Predigt: Joh 6,52-71

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Du hast Worte des ewigen Lebens

„Da antwortete ihm Simon Petrus: Herr, wohin sollen wir gehen?
Du hast Worte des ewigen Lebens; und wir haben geglaubt
und erkannt: Du bist der Heilige Gottes.“

(6,68.69)

Unser heutiger Text ist die Fortsetzung des Geschehens, das wir an den letzten beiden Sonntagen betrachtet haben. Jesus hat eine große Menge von über fünftausend Menschen mit Brot gespeist. Dadurch hat er seine göttliche Allmacht und Barmherzigkeit gezeigt. Aber anstatt durch dieses Zeichen mehr Interesse an Jesus zu haben, interessierten sich die Menschen am nächsten Tag nur noch dafür, mehr Brot von ihm zu bekommen. Jesus ermahnte sie dazu, nach der unvergänglichen Speise zu streben, die zum ewigen Leben bleibt (27). Dabei offenbarte er sich ihnen selbst, indem er sagte: „Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern; und wer an mich glaubt, den wird nimmermehr dürsten“ (35). Die Juden murrten über Jesu Lehre, aber Jesus lud sie unermüdlich dazu ein, ihn als das Brot des Lebens anzuerkennen und zu ihm zu kommen. Schließlich sagte Jesus, dass dieses Brot sein Fleisch ist, das er für das Leben der Welt geben würde (51). Unser Text heute beginnt an diesem Punkt. Wir können darin lernen, warum Jesu Fleisch die wahre Speise und sein Blut der wahre Trank ist und warum es für jeden Menschen notwendig ist, davon zu essen und zu trinken. Wir erfahren anschließend auch von zwei extrem unterschiedlichen Reaktionen auf diese Offenbarung Jesu, nämlich dass zum einen ein großer Teil der Jünger an Jesu Worten Anstoß nahm und von ihm wegging, zum anderen dass Petrus in dieser kritischen Zeit ein klares Bekenntnis zu Jesus ablegte. Lasst uns heute verstehen, warum Jesu Fleisch die wahre Speise und sein Blut der wahre Trank ist und warum wir es zu uns nehmen müssen, um zu leben! Lasst uns auch lernen, wie Petrus auch in einer kritischen Zeit ein klares Glaubensbekenntnis zu Jesus haben konnte, sodass wir Jesus bis zum Ende treu bleiben und das Leben erlangen können!

Teil 1: Die wahre Speise und der wahre Trank (52-59)

Im vorangegangenen Abschnitt hatte Jesus sich selbst wiederholt als das Brot des Lebens vorgestellt und die Juden dazu eingeladen, zu ihm zu kommen und das ewige Leben zu haben. Schließlich sagte er im Vers 51: „Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel gekommen ist. Wer von diesem Brot isst, der wird leben in Ewigkeit. Und dieses Brot ist mein Fleisch, das ich geben werde für das Leben der Welt.“ Hier machte Jesus ganz klar, was er meinte. Praktisch sagte er ihnen, dass er für sie sterben würde, damit sie ewig leben könnten. Doch wie reagierten sie darauf? Im Vers 52 heißt es: „Da stritten die Juden untereinander und sagten: Wie kann der uns sein Fleisch zu essen geben?“ Ihre Reaktion zeigt, dass sie Jesu Lehre nicht annahmen und nicht verstanden, sondern als eine unzumutbare Aufforderung zurückwiesen. Warum? Sicherlich war Jesu Lehre für sie neu, aber es war durchaus möglich, sie zu verstehen. Hier zeigt sich, dass es nicht vorrangig eine Frage des Intellekts oder der Vernunft ist, ob ein Mensch Jesu Worte versteht oder nicht. Ob und wie wir etwas versteht, ist viel davon abhängig, welche Absicht bzw. welches Ziel wir verfolgen. Die Juden verfolgten immer noch ihr eigenes Ziel, dass sie von Jesus unbedingt physisches Brot bekommen wollten. Sie versuchten, alle Aussagen Jesu dahingehend zu verstehen. Als Jesus aber klar machte, dass er ihnen etwas anderes geben wollte, nämlich das Brot vom Himmel, das ihnen das ihnen das ewige Leben gibt, wollten und konnten sie sein Wort nicht verstehen.

Jesus hätte sie nun als unverbesserliche Sünder aufgeben können. Aber Jesus versuchte weiter ihnen zu helfen. Wie half er ihnen weiter? Betrachten wir Vers 53: „Jesus sprach zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr nicht das Fleisch des Menschensohns esst und sein Blut trinkt, so habt ihr kein Leben in euch.“ Jesus nahm in seiner Antwort keine Rücksicht auf ihre verkehrte Erwartung. Vielmehr hat Jesus seine Lehre noch klarer ausgedrückt. Er betonte die Notwendigkeit, dass sie sein Fleisch essen und sein Blut trinken, da sie sonst kein Leben in sich haben. Jesus lehrte sie diese Wahrheit beharrlich, weil er sie unbedingt erretten wollte.

Die Worte, die Jesus hier sagt, können auch für manchen von uns befremdlich wirken. Wie können wir sie verstehen? Obwohl auf vielen Speisen und Getränken Namen wie „vital“ oder „life“ stehen, kann keine Speise und kein Getränk uns helfen, das wahre, ewige Leben zu erlangen. Aber es gibt einen Weg, auf dem wir doch wahres, ewiges Leben erlangen können, wenn wir die ganz besondere Speise essen, die Jesus uns anbietet, nämlich Jesu Fleisch und sein Blut. Jesus verheißt klar: „Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der hat das ewige Leben, und ich werde ihn am Jüngsten Tage auferwecken“ (54). Was bedeutet das aber? Kurz vor seiner Kreuzigung hat Jesus mit den Jüngern das letzte Abendmahl gehalten. Darüber heißt es im Matthäusevangelium: Als sie aber aßen, nahm Jesus das Brot, dankte und brach’s und gab’s den Jüngern und sprach: Nehmet, esset; das ist mein Leib. Und er nahm den Kelch und dankte, gab ihnen den und sprach: Trinket alle daraus; das ist mein Blut des Bundes, das vergossen wird für viele zur Vergebung der Sünden(Mt 26,26-28). Beim Abendmahl isst man Brot und trinkt Wein, um sich dadurch daran zu erinnern, dass Jesus am Kreuz sein Fleisch hingab und sein Blut vergoss, um für uns die Vergebung unserer Sünden zu bewirken. Jesu Fleisch zu essen und sein Blut zu trinken bedeutet demnach, dass wir uns an diese Heilstat Jesu erinnern und uns damit so beschäftigen, dass wir unseren Glauben daran erneuern und seine Gnade neu empfangen. Wie häufig und wie lange sollen wir dies tun? Die Wörter „isst“ und „trinkt“ stehen hier in einer Zeitform, die einen andauernd wiederkehrenden Vorgang beschreiben. Wir sollen also nicht nur einmal, etwa bei unserer Bekehrung, Jesu Opfer ganz persönlich annehmen. Vielmehr sollen wir täglich neu Jesu Opfer für unsere Sünden bedenken und annehmen und kontinuierlich aus dem Glauben daran leben. Wir sollen uns geistlich davon ernähren. Dies sollen wir tun, bis Jesus uns am Jüngsten Tag auferwecken wird.

Jesus erklärt weiter im Vers 55: „Denn mein Fleisch ist die wahre Speise und mein Blut ist der wahre Trank.“ Hier proklamiert Jesus sein Fleisch als die wahre, als die reale Speise und sein Blut als den realen Trank. Warum ist das so? Physische Speise kann nur bewirken, dass unser Körper für einige weitere Stunden funktioniert. Doch egal wie viel und wie gesund wir essen, können wir durch physische Speise nicht unser wahres, elementares Bedürfnis stillen, nämlich das ewige Leben zu erlangen. Aber Jesu Fleisch und sein Blut, die er am Kreuz für uns hingegeben hat, geben jedem, der sie persönlich aufnimmt, wahres, ewiges Leben. Darum ist Jesu Fleisch die wahre Speise und sein Blut der wahre Trank.

Welche weitere Folge hat, wenn wir Jesu Fleisch essen und sein Blut trinken? Jesus sagt darüber im Vers 56 sagt: „Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich in ihm.“ Wenn wir Jesu Fleisch und sein Blut, das er für uns hingegeben hat, persönlich aufnehmen, entsteht dadurch eine feste, kontinuierliche Beziehung zwischen Jesus und uns. Man kann auf vielerlei Weise eine Beziehung zu Jesus anfangen. Aber unsere Beziehung zu Jesus wird stabil und dauerhaft, wenn wir Jesu Fleisch essen und sein Blut trinken, wenn wir also sein Opfer für uns ganz persönlich annehmen. Diese Beziehung ist eine Leben gebende und Leben nehmende Beziehung, von der Jesus im Kap.15 sagt: „Bleibt in mir und ich euch. Wie die Rebe keine Frucht bringen kann aus sich selbst, wenn sie nicht am Weinstock bleibt, so auch ihr nicht, wenn ihr nicht in mir bleibt“ (15,4). Wir sollen in dieser Beziehung zu Jesus bleiben und darin leben, indem wir kontinuierlich zu ihm kommen, wie wir sind, und seine Gabe annehmen.

Es war für die Juden sicher nicht leicht, diese Lehre anzunehmen. Ohnehin haben wir Menschen seit dem Sündenfall ein Verlangen in uns, unabhängig von anderen aus uns selbst heraus zu leben, sogar unabhängig von Gott. Doch Jesu Lehre hier besagt, dass wir nur aus der Beziehung zu Jesus heraus leben können, indem wir kontinuierlich Jesu Fleisch essen und sein Blut trinken. Wie half Jesus seinen Zuhörern und damit gleichzeitig auch uns, damit wir diese elementare Wahrheit doch verstehen und annehmen können? Jesus sagt im Vers 57: Wie mich der lebendige Vater gesandt hat und ich lebe um des Vaters willen, so wird auch, wer mich isst, leben um meinetwillen.“ Hier verkündigt Jesus, dass Gott ihn gesandt hat. Und obwohl Jesus Gottes Sohn und von ihm gesandt ist, lebt er nicht aus sich selbst heraus, sondern lebt um des Vaters willen, anders übersetzt lebt er durch den Vater. Und so wie Jesus durch den Vater lebt, wird auch jeder, der Jesus isst, durch ihn leben. Auf diese Weise geht das Leben von Gott aus und fließt von Gottes Thron über Jesus zu uns Menschen.

Betrachten wir die Verse 58-59: Dies ist das Brot, das vom Himmel gekommen ist. Es ist nicht wie bei den Vätern, die gegessen haben und gestorben sind. Wer dies Brot isst, der wird leben in Ewigkeit. Das sagte er in der Synagoge, als er in Kapernaum lehrte.Hier betont Jesus nochmals die einzigartige Eigenschaft vom Brot des Himmels durch den Vergleich mit dem Manna, das die Väter der Israeliten 40 Jahre lang in der Wüste gegessen hatten. Das Manna war bloß eine besondere physische Speise. Aber das Brot vom Himmel ist von völlig anderer Qualität; denn es gibt den Menschen neues und ewiges Leben. Jesus ist das Brot vom Himmel. Nur Jesus kann uns Menschen das ewige Leben geben, weil er vom Himmel gekommen ist. Jesus ist die einzige Verbindung für uns Menschen zu Gott und der einzige Weg zum ewigen Leben.

Teil 2: Der Geist ist’s, der lebendig macht (60-65)

In diesem Abschnitt erfahren wir von der Reaktion vieler der Jünger Jesu, die ihm wohl seit kurzem oder längerem gefolgt waren und seine Rede gehört hatten. Vers 60 berichtet: „Viele nun seiner Jünger, die das hörten, sprachen: Das ist eine harte Rede; wer kann sie hören?“ Wir können annehmen, dass viele von ihnen Jesus nicht erst seit der Speisung der Fünftausend am Vortag gefolgt waren, sondern schon länger. Bis dahin hatten sie offenbar noch nicht an Jesu Worten Anstoß genommen. Aber als Jesus sich ihnen als das Brot des Lebens vorgestellt und klar gemacht hat, dass sie sein Fleisch essen und sein Blut trinken mussten, um das Leben zu haben, lehnten sie Jesu Lehre ab und kritisierten sie als eine „harte Rede“. Warum? Sie störten sich vermutlich daran, dass Jesus klar sagte, dass sie nur dann das ewige Leben in sich hätten, wenn sie Jesu Fleisch essen und sein Blut trinken würden, weil dies für sie wohl unangenehm klang und weil es für ihr Vertrauen auf ihre eigenen Werke und ihren Stolz keinen Raum ließ. Vor allem lehnten sie Jesu Rede wohl deshalb ab, weil sie immer noch ein eigenes Ziel verfolgten und von Jesus Brot bekommen wollten, aber das Brot, das Jesus ihnen geben wollte, ganz anders war als das, was sie erwarteten. Als Jesus ihnen das Brot vom Himmel anbot, hatten sie eigentlich die großartige Möglichkeit, diese Gabe wahrzunehmen und zu empfangen. Aber weil sie immer noch ein falsches Ziel hatten, von Jesus Brot zu bekommen, wiesen sie Jesu Worte als „harte Rede“ zurück.

Was sagte Jesus, um diesen Jüngern zu helfen? Als Jesus merkte, dass sie über seine Worte murrten, sagte er zu ihnen: „Ärgert euch das? Wie, wenn ihr nun sehen werdet den Menschensohn auffahren dahin, wo er zuvor war?“ Es ist nicht leicht, Menschen, die ihr Herz verschlossen haben, geistlich zu helfen. Jesus versuchte, sie von der momentanen Befangenheit in ihren Gefühlen herauszuholen und ihren Blick auf die Realität zu lenken, die bevorstand. Konkret wies Jesus sie auf die Tatsache hin, dass er auferstehen und zum Himmel auffahren würde. Dann würden sie erkennen müssen, dass sie eine verkehrte Haltung eingenommen hatten. Dadurch forderte Jesus sie indirekt dazu auf, ihre ablehnende Haltung zu überdenken und zu ändern. Dann sagte er weiter im Vers 63: „Der Geist ist’s, der lebendig macht; das Fleisch ist nichts nütze. Die Worte, die ich zu euch geredet habe, die sind Geist und sind Leben.“ Hier lehrt Jesus darüber, wie Menschen grundsätzlich überhaupt lebendig werden können. Hier ist Geist etwas, was von Gott kommt bzw. von Jesus, und Fleisch das, was aus der Natur des Menschen kommt. Dabei bedeutet Fleisch nicht unbedingt moralisch negative oder verwerfliche Taten. Auch wenn ein Student seinen Kommilitonen gegenüber immer freundlich und hilfsbereit ist oder wenn ein reicher Geschäftsmann in einem armen Land ein Krankenhaus baut, gehört das zum Bereich des Fleisches, wenn sie dies nicht für Gott tun, sondern aus sich heraus und damit letztlich für sich selbst; auch aus solche aus moralischer Sicht „guten“ Werke haben keine Bedeutung vor Gott und können uns nicht das Leben verschaffen. Die Juden bemühten sich sehr, die Regeln im Gesetz und in ihren Satzungen einzuhalten, und hofften, dadurch lebendig zu werden. Aber auch das waren letztlich bloß Bemühungen des Fleisches. Jesus sagte ihnen klar, dass das Fleisch nichts nütze ist, damit sie ihre falsche Sicherheit aufgeben würden. Denn mit Werken des Fleisches, wie immer sie auch aussehen mögen, können wir Menschen nicht Gottes Anerkennung erlangen und damit auch nicht das ewige Leben bei ihm. Über diese absolute Grenze des Fleisches hatte Jesus bereits in seinem Gespräch mit Nikodemus gesagt: „Was vom Fleisch geboren ist, das ist Fleisch; und was vom Geist geboren ist, das ist Geist“ (3,6).

Was ist dann der Geist, der allein uns Menschen lebendig macht? Betrachten wir nochmals Vers 63. Jesus sagt: „Die Worte, die ich zu euch geredet habe, die sind Geist und sind Leben.“ Die Worte Jesu sind der Geist und machen uns lebendig. Wir können das durch das Gleichnis Jesu vom Weinstock und den Reben in Kap. 15 verstehen. Eigentlich sind wir Menschen mit unserer sündigen Natur nichts als Fleisch. Wir sind wie abgeschnittene, tote Reben, die auf dem Boden liegen. Aber wenn wir in den wahren Weinstock eingepflanzt werden, werden wir lebendig und können sogar gute Frucht bringen. Dies geschieht durch die Verbindung zum wahren Weinstock, Jesus. Wenn wir mit Jesus verbunden sind, fließt von ihm das Wort Gottes in uns, und das Wort Gottes macht uns lebendig und schafft in uns neues, wahres, ewiges Leben. Die Worte Jesu haben also, obwohl sie äußerlich wie gewöhnliche Worte von Menschen aussehen, in Wirklichkeit eine ganz andere Qualität, sie sind lebendig und voller Kraft und Leben. Es ist die Kraft, die sündige Menschen zu Gottes Kindern verwandelt, wie es heißt: „Denn ihr seid wiedergeboren nicht aus vergänglichem, sondern aus unvergänglichem Samen, nämlich aus dem lebendigen Wort Gottes, das da bleibt“ (1. Petr 1,23). Die meisten von uns haben die Leben-gebende Kraft von Jesu Worten schon erfahren. Es ist wichtig, dass wir Jesu Worte weiter kontinuierlich hören und annehmen und aus ihrer Leben-gebenden Kraft geistlich lebendig und kräftig bleiben können. Manche haben die Leben-gebende Kraft durch Jesu Worte noch nicht erfahren, weil sie sie noch nicht vom Herzen angenommen haben. Solange wir die Worte Jesu noch nicht persönlich annehmen, bemühen wir uns noch aus eigener Kraft darum, unser Leben in rechter Weise zu führen, damit es Gottes Anerkennung finden kann. Aber ohne den Geist Gottes haben wir das Leben Gottes nicht in uns und müssen immer wieder erfahren, dass wir trotz all unserer eigenen Bemühungen nicht zu Gott gelangen können. Wenn wir aber die Worte Jesu annehmen, erfahren wir Geist und Leben von Gott und werden von ihm lebendig gemacht.

Eigentlich sollten alle, die Jesu Worte hören, sie annehmen und den Geist und das Leben Gottes erfahren. Alle sollten daraufhin sein Fleisch essen und sein Blut trinken und das ewige Leben haben. Doch Jesus wusste von vorneherein, dass nicht alle, die ihm damals zuhörten, das tun würden. Was war ihr grundlegendes Problem? Betrachten wir Vers 64: „Aber es gibt einige unter euch, die glauben nicht. Denn Jesus wusste von Anfang an, wer die waren, die nicht glaubten, und wer ihn verraten würde.“ Ihr grundlegendes Problem war der Unglaube. Sie nahmen Jesu Worte, die sie eigentlich lebendig machen konnten und sollten, nicht an und gingen keine Beziehung zu ihm ein. Sie hielten lieber ihre eigenen, verkehrten Wünsche und Ziele fest und lebten danach. So blieben sie getrennt von Jesus. Das ist eine sehr tragische Seite der Wahrheit. Aber Jesus war darüber nicht verzweifelt. Er sagte im Vers 65: „Darum habe ich euch gesagt: Niemand kann zu mir kommen, es sei ihm denn vom Vater gegeben.“ Jesus glaubte an die Souveränität und Gerechtigkeit Gottes.

Teil 3: Du hast Worte des ewigen Lebens (66-71)

Wie Jesus bereits im Voraus wussten, gingen tatsächlich viele seiner Jünger von ihm weg, die an seiner Lehre vom Brot des Lebens Anstoß genommen hatten. Vers 66 berichtet: „Von da an wandten sich viele seiner Jünger ab und gingen hinfort nicht mehr mit ihm.“ Ihr Weggang war nicht vernünftig, weil sie Jesu Wirksamkeit selbst erlebt hatten. Zum Beispiel hatten sie gerade am Tag davor ein mächtiges Zeichen seiner Vollmacht als Gott gesehen oder davon gehört. Es war höchst unvernünftig, sich zu weigern, weiter an ihn zu glauben und ihm nachzufolgen (6,1-15). Ihre Entscheidung, Jesus zu verlassen, war außerdem auch nicht geistlich, weil sie nicht vom Geist bzw. vom Wort Gottes motiviert war, sondern von ihrem Fleisch, von ihren eigenen Wünschen und dem dadurch bedingten Gefühl der Enttäuschung.

Dass viele seiner Jünger sich von Jesus abwandten, muss für die zwölf Apostel eine große Enttäuschung und auch eine Versuchung gewesen sein. Wenn Menschen Jesus verlassen, stellt sich fast automatisch für die anderen die Frage, ob es richtig war, Jesus nachzufolgen und ob sie weiter bei ihm bleiben sollten. Was fragte Jesus die Zwölf in dieser kritischen Situation? Vers 67 sagt: „Da fragte Jesus die Zwölf: Wollt ihr auch weggehen?“ Jesus liebte seine Jünger. Darum wartete er nicht einfach ab, wie sie sich in dieser Krisensituation entscheiden würden. Vielmehr wollte er ihnen durch seine Frage helfen, dass sie nicht einfach der Mehrheit folgen, sondern bewusst eine richtige Entscheidung treffen könnten. Jesus hoffte dabei, dass die Zwölf eine andere Entscheidung als die Menge der Jünger treffen würden. Denn sie hatten Jesus am längsten erlebt. Sie hatten über zwei Jahre lang täglich mit ihm zusammen gelebt und hatten fast alle seine Wunder und Zeichen miterlebt. Sie hatten das Wort viel mehr gehört und viel besser verstanden. Sie hatten auch Jesu Wirksamkeit und Hilfe in ihrem eigenen Leben erlebt, sie waren von ihm ausdrücklich berufen und als Apostel eingesetzt worden (Mk 3,13.14; Lk 5,10 etc.). Trotzdem mussten sie in dieser Zeit erneut eine persönliche Entscheidung treffen. Kein Mensch kann sein Leben lang Jesus quasi automatisch nachfolgen. Wie haben sie reagieren?

Wie schon so manches Mal in wichtigen Momenten antwortete auch hier Simon Petrus stellvertretend für die Zwölf. In den Versen 68 und 69 heißt es: „Da antwortete ihm Simon Petrus: Herr, wohin sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens; und wir haben geglaubt und erkannt: Du bist der Heilige Gottes.“ Anders als die Mehrheit der Jünger, die Jesus verließen, legte Petrus ein klares Bekenntnis zu Jesus ab. Auf Jesus Frage, ob sie auch weggehen wollten, antwortete er mit der Gegenfrage: „Herr, wohin sollen wir gehen?“ Damit bekannt er, dass Jesus der einzige „Ort“ war, wo er bleiben konnte und wollte, dass Jesus derjenige ist, mit dem er unbedingt leben wollte.

Wie konnte Petrus so ein klares Bekenntnis zu Jesus ablegen? Was war die Grundlage seines Bekenntnisses? In seinem Bekenntnis sagte er: „Du hast Worte des ewigen Lebens.“ Seine Basis waren die Worte Jesu. Er hatte die Worte Jesu gehört und hatte sie im Glauben angenommen. Dadurch erkannte er, dass die Worte Jesu Worte des ewigen Lebens sind. Er erkannte, dass Jesu Worte in ihm neues Leben bewirkten und ihn den Weg zum ewigen Leben führten. Vor allem konnte er erkennen, dass Jesus der Heilige Gottes ist, dass Jesus also der Christus ist, der von Gott verheißene Retter und König. Dadurch entdeckte er das größte Geheimnis und die wichtigste Wahrheit, die Menschen erkennen können. Wie konnte Petrus das erkennen, obwohl er eigentlich ein gewöhnlicher Fischer war? Diese im höchsten Maße bedeutsamen Erkenntnis bekam er, weil er Respekt gegenüber Jesu Worten hatte und sie glaubte. Es ist bemerkenswert, dass er nicht sagte: „Wir haben erkannt und geglaubt …“, sondern: „Wir haben geglaubt und erkannt …“ Petrus konnte Jesus erkennen und sich klar zu ihm bekennen, weil er Respekt gegenüber seinen Worten hatte und Vertrauen auf Jesus fasste.

Hier können wir die Antwort auf die Frage finden: Warum hat ein Teil der Jünger Jesus verlassen, als Jesus das Evangelium sehr klar und konkret verkündigte, und warum entschieden sich Petrus und die Zwölf dafür, bei Jesus zu bleiben? Der Grund liegt in ihrer unterschiedlichen Haltung gegenüber den Worten Jesu. Petrus hatte Respekt gegenüber den Worten Jesu und nahm sie glaubend an; dadurch konnte er erkennen, dass Jesu Worte Worte des ewigen Lebens sind, und lernte, aufgrund dessen zu denken und danach zu leben. Die Worte bestimmten sein Denken und sein Tun, er hatte Geist und Leben in sich. Petrus brachte Vertrauen gegenüber Jesus auf, sodass er seinen Worten folgte, auch wenn er nicht verstehen konnte. Ein Beispiel ist, dass er schon gleich zu Anfang bei seiner Berufung am See Genezareth Jesu Aufforderung gehorchte und nochmals auf den See hinausfuhr und die Netze auswarf, indem er sagte: „Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen; aber auf dein Wort will ich die Netze auswerfen“ (Lk 5,5). Petrus hatte als Respekt gegenüber Jesu Worten und entwickelte Vertrauen zu der Person Jesus. Die meisten anderen Jünger aber nahmen Anstoß an Jesu Worten und bezeichneten sie als eine harte Rede, als Jesu Worte nicht ihrer Vorstellung entsprachen und sie sie nicht mit ihrer Vernunft nachvollziehen konnten. Ihnen fehlte es an Respekt gegenüber Jesu Worten und an Vertrauen gegenüber der Person Jesus. Außerdem haben sie ihr eigenes Ziel festgehalten, nämlich in dieser Welt materiell gut versorgt das Leben zu genießen. Sie gingen immer davon aus und waren nicht bereit, Jesu Worte anzunehmen, wenn sie ihrem Ziel nicht entsprachen. Ihnen fehlte es wirklich an Respekt und an Vertrauen gegenüber Jesus und gegenüber seinen Worten. Wegen dieser distanzierten, abwägenden Haltung konnten sie Jesus nicht als das Brot des Lebens anerkennen. Wegen dieser Haltung weigerten sich, zu ihm zu kommen und nahmen Anstoß an seiner gnädigen Aufforderung, sein Fleisch zu essen und sein Blut zu trinken, damit sie das ewige Leben hätten. Petrus dagegen konnte durch sein Vertrauen auf Jesus und durch seinen Respekt gegenüber seinen Worten zu einem großartigen Mann des Glaubens heranwachsen und als Gottes Knecht im ersten Jahrhundert für den Bau seines Reiches kostbar gebraucht werden.

Eigentlich muss Jesus über das klare Glaubensbekenntnis von Petrus und seine Entscheidung sehr froh gewesen sein. Aber etwas trübte seine Freude. Denn Jesus wusste, dass nicht alle von den zwölf Jüngern Petrus‘ Bekenntnis teilten. Daher antwortete Jesus in den Versen 70 und 71: „Habe ich nicht euch Zwölf erwählt? Und einer von euch ist ein Teufel. Er redete aber von Judas, dem Sohn des Simon Iskariot. Der verriet ihn hernach und war einer der Zwölf.“ Jesus wusste, dass Judas zwar äußerlich ihm mit den anderen zusammen nachfolgte, dass er aber im Herzen weder Vertrauen noch Respekt gegenüber Jesus und seinen Worten hatte. „Jesus wusste von Anfang an, wer die waren, die nicht glaubten, und wer ihn verraten würde“ (65). Mit dieser Bemerkung warnte Jesus die anderen Jünger vor dem Abfall von Judas, damit sie durch ihn nicht selbst in Versuchung geraten würden. Hier können wir sehen, dass der Glaube und der Unglaube äußerlich gesehen kaum zu unterscheiden sind. Der Glaube ist eine innere Herzenshaltung gegenüber Gott und Jesus, die nach außen hin oft nicht sichtbar ist, die aber in Wirklichkeit letztlich einen unfassbar großen Unterschied macht. Darum ist es wichtig, dass wir darauf achten, dass wir in unserem Herzen Vertrauen und Respekt gegenüber Jesus und seinen Worten haben und sie annehmen und befolgen. Denn Jesus hat Worte des ewigen Lebens. Wenn wir Jesu Worte hören und von Herzen annehmen, machen sie uns geistlich lebendig und kräftig und leiten uns den richtigen Weg. Wenn wir die Worte des Lebens hören und glauben, können wir die Bedeutung von seinem Tod am Kreuz für uns persönlich tief erkennen und annehmen, sodass wir sein Fleisch essen und sein Blut trinken und das ewige Leben haben können. Wenn wir das treu tun, werden wir kontinuierlich in Jesus bleiben und er in uns, bis er uns am Jüngsten Tage auferwecken wird. Möge Gott uns dabei helfen! Lesen wir zum Schluss nochmals die Leitverse 68 und 69: „Da antwortete ihm Simon Petrus: Herr, wohin sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens; und wir haben geglaubt und erkannt: Du bist der Heilige Gottes.“

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