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Sie meinte, es sei der Gärtner
„Jesus sagte zu ihr: Frau, warum weinst du? Wen suchst du? Sie meinte, es sei der Gärtner, und sagte zu ihm: Herr, wenn du ihn weggebracht hast, sag mir, wohin du ihn gelegt hast! Dann will ich ihn holen. Jesus sagte zu ihr: Maria!“
(Johannes 20,15.16a [EÜ])
Drei Dinge würde ich gerne zu den Versen sagen, die gerade vorgelesen wurden. Zum einen, die Auferstehung ist eine schöne Geschichte; als zweites, die Auferstehung ist mehr als eine schöne Geschichte; als drittes, die Auferstehung ist unsere schöne Geschichte.
1. Die Auferstehung ist eine schöne Geschichte
Der Text erzählt eine wunderbare Geschichte. Maria von Magdala stand alleine vor dem Grab und weinte. Oder zumindest dachte sie vermutlich, dass sie ganz alleine war, von allen Seelen verlassen. In Wirklichkeit war sie umgeben von Engeln und vom auferstandenen Herrn selbst. Vers 12 erwähnt, dass sie zwei Engel sah. Wann kamen diese Engel? Waren sie von Anfang an da? Und wenn ja, warum hatten Petrus und Johannes die Engel nicht gesehen hatten? Und wie kam es, dass Maria sie jetzt sehen konnte? Ist die Erklärung vielleicht, dass es manchmal Tränen braucht, um Engel zu sehen? Die wunderbare Geschichte geht weiter. Die Engel fragen Maria: „Frau, warum weinst du?“ Wenn die Bibel Begegnungen zwischen Engeln und Menschen beschreibt, dann fürchten sich die Menschen meistens, und die Engel sagen „Fürchte dich nicht.“ Aber wenn Engel Menschen weinen sehen, dann fragen sie anscheinend: „Warum weinst du?“ Findet ihr das nicht auch sehr tröstlich?
Nachdem sie mit den Engeln geredet hatte, begegnete sie schließlich Jesus. Sie sah den Jesus, den sie gesucht hatte, und erkannte ihn doch nicht. Vers 15: „Jesus sagte zu ihr: Frau, warum weinst du? Wen suchst du? Sie meinte, es sei der Gärtner, und sagte zu ihm: Herr, wenn du ihn weggebracht hast, sag mir, wohin du ihn gelegt hast! Dann will ich ihn holen.“ Der Text sagt, dass Maria dachte, dass Jesus der Gärtner ist. Das war natürlich ein großer Irrtum. Und gleichzeitig war das die tief zugrunde liegende Wahrheit. Spurgeon hat eine ganze Predigt gehalten über diesen einen Satz „… sie meinte, es sei der Gärtner …“ Jesus ist der Gärtner. Die Auferstehung ist die neue Schöpfung. Das Paradies ist die neue Realität. Jesus ist gekommen, die Dornen und Disteln dieser Welt zu entfernen. Jesus ist der Gärtner des neuen Garten Edens.
Und dann in Vers 16 sagt Jesus nur ein einziges Wort: „Maria!“ D.A. Carson kommentiert: „Was auch immer die Ursache für ihre Blindheit war, das einzige Wort ‚Maria‘, gesprochen so wie Jesus es immer getan hatte, reichte aus, um sie zu beseitigen. Der gute Hirte ruft seine Schafe beim Namen, und seine Schafe folgen ihm, weil sie seine Stimme kennen. Angst und Verzweiflung werden augenblicklich von Erstaunen und Freude verschluckt.“ Jesus hatte sie angesprochen, so wie er es immer getan hatte. Und Maria antwortete, so wie sie es immer getan hatte: „Rabbuni!“
In Vers 17 ist ein schwer zu übersetzender Satz. Jesus sagt ihr: „Halte mich nicht fest; denn ich bin noch nicht zum Vater hinaufgegangen.“ Luther und Elberfelder übersetzen Jesu Worte als „Rühre mich nicht an!“ Aber dann stellt sich die Frage, warum Jesus Thomas explizit auffordert, ihn anzufassen, damit er glaubt. Der griechische Satz kann tatsächlich übersetzt werden als ein „Halte mich nicht fest.“ Warum musste Jesus an dieser Stelle überhaupt etwas in der Art sagen? Das Bild, das wir sehen, ist eine überglückliche, überfröhliche Maria, die Jesus mit aller Kraft festhält und nicht loslassen will. Sie klammert sich an ihn. Jesus scheint hier zu sagen: „Maria, ich kriege keine Luft mehr … Du kannst mich jetzt loslassen, weil ich dich nie wieder verlassen werde.“
Und dann sagt Jesus: „Geh hin zu meinen Brüdern und sag ihnen: Ich gehe hinauf zu meinem Vater und eurem Vater, zu meinem Gott und eurem Gott.“ Vorher hatte Jesus seine Jünger seine Diener genannt, seine Jünger (Azubis) und auch seine Freunde. Und alles das ist richtig. Die Jünger sind Jesu Diener, sie sind seine Nachfolger, die bei ihm Ausbildung machen, und sie sind seine Freunde. Aber hier geht Jesus noch einen Schritt weiter. Sie sind seine Brüder. Sie sind jetzt endgültig eine Familie mit Gott als gemeinsamen Vater. Das ist es, was Jesu Tod und seine Auferstehung bewirkt haben.
Das Kreuz war das schlimmste, was passieren könnte. Und Jesu Auferstehung ist das Beste, das daraufhin passieren konnte. Diese Geschichte hat ein Happyend. Maria von Magdala findet ihr Happyend. Und das macht das Ganze zu einer wirklich schönen Geschichte von Ostern.
2. Die Auferstehung ist mehr als eine schöne Geschichte
Wenn wir unseren Freunden und Kollegen davon erzählen würden, dass wir an die leibliche Auferstehung von Jesus glauben, dann würden wir vermutlich einige seltsame Blicke ernten. Und wenn wir die Frage stellen, ob sie ebenfalls daran glauben, würden wir vermutlich als Antwort hören: „Sorry, ich glaube nicht an Märchen …“
In einer Debatte zwischen dem christlichen Mathematiker John Lennox und dem Atheisten Richard Dawkins, kam Lennox auf die Auferstehung Jesu zu sprechen. Dawkins konnte nicht mehr an sich halten und sagte dann: „… Nachdem wir eine Art Argument für einen deistischen Gott vielleicht hervorgebracht haben, einen Gott, der große Physiker, der die Gesetze und Konstanten des Universums angepasst hat – das ist alles sehr großartig und wunderbar, und dann kommen wir plötzlich auf die Auferstehung Jesu. Das ist so unbedeutend, so trivial, so lokal, so erdgebunden, so unwürdig für das Universum.“ Das ist vielleicht Dawkins Art und Weise zu sagen: „Sorry, ich glaube nicht an Märchen.“ Und vielleicht geht es dir ähnlich: An eine leibliche Auferstehung zu glauben, passt einfach nicht in dein aufgeklärtes und wissenschaftliches Weltbild. Vielleicht denkst du, dass das auf der gleichen Stufe ist, wie an Einhörner und Feen zu glauben.
An dieser Stelle würde ich gerne widersprechen. Historisch gibt es an folgenden zwei Tatsachen praktisch keinen Zweifel: Das Grab Jesu war leer; es gab Augenzeugen, die berichtet hatten, dass sie Jesus als Auferstandenen gesehen hatten. Beides sehen wir im heutigen Text. Maria von Magdala stand vor dem Grab Jesu und weinte; nicht einfach nur deshalb, weil ihr geliebter Herr und Meister gestorben war. Als ob das nicht schlimm genug gewesen war, musste es irgendwelche völlig anstandslose Grabräuber gegeben haben, die auch noch seinen Leichnam gestohlen hatten. Als sie gefragt wurde, weshalb sie weinte, antwortete sie: „Sie haben meinen Herrn weggenommen und ich weiß nicht, wohin sie ihn gelegt haben.“ Das Grab war also leer.
Wenig später berichtet der Text, dass Maria Jesus leibhaftig gesehen hatte. In Vers 18 lesen wir: „Maria von Magdala kam zu den Jüngern und verkündete ihnen: Ich habe den Herrn gesehen. Und sie berichtete, was er ihr gesagt hatte.“ Sie ist die erste von vielen Augenzeugen, die Jesus gesehen hatten. Das sind die beiden historischen Fakten, die schwer zu leugnen sind.
Jetzt kann man sich die Frage stellen, woher wissen wir, dass das Fakten sind? Schließlich ist das ja ganz lange her. Kurzes Gedankenexperiment zum leeren Grab: Auf dem Heidelberger Bergfriedhof ist einer meiner Lieblingsdirigenten begraben. Der Dirigent hieß Wilhelm Furtwängler. Angenommen jemand würde behaupten, dass Furtwängler auferstanden ist. So ziemlich das Erste, was man prüfen kann, ist, ob sein Grab leer ist. Wenn die sterblichen Überreste noch dort sind, wo sie die letzten 70 Jahre waren, hat sich das ziemlich schnell erübrigt. In der damaligen Zeit waren außerdem Gräber von Königen und anderen VIPs wichtige Pilgerstätten. In Apostelgeschichte Kapitel 2 sagte Petrus in der Pfingstpredigt, dass das Grab von König David unter ihnen war. Die Zuhörer kannten das Grab, weil sie es besichtigt hatten. Jesu Grab hingegen ist unbekannt, weil das Grab kurze Zeit nach Jesu Beerdigung wirklich leer war.
Man könnte hier natürlich einwenden: Woher wissen wir, dass es wirklich Augenzeugen gab, die meinen, Jesus gesehen zu haben? Sind das nicht einfach Erzählungen, die viele Jahre später erfunden wurden? Mindestens zwei Gründe sprechen dagegen. Der eine Grund ist, dass die Überlieferungen extrem nah an den Ereignissen dran sind. Unter den Kommentatoren besteht zwar große Uneinigkeit, wann die Evangelien geschrieben wurden. Aber im Prinzip sind sich alle darin einig, dass die Evangelien spätestens 80–90 nach Christus geschrieben wurden. Das interessante ist jetzt aber, dass die Berichte der Auferstehung sich von dem Rest der Evangelien insofern unterscheiden, als sie praktisch keine theologische Reflexion enthalten. In den Berichten von Jesu Tod begegnen uns immer wieder Zitate aus dem Alten Testament (AT), die uns zeigen, dass sein Sterben die Schriften des AT erfüllten. Immer und immer wieder versuchen uns die Evangelisten in Jesu Leben und Sterben zu zeigen, wie konform das mit dem ist, was Mose und die Propheten gesagt hatten. Aber in den Berichten der Auferstehung fehlt das fast völlig. Der Grund weshalb diese Echos aus dem AT fehlen, ist der, dass diese Berichte praktisch einfach wiedergeben, was die Evangelisten von den Augenzeugen gehört haben mussten.
Man könnte natürlich meinen: Dann wurden eben die theologischen Interpretationen weggelassen, um den Eindruck zu erwecken, dass diese Berichte alt sind. Ein Ausleger schrieb folgendes: „Die übliche Annahme vieler Gelehrter, dass die Geschichten in der zweiten Generation entstanden sind, etwa in den 80er oder 90er Jahren, würde bedeuten, dass sie zwar auf interessante Weise die Theologie des Paulus verkörpern, aber alle biblischen Anspielungen, die in einem Text wie 1. Kor. 15 bereits so zahlreich vorhanden sind, sorgfältig aus dieser Theologie entfernt wurden. Das wäre vielleicht einigermaßen plausibel, wenn wir nur einen Bericht hätten oder wenn die vier Berichte offensichtlich voneinander abgeleitet wären. Das haben wir nicht und sie sind es nicht. Man muss sich entweder vorstellen, dass vier sehr unterschiedliche Autoren beschlossen haben, eine Ostererzählung zu verfassen, die auf der Theologie der frühen Kirche basiert, aber alle biblischen Anklänge entfernt, und es geschafft haben, dies in vier sehr unterschiedlichen, wenn auch theologisch übereinstimmenden Berichten zu tun, oder man muss sagen, was ich für unendlich wahrscheinlicher halte, dass die Geschichten, auch wenn sie viel später niedergeschrieben wurden, auf eine sehr, sehr frühe mündliche Tradition zurückgehen …“
Der andere Grund, der dagegenspricht, dass die Augenzeugenberichte spätere Erfindungen sind, hat damit zu tun, weshalb Geschichten überhaupt erfunden und verbreitet werden: Geschichte müssen schon irgendwie cool sein. Zum Beispiel gibt es die Geschichte, bei der ein Student in einer Physik-Prüfungsaufgabe gefragt wurde, wie man durch ein Barometer die Höhe eines Gebäudes bestimmen kann. Die Legende besagt, dass der Student zunächst antwortete „Schnur am Ende des Barometers anbringen und oben vom Gebäude herunterhängen lassen. Höhe des Gebäudes ist Länge des Barometers plus Länge der Schnur.“ Der Prüfungsausschuss wollte den Studenten durchfallen lassen, aber jemand meinte, dass die Antwort nicht falsch ist, aber eben keine physikalischen Kenntnisse demonstriert. Also wurde der Student noch einmal eingeladen, darauf zu antworten. Und er gab darauf eine Serie von unkonventionellen und brillanten Antworten, die zeigten, dass er sehr wohl was von Physik verstand. Wer war der Student? Niels Bohr, der später den Nobelpreis gewann. Diese Geschichte ist eine Legende, die gerne erzählt wurde. Warum? Weil die Geschichte cool ist.
Aber die Berichte der Auferstehung sind nicht cool. Zum Beispiel, wer ist der erste Zeuge der Auferstehung? Es war eine Zeugin. Maria von Magdala ist eine Frau. Nicht nur das, eine Frau, die vorher auf der Nervenheilanstalt war. Ausgerechnet sie bekam Jesus als erste zu Gesicht. Im ersten Jahrhundert waren Frauen nicht als Zeugen vor Gericht zulässig, weil sie als unzuverlässig und als nicht vertrauenswürdig galten. Als Paulus ca. 20 Jahre später den 1. Korintherbrief schrieb, erwähnte er unter den Zeugen der Auferstehung keine einzige Frau. Nicht deshalb, weil, wie viele meinen, Paulus frauenfeindlich war (das war er wirklich nicht), sondern deshalb, weil es seiner Argumentation nicht geholfen hätte, Frauen zu erwähnen. Aber in allen vier Evangelien sind Frauen die ersten Zeugen der Auferstehung. Wären die Berichte eine spätere Erfindung gewesen, hätten die Erfinder dieser Geschichte sich irgendwo selbst ins eigene Fleisch geschnitten, ausgerechnet Frauen als erste Zeugen hineinzuschreiben, weil es die Glaubwürdigkeit ihres Berichts unterminierte. Der einzige plausible Grund, zu schreiben, dass die Frauen das Grab Jesus zuerst gesehen hatten, ist der, dass es sich tatsächlich so zugetragen hatte.
In Bezug auf diese Auferstehungsgeschichten gibt es noch eine Reihe von kleineren Einwänden, die immer wieder vorgebracht werden. Das Buch „Surprised by Joy“ hat diese Einwände gut zusammengefasst und kurze, knackige Antworten darauf gegeben. Ein kurzer Schnelldurchlauf:
Einwand 1: Vielleicht war Jesus gar nicht richtig tot. Nachdem Jesus vom Kreuz abgehängt wurde, wachte er in der Kühle des Grabes auf. Antwort: Römische Soldaten waren Experten darin, Menschen umzubringen. Und selbst wenn Jesus die Tortur am Kreuz überlebt hätte, hätte sich keiner von Jesu Anhängern durch einen halbtoten Menschen davon überzeugen lassen, dass er der Messias ist.
Einwand 2: vielleicht hatten die Frauen am Grab jemand anderen gesehen, der so aussah wie Jesus, wie zum Beispiel Jakobus, den Halbbruder von Jesus. Antwort: Das hätten sie früh genug bemerkt.
Einwand 3: Jesus ist nur den Menschen erschienen, die an ihn glauben. Antwort: Die Bibel macht deutlich, dass Thomas und Paulus nicht dieser Kategorie angehören. Tatsächlich konnten anfänglich noch nicht einmal seine engsten Anhänger daran glauben, dass er auferstanden war.
Einwand 4: Die Berichte, die wir haben, sind voreingenommen. Antwort: Jede Geschichtserzählung ist voreingenommen. Jedes Porträt wurde aus einem Blickwinkel aufgenommen.
Einwand 5: Von Märtyrern wurde häufig gesagt, dass sie auferstehen werden. Aus dem „er wird auferstehen“ wurde einfach ein „er ist auferstanden“, was ja im Prinzip fast dasselbe ist. Antwort: Nein, ist es nicht.
Einwand 6: Viele Menschen haben Visionen von Menschen, mit denen sie eng verbunden waren, wenn sie gestorben sind. Antwort: Das hat es damals auch schon gegeben. In solchen Fällen hätten sie gesagt, dass sie seinen Engel oder seinen Geist gesehen hätten. Das, was sie in diesen Fällen nicht gesagt hätten, war, dass er von den Toten auferstanden ist.
Einwand 7: Vielleicht hatten die ersten Zeugen einfach nur eine Art geistliche Erfahrung. Jesus war geistlich auferstanden, und sie hatten eine innere Verbundenheit mit Jesus. Antwort: Das ist einfach die Beschreibung eines ehrenvollen Todes, gefolgt von einer platonischen Unsterblichkeit. Die Auferstehung war und ist die endgültige Überwindung des Todes, nicht einfach eine schönere Beschreibung desselben.
Wir fassen zusammen: Das Grab Jesu war wirklich leer, und viele Menschen behaupteten unmittelbar nach Jesu Tod, dass sie Jesus mit ihren Augen gesehen hatten. Viele waren bereit, für dieses Zeugnis sogar mit ihrem Leben zu bezahlen. Diese beiden Fakten sind ganz eng mit der Entstehung der christlichen Gemeinde verbunden. Wie erklären wir das leere Grab und die Augenzeugen? Es gibt im Prinzip nur eine historische Erklärung, die wirklich groß genug ist, diese Fakten plausibel zu integrieren. Die Indizien weisen ganz stark darauf hin, dass Jesus wirklich von den Toten auferstanden ist. Die Auferstehung ist mehr als eine schöne Geschichte. Sie ist eine historische Tatsache, die sich in Raum und Zeit ereignet hat.
3. Die Auferstehung kann unsere schöne Geschichte sein
John Ortberg sagte: „Freitag war der Tag, an dem Jesus starb. Freitag war der finsterste Tag der Geschichte. Und Sonntag ist der größte Tag der Geschichte. Am Sonntag wurde ein Stein weggerollt. Niemand hatte es kommen sehen … Am Sonntag, beim allerersten Ostern wurde das Grab bezwungen; die Hölle wurde besiegt; die Finsternis wurde überwunden; der Teufel wurde degradiert. Hoffnung wurde rehabilitiert; die Propheten wurden bestätigt; die Soldaten wurden verärgert; die Jünger wurden belebt. Sünde verlor, Scham starb, Freude stieg empor, und Liebe triumphierte.“ Das ist in der Tat die Botschaft von Ostern, dass das Gute gewinnt und dass die Liebe triumphiert.
Was bedeutet es konkret für uns? In Johannes 11 hat Jesus eine wirklich bemerkenswerte Aussage gemacht: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt, und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben.“ Gibt es irgendjemand in der Geschichte der Menschheit, der ein größeres und krasseres Versprechen gemacht hat, als dieses Versprechen? Dass wir leben werden, auch wenn wir sterben, und dass wir in Ewigkeit nicht sterben, sondern leben werden. Und weil Jesus in diesen Versen zweimal von der Bedingung gesprochen hatte, vom Glauben, fragt er nochmals nach: „Glaubst du das?“
Glaube an die Auferstehung ist nicht wie der Glaube an den Osterhasen oder den Weihnachtsmann. Es gibt richtig gute Gründe, an die Auferstehung Jesu zu glauben. Ich hoffe, dass ich einige von den vielen guten Gründen verständlich vermitteln konnte. Die historischen Indizien sind ziemlich stark. Aber die Evidenz bringt uns nur bis zu einem gewissen Punkt. Vielleicht kann man das vergleichen mit dem Ende eines Sprungbretts im Schwimmbad. Historische Fakten bringen dich bis an den Punkt, an dem sich deine Zehen am Rand des Bretts krallen können. Danach kommt der Punkt, an dem wir den Sprung wagen müssen. Es kommt der Punkt, an dem wir eine Entscheidung treffen müssen, ob wir glauben oder nicht. Und falls du der Ansicht bist, dass du nicht glauben kannst, möchte ich gerne noch folgendes mitgeben. Unglaube bedeutet nicht einfach die Abwesenheit von Glauben. Unglaube ist kein Vakuum. Nicht an die Auferstehung Jesu zu glauben, bedeutet, dass du etwas anderes glaubst, etwas, was du auch nicht beweisen kannst.
Und ich glaube, dass Gott jeden einzelnen von uns an diesem Ostersonntag einlädt, seinen Glauben auf ihn zu setzen. Wenn du gläubig bist, lädt er dich ein, es erneut zu tun, ihm zu vertrauen. Und wenn du noch nicht gläubig bist, dann lädt er dich ein, es zum ersten Mal zu tun; den Glaubenssprung zu wagen.
Vor knapp zwei Jahren ist Tim Keller heimgegangen. Ich fand die Kommentare von der Witwe Kathy Keller so interessant und ansprechend. Sie sagte folgendes: „Tim ist auf dem St. Michael’s-Friedhof begraben, den ihr rechts sehen könnt, wenn ihr auf dem Great Central Parkway auf dem Weg nach La Guardia seid. Aber dieser Ort ist riesig. Ihr könntet das Grab nicht finden, selbst wenn ihr es versuchen würdet. Aber bitte versucht es nicht. Und hier ist der Grund, warum ich das nicht möchte. Ihr kennt doch diese Szenen in Filmen, wie am Ende von ‚Der Soldat James Ryan‘, wo jemand am Grabstein des Verstorbenen ein emotionales Gespräch führt. Tim und ich haben uns bei diesen Szenen immer unwohl gefühlt, weil die Person nicht wirklich da ist. Bei Tims Beerdigung sagte ich zu meiner Familie: ‚Bitte kommt nicht hierher und stellt euch über das Grab und schüttet eure Gefühle aus. Ihr würdet nur mit dem Gras sprechen. Tim ist bei Jesus: geheilt, geliebt, lebendiger und glücklicher, als er es je war. Er ist nicht hier.‘“
Jesus ist auferstanden. Das ist die Zukunft von allen, die diesem Jesus angehören und an ihn glauben.