Predigt: Johannes 6,1-21

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Wo kaufen wir Brot, damit diese zu essen haben?

„Da hob Jesus seine Augen auf und sieht, dass viel Volk zu ihm kommt,
und spricht zu Philippus: Wo kaufen wir Brot, damit diese zu essen haben?“

(6,5)

Unser heutiger Text berichtet über das vierte und fünfte Zeichen im Johannesevangelium, nämlich dass Jesus über fünftausend Menschen speiste und dass er danach auf dem See lief. Die Speisung der Fünftausend ist das einzige Zeichen, von dem Johannes berichtet, obwohl es auch von den anderen drei Evangelien berichtet wird. Die Speisung der Fünftausend war also ein Ereignis, das unbedingt noch einmal beschrieben werden sollte. Was ist der Punkt, den wir gerade durch die Darstellung dieses Ereignisses im Johannesevangelium lernen sollen? Und welche Bedeutung hat es für uns heute, dass Jesus zu den Jüngern auf dem See kam? Lasst uns dem Wort gut zuhören und annehmen, was wir dadurch heute lernen sollen!

Teil 1: Jesus speist über fünftausend Männer (1-15)

Wo und wann fand dieses Ereignis statt? Betrachten wir die Vers 1: „Danach fuhr Jesus weg über das Galiläische Meer, das auch See von Tiberias heißt.“ Jesus hatte Jerusalem verlassen, wo er den 38 Jahre kranken Mann geheilt und gegenüber den Juden seine Gottessohnschaft bezeugt hatte, und war wieder nach Galiläa gegangen. In den anderen Evangelien erfahren wir, dass Jesus dort die Jünger in Zweiergruppen aussandte, damit sie selbst das Evangelium predigten und die Kranken heilten. Nach ihrer Rückkehr fuhr Jesus mit den Jüngern über den See, um ihnen eine kleine Ruhepause zu gönnen, da ständig Leute kamen und gingen, sodass sie nicht einmal Zeit zum Essen hatten. Doch aus dem Plan, den Jüngern eine Erholungspause zu gönnen, wurde nichts; denn eine große Menge von Menschen folgte Jesus am Ufer des Sees. Der Bericht von Johannes setzt hier ein und konzentriert sich so auf das Ereignis der Speisung. Die Verse 2-4 sagen: „Und es zog ihm viel Volk nach, weil sie die Zeichen sahen, die er an den Kranken tat. Jesus aber ging auf einen Berg und setzte sich dort mit seinen Jüngern. Es war aber kurz vor dem Passa, dem Fest der Juden.“

Doch wie betrachtete Jesus die Menge, die zu ihm kam, obwohl sie niemand eingeladen hatte? Betrachten wir Vers 5: Da hob Jesus seine Augen auf und sieht, dass viel Volk zu ihm kommt, und spricht zu Philippus: Wo kaufen wir Brot, damit diese zu essen haben?“ Die meisten Menschen, die in irgendeiner Weise in der Öffentlichkeit stehen, versuchen, ihre Privatsphäre zu schützen und die Menschen auf Distanz zu halten, selbst wenn es zu ihrem Beruf gehört, ihnen zu helfen. Ein Student kam in das Büro seines Professors und bat ihn darum, ihm eine kurze Frage zu beantworten. Daraufhin erwiderte der Professor unfreundlich: „Haben Sie nicht das Schild an meiner Tür gelesen? Heute ist keine Sprechstunde!“ Auch die religiösen Leiter damals betrachteten das Volk als eine unangenehme Last, die sie am liebsten vermeiden wollten. Aber Jesus betrachtete die Menge, die zu ihm kam, nicht als eine Last. Als Jesus seine Augen aufhob und sah, dass viel Volk zu ihm kommt, nahm er sie spontan an und dachte, wie er ihnen helfen wollte. Die Parallelstelle im Markusevangelium sagt dazu: „Und Jesus stieg aus und sah die große Menge; und sie jammerten ihn, denn sie waren wie Schafe, die keinen Hirten haben. Und er fing eine lange Predigt an“ (Mk 6,34). Hier erfahren wir, was das Motiv für die Speisung der Fünftausend war. Es war Jesu Barmherzigkeit, sein zerbrochenes Hirtenherz für die Menschen.

Jesus wollte nicht nur der hungrigen Menge zu essen geben, sondern er wollte gleichzeitig auch seine Jünger als Hirten geistlich erziehen. Daher fragte er Philippus: „Wo kaufen wir Brot, damit diese zu Essen haben?“ Vers 6 stellt klar, dass Jesus wohl wusste, was er tun wollte, dass er diese Frage aber stellte, um ihn zu prüfen. Was wollte Jesus hier bei Philippus prüfen? Jesus, der die Menge speisen wollte, wollte, dass Philippus dieses Anliegen teilen und dabei mitwirken sollte.

Wie antwortete Philippus auf Jesu Frage? Betrachten wir Vers 7: „Philippus antwortete ihm: Für zwei­­hundert Silbergroschen Brot ist nicht genug für sie, dass jeder ein wenig bekomme.“ Als Philippus Jesu Frage hörte, berechnete er schnell, wie viel es wohl kosten würde, für fünftausend Menschen Brot zu kaufen. Dann dachte er, wie viel Geld im günstigsten Fall in ihrer Kasse sein könnte. Zweihundert Silbergroschen war damals der Verdienst eines Tagelöhners von acht Monaten Arbeit. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Jünger nicht über so eine große Summe Geld verfügten. Mit der Aussage, dass selbst für zweihundert Silbergroschen Brot nicht genug wäre, dass jeder ein wenig bekomme, sagte Philippus Jesus praktisch, dass sein Anliegen nicht ausführbar war. Hat er mit dieser Antwort die Prüfung Jesu bestanden? Wenn es eine Prüfung im Kopfrechnen gewesen wäre, hätte er vielleicht bestanden; aber durch Jesu geistliche Prüfung ist er durchgefallen. Durch seine Antwort, dass Jesu Anliegen gar nicht praktikabel wäre, wies er gewollt oder ungewollt Jesu mitleidiges Herz zurück. Philippus‘ Antwort muss für Jesus enttäuschend gewesen sein. Vor allem konnte Jesus ihn nicht für das Wunder, das er tun wollte, gebrauchen.

Aber in dieser Situation meldete sich ein anderer Jünger zu Wort. Die Verse 8 und 9 berichten: Spricht zu ihm einer seiner Jünger, Andreas, der Bruder des Simon Petrus: Es ist ein Kind hier, das hat fünf Gerstenbrote und zwei Fische; aber was ist das für so viele?“ Andreas war eigentlich gar nicht angesprochen gewesen. Aber er hörte Jesu Frage und machte sich offensichtlich spontan Gedanken darüber, wie Jesu Wunsch, die Menschen zu speisen, erfüllt werden könnte. Von diesem Anliegen beseelt, suchte nach einer Möglichkeit, Jesu Wunsch zu erfüllen und den Menschen irgendwie zu essen zu geben. Er durchforschte seine Taschen und fragte die anderen Jünger, aber offenbar hatten sie alle nichts zu essen dabei. Aber Andreas hielt Jesu Anliegen fest und suchte weiter danach, wie es wohl doch erfüllt werden konnte. Nach langem Suchen fand er schließlich ein Kind, das fünf Gerstenbrote und zwei Fische dabei hatte. Es war vermutlich das Abendessen von diesem Kind und seinen Geschwistern. Andreas war sich selbstverständlich dessen bewusst, dass von den fünf Broten und den zwei Fischen, die er gefunden hatte, nicht einmal fünf Männer satt werden konnten, geschweige denn fünftausend Männer. Aber weil er Jesu Anliegen festhielt und unbedingt die Menge speisen wollte, sah er darin eine Möglichkeit. Irgendwie brachte er das Kind in die Nähe von Jesus und machte ihn darauf aufmerksam, indem er sagte: „Es ist ein Kind hier, das hat fünf Gerstenbrote und zwei Fische“. Das Problem, dass fünf Brote und zwei Fische eigentlich viel zu wenig waren, um die Menge zu sättigen, brachte er dabei auch vor Jesus, indem er anfügte: „… aber was ist das für so viele?“ Diese Worte waren praktisch seine Bitte, dass Jesus das Problem, dass es die von ihm gefundene Möglichkeit so gering war, selbst lösen möge. Wegen der Tatsache, dass Jesus die fünf Brote und zwei Fische annahm und anschließend damit die Menge speiste, können wir sagen, dass Andreas die Prüfung bestand.

Philippus und Andreas waren beide Jünger der ersten Stunde, die alles verlassen hatten und Jesus treu nachgefolgt waren. Sie hatten beide auch schon gezeigt, dass sie ernsthaft als Hirten leben und den anderen Menschen helfen wollten, wozu sie fast ihre ganze Zeit und Kraft einsetzten und dabei oft auf geregelte Mahlzeiten verzichten mussten. Daher verdienen eigentlich beide unsere Anerkennung und Respekt. Doch als Jesus sie prüfte, ob sie seinem Anliegen, die Menge zu speisen, folgen würden, antwortete Andreas positiv und bestand die Prüfung, aber Philippus antwortete negativ und fiel durch.

Woher kam dieser große Unterschied? Beide hörten dieselbe Frage Jesu und beide befanden sich in der gleichen Lage, dass sie kein Essen hatten. Es lag an der Art, wie sie dachten. Als Philippus Jesu Frage hörte, dachte er nicht vom Wort Jesu ausgehend, sondern dachte an ihre Situation, was sie hatten bzw. besser gesagt, was sie nicht hatten. Als er an die Situation dachte und feststellte, dass er nicht genug hatte, um der Menge zu essen zu geben, verzweifelte er und sagte Jesus praktisch, dass es unmöglich war, seinen Willen auszuführen. Gewollt oder ungewollt lehnte er Jesu Herz ab, der den Menschen unbedingt zu Essen geben wollte. Andreas dagegen dachte vom Wort Jesu ausgehend und suchte aktiv überall nach einer Möglichkeit, Jesu Willen zu erfüllen. Als auch er feststellen musste, dass er und die anderen Jünger nichts dabei hatten, ließ er sich nicht von dieser misslichen Situation leiten, sondern hielt Jesu Wort, dass er der Menge zu essen geben wollte, und suchte so lange weiter, bis er schließlich eine Möglichkeit fand. Natürlich wusste er, dass die 5 Brote und 2 Fische des Kindes nicht genug waren, um 5000 Männer satt zu machen. Aber er sah darin eine Möglichkeit und brachte sie zu Jesus, weil er konsequent vom Wort Jesu ausging und sein Bestes tun wollte, damit Jesu Wille irgendwie doch erfüllt würde. Wie man auf das Wort Jesu hin denkt, sieht wie eine geringe Sache aus. Aber in der Tat ist es von entscheidender Bedeutung. Als Philippus von der Situation ausgehend dachte, konnte er Jesu Herzensabsicht zurückweisen und für seinen Willen nichts tun. Doch als Andreas dagegen nicht von der Situation ausgehend, sondern konsequent von Jesu Wort ausgehend dachte und handelte, fand er schließlich eine Möglichkeit. Dass Andreas fünf Brote und zwei Fische zu Jesus brachte, sah gering aus; aber dadurch tat Jesus daraufhin das Wunder.

Was bedeutet das für uns? Jesu Frage „Wo kaufen wir Brot, damit diese zu essen haben?“ gilt auch für uns. Jesus will durch uns die große Menge von dreißigtausend Studenten in Heidelberg geistlich speisen und satt machen. Wir haben diesen Willen Jesu auch durch andere Worte von ihm klar vernommen: „Predigt das Evangelium aller Kreatur!“, „Machet zu Jüngern alle Völker!“ und: „Weide meine Schafe!“ Wie reagieren wir auf Jesu Anliegen? Wir sollen nicht wie Philippus auf die Situation sehen und davon ausgehen. Wenn wir auf die Situation sehen, zum Beispiel dass wir angesichts von 30.000 Studenten nur wenige Mitarbeiter sind, dass wir wegen dem Studium, der Arbeit oder der Familie nur begrenzt Zeit haben, dass es für manche außerdem ein Sprachproblem oder einen Altersunterschied zu überwinden gibt, dann werden wir leicht wie Philippus zu der Schlussfolgerung kommen, dass es nicht möglich sei. Dann werden wir innerlich hilflos und verzweifeln und können nichts mehr für Jesu Willen tun. Deshalb sollen wir nicht wie Philippus von der Situation ausgehend denken (sonst sind wir durch Jesu Prüfung durchgefallen). Wir sollen vielmehr wie Andreas konsequent vom Wort Jesu ausgehend denken und aktiv nach der Möglichkeit suchen, Jesu Anliegen zu erfüllen. Als Andreas das tat, fand er ein Kind, das fünf Gerstenbrote und zwei Fische hatte. Obwohl das angesichts der Menge von fünftausend hungrigen Menschen eigentlich viel zu wenig war, betrachtete Andreas es als eine Möglichkeit und brachte es zu Jesus; und Jesus nahm es an und speiste damit die große Menge. Darum sollen wir unabhängig davon, wie die Situation aussieht, das Anliegen Jesu festhalten und zielstrebig nach unseren Möglichkeiten suchen, was wir dafür zu Jesus bringen können. Unser Gebet, unser Einladen und die Gemeinschaft mit den Studenten, das Bibellesen zu zweit oder im Hauskreis, Gottesdienst und Bibelkonferenz sind ein Teil unserer fünf Brote und zwei Fische, die wir doch haben. Wenn wir, anstatt zu berechnen, sie aktiv zu Jesus bringen und dafür beten, dass er genug daraus machen möge, wird Jesus selbst damit wirken und 30000 Studenten speisen und geistlich satt machen.

Was tat Jesus, als Andreas ihm die fünf Brote und zwei Fische brachte? Betrachten wir Vers 10: „Jesus aber sprach: Lasst die Leute sich lagern. Es war aber viel Gras an dem Ort. Da lagerten sich etwa fünftausend Männer.“ Als Andreas durch den Glauben Jesus die fünf Brote und zwei Fische des Kindes brachte, begann Jesus, damit die Menge zu speisen. Dabei forderte er die Jünger auf, die Menge aufzufordern, Platz zu nehmen. Dies verlangte von ihnen Glauben, dass Jesus der großen Menge nun tatsächlich zu essen geben würde. Aber die Jünger befolgten Jesu Anweisung und forderten die Leute auf, sich hinzusetzen. Hier sehen wir eine vorbildliche Reaktion der Jünger. Eigentlich hatte sich die Situation nicht geändert. Aber sie ergriffen alle den Glauben von Andreas, dass Jesus die Menge mit so geringen Mitteln speisen würde, und arbeiteten gut mit ihm zusammen.

Wie speiste Jesus die Menge? Betrachten wir Vers 11: „Jesus aber nahm die Brote, dankte und gab sie denen, die sich gelagert hatten; desgleichen auch von den Fischen, soviel sie wollten.“ Jesus nahm die fünf Brote und zwei Fische und dankte Gott für diese Gaben. Jesus tat dies in dem Glauben, dass aus den fünf Broten und zwei Fischen genug werden würde, damit alle satt würden. Jesu Dankgebet hier erinnert an das Beispiel von Georg Müller, der in England viele Waisenhäuser gründete und darin zahlreiche Waisenkinder versorgte. Dabei war er ganz auf freiwillige Spenden aus der Bevölkerung angewiesen. Eines Tages hatten sie gar nichts zu essen. Trotzdem forderte Georg Müller seine Mitarbeiter auf, dass sie alle Kinder an den Esstischen platznehmen lassen sollten. Obwohl auf den Tischen bloß leere Schüsseln und Teller standen, dankte Georg Müller Gott, der sie täglich treu mit Essen versorgte. Als er das Dankgebet beendet hatte, läutete es bald darauf und ein Bäcker stand vor der Tür, der Brote und verschiedene andere Lebensmittel für die Kinder spenden wollte. Gott segnete sein praktisches Vertrauen und seinen dankenden Glauben.

Als Jesus Gott gedankt hatte, teilte er die Brote und Fische an die Menschen aus, die sich gelagert hatten, und zwar so viele sie wollten. Immer wieder kamen die Jünger mit leeren Körben zu Jesus und immer wieder füllte er sie mit Brot und Fisch und ließ es sie an die Menschen austeilen. Das Brot vermehrte sich auf wundersame Weise in seinen Händen. Jesus gab ihnen so viel, bis sie alle ganz satt waren.

Hier können wir zwei Dinge lernen: Zum einen erfahren wir hier die Allmacht Jesu, mit der er das Wunder tat. Manche Leute haben behauptet, dass Jesus das Brot gar nicht vermehrt hätte, sondern dass die Menschen durch die Predigt Jesu so zufrieden geworden seien, dass ihr Hunger schon durch die geringe Anzahl Brote und Fische, die vorhanden waren, satt geworden wären. Aber das ist Unsinn. Wenn man fünf Fladenbrote in 5000 Teile teilt, bekäme jeder nur eine kleine, hauchdünne Scheibe, durch man durchsehen kann; davon wird kein Mann satt. Aber Jesus hat mit seiner Allmacht aus den fünf Broten und zwei Fischen so viel gemacht, dass sich alle „papp-satt“ essen konnten und trotzdem noch etwas übrig blieb.

Zum anderen tat Jesus das Wunder nicht allein, sondern wirkte dabei mit den Jüngern zusammen. Die Jünger ließen die Menge sich tischweise hinsetzen, und die Jünger teilten das Brot und die Fische an sie aus. Was bedeutet das für uns? Wir dürfen und sollen glauben, dass Gott für die Rettung unzähliger Jugendlicher und Studenten in Heidelberg und in Deutschland mit seiner Allmacht selbst wirken und Wunder tun wird. Aber die Speisung der Fünftausend macht klar, dass Gott das nicht allein tun will, sondern mit uns und durch uns wirken will. Dies lässt uns erkennen, was für eine große Bedeutung unser Gebet, unser Einladen, Bibelstudium und Hauskreise in Wirklichkeit haben, denn Gott will gerade dadurch wirken und unzählige Menschen zur Rettung führen.

Als sich alle satt gegessen hatten, forderte Jesus die Jünger dazu auf, die übrigen Brocken aufzusammeln. Vers 13 berichtet: „Da sammelten sie und füllten von den fünf Gersten­broten zwölf Körbe mit Brocken, die denen übrig blieben, die gespeist worden waren.“ Von den fünf Gerstenbroten waren nach der Speisung von fünftausend Männern noch zwölf Körbe voll mit Brocken übrig geblieben. Dies bezeugt klar das Wunder Jesu. Es zeigt deutlich, dass Jesus uns Menschen nicht kärglich versorgt, sondern uns im Überfluss gibt.

Wie reagierten die Menschen auf das Zeichen Jesu? Betrachten wir die Verse 14 und 15: „Als nun die Menschen das Zeichen sahen, das Jesus tat, sprachen sie: Das ist wahrlich der Prophet, der in die Welt kommen soll. Als Jesus nun merkte, dass sie kommen würden und ihn ergreifen, um ihn zum König zu machen, entwich er wieder auf den Berg, er selbst allein.“ Sie erkannten, dass Jesus der Prophet sein musste, den Gott zu senden verheißen hatte (5. Mose 18,15). Aufgrund dieser Erkenntnis hätten sie sich entscheiden sollen, auf ihn zu hören, von ihm zu lernen und ihm zu gehorchen. Doch sie wollten ihn ergreifen und ihn zu ihrem König machen, der ihnen in Zukunft immer Brot verschaffen sollte. Sie erlangten also eine richtige Einsicht, wendeten sie aber falsch an. Statt Jesus zu dienen, wollten sie seine Barmherzigkeit und Macht, die sie erlebt hatten, einfach für die Lösung ihrer praktischen Probleme gebrauchen. Als Jesus merkte, dass sie ihn mit Gewalt zu ihrem König machen wollten, zog er sich von ihnen zurück. Nach dem Matthäusevangelium zog Jesus sich zurück, um zu beten (Mt 6,46). Jesus muss für sie gebetet haben, dass sie ihre Herzen geöffnet würden, damit sie ihn als den wahren, ewigen König annehmen würden. Jesus muss auch gebetet haben, dass die Jünger aus der Speisung der Fünftausend etwas Positives lernen und als Hirten für die Menschen wachsen würden.

Teil 2: Jesus geht auf dem See (16-21)

Der Abschnitt Verse 16-21 berichtet über ein Ereignis, das in der Nacht unmittelbar nach der Speisung der großen Menge geschah. Die Verse 16 und 17 berichten: „Am Abend aber gingen seine Jünger hinab an den See, stiegen in ein Boot und fuhren über den See nach Kapernaum. Und es war schon finster geworden und Jesus war noch nicht zu ihnen gekommen.“ Während Jesus noch auf dem Berg betete, fuhren die Jünger schon über den See zurück in Richtung Kapernaum. Dass es während ihrer Fahrt im Ruderboot dunkel wurde, war an sich kein Problem, denn einige der Jünger waren bekanntlich erfahrene Fischer. Aber Vers 18 berichtet, dass der See von einem starken Wind aufgewühlt wurde. Es war nicht bloß eine kräftige Prise, sondern der Wind war so stark, dass der See aufgewühlt wurde. Wir würden so einen starken Wind auf einem großen See eher schon als Sturm empfinden. Die Wellen des aufgewühlten Wassers müssen ihr Ruderboot in beunruhigender Weise hin und her gestoßen haben. Sie machten sich Sorgen, weil sie, wenn ihr Boot kentern würde, nicht zum Ufer schwimmen konnten, und es damals keine DLRG-Motorboote oder Rettungshubschrauber gab, die Schiffsbrüchige suchen und retten konnten. Die Parallelstelle im Markusevangelium berichtet außerdem, dass sich abplagten, weil der Wind ihnen entgegenstand (Mk 6,48). Sie, kamen wegen des Windes nicht voran, obwohl sie aus Leibeskräften ruderten. Angst und Sorge müssen in ihnen aufgekommen, ob sie wohl jemals ankommen oder auf dem stürmischen See untergehen würden.

Doch was geschah? Betrachten wir V. 19: „Als sie nun etwa eine Stunde gerudert hatten, sahen sie Jesus auf dem See gehen und nahe an das Boot kommen; und sie fürchteten sich.“ ihre Sorge und Angst war völlig unangebracht; denn Jesus war da und kam zu ihnen, m ihnen rechtzeitig zu helfen. Jesus kam zu ihnen, indem er auf dem See lief. Als die Jünger Jesus auf dem See gehen sahen, fürchteten sich noch viel mehr, und zwar vor Jesus. Nach dem Bericht des Markus- Evangeliums schrien sie, denn sie hielten Jesus für ein Gespenst (Mk 6,49).

Wie half ihnen Jesus? Jesus sagte zu ihnen: „Ich bin’s; fürchtet euch nicht!“ (20) Jesu Worte müssen die von Furcht erfüllten Jünger ungemein beruhigt und die Furcht aus ihren Herzen vertrieben haben. Als die Jünger daraufhin Jesus ins Boot nehmen wollten, war das Boot sofort am Land, wohin sie fahren wollten (21). Jesus holte auf diese Weise die Jünger aus ihrer Furcht heraus und half ihnen, mühelos an ihr Ziel zu kommen.

In diesem Abschnitt können wir lernen, dass Furcht selbst gestandene Männer schwach und hilflos machen kann, dass Furcht aber in Wirklichkeit bloß ein Gefühl ist, das keine reale Grundlage hat. Die Jünger fürchteten sich vor der Gefahr auf dem Meer und sie fürchteten sich sogar, als Jesus schließlich zu ihnen kam. Dies lässt uns erkennen, dass Angst vom Wesen her unbegründet ist. Angst ist an sich nichts Reales, sondern ist letztlich ein Phänomän in unserem Gefühl. Solange wir die Furcht in unserem Gefühl zulassen, können wir leicht ängstlich und hilflos werden oder sogar wie gelähmt. Aber Furcht ist nur dann da, solange wir uns nicht bewusst sind, dass Jesus da ist. So, wie die Dunkelheit in einem Raum schlagartig verschwindet, wenn das Licht angeht, so verschwindet auch die Furcht schlagartig, wenn wir Jesus erkennen und ihn in unser „Boot“ einlassen. Gott kennt uns und weiß, wie leicht wir uns fürchten. In der Bibel gibt es 365 Stellen, die wörtlich oder vom Sinn her sagen: „Fürchtet euch nicht!“ Als Jünger Jesu dürfen und sollen wir ohne Furcht leben.

Lesen wir zum Schluss das Leitwort: „Da hob Jesus seine Augen auf und sieht, dass viel Volk zu ihm kommt, und spricht zu Philippus: Wo kaufen wir Brot, damit diese zu essen haben?“ Möge Gott uns helfen, immer vom Wort Jesu ausgehend zu denken und zu handeln und so seinen Willen zu erfüllen, anstatt ihn zurückzuweisen! Möge Gott uns auch helfen, immer auf Jesus zu vertrauen und uns nicht zu fürchten!

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