Predigt: Johannes 20,19-31

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Selig sind, die nicht sehen und doch glauben!


Spricht Jesus zu ihm: Weil du mich gesehen hast, Thomas, darum glaubst du.
Selig sind, die nicht sehen und doch glauben!“

(20,29)

Im ersten Teil von Kap. 20 haben wir am letzten Sonntag die Tatsache betrachtet, dass Jesus von den Toten auferstanden ist. Jesu Tod am Kreuz war wie eine Finsternis, aber seine Auferstehung ist wie die aufgehende Sonne, die hell strahlt und mit ihrem Licht alle Arten von Finsternis vertreibt. Vor der Auferstehung Jesu mussten alle Menschen in der Welt ohne echte Hoffnung leben, weil der Tod die letzte Station des Lebens ist. Aber durch die Auferstehung Jesu gibt es für alle Menschen Hoffnung, weil dadurch die Kraft des Lebens offenbart worden ist, die stärker als die Kraft des Todes ist. Wie traurig ist es aber, wenn Christen diese Macht des Lebens nicht kennen und deswegen oft traurig und kraftlos und mit vielen Sorgen im Alltag leben. Dies war aber gerade bei den Jüngern der Fall. Im heutigen Text erfahren wir, wie Jesus den Jüngern geholfen hat, die Tatsache der Auferstehung zu erkennen und aus ihren ungläubigen Gedanken und Ängsten herauszukommen. Jesus half auch Thomas, aus seiner ungläu­bi­gen Gesinnung herauszukommen und an den auferstandenen Jesus zu glauben. Dabei lehrt Jesus, dass diejenigen, die ihn nicht sehen und doch glauben, selige Menschen sind. Möge Gott uns helfen, auf sein Wort zu hören und durch den Glauben selige Menschen zu sein!

Teil 1: „Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch“ (19-23)

Wie Jesus sie beauftragt hat, ging Maria von Magdala zu den Jüngern und verkündigte ihnen, dass sie den auferstandenen Herrn gesehen und was er ihr gesagt hat. Doch in welchem geistlichen Zustand waren die Jünger, auch nachdem sie Marias Zeugnis gehört hatten? Der Vers 19 beginnt mit den Worten: „Am Abend aber dieses ersten Tages der Woche, als die Jünger versammelt und die Türen verschlossen waren aus Furcht vor den Juden …“ Die Jünger haben sich an jenem Sonntag gemeinsam in einem Haus eingeschlossen aus Furcht vor den Juden, die Jesus gefangen genommen und zum Tod verurteilt hatten. Sie hatten also weder durch das leere Grab noch durch das Zeugnis von Maria die Tatsache der Auferstehung erfasst. Aus ihrer Sicht hatten sie natürlich viele Gründe, warum sie nach wie vor furchtsam und traurig waren. Aber die Realität war, dass Jesus den Tod besiegt hat. Die Macht der Auferstehung war erschienen und leuchtete wie die Sonne und strahlte nun auf die ganze Menschheit und die ganze Geschichte. Aber die Jünger verschlossen die Türen und befanden sich auch geistlich im Dunkeln. Unabhängig davon, wie sehr sie davon überzeugt waren, dass ihre dunklen Gedanken und Traurigkeit berechtigt waren, waren sie in einer unrealen Welt. Der auferstandene Jesus hätte sie deswegen tadeln können; aber Jesus tat das nicht. Stattdessen besuchte Jesus sie, um ihnen zu helfen.

Wie half ihnen Jesus? Der Text sagt weiter: „… kam Jesus und trat mitten unter sie und spricht zu ihnen: Friede sei mit euch! Und als er das gesagt hatte, zeigte er ihnen die Hände und seine Seite“ (19b.20a). Der auferstandene Jesus besuchte seine Jünger gleich am Abend des Tages seiner Auferstehung. Obwohl die Türen verschlossen waren, trat er einfach mitten unter sie. Jesus segnete die Jünger, die von Angst und Furcht geplagt waren, mit Frieden. Dann zeigte er ihnen die Hände mit den Nägelmalen und auch seine Seite, die am Kreuz mit einem Spieß durchbohrt worden war. Hier sehen wir, dass Jesus sich erniedrigte und alles dafür tat, dass die Jünger die Tatsache seiner Auferstehung erkennen sollten. Jesus wollte unbedingt, dass sie so schnell wie möglich aus ihren ungläubigen Gedanken, Ängsten und Sorgen heraus kämen und in die geistliche Realität eintreten würden, nämlich in die Realität der Auferstehung.

Wie reagierten die Jünger? Der Text sagt, dass die Jünger froh wurden, dass sie den Herrn sahen. Sie kamen nun aus ihrer eigenen irrealen Welt heraus und erkannten, dass Jesus tatsächlich auferstanden war. Vor dem auferstandenen Jesus verschwanden alle dunklen Gedanken, Sorgen und Ängste, wie die Dunkelheit der Nacht verschwindet, wenn morgens die Sonne aufgeht. Sie wurden wirklich froh.

Nun hatte Jesus den Jüngern erfolgreich geholfen, sodass sie den Glauben an die Auferstehung erlangten. Jesus hätte sie nun zufrieden wieder verlassen können. Aber dass die Jünger selbst an die Auferstehung glaubten, war nicht alles. Jesus hatte das Schicksal der ganzen Welt vor Augen. Jesus wollte die Welt aus dem Schicksal von Sünde und Tod herausholen und sie zur Erlösung führen. Diesen großartigen Plan, der die Geschichte verändern sollte, wollte Jesus gerade durch die Jünger verwirklichen. Betrachten wir im Folgenden, wie er dazu den Jüngern half.

1. Jesus sandte sie aus. Betrachten wir den Vers 21: „Da sprach Jesus abermals zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch.“ Zunächst segnete Jesus sie noch einmal mit Frieden. Der Friede Jesu sollte sie erfüllen. Im Frieden Gottes zu leben, ist ein Privileg aller, die an den auferstandenen Jesus glauben. Diesen Frieden sollten sie immer behalten, auch wenn sie nun eine große Aufgabe erhalten sollten, deren Erfüllung oft auch Schwierigkeiten mit sich bringt.

Betrachten wir noch einmal den Vers 21. Unmittelbar nachdem Jesus den Jüngern geholfen hat, an die Auferstehung zu glauben, sandte er sie in die Welt aus. Dabei beziehen sich die Worte „Wie mich der Vater gesandt hat“ sowohl auf den Inhalt ihrer Mission als auch auf die Absolutheit ihrer Sendung. So wie der Vater Jesus in die Welt gesandt hatte, damit er das Evangelium predigen würde, so sandte nun Jesus die Jünger in die Welt, damit sie überall den Menschen die frohe Botschaft vom Reich Gottes verkündigen würden. Diese Aufgabe war für die Jünger in ihrem Glaubensleben nicht optional; sondern so, wie der Vater Jesus nach seinem göttlichen Ratschluss und absoluten Willen Jesus in die Welt gesandt hatte, so geschah nun auch die Sendung der Jünger nach dem absoluten Willen Gottes und seinem göttlichen Ratschluss. Hier erkennen wir, dass die Jünger, die die Tatsache der Auferstehung erkannt haben, auch Verantwortung für die Welt haben. Jesus will, dass sie hingehen und allen Menschen davon sagen und mit Verantwortungsbewusstsein für die Errettung der ganzen Welt beten und wirken. Diese Mission soll den Inhalt ihres neuen Lebens bestimmen. Diese Mission macht sie zu unverzichtbaren, einzigartigen Menschen in der Welt und gibt ihrem Leben eine absolute und ewige Bedeutung in Gott.

2. Jesus gab ihnen den Heiligen Geist. Doch wie könnten die Jünger, die sich bis eben aus Angst vor ihren eigenen Landsleuten in einem Haus eingeschlossen hatten, in die Welt hinausgehen und mutig Menschen aus allen möglichen Völkern die Botschaft von Jesu Tod und Auferstehung verkündigen? Es sieht auf den ersten Blick völlig unmöglich aus. Doch die Jünger haben geistliche Autorität, weil sie von dem auferstandenen Sohn Gottes mit der gleichen Absolutheit gesandt worden sind, mit der der Vater ihn gesandt hatte. Wenn sie sich ihrer absoluten göttlichen Berufung bewusst sind, können sie daraus immer neu Motivation, Mut und Kraft schöpfen. Vor allem haben sie geistliche Autorität und Kraft, weil Jesus ihnen den Heiligen Geist gab. Der Vers 22 berichtet: „Und als er das gesagt hatte, blies er sie an und spricht zu ihnen: Nehmt hin den Heiligen Geist!“ Der auferstandene Jesus gab den Jüngern den Heiligen Geist. Der Heilige Geist ist der Geist Gottes, durch den Gott den Himmel und die Erde schuf. Der Heilige Geist ist der Geist Gottes, durch den er Jesus von den Toten auferweckte. Jesus gab den Jüngern diesen Geist. Mit diesem Geist können die Jünger alle Schwierigkeiten und ihre eigenen Grenzen an Weisheit, Mut und Kraft weit überwinden und ihre göttliche Mission erfüllen. Tatsächlich sind die Jünger zur Erfüllung ihrer Mission auf den Heiligen Geist auch angewiesen.

3. Jesus gab ihnen Vollmacht. Denn was sagt Jesus über den Inhalt ihrer Mission noch? Jesus sagt im Vers 23: „Welchen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen, und welchen ihr sie behaltet, denen sind sie behalten.“ Bei der Mission der Jünger geht es um nicht weniger als um die Befreiung der Menschen von ihren Sünden. Dadurch soll gerade das größte Problem der Menschen gelöst werden, nämlich dass Menschen von ihren Sünden befreit werden und dadurch neues, ewiges Leben als Gottes Kinder erlangen. Wer dagegen ihre Botschaft nicht annehmen wird, muss in seinen Sünden bleiben und als Lohn der Sünde den ewigen Tod erfahren.

Die Sendung der Jünger in die Welt war nicht auf die Jünger der ersten Generation beschränkt, sondern sie gilt auch allen, die wie sie an Jesu Tod und Auferstehung glauben. Jesus hat uns zu den Menschen in dieser Stadt und in diesem Land gesandt, damit wir ihnen die frohe Botschaft von Jesus Tod und seiner Auferstehung sagen, damit sie auch zum Glauben kommen und errettet werden sollen. Diesen Auftrag zu erfüllen ist keine Option, sondern soll der Hauptinhalt unseres Lebens sein. Es ist der praktische Ausdruck unsers Glaubens an die Auferstehung. Wir sollen uns bewusst sein, dass Jesus uns so absichtlich und verbindlich gesandt hat, wie der Vater ihn gesandt hat, und was für eine große Verantwortung wir für die Menschen unserer Umgebung und in der Welt haben. Wir sollen uns bewusst sein, was für eine Bedeutung es hat, wenn wir für die Studenten beten und sie zum Bibel lesen einladen Es geht darum, ob sie von ihren Sünden befreit werden oder sie behalten – es geht also um ihr Leben. Möge Gott uns helfen, mit großem Verantwortungsbewusst­sein für sie zu beten und ihnen zu dienen! Möge Gott uns täglich den Heiligen Geist schenken, damit wir die große Aufgabe trotz unserer Begrenztheit und Schwäche und trotz aller Schwierigkeiten treu tragen und erfüllen können!

Teil 2: „Selig sind, die nicht sehen und doch glauben“ (24-31)

Als Jesus die Jünger besuchte, waren nicht alle elf Jünger anwesend, sondern aus irgendeinem Grund fehlte Thomas in ihrer Gemeinschaft. Thomas ist in unserem Evangelium schon mehrmals erwähnt worden. In Kap. 11 erfahren wir, dass er Jesu Absicht, mit der er zu dem gestorbenen Lazarus gehen wollte, nicht richtig verstanden hat. Seine Worte in Kap. 14 zeigen, dass Thomas gar nicht verstanden hatte, was Jesus sagte und welchen Weg er ging, sondern dass er geistlich orientierungslos war. Was sagte dieser Thomas, als ihm die anderen Jünger von ihrer Begegnung mit dem auferstandenen Jesus erzählten? Betrachten wir Vers 25: „Er aber sprach zu ihnen: Wenn ich nicht in seinen Händen die Nägelmale sehe und meinen Finger in die Nägelmale lege und meine Hand in seine Seite lege, kann ich’s nicht glauben.“ Thomas war nicht bereit, dem Zeugnis der anderen Jünger zu glauben. Er wollte nur dann an die Auferstehung Jesu glauben, wenn er die Wundmale Jesu sehen und sie mit seinem eigenen Finger berühren könnte. Was sagt das über seine Denkweise? Er wollte nur glauben, was er selbst gesehen hatte. Er wollte nur das als wahr anerkennen, was er selbst geprüft hat. Seine Einstellung ähnelt der Einstellung vieler modernen Menschen, die alles empirisch erfassen wollen. Viele sagen: Ich glaube nur, was ich sehen kann bzw. was man wissenschaftlich bewiesen hat. So eine Einstellung mag aufgeklärt und klug klingen. Aber abgesehen davon, dass es selbst in den praktischen Bereichen des Lebens gar nicht möglich ist, konsequent danach zu leben – warum sollten die Gläubigen so eine ungläubige Haltung nicht haben? Es widerspricht den Prinzipien der geistlichen Realität. Denn der Glaube ist schon von seinem Wesen her eine feste Zuversicht auf das, was man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht (Hebr 11,1).

Thomas ignorierte die Worte Jesu, mit denen er seine Auferstehung angekündigt hatte, und ignorierte das Zeugnis der anderen Jünger. Er stellte sich auf den Standpunkt des Unglaubens und war nicht bereit, ohne eine entsprechende Erfahrung davon abzurücken. Seine Worte mögen irgendwie intellektuell und selbstbewusst klingen. Aber Thomas war ein Sklave seiner eigenen Gedanken und Erfahrungen. Er konnte niemandem vertrauen, weder den Worten Jesu noch den Worten seiner Freunde. Er war ein Gefangener seiner Gedanken und brauchte dringend geistliche Hilfe.

Wie half Jesus dem zweifelnden Thomas? Jesus gab ihn nicht auf, sondern er kam aus seinem Erbarmen heraus nach acht Tagen noch einmal zu den Jüngern, um Thomas zu helfen. Betrachten wir die Verse 26-27. Jesus trat wieder mitten unter sie, als die Türen verschlossen waren. Dann wandte er sich an Thomas und zeigte ihm seine Hände und seine Seite und forderte ihn auf, mit seinen Fingern die Nägelmale zu berühren und mit seiner Hand das Wundmal an seiner Seite zu betasten. Jesus ging also in seiner Barmherzigkeit auf alle Erwartungen von Thomas’ ein, um ihm zum Glauben zu verhelfen. Das zeigt, wie wichtig es Jesus ist, dass e i n Mensch aus dem Unglauben heraus zum Glauben an die Auferstehung kommt. Jesus tat alles Nötige, damit Thomas glauben konnte.

Wie reagierte Thomas? Vers 28 berichtet: „Thomas antwortete und sprach zu ihm: Mein Herr und mein Gott!“ Thomas’ gab vor dem auferstandenen Jesus seine ungläubige Haltung sofort auf, und er erkannte Jesus spontan als seinen Herrn und Gott an und rief: „Mein Herr und mein Gott!“ Bis dahin hatte Thomas Jesus als einen Menschen erlebt. Aber nun, als er ihn als Auferstandenen gesehen hat, hat er ihn als den allmächtigen Gott erkannt. Thomas machte also einen Sprung in die geistliche Welt. Als er zweifelte, war er in seinem eigenen Gedanken gefangen. Nun konnte er die geistliche Realität der Auferstehung sehen und anfangen, darin zu leben.

Was sagte Jesus, nachdem Thomas seinen Glauben bekannt hat? Betrachten wir Vers 29: „Spricht Jesus zu ihm: Weil du mich gesehen hast, Thomas, darum glaubst du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben!“ Diese Worte besagen zum einen, dass Jesus Thomas’ Glauben anerkannt hat; denn Jesus sagte: „… darum glaubst du.“ Aber wir können nicht übersehen, dass Jesus mit solchem Glauben nicht wirklich zufrieden ist. Mit den Worten „Selig sind, die nicht sehen und doch glauben!“ forderte Jesus die Jünger und uns alle dazu auf, zu glauben, ohne zu sehen. Wir können glauben, ohne zu sehen, indem wir das Zeugnis glaubwürdigen Zeugen, die den auferstandenen Jesus gesehen haben, hören und als wahr annehmen. Das ist Gottes Weg und seine Bestimmung, wie alle Menschen, die Jesus nicht selbst gesehen haben, doch durch das Zeugnis Glauben erlangen sollten.

Es gibt zahllose Beispiele für solchen Glauben. Markus Kap. 5 etwa berichtet von einer Frau, die seit zwölf Jahren unter einer sehr peinlichen Krankheit gelitten hatte. Als sie von Jesus hörte – das weist darauf hin, dass sie Jesus noch nie gesehen geschweige denn schon einmal eine Heilung durch ihn miterlebt hatte –, kam sie zu ihm und glaubte fest, dass sie, wenn sie nur sein Gewand berühren würde, von ihrer chronischen Krankheit geheilt würde. Jesus segnete ihren Glauben, indem sie auf der Stelle gesund wurde. Lukas Kap. 17 berichtet von einem römischen Hauptmann, der Jesus noch nie gesehen hatte. Aber wegen seines todkranken Knechts sandte er Boten zu Jesus und bat ihn, seinen Knecht gesund zu machen, wobei er glaubte, dass es dafür ausreichte, wenn Jesus nur ein Wort spricht. Jesus lobte seinen Glauben und sagte: „Solchen Glauben habe ich in Israel nicht gefunden.“

Viele Studenten sagen: „Wenn ich Jesus einmal leibhaftig sehen würde, würde ich sofort an ihn glauben. Ich kann nicht an ihn glauben, weil ich ihn nicht gesehen habe.“ Aber ist das wirklich wahr? Wenn der auferstandene Jesus heute hier sichtbar erscheinen würde, würde uns das beim Glauben wirklich entscheidend helfen? Sicherlich wäre es eine überwältigende Erfahrung und vielleicht würde niemand wagen, ihm die Anerkennung zu verweigern. Aber wie tief und wie nachhaltig wirkt so eine Erfahrung? Vieles spricht dafür, dass Sehen oder Erfahren alleine das Problem des Unglaubens nicht richtig löst. Zum Beispiel haben die Israeliten der ersten Generation zur Zeit von Mose viele großartige Zeichen und Wunder von Gott in Ägypten und beim Auszug aus Ägypten erlebt. Sie haben z.B. gesehen, wie das Schilfmeer sich geteilt hat, und erfahren, dass sie trockenen Fußes hindurchgehen konnten, während ihre Verfolger kurz danach darin ertranken. Trotzdem mussten sie schließlich fast alle in der Wüste sterben; und der Hebräerbrief sagt klar, dass es wegen ihres Unglaubens war. Aber die zweite Generation, die all diese Zeichen nicht gesehen haben, hatte viel besseren Glauben, weshalb sie auch in das verheißene Land einziehen konnten. Dies zeigt, dass der Glaube nicht vom Sehen von Wundern kommt. Der Glaube kommt davon, dass man hört, was Gott gesagt und getan hat. So sagt die Stelle in Römer 10,14 und17: „Wie sollen sie aber den anrufen, an den sie nicht glauben? Wie sollen sie aber an den glauben, von dem sie nichts gehört haben? Wie sollen sie aber hören ohne Prediger? … So kommt der Glaube aus der Predigt, das Predigen aber durch das Wort Christi.“ Der wahre biblische Glaube kommt nicht aus bestimmten Erfahrungen oder Erlebnissen, sondern wenn man das Wort Gottes hört. Das Wort bewirkt in uns die Einsicht in Gottes Wesen und sein Wirken und herzliches Vertrauen darauf.

Hier können wir die Wichtigkeit davon erkennen, dass wir die Bibel studieren. Wenn wir die Bibel studieren und das Wort als wahr annehmen, befreit es uns von unserer subjektiven Gedankenwelt und führt uns zur geistlichen Realität. Bevor Maria das Wort des auferstandenen Jesus hörte, war sie gefangen in den Gedanken an den Tod und in ihrer Traurigkeit. Aber als sie Jesu Wort hörte, kam sie aus ihrer subjektiven Gedankenwelt heraus und konnte die geistliche Realität erkennen, dass Jesus auferstanden ist. Durch das Wort können wir klar erkennen, dass Gott wirklich lebt, dass Jesus tatsächlich für uns am Kreuz gestorben ist und dass er auferstanden ist und uns nun ein neues Leben geschenkt hat, das weder vom Tod noch von irgendeiner anderen Macht beendet werden kann. Wir sollen die Bibel studieren, bis das Wort uns klare geistliche Einsicht schenkt und in uns neue Einstellungen und neue Verhaltensweisen bewirkt. Beim Hören des Wortes ist allerdings wichtig, dass wir nicht eine ungläubige, sondern eine annahmebereite Haltung haben, also gläubig sind. Das ist immer nötig; sogar als Thomas den auferstandenen Jesus mit seinen Augen sehen konnte, forderte Jesus ihn dazu auf, seine Haltung zu korrigieren, indem er sagte: „… und sei nicht ungläubig, sondern gläubig!“ In unserem Leben in dieser Welt werden wir immer wieder mit praktischen und geistlichen Problemen konfrontiert, die uns die geistliche Einsicht trüben oder wegnehmen. Dann ist es für uns umso wichtiger, dass wir viel auf Gottes Worte hören und sie einlassen, damit das Wort unsere Sichtweise wieder korrigiert und unseren Glauben erneuert. Auf diese Weise sollen wir durch kontinuierliches Bibelstudium die geistliche Realität immer tiefer erkennen und in ihr leben lernen.

Welche Bedeutung hat der Glaube aufgrund des Wortes für uns selbst? Betrachten wir noch einmal Vers 29. Wenn wir nicht vom Sehen oder von Erlebnissen abhängig sind, sondern aufgrund des Wortes an Jesus glauben, sind wir wirklich selig, d.h. wahrhaft glücklich. Wir sind selig, weil wir für unseren Glauben eine feste Grundlage im Zeugnis im Wort Gottes haben und unabhängig von den wechselhaften Situationen und Erfahrungen im Leben sind. Wer aufgrund des Zeugnisses der Bibel glaubt, ist selig, weil er in allen Höhen und Tiefen des Lebens den Glauben festhalten und beständige Gemeinschaft mit Gott haben kann. Wenn wir aufgrund des Zeugnisses glauben, ohne zu sehen, sind wir selig, weil wir dadurch Gott ehren können und weil wir wissen, dass dieser Glaube uns den Weg zu seinem herrlichen Reich führen wird.

Welche Erkenntnis sollte der Bericht des Augenzeugen Johannes bewirken? Betrachten wir die letzten beiden Verse dieses Kapitels, die Verse 30 und 31: „Noch viele andere Zeichen tat Jesus vor seinen Jüngern, die nicht geschrieben sind in diesem Buch. Diese aber sind geschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesu der Christus ist, der Sohn Gottes, und damit ihr durch den Glauben das Leben habt in seinem Namen.“ Johannes hat in diesem Buch sieben der vielen Zeichen Jesu, die er gesehen, aufgeschrieben, damit wir als Leser erkennen sollen, dass Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes, und dass wir durch den Glauben an ihn das wahre ewige Leben haben sollen. Viele Stellen bezeugen diesen Kernpunkt des Evangeliums. So heißt es in Kap. 1,4: „In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen.“ Kap. 1,12.13: „Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden, denen, die an seinen Namen glauben, die nicht durch aus dem Blut noch aus dem Willen des Fleisches noch aus dem Willen eines Mannes, sondern von Gott geboren sind.“ Anders zusammengefasst sagt es die berühmte Stelle in Kap. 3,16: „Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.“ Der Glaube ist unsichtbar und es scheint in unserer pragmatischen Zeit nicht so wichtig zu sein, ob ein Mensch an Jesus glaubt oder nicht. Aber Gott misst gerade dem Glauben so große Bedeutung bei. Unser Hören auf das Zeugnis der Augenzeugen bzw. der Bibel hat so eine große Bedeutung, weil wir dadurch zum Glauben an Jesus kommen und weil Gott uns gerade auf unseren Glauben hin das wahre ewige Leben geben will.

Heute haben wir gelernt, dass es Jesus sehr wichtig war, dass jeder persönlich Glauben an die Auferstehung ergreift. Wir haben auch gelernt, dass der wahre Glaube nicht bestimmte Erlebnisse voraussetzt, sondern dass wir selig sind, wenn wir auf das Zeugnis der Bibel hören und aufgrund dessen glauben. Lesen wir zum Schluss noch einmal das Leitwort, Vers 29: „Spricht Jesus zu ihm: Weil du mich gesehen hast, Thomas, darum glaubst du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben!“ Möge Gott uns helfen, auf Gottes Worte in der Bibel zu hören und aufgrund dessen zu glauben und selige Menschen zu werden! Möge Gott uns helfen, den Glauben an die Auferstehung nicht einfach für uns zu genießen, sondern mit Verantwortungsbewusstsein für die Menschen in unserer Stadt und in der ganzen Welt zu beten und zu wirken!

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