Predigt: Hosea 9,1 – 10,15

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Pflüget ein Neues

„Säet Gerechtigkeit und erntet nach dem Maße der Liebe! Pflüget ein Neues, solange es Zeit ist, den Herrn zu suchen, bis er kommt und Gerechtigkeit über euch regnen lässt!“

(10,12)

Wir stehen kurz vor dem Frühlingsanfang. Die Tage werden länger und die ersten Blumen und Bäume blühen. Bald werden die Bauern die gepflügten Felder besäen, wobei sie auf eine gute Ernte hoffen. In unserem Leitwort geht es auch um pflügen, säen und ernten. Obwohl die im Text nochmals aufgezählten Sünden der Israeliten schwer sind und die dafür angedrohten Strafen dramatisch, hören wir am Ende Gottes Appell, dass sie ein Neues pflügen sollten, damit er Gerechtigkeit über sie regnen lassen könnte, statt sie zu bestrafen. Gott helfe uns heute auch, seine Stimme zu hören und zu begreifen, was für eine immense Bedeutung die Buße hat, zu der Gott die Israeliten trotz ihrer Sünden inständig eingeladen hat und zu der auch uns einlädt!

I. Du darfst dich nicht freuen, Israel (9,1-9)

Betrachten wir Vers 1: „Du darfst dich nicht freuen, Israel, noch rühmen wie die Völker; denn du läufst mit deiner Hurerei deinem Gott weg; gern nimmst du Hurenlohn auf allen Tennen.“ Eigentlich klingt dieser Vers erstaunlich; da im Neuen Testament die Gläubigen an vielen Stellen aufgefordert werden, sich zu freuen. Wie ist das zu verstehen? Offenbar freuten sich die Israeliten und rühmten sich wie die anderen Völker; sie freuten sich über ihre politische Stärke und rühmten sich der guten Entwicklung ihrer Wirtschaft und ihrer guten Bündnispolitik. Das ist schon ganz anders als die Aufforderung „Freuet euch in dem Herrn allewege.“ Das Objekt der Freude war ganz anders. Warum durften sie sich aber nicht freuen? Sie sollten sich nicht freuen oder rühmen, weil sie tatsächlich keinen Grund dazu hatten. Denn sie liefen Gott weg und liebten und dienten Götzen und trieben so geistliche Hurerei. Damit brachen sie das erste der Zehn Gebote und verachteten die Beziehung zu Gott. Gott musste bitter feststellen: „gern nimmst du Hurenlohn auf allen Tennen.“ Wenn Gott sie mit einer guten Ernte segnete, sahen sie das als einen Lohn für ihre Hingabe für den Baal an und als eine Bestätigung für ihren Götzendienst. Deshalb konnte Gott ihren Anbau nicht länger segnen. Vers 2 sagt: „Darum sollen Tenne und Kelter sie nicht nähren, und der Wein soll ihnen fehlen.“ Wie gerecht war diese Strafe für ihre Sünde. Es war ein Teil der Konsequenzen, die Gott in 5. Mose angekündigt hatte für den Fall, dass Israel Gott verlassen und anderen Göttern dienen würde (5. Mose 28,16ff). Auch die anderen dort angekündigten Strafen sollten auf ihre Sünde folgen.

Betrachten wir Vers 3: „Sie sollen nicht bleiben im Lande des Herrn; sondern Ephraim muss wieder nach Ägypten und muss in Assyrien Unreines essen.“ Ihre Sünde würde nicht nur Mangel an Nahrung zur Folge haben, sondern sie würden gar nicht im Land bleiben können. Gott sagt hier bewusst „im Land des Herrn“, um zu erinnern, dass er ihnen das Land gegeben hatte, was sie längst vergessen hatten. Wegen ihrer Sünde müssten sie dieses Land bald verlassen und unter Heiden leben. Dabei hat „Ägypten“ hier eine geistliche Bedeutung als das Land der Gefangenschaft; Assyrien bezeichnet das Land, in das sie tatsächlich gehen müssten. Dort würden sie nicht nach Gottes Speisegeboten leben können, sondern mussten Unreines essen. Sie hatten sich in Gottes Land unrein gemacht; als Strafe würden sie im unreinen Land leben und Unreines essen müssen.

Wie würde ihr Leben dort sein? Vers 4 sagt weiter: „Dort werden sie dem Herrn kein Trankopfer vom Wein bringen, und ihre Schlachtopfer werden ihm nicht wohlgefällig sein. Ihr Brot soll sein wie das Brot der Trauernden, an dem unrein werden alle, die davon essen; denn ihr Brot müssen sie für sich allein essen, doch es soll nicht in des Herrn Haus gebracht werden.“ Das Leben in Assyrien würde nicht nur viel menschliches Leid für sie bedeuten. Sie würden dort Gott keine Opfer mehr bringen können und ihre noch verbliebene Beziehung zu Gott verlieren. Die Frage „Was wollt ihr dann in den Festzeiten und an den Feiertagen des Herrn tun?“ sollte sie wachrütteln. Aber sie ignorierten immer noch diese Realität und lebten in dem Gedanken, dass immer alles so weitergehen würde. Aber ihr Gedanke war nur eine Einbildung. Vers 6 sagt: „Siehe, sie müssen fort wegen der Verwüstung. Ägypten wird sie sammeln und Memfis sie begraben. Nesseln werden wachsen, wo jetzt ihr kostbares Silber ist, und Dornen in ihren Hütten.“ Dieses Wort macht klar, dass ihre Vorstellung, dass ihre Untreue gegenüber Gott doch harmlos wäre, ein Irrtum war. Ihr Land würde verwüstet werden, in ihren Häusern würden Nesseln und Dornen wachsen. Auch hier ist Ägypten wohl symbolisch zu verstehen. Memfis war eine Stadt etwa 25 Kilometer nördlich vom heutigen Kairo. Es war auch damals schon für seine Grabstätten bekannt. Die meisten von ihnen würden nie wieder nach Israel zurückkehren, sondern im Ausland sterben. Vers 7a sagt weiter: „Die Zeit der Heimsuchung ist gekommen, die Zeit der Vergeltung; dessen wird Israel innewerden.“

Wie reagierten sie auf Hoseas Ankündigungen? Vers 7b sagt: „»Ein Narr ist der Prophet und wahnsinnig der Mann des Geistes!«“ Sie verhöhnten den Propheten und verleumdeten ihn als wahnsinnig. Hosea antwortete, dass er wegen ihrer großen Schuld und ihrer großen Anfeindung tatsächlich wie wahnsinnig war. Er sagt in Vers 8 und 9 weiter: „Ephraim spähte wohl aus nach meinem Gott; aber nun stellen sie dem Propheten Fallen auf allen seinen Wegen, Anfeindung selbst im Hause seines Gottes. Tief verdorben ist ihr Tun wie in den Tagen von Gibea; darum wird er ihrer Schuld gedenken und ihre Sünden heimsuchen.“ Ihre Anfeindung des Knechtes Gottes war ein Ausdruck davon, wie verdorben sie waren. Die Tage von Gibea beziehen sich auf die brutale Vergewaltigung einer Frau durch eine Horde von Benjaminitern, bei der die Frau starb. Dazu heißt es im Buch Richter, dass so etwas noch nie in Israel passiert war (Ri 19,22-30). Aber was damals wie ein schwarzer Fleck in der Geschichte Israels gewesen war, war inzwischen eine Art Normalzustand. Darum konnte Gott auch ihrer Schuld nicht mehr vergeben, sondern wollte ihre Sünden heimsuchen. Ihre Sünde verlangte nach der Strafe.

II. „Darum muss die Herrlichkeit Ephraims wie ein Vogel wegfliegen“ (9,10-17)

Dieser Abschnitt fängt mit einer Erinnerung Gottes an Israel früher an. Wie sehr hatte Gott sich früher über Israel gefreut? Vers 10a sagt: „Ich fand Israel wie Trauben in der Wüste und sah eure Väter wie die ersten Feigen am Feigenbaum.“ Mögt ihr Trauben? Wie sehr freut man sich, wenn man in der heißen Wüste eine Oase findet und dort sogar Trauben findet!? Es ist riesige Freude! Jeden Samstag freuen sich die Kinder über die Erfrischungen bei der Kinderstunde, als ob sie die ganze Woche keine Süßigkeiten bekämen. Wie viel mehr hat man sich früher über die ersten Feigen gefreut, da es damals sonst kaum Süßigkeiten gab? Mit diesen Bildern beschreibt Gott, wie sehr er sich gefreut hatte, als er Israel in Ägypten gesehen hatte. Sie waren ein kleines Volk von armen Sklaven, aber Gott fand sie lieblich und war von ihnen begeistert, weil er sie liebte, und er schloss mit ihnen einen Bund, in dem er ihnen seine Treue versprach und sich fest mit ihnen verband. Aber Gottes Freude währte leider nicht lange, weil sie bald anfingen, den Bund mit Gott zu brechen. 10b sagt: „…aber hernach gingen sie zum Baal-Peor und gelobten sich dem schändlichen Abgott und wurden so zum Greuel wie ihre Liebhaber.“ Sie gingen schon bald zum Götzen Baal-Peor und versprachen ihm ihre Treue und dienten ihm. Wie tief muss Gott über ihre Untreue enttäuscht und verletzt gewesen sein! Wie viel schlimmer noch muss es gewesen sein, dass Gott mit ansehen musste, dass sie diese Sünde über Generationen hinweg fortsetzten und sich neben Gott Liebhaber suchten, denen sie sich hingaben und bei denen sie Sicherheit und Glück suchten, und so Gott verachteten. Gott hatte ihre Untreue lange erduldet und seinen Zorn deswegen zurückgehalten. Aber sie trieben es immer weiter und provozierten so seine Strafe.

Welche Strafe kündigte Gott ihnen an? Betrachten wir Vers 11: „Darum muss die Herrlichkeit Ephraims wie ein Vogel wegfliegen, dass sie weder gebären noch tragen noch schwanger werden sollen.“ Ephraim würde die Herrlichkeit verlieren, denn Gott würde sie verlassen. Ihre Frauen würden keine Kinder mehr bekommen können. Das war eine weitere Strafe, die Gott durch Mose für den Fall, dass sie den Bund mit ihm brechen würden, angekündigt hatte. Die Verse 12 und 13 sagen weiter: „Und wenn sie ihre Kinder auch großzögen, will ich sie doch kinderlos machen, so dass kein Mensch mehr da ist. Ja, weh ihnen, wenn ich von ihnen gewichen bin! Als ich Ephraim sah, war es herrlich gepflanzt wie Tyrus; aber nun muss es seine Kinder herausgeben dem Totschläger.“ Selbst wenn sie Kinder bekommen könnten, würde Gott sie wieder kinderlos machen. Wenn Gott von einem Menschen oder einem Volk gewichen ist, gibt es kein Heil und keine Hilfe mehr für sie.

Wie betete Hosea in dieser Situation? Vers 14 sagt: „Herr gibt ihnen – was willst du ihnen geben? Gib ihnen unfruchtbare Leiber und versiegende Brüste!“ Hosea rang offensichtlich nach dem richtigen Gebetsanliegen. Hoseas Gebet zeigt, dass er Gottes Herz verstand und teilte. Wir können sein Gebet nur verstehen, wenn wir uns bewusst machen, wie krass Israel gegen Gott sündigte. Er betete wohl auch im Hinblick darauf für ihre Unfruchtbarkeit, dass er aus seiner Erfahrung wusste, dass ihre Kinder nur wie ihre Eltern sündigen und sich Gottes Gericht zuziehen würden.

Wie schlimm war nämlich ihr Zustand? Die Verse 15-16 beschreiben ihre Verkehrtheit und welche Folge das haben würde: „All ihre Bosheit geschieht zu Gilgal; dort werde ich ihnen feind. So will ich sie um ihres bösen Tuns willen aus meinem Hause stoßen und ihnen keine Liebe mehr erweisen; denn alle ihre Oberen sind abtrünnig. Ephraim ist geschlagen, seine Wurzel ist verdorrt, sodass sie keine Frucht mehr bringen können. Auch wenn sie gebären würden, will ich doch die ersehnte Frucht ihres Leibes töten.“ Gilgal war eine der Hochburgen ihres Götzendienstes, wo sie Gott regelmäßig betrogen. Dort würde Gott ihnen feind werden und sie aus seinem Haus stoßen. Nachdem sie Gottes Liebe immer wieder verraten hatten und nicht damit aufhören wollte, würde Gott ihnen keine Liebe mehr erweisen. Der Name Ephraim bedeutet vom Wort her eigentlich „doppelt fruchtbar“. Aber wegen ihrer Sünde würden sie keine Frucht mehr bringen können, sonderen waren von der Wurzel an verdorrt. Abschließend sagt Vers 17: „Mein Gott wird sie verwerfen, weil sie ihn nicht hören wollen, und sie sollen unter den Heiden umherirren.“ Hier bringt Hosea Israels Problem auf den Punkt. Es war nicht so, dass ihre Krankheit so schlimm war, dass Gott sie nicht heilen könnte. Ihr Problem war, dass sie nicht hören wollten. Sie weigerten sich, zu Gott zu kommen und gesund zu werden und ein fruchtbares Leben zu führen. Wenn sie dabei bleiben würden, würde Gott sie hart schlagen müssen, sodass sie unter den Heiden umherirren müssten. Gab es keinen Ausweg?

III. „Pflüget ein Neues …“ (10,1-15)

Kap. 10 fängt wie der vorangehende Abschnitt mit der Erinnerung daran an, wie Israel früher war. Vers 1a sagt: „Israel ist ein üppig rankender Weinstock, der seine Frucht trägt.“ Dieses Bild stellt anschaulich dar, wie das Volk geistlich, politisch und wirtschaftlich unter Gottes Segen lebte. Aber wie gingen sie mit Gottes Segen um? Vers 1b sagt: „Aber je mehr Früchte er hatte, desto mehr Altäre machten sie; wo das Land am besten war, da richteten sie die schönsten Steinmale auf.“ Anstatt Gott für seinen Segen zu danken und ihn von ganzem Herzen zu lieben, fingen sie an, Götzen zu dienen. Je besser es ihnen ging, desto eifriger dienten sie ihren Götzen und benutzten die besten Plätze im Land dazu, die schönsten Steinmale aufzustellen. Was war ihr Problem? Vers 2a: „Ihr Herz ist falsch“. Die King James-Version übersetzt hier: “Their heart is divided.“ Ihr Problem war ihr geteiltes Herz. Obwohl Gott sie in allen Bereichen segnete, liebten sie Gott nicht von ganzem Herzen, sondern ließen im Herzen Raum für die Zuneigung zu anderen Göttern. Sie beteten am Sabbat zu Gott, liefen aber während der Woche den Baalen nach. Als ihr Herz geteilt war, wurden sie sehr verkehrt und konnten Gott nicht gefallen. Vers 2b sagt: „Nun wird sie ihre Schuld treffen. Ihre Altäre sollen zerbrochen und ihre Steinmale zerstört werden.“ Gott wollte ihren Götzendienst bestrafen. Sie mussten schon jetzt zugeben, dass die häufigen Wechsel ihrer Herrscher darin begründet war, dass sie Gott nicht fürchteten (3). Sie redeten und schworen falsch und schlossen Bündnisse mit anderen Staaten, aber weder außenpolitisch noch untereinander waren sie ehrlich, sondern ihr Recht grünte wie giftiges Kraut auf allen Furchen im Feld (4).

Die Verse 5-9 beschrieben, wie sehr sie sich auf andere Götter verließen, wie nutzlos dies aber war. Verse 5 und 6 sagen: „Die Einwohner von Samaria sorgen sich um das Kalb zu Bet-Awen. Sein Volk trauert darum, und seine Götzen­pfaffen zittern um seine Herrlichkeit; denn sie wird von ihnen weggeführt. Ja, das Kalb wird nach Assyrien gebracht zum Geschenk für den König Jareb. So muss Ephraim zuschanden werden und Israel beschämt sein trotz seiner Klugheit.“ Die beiden goldenen Kälber, die ihr erster König nach der Teilung hatte aufstellen lassen, spielten eine wichtige Rolle bei ihrem Götzendienst. Wie vergeblich es aber war, dass sie ihr Herz daran hängten, würde bald offenbar werden, wenn sie zusehen müssten, wie ihr „Gott“ auf einem holprigen Wagen nach Assyrien abtransportiert würde, und sie würden beschämt dastehen. Aber nicht nur ihr Götzenbild würde verschwinden. Die Verse 7 und 8 sagen: „Denn der König von Samaria ist dahin wie Schaum auf dem Wasser.Die Höhen zu Awen sind verwüstet, auf denen sich Israel versündigte; Disteln und Dornen wachsen auf ihren Altären. Und sie werden sagen: Ihr Berge, bedecket uns! und: Ihr Hügel, fallet über uns!“ Ihr Land würde erobert und ihr König abgesetzt und verschleppt werden, sodass sie lieber sterben würden, als dieses Gericht zu erleben.

Betrachten wir Vers 9: „Israel, du hast seit den Tagen von Gibea gesündigt; dort standen sie gegen mich auf. Sollte darum nicht in Gibea der Krieg über sie kommen wegen der bösen Leute?“ Noch einmal bezieht Gott sich hier auf die Tage von Gibea. Nach der Schandtat in Gibea hatten die Benjaminiter sich geweigert, die Schuldigen herauszugeben, und kämpften stattdessen gegen ihre Brüder, wodurch ihr Stamm fast ausgerottet wurde. Mit dem gleichen Geist weigerten sich die Israeliten auch jetzt, ihre Sünde zuzugeben, und steuerten dadurch ihrem Untergang entgegen. Was würde Gott tun? Vers 10 sagt: „Ich werde sie züchtigen nach meinem Willen; Völker sollen gegen sie versammelt werden, wenn ich sie strafen werde wegen ihrer zwiefachen Sünde.“ Gott tadelte sie wegen ihrer zwiefachen Sünde. Ihre doppelte Sünde bestand darin, dass sie Gott nicht liebten und dass sie stattdessen auf Götzen und auf andere Menschen vertrauten. Gott wollte sie durch andere Völker züchtigen, konkret durch die Assyrer.

Betrachten wir auch Vers 11:„Israel war eine junge Kuh, daran gewöhnt, gern zu dreschen.Aber ich habe ihm ein Joch auf seinen schönen Nacken gelegt; ich will Ephraim einspannen; Juda soll pflügen und Jakob eggen.“ Für eine Kuh war das Ziehen eines Dreschschlitten eine leichte Arbeit, zumal man Kühen dabei das Maul nicht zuband, sodass sie jederzeit fressen konnten. Eine Pflug zu ziehen und damit den trockenen, harten Boden umzupflügen, war dagegen eine harte Arbeit. Der Dienst, den Gott von Israel verlangt hatte, war leicht. Sie dachten, dass sie immer so ein leichtes Leben führen könnten, egal wie sie sich Gott gegenüber verhielten. Daher wollte Gott sie vor einen Pflug spannen und schwer arbeiten lassen, wobei Gott in seine Ankündigung diesmal auch Juda mit einschloss. Gott wollte sein Wort durch die Assyrer und Babyloner und durch die Gefangenschaft wahr machen.

Was sagte Gott zu ihnen inmitten der Aufzählung ihrer Sünden und ihrer Folgen? Lesen wir gemeinsam Vers 12: „Säet Gerechtigkeit und erntet nach dem Maße der Liebe! Pflüget ein Neues, solange es Zeit ist, den Herrn zu suchen, bis er kommt und Gerechtigkeit über euch regnen lässt!“ Obwohl ihr Leben geistlich und moralisch verdorben war und sie auf eine katastrophales Ernte zusteuerten, wollte Gott immer noch, dass ihr Leben gut wird und gute Früchte hervorbringt. Deshalb forderte Gott sie dazu auf, Gerechtigkeit zu säen. Sie sollten gerecht leben, das heißt in ihrer Beziehung zu Gott und zu ihren Mitmenschen recht leben. Dann würde Gott ihr rechtes Leben mit vielen Früchte segnen, und zwar nicht nur nach dem Maßstab seiner Gerechtigkeit, sondern nach dem Maß seiner Liebe, d.h. er würde ihnen viel mehr Segen geben, als sie es verdient hätten. Aber wie konnten sie gerecht leben, nachdem sie so lange und so viel gesündigt hatten? Betrachten wir noch einmal Vers 12b: „Pflüget ein Neues, solange es Zeit ist, den Herrn zu suchen, bis er kommt und Gerechtigkeit über euch regnen lässt!“ Wenn ein Feld über längere Zeit brach liegt, wird der Boden mit allem möglichem Unkraut überwuchert und jeder wusste, dass man auf so einen Boden nicht einfach guten Samen säen kann; er würde nicht aufgehen und Frucht bringen. Ein harter überwucherter Boden muss zuerst gepflügt werden, damit er Getreidesamen aufnehmen und schließlich Frucht bringen kann.

Das Herz der Israeliten war wie so ein verwilderter, mit Unkraut überwucherter Boden, auf dem guter Same nicht aufgehen konnte. Sie hatten schon lange verkehrt gelebt, sich schon daran gewöhnt, Gott zu betrügen und ihre Mitmenschen zu belügen, zu betrügen, zu berauben und zu morden. Aber Gott gab sie nicht auf! Gott forderte sie dazu auf, ein Neues zu pflügen. Sie sollten ihre verkehrte Haltung gründlich ändern. Sie sollten vor allem ihre harte Haltung Gott und seinem Wort gegenüber ändern und neu anfangen, nach seinem Willen zu fragen und zu leben, damit in ihrem Leben gute Früchte entstehen könnten. Mehrere Stellen bezeugen, dass sie schon manchmal halbherzig Buße getan hatten. In Kap. 6 haben wir gelesen dass ihre Liebe zu Gott bloß wie ein Wolke am Morgen war oder wie Tau, der bald wieder verdunstet (6,4). Kap. 7,16 sagt: „Sie bekehren sich, aber nicht recht, sondern sind wie ein schlaf­fer Bogen“. Sie sollten deshalb ein Neues pflügen, ihre Haltung gegen­über Gott gründlich ändern. Sie sollten den harten Boden ihres Herzens aufbrechen, damit Gottes Wort hineinkommen und aufgehen und gute Frucht in ihnen hervorbringen konnte, wie Liebe und Treue gegenüber Gott und Liebe und Güte gegenüber ihren Mitmenschen, statt Selbstsucht, Betrug und Ehebruch. Auch wenn sie ihr Herz schon so lange von ihm abgewandt hatten und es hart geworden war, lud Gott sie zu einem Neuanfang mit ihm ein. Obwohl ihre Herzen schon von so vielen Sünden überwuchert waren, wären sie doch noch in der Lage, Buße zu tun. Und dafür war es höchste Zeit.

Pflüget ein Neues, solange es Zeit ist, den Herrn zu suchen, bis er kommt und Gerechtigkeit über euch regnen lässt!“ Ihre Sünde hatte sich im Laufe der Zeit angehäuft, sodass Gottes Gericht schon vor der Tür stand. Daher war es nötig, dass sie jetzt Buße tun und sie nicht mehr verschieben würden. Gottes Wort ermutigte sie, ein Neues zu pflügen, solange es noch Zeit war, den Herrn zu suchen.

Was zeigt Gottes inständige Einladung zur Umkehr über ihn? Gottes Einladung drückt seine große unveränderliche Liebe zu ihnen aus. Gott hatte kein Gefallen daran, sie zu bestrafen. Bis zum letzten Moment warb Gott um ihre Umkehr, weil Gott sie liebte und ihre Beziehung wieder herstellen wollte und ihnen die Strafe wirklich ersparen wollte. Statt sie zu bestrafen wollte Gott Gerechtigkeit über sie regnen lassen. Gott wollte sie, wenn sie Buße täten, seine Gerechtigkeit über sie ausschütten, wie ein reinigender Sommerregen, der den alten vertrockneten Boden befeuchtet und wieder lebendig und fruchtbar macht. Sie konnten sich nicht selbst gerecht machen, sie waren gründlich verdorben. Aber durch Buße würden sie das Schicksal, dass sie für ihre Sünde die gerechte Strafe bekommen müssten, von sich abwenden. Wenn sie ihr Herz erneuern würden, würde Gott seine Gerechtigkeit über sie regnen lassen, die sie reinigt, lebendig macht und ihr Leben gute Frucht bringen lässt. Alles hing davon ab, ob sie Buße tun oder nicht.

Was bedeutet das für uns? Obwohl wir nicht so krass gegen Gottes Willen leben wie die Israeliten damals, kann auch unser Herz immer wieder hart werden; zum Beispiel durch zu starkes Beschäftigtsein im Alltag, mangelnde Pflege unserer Beziehung zu Gott, mangelndes Denken an seine Gnade und fehlende Dankbarkeit, mangelndes Denken und Tun nach seinem Willen – Sünde. Vor allem stehen auch wir potenziell immer in der Gefahr, bei anderen Dingen oder Menschen unsere Freude zu suchen und darauf zu hoffen, zum Beispiel auf unseren Erfolg im Studium oder Beruf, auf unsere Kinder, auf Wohlstand oder bestimmte Freizeitbeschäftigungen. Wenn wir das tun, tun wir im Grunde das gleiche wie die Israeliten, die Götzen einen Teil ihrer Zeit, ihres Besitzes und vor allem ihr Herz gegebenen haben. Dann wird unser Herz hart und hat immer weniger Interesse daran, Gott zu finden. Was sollen wir dann tun? Gott lädt uns ein: „Säet Gerechtigkeit und erntet nach dem Maße der Liebe! Pflüget ein Neues, solange es Zeit ist, den Herrn zu suchen, bis er kommt und Gerechtigkeit über euch regnen lässt!“ Wir sollen die harte Oberfläche unseres Herz aufbrechen, es für Gott und seinen Willen öffnen und ihn einlassen. Dazu sollen wir uns neu entscheiden, Gott zu suchen, der uns gemacht hat, uns das Leben mit guter Absicht gegeben hat, der uns wirklich liebt und will, dass unser Leben gelingt, dass in unserem Leben gute Frucht entsteht. Es ist falsch, wenn jemand denken würde: Dafür ist es bei mir schon zu spät; ich bin schon zu weit weg von Gott. Gottes inständige Einladung an die Israeliten trotz ihrer Sünde belegt, dass das nicht stimmt. Es ist auch verkehrt zu denken, Gott hätte Freude am Strafen. Gott warb bis zum letzten Moment um die Umkehr der Israeliten, weil er gerne Gerechtigkeit über sie regnen lassen wollte. Wenn wir zu ihm umkehren, wird er auch über uns Gerechtigkeit regnen lassen, die er durch den Tod seines Sohnes am Kreuz für uns erwirkt und zugänglich gemacht hat. Niemand kann sich selbst gerecht machen. Gott lässt seine Gerechtigkeit regnen über diejenigen, die ihr hartes Herz Gott gegenüber öffnen und den einlassen, der voller Gnade und Wahrheit ist, Jesus Christus. Dann macht er uns selbst heil und wird unser Leben gelingen lassen und fruchtbar machen wie ein Feld voller Weizen. Alles hängt davon ab, ob wir unser Herz Gott gegenüber öffnen oder es weiter verhärten. Wir sollten Gottes Einladung zur Umkehr nicht verachten, sondern sie wahrnehmen. Wir sollen die Entscheidung, Gott ernsthaft zu suchen, nicht verschieben, weil die Zeit dafür für jeden begrenzt ist. Lasst uns unser Herz für Gott neu öffnen und ihn einlassen! Lasst uns nicht dort stehen bleiben, wo unsere Buße bisher geendet hat, sondern ein Neues pflügen und ihm ganz vertrauen und in allem gehorchen, damit er kommt und Gerechtigkeit über uns regnen lässt!

Betrachten wir den restlichen Text. Nach Gottes inständigem Appell an die Israeliten, Buße zu tun, spricht der Text noch einmal über ihren momentanen Zustand. Vers 13a sagt: „Ihr aber pflügt Böses und erntet Übeltat und esset Lügenfrüchte.“ Sie pflügten nicht ein Neues und säten gute Saat in ihrem Leben, sondern sie pflügten Böses; als Folge davon mussten sie auch üble Früchte der Sünde ernten und essen. Dass Gott ihnen hier einen Spiegel vorhielt, bedeutet nicht, dass sie keine Chance hätten, Buße zu tun. Es war eine umso stärkere Herausforderung zur Buße. Wenn sie sich aber weiterhin weigern würden, Buße zu tun, würde es bestätigen, dass Gott Recht hatte, sie zu richten.

Die Verse 13b-15 lauten: „Weil du dich nun verlässt auf deinen Weg und auf die Menge deiner Helden, darum soll sich ein Getümmel erheben in deinem Volk, dass alle deine Festungen zerstört werden, gleichwie Schalman zerstörte Bet-Arbeel damals im Krieg, als die Mutter zerschmettert wurde samt den Kindern. So soll’s euch zu Bethel auch ergehen um eurer großen Bosheit willen; schon früh am Morgen wird der König von Israel untergehen.“ Zum Schluss dieses Textes fasst Gott nochmals ihre Schuld und die drohende Strafe dafür zusammen. Sie verließen sich auf sich selbst, auf andere Menschen, vor allem Soldaten und ihre Festungen, aber nicht auf den lebendigen Gott. Wenn sie dafür keine Buße täten, würden alle ihre Festungen zerstört werden und ihr König untergehen. Was allein dieses drohende Schicksal abwenden könnte, wäre ihre Buße.

Lesen wir zum Schluss nochmals das Leitwort: „Säet Gerechtigkeit und erntet nach dem Maße der Liebe! Pflüget ein Neues, solange es Zeit ist, den Herrn zu suchen, bis er kommt und Gerechtigkeit über euch regnen lässt!“ (10,12) Heute haben wir gelernt, wie Gott sein Volk inständig dazu einlädt, gründlich Buße zu tun. Durch Buße kann jeder Mensch das Schicksal von Sünde und gerechter Strafe von sich abwenden und stattdessen Gottes Gerechtigkeit und seinen Segen empfangen. Möge Gott uns helfen, ein Neues zu pflügen und unsere Herz für Gott, seine Gnade und seinen Willen weit aufzumachen, damit er zu uns kommen und Gerechtigkeit über uns regnen lassen kann!

 

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