Predigt: Kolosser 4,2 – 18 (Jahresanfang 2021)

Download

Seid beharrlich im Gebet

„Seid beharrlich im Gebet und wacht in ihm mit Danksagung!“

Kolosser 4,2

In den letzten Wochen haben wir den Kolosserbrief studiert, um uns auf das Jahr 2021 vorzubereiten. Und heute wollen wir den letzten Teil des Briefs zusammen betrachten. Zur Erinnerung möchte ich davor die letzten drei Kapitel kurz zusammenfassen.

Im Kapitel 1 erklärte Paulus, was Gott für uns in Christus getan hat und wer Jesus ist. Durch Jesus Christus hat Gott uns aus der Macht der Finsternis errettet und wir haben die Erlösung, nämlich die Vergebung der Sünden empfangen. Jesus ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes. Er ist der Schöpfer Gott, das Haupt der Gemeinde. Er ist der Anfang und in allem der Erste.

Im Kapitel 2 ermahnte Paulus, dass die Christen in Kolossä den Irrlehren von Menschen wie z.B. Philosophie, leerer Trug und den Elementen der Welt nicht folgen, sondern in Christus fest verwurzelt bleiben und nur ihn als das Fundament ihres Lebens annehmen sollten.
Im Kapitel 3 ermahnte Paulus die Christen, nicht nach dem, was auf Erden ist, sondern nach dem, was droben im Himmel ist, zu trachten. Denn sie hatten den alten Menschen mit seinen Werken ausgezogen und den neuen angezogen. Daher sollten sie auch die alten Glieder töten und die neuen heiligen Eigenschaften anziehen. Als erneuerte Menschen sollten sie das Wort Christi reichlich unter sich wohnen lassen. Sie sollten die Menschen um sie herum, vor allem ihre Familie, mit Liebe und Demut behandeln.
Im heutigen Text gibt Paulus den Christen weitere konkrete Ermahnungen für ihr Leben nach dem Evangelium. Vor allem ermahnt er sie zum Gebet, und zwar in zwei Aspekten: zum einen ermutigt er sie zu beharrlichem Gebet mit Danksagung, zum anderen zur Fürbitte für die Diener Gottes und die Verbreitung des Evangeliums. Gott helfe uns, heute ein weiteres wichtiges Element für unser Leben nach dem Evangelium zu lernen.

Betrachten wir den Vers 2: „Seid beharrlich im Gebet und wacht in ihm mit Danksagung!“ Bei dieser Aufforderung zum Gebet spricht er nicht von einem spontanen und situationsbedingten Gebet, das wir auch kennen. Hier geht es um das kontinuierliche und regelmäßige Gebet, wie Atmen, in dem wir nie nachlassen sollen.

Meine Frau sagte manchmal, dass sie wegen mir nicht gut schlafen konnte, weil ich im Schlaf viel schnarche. Ein anderer Grund war, dass ich manchmal dabei kurze Atempausen hatte, und wenn diese Atempausen zu lange gingen, musste sie mich schnell wecken.

Das Gebet ist geistliches Atmen. Wir haben es nötig, kontinuierlich und regelmäßig zu beten, sonst könnten wir geistlich in Lebensgefahr geraten. Das Gebet ist auch ein Ausdruck unserer Gemeinschaft mit unserem Herrn, dem Heiligen Geist. Es drückt zugleich unsere Abhängigkeit von Ihm und unsere Unterordnung unter Ihn aus.

Tatsächlich haben wir es nötig, beharrlich zu beten, in allen Bereichen unseres Lebens. Vor zwei Wochen haben wir über die biblischen Beziehungen in der Familie gelernt. Wir haben gelernt, dass wir eine gesunde Familie und Gemeinde bauen können, wenn sich die Frauen ihren Ehemännern unterordnen und die Männer ihre Frauen lieben. Aber an diesem Punkt haben wir ein Problem: wie können wir das im praktischen Leben tun? Es ist nicht etwas, was wir einfach durch ‘Mind-Control’ selbst tun können.

Wir brauchen die Hilfe des Heiligen Geistes. Mit der Hilfe des Heiligen Geistes kann sich sogar eine Ehefrau, die ihren Mann unbewusst gewohnheitsmäßig ignoriert, ihm unterordnen. Mit der Hilfe des Heiligen Geistes kann sogar ein Ehemann, der seine Frau kontrolliert und denkt, dass es wahre Liebe sei, sie zu besitzen, auf seine Frau Rücksicht nehmen und sie lieben. Dies ist die Kraft des Gebets. Wenn wir beten, hilft uns der Heilige Geist, in allen Bereichen unseres Lebens dem Evangelium entsprechend zu leben. Dabei ist es wichtig, dass wir nicht nur spontan, sondern beharrlich mit den geistlichen Anliegen beten, die wir durch sein Wort gefunden haben. Wenn wir beharrlich im Gebet wachen, wie ein Wächter nachts die Stadt vor dem Feind bewachte, wird unser Gebet zum Schutz für uns selbst, unseren Ehepartner, unsere Kinder, unsere ganze Gemeinde und für alle, für die wir beten.

Im Vers 2b betont Paulus, dass sie beim Gebet nicht vergessen sollen, Gott zu danken. Freude und Dankbarkeit sind eng miteinander verbunden. Ohne Freude gibt es keinen Dank und ohne Dank gibt es keine Freude. Wenn wir aufhören, Gott zu danken, können wir seine Wohltaten schnell vergessen und werden im Herzen undankbar und für seine Liebe blind. Wenn wir Gott danken, können wir ihn und seine Liebe vor Augen haben und im Vertrauen auf ihn wachsen. Wenn wir beten, sollten wir deshalb mit dankbarem Herzen beten und Gott für seine Wohltaten an uns danken. Wir können so beten, wenn wir daran glauben, dass der Heilige Geist unser Gebet erhört.

Wofür bat Paulus die Glaubensgeschwister in Kolossä zu beten? Der Vers 3 lautet: „Betet zugleich auch für uns, auf dass Gott uns eine Tür für das Wort auftue und wir vom Geheimnis Christi reden können, um dessentwillen ich auch in Fesseln bin, auf dass ich es so offenbar mache, wie ich es soll.“ Als Paulus diese Worte schrieb, war er im Gefängnis in Rom. Die Tür zur Verkündigung des Evangeliums wurde geschlossen, als er ins Gefängnis geworfen wurde. Aber Paulus sah die Möglichkeit, die ihm anvertraute Botschaft trotz seiner Gefangenschaft zu verkündigen. Er konnte aber diese geschlossene Tür nicht selbst öffnen. Wann würde Gott diese Tür öffnen? Vers 3a sagt: „Betet zugleich auch für uns, auf dass Gott uns eine Tür für das Wort auftue.“ Wenn die Gemeinde betet, erhört Gott unser Gebet und öffnet uns eine Tür. Wenn die Kolosser Gemeinde betet, dass die Tür des Wortes geöffnet wird, wird Gott die Tür öffnen. Die Verbreitung des Evangeliums beginnt mit dem Gebet. Wie bei anderen Dingen ist insbesondere die Weitergabe des Evangeliums nicht nur mit unserem Willen und unseren Bemühungen möglich, sondern erfordert unser Gebet. Es scheint so, als ob sich die Tür unseres Gebets für die Menschen, die draußen sind, immer mehr schließt. Aber wie wir wissen, darf die Gemeinde nicht aufhören, für die Mitmenschen zu beten und ihnen die gute Nachricht von Jesus weiter zu geben. Dies ist die Berufung und Mission, die Jesus nicht nur unserer UBF-Gemeinde, sondern auch allen Gemeinden in der Welt gegeben hat.

Was sollen wir denn dafür tun? Wir sollen von nun an beten. Natürlich haben wir schon in der Zwischenzeit – persönlich und gemeinsam – für Heidelberg, für die Verbreitung des Evangeliums gebetet. Aber es lief nicht so gut, wie wir es erwartet hatten. Manchmal werden wir entmutigt und haben keine Kraft und Motivation zu beten, wenn wir auf uns selbst schauen. Lasst uns trotzdem nicht entmutigt sein, sondern weiter mit Dankbarkeit beten. Wenn wir beten, wird Gott zu seiner Zeit die Tür öffnen. Die Gebete, die wir bisher für die Menschen in Heidelberg gebetet haben, sind niemals vergeblich. Das Gebet für den Campus und das Gebet für dieses Land wird sicherlich Früchte tragen.

In den letzten 15 Jahren habe ich bei fast allen offiziellen und inoffiziellen Veranstaltungen in der Gemeinde unsere Glaubensgeschwister fotografiert. Ich erinnere mich genau daran, wann und wo jedes Foto gemacht wurde, weil ich alle Bilder unzählige Male wiederholt angesehen habe. Deshalb denke ich, dass ich mich an die Veränderungen der Gemeinde in den letzten 15 Jahren besser erinnern kann als ihr. Viele Dinge haben sich in den letzten 15 Jahren geändert, viele Dinge blieben auch gleich. Dabei gab es Enttäuschendes und Erfreuliches. Er gab Gründe zur Dankbarkeit, aber auch Trauriges. Ihr wisst es selbst. Wo stehen wir jetzt? Wohin gehen wir, und gehen wir den richtigen Weg? Es gibt Zeiten, in denen solche Fragen in uns auftauchen. Deshalb schaut man nach hinten und zur Seite. Manchmal haben wir Zweifel, ob unser Weg richtig ist und dem entspricht, was Gott uns gelehrt hat. Aber ich kann mit Zuversicht feststellen, dass wir auf dem Weg der Wahrheit sind, solange wir jeden Tag am Wort Jesu festhalten und danach streben und leben.

Was können wir noch von Paulus lernen? Im Vers 3a sagte Paulus: „Betet zugleich auch für uns.“ In vielen Bibelstellen appelliert Paulus an seine Glaubensgeschwister, für ihn zu beten. Jeder hat das Gebet der anderen nötig. Wenn schon ein hervorragender Diener wie Paulus um Fürbitte bat, wie viel mehr brauchen wir sie heute. Es ist aber nicht einfach, jemandem ehrlich von seinen persönlichen Schwierigkeiten zu erzählen und darum zu bitten, für ihn zu beten. Für viele ist es nicht leicht, sich anderen zu öffnen und ihre persönliche Situation mitzuteilen, auch wenn sie schon als langjährige Glaubensgeschwister in einer Gemeinde zusammen sind. Jeder braucht die Gebete seiner Glaubensgeschwister. Damit wir so konkret wie möglich für einander beten können, ist es erforderlich, dass wir uns für die persönlichen Anliegen der anderen interessieren und in etwa wissen, wer welche geistlichen und praktischen Schwierigkeiten und Bedürfnisse hat. Die aktive Fürbitte untereinander ermöglicht uns, in die wahre Gemeinschaft in Jesus Christus hineinzukommen. Liebe Glaubens­geschwister! Jesus möchte, dass wir mit Demut und Liebe für einander Fürbitte tun. Lasst uns beten, dass der Heilige Geist unsere Herzen und Ohren öffnet, damit wir aktiv miteinander und für einander beten.

Welche Ermahnung gab Paulus ihnen noch für ihr Leben nach dem Evangelium? Er schrieb in den Versen 5 und 6: „Verhaltet euch weise gegenüber denen, die draußen sind, und kauft die Zeit aus. Eure Rede sei allezeit wohlklingend und mit Salz gewürzt, dass ihr wisst, wie ihr einem jeden antworten sollt.“
Diese beiden Verse handeln davon, wie wir mit Menschen, die Jesus nicht kennen, umgehen sollen und dabei gute Zeugen Jesu sein können. In meiner Umgebung im Büro sind fast nur Nicht-Christen. Erst fand ich es ganz schwer, über den Glauben zu reden. Aber nun erzähle ich meinen Kollegen gerne über meinen Glauben, wenn es passt. Aber im Arbeitsstress habe ich auch Hemmungen, weil ich mich frage, ob ich wirklich ein guter Zeuge für Jesus bin. Eigentlich wünsche ich mir so sehr, dass jeder, der mit mir zu tun hat, sich bei mir wohl fühlt. Aber der Berufsdruck ist manchmal so groß und ich frage mich: „Schaffe ich das? Kann sich Gott dennoch über mich freuen, so wie ich bin?“ Deswegen bin ich vorsichtig mit dem Zeugnis. Paulus ermahnte uns, weise zu sein. Das bedeutet, dass wir die Gelegenheiten erkennen sollen, die wir nicht verpassen sollten, aber auch wissen, wann es besser ist, auf die Zeit Gottes zu warten.

Das griechische Wort für „Zeit“ ist dasselbe wie in Epheser 5,16, wo es heißt: „und kauft die Zeit aus, denn die Tage sind böse.“ Es bedeutet nicht allgemein Zeit, sondern eine besondere Zeit, eine göttliche Gelegenheit, die wir nicht verstreichen lassen sollten. Man kann solche Zeitpunkte nur dann nutzen, wenn man vorbereitet ist. Jeder Tag bietet Gelegenheiten, um unseren Glauben durch unsere Lebensführung in Taten und Worten zu bezeugen. Diese Gelegenheiten sollten wir nicht verpassen. Ich glaube daran, dass die Corona-Pandemie eine goldene Gelegenheit ist, die Gott uns bietet, uns selbst vorzubereiten. In Matthäus 5,13a sagte Jesus: „Ihr seid das Salz der Erde. Wenn nun das Salz nicht mehr salzt, womit soll man salzen?“ Deshalb sollten wir uns bemühen, jedem, der uns nach unserem Glauben fragt, in rechter Weise Rede und Antwort mit Salz gewürzt zu geben. Mit Salz gewürzte Rede sind Worte, die nicht nur überzeugend, sondern rein, heilig, wahr und erbaulich sind.

In den Versen 7-18 bestellt Paulus am Ende seines Briefes Grüße an einzelne Personen in der Kolosser Gemeinde. Vor allem stellt er seine Mitarbeiter vor, die als Diener Gottes am Evangeliumswerk in aller Welt mitwirkten. Wenn wir diese Verse genau lesen, können wir wir verschiedene Eigenschaften und die Macht des Evangeliums erkennen. Eigentlich hatten sie viele Hindernisse und Schwierigkeiten, zusammenzuarbeiten. Damals konnten sie nicht oft untereinander Kontakt haben oder sich einfach besuchen. Sie hatten verschiedene Hintergründe, Charaktereigenschaften und Nationalitäten. Manche waren Heiden und manche waren Juden. Wie konnten sie trotz aller Unterschiede einmütig für das Evangeliumswerk zusammenarbeiten? Wie konnten sie alle Schwierigkeiten dabei überwinden und hingebungsvoll mitwirken und für andere Gemeinden beten?
Wir wissen schon die Antwort. Sie hatten erkannt, dass ein junger Mann für ihre Sünde geschlagen wurde und am Kreuz gestorben ist und ihnen durch seinen Tod ein neues Leben geschenkt hat. Diese Gnade Jesu und die Freude und Dankbarkeit dafür ließen Paulus und seine Mitknechte nicht schweigen und Zuhause bleiben, sondern gab ihnen Motivation und Kraft, zu beten und sein Wort zu bezeugen und Jesu Liebe an ihren Mitmenschen auszuüben. Die Liebe zu Jesus und die Liebe zu ihrem Nächsten führte sie bis zum Ende ihres Lebens auf dem Weg des Kreuzes Jesu.

Durch den Kolosserbrief sehen wir die Liebe von Paulus zum Evangelium Jesu und zu der Gemeinde in Kolossä. Was lernen wir als Christen, die den Herrn Christus Jesus angenommen haben, von Paulus und von der Kolosser Gemeinde? Wir sollen in Jesus leben und durch das Gebet für unsere Mitmenschen in ihm verwurzeln. Wir sollen im Glauben an Jesus fest stehen und ihm allezeit danken! Dann wird die Kraft des Evangeliums weiter in uns wirken, uns stärken und uns gebrauchen, um auch andere Menschen, für die wir beten, zu Jesus zu führen. Amen

Keine Antworten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

− one = one