In Christus wohnt die ganze Fülle der Gottheit
„Seht zu, dass euch niemand einfange durch die Philosophie und leeren Trug, die der Überlieferung der Menschen und den Elementen der Welt folgen und nicht Christus. Denn in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig.“
Kolosser 2,8.9
Wir danken Gott, dass wir den Kolosserbrief betrachten und dadurch am Jahreswechsel auf Jesus schauen können. Letzte Woche haben wir durch die Predigt von T. zu Kap. 1,15 die Verkündigung von Apostel Paulus gehört, dass Jesus das Ebenbild des unsichtbaren Gottes ist. Durch diesen und die folgenden Verse hat Paulus den Christen in Kolossä verkündigt, wer Jesus eigentlich ist. Jesus ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes. Jesus ist nicht Teil von Gottes Schöpfung, sondern er ist der Erstgeborene vor aller Schöpfung; in Ihm ist alles geschaffen, was im Himmel und auf Erden ist. Damit hat Paulus Jesus als Gott verkündigt, der schon vor der Schöpfung war und durch den alles geschaffen ist. Jesus ist durch seine Auferstehung auch der Erste in Gottes Rettungswerk und das Haupt seiner Gemeinde. Aber warum verkündigte Paulus das den Christen in Kolossä gleich am Anfang seines Briefs? Im heutigen Text erfahren wir den Grund. Obwohl sie eigentlich das Evangelium angenommen und guten Glauben hatten (1,4-8), waren sie in akuter Gefahr, durch Irrlehren ihren reinen Glauben an Jesus zu verlieren. Interessanterweise versuchte Paulus nicht, die Irrlehren zu analysieren und zu widerlegen; das hielt er nicht für nötig. Stattdessen verkündigte er ihnen weiter Jesus, die Größe seiner Person, sein Werk und seine Überlegenheit über alle Mächte. Dadurch machte er deutlich, wie unnötig und unsinnig es ist, sich anderen Lehren und Mächten zuzuwenden. Möge Gott uns helfen, durch diesen Text mehr zu begreifen, wer Jesus ist, was wir in ihm haben und dass wir außer ihm wirklich nichts anderes brauchen!
Betrachten wir die Verse 1 und 2. Paulus schreibt: „Ich will euch nämlich wissen lassen, welchen Kampf ich für euch und für die in Laodizea und für alle führe, die mich nicht von Angesicht gesehen haben, auf dass ihre Herzen gestärkt und verbunden werden in der Liebe und zu allem Reichtum an der Fülle der Einsicht, zu erkennen das Geheimnis Gottes, das Christus ist.“ Paulus hatte die Christen in Kolossä nie gesehen, ebensowenig wie die in der Nachbarstadt Laodizea. Trotzdem kämpfte er geistlich für sie, seitdem er von Epaphras von ihrer geistlichen Situation gehört hatte, indem er für sie betete und ihnen diesen Brief schrieb. Er betete dafür, dass ihre Herzen gestärkt und in der Liebe miteinander verbunden werden und sie so eine Fülle an Einsicht erlangen, dass sie das Geheimnis Gottes, nämlich Jesus Christus erkennen können. In Christus konnten sie und können auch wir Gottes Wesen erkennen, das uns eigentlich wie ein Geheimnis verborgen ist. Als Gott Jesus Mensch werden und auf die Erde ließ, hat Gott das Geheimnis über sein Wesen, seinen Willen und sein Werk für uns erkennbar gemacht. Dieses unfassbar großartige Geheimnis können wir nicht einfach mit unserem Verstand erfassen. Wir brauchen Gottes Hilfe, von ihm gestärkte Herzen, damit wir den Reichtumg an Fülle der Einsicht erlangen, um Christus wirklich zu erkennen.
Paulus geht noch weiter und verkündigt in Vers 3, dass in Christus alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis verborgen liegen. Hier geht es nicht einfach um menschliche Weisheit oder triviale Erkenntnis, wie man sie zum Beispiel zum Lösen einer Mathe-Aufgabe braucht oder dafür, wie man mit anderen Menschen so umgehen kann, dass man nicht unnötig mit ihnen in Konflikt gerät. Das ist auch eine Art von Weisheit, aber nicht wirklich das, wovon hier die Rede ist. Im Vers 3 spricht Paulus von allen Schätzen der Weisheit und der Erkenntnis. Es geht also um Schätze der Weisheit, um Weisheit, die uns das Ziel unseres Lebens und den Weg dorthin zeigt. Es geht um göttliche Erkenntnis, die alle unsere Fragen beantwortet und unsere Bedürfnisse stillt. Und alle diese Schätze an Weisheit und an Erkenntnis sind in Christus verborgen. Wir finden sie nirgendwo anders. Wir finden sie in Jesus Christus, und zwar in dem Maße, indem wir ihn erkennen. So spornt Paulus die Kolosser und auch uns dazu an, danach zu trachten, Jesus mehr zu erkennen.
Warum er das tut, erklärt er in Vers 4: „Ich sage das, damit euch niemand betrüge mit verführerischen Reden. Denn obwohl ich leiblich abwesend bin, so bin ich doch im Geist bei euch und freue mich, wenn ich eure Ordnung und euren festen Glauben an Christus sehe.“ Paulus freute sich, wenn sie in festem Glauben an Christus lebten. Aber er wusste von der Gefahr, dass sie durch die verführerischen Reden von Irrlehrern betrogen und vom Glaubensweg abgebracht würden. Wozu ermahnte er sie deshalb?
Betrachten wir die Verse 6 und 7: „Wie ihr nun angenommen habt den Herrn Christus Jesus, so lebt auch in ihm, verwurzelt und gegründet in ihm und fest im Glauben, wie ihr gelehrt worden seid, und voller Dankbarkeit.“ Dies ist Paulus‘ einzige Aufforderung im heutigen Text (die Ermahnungen in den Versen 8, 16 und 18 sind vom Inhalt her keine Aufforderungen, etwas zu tun, sondern Ermahnungen, sich vor der Verführung zu hüten). Da sie Jesus als ihren Herrn und Christus angenommen hatten, sollten sie auch in ihm leben, und dabei in ihm verwurzelt und gegründet und fest im Glauben sein. Obwohl diese Aufforderung überraschend grundlegend ist, ist sie doch auch eine Antwort auf ihr Problem. Wenn sie an Jesus nicht nur theoretisch glaubten, sondern wirklich in ihm lebten und ihr Denken und Handeln im alltäglichen Leben auf ihn gründeten, würden sie Jesus neu erleben und ihn dadurch mehr erkennen. Dadurch würden sie ihn Tag für Tag neu erleben und erkennen, dass sie in ihm alles haben und keine zusätzliche Philosophie brauchten. Paulus ergänzte, dass sie auch voller Dankbarkeit sein sollten. Sie konnten unabhängig von ihrer Lage immer dankbar sein, weil Gott sie mit Jesus unendlich reich beschenkt hatte. Paulus fordert die Gläubigen in diesem Brief mindestens noch vier weitere Male zur Dankbarkeit auf (3,15.16.17; 4,2). Wenn Jesus unser Herr und Christus ist, haben wir immer Grund zur Dankbarkeit. Gott zu danken, gebührt nicht nur Gott, sondern es schützt auch unser Herz vor allen möglichen Verführungen (nicht nur durch Irrlehren, sondern auch durch Hochmut, Begierde, Neid, Hass, Traurigkeit usw.).
Im Vers 8 warnt Paulus sie konkreter vor der Verführung: „Seht zu, dass euch niemand einfange durch die Philosophie und leeren Trug, die der Überlieferung der Menschen und den Elementen der Welt folgen und nicht Christus.“ Die Gläubigen in Kolossä waren Irrlehren aus zwei verschiedenen Richtungen ausgesetzt: zum einen durch Philosophie, wovon hier die Rede ist, zum anderen durch judaistische Lehren, die die Einhaltung des Gesetzes und jüdischer Satzungen forderten. Bei dem, was Paulus hier Philosophie nennt, handelte es sich um eine Form von mystischem Polytheismus, der sich später zu der Irrlehre entwickelte, die man mit Gnostizismus bezeichnete. Diese falsche Lehre behauptete, daß es zwischen einem heiligen Gott und der Erde eine Menge von Engeln und anderen spirituellen Wesen gäbe, die eine Art Brücke bildeten, zu denen angeblich auch Christus als ein Glied gehöre. Auf diese Weise wollte man Christus einen Platz geben, der der wahren Gottheit untergeordnet ist, und unterschätzte dadurch Jesus Christus und die Einzigartigkeit und die Vollständigkeit seines Erlösungswerks. Diese Lehre beinhaltet die Anbetung von Engeln (18) und eine falsche Askese (20-22). Die Irrlehrer lehrten in der Gemeinde, dass die Gläubigen nur dann die Fülle der Gottheit erfahren könnten, wenn sie mit Engeln und andere spirituellen Mächten in Verbindung treten. Sie bezogen sich – ebenso wie die judaistischen Irrlehrer – auch auf Jesus, lehrten aber, dass er nur eine begrenzte Bedeutung hätte und sie noch etwas anderes bräuchten. Paulus nennt diese Lehre „leeren Trug“ und stellt klar, dass sie der Überlieferung von Menschen und den Elementen der Welt folgen und nicht Christus.
Warum war es verkehrt und absurd, daran zu glauben? Paulus sagt in den Versen 9 und 10: „Denn in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig, und ihr seid erfüllt durch ihn, der das Haupt aller Mächte und Gewalten ist.“ Jesus ist nicht nur ein Engelswesen, das der Gottheit untergeordnet ist, sondern in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig. Das Wort „Fülle“ (griechisch pleroma) war gerade das Wort, das die Gnostiker für das ganze Heer der vermittelnden Wesen zwischen Gott und den Menschen gebrauchten. Das Wort „leibhaftig“ betont, dass der fleischgewordene Herr, der gekreuzigt wurde, auferstanden und zum Himmel aufgefahren ist, der einzige Mittler zwischen Gott und den Menschen ist. Er ist das Haupt aller Mächte und Gewalten. Er ist selbst Gott, in dem alle Fülle wohnt. Mit dieser Verkündigung widerlegte Paulus die falschen Behauptungen der Irrlehrer und bezeugte Jesus als wahren Gott und Herrn über alle Mächte. Er ist der König, der alles regiert und den wir anbeten sollen. In ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit. Wenn wir zu Jesus ihm kommen, bekommen wir nicht nur etwas, sondern werden Gott in seiner ganzen Fülle finden. Deshalb sollen wir mit unseren Fragen und unserem Verlangen nach wahrer Erkenntnis und Leben zu Jesus kommen und nicht (auch) woanders suchen.
Woran konnten die Kolosser noch die überragende Größe und Herrlichkeit Jesu erkennen? Paulus schreibt weiter in den Versen 11-15: „In ihm seid ihr auch beschnitten worden mit einer Beschneidung, die nicht mit Händen geschieht, durch Ablegen des sterblichen Leibes, in der Beschneidung durch Christus. Mit ihm seid ihr begraben worden in der Taufe; mit ihm seid ihr auch auferweckt durch den Glauben aus der Kraft Gottes, der ihn auferweckt hat von den Toten. Und Gott hat euch mit ihm lebendig gemacht, die ihr tot wart in den Sünden und in der Unbeschnittenheit eures Fleisches, und hat uns vergeben alle Sünden. Er hat den Schuldbrief getilgt, der mit seinen Forderungen gegen uns war, und hat ihn aufgehoben und an das Kreuz geheftet. Er hat die Mächte und Gewalten ihrer Macht entkleidet und sie öffentlich zur Schau gestellt und über sie triumphiert in Christus.“ Hier beschreibt Paulus das Werk der Erlösung, das Jesus für sie vollbracht hat. Genauer gesagt beschreibt er die Auswirkungen seines Werkes, die auch für uns gelten, wenn wir es im Glauben angenommen haben. Durch den Glauben an seinen Tod am Kreuz wurden wir einer geistlichen Beschneidung unterzogen, durch die wir von unserem alten Wesen getrennt wurden. Wir sind mit ihm begraben worden in der Taufe und sind mit ihm durch den Glauben aus der Kraft Gottes auferweckt zu einem neuen Leben für seine Ehre. Obwohl wir eigentlich durch und durch unverbesserliche Sünder sind, hat Gott uns alle unsere Sünden vergeben und hat den Schuldbrief, der gegen uns bestand, getilgt und hat ihn an das Kreuz geheftet. Er hat die Mächte und Gewalten, die ein Anrecht auf uns hatten und uns angegriffen hatten, ihrer Macht entkleidet und sie öffentlich zur Schau gestellt und über sie triumphiert in Christus, als er ihn von den Toten auferweckt und zum Himmel aufgehoben hat. Dieses gewaltige Werk kann nur der lebendige Gott durch seinen Christus vollbringen. Philosophien mögen interessant erscheinen. Aber keine Philosophie von Menschen hat die Kraft, um auch nur einen Teil dieser Werke zu vollbringen. Philosophien können Menschen vielleicht eine Orientierung geben und sie dazu ermutigen, sich mit ihrer eigenen Kraft um ein moralisch besseres Leben zu bemühen. Aber sie haben keine Kraft, um uns von unserer sündigen Natur zu befreien; noch weniger können sie unsere Schuld vor dem heiligen Gott tilgen oder uns ewiges Leben geben. Nur Jesus, in dem die Fülle Gottes wohnt, hat diese Werke für uns vollbracht. Ihn sollen wir anbeten und ihm ewig danken!
Im Anschluss geht Paulus auch auf die Lehren der judaistischen Lehrer ein. Im Vers 16 heißt es: „So lasst euch nun von niemandem ein schlechtes Gewissen machen wegen Speise und Trank oder wegen eines Feiertages, Neumondes oder Sabbats.“ Die judaistischen Lehrer forderten die Gläubigen dazu auf, bestimmte Speisen zu meiden, jüdische Feiertage zu halten und vermutlich auch andere Teile des Gesetzes und der Satzungen der Juden zu halten. Sie behaupteten, dass diese Werke zusätzlich zum Glauben an Jesus nötig wären, um wirklich heilig und Gott wohlgefällig zu sein. Aber Paulus sagte, dass sie sich wegen solchen Dingen von niemandem ein schlechtes Gewissen machen lassen sollten. Vers 17 erklärt: „Das alles ist nur ein Schatten des Zukünftigen; der Leib aber ist Christus eigen.“ Die Gebote, die Gott dem Volk Israel gab, wie Speisegeboten, Feiertage oder auch Opfergebote, sollten ihnen helfen, Gott zu fürchten und trotz ihrer Sündhaftigkeit eine Form von Gemeinschaft mit Gott zu haben. Letztlich aber sollten sie die Menschen ihre Verlorenheit lehren und auf das Kommen des Christus als Retter und König vorbereiten. Insofern sind sie nur ein Schatten, ein minderwertiges Abbild von Jesus und dem Leben in der Beziehung zu Gott, die Jesus bringen würde. Alle, die an Jesus glauben, sind ein Teil seiner Gemeinde bzw. seines Leibes. Als sein Leib gehören wir nun ganz ihm und sollen ihm gehorchen und stehen nicht mehr unter dem Gesetz.
Paulus warnte sie eindringlich vor denen, die das in Frage stellten: „Lasst euch den Siegespreis von niemandem nehmen, der sich gefällt in Demut und Verehrung der Engel und sich dessen rühmt, was er geschaut hat, und ist ohne Grund aufgeblasen in seinem fleischlichen Sinn und hält sich nicht an das Haupt, von dem her der ganze Leib durch Gelenke und Bänder gestützt und zusammengehalten wird und wächst durch Gottes Wirken“ (18.19). Die Gläubigen sollten sich von niemandem ihr festes Vertrauen auf Christus nehmen lassen und seine ewige Belohnung riskieren – weder von den gnostizistischen noch von den judaistischen Irrlehrer. Das Charakteristikum der Irrlehrer ist, dass sie sich nicht an Jesus Christus halten und ihre Gedanken ihm nicht unterstellen, obwohl er das Haupt des Leibes ist und den ganzen Leib zusammenhält und wachsen lässt. Es ist wichtig, dass wir uns jeder persönlich und als Gemeinde an Jesus halten und all unser Denken, Tun und Lehren ihm ganz unterstellen. Das wird uns entscheidend helfen, verkehrte Wege zu gehen und verkehrte Lehren zu identifizieren und aus der Gemeinde zu verbannen.
Betrachten wir auch die letzten vier Verse 20-23: „Wenn ihr nun mit Christus den Elementen der Welt gestorben seid, was lasst ihr euch dann Satzungen auferlegen, als lebtet ihr noch in der Welt: »Du sollst das nicht anfassen, du sollst das nicht kosten, du sollst das nicht anrühren« –was doch alles verbraucht und vernichtet werden soll. Es sind menschliche Gebote und Lehren. Diese haben zwar einen Schein von Weisheit durch selbst erwählte Frömmigkeit und Demut und dadurch, dass sie den Leib nicht schonen; sie sind aber nichts wert und befriedigen nur das Fleisch.“ Zum Schluss erinnert Paulus sie nochmal an ihren neuen geistlichen Status, dass sie mit Christus bereits den Elementen der Welt gestorben waren, und stellt die rhethorische Frage, warum sie sich dann wieder Satzungen auferlegen ließen, die bestimmte Speisen als unrein verboten. Sie brauchten keinen solchen menschlichen Geboten und Lehren mehr zu folgen, die nur einen Schein von Weisheit hatten, aber in Wirklichkeit nichts wert waren. Sie dienten nur dem menschlichen Verlangen, sich selbst und sein Leben zu verbessern, und dem religiösen Bedürfnis, sich vor Gott gerecht zu machen, was doch Christus schon längst für uns getan hat.
Auch in unserer Zeit gibt es verschiedene Philosophien und Lehren, die interessant klingen, von denen einige scheinbar mit dem Glauben an Jesus kompatibel sind. Wohlgemerkt ist hier von Philosophien die Rede, die ihre Wurzel in der Überlieferung von Menschen und Elementen der Welt haben. Es geht hier nicht um christliche Philosophie, die auf dem Evangelium Jesu und der Lehre der Bibel gründet. Ein Beispiel für weltliche Philosophien unserer Zeit, die mit dem Evangelium scheinbar kompatibel sind, ist die Antroposophie von Rudolph Steiner, der auch die Walldorfschulen gegründet hat, und Jesus und Teile des Evangeliums in seine Lehre eingebaut hat. In den letzten 30 Jahren hat sich auch die Esotherik in Europa verbreitet, bei der unterschiedliche mystische Lehren mit Elementen des Evangeliums in verführerischer Weise vermischt sind. Natürlich gibt es noch viele andere menschliche Lehren bzw. Irrlehren, die uns vom reinen Glauben an Jesus abbringen können.
Wir können leicht denken, dass wir hier nicht in Gefahr sind, weil wir ja die Bibel studieren und unseren Glauben daran orientieren. Das ist zwar gut und sicher eine ganz große Hilfe, aber die Gefahr, einer verkehrten Lehre aufzusitzen, ist damit nicht vollautomatisch gebannt. Das Entscheidende ist, wie wir die Bibel studieren, konkret gesagt, wie weit wir dadurch Jesus Christus erkennen.
Jeder Mensch hat eigentlich ein angeborenes Verlangen nach Weisheit und wahrer Erkenntnis. Wir haben in uns einen Wunsch, die Dinge, die uns umgeben oder die in der Welt passieren, zu verstehen. Das beschränkt sich nicht nur auf physikalische Gesetzmäßigkeiten oder Dinge, die für uns unmittelbar von Nutzen sind, sondern auch auf grundlegendere Fragen, wie zum Beispiel, woher wir kommen, was nach dem Tod kommt, was der Sinn unseres Daseins ist und damit auch auf die Frage nach Gott. Die Kolosser hatten durch die Predigt des Evangeliums Jesus Christus als Gottes Sohn und durch seinen Tod am Kreuz Gottes Liebe zu sich erkannt. Ihre Erkenntnis wuchs durch ihr tägliches Glaubensleben allmählich. Aber ihre Erkenntnis war immer noch begrenzt, sie hatten Jesus noch längst nicht in seiner Fülle erkannt. Dementsprechend spürten sie wohl auch einen inneren Mangel an Erkenntnis. Viele Christen denken nach einigen Jahren Glaubensleben, dass sie nun eigentlich alles Wichtige in der Bibel verstanden hätten und Jesus genug kennen gelernt hätten und nicht mehr viel Neues erfahren könnten. Aus diesem Eindruck entsteht in ihnen ein Wunsch, etwas Neuartiges zu erfahren. Dieser Wunsch ist zwar verständlich, aber die Annahme, die ihm zugrundeliegt, dass sie weitgehend schon alles erfahren hätten, was das Evangelium bietet, ist grundverkehrt. Vor allem birgt dieser Wunsch die Gefahr, dass wir uns auf andere Lehren einlassen, die den Glauben an Jesus scheinbar in einer positiven Weise ergänzen, in Wirklichkeit aber unseren Glauben an das Evangelium bedrohen. Genau das passierte bei den Kolosser. Nachdem sie eine Zeitlang im Glauben gelebt hatten, waren sie offen für die Worte der Irrlehrer, die ihnen ein wirklich erfülltes Leben mit voller Gotteserkenntnis versprachen und ihnen dafür eine popluläre Philosophie mit mystischen Elementen anpriesen. Sie waren dafür anfällig, weil sie nicht wirklich wussten, dass in Jesus die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig wohnt und dass sie in ihm alles finden! Sie waren auch für die Lehren der Judaisten anfällig, dass sie außer an Jesus zu glauben auch das Gesetz und die jüdischen Satzungen halten müssten, um Gott wirklich zu gefallen – weil sie nicht tief genug erfasst hatten, dass sie mit Christus gestorben und auferweckt waren und in ihm Gottes volle Anerkennung erlangt hatten und von ihm selbst geheiligt würden. Lasst uns dafür beten, dass im neuen Jahr das Wort Christi reichlich unter uns wohne, damit wir Jesu Erlösungswerk an uns tiefer und völliger begreifen und jeden Tag und in allen Bereichen aus dem Glauben daran leben können. Lasst uns beten, dass das Wort Christi so reichlich unter uns wohnt, dass wir ihn selbst mehr erfahren, in der geistlichn Erkenntnis wachsen und bei ihm alle Fülle finden. Möge Gott uns dadurch auch vor jeglicher verkehrten Lehre schützen! Amen.
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