Predigt: Jesaja 7,1 – 25 (Sonderlektion 1 – Weihnachten 2013)

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Das Zeichen des Immanuel

 Darum wird euch der HERR selbst ein Zeichen geben: Siehe, eine Jungfrau ist schwanger und wird einen Sohn gebären, den wird sie nennen Immanuel

(V.14).

In nicht einmal drei Wochen ist schon Weihnachten. Das Eigenartige an der Vorweihnachtszeit ist, dass sie zum einen eine sehr schöne, zum anderen eine sehr stressige Zeit ist. Heidelberg ist nie so schön wie in dieser Zeit. Hier und da leuchten Lichter, dort der romantische Weihnachtsmarkt und in jedem Geschäft die traditionellen Weihnachtslieder (ob man sie hören will oder nicht). Andererseits „bebt“ vielen das Herz, gerade in dieser Zeit. Dem einen bebt das Herz, weil er noch kein einziges Geschenk gekauft hat (zum Beispiel: ich). Dem anderen bebt das Herz, weil er in der Arbeit bis zu Weihnachten dies und jenes Projekt unbedingt abgeschlossen haben muss. Und auch vielen Schülern und Studenten bebt das Herz, weil sie bis zu Weihnachten diese oder jene Prüfung schreiben müssen.

Wie auch immer, es gibt zahlreiche Anlässe, die unser Herz erschrecken. Häufig sind diese Momente mit Stress und mit Angst vor Dingen oder Menschen verbunden. Ein bebendes Herz ist nicht nur unangenehm und ungesund, sondern auch hinderlich für ein Wandeln aus Glauben. Doch Gott lässt uns mit diesem Problem nicht allein. Gott gibt uns ein Zeichen. Ein Zeichen? Ja, ein Zeichen. Wir kennen zahlreiche andere Möglichkeiten, um unser Herz zu beruhigen. Doch Gottes Lösung ist ein Zeichen. Es ist das Zeichen des Immanuel. Was hat es mit diesem besonderen Zeichen auf sich? Das Zeichen des Immanuel wird erstmals in Jesaja 7 erwähnt, eingebunden im geschichtlichen Zusammenhang mit dem jüdischen König Ahas.

Wir wollen im ersten Teil der Predigt die Situation des Königs kennenlernen und v. a. die Hilfe Gottes betrachten, die er ihm und damit auch uns gibt. Im zweiten Teil werden wir sehen, was Gott schließlich dazu veranlasste, Ahas das Zeichen des Immanuel zu geben und dann betrachten, welche Bedeutung dieses Zeichen für uns hat.

 

Teil I: Ahas Angst und Gottes Hilfe zum Glauben (Verse 1 – 9)

Zur Zeit des Königs Ahas geriet Juda in eine große Bedrängnis. Vers 1 berichtet uns, dass Rezin, der König von Aram, und Pekach, der König von Israel, nach Jerusalem heraufzogen, um es zu bekämpfen. Den historischen Hintergrund für diesen Feldzug bildet der sogn. syrisch-ephraimitische Krieg. Angesichts der assyrischen Expansionspolitik machte eine Reihe von Kleinstaaten den Versuch, sich gemeinsam gegen die Assyrer zu behaupten. Führend in dem antiassyrischen Bündnis waren Syrien (also die Aramäer) und Nordisrael (in der Bibel auch Ephraim genannt). Ahas, der König von Juda, weigerte sich aber, dem Bündnis beizutreten. Deswegen zogen die verbündeten Könige Rezin von Damaskus und Pekach von Samaria im Jahr 733 v. Chr. gegen Jerusalem herauf. Ihre Absicht war es, den König abzusetzen und stattdessen einen Mann ihres Vertrauens, den „Sohn Tabeals“, als neuen König einzusetzen1. „Sie konnten es aber nicht erobern“, berichtet uns Vers 1 abschließend. Als eine Art Überschrift wird hier bereits angekündigt, dass das Vorhaben der beiden Feinde aus dem Norden schließlich doch scheitern würde.

Dies geschah aber nicht ohne Weiteres. Die Aramäer hatten sich bereits in Nordisrael gelagert. Zwei Heere standen nun gegen Juda bereit. Wie muss sich Ahas und sein Volk in so einer Situation gefühlt haben? Da bebte ihm das Herz und das Herz seines Volks, wie die Bäume im Walde beben vom Winde, heißt es in Vers 2. Große Angst und Schrecken befiel Ahas und sein Volk. Ihnen rutschte das Herz regelrecht in die Hose. Und dies ist auch verständlich. Uns würde es es nicht anders ergehen, wenn wir wüssten, dass zwei Staaten bereits ihre Raketen auf Deutschland gerichtet hätten. Wir würden riesige Angst bekommen.

Doch was geschah dann? Aber der HERR, so leitet Vers 3 ein. Aber der HERR, Gott greift nun ein. Gott handelt. Wie verzweifelt und schrecklich eine Situation auch ist, durch den Glauben an Gott gibt es immer ein „Aber“. Wenn wir uns in einer ängstlichen Situation befinden, die uns regelrecht erdrücken möchte, dann dürfen wir ihr mit den Worten „Aber der HERR“ entgegenhalten.

Wie griff Gott ein? – Betrachten wir weiter Vers 3: Zunächst erfahren wir, dass Gott den Propheten Jesaja zum König Ahas sandte. Die erste Botschaft an Ahas erging durch das stumme Dabeisein von Jesajas Sohn „Schear-Jaschub“. Schear-Jaschub bedeutet „ein Rest wird umkehren“. Es verweist also darauf hin, dass ein Teil von Gottes Volk zu Gott umkehren wird. Wenn wir die vorausgegangenen Kapiteln im Buch Jesaja lesen, sehen wir, dass Gottes Volk geistlich sehr verdorben war. Mit dem König Ahas stand es auch nicht besser. Über ihn wird berichtet, dass er die Baalen anbetete, seine Söhne im Feuer verbrannte, auf den Hügeln und unter allen grünen Bäumen opferte und räucherte. Sowohl König als auch Volk standen kurz vor dem Gericht Gottes. Allerdings sollte dieses Gericht nicht durch die Aramäer kommen, sondern durch die Assyrer. Doch der Name Schear-Jaschub vermittelt die Hoffnung Gottes, dass die aus dem Gericht Übriggebliebenen zu Gott umkehren werden.

Wenn wir aber an die Situation denken, in der Jesaja und sein Sohn vor dem König Ahas stehen, dann wird uns klar, dass das stumme Dabeisein von Schear-Jaschub auch eine spezifische Botschaft hat: Es war nämlich ein ganz klarer Aufruf zur Umkehr. Ahas sollte von seiner Gottlosigkeit umkehren. „Umkehr zu Gott und Befreiung von Angst gehören von der Sache her immer zusammen“2. Sie stehen in Wechselbeziehung zueinander. Wer nicht zu Gott umgekehrt, lebt von einer Angst zur anderen. Ebenso lässt sich auch umgekehrt sagen: Wer sich von seiner Angst leiten lässt, kann nicht umkehren.

Eben dieses Problem hatte Ahas. Denn als der Auftrag Gottes an Jesaja erging, hielt sich der König am Ende der Wasserleitung des oberen Teiches auf, um dort militärische Sicherungsmaßnahmen zu treffen. Darüber hinaus berichtet uns 2. Könige über eine weitere Sicherungsmaßnahme, die der König traf. Ahas bat den assyrischen König Tiglat-Pileser um Unterstützung gegen seine beiden Feinde. Ahas traf militärische und politische Maßnahmen, aber von geistlichen Maßnahmen wird uns nichts berichtet. Weder befragte er Gott noch suchte er seine Hilfe. Bestimmt dachte er: „Die Feinde stehen vor der Tür. Ich muss was tun. Ich muss handeln. Ich darf jetzt keine Zeit verlieren.“ Ist es nicht so? Wir alle kennen solche Momente? Ahas Verhalten war von seiner Angst geleitet. Ahas orientierte sich nach seinem bebenden Herz. Wegen seiner Angst im Herzen war er nicht in der Lage, Gottes Rettung zu suchen.

Wie half Gott Ahas? – Betrachten wir Vers 4: und sprich zu ihm – Gott wollte mit Ahas sprechen. Ahas war in Angst, aber Gott wollte mit ihm sprechen. Wenn unser Herz Angst befällt, dann möchte Gott auch mit uns sprechen, uns sein Wort geben. Welches Wort gab Gott Ahas? Betrachten wir weiter Vers 4: „Hüte dich“, „bleibe still“, „fürchte dich nicht“, „dein Herz sei unverzagt“ Ahas sollte keine Angst haben. Gott warnt ihn regelrecht davor. Denn gerade wegen seiner Angst, machte Ahas falsche Maßnahmen. Er bat den assyrischen König um Hilfe, der ihn aber später selbst zum Verhängnis wurde. Deswegen sagte Gott „Hüte dich“, „bleibe still“. Ahas sollte ruhig auf die Rettung Gottes warten. Wenn wir uns von unserer Angst leiten lassen, dann kann es sogar passieren, dass wir unsere Not noch vergrößern. Deswegen sollen auch wir auf die Stimme Gottes hören: „Hüte dich“, „bleibe still“, „fürchte dich nicht“, „dein Herz sei unverzagt“.

Als dies Wort an Ahas erging, dachte sich der König bestimmt: „Zwei Heere greifen mich an und ich soll dabei still bleiben?! Nein natürlich nicht!“ Wie redete Gott weiter zu Ahas? Betrachten wir weiter Vers 4: dein Herz sei unverzagt vor diesen beiden Brandscheiten, die nur noch rauchen, vor dem Zorn Rezins und der Aramäer und des Sohnes Remaljas. In Ahas Augen waren Rezin und Pekach eine riesige Bedrohung, „gewaltige und verheerende Feuerwalzen“3, doch in Gottes Augen waren sie Stummeln, letzte Reste der Feuerbrände, abgebrannte Holzscheite, im Verlöschen begriffen4. Gott lehrte Ahas Seine Perspektive der Dinge. Gottes Perspektive hilft uns von unserer Sichtweise abzulassen, die verzerrt und zumeist mit irrealen Befürchtungen befallen ist.

Als Jesaja diese Worte Ahas verkündete, dachte sich Ahas vielleicht: Wie kann Jesaja sagen, dass Rezin und Pekach nur noch Brandscheite sind? Er ist sich wohl dem Ernst der Lage nicht ganz bewusst? – Wie half Gott Ahas weiter? Betrachten wir die Verse 5 – 6: Weil die Aramäer gegen dich Böses ersonnen haben samt Ephraim und dem Sohn Remaljas und sagen:Wir wollen hinaufziehen nach Juda und es erschrecken und für uns erobern und zum König darin machen den Sohn Tabeals“ Warum sagte Gott das? Ahas, ja das ganz Volk wusste doch von dem Vorhaben der Aramäer und der Israeliten Bescheid. Warum hielt es Gott für nötig, ihm das nochmal zu berichten? Gott wollte Ahas zeigen, dass er seine Lage ganz genau kennt. Ahas sollte wissen: „Gott kennt mein Problem. Gott weiß, wie gravierend mein Problem ist. Gott verharmlost mein Problem nicht.“ Nichtsdestotrotz war die Angst von Ahas in Gottes Augen ein noch viel größeres Problem. Es war ja gerade die Absicht der Feinde ihn zu erschrecken. Und wozu? Um einen anderen König über Juda zu setzen. Und eben dies ist auch der Plan des Feindes noch heute. Der Feind möchte uns Angst einjagen? Wozu? Damit nicht mehr der König Jesus unser Handeln regiert, sondern Angst.

Wir sehen hier wie gravierend das Problem der Furcht ist. Wenn wir eine chronische Ansgt im Herzen haben, dann können wir dem Herrn nicht ungehindert nachfolgen. Wir können auch nicht die Geburt unseres Herrn mit einem fröhlichen Herzen singen, wenn unser Herz beschwert ist von Ängsten, seien es Zukunftsängste bzgl. des nächsten Jahres oder andere Ängste. Der Herr Jesus sagte einmal: Hütet euch aber, dass eure Herzen nicht beschwert werden mit Fressen und Saufen und mit täglichen Sorgen (Lk.21.34)

Was sagte aber Gott zu den Plänen der Feinde Ahas?- Betrachten wir Vers 7: – so spricht Gott der HERR: Es soll nicht geschehen und nicht so gehen. Höchstpersönlich und mit großem Nachdruck versicherte Gott Ahas, dass der Plan der Feinde nicht aufgehen würde. Warum eigentlich nicht? Weil Ahas und sein Volk so fromm waren? Nein, der Grund ist einfach der, dass Gott mit dem Plan der Feinde nicht einverstanden war. Ohne zu wissen, widersprach ihr Plan Gottes Plan. Denn ihre Absicht, den Sohn Tabeals, einen Aramäer, zum König zu machen, richtete sich gegen Gottes Verheißung an David. Gott hatte David die ewige Dynastie versprochen. Somit war Ahas Problem eine Sache, die Gott ganz persönlich anging. Um Seines Wortes willen und um Davids willen wollte er auf keinen Fall zulassen, dass der Plan der Feinde aufgeht. Deswegen sprach Gott: Es soll nicht geschehen und nicht so gehen.

In den Versen 8 und 9 sagte Gott Ahas voraus, dass es weder den Aramäern noch den Israeliten gelingen würde, ihr Machtbereich auszuweiten. Sie sollen nur über ihre Länder herrschen. Israel würde sogar in nur 65 Jahren untergehen. Ahas Augen waren fixiert auf die Feinde, die sein Land bedrohten. Doch Gott wollte ihm mit seinem Wort helfen, die Situation mit Glauben zu sehen. Gleichzeitig offenbarte Gott Ahas Seine Souveränität. Er ist derjenige, der bestimmt wie weit und wie lange die Macht der Könige sein soll. Er ist der Herr, nicht der assyrische König Tiglat-Pileser. Auf Ihn sollte er vertrauen, nicht auf Tiglat-Pileser.

All das, was Gott zu Ahas bisher geredet hatte, sollte letztendlich einer Sache dienen, nämlich dem Glauben Ahas an Gottes Rettung. Anstelle von Angst sollte Glauben sein Herz beherrschen. Die Wahl, der sich Ahas jetzt stellen musste, war: Angst oder Glaube? Ahas hatte in seiner Vergangenheit allerlei Unfug betrieben. Aber über all diese Dinge wollte Gott jetzt erst einmal nicht sprechen. In diesem Moment wollte Gott mit Ahas nur über eine Sache sprechen: Willst du fortan mir vertrauen oder nicht? Wie ernsthaft war die Frage nach dem Glauben? – Lesen wir gemeinsam Vers 9b: Glaubt ihr nicht, so bleibt ihr nicht. Über Bleiben oder nicht bleiben, über sein oder nicht sein, konkret: über Tod oder Leben, über Gericht oder Rettung, entscheidet die Frage nach dem Glauben. Dies gilt nicht nur zu Ahas Zeiten, sondern zu allen Zeiten.

Welches Zeichen gibt uns Gott aber, um Glauben an ihn zu fassen?

Teil II: Das Zeichen des Immanuel (V. 10 – 25)

An Ahas erging eine toternste Warnung. Was machte aber daraufhin Ahas? Nichts! Der Verfasser berichtet von keiner einzigen Reaktion. Trotz der vielen Worte, die Gott zu Ahas redete, war Ahas immer noch nicht zum Glauben bereit. Was tat Gott daraufhin? Betrachten wir Vers 10: Und der HERR redete abermals zu Ahas und sprach Noch einmal wollte Gott mit Ahas sprechen. Ihm noch einmal zum Glauben helfen. Dabei machte er ihm ein riesiges Angebot, wonach viele Menschen begehren. – Betrachten wir Vers 11: Fordere dir ein Zeichen vom HERRN, deinem Gott, es sei drunten in der Tiefe oder droben in der Höhe! Um Ahas zum Glauben zu verhelfen, bot Gott ihm ein Zeichen an. Dabei hatte Ahas die komplett freie Wahl: Sei es aus der Höhe oder aus der Tiefe. Egal, um welches Zeichen Ahas auch bitten wollte, Gott war bereit es zu tun. Ist das nicht erstaunlich, wie sehr Gott dem gottlosen Ahas entgegenkam? Dass der allmächtige Gott sich nicht für schade hält, dem gottlosen Ahas jegliches Zeichen anzubieten, zeigt wie extrem wichtig der Glaube für Gott ist. Gott hat ein tiefes Anliegen dafür, dass der Mensch Glauben an ihn fasst.

Wie reagierte Ahas auf dieses riesige Angebot? Ahas sagte: Ich will´s nicht fordern, damit ich den HERRN nicht versuche.Ahas winkte das Angebot ab, weil er angeblich Gott nicht testen wolle. DieAntwort von Ahas klingt scheinbar fromm und demütig. Wie war sie aber in Gottes Augen? Betrachten wir Vers 13: Da sprach Jesaja: Wohlan, so hört, ihr vom Hause David: Ist´s euch zu wenig, dass ihr Menschen müde macht? Müsst ihr auch meinen Gott müde machen? Hinter Ahas Antwort tarnte sich eine Haltung, die sowohl geistliche Menschen wie Jesaja als auch Gott selbst zu schaffen macht. Um welche Haltung handelt es sich? Es handelt sich um die Haltung des Unglaubens, die Nichtbereitschaft, der Unwille, sich auf Gott einzulassen. Es macht uns müde, wenn wir Menschen viel Hilfe durch Gottes Wort geben, sie aber im Unglauben verharren. Wir werden zwar schneller müde als der langmütige Gott, aber irgendwann ist auch bei Gott Schluss. Der allmächtige Gott, der mit Leichtigkeit den Kosmos erschuf, lässt sich durch Unglauben ermüden. Und die höchste Form des Unglaubens ist gerade die, wenn man ihn theologisch zu begründen vermag5.

Denn in Wirklichkeit ging es Ahas gar nicht darum, Gott nicht zu versuchen. Vielmehr gebrauchte Ahas jenes Gebot aus 5. Mose als Vorwand. Was war aber dann der Grund, dass Ahas kein Zeichen haben wollte? Ahas hatte eine eigene Lösung für sein Problem gefunden. Seine Lösung war Tiglat-Pileser. Zu ihm sagte er: Ich bin dein Knecht und dein Sohn. Komm herauf und hilf mir aus der Hand des Königs von Aram und des Königs von Israel, die sich gegen mich aufgemacht haben! (2. Könige 16.7)Ahas war überzeugt von seiner Lösung. Er dachte: Der mächtige Tiglat-Pileser- das müsste doch die Lösung sein.Ein Zeichen hingegen würde bedeuten, dass sich Ahas nun auf Gott einlassen müsste. Einlassen auf Gottes Art und Weise zu retten, einlassen auf Gottes Art und Weise zu helfen. Aber eben genau das wollte Ahas nicht. Er meinte, er könne sich selber helfen, sich selber retten. Deswegen hatte Ahas keinen Raum in seinem Herzen, Glauben an Gottes Rettung zu fassen.

In Zeiten der Not sind wir oftmals derselben Versuchung ausgesetzt wie Ahas. Da kommt uns eine Lösung in dem Sinn, die zwar nicht mit Gottes Willen übereinstimmt, uns aber als sehr wirksam erscheint. Und je weiter wir über sie nachdenken, desto mehr leuchtet, glänzt und glitzert sie. Wir fangen an, uns selber helfen und machen uns mehr und mehr unfähig, auf Gottes Hilfe zu vertrauen.

Der zweite Grund, warum Ahas sich nicht auf Gott einlassen wollte, war, dass er nicht Buße tun wollte. Wie bereits erwähnt, betet er die Baalen an, verbrannte seine Söhne im Feuer, opferte und räucherte auf den Hügeln und unter allen grünen Bäumen. Ahas war unglaublich religiös. Da, wo aber Offenbarung Gottes ist, hört die Religiosität auf. Ahas wollte aber an seine Religiosität festhalten. In Zeiten der Not möchte sich Gott uns noch mehr offenbaren. Uns zeigen wie Er ist, damit alle religiösen Elemente aus unserem Glaubensleben verschwinden.

Weil Ahas so beharrlich im Unglauben war, war Gott darin „müde“ geworden, ihm weiter zuzureden. Darum gab Gott ihm von sich aus selbst ein Zeichen. Um was für ein Zeichen handelt es sich? – Lesen wir gemeinsam den Vers 14b (ab „siehe“): Siehe, eine Jungfrau ist schwanger und wird einen Sohn gebären, den wird sie nennen Immanuel. Als Jesaja sagte „Siehe“, erwartete Ahas sicherlich ein sensationelles Ereignis, wie etwa das Feuer vom Himmel fällt oder das ein Engel kommt und das Heer der Feinde zerschlägt. Aber nichts dergleichen. Eine Jungfrau, die einen Sohn mit dem Namen Immanuel gebären wird, war das Zeichen, das Gott Ahas gab.

Was hat es mit diesem eigenartigen aber doch zugleich großartigen Zeichen auf sich? Wer war denn diese Jungfrau und dieser Sohn Immanuel? Das hebr. Wort, das hier für Jungfrau steht, meint ein unverheiratetes Mädchen. Aber der Ton liegt bei dem hebräischen Wort nicht auf dem Unverheiratetsein und der Jungfräulichkeit, sondern vielmehr auf das Bereitsein, Mutter zu werden6. Deswegen ist auch nicht eine ganz bestimmte Frau zu dieser Zeit gemeint. Zudem entspricht es dem hebräischen Text vielmehr, nicht mit „eine“ sondern mit „die Jungfrau“ zu übersetzen. Das Wort „die“ ist wiederum kollektiv gemeint. Einfach gesagt: Es geht um die werdende Mutter zu der Zeit der Belagerung Judas. Alle Kinder, die bald geboren werden, durften von ihren Müttern prophetisch „Immanuel“ – „Gott mit uns“ genannt werden. Warum aber?

Betrachten wir die Verse 15 und 16: Butter und Honig wird er essen, bis er weiß, Böses zu verwerfen und Gutes zu erwählen. Denn ehe der Knabe lernt Böses verwerfen und Gutes erwählen, wird das Land verödet sein, vor dessen zwei Königen dir graut.Böses zu verwerfen und Gutes zu erwählen, ist nichts anderes als eine hebräische Art und Weise, die selbständige Denkfähigkeit eines Menschen, die mit dem Sprechenkönnen anfängt, auszudrücken. V 15 will also sagen: Bevor die Neugeborenen dieser Krisenzeit sprechen lernen, werden sie Butter bzw. Dickmilch und Honig essen. Sie werden also nicht nur von der Mutterbrust ernährt, sondern nehmen auch Fremdnahrung zu sich7. Einfach gesagt: Die Knaben werden trotz der Belagerung gesund und ungestört aufwachsen. Wenn selbst Babys während der Belagerungszeit eine Überlebenschance haben, dann umso mehr die Erwachsenen. Und noch bevor die Knaben das Sprechen lernen, also etwa in zwei bis drei Jahren, wird die Belagerung der beiden Könige aufhören, erklärtVers 16. Innerhalb einer kurzen Frist, die Gott mit der Zeit zwischen Schwangerschaft und Kindszeit vergleicht, würde die Gefahr aus dem Norden verschwinden. Auf diese Weise wollte sich Gott als Immanuel offenbaren, als den Gott, der mit seinem Volk ist. Und solange die Belagerung anhielt, sollte Ahas an den ungestört aufwachsenden Kindern Gott als Immanuel erkennen. Gott wollte sich als Immanuel offenbaren, zum einen durch seine gnädige Zuwendung während der Belagerungszeit, zum anderen und vor allem durch die Rettung von den Feinden.

Welche Bedeutung hat das Immanuel-Zeichen für uns? Wie wir wissen, deutet Matthäus den Sohn Immanuel nun konkret auf Jesus. Denn sowie damals Immanuel ein Zeichen der Rettung war, so ist auch Jesus und gerade Jesus die Rettung. In Jesus können wir Gott als Immanuel noch deutlicher sehen, als es Ahas je vermochte. Denn in Jesus hat sich Gott in vollem Ausmaß als Immanuel offenbart. Als Gott Ahas Rettung gab, dann tat er es von oben her. Als uns aber Gott Rettung in Jesus gab, kam er vom Himmel herunter und zog Menschengestalt an. Johannes sagt: Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns (Johannes 1.14). Fleisch meint hier nicht nur menschlicher Körper. „Schon im AT kennzeichnet Fleisch den Menschen in seiner Schwachheit, Hinfälligkeit und Todverfallenheit8 Als Gott Rettung in Jesus gab, nahm er zutiefst Anteil an unserer Schwachheit und Todverfallenheit. Er nahm ganz real an unserem wirklichen Menschsein teil. In völliger Solidarität wurde Gott wahrhaft unseres Gleichen. Seinem Namen Immanuel blieb Jesus sein ganzes Leben lang treu von der Krippe bis zum Kreuz, wo er unsere Rettung vollzog. Mehr „Gott mit uns“ als in der Person Jesu geht nicht. Unsere Aufgabe ist es, dem Zeichen Immanuel zu glauben, indem wir durch das Schauen auf Jesus erkennen, dass Gott mit uns ist. Indem wir glauben, dass Gott mit uns ist, können und sollen wir unsere Ängste und Sorgen überwinden.

Weil aber Ahas in seinem Unglauben verharrte, kündigte ihm Jesaja auch das Gericht an, welches in den Versen 17-25 beschrieben wird. Jesaja kündigt eine Not an, die alle Not in den Schatten stellen wird, die seit der Trennung des israelitischen Großreiches im Lande herrschte9. Ausgerechnet der assyrische König, auf den Ahas vertraute, würde diese Not herbeiführen. Das Land Juda wird den Assyrern unwiderstehlich ausgeliefert sein, wie man einem Schwarm Bienen ausgeliefert ist. Sie werden entblößt und in Schande gebracht werden. Der Besitzstand von denjenigen, die in Juda übrigbleiben, wird sich stark vermindern. Das Land wird in einen verwahrlosten Zustand zurückgelassen werden. Überall werden Dornen und Disteln wuchern.

Dass Jesaja auf einmal das Gericht ankündigt, zeigt, dass „Gott mit uns“ nicht einfach nur ein lieb gemeinter Trost von Gott ist, das man annehmen kann, wenn man will. Gott ist es ernst darum, dass man das Immanuel-Zeichen, das er uns gegeben hat, beherzigt und glaubt. Denn andernfalls kann man nicht nach Gottes Willen leben und eben dies hat schließlich Gericht zufolge. Wenn es uns an Immanuel-Glauben mangelt, dann dürfen wir Gott darum bitten, dass er uns ganz persönlich (, so wie wir es verstehen,) offenbart, dass Er in Jesus mit uns ist.

Lasst uns dafür beten, dass Gott uns in dieser Vorweihnachtszeit neu als Immanuel begegnet und wir im Glauben an Immanuel gefestigt werden, sodass wir ein Leben zu Gottes Ehre führen können.

Lesen wir zum Schluss noch einmal das Leitwort: Darum wird euch der HERR selbst ein Zeichen geben: Siehe, eine Jungfrau ist schwanger und wird einen Sohn gebären, den wird sie nennen Immanuel (V.14).

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