkung auf unser geistliches Leben haben können. Sie ersticken das Wort in uns, sodass es keine Frucht bringen kann (Mk. 4,18f). Sie behindern uns darin, Gottes Wort richtig zuzuhören. Sorgen können machen, dass eine Predigt in das eine Ohr rein und durch das andere wieder raus geht. Wer sich von seinen Sorgen leiten lässt, kann nicht Jesus nachfolgen. Weil Sorge so gefährlich ist, appelliert Jesus an seine Jünger: „Darum sage ich euch: Sorgt euch nicht um euer Leben, was ihr essen sollt, noch um den Leib, was ihr anziehen sollt.“ Jesus spricht hier von Sorgen über Essen und Kleidung. Gestern beim Bibelstudium meinte jemand, dass sie sich eigentlich gar keine Sorgen über Essen und Kleidung mache. Das brachte mich zum Nachdenken. Das stimmt, ich auch nicht. Ich denke, die wenigsten von uns. Noch geht es uns so gut, dass wir uns eigentlich darüber keine Sorgen machen müssen. Unsere Sorgen spielen sich ja eher auf ein „höheres Niveau“ ab. Aber ist es nicht eine gute Sache, dass Jesus gerade die Sorgen über Essen und Kleidung anspricht? Würde Jesus von der Sorge um verzichtbare Dinge sprechen, könnte man leicht denken: „Ja, sicher um solche Dinge braucht man sich wirklich nicht zu sorgen. Aber die Dinge, um die ich mich sorge, sind wirklich wichtig. Da ist es doch verständlich, dass ich mir darüber Sorgen mache!“ Jesus spricht hier von der Sorge um elementare, lebensnotwendige Dinge. Die Logik ist so: „Wenn man sich nicht einmal um solche Dinge Sorgen machen muss, dann braucht man sich also um gar nichts Sorgen zu machen“, „Sorgt euch um nichts“, schreibt auch Paulus im Philipper-Brief (4,6).

Im Vers 23 sagt Jesus: „Das Leben ist mehr als die Nahrung und der Leib mehr als die Kleidung.“ Wer sich von seinen Sorgen leiten lässt, verbringt sein Leben weitgehend damit, seine Bedürfnisse zu befriedigen. Er lebt, um sich selbst zu erhalten. Er erhält sich, um zu leben. Ist solch ein Leben nicht sinnlos, nicht primitiv? Sorgen reduzieren, oder besser gesagt, sie schrumpfen die Bedeutung unseres Lebens. Deswegen sagt Jesus: „Das Leben ist mehr als die Nahrung.“

Sorgen schrumpfen auch die Bedeutung unseres Körpers, als ob es bei dem Körper nur um seine Bedürfnisse gehen würde, wie Essen, Trinken, Schlafen und Kleidung. Jesus sagt aber: „Der Leib [ist] mehr als die Kleidung. Nach der Bibel ist unser Leib ein Tempel des Heiligen Geistes (vgl. 1. Kor. 6,19). Jeder einzelne von uns ist ein Glied des Leibes Jesu (vgl. 1. Kor. 12,12; 27). Dadurch bilden wir alle zusammen den Leib Jesu.

Das, worüber wir uns Sorgen machen, macht den Inhalt unseres Lebens aus. Wie traurig ist es, wenn sich unser Leben ständig nur um die Befriedigung unserer Bedürfnisse dreht? Geht es im Leben nicht um viel mehr als das?

In den nachfolgenden Versen 24 bis 28 gibt uns der Herr viele Ermutigungen dazu, uns nicht Sorgen zu machen. Zunächst lenkt Jesus den Blick der Jünger auf die Raben. „Seht die Raben an“ – Raben können weder Nahrung herstellen noch lagern. Das einzige, was sie tun können, ist Nahrung zu suchen. Und doch kommen sie gut über die Runden. Ist das denn Zufall, dass sie jedes Mal Nahrung finden? Nein, ist es nicht. Gott selbst fragte einmal Hiob: Wer bereitet dem Raben die Speise, wenn seine Jungen zu Gott rufen und irrefliegen, weil sie nichts zu essen haben? (Hiob 38,41) Wenn Gott selbst die Raben mit Nahrung versorgt, um wieviel mehr dann uns. Denn wieviel mehr wert sind wir als die Vögel! Wir sind vor Gott wertvoll, so wertvoll, dass Er uns mit dem teuren Blut Jesu erkauft hat.

Dann lenkt Jesus den Blick von den Raben auf die Lilien. „Seht die Lilien an“. Lilien sind Anemonen bzw. Windröschen. Im Orient sind sie zumeist rot, orangenfarbig oder gelb (vgl. RIENECKER, F.: 3141). Obwohl Lilien keine eigene Kleidung herstellen können bzw. nichts für ihr Aussehen tun können, sind doch schön. Jesus sagt, dass sie sogar herrlicher gekleidet sind als der König Salomo. Wenn nun Gott Blumen, die heute blühen und morgen schon verblühen, mit prachtvoller Schönheit kleidet, um wieviel mehr wird Er sich dann darum kümmern, dass wir genügend Kleidung haben? Wenn schon Gott so gütig gegenüber den vergänglichen Blumen ist, um wieviel mehr dann zu uns? Dass Jesus die Fürsorge Gottes sowohl an Nahrung als auch an Kleidung verspricht, bedeutet doch nichts anderes, dass sich Gott um alle unsere Bedürfnisse kümmert; sei es, dass man nach einer Arbeit sucht, oder sei es, dass man gerade Geldprobleme hat, oder sei es, dass man krank ist. Was für Bedürfnisse man auch gerade hat, man darf und soll mit der Fürsorge Gottes rechnen.

Das, was Jesus hier sagt, ist doch eigentlich sehr logisch. Sowohl die Schlussfolgerung, die Jesus aus der Betrachtung der Raben, als auch die, die er aus der Betrachtung der Lilien schließt, ist sehr logisch. Wie kommt es aber, dass wir uns dennoch Sorgen machen? Sind wir dumm? Haben wir etwa zu wenig IQ? Jesus sagt: „Ihr Kleingläubigen“. Wer sich Sorgen macht, dem mangelt es an Glauben an die Fürsorge Gottes. Wer sich viel Sorgen macht, vertraut in Wirklichkeit auf jemanden anders. Wer das ist, sehen wir in den Versen 25 und 26. Diese Verse offenbaren das tiefe Wesen von Sorgen. Dahinter steckt das Selbstvertrauen, dass der Erhalt des eigenen Lebens in der eigenen Macht stehe. Dahinter steckt das Selbstvertrauen, das eigene Leben selber retten zu können. Das viele Sorgen machen offenbart, dass man mehr auf sich, als auf Gott vertraut.

Weil es Jesus so sehr am Herzen liegt, dass sich seine Jünger keine Sorgen machen, wiederholt er im Vers 29 seine Mahnung aus Vers 22 mit ähnlichen Worten. Er appelliert noch einmal an die Jünger: „Darum auch ihr, fragt nicht danach, was ihr essen oder was ihr trinken sollt, und macht euch keine Unruhe.“ Jesus sagt „darum“. Er bezieht sich damit auf all das, was Er zuvor über die Sorge gelehrt hat. Also darum, weil Sorge die Bedeutung unseres Lebens und Leibes unermesslich reduziert. Darum, weil Sorge wegen der Fürsorge Gottes absolut unbegründet ist. Darum, weil wir sowieso keine Macht über die Länge unseres Lebens haben. Deswegen sollen wir uns ganz und gar nicht sorgen. Nicht einmal der Mangel an elementaren Dingen wie Nahrung soll uns Anlass zur Besorgnis geben. „Macht euch keine Unruhe“, sagt Jesus. Weil es Jesus wirklich am Herzen liegt, dass wir uns keine Sorgen machen, verweist er im Vers 30 noch einmal auf die Fürsorge Gottes. In diesem Vers macht Jesus deutlich, dass das viele Sorgenmachen eine heidnische Lebensweise ist. Die Heiden haben allen Grund, sich Sorgen zu machen, weil sie Gott, den Vater, nicht kennen. Sie können nicht mit der väterlichen Fürsorge Gottes rechnen. Sie sind vielmehr auf sich allein gestellt. Wir hingegen sind doch privilegiert: Wir haben einen Vater, der über alles weiß, was wir brauchen, und der auch in der Lage ist, uns alles zu geben, was wir brauchen. Wer sich viele Sorgen macht, lebt so, als gäbe es diesen wundervollen Vater nicht. Das ist so, wie wenn ich zu Hause mit Kerzen herumlaufen würde, obwohl es überall elektrische Lampen gibt. Lasst uns dieses Privileg nutzen, dass wir einen Vater haben, der alle unsere Bedürfnisse kennt.

Mit dem Problem der Habgier und der Sorge hat Jesus vor falschen Lebenszielen und falschen Lebensinhalten gewarnt. In den letzten Versen spricht er darüber, was Ziel und Inhalt unseres Lebens sein sollten. Wir wollen das im 3. Teil der Predigt betrachten.

Teil III: Das Trachten nach dem Reich Gottes (V. 31 – 34)

Der reiche Kornbauer hatte sich vorgenommen, größere Scheunen zu bauen. Darin sollte all das Korn aufbewahrt bleiben, von dem er viele Jahre ein schönes Leben erhofte. Mit anderen Worten: Er wollte sein „eigenes Reich“ aufbauen. Und so ist es auch mit jedem, der falsche Lebensziele verfolgt: Er trachtet danach „sein Reich“ aufzubauen. Doch Jesus sagt: „Trachtet vielmehr nach dem Reich Gottes“. Anstelle nach unserem Reich zu trachten, sollen wir nach dem Reich Gottes trachten.

Entweder man trachtet nach seinem eigenen Reich oder nach dem Reich Gottes. Unser Herz kann entweder von dem einen oder von dem anderen Reich beherrscht werden. Das eigene Reich ist von unstillbarer Habgier und lästiger Sorge gekennzeichnet. Das Reich Gottes aber von Freude, Frieden und Liebe (Röm. 14,17). Was sollte man daher sinnvollerweise tun? Trachten! Trachten nach Gottes Reich. Sein ganzes Sinnen und Denken auf Gottes Reich richten! Sich ganz und gar auf das Reich Gottes konzentrieren. Das Reich Gottes ganz und gar zum Ziel, zum Fokus seines Lebens machen. Das (!) ist der beste Wirkstoff gegen jegliche Habgier und Sorge! Umgekehrt kann man auch sagen, dass weltliche Sorgen und Habgier Symptome dafür sind, dass unser Herz noch von dem Reich des Ichs beherrscht ist.
Wenn man sich ganz auf das Reich Gottes konzentriert, kommt man da nicht selbst zu kurz? Müsste man sich dann nicht erst recht Sorgen machen? Jesus gibt uns im Vers 31 eine Verheißung: Wer nach dem Reich Gottes trachtet, dem wird alles zufallen, was er fürs Leben braucht. Während andere sich den Kopf zerbrechen, wie sie dies und jenes sich besorgen können, fällt dem, der seinen Fokus auf das Reich Gottes setzt, alles zu. In Mt. 6,33 taucht dieses Wort vom Trachten nach dem Reich Gottes ebenfalls auf. Mt. 6.33 steht auf dem Grabstein eines Geschäftsmannes namens Robert Gilmour LeTourneau. Er wird auch als der Geschäftsmann Gottes bezeichnet. Durch seine Erfindungen von Maschinen, wie Bulldozer, Bagger, bewegliche Kräne, Kippwagen wurde er sehr wohlhabend. Doch LeTourneau wusste stets, wem er alles zu verdanken hatte, nämlich Gott. Er sagte: „Es geht nicht darum wieviel von meinem Geld ich Gott gebe, sondern wieviel von Gottes Geld ich für mich behalte“. So spendete er 90 % seines Einkommens für christliche Werke und lebte selbst von den übrigen 10 %. Je mehr er Gott gab, desto mehr Geld bekam er von Gott zurück. Le Tourneau verkaufte seine Habe und machte sich einen unvergänglichen Schatz im Himmel. Und eben genau das sollten wir auch mit unserem Geld tun. Wohlhabende Menschen machen sich Gedanken darüber, wie sie ihr Geld in bester Weise investieren können, wie sie aus ihrem Geld mehr Geld machen können. Sie lassen sich Ratschläge von ihrem Finanzberater geben. Doch es gibt keinen weiseren Finanzberater als Jesus. Die beste Investition unseres Geldes ist, wenn wir es für das Reich Gottes ausgeben, wie es LeTourneau tat. Hier auf der Erde kann der Wert des Geldes mit einem Schlag sinken, wie wir es gerade aufgrund der Inflation erleben. Zudem können sich die Konditionen von Banken und Börse sehr schnell ändern, sodass jede Investition nie wirklich sicher ist. Und selbst wenn man eine lukrative Investition gemacht haben sollte, so ist sie doch nur für das Leben im Hier und Jetzt von Bedeutung. So oder so sind irdische Investitionen vergänglich und unsicher. Daher ist unser Geld am besten im Himmelreich aufgehoben. Denn dort gibt es keine Vergänglichkeit. Dort wird es auch nie eine Inflation geben. Anstelle einer Wertminderung unseres Geldes kommt es dort eher zu einer Wertsteigerung. Denn wir werden für das Geld, was wir für das Reich Gottes investiert hatten, mehr belohnt, als das Geld eigentlich wert war. So lasst uns diese Zeit auf der Erde nutzen, um reich bei Gott zu sein.
Warum ist es auch für unser geistliches Wohlergehen wichtig, dass wir für das Reich Gottes investieren? In Vers 34 sagt Jesus: „Denn wo euer Schatz ist, da wird auch euer Herz sein.“ Wer Zeit, Kraft und Geld in irdische Schätze investiert, dessen Herz wird auch an diesen Dingen kleben. Man macht sich dadurch selber unfähig, nach dem Reich Gottes zu trachten. Wer hingegen seine Zeit, Kraft und Geld in den himmlischen Schatz investiert, dessen Herz wird an das Reich Gottes hängen. Wenn man sich entscheidet, in das Reich Gottes zu investieren, hilft man sich selber, Gott mehr und mehr zu lieben. Denn das Herz ist das Zentrum unseres Willens, Neigungen, Interessen und Ursprung unserer Gedanken und Handlungen. Ist das Herz in Ordnung, so ist alles in Ordnung.
Die einen Menschen investieren alles in weltliche Schätze, die anderen aber alles in den himmlischen Schatz. Wie kann das sein? Müssten nicht alle in denselben Schatz investieren? In einem Sprichwort heißt es: „One man’s trash is another man’s treasure.“ Die entscheidende Frage ist: Was ist in deinen Augen ein Schatz? Sind es die Reichtümer dieser Welt oder das Reich Gottes?

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1 RIENECKER, F.: (1959): Das Evangelium des Lukas. In: „Wuppertaler Studienbibel. Das Evangelium des Lukas. Erklärt von Fritz Rienecker“, S. 314. SCM R. Brockhaus-Verlag.

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