Predigt: Johannes 20,19 – 31

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Der Friede Gottes kraft der Auferstehung Jesu

„Am Abend aber dieses ersten Tages der Woche, als die Jünger versammelt und die Türen verschlossen waren aus Furcht vor den Juden, kam Jesus und trat mitten unter sie und spricht zu ihnen: Friede sei mit euch! “

(Johannes 20,19)

Ostern liegt mittlerweile schon eine Woche hinter uns. Dies gilt zumindest für die meisten Christen. Orthodoxe Christen wie z.B. meine Familie feiern erst heute Ostern. Wie auch immer, Ostern ist so bedeutsam, dass es von Christen aus den verschiedensten Konfessionen und von Christen aus aller Welt gefeiert wird. Es gibt ja viele Feiertage, die je nach Konfession eine unterschiedliche Bedeutung haben. Zum Beispiel spielt der Feiertag Maria Himmelfahrt in der Katholischen Kirche eine Rolle, für uns aber nicht im Geringsten. Ostern aber gehört zu den Feiertagen, die von allen christlichen Konfessionen gefeiert werden (bis auf einige Ausnahmen vielleicht). Und der Grund hierfür ist ganz einfach. Es liegt daran, dass an Ostern die Auferstehung Christi gefeiert wird. Ob solche Ereignisse wie die Himmelfahrt Maria bedeutsam sind oder nicht, darüber sind sich Christen uneinig. Dass aber die Auferstehung Christi ein bedeutsames Ereignis ist, das gefeiert werden muss, gilt unter allen Christen nahezu als unumstritten. Und zurecht. In der Tat gehört die Auferstehung Christi zu den bedeutendsten Ereignissen der Weltgeschichte. Und dies liegt nicht nur daran, dass es einfach krass ist, dass es jemand geschafft hat, von den Toten aufzuerstehen. Die Auferstehung Jesu Christi ist vielmehr als nur ein krasses Ereignis. Obwohl dieses Ereignis schon mehr als 2000 Jahren her ist, hat die Auferstehung Christi eine weitreichende Bedeutung für unsere Ewigkeit aber auch für unser Leben im Hier und Jetzt. Wer an die Auferstehung Jesu Christi glaubt, darf erfahren, wie dieses Ereignisses sein Leben positiv verändert und mit Bedeutung füllt. Welche positiven Auswirkungen der Glaube an die Auferstehung Jesu konkret auf das Leben des Gläubigen haben kann, macht der heutige Text sehr deutlich.

Durch den heutigen Text bekommen wir Antworten auf zwei wesentliche Fragen bezüglich der Auferstehung: 1. Welche Bedeutung hat die Auferstehung Jesu für das Leben im Hier und Jetzt?; Diese Frage setzt voraus, dass man an die Auferstehung Jesu glaubt. Weil diese Voraussetzung aber oft nicht gegeben ist, ist noch eine zweite Frage sehr relevant. Also, 2. wie kann denen, die Zweifel an der Auferstehung haben, geholfen werden, an die Auferstehung Jesu zu glauben. Analog zu den beiden Fragen, ist die Predigt in zwei Teile unterteilt. Beginnen wir mit dem ersten Teil.

Teil I: Jesus bringt frohe Botschaft aufgrund seiner Auferstehung (V. 19 – 23)

Bereits die ersten Verse des heutigen Textes zeigen uns, dass der Glaube an die Auferstehung Jesu unmittelbare Auswirkungen auf das Leben der Jünger hatte. Um dies gut zu verstehen, müssen wir zunächst einmal die Lage beleuchten, in der sich die Jünger befanden. Im Vers 19 erfahren wir, dass die Jünger aus Angst vor den Juden hinter verschlossenen Türen versammelt waren. Als Anhänger von Jesus, der erst vor Kurzem ermordet wurde, standen nun auch die Jünger in der Gefahr ihr Leben zu verlieren. Die Jünger hatten Todesangst gehabt. Das erste Mal, dass Menschen Todesangst haben, war direkt nach dem Sündenfall. Nachdem Adam und Eva von der verbotenen Frucht aßen, versteckten sie sich ja vor Gott. Warum? Sie fürchteten sich. Was fürchteten sie? Gott hatte es ja ihnen angedroht: Sie würden sterben, wenn sie von der verbotenen Frucht essen. Adam und Eva fürchteten sich, dass sie sterben müssen. Sie hatten also Todesangst. Die Angst vor dem Tod hat also ihren Ursprung in der Sünde bzw. in der Trennung von Gott, der ja die Quelle des Lebens ist. Auch die Angst der Jünger hatte diesen Ursprung. Man könnte natürlich einwenden: „Ne es lag einfach daran, dass die Jünger von den Juden bedroht wurden.“ Dann stellt sich natürlich die Frage: Warum hatten die Jünger später diese Angst nicht mehr, obwohl sie von den Juden noch viel mehr bedroht worden waren. Spätestens hier müsste uns einleuchten, dass die Todesangst der Jünger einen tieferen Grund hat. Die Jünger hatten Jesus verlassen, der eine ihn sogar verleugnet. Zudem waren sie sicherlich von Jesus enttäuscht gewesen. Der, auf den sie ihre ganze Hoffnung gesetzt hatten, war nun gestorben. Die Beziehung der Jünger zu Jesus und damit auch zu Gott war in jeglicher Hinsicht gestört. Was übrig blieb, war die Bedrohung der Juden. Die Jünger, die keinen Frieden mit Gott hatten, hatten keine Sicherheit in Gott und somit blieb ihnen nichts anderes übrig, als sich um ihr Leben zu fürchten.

In ihrer Lage brauchten die Jünger Hilfe. Wie Jesus ihnen half sehen wir in den Versen 19 und 20. Der auferstandene Jesus begegnet seinen Jüngern. Die verschlossenen Türen sind für ihn kein Hindernis. Er geht durch sie einfach hindurch und begrüßt die Jünger mit den Worten: „Friede sei mit euch“. Diese Worte sind zunächst einmal nichts Ungewöhnliches. So hat man sich üblicherweise in Israel begrüßt. Shalom bedeutet ja „Friede“. Aber Jesus sagte nie etwas aus reiner Floskel heraus. Wenn Jesus etwas sagte, dann war das immer mit Bedeutung gefüllt. So auch in dieser Situation. Der Verfasser hält diese Worte Jesu für so erwähnenswert, dass er sie jedes Mal erneut berichtet, wenn Jesus sie sagt. Drei Mal wird davon berichtet, dass Jesus sagte: „Friede sei mit euch.“ Jesus sprach seinen Jüngern also ganz bewusst den Frieden zu. Und wenn Jesus von Frieden spricht, dann spricht er in erster Linie von einem Frieden mit Gott, der aus der Versöhnung mit Gott kommt. Indem Jesus also seinen Jüngern den Frieden zusagte, sprach er ihnen gleichzeitig auch die Vergebung für ihr geistliches Versagen zu. Kein Wort des Vorwurfs erklang. Stattdessen nur: „Friede sei mit euch“. Das bedeutete in dieser Situation so viel wie: „Nichts steht zwischen mir und euch. Alles ist vergeben und ausgelöscht.“ Jesus, der von den Jüngern Verlassene, und von Petrus Verleugnete, hat bei seiner ersten Wiederbegegnung mit den Jüngern nichts als Frieden zu bringen. Wie konnte der heilige Jesus, der keine einzige Sünde kleinredet, so gütig mit den Jüngern umgehen? Vor Kurzem hatte Jesus am Kreuz die Grundlage dafür geschaffen. Genau daran erinnerten Seine durchbohrten Hände und Seite, die Jesus den Jüngern zeigte. Mit seiner Auferstehung war bewiesen, dass Gott Jesu Opfer zur Versöhnung und Vergebung angenommen hatte. Kraft seines Todes und Auferstehung konnte Jesus also seinen Jüngern ohne Vorbehalte den Frieden bringen.

Nun lass uns mal beide Dinge zusammenführen: Auf der einen Seite die Todesangst der Jünger, die ihre Wurzeln in der gestörten Beziehung mit Jesus hatte. Auf der anderen Seite der Frieden Jesu, der seinen Ursprung in der Versöhnung mit Gott hat kraft der Auferstehung. Die beste Antwort auf die Todesangst der Jünger war also die Begegnung mit dem auferstandenen Jesus. Diese Begegnung bedeutete Versöhnung und Vergebung für die Jünger. Dies wiederum bedeutete Frieden für die Jünger. Das Schöne an dem Frieden ist auch, dass verschlossene Türen kein Hindernis für ihn sind. Die Angst machte die Jünger verschlossen und isoliert. Aber die Begegnung mit dem auferstandenen Jesus kann inmitten dieser Verschlossenheit den Frieden geben. Kraft der Auferstehung Jesu ist die größte unüberwindbare Kluft, die Trennung von Gott überwunden. Wenn schon der Friede über diese Kluft steht, dann kann er auch andere Hindernisse durchbrechen.

Die Begegnung mit dem auferstandenen Jesus änderte die Lage der Jünger total. Zuerst waren die Jünger verängstigt und verschlossen. Doch am Ende von Vers 20 heißt es: Da wurden die Jünger froh, dass sie den Herrn sahen.

Friede, Versöhnung, Vergebung und Freude – das alles bewirkte der auferstandene Jesu im Leben der Jünger. Das war aber nicht alles. Die Auferstehung Jesu hatte noch andere Auswirkungen auf das Leben der Jünger. Diese erfahren wir in den Versen 21 bis 23. In diesen Versen erfahren wir, dass die Jünger durch den Heiligen Geist eine Bevollmächtigung bekamen. Der Kern dieser Bevollmächtigung bestand darin, anderen die Sünden zu erlassen oder zu erhalten. Weil Jesus nur zu etwas bevollmächtigt, was man auch tun soll, war diese Bevollmächtigung auch gleichzeitig ein Auftrag. Man könnte also auch sagen, dass die Jünger den Auftrag bekamen, anderen die Sünden zu erlassen oder zu erhalten. Aber was bedeutet das eigentlich? Dass die Jünger anderen die Sünden erlassen konnten, bedeutet, dass sie anderen die Sündenvergebung aufgrund des Werkes Christi zusprechen konnten, wenn diese Buße getan haben und dem Evangelium glauben. Hierzu müssen die Jünger natürlich die Gewissheit haben, dass sie mit dem Wort der Vergebung nicht bloß ein frommes Wort sagen, sondern einen Tatbestand schaffen, der auch vor Gott volle Wirklichkeit ist.

Sünden zu erhalten bedeutet, denen, die die Botschaft des Evangeliums nicht annehmen, auszusprechen, dass ihnen die Sünden nicht vergeben sind. Dabei ist das Erhalten der Sünde genauso wichtig wie das Erlassen der Sünde. Denn wenn die Jünger nur noch mit Selbstverständlichkeit über das Erlassen der Sünde sprechen würden, ohne auch ein „Behalten der Sünde“ auszusprechen, dann würde die Sündenvergebung unernst und unwirklich werden. Wenn aber die Jünger auch Sünden erhalten, weiß ein unbußfertiger Sünder, dass er immer noch in Konflikt mit Gott steht und daher noch der Sündenvergebung bedarf. Wenn wir das verstanden haben, verstehen wir, dass auch das Sündenbehalten indirekt auch der Sündenvergebung dient.

Wenn wir wiederum das verstanden haben, verstehen wir auch, was der eigentliche Auftrag der Jünger war: Sie, die die Vergebung ihrer unendlichen Schuld erlassen bekommen haben, sollen nun hinausgehen und diese Gabe weiterreichen. Sie, die den Frieden Gottes bekommen haben, sollen ihn nicht für sich behalten, sondern andern weitergeben. Ebenso wie Gott Jesus in die Welt gesandt hat, um den Menschen Vergebung der Sünden und Frieden mit Gott zu bringen. Ebenso sandte nun Jesus seine Jünger aus, den Menschen den Frieden mit Gott aufgrund der Sündenvergebung zu bringen. Jesus sagt daher: Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch.

Was bedeutet nun der Abschnitt, den wir bisher betrachtet haben, für uns? Nicht nur die Jünger, sondern jeder von uns kennt es, Angst zu haben. Die Wurzel unserer Ängste ist die Angst vor dem Tod. Für uns alle gibt es einen Zustand, wo wir sagen würden: „Wenn das und das in meinem Leben passieren würde, dann ist mein Leben ruiniert. Wenn das und das in meinem Leben passiert, dann kann ich nicht mehr weiterleben, dann ist das mein Tod.“ Für manche ist es der Tod, wenn sie in eine finanzielle Krise kommen. Für andere ist es der Tod, wenn sie ihr Gesicht vor den Leuten verlieren, wenn sie vor anderen bloßgestellt werden, z.B. in der Gemeinde. Für manche ist es der Tod, wenn sie in einer Sache versagen. Viele Aktionen unseres Alltags sind davon bestimmt, diesem persönlichen Tod zu entkommen. Und wenn Situationen auftauchen, die uns auch nur ein bisschen in die Nähe dieses Todes rücken, kommt in uns Angst auf. Daher habe ich eben gesagt, dass alle unsere Ängste letztendlich ihre Wurzel in der Todesangst haben. Aber was machen diese Ängste mit uns? Sie machen uns verschlossen. Sie bewirken, dass wir nur noch auf uns bedacht sind. Sie bewirken, dass wir nicht für andere da sein können. Bei all dem stellt sich natürlich die Frage: „Was ist die Hilfe gegen unsere Todesangst?“ Gottes Antwort auf unsere Todesangst ist die Auferstehung Jesu Christi. Weil die Auferstehung Jesu den Tod überwunden hat, ist der Glaube an die Auferstehung Jesu die beste Antwort auf unsere Todesangst. Durch den Glauben an die Auferstehung Jesu Christi brauchen wir unseren Tod nicht mehr zu fürchten. Wenn ich wirklich verstanden habe, dass Jesus den Tod überwunden hat, dann brauche ich auch nicht mehr Angst vor meinen persönlichen Tod zu haben. Selbst wenn der worst case eintreten sollte, darf der Gläubige wissen, dass er sicher in Jesu Armen ist. Denn kraft der Auferstehung Jesu hat er ja Frieden mit Gott. Deswegen darf er sich in jedem Fall sicher in Jesu Armen wissen. So können wir durch den Glauben an die Auferstehung Christi ein Leben in Frieden und Freude führen, anstelle uns von unseren Ängsten treiben zu lassen. Das ist das wahre Leben, das uns der Glaube an die Auferstehung Christi bringt. Ganz in diesem Sinne heißt es am Ende von Vers 31: damit ihr durch den Glauben das Leben habt in seinem Namen.

Aber das ist nicht alles, was uns der Glaube an die Auferstehung Jesu gibt. Todesangst bewirkt, dass wir uns vor anderen Menschen verschließen und zurückziehen. Der Frieden aber, den wir mit Gott durch die Auferstehung Jesu haben dürfen, bewirkt genau das Gegenteil. Er treibt uns nicht in die Isolation, sondern hinaus zu den Menschen. Nachdem Jesus den Jüngern den Frieden noch einmal zugesprochen hatte, sandte er sie hinaus zu der Welt. Und eben genau das sollte auch unsere Reaktion auf den Frieden Gottes sein.

Dies ist gerade in dieser Zeit besonders wichtig! Wegen der Situation durch Corona haben viele Menschen Existenzängste. Mit anderen Worten sie haben Todesangst. Sie fürchten die wirtschaftlichen Folgen von Corona. Viele andere Menschen haben vor der Ansteckung mit Corona selbst Angst. In einem Zeitungsartikel stand, dass viele sich nicht einmal mehr zum Arzt trauen, obwohl sie teilweise sehr ernsthafte Beschwerden haben. Aus Angst verbarrikadieren sie sich in ihren eigenen vier Wänden. Verstehen wir? Diesen Menschen ergeht es genauso wie die Jünger, die sich aus Angst hinter verschlossenen Türen zurückgezogen hatten. Es gibt in der Welt viele Hilfen für diese Menschen. Sie milden ihre Situation, können aber ihr wahres Problem nicht lösen. Das was all diese Mensch, die unter Existenzängsten leiden, brauchen, ist der Friede Gottes. Jesus sagt: Den Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt. Gerade weil die Welt diesen Frieden nicht geben kann, muss dieser Friede Gottes von uns Gläubigen kommen. Die Menschen müssen verstehen, was die tiefe Ursache ihrer Existenzängste ist, nämlich die Sünde und die Trennung von Gott, aber dass es kraft der Auferstehung Jesu eine Lösung für dieses Problem gibt. Lasst uns daher dafür beten, wie Gott uns persönlich aber auch als Gemeinde gerade in dieser Zeit gebrauchen möchte.

Die ersten Verse, also die Verse 19 bis 23, haben uns gezeigt, was wir alles durch die Auferstehung Jesu Christi haben können – Frieden, Vergebung der Sünden, Freude, Freiheit von Todesängsten, das Privileg, für andere ein Friedensbote zu sein – alles in allem das Leben. An diese geistlichen Privilegien kann man nur Anteil haben, wenn man selber an die Auferstehung Christi glaubt. Was aber, wenn einfach der Glaube an die Auferstehung Christi fehlt? Vielleicht gibt es auch unter uns einige die keine Gewissheit an der Auferstehung Christi haben – also, die daran Zweifel haben? Für solche Zweifler ist der heutige Text genau die richtige Hilfe. Lasst uns das im zweiten Teil der Predigt betrachten.

Teil II: Jesus verhilft seinen Jüngern zum Glauben an die Auferstehung (V.19 – 31)

Die Begebenheit aus dem heutigen Text schließt direkt an die Geschichte an, in der der auferstandene Jesus Maria Magdalena begegnet war. Am Ende dieser Geschichte erfahren wir, dass Maria zu den Jüngern gegangen war und ihnen davon erzählt hatte, dass sie Jesus gesehen habe. Das war natürlich eine ziemlich krasse Botschaft, die sie den Jüngern übermittelt hatte. Wie kam diese Botschaft aber bei den Jüngern an? Wie wurde sie aufgenommen? Wenn wir Vers 19 betrachten, bekommen wir den Eindruck, dass die Nachricht von Maria überhaupt nicht bei den Jüngern angekommen war. Kein Wort darüber, dass sich die Jünger gefreut haben. Es wird nicht einmal davon berichtet, dass sie Fragen hierüber gestellt hatten. Offenbar war es so, dass sie Maria nicht geglaubt hatten. Zumindest war in ihnen noch kein klarer und kraftvoller Glaube entstanden. Das Zeugnis einer Frau hatte im damaligen Israel einfach keinen Wert. Frauen durften nicht einmal als Zeugin vor Gericht auftreten. So war es für die Jünger wohl „nur“ eine Frau gewesen, die von der Auferstehung Jesu erzählt hatte. Aber nicht nur das Zeugnis von Maria hatte die Jünger nicht überzeugt, sondern auch das leere und aufgeräumte Grab nicht. Zwar heißt es über Johannes, dass er glaubte, als er das leere Grab sah, aber für die anderen Jünger war dies noch lange kein Grund dafür, dass Jesus auferstanden sein muss. Wahrscheinlich haben sie so gedacht, wie Maria Magdalena zuvor: Man habe Jesus weggebracht. Weder das Zeugnis von Maria noch das leere Grab hatte die Jünger – zumindest die meisten Jünger nicht überzeugt, dass Jesus auferstanden war.

Selbst als Jesus durch die verschlossenen Türen hindurchgegangen war, mitten unter den Jüngern trat und zu ihnen sprach, wird nicht davon berichtet, dass die Jünger glaubten – zumindest nicht so, dass sie es wirklich verinnerlicht hatten. Erst als Jesus ihnen seine durchbohrten Hände und Seite zeigte, kam der Glauben bei ihnen zum Durchbruch. Erst dann heißt es:  Da wurden die Jünger froh, dass sie den Herrn sahen. Das alles musste also geschehen, damit die Jünger wirklich glaubten, dass Jesus auferstanden war. Nicht ohne Weiteres hatten die Jünger also an die Auferstehung Jesu geglaubt. Die Augenzeugen der Auferstehung Jesu waren keine leichtgläubigen Menschen gewesen. Es waren Menschen gewesen, die selbst zunächst skeptisch gewesen waren, aber dann doch überzeugt wurden. Aber eben gerade das macht ihr Zeugnis, dass Jesus auferstanden ist, umso glaubwürdiger.

Dass die Jünger nicht ohne Weiteres an die Auferstehung Jesu geglaubt hatten, zeigt sich am deutlichsten am Jünger Thomas. Thomas war ja nicht dabei gewesen, als Jesus den Jüngern zum ersten Mal erschienen war. Obgleich Thomas von allen anderen Jüngern gehört hatte, dass Jesus ihnen begegnet und die Löcher in seinem Körper gezeigt hatte, überzeugte ihn das nicht. Wenn ein Jünger behauptet, er habe Jesus gesehen, ist es noch einmal was anderes, als wenn 10 Jünger das behaupten. Sie alle können sich das ja nicht eingebildet haben. Nichtsdestotrotz war das für Thomas kein überzeugendes Argument. Nicht einmal, dass Jesus ihn persönlich erscheinen würde, würde er als ein überzeugendes Argument akzeptieren. Er ging sogar einen Schritt weiter: Selbst wenn Jesus ihm die Löcher in den Händen und an der Seite zeigen würde, wäre dies kein überzeugendes Argument. Erst dann, wenn er seinen Finger in die Nägelmale und seine Hand in Jesu Seite legen könne, erst dann würde er glauben. Thomas war also alles andere als leichtgläubig oder naiv. Er war ein ziemlich großer Skeptiker gewesen. Dass aber selbst Thomas schließlich sagen kann: „Mein Herr und mein Gott“ – gerade das ist ein mächtiges Zeugnis für die Auferstehung Jesu. Wenn selbst solch ein Skeptiker wie Thomas nun bezeugen kann, dass Jesus auferstanden ist, dann muss doch an diesem Zeugnis wirklich was dran sein. Nicht ohne Grund erwähnt Johannes den Spitznamen von Thomas, „Zwilling“. Die Leser sollten genau wissen, welchen Thomas er meint. Früher gab es ja keine Nachnamen (Beispiel Schule). Jeder der diesen Bericht liest, sollte wissen: „Der Thomas, der heute so überzeugt den auferstandenen Jesus verkündigt, war selbst einmal ein großer Skeptiker gewesen. Er muss dem auferstandenen Christus wirklich begegnet sein.“

Der Leser sollte durch diesen Bericht im Glauben an die Auferstehung Jesu gestärkt werden oder erst gar zum Glauben kommen. Das war ja gerade die Absicht von Johannes, wie wir es in Vers 31 sehen können. Dort heißt es ja: Diese aber sind geschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes, und damit ihr durch den Glauben das Leben habt in seinem Namen. Johannes ist der einzige der über die Geschichte von Thomas berichtet. Johannes hielt diese Geschichte für erwähnenswert, gerade weil er glaubte, dass es Menschen in dem Glauben an die Auferstehung stärken kann. Wenn du also Zweifel an der Auferstehung hast, lese und studiere die Thomas-Geschichte.

Vielleicht gibt es aber einige unter uns, die denken, für mich ist das aber immer noch kein überzeugendes Argument. Mir geben diese Berichte immer noch keine Gewissheit, dass Jesus wirklich auferstanden ist. Die sollen wissen, dass die Thomas-Geschichte noch in anderer Hinsicht zum Glauben an die Auferstehung ermutigt. In dieser Geschichte fällt es auf, wie sehr Jesus Thomas entgegenkam. Jesus war bereit, alles zu tun, was Thomas Zweifel beseitigt. Er war nicht nur bereit dazu, sondern auch in der Lage gewesen, die Zweifeln von Thomas mit tiefer Gewissheit zu ersetzen. Thomas, der zweifelte, wurde verändert zu einem Thomas, der Jesus mit den Worten: „Mein Herr und mein Gott“ anbetete. Hinter dieser Anbetung steckt der Glaube an die Gottheit Christi. In seinem ganzen Evangelium bemüht sich Johannes immer wieder die Gottheit Jesu aufzuzeigen. Jesus als Gott zu erkennen, ist genau der Glaube, den Johannes bei seinen Leser erreichen möchte. Jesus war also in der Lage, Thomas von seinen Zweifeln zu einem vorbildlichen Glauben zu bringen.

Diese Geschichte ist also eine große Einladung für alle, die Zweifel an der Auferstehung haben, mit ihren Zweifeln zu Jesus zu kommen. Wenn selbst Thomas durch Jesus geholfen werden könnte, dann besteht für jeden aufrichtigen Zweifler Hoffnung. Wer seine Zweifel zu Jesus bringt, muss sich dabei aber über einige Punkte im Klaren sein:

Erstens: Thomas gehörte nicht zu den Zweiflern, die eine Entschuldigung suchen, nicht an die Auferstehung zu glauben. Er war kein Zweifler aus Wohlgefallen an Kritik und Besserwissen. Er war Zweifler aus innerer Not und aus dem heißen Verlangen, Gewissheit in der Auferstehung Jesu zu haben. In Wirklichkeit war Thomas sehr gerne bereit gewesen zu glauben. Dies können wir v.a. daran sehen, dass Thomas auf die Begegnung mit Jesus mit einem klaren Glauben reagiert, indem er Jesus als seinen Herrn und Gott bezeichnet. Übrigens tut er dies schon, ohne seine Finger in Jesu Nägelmale zu legen. Er brauchte dies doch nicht. Indem Thomas sagt: Mein Herr und mein Gott, war Thomas sogar bereit, die Auferstehung Jesu mit Konsequenz auf sein Leben zu akzeptieren. Für Thomas war es eine wunderbare Sache, dass Jesus auferstanden ist. Aber gerade weil es so eine wunderbare Sache war, wollte Thomas darin ganz sicher sein. Er wollte absolute Gewissheit darin haben (Beispiel: Lotto). Wer an der Auferstehung zweifelt, nur weil er eine Entschuldigung für seinen Unglauben sucht, oder wer in Wirklichkeit gar nicht bereit ist, die Auferstehung Jesu mit Konsequenz auf sein Leben zu akzeptieren, braucht auch nicht zu erwarten, dass ihm jemals diese Zweifeln genommen werden. Einem aufrichtigen Zweifler hingegen kann Jesus sehr helfen;

Der zweite Punkt, über den sich ein Zweifler im Klaren sein sollte, ist der: Dass Jesus Thomas erschien, um ihm Gewissheit zu geben, heißt nicht, dass Jesus es immer so macht. Ein Grund, warum Jesus den Jüngern und Thomas erschienen war, war sicherlich auch der, dass die 12 Aposteln Augenzeugen der Auferstehung sein sollten. Diese Tatsache machen sich Johannes und Petrus später in ihren Briefen zu nutze. Dort berufen sie sich darauf, dass sie Augenzeugen sind, um ihre Glaubwürdigkeit zu bekräftigen.

Wenn wir V.19 betrachten wird deutlich, dass Jesus es nicht vorgesehen hat, seine Auferstehung jedem immer mit einer Erscheinung zu beweisen. Im Gegenteil, Jesus preist gerade diejenigen für selig, die nicht sehen und doch an seine Auferstehung glauben. Das sind ja alle diejenigen, die durch das Hören des Wortes zum Glauben an die Auferstehung gekommen sind. Indirekt sagte Jesus hier bereits eine Zeit voraus, in der Menschen an seine Auferstehung glauben werden, ohne Jesus jemals gesehen zu haben. In der Geschichte der Gemeinde hat sich das zu allen Zeiten hindurch bewahrheitet. Wer also mit seinen Zweifeln zu Jesus kommt, sollte dafür offen sein, dass der Herr Jesus sein Wort hierfür gebrauchen wird (was nicht heißt… in der Regel aber…). Man sollte nicht Jesus an die Erwartung festmachen, dass er ihm erscheinen müsse.

Es ist ein Irrtum zu meinen, dass eine Erscheinung ein besserer Beweis sei als Jesu Wort. In 1.Petr 1,8 heißt es: Ihn habt ihr nicht gesehen und habt ihn doch lieb; und nun glaubt ihr an ihn, obwohl ihr ihn nicht seht. In dieser Stelle ist eben von Gläubigen die Rede, die durch das Hören des Wortes zum Glauben an Jesus gekommen sind, ohne ihn jemals gesehen zu haben. Petrus behauptete, dass sie Jesus lieb haben. Er machte ihre Liebe daran fest, dass sie für Jesus viel erlitten hatten. Gottes Wort selbst kann also so einen klaren Glauben an die Auferstehung Jesu bewirken, dass Menschen für Jesus alles mit Freuden aufgeben, ohne Jesus jemals gesehen zu haben.

Der dritte Punkt, über den sich ein Zweifler im Klaren sein sollte, ist, dass man bereit sein soll zu warten. Jesus erschien Thomas erst nach acht Tagen. Solange war er in seinen Zweifeln geblieben. Wer Zweifel hat, sollte Jesus in seinem Wort solange suchen, bis Jesus ihm die volle Gewissheit gegeben hat.

Wer also in seinen Zweifeln von Jesus geholfen werden möchte, sollte diese drei Punkte in Betracht ziehen. Jesus kann jedem helfen, der aufrichtig zu ihm kommt. Nachdem Jesus Thomas alle nötigen Hilfen zum Glauben geliefert hatte, sagte er zu Thomas: sei nicht ungläubig, sondern gläubig. Eine treffendere Übersetzung von diesem Satz lautet: werde nicht ungläubig, sondern gläubig. Jesus spricht hier nicht nur einen Befehl an Thomas aus. Jesus spricht hier auch ein Machtwort der geistlichen Heilung aus. Gerade so wie Jesus einem Aussätzigen sagte: Sei gesund, sagte er zu Thomas: werde gläubig. Und siehe da, Thomas, der große Zweifler, wurde gläubig. Derselbe Jesus kann auch heute noch über jeden Zweifler das Machtwort aussprechen: werde nicht ungläubig, sondern gläubig. Lasst uns beten.

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