Predigt: Hebräer 10,32 – 11,7 (Sonderlektion II)

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Der Glaube, der Gott gefällt

 „Aber ohne Glauben ist’s unmöglich Gott zu gefallen; denn wer zu Gott kommen will, der muss glauben, dass er ist und dass er denen, die ihn suchen, ihren Lohn gibt.“

(11,6)

Letzten Sonntag haben wir durch die Predigt über Kap. 10 gehört, wie der Verfasser die Empfänger zum Glauben ermutigt hat. Er erinnerte sie an das einzigartige und einmalige Opfer Jesu Christi, das unvergleichlich besser war als die Opfer im Alten Bund, und dass wir durch das Blut Jesu einen neuen lebendigen Weg zu Gott haben und nun mit Zuversicht vor Gott treten können. Er ermutigte sie dazu, ihr Vertrauen auf Gott und die bleibende Habe im Himmel nicht wegzuwerfen, sondern aus Glauben zu leben – wir werden nachher gleich nochmals darauf eingehen. Aber hauptsächlich wollen wir die ersten sieben Verse von Kap. 11 betrachten. Denn um sie weiter zum Glauben zu ermutigen, behandelt der Verfasser dort wichtige, grundlegende Fragen: Was ist Glaube überhaupt ist? Welche Möglichkeiten schenkt der Glaube uns Menschen und warum ist er für ihn so wichtig? Welche Bedeutung hat der Glaube eines Menschen vor Gott? Was bewirkt der Glaube, welches „Resultat“ hat er? Die Antworten auf diese wichtigen Fragen gibt der Verfasser nicht bloß theoretisch, sondern durch Beispiele von Menschen, die durch ihr Leben gezeigt haben, was Glaube ist und welche großartige Bedeutung er für Gott und für die Menschen hat. Möge Gott jeden ansprechen und uns helfen, die Bedeutung des Glaubens und Gott selbst mehr zu erkennen, und uns zum Glauben ermutigen!

Erinnern wir uns zu Anfang nochmals anhand des letzten Abschnitts von Kap. 10 (32-39) daran, in welcher Situation sich die Empfänger befanden. Sie hatten früher während der Verfolgungen guten Glauben gehabt. Wegen ihres Glaubens an Jesus hatte man ihren Besitz geraubt, ihnen also ihre Äcker weggenommen oder ihre Häuser geplündert, und hatte einige von ihnen ins Gefängnis geworfen. Aber sie hatten das mit Freude erduldet, weil sie glaubten, dass sie eine bessere und bleibende Habe im Himmel besaßen (34). Doch obwohl die Welle der Verfolgung anscheinend nun abgeebbt war, waren sie im Lauf der Zeit im Glauben müde geworden. Angesichts ihrer sichtbaren Realität mögen ihnen viele Fragen gekommen sein, wie etwa: Warum habe ich wegen meines Glaubenslebens so viele Nachteile und Probleme? Wo sind die Vorteile? Was soll ich machen, wenn die Verfolgung nochmal losgeht und sie uns diesmal mich ins Gefängnis werfen oder uns alle aus der Stadt jagen? Die akuten Nöte und die Sorge vor noch größeren Schwierigkeiten ließen sie auf ihre derzeitige Situation und Probleme sehen und lenkte ihren Blick ab von Gott und dem, was er ihnen geben wollte. – Das ist auch ein Problem, das wir selbst gut kennen, nicht wahr? – Darum erinnerte sie der Verfasser an ihren früheren Glauben und ermahnte sie inständig: „Darum werft eurer Vertrauen nicht weg, welches eine große Belohnung hat.“ Sie sollten ihren Blick wieder auf Gott und auf die große Belohnung richten, die er ihnen geben würde. Gottes große Belohnung, die sie über die Beschäftigung mit ihren Problemen aus den Augen verloren hatten, ist sein herrliches Reich, das ewig ist und das Ziel ihres Lebens ist. Daher sollten sie wieder auf Gott und seine große Belohnung sehen und inmitten der Schwierig­keiten aus Glauben leben. Das war nicht nur ein guter Rat des Verfassers, sondern war Gottes Wille und von entscheidender Bedeutung für ihr Leben. Darum zitierte er Gottes Wort aus dem Propheten Habakuk: „Mein Gerechter aber wird aus Glauben leben. Wenn er aber zurückweicht, hat meine Seele kein Gefallen an ihm“ (38). Aus Glauben zu leben, ist der einzige Weg, um vor Gott gerecht zu werden und das Ziel seines Lebens zu erreichen. Deshalb beließ der Verfasser es nicht bei seiner klaren Lehre, sondern fügte eine starke Ermutigung hinzu: „Wir aber sind nicht von denen, die zurückweichen und verdammt werden, sondern von denen, die glauben und die Seele erretten“ (39). Das war eine starke Ermutigung zum Glauben. Sie sollten trotz der Probleme und Leiden unbedingt weiter aus Glauben leben und dadurch ihre Seele erretten. Weil dies im wahrsten Sinne des Wortes lebenswichtig ist, schrieb der Verfasser ein weiteres langes Kapitel, um sie zum Glauben und zum Leben aus Glauben zu ermutigen. Im berühmten Kap. 11 erklärt er grundlegend, was Glaube ist, welche Bedeutung Glaube für Gott hat, warum er für uns Menschen so wichtig ist, und was es praktisch heißt, aus Glauben zu leben. Dazu führt er viele Beispiele von Menschen an, die aus Glauben gelebt haben, von denen wir die ersten drei heute betrachten wollen.

Betrachten wir Vers 1: „Es ist aber der Glaube eine feste Zuversicht auf das, was man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht.“ Dieser Vers ist eine Art Definition des Glaubens. Glaube ist mehr als eine starke Vermutung oder Annahme, wie das Wort heute vielfach verwendet wird (ich glaube, heute wird‘s regnen, deshalb nehme ich eine Regenjacke mit). Wahrer Glaube bezieht sich auf etwas, was man hofft, was man noch nicht hat, was man nicht sieht. Mit dem so beschriebenen „Objekt“ des Glaubens ist Gott und die geistliche Welt gemeint, die man noch nicht sieht. Nur Gott, der ewig ist und schon im Anfang war und der alles in der Hand hat, kann der Gegenstand unserer wahren Hoffnung sein, und ihn können wir nicht sehen, ebensowenig wie das, was er uns verheißen hat. Wie können wir schwachen sterblichen Menschen diesen ewigen allmächtigen Gott erkennen? Mit unseren physischen Augen sicher nicht, mit denen wir nicht einmal erkennen können, was am anderen Ende der Landhausstraße passiert. Wie können wir die unfassbar große Kluft zwischen unserer niedrigen, vergänglichen Realität zu seiner heiligen, ewigen und herrlichen Realitält überbrücken? Betrachten wir noch einmal Vers 1: „Es ist aber der Glaube eine feste Zuversicht auf das, was man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht.“ Es ist möglich durch den Glauben. Durch Glauben können wir die Realität Gottes erkennen und sein Wirken erfahren. William MacDonald schrieb in seinem Kommentar zu Vers 1, dass der Glaube das Unsichtbare für uns sichtbar macht; Glaube holt das Zukünftige in unsere Gegenwart und macht uns über Dinge gewiss, die wir nicht sehen können. Das griechische Wort, das Luther mit „feste Zuversicht“ übersetzt hat, heißt „hypostasis“, was wörtlich „darunter stehen“ bedeutet. Das besagt, dass es beim Glauben um eine Wirklichkeit geht, unter die man sich stellt und gemäß dieser Wirklichkeit denkt und lebt. Deshalb heißt es in der Elberfelder Übersetzung an dieser Stelle, dass der Glaube „eine Wirklichkeit“ dessen ist, was man hofft, und „ein Überführtsein von Dingen, die man nicht sieht“. Beim Glauben geht es nicht um eigene Gefühle oder Gedanken, sondern um die größte und absolute Realität, nämlich den lebendigen ewigen Gott. Es geht um Gottes Reden und Handeln in der Geschichte und damit um reale Tatsachen, die man an-erkennt und aufgrund derer man anfängt zu leben. Glaube ist die Brücke von uns begrenzten, vergänglichen Menschen zu dem einzig ewigen und wahrhaft lebendigen Gott.

Was wollte der Verfasser damit den Empfängern über den Glauben sagen? Sie beschäftigten sich viel mit ihren aktuellen Problemen. Sie fragten sich, wie lange sie so noch so leben sollten und was sie davon hatten, und dies erschien ihnen dringend und wichtig. Aber der Verfasser verkündigt ihnen die wichtigste größte Realität, die eine absolute Bedeutung hat, nämlich den lebendigen Gott, der ewig ist und alles bestimmt. Sie sollten statt sich wegen ihrer momentanen Probleme Sorgen zu machen und zu zweifeln, auf Gott schauen und durch den Glauben an ihn feste Zuversicht auf ihn haben. Wenn sie wieder auf Gott und seine große Belohnung schauen und darauf feste Zuversicht erneuern würden, würden vor dieser Realität ihre momentanen Probleme klein werden, und sie könnten wieder erkennen, dass das Ziel ihres Lebens nicht in dieser Welt liegt, sondern in Gott und seinem herrlichen Lohn, den er ihnen und uns allen, die an ihn glauben, geben will. Möge Gott uns helfen, nicht auf unsere eigene Lage, sondern auf Gott und auf seine große Belohnung zu sehen und mit fester Zuversicht auf seine Liebe und seine Belohnung zu leben!

Wie ermutigt der Verfasser sie weiter zu diesem Glauben? Betrachten wir Vers 2: „Durch diesen Glauben haben die Vorfahren Gottes Zeugnis empfangen.“ Dieser Vers sagt ihnen und uns, dass der Glaube, der in Vers 1 beschrieben wurde, nicht bloß eine Theorie ist, sondern dass viele geistliche Vorfahren durch diesen Glauben gelebt und Gottes Zeugnis erlangt haben. Im restlichen Kapitel stelle er viele dieser Vorfahren vor. Aber hier im Vers 2 sagt er vorab einen gemeinsamen Punkt und damit etwas sehr Wichtiges über den Glauben, nämlich dass sie durch diesen Glauben Gottes Zeugnis empfangen haben. Was bedeutet das? Gottes Zeugnis zu empfangen bedeutet so viel wie Gottes Anerkennung oder seine Bestätigung für unser Leben zu bekommen. Gottes Zeugnis zu bekommen, ist absolut lebenswichtig und kann, anders als alle Zeugnisse in der Welt, durch nichts ersetzt werden. Denn mit Gottes Zeugnis ist seine Anerkennung und all sein Segen im Leben hier und in der Ewigkeit verbunden. Wer dagegen versäumt, Gottes Zeugnis im Leben zu empfangen, hat sein Leben verwirkt und muss als Konsequenz eine gigantische Katastrophe erfahren. Die wichtige Frage ist daher, wie wir Gottes Zeugnis empfangen können. Fast alle Religionen drehen sich um diesen Punkt. Man versucht, durch das Halten bestimmter Gesetze oder das Praktizieren bestimmter Regeln oder Rituale oder allgemein durch „gute Werke“ Gottes Anerkennung zu erlangen. Aber dadurch kann niemand Gottes Anerkennung erlangen. Aber sehen wir uns nochmals Vers 2 an. Die Vorfahren haben Gottes Zeugnis durch diesen Glauben empfangen – durch den Glauben, der eine feste Zuversicht auf Gott ist und ein Nichtzweifeln an seinem Willen und seinen Verheißungen. Das lässt uns die unfassbar große Bedeutung des Glaubens erkennen. Viele denken, dass sie auch ohne Glauben leben könnten, ihnen kann der Glaube unnötig oder sogar überflüssig vorkommen. Aber der Glaube an Gott hat eine absolute Bedeutung, weil wir allein durch den Glauben Gottes Anerkennung erlangen und ihm gefallen können.

Welche Erkenntnis kann man durch den Glauben erlangen? Betrachten wir Vers 3: „Durch den Glauben erkennen wir, dass die Welt durch Gottes Wort geschaffen ist, sodass alles, was man sieht, aus nichts geworden ist.“ Dieser Vers spricht über den grundlegenden Glauben. Richtiger Glaube an Gott fängt damit an, dass man glaubt, dass Gott die Welt geschaffen hat. Aber wie kann man erkennen, dass die Welt wirklich von Gott geschaffen wurde? Im Lauf der letzten Jahrhunderte haben sich die Naturwissenschaften der Frage nach der Entstehung der Welt und aller Dinge angenommen und versucht, darauf eine Antwort zu geben. Aber selbst die zurzeit gängige Lehre vom Urknall ist eine Theorie, die auf verschiedenen Annahmen beruht, und die entscheidende Fragen offen lässt: Selbst wenn alle Materie auf einen winzig kleinen Punkt konzentriert gewesen wäre, der dann explodiert ist, woher kam diese Materie? Und woher kam die unfassbare Energie, die die Masse so extrem verdicht hat und warum hat sie das? Die Frage nach dem Ursprung aller Dinge, der prima causa, ist keine Frage, die man mit naturwissenschaftlichen Untersuchungen der jetzt existierenden Welt herausfinden kann; sie übersteigt ihre Möglichkeiten, was auch namhafte Wissenschaftsphilosophen bestätigen.

Wie können wir aber erkennen, dass die Welt wirklich von Gott geschaffen ist? Betrachten wir noch einmal Vers 3: „Durch den Glauben erkennen wir, dass die Welt durch Gottes Wort geschaffen ist, sodass alles, was man sieht, aus nichts geworden ist.“ Diese gewaltige Erkenntnis ist möglich durch den Glauben. Wenn wir durch Glauben das Zeugnis der Bibel annehmen, erkennen wir, dass Gott real lebt, dass er ewig und der lebendige Gott ist und dass die Welt und alles, was existiert, durch ihn geschaffen ist. So konfrontierte der Verfasser die Empfänger mit dem allmächtigen und ewigen Gott, der alles geschaffen und alles unter seiner Kontrolle hat. Gott ist die Grundlage allen Seins und die letzte Realität. Dieser Glaube würde ihre Sichtweise verändern. Diese Erkenntnis verändert auch unsere Sichtweise und schenkt uns eine ganz neue Lebenseinstellung. Dann können wir den Sinn und das Ziel unseres Lebens finden. Schöpfungsglaube ist der Anfang und der grundlegende Glaube. Durch diesen Glauben können wir anfangen, Gott kennen zu lernen und ihn zu erfahren.

Wie ist es dann möglich, aus dem Glauben an Gott zu leben? Betrachten wir nun die ersten Beispiele, die der Verfasser dazu aufführt. Betrachten wir Vers 4: „Durch den Glauben hat Abel Gott ein besseres Opfer dargebracht als Kain; deshalb wurde ihm bezeugt, dass er gerecht sei, da Gott selbst es über seinen Gaben bezeugte; und durch den Glauben redet er noch, obwohl er gestorben ist.“ Der erste Glaubensvorfahr, der erwähnt wird, ist Abel, der zweite Sohn von Adam und Eva. In 1. Mose 4 heißt es über Abel und seinen Bruder Kain, dass Kain ein Ackerbauer war und Abel ein Schafhirte war. 1. Mose 4,3-5 berichtet: „Es begab sich aber nach etlicher Zeit, dass Kain dem HERRN Opfer brachte von den Früchten des Feldes. Und auch Abel brachte von den Erstlingen seiner Herde und von ihrem Fett. Und der HERR sah gnädig an Abel und sein Opfer, aber Kain und sein Opfer sah er nicht gnädig an. Da ergrimmte Kain sehr und senkte finster seinen Blick.“ Kain und Abel brachten Gott Opfer. Wir erfahren hier nichts Näheres über ihre Motivation; vermutlich hatten sie von ihren Eltern gelernt, dass man Gott Opfer bringen sollte, um ihn als Gott anzuerkennen und um die Vergebung der eigenen Sünden zu bitten. Nun heißt es, dass Gott Abel und sein Opfer gändig ansah, aber Kain und sein Opfer nicht gnädig ansah. Während in der Genesis etwas offen bleibt, aus welchem Grund Gott so reagierte, wird in unserem Vers 7 klar, was der Unterschied war. Abel brachte Gott durch den Glauben ein besseres Opfer als sein Bruder Kain. Abel brachte die Erstlinge seiner Herde und von ihrem Fett. Er brachte Gott das Beste, was er hatte, das Beste vom Besten. Darin zeigt sich, dass er wirklich glaubte, dass Gott lebt, und ihn suchte. Außerdem brachte er Gott Tieropfer und vergoss dafür ihr Blut, was nötig ist, um Sühne für die Sünde zu erlangen. Wir wissen nicht, wie Abel das erkannt hatte. Manche Bibellehrer sagen, dass Gott selbst diesen Weg offenbart hatte, als er selbst Tiere schlachtete, um Adam und Eva Röcke von Fellen zu machen, möglicherweise hatten sie das ihre Söhne gelehrt (1. Mose 3,21). Auch wenn wir das nur annehmen können, ist hier sehr klar, dass Abel sehr ernsthaft danach gesucht, wie er Gott gefallen und seine Anerkennung erlangen kann. Dieser Glaube, der Gott absolut ernst nahm und danach suchte, Gott zu gefallen, drückt sich in seinem „besseren Opfer“ aus. Und Gott sah Abels Opfer gnädig an, was eine große Bedeutung hat. Obwohl Abel wegen der Eifersucht und Gottlosigkeit seines Bruders zu einem Märtyrer wurde, strahlt Abels Glaube wie ein helles Licht bis in unsere Zeit und bezeugt uns, wie man Gott ernsthaft suchen soll. Durch diesen Glauben redet Abel auch heute noch, obwohl er längst gestorben ist, und ermutigt uns dazu, Gott wirklich ernst zu nehmen und ihn zu suchen.

Betrachten wir Vers 5:Durch den Glauben wurde Henoch entrückt, damit er den Tod nicht sehe, und wurde nicht mehr gefunden, weil Gott ihn entrückt hatte; denn vor seiner Entrückung ist ihm bezeugt worden, dass er Gott gefallen habe.“ Das zweite Beispiel für ein Leben aus Glaube ist das von Henoch. Henoch war einer der Nachkommen von Adams drittem Sohn Set, drei Generationen vor Noah. Eigentlich wissen wir nicht viel über Henoch. 1.Mose 5,21-24 sagt uns, dass Henoch mit Gott wandelte und dass Gott ihn, weil er mit Gott wandelte, hinwegnahm und er nicht mehr gesehen wurde. Das Kennzeichen von Henochs Glauben war seine Gemeinschaft mit Gott. Durch den Glauben nahm er Gottes Existenz so ernsthaft an, dass er sein ganzes Leben in Gemeinschaft mit Gott führte. Er nahm Gott so ernst, dass er Gott in allen Bereichen seines Lebens als Herrn annahm und danach strebte, mit Gott und im Einklang mit seinem Willen zu leben. Henochs Leben in Gemeinschaft mit Gott gefiel Gott so gut, dass er ihm den Tod ersparte und ihn für damalige Verhältnisse früh aus dieser Welt zu sich holte.

Das Leben von Abel und Henoch waren sehr verschieden. Abel starb früh als Märtyrer, während Henoch wegen seines Glaubens niemals starb, sondern von Gott entrückt wurde. Aber gemeinsam ist, dass sie beide Gottes Zeugnis empfingen. Das Leben von Abel und Henoch bezeugen uns somit, dass es beim Glauben nicht darum geht, ob wir durch unseren Glauben in dieser Welt etwas bekommen oder nicht, zum Beispiel ein äußerlich sichtbar gesegnetes Leben, Erfolg im Dienst für Gott oder in der Welt. Es geht vor allem darum, dass wir durch den Glauben Gott gefallen und sein Zeugnis erlangen, mit dem vor allem sein wahrer Segen verbunden ist, nämlich ewiges Leben in seinem Reich.

Betrachten wir auch den Vers 6: „Aber ohne Glaube ist es unmöglich, Gott zu gefallen; denn wer zu Gott kommen will, der muss glauben, dass er ist, und dass er denen, die ihn suchen, ihren Lohn gibt.“ Hier fasst der Verfasser zusammen, welche absolute Bedeutung der Glaube für uns Menschen hat. Der Glaube hat so eine große Bedeutung, weil wir dem lebendigen Gott gerade durch unseren Glauben gefallen können und nur dadurch. Jeder Mensch denkt von sich ausgehend, wie er denken und leben will und welcher Weg richtig ist. Aber Vers 6 verkündigt uns Gott, der die einzige ewige und absolut gültige Realtität ist und den wir suchen und dem wir gefallen müssen. Denn Gott ist, er allein existiert im wahren Sinn, wohingegen alles und alle anderen von ihm kommen und nur abhängig von ihm für eine begrenzte Zeit da sind. Darum stellte sich Gott dem Mose, als der ihn nach seinem Namen fragte, so vor: „Ich werde sein, der ich sein werde.“ Gott ist der Einzige, der wirklich ist und immer sein wird. Im Vergleich zu ihm ist unser Dasein nur wie ein Schatten oder wie das Leben einer Eintagsfliege. Doch wir können zu diesem heiligen Gott kommen und seinen Lohn bekommen, wenn wir und indem wir an ihn glauben. Es gibt keinen anderen Weg. Jeder, der zu Gott kommen will, muss glauben, dass er ist, und dass er denen, die ihn suchen, ihren Lohn gibt. Gott durch Glauben anzuerkennen, ist der grundlegende Schritt von der geistlichen Ignoranz zur Erkenntnis.

Dabei redet Vers 6 von den Menschen, die Gott suchen. Das griechische Wort für suchen (ekzeteo) bedeutet wörtlich erforschen, fleißig suchen, nach etwas verlangen, daher heißt es auch in einer englischen Übersetzung „those who diligently seek him“. Wenn wir über Gott nur diskutieren wollen, ohne ernsten Wunsch, ihn zu erkennen, können wir schwer erwarten, dass Gott uns belohnt. Aber wenn wir Gott ernsthaft suchen, wirklich danach trachten, ihn zu erkennen und ihm zu gefallen, wird er uns seinen Lohn geben. Was ist Gottes Lohn? Gottes Lohn ist umfassend und kann vieles bedeuten. Durch den Glauben Gott zu erkennen und in Gemeinschaft mit ihm zu leben, ist an sich ein sehr großer Lohn und der größte Segen, den ein Mensch hier auf der Erde erfahren kann. Der größte und ultimative Lohn Gottes ist aber, dass Gott uns das ewige Leben in seinem Reich gibt.

Betrachten wir Vers 7a: „Durch den Glauben hat Noah Gott geehrt und die Arche gebaut zur Rettung seines Hauses, als er ein göttliches Wort empfing über das, was man noch nicht sah; …“ Der dritte Glaubensheld ist Noah. Noah lebte in einer gottlosen Zeit, in der die Menschen sehr gegen Gott sündigten. Jesus beschreibt diese Zeit in Lk 17,26.27 als eine Zeit, in der die Menschen sich nur mit essen, trinken und heiraten beschäftigten, und dabei ihr ganzes Leben ohne Gott führten. Die Welt war voller Frevel und reif für das Gericht. 1. Mose 6 berichtet uns dagegen, dass Noah fromm war und zu seinen Zeiten untadelig lebte; er wandelte mit Gott. Noah war auch ein Nachkomme Adams und konnte nicht alles nach Gottes Willen tun. Aber er lebte aus Glauben an Gott nach seinem Willen. Unser Vers 7 betont, dass Noah Gott dadurch geehrt hat, dass die riesige Arche gebaut hat, obwohl weit und breit kein Wasser war, als Gott ihn durch sein Wort dazu aufforderte. Sein Glaube drückte sich in seinem Gehorsam gegenüber Gottes Wort aus. Er baute die Arche durch den Glauben, dass Gottes Wort wahr ist, anstatt auf das zu vertrauen, was seine Augen sahen, und zu berechnen. Dieser Glaube Noahs ehrte Gott. Das Bauen des riesigen Schiffs muss jahrelang, vielleicht jahrzehntelang all seine Zeit und Kraft und Geld erfordert haben, vielleicht alles, was er hatte. Aber gerade darin zeigt sich sein Glaube, und den hat Gott reichlich belohnt. Denn dadurch erlangte Noah die Rettung vor der tödlichen Sintflut für ihn und seine ganze Familie. Dass Noah durch seinen praktischen Glauben bzw. seinen Gehorsam gegenüber Gottes Wort gerettet wurde und auch zum Segen für andere wurde, ist ein Hinweis auf das rettende Wort, das Gott nun schon seit etwa 2000 Jahren durch seinen Sohn geredet hat und das alle selig macht, die daran glauben.

Vers 7b: „ durch den Glauben sprach er der Welt das Urteil und hat ererbt die Gerechtigkeit, die durch den Glauben kommt.“ Sein Gehorsam aus Glauben an Gott, dass er die Arche baute, war eine Predigt an die Menschen seiner Zeit. Es muss sich im Laufe der Jahre überall herumgesprochen haben, dass da einer mitten auf dem Land ein riesiges Schiff baute, weil Gottes eine große Flut angekündigt hatte. Durch sein gehorsames Leben aus Glauben hatten die Menschen einen klaren Hinweis auf Gott und sein gerechtes Gericht und die Chance, diesen Gott zu suchen und sich zu ihm zu bekehren. Das gilt auch für uns. Wenn wir wie Noah durch den Glauben Gott und seinem Evangelium gehorchen, wird unser Leben die Menschen auf Gottes Gericht und auf die Rettung durch seinen Sohn Jesus hinweisen.

Lesen wir zum Schluss nochmals das Leitwort. „Aber ohne Glauben ist’s unmöglich Gott zu gefallen; denn wer zu Gott kommen will, der muss glauben, dass er ist und dass er denen, die ihn suchen, ihren Lohn gibt.“ Heute haben wir erfahren was der Glaube ist und warum er so wichtig ist. Gott helfe uns, durch den Glauben die wichtigste Realität, Gott selbst zu erkennen und sein ewiges Reich als Lebensziel zu verfolgen, indem wir durch diesen Glauben leben.

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