Ich bin der gute Hirte
„Ich bin der gute Hirte. Der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe.“ (11)Im heutigen Text geht es um den guten Hirten. Jesus ist der gute Hirte und wir sind seine Schafe. Nur leben wir in einer aufgeklärten Zeit, in der die Metapher Jesu nicht ernst genommen werden könnte: Der Mensch ist doch kein halbintelligentes Schaf. Der Mensch ist ein selbstbewusstes Wesen, das gelernt hat ohne Gott zurrecht zu kommen. Für körperliche Leiden gibt es Ärzte und medizinische Hilfe, für mentale Probleme gibt es Psychologen und Psychopharmazeutika und für technische Probleme gibt es Ingenieure und technische Lösungen. So lernt der Mensch von Jugend auf sein Leben eigenverantwortlich in die Hand zu nehmen.
Aber heute wollen wir durch die Botschaft Jesu erfahren, warum sein Gleichnis der tatsächlichen Realität entspricht, warum er der gute Hirte ist und wir Schafe, die den guten Hirten benötigen. Gott segne unsere Gemeinschaft in seinem Wort.
Teil I Der gute Hirte kennt seine Schafe (1-6)
Welche Szenarien beschreibt Jesus zu Beginn seines Gleichnisses? Verse 1 und 2 lauten: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer nicht zur Tür hineingeht in den Schafstall, sondern steigt anderswo hinein, der ist ein Dieb und ein Räuber. Der aber zur Tür hineingeht, der ist der Hirte der Schafe.“ Jesus beschreibt einen Stall, indem sich Schafe aufhalten. Gott hat sein Volk immer wieder als Schafe bezeichnet. Und Schafe benötigen einen Hirten. Das lateinische Wort für Hirte lautet „Pastor“. So war auch das Volk Israel stets auf geistliche Pastoren, also Hirten, angewiesen. Wenn wir auf Kapitel 9 zurückblicken, sehen wir Pharisäer, die sich dem Volk als Hirten aufdrängten. Sie hatten die religiöse und politische Macht und konnten sogar Menschen, wie den Blindgeborenen, aus der Gesellschaft exkommunizieren. Vor allem an den Sabbattagen schlug ihre Stunde, an denen sie das Volk anhand ihrer Vielzahl von erfundenen Sabbatregeln terrorisierten.
Jesus aber wollte ihnen die Augen öffnen. Waren sie wirklich Hirten? Waren sie nicht viel mehr Diebe und Räuber? Ausschlaggebend für die Identität ist die Tür, darauf kommen wir noch zu sprechen. Doch ausschlaggebend ist auch die Lebensweise des Hirten. Was tut der gute Hirte, im Gegensatz zu Dieben und Räubern? Vers 3 sagt: „Dem macht der Türhüter auf, und die Schafe hören seine Stimme; und er ruft seine Schafe mit Namen und führt sie hinaus.“ Der gute Hirte kennt jedes seiner Schafe, er ruft sie beim Namen. Jeden Morgen ruft er sie persönlich und führt sie hinaus. Die Schafe folgen ihm, weil sie seine Stimme hören.
Was tut der gute Hirte mit den Schafen? Lesen wir Vers 4: „Und wenn er alle seine Schafe hinausgelassen hat, geht er vor ihnen her, und die Schafe folgen ihm nach; denn sie kennen seine Stimme.“ Warum geht der gute Hirte voran und treibt die Herde nicht vor sich her? Der Hirte führt die Schafe auf die Weideplätze und zum frischen Wasser. Allerdings kann der Weg dorthin rau und gefährlich sein. Sie kann, so wie David es im Psalm 23 beschrieben hat, durch finstere Täler führen. Schafe sind ängstlich und würden eine solche Wanderung nicht überstehen. Doch David bezeugte: „Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.“ (Ps. 23,4) Das Vorangehen des Hirten ist also von essentieller Bedeutung. Dem Hirten folgt die Herde überall hin.
Was geschieht hingegen, wenn nicht der Hirte, sondern ein Fremder auftaucht? Vers 5 verkündet: „Einem Fremden aber folgen sie nicht nach, sondern fliehen vor ihm; denn sie kennen die Stimme der Fremden nicht.“
Welches Bild von Schafen vermittelt uns Jesus in seinem Gleichnis? In der Vergangenheit hatten wir mehrmals die Gelegenheit Jes. 53 zu studieren. Dort haben wir hauptsächlich die Schwachpunkte der Schafe kennen gelernt. Schafe sind hilflos, weil sie kurzsichtig sind und deshalb sehr leicht und sehr schnell in die Irre gehen. Das stimmt und genau dieses Verhalten spiegelt die menschliche Natur wieder. In unserer Zeit ist es eine Tugend geworden, den eigenen Weg zu gehen. Getrieben wird der Mensch von kurzfristigen Zielen. Sprüche wie: „Das Leben ist kurz“, „man lebt nur einmal“ oder „just do it“ rechtfertigen den heutigen Genuss, denn wer weiß was morgen kommt. Schafe ohne Hirten sind verlorene Wesen, sie haben keine Überlebenschancen. Das gleiche gilt auch für den Menschen. „Wir gingen alle in die Irre wie Schafe, ein jeder sah auf seinen Weg.“ (Jes. 53,6a) Doch im heutigen Text sehen wir, dass Schafe hervorragende Fähigkeiten entfalten, wenn sie bei ihrem Hirten sind. Sie kennen die Stimme ihres Hirten und nur ihm folgen sie nach. Ein Fremder kann kommen und noch so sehr locken, als scheue Tiere folgen sie ihm nicht, denn sie kennen den Fremden nicht. Wir sehen, dass eine Beziehung zwischen Schaf und Hirte besteht. Diese Vertrauensbeziehung ist ein weiterer Hinweis für den guten Hirten.
Nun hatte Jesus den Pharisäern Indizien geliefert, um den guten Hirten von Dieben und Räubern zu unterscheiden. Nun konnten die Pharisäer sich selbst im Lichte des Gleichnisses betrachten. Wer waren sie? Hatten sie eine intakte Beziehung zum Volk? Die Antwort ist ein eindeutiges „Nein“, vor allem wenn wir ihre Worte aus Kap. 7 aufgreifen, mit denen sie das Volk beschimpften und als verflucht bezeichneten (7,49). Welches Leben führte hingegen Jesus? Jesus kam indessen zu einzelnen Menschen, rief sie beim Namen und diese folgten ihm nach. Als Jesus Simon wahrscheinlich zum ersten Mal sah, sprach er zu ihm: „Du bist Simon, der Sohn des Johannes; du sollst Kephas heißen, das heißt übersetzt: Fels.“ Jesus sah ihn und er kannte ihn und er rief ihn beim Namen und Simon fing an Jesus ein für allemal nachzufolgen. Als Nathanael zum unbekannten Jesus kam, kannte Jesus ihn. Jesus sagte ihm was Nathanael im Verborgenen getan hatte. Nathanael sprach verwundert: „Woher kennst du mich?“ (Joh. 1,48) Jesu Gleichnis ist eindeutig. Er ist der gute Hirte, den er im Gleichnis beschreibt. Er ist der gute Hirte, weil er alle Schafe kennt. Und somit war es auch klar wer die Diebe und Räuber waren. Doch haben die Pharisäer es begriffen? Vers 6 lautet: „Dies Gleichnis sagte Jesus zu ihnen; sie verstanden aber nicht, was er ihnen damit sagte.“ Dieser Einschub des Verfassers zeigt uns, dass sie doch in der Lage hätten sein sollen zu verstehen. Sie, die Lehrer Israels, waren jedoch nicht im Stande das Wort Gottes auf sich selbst anzuwenden. Aber das Gesetz auf andere zu richten, darin waren sie meisterhaft.
In diesem ersten Teil haben wir sehen können, dass Jesus der gute Hirte ist, weil er seine Schafe kennt und weil eine Vertrauensbeziehung sie verbindet. Warum ist Jesus noch der gute Hirte?
Teil II Ich bin die Tür (7-10)
Wie ging Jesus mit ihrer Unverständnis um? Lesen wir den Vers 7: „Da sprach Jesus wieder: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ich bin die Tür zu den Schafen.“ Jesus unternahm eine weitere Hilfsmaßnahme um ihnen zu helfen. Dabei stellte er sich als die Tür des Schafstalls vor. Welche Bedeutung hat Jesus als Tür? In der damaligen Zeit stellten sich einige Hirten quer vor die Tür des Stalls und übernachteten dort um die Schafe zu bewachen. So ist Jesus beides, Tür und guter Hirte, weil er seine Schafe persönlich beschützt. Die Tür ist der direkteste Weg zum Stall, doch diesen Weg versperrt Jesus für Diebe und Räuber. Welchen besseren Schutz kann die Herde haben, als Jesus selbst, der voller Güte und Vollmacht ist. Das gleiche gilt für die Gemeinde, für den der Schafstall steht. „Ist Gott für uns, wer kann wider uns sein?“ (Röm. 8,31)
Zum anderen ist Jesus eine offene und einladende Tür für alle Schafe, die zu Jesus gehören möchten, die zur Herde Gottes gezählt werden wollen. Und wie Vers 16 deutlich macht, besitzt Jesus zwar viele Schafe, aber nur eine Herde. Und als Tür ist Jesus der einzige Weg zu Gott. Das wird insbesondere durch Kap. 14,6 deutlich: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich.“ Weil Jesus die Tür ist, besitzt er allein den Exklusivanspruch. Kein anderer Weg, keine andere Tür führt zu Gott.
Welche Bedeutung hatte dieses Wort für die Pharisäer? Betrachten wir Vers 8: „Alle, die vor mir gekommen sind, die sind Diebe und Räuber; aber die Schafe haben ihnen nicht gehorcht.“ Die Angabe „vor mir“ ist nicht nur zeitlich zu verstehen. Damit sind auch all diejenigen gemeint, die sich vor Jesus stellen. Und es macht den Anschein, als ob die Pharisäer es sich zur Ehrensache erklärt hatten, sich vor Jesus zu stellen. Sie beschimpften ihn als Samariter, als Besessenen und als Gotteslästerer. Paulus schrieb über den Antichrist: „Er ist der Widersacher, der sich erhebt über alles, was Gott oder Gottesdienst heißt“ (2.Thess 2,4a). Auf diesen Pfad befanden sich die religiösen Oberen, denn sich vor Jesus zu stellen bedeutet sich über Gott zu erheben. Vor solchen Menschen warnte Jesus seine Schafe: „Seht euch vor vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen, inwendig aber sind sie reißende Wölfe.“ (Mt. 7,15)
Was bedeutet es aber durch Jesu Tür hindurchzugehen? Lesen wir den Vers 9: „Ich bin die Tür; wenn jemand durch mich hineingeht, wird er selig werden und wird ein- und ausgehen und Weide finden.“ Wenn ein Schaf durch Jesus, die Tür, hindurchgeht, wird es selig. Im Urtext steht für selig das Wort errettet. Das Schaf, das durch Jesu Tür geht, ist errettet, errettet von seinen Feinden, es kann nicht mehr verloren gehen, außerdem hat es täglichen Zugang zur saftigen Weide und zum sicheren Stall. Wenn ein Mensch sich entschließt durch Jesu Tür einzutreten, wird er einer Gemeinschaft von seligen und erretteten Menschen beigefügt. Das sind alles Menschen, die sich für Jesus entschieden haben, weil jeder erkannt hat, dass Jesus der Weg, ja die Tür zum Vater ist. Diese Gemeinschaft finden wir in der Gemeinde, später im Himmelreich. In der Gemeinschaft der Gemeinde beschützt uns Jesus vor geistlichen Feinden. Durch Jesus erlangen wir die wahre Seligkeit.
Wie brachte Jesus den klaren Unterschied zwischen sich selbst, dem guten Hirten, und einem Dieb letztendlich zum Ausdruck? Vers 10 verkündet: „Ein Dieb kommt nur, um zu stehlen, zu schlachten und umzubringen. Ich bin gekommen, damit sie das Leben und volle Genüge haben sollen.“ Der Dieb sucht den Tod der Schafe, Jesus hingegen schenkt das Leben und das in überreichem Maß. Mit ihrer aggressiven Art und peniblen Satzungen stahlen die Pharisäer dem Volk die Freiheit, Gott nach seinem Willen zu dienen. Sie zwangen Menschen, die sich zu Jesus bekannten, von Jesus abzulassen. Sie versuchten nichts anderes als die Schafe Gottes vom Weg des Lebens abzubringen. Das war ihre Art zu schlachten und umzubringen.
Wie wirkt hingegen der gute Hirte? Er kommt um das Leben und volle Genüge zu schenken. Wie hat Jesus das Leben und volle Genüge geschenkt? Er hat Menschen, angefangen mit seinen Jüngern, mit dem lebendigen Wort Gottes besucht. Diese haben angefangen ihm, also dem Weg des Lebens, nachzufolgen. Er hatte Nikodemus den Weg des neuen geistlichen Lebens kundgetan. Dabei hat er sich selbst als Tür zum ewigen Leben verkündet. Er hat das ausgetrocknete Leben der samaritischen Frau verändert, so dass sie zu einer Quelle lebendigen Wassers verändert wurde, das zum ewigen Leben quoll. Er hatte den todkranken Sohn des königlichen Beamten aus den Fängen des Todes entrissen. Seine Jünger, die ihm wie Schafe nachfolgten, waren überzeugt von ihm, so bekannte Petrus: „Herr, wohin sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Leben.“ (6,68) Und der Verfasser schrieb bereits in seinem Prolog: „In ihm war das Lebens“. (1,4) „Und von seiner Fülle haben wir alle genommen Gnade um Gnade.“ (1,16) Jesus schenkt das Leben und volle Genüge. Auch wir können von seiner Fülle Gnade um Gnade schöpfen.
Der Kontrast zwischen einem Dieb und Jesus könnte nicht größer sein. Und der Unterschied zwischen den Pharisäern und Jesus konnte ebenfalls nicht größer sein.
In diesem zweiten Teil haben wir Jesus, den guten Hirten kennen gelernt, weil er die Tür zur Seligkeit ist. Warum ist Jesus noch der gute Hirte?
Teil III Der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe (11-18)
Das Volk Israel war umgeben von Dieben und Räubern, was sie aber am dringlichsten benötigten war ein guter Hirte. Was aber macht den guten Hirten aus? Lesen wir den Vers 11: „Ich bin der gute Hirte. Der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe.“ Jesus offenbart sich selbst als den guten Hirten. Spätestens an dieser Stelle wird deutlich, dass es nur einen guten Hirten gibt. Woran erkennt man den guten Hirten? „Der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe.“ Und das ist eine einmalige Eigenschaft des guten Hirten. Schafe benötigen zwar Hingabe und Fürsorge, sind aber im Gegenzug geeignete Nutztiere. Im 1.Kor. 9,7 heißt es: „Oder wer weidet eine Herde und nährt sich nicht von der Milch der Herde?“ Schafe liefern Milch, das kann der Hirte trinken, oder leckere Schafskäse anfertigen. Schafe liefern Fleisch, leckere Lammkeulen z.B. Sie liefern Wolle, das zu Textilien weiterverarbeitet wird. Sie sind also mit Haut und Haaren nützlich. Ein Hirte hat in der Regel keinen Mangel an Nahrung und Kleidung und kann sehr gut von der Herde leben. Doch der gute Hirte ist ganz anders. Er dient den Schafen nicht, um selber Nutzen davon zu tragen. Er dient ihnen nicht, um sich selbst zu helfen. Er lässt sein Leben für die Schafe. Manchmal geraten Hirten aufgrund ihrer Herde in Lebensgefahr. Doch keiner von ihnen würde sein Leben zum Wohl der Schafe opfern. Vielmehr kämpfen sie um die Herde, weil ihre eigene Existenz davon abhängt. Sie brauchen die Herde um zu überleben. Doch Jesus ist ein völlig anderer Hirte. Mit seiner Offenbarung wies er auf seinen Kreuzestod hin, weswegen er in die Welt gekommen war. Für Jesus sind seine Schafe nicht Mittel zum Zweck, sondern das Ziel seiner Mission. Am Kreuz hat er für alle seine Schafe sein Leben gelassen. Das ist das Werk des guten Hirten.
Was taten hingegen falsche Hirten? Betrachten wir die Verse 12 und 13. Jesus vergleicht den Hirten mit dem Mietling. Der klare Unterschied zwischen Hirte und Mietling wird deutlich, wenn ein Wolf auftaucht. Der Mietling, dem die Schafe nicht gehören, wird für seine Arbeit bezahlt. Er hat kein Eigeninteresse an den Schafen und lässt sie gerade dann im Stich, wenn sie die größte Hilfe benötigen. Das ist ein großer Unterschied zum guten Hirten, der sein Leben für die Schafe lässt.
Welche Tatsache ist letztendlich ein Hinweis dafür dass Jesus der gute Hirte ist? Lesen wir Verse 14 und 15: „Ich bin der gute Hirte und kenne die Meinen, und die Meinen kennen mich, wie mich mein Vater kennt, und ich kenne den Vater. Und ich lasse mein Leben für die Schafe.“ Jesus ist der gute Hirte, weil Gott ihn genauestens kennt und Jesus kennt den Vater wie niemand sonst. „Niemand hat Gott je gesehen; der Eingeborene, der Gott ist und in des Vaters Schoß ist, der hat ihn uns verkündigt.“ (Joh. 1,18)
Das gleiche gilt auch für Jesus. Niemand kennt Jesus so gut wie der Vater. Über Jesus schrieb Paulus: „zu erkennen das Geheimnis Gottes, das Christus ist, in welchem verborgen liegen alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis.“ (Kol. 2,2b.3) Christus ist geheimnisvoll. Die Menschen seiner Zeit fragten ihn immer wieder wer er sei. Das normale Volk fragte ihn, die Pharisäer fragten ihn, der Hohepriester und Pilatus fragte ihn danach. Und bis heute grüben die Welt und die Medien über die Person Jesu. Weil sie ihn nicht kennen, versuchen sie ihn zu analysieren, doch sie kommen nicht voran. Aber der Vater kennt ihn und er bekennt sich zu Jesus: „Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.“ (2.Petr. 1,17b) Weil Gott Jesus kennt und ihn in seinem Amt bestätigt, ist er zweifelsohne der gute Hirte.
Nun kommen die Privilegien der Schafe Jesu zum Vorschein, denn die Schafe Jesu kennen ihren Hirten. Das im Vers 14 gebrauchte Wort für „kennen“ beschreibt einen kontinuierlichen Lernprozess. Wir, die Jünger und die Schafe Jesu lernen Jesus immer besser kennen. Doch wir sollen uns nicht mit oberflächlicher Erkenntnis zufrieden geben. Wir sollen Jesus so gut kennen, wie der Vater Jesus kennt und wie Jesus den Vater kennt. Kennst du Jesus so gut? Lasst uns ihn Tag für Tag besser kennen lernen.
Wir sehen wie bedeutungsvoll es ist, Jesu Herde anzugehören. Woraus besteht die Herde Jesu eigentlich? Im Vers 16 sagt Jesus: „Und ich habe noch andere Schafe, die sind nicht aus diesem Stall; auch sie muss ich herführen, und sie werden meine Stimme hören, und es wird eine Herde und ein Hirte werden.“ Zu diesem Zeitpunkt befand sich Jesus in Jerusalem und seine Herde bestand aus jüdischen Schafen. Doch Jesus hatte noch viele andere Schafe. In Korinth sprach Jesus zu Paulus: „ich habe ein großes Volk in dieser Stadt.“ (Apg. 18,10b) Am Ende der Apostelgeschichte predigte Paulus in Rom: „So sei es euch kundgetan, dass den Heiden dies Heil Gottes gesandt ist; und sie werden es hören.“ Jesus meinte die vielen Heiden, die nicht von Israel abstammten. Auch sie würden seine Stimme hören und ihm folgen. Mit Vers 16 sind also auch wir gemeint, wir und die vielen Schafe, die Jesus auch in unserer Stadt besitzt und die seine Stimme hören werden.
Jesus ist der gute Hirte, weil er den Vater kennt und der Vater kennt ihn. Wie innig ist seine Beziehung zum Vater? Lesen wir Verse 17 und 18: „Darum liebt mich mein Vater, weil ich mein Leben lasse, dass ich’s wiedernehme. Niemand nimmt es von mir, sondern ich selber lasse es. Ich habe Macht, es zu lassen, und habe Macht, es wiederzunehmen. Dies Gebot habe ich empfangen von meinem Vater.“ Durch dieses Bekenntnis erfahren wir, dass Gottes Gebot auf den freiwilligen Gehorsam Jesu getroffen ist. Jesu Werk geschah nach dem Willen Gottes. Und Jesus gehorchte dem Willen Gottes von ganzem Herzen und aus freiem Willen. Darum ist er der gute Hirte und darum liebt ihn sein Vater.
Im dritten Teil haben wir erfahren, dass Jesus der gute Hirte ist, weil er sein Leben für die Schafe lässt. Jesu Opfer hat allerdings eine völlig andere Bedeutung als das Opfer sonstiger Menschen. Wenn Romeo sein Leben für Julia opfert und Julia ihr Leben für Romeo, dann sind beide tot. Weder sie noch er finden dadurch das ewige Leben, geschweige denn die restliche Menschheit. Doch weil Jesu Opfer aus dem Willen Gottes geschehen ist, besitzt Jesu Opfer eine umfassende Bedeutung für alle Schafe Jesu.
Durch die heutige Lektion haben wir auf vielfältige Weise erfahren, dass Jesus der gute Hirte ist. Jesus kennt seine Schafe. Jesus ist die Tür der Schafe. Jesus lässt sein Leben für die Schafe und Jesus vollbringt den Willen des Vaters. Und wichtig ist, dass es nur einen guten Hirten gibt, nämlich Jesus.
Doch vor einigen Jahren traf mich ein Wort aus dem Johannesevangelium wie einen Blitz. Es war auf der europäischen Sommerkonferenz am Schloss Ehringerfeld im Jahr 2000. Jesus frage Petrus zum dritten Mal: „Hast du mich lieb?“ „Weide meine Schafe“. (Joh. 21,17) Ich kannte Jesu Liebe zu mir. Ich wollte Jesus auch ganz gerne lieben, wusste aber nicht wie. Doch nun wusste ich es. „Weide meine Schafe.“ Dieser Vers ist seitdem zu meinem Hirten- ja sogar Lebensleitwort geworden.
Möge Jesus, der gute Hirte, uns davor bewahren als Mietlinge zu leben, die unfähig sind sich um seine Schafe zu kümmern. Möge er uns als echte Hirten einsetzen, die in der Lage sind Jesu kostbare Schafe zu weiden und somit unsere Liebesbeziehung am Leben erhalten.
Lesen wir zum Schluss das Leitwort, Vers 11: „Ich bin der gute Hirte. Der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe.“
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