Predigt: Johannes 18,28-19,16

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Jesus wurde zur Kreuzigung überantwortet

Da überantwortete er ihnen Jesus, dass er gekreuzigt würde.“

(19,16a)

Letzte Woche sahen wir, wie Jesus gefangen genommen und von Hannas verhört wurde. Obwohl man Jesus keine Schuld nachweisen konnte, wollte man ihn zum Tode verurteilen. Im heutigen Text sehen wir nun, wie Jesus vom Hohen Rat zu Pilatus gebracht wurde, um dort erneut verhört und ohne Feststellung der Schuld zur Kreuzigung übergeben zu werden. Einerseits können hier Jesus sehen, wie er mit all dieser Ungerechtigkeit umging und dem Weg des Ratschlusses Gottes weiter unbeirrt folgte. Andererseits sehen wir hier eine unendliche Tragödie, denn die mörderische Absicht der Juden triumphierte, sodass die ganze Welt scheinbar von finsteren Mächten regiert wird, wie z.B. den Intrigen des Kaiphas oder der Verrat durch Judas. Welchen Willen Gottes können wir doch in einer solch bösen Zeit erkennen?

I. Jesu Verhör vor Pilatus (18,28-40)

Betrachten wir Vers 28: „Da führten sie Jesus von Kaiphas zum Prätorium; es war früh am Morgen. Und sie gingen nicht hinein, damit sie nicht unrein würden, sondern das Passamahl essen könnten. Der Hohe Rat hatte Jesus die ganze Nacht verhört, so dass es früher Morgen wurde als sie Jesus zu Pilatus vors Prätorium führten. Es dauerte die ganze Nacht weil sie Jesus keine Schuld nachweisen konnten. Es ist sehr ungewöhnlich, dass ein Gerichtsverfahren in der Nacht durchgezogen wurde. Es widersprach der Tradition und der Satzung. Es war auch nicht erlaubt innerhalb eines Tages die Verhandlung mit einem Todesurteil abzuschließen. Aber sie verhandelten bei Nacht und fällten das Todesurteil über Jesus.

Im Matthäus-Evangelium sehen wir, wie der Hohe Priester Kaiphas vor Jesus wie ein Staatsanwalt auftrat: „Und der Hohepriester stand auf und sprach zu ihm: Antwortest du nichts auf das, was diese gegen dich bezeugen?“ Als Jesus schwieg sprach er weiter zu ihm: „Ich beschwöre dich bei dem lebendigen Gott, das du uns sagst, ob du der Christus bist, der Sohn Gottes.“ Da schwieg Jesus nicht mehr sondern sprach zu ihm: „Du sagst es. Doch sage ich euch: Von nun an werdet ihr sehen den Menschensohn sitzen zur Rechten der Kraft und kommen auf den Wolken des Himmels. Da zerriß der Hohepriester seine Kleider und sprach: Er hat Gott gelästert! Was bedürfen wir weiterer Zeugen? Siehe, jetzt habt ihr die Gotteslästerung gehört. Was ist euer Urteil? Sie antworteten und sprachen: Er ist des Todes schuldig.” (Mt 26,62-66). Dies zeigt uns, dass ihr Herz voller Mordabsicht gegen Jesus war und ihr Urteil schon von vornherein feststand.

Obwohl sie eine solch teuflische Nacht verbrachten, sagt Vers 28b: Und sie gingen nicht hinein, damit sie nicht unrein würden, sondern das Passamahl essen könnten.Hier zeigt sich ihr schlimmer geistlicher Zustand. Obwohl ihr Herz mit Hass erfüllt war, also dem grundlegenden Geist des Gesetzes Gottes völlig widersprach, zeigten sie nach außen ihre Gesetzestreue. Sie waren zu Heuchlern geworden.

Als sie nun warteten, wurde Pilatus über ihre Anwesenheit informiert. Er nahm auf ihre Gebote Rücksicht und kam „zu ihnen heraus und fragte: Was für eine Klage bringt ihr gegen diesen Menschen vor? Sie antworteten und sprachen zu ihm: Wäre dieser nicht ein Übeltäter, wir hätten ihn dir nicht überantwortet.“ (29.30). Sie meinten, dass Pilatus den genauen Grund ihrer Anklage nicht zu wissen bräuchte. Es sollte ihm ausreichen, dass sie Jesus schon von ihrer Seite als Schwerverbrecher befunden hatten. Doch Pilatus konterte in Vers 31: „Da sprach Pilatus zu ihnen: So nehmt ihr ihn hin und richtet ihn nach eurem Gesetz. Da sprachen die Juden zu ihm: Wir dürfen niemand töten.“ Die Juden wollten von Pilatus, dass er Jesus zum Tode verurteilt. Pilatus war der Statthalter, der vom Kaiser eingesetzt wurde, um das Gebiet der Juden zu verwalten und für den Kaiser Steuern einzutreiben. Pilatus repräsentierte die römische Besatzungsmacht. Er traf die politischen Entscheidungen für die Juden. Er war auch oberster Richter. Ohne sein Urteil durfte niemand mit dem Tode bestraft werden. Doch genau das wollten die Juden. Sie wollten Jesus mit seiner Zustimmung töten lassen. Das war ihr einziger Grund weshalb sie zu Pilatus kamen. Er sollte ihnen einfach ein Todesurteil über Jesus ausstellen.

Wenn es auch sehr den Anschein hat, dass hier Neid und Hass im Vordergrund stehen um Politik mit dem Leben Jesu zu machen, so weist der Verfasser auf Folgendes hin: „So sollte das Wort Jesu erfüllt werden, das er gesagt hatte, um anzuzeigen, welchen Todes er sterben würde.“ (32). All diese Ereignisse haben eine Bedeutung die weit über das augenscheinliche hinausgeht. Die Juden und Pilatus scheinen diejenigen zu sein, die Jesu Schicksal bestimmten. Doch Jesus hatte schon Jahre zuvor angekündigt: “Und wie Mose in der Wüste die Schlange erhöht hat, so muss der Menschensohn erhöht werden, damit alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben.” (Joh 3,14.15). Für Jesus stand es fest, dass er am Kreuz erhöht würde. Damit wird klar, dass sich bis jetzt alles nach dem Ratschluss Gottes erfüllt hatte. Es waren nicht die Juden oder Pilatus, die hier die Geschichte lenkten, sondern Gott und Jesus, der dem Willen Gottes gehorsam war.

Betrachten wir das Verhör Jesu vor Pilatus. Pilatus fragte ihn: “Bist du der König der Juden? Jesus antwortete: Sagst du das von dir aus, oder haben dir’s andere über mich gesagt?” (33.34). In dieser Gegenfrage Jesu sehen wir, dass er trotz allem Pilatus helfen wollte an ihn zu glauben, während Pilatus nur zynisch antwortete: “Bin ich ein Jude?”. Dann sagte er weiter: “Dein Volk und die Hohenpriester haben dich mir überantwortet. Was hast du getan?” (35). Nun begann Jesus ihm die geistliche Wahrheit zu erklären, um ihn zu seinem ewigen Königreich einzuladen. Jesus sagte: “Mein Reich ist nicht von dieser Welt. Wäre mein Reich von dieser Welt, meine Diener würden darum kämpfen, dass ich den Juden nicht überantwortet würde; nun aber ist mein Reich nicht von dieser Welt” (36). Da fragte Pilatus: “So bist du dennoch ein König? Jesus antwortete: Du sagst es, ich bin ein König. Ich bin dazu geboren und in die Welt gekommen, dass ich die Wahrheit bezeugen soll. Wer aus der Wahrheit ist, der hört meine Stimme” (37). Wenn es darum ging, seine Identität und Mission zu bezeugen schwieg Jesus nicht. Jesus kam in die Welt um den Menschen die Wahrheit zu bezeugen, durch die sie das ewige Leben erlangen sollen. Dazu war Jesus sogar auch vor Pilatus bereit. Obwohl Jesus sich viel verteidigen und über die Ungerechtigkeit klagen könnte, tat er es nicht. Vielmehr wollte er Pilatus helfen ins Reich Gottes zu kommen. Indem der Verfasser über den Versuch Jesu berichtet, Pilatus zum Himmelreich einzuladen, wird dieses Verhör sehr authentisch. Wer außer Jesus, der der gute Hirte für alle Menschen ist, hätte sich so verhalten?

Lesen wir die Verse 36 und 37. Jesus bezeugt Pilatus auch das Wesen seines Königtums. Jesus ist König, dessen Thron im Himmel bei seinem Vater steht. Wenn es darum ginge sein Königtum und seine Herrschaft auf diesem Planeten aufzurichten, hätte Jesus nicht gezögert. Jesus wäre niemals in die Lage gekommen, vor Pilatus stehen zu müssen. Doch weil es der Plan Gottes war, zum Kreuz zu gehen, stand Jesus nun vor Pilatus und bezeugte ihm sein Königtum und warum er in diese Welt gekommen ist. Jesus ist gekommen den Menschen die Augen zu öffnen, damit sie erkennen, dass sie Verlorene vor Gott sind. Er ist gekommen um uns den Weg zur Rettung zu zeigen. Wer diese Wahrheit annimmt wird frei von der Sünde und ein neues Leben erhalten. So verzichtete Jesus auf seine Selbstrechtfertigung um in Pilatus‘ Herz das Evangelium zu sähen.

Doch durch seine Reaktion zeigte Pilatus, dass er nicht bereit war Jesus als himmlischen König anzunehmen. Er stellte die rhetorische Frage: „Was ist Wahrheit“. Pilatus war ein Politiker und Machtmensch. Für ihn gab es keine absolute Wahrheit. Es ging ihm nur darum seine Interessen durchzusetzen. Doch obwohl er ein korrupter Mann war, wollte er Jesus nicht einfach eliminieren. Weil er merkte, dass Jesus unschuldig war, wollte es sein Gewissen nicht zulassen. So bekannte Pilatus vor den Juden, dass er keine Schuld an Jesus fände. Anstatt ihn aber frei zu lassen, gehorchte er der Wahrheit nicht sondern betrieb Politik. Er bot den Juden an, dass sie zwischen Jesus und einen Räuber – Barabbas – wählen durften. Er dachte, Jesus wäre ihnen angenehmer als Barabbas, aber er kannte ihre Absicht nicht. Sie wollten Jesus um jeden Preis am Kreuz sehen. Vers 40: „Da schrien sie wiederum: Nicht diesen, sondern Barabbas! Barabbas aber war ein Räuber.“

II. Jesu Verurteilung (19,1-16)

Doch anstatt Jesus einfach frei zu lassen, denn schließlich war Pilatus die Autorität, verstrickte er sich immer weiter in diese Sache und lud Schuld auf sich, so sagt Vers 1: „Da nahm Pilatus Jesus und ließ ihn geißeln.“ Ohne besonderen Kommentar händigte er Jesus seinen Soldaten aus. Die geißelten ihn so, dass Jesu Körper mit Blut überströmt war. Dann flochten sie „eine Krone aus Dornen und setzten sie auf sein Haupt und legten ihm ein Purpurgewand an und traten zu ihm und sprachen: Sei gegrüßt, König der Juden! und schlugen ihm ins Gesicht.“ (2.3). Nachdem die Soldaten ihren Mutwillen mit Jesus getrieben hatten, tritt Pilatus wieder vor die Juden und spricht zu ihnen: „Seht, ich führe ihn heraus zu euch, damit ihr erkennt, daß ich keine Schuld an ihm finde.“ (4b). Pilatus dachte, dass sie nun Mitleid mit Jesus bekommen würden, oder zumindest ihr Hass gedämpft wäre, wenn sie Jesus in diesem jämmerlichen Zustand sehen würden. Doch seine Rechnung ging nicht auf. So sagt Vers 6: „Als ihn die Hohenpriester und die Knechte sahen, schrien sie: Kreuzige! kreuzige! Pilatus spricht zu ihnen: Nehmt ihr ihn hin und kreuzigt ihn, denn ich finde keine Schuld an ihm.“ Die Juden rückten nicht davon ab, dass Jesus zum Tode verurteilt würde. Sie forderten lautstark und direkt die Kreuzigung Jesu. Noch immer hielt Pilatus Jesus für unschuldig und wollte ihn nicht verurteilen. Doch die Juden beschuldigten Jesus nun plötzlich der Gotteslästerung. Das war die schlimmste Anklage die sie finden konnten. Doch zugleich konnte und wollte Pilatus nicht in religiösen Punkten Richter sein. Durch ihre neue Beschuldigung der Gotteslästerung wurde Pilatus bestürzt: „Als Pilatus dies Wort hörte, fürchtete er sich noch mehr“ (8). Einerseits spürte er ihren unbändigen Hass gegen Jesus. Diese ganze Angelegenheit begann ihm Angst zu machen. Er merkte, dass er sie überhaupt nicht unter Kontrolle hatte, wovon er bisher ausgegangen war. Andererseits spürte er, dass er die Tragweite und die Tiefe dieser Angelegenheit nicht kannte. Er „ging wieder hinein in das Prätorium und spricht zu Jesus: Woher bist du? Aber Jesus gab ihm keine Antwort.“ (9). In Vers 36 des vorherigen Kapitels hatte Jesus schon gesagt, dass er der König im Himmelreich ist, also vom Himmel kam. Pilatus aber erahnte nur ansatzweise die göttlichen Herkunft Jesu, weil er noch weit entfernt war diese Wahrheit ernst zu nehmen. Er wollte Jesus frei lassen und konnte es nicht. In seiner Verzweiflung spricht er zu Jesus: „Redest du nicht mit mir? Weißt du nicht, dass ich Macht habe, dich loszugeben, und Macht habe, dich zu kreuzigen?“ (10). Er erwartete von Jesus, dass er sich selbst um seine Freilassung bemüht, und beginnt sich zu verteidigen. Aber Jesus ging nicht darauf ein. „Jesus antwortete: Du hättest keine Macht über mich, wenn es dir nicht von oben her gegeben wäre. Darum: der mich dir überantwortet hat, der hat größere Sünde.“ (11). Obwohl Jesus der Gefangene war, erklärte Jesus Pilatus die wahren Machtverhältnisse. Gott ließ es zu, dass Pilatus hier bei Jesus stehen konnte. Es war Gott, der hier die Geschichte lenkte.

Betrachten wir Vers 12. Dieser Vers sagt, dass Pilatus von da an danach trachtete, Jesus freizulassen. Dies tat er aber nicht um der Wahrheit willen, sondern aus Angst heraus. Er hatte alle Mittel dazu Jesus freizulassen, schließlich war er Statthalter, aber er beharrte weiter auf seiner politischen Taktik. Durch seine unklare Haltung bot er weiter Angriffspunkte für die Juden, die auch nicht weniger klug waren als er. So konnten sie Pilatus unter Druck setzen. Sie bedrohte ihn, indem sie schrien: Lässt du diesen frei, so bist du des Kaisers Freund nicht; denn, wer sich zum König macht, der ist gegen den Kaiser. Als Pilatus diese Worte hörte, führte er Jesus heraus und setzte sich auf den Richterstuhl an der Stätte, die da heißt Steinpflaster, auf hebräisch Gabbata.“ (12b.13). Die entscheidende Phase war gekommen, in der seine Gewissensentscheidung und dann die entsprechende konsequente Tat gefordert war. Er setzte sich auf den Richterstuhl und sagte „zu den Juden: Seht, das ist euer König!” (14) Weiter kam er nicht. Weil er unentschlossen war, konnte er nicht weiterreden. Er beugte sich ihrem Druck als sie zu schreien begannen: “Weg, weg mit dem! Kreuzige ihn!” Pilatus fragte sie: “Soll ich euren König kreuzigen?” Die Hohenpriester antworteten: “Wir haben keinen König als den Kaiser” (15). Von da an gab Pilatus auf mit ihnen zu reden. Ohne Worte entschied er, dass Jesus hingerichtet werden sollte: „Da überantwortete Pilatus ihnen Jesus, dass er gekreuzigt würde“ (16).

Denken wir kurz über Pilatus nach. Pilatus wollte es vermeiden, Jesus etwas Unrechtes anzutun, weil er wusste, dass er unschuldig war. Diese Wahrheit hatte er zumindest erkannt. Aber er tat es nicht. Dann wurde Pilatus trotz all seiner Macht und Klugheit gezwungen, wider sein eigenes Wissen und Gewissen zu handeln, und konnte sich trotz all seiner Macht und Mühe nicht dagegen wehren, sodass er schließlich Gottes Feind wurde. Wir wissen, dass sich Pilatus um die Freilassung Jesu sehr bemüht hatte. Im Nachhinein könnte er sich trösten und sagen, er habe nach seinem Gewissen gehandelt, indem er vor den Augen der Juden seine Hände wusch und sagte, dass er keine Schuld an Jesu Tod hat. So könnte er sich sogar frei von Schuld fühlen. Doch das ist nicht die Wahrheit sondern lediglich Selbstbetrug. Unabhängig davon wie sich Pilatus gefühlt haben mag und was er zu sich sagen würde, oder wie rein er sich selbst erklären würde, so spricht bis heute sein Werk über ihn, wie wir es vom apostolischen Glaubensbekenntnis kennen, das sagt: „gelitten unter Pontius Pilatus”. Dieses Bekenntnis klagt ihn an, am Tod Jesu Mitschuld zu tragen.

An Pilatus’ Beispiel erkennen wir, dass wir der Wahrheit folgen sollen, und zwar mit der entschlossen und konsequenten Tat. Wenn die Menschen oder auch ein Christ in Sünde geraten ist, könnte er auch sagen: „Ich wollte das nicht, ich hatte nur Gutes vor, meine Absicht war ganz anders.“ Doch ist das richtig? Das wonach ein Menschen beurteilt wird, sind nicht seine Gedanken, Gefühle oder Absichten, sondern es ist sein Tun und sein Werk das für oder gegen ihn spricht.

Heute haben wir betrachtet, wie Jesus seinen Weg des Leidens ging und die Wahrheit bezeugte. Das konnte er tun, obwohl er durch das Gefühl der Angst angefochten wurde. Die Angst ist wirklich ein furchtbares Gefühl, das die Menschen sehr hilflos macht. Letzten Sonntag haben wir erfahren wie Petrus aus Angst seinen Meister und seine eigene Identität als Jünger verleugnete. Auch Pilatus musste wider besseres Wissen und Gewissen handeln und sich der Wahrheit widersetzen indem er sich der Ungerechtigkeit beugte. Aber Jesus überwand seine Angst vor Menschen, Leiden und Tod und konnte den Weg zum Kreuz gehen, und zwar bewusst und konsequent, sodass uns dadurch die Erlösung zu ewigen Leben bereit gestellt wurde. Im Gegensatz zu Pilatus standen Jesu Wille und Ziel im Einklang, und zwar im Einklang mit Gottes Willen. Er lebte völlig nach dem Willen Gottes.

Wenn wir das Ende Jesu aus menschlicher Sicht betrachten, versagte hier alles. Es versagte das vielgelobte römische Rechtssystem, es versagten auch das jüdische Gesetz und die Satzungen. Alle Gesetze, Traditionen und Regeln konnten Jesus das Leben nicht erhalten, weil die Bosheit der Menschen sie alle besiegte. Wir müssen sagen, dass hier nach humanistischem Maßstab, das Böse den Sieg davontrug.

Doch wir leben nicht in einer Welt, die zufällig entstand und in der der Mensch über Allem steht. Nein, sondern die Bibel offenbart uns, dass wir in einer Welt leben in der sich Gottes Ratschluss Stück für Stück erfüllt und auch sichtbar wird. So bekannte der Verfasser in direktem Zusammenhang mit diesen Ereignissen: „So sollte das Wort Jesu erfüllt werden, das er gesagt hatte, um anzuzeigen, welchen Todes er sterben würde.“ (18,32). Was war dieses Wort Jesu, das sich erfüllte? Jesus sagte damals zu seinen Jüngern: „Siehe, wir ziehen hinauf nach Jerusalem, und der Menschensohn wird den Hohenpriestern und Schriftgelehrten überantwortet werden; und sie werden ihn zum Tode verurteilen und werden ihn den Heiden überantworten, damit sie ihn verspotten und geißeln und kreuzigen; und am dritten Tage wird er auferstehen.“ (Mt 20,18.19). Es war der vorherbestimmte Weg Jesu, zum Kreuz zu gehen. Nicht die Juden oder Pilatus bestimmten Jesu Hinrichtungsart, sondern es war schon lange so bestimmt. Die Hinrichtung am Holz war eine Offenbarung des Fluches Gottes, dazu steht in 5.Mose: „Wenn jemand eine Sünde getan hat, die des Todes würdig ist, und wird getötet und man hängt ihn an ein Holz, so soll sein Leichnam nicht über Nacht an dem Holz bleiben, sondern du sollst ihn am selben Tage begraben – denn ein Aufgehängter ist verflucht bei Gott. (5.Mose 21,22.23a). Wir alle haben Sünde in uns, die des Todes würdig ist, so dass wir ans Holz gehängt und von Gott verflucht werden müssten. Doch genau diese Schmach und diesen Fluch hat Jesus als unser wahres Passalamm auf sich genommen.

Hier wird deutlich, dass sich Gottes Werk erfüllte. So erweist sich Gott als der Herr über seine Schöpfung von Anfang bis zum Ende der Zeit. So sehen wir hier, dass in einer scheinbaren Tragödie der Wille Gottes zur Erfüllung kommt. So können wir trotz aller Finsternis dieser Welt und Dunkelheit unseres Lebens das Siegesbewusstsein haben.

Früher dachte ich, dass Jesus der Situation und den verschiedenen Menschen ausgeliefert gewesen wäre. Doch durch das Bibelstudium diese Abschnitts konnte ich erkennen, dass sich hier zuallererst Gottes Wille erfüllte. An Jesu Verhalten sehe ich, dass er in jeder Situation willig war den Weg Gottes zu gehen. Jesus hätte sich nicht geißeln lassen müssen. Er hatte zu jedem Zeitpunkt die Möglichkeit von diesem Weg auszusteigen. Stattdessen tat er bewusste Schritte den Ratschluss Gottes zu erfüllen. Diese Erkenntnis stärkt meinen Glauben, dass Jesus wahrhaftig der Christus ist. Überdies ermutigt mich diese Erkenntnis dazu, dem Weg Jesu bewusst zu folgen. In der Nachfolge Jesu werden mir auch Schwierigkeiten und Leiden begegnen. Doch kann ich wissen, dass sich auch hier nichts zufällig ereignet, wenn ich nach dem Willen Gottes lebe. Dadurch, dass ich weiter im Glauben an Jesus bleibe und ihm Folge und mein Leben für die Verkündigung des Evangeliums hingebe, wird auch in meinem Leben der Ratschluss Gottes erfüllt. Ich brauche mir keine Sorgen zu machen oder Angst zu haben, welche Leiden mir begegnen werden.

Lasst uns keine Aussteiger sein, sondern Christen mit Siegesbewusstsein, weil Jesus am Kreuz für uns das Leben gewonnen hat und nun sein himmlisches Reich für uns vorbereitet. Laßt uns das Hirtenherz Jesus teilen und unser Leben nach dem Ratschluss Gottes, für die Erlösung der Heidelberger Studenten hingeben.

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