Predigt: Die Gemeinde, die Jesus unter uns bauen will – Gesendet zur Mission 4 – Apostelgeschichte 19,23-41

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Spirituell relevante Mission (2)

„Es erhob sich aber um diese Zeit eine nicht geringe Unruhe über den Weg.“

Apg 19,23

Letzte Woche haben wir betrachtet, wie Paulus in der Stadt Ephesus gewirkt hat. Ephesus war die Hauptstadt der römischen Provinz Asia und eine Hochburg des Artemiskults. Anders als in anderen Städten lehrte Paulus dort zwei Jahre lang täglich in der Schule des Tyrannus. Die Mission in Ephesus war außergewöhnlich fruchtbar. Alle, die in der Provinz Asia wohnten, hörten das Wort des Herrn. Zahlreiche Menschen kamen zum Glauben an Jesus und begannen ein neues Leben. Gott unterstützte Paulus‘ Lehre des Evangeliums durch viele Wunder, die er durch seine Hände geschehen ließ. Vers 20 sagt zusammenfassend: „So breitete sich das Wort aus durch die Kraft des Herrn und wurde mächtig.“

Der heutige Text zeigt eine andere Auswirkung von Paulus‘ Wirken in Ephesus. Wir erfahren von einem Aufruhr und großen Tumulten, die sich um diese Zeit ereigneten und bei denen das Leben von Paulus und seinen Mitarbeitern in Gefahr geriet. Wie kam es dazu? Und warum berichtet der Verfasser so detailliert über diesen Aufruhr? Lasst uns heute mindestens zwei wichtige Punkte von Paulus‘ Mission lernen!

I. Der Aufstand des Demetrius (23-29)

Unser Text beginnt mit den Worten: „Es erhob sich aber um diese Zeit eine nicht geringe Unruhe über den Weg“ (23). Die Worte „eine nicht geringe Unruhe“ sind eine dezente Umschreibung für einen richtigen Aufruhr und chaotische Tumulte, zu denen es in Ephesus kam. Wie kam es dazu? Ein Silberschmied namens Demetrius machte silberne Tempel der Artemis und verschaffte den Handwerkern dadurch nicht geringen Gewinn. Wie Toni letzten Sonntag zum Teil schon erklärt hat, war dieser Tempel sehr groß und prächtig und galt als einer der sieben Weltwunder. Er war nach Vorgaben von Alexander dem Großen in über 220 Jahre prachtvoll gebaut worden. Er hatte über 120 Säulen aus Marmor, die jeweils etwa 17 Meter hoch und oben mit Figuren verziert waren. Im Innern befand sich das Bild einer Göttin, die die Naturkraft verkörperte und die die Griechen mit der Göttin Artemis gleichsetzten. Diese „Göttin“ wurde nicht nur von den Menschen in Ephesus verehrt, sondern aus der ganzen Provinz Asia und sogar aus dem ganzen römischen Reich kamen Pilger, um diese Göttin zu verehren oder zumindest den prächtigen Tempel zu bewundern. Die silbernen Nachbildungen des Tempels waren klein genug, dass man sie als Amulette am Körper tragen konnte. Sie müssen großen Absatz gefunden haben, weil es damals üblich war, solche Amulette auf Reisen mitzunehmen und sie sonst in seinem Haus aufzustellen, um dadurch Schutz für die Bewohner zu erlangen. Insbesondere war die Artemis der Epheser ein allgemein verehrtes Objekt der Anbetung.

Die Kunsthandwerker und deren Zuarbeiter machten ein gutes Geschäft mit der Herstellung der silbernen Tempel. Demetrius machte in seiner Rede keinen Hehl daraus, dass es ihm darum ging, dieses Geschäft zu erhalten. Er befürchtete, dass ihr Gewerbe zugrundegehen würde, wenn sie Paulus weiterhin gewähren ließen. Er hatte verstanden, dass Paulus‘ Predigt vom Schöpfer Gott und seinem Sohn Jesus Christus in der Konsequenz bedeutete, dass das, was mit Händen gemacht ist, keine Götter sind. Er wusste auch, dass Paulus in der ganzen Provinz viel Volk davon überzeugte, daran zu glauben. Demetrius selbst war aber nicht bereit, die Wahrheit anzunehmen, sondern hatte nur im Sinn, durch den weiteren Verkauf von kleinen silbernen Götzentempeln seinen Wohlstand zu erhalten.

Um auch die anderen Kunsthandwerker und die Zuarbeiter für sein Anliegen zu gewinnen, verband er sein materielles Ziel geschickt mit ihrer kulturellen Identität und mit ihrem religiösen Gefühl, indem er sagte: „Aber es droht nicht nur unser Gewerbe in Verruf zu geraten, sondern auch der Tempel der großen Göttin Artemis wird für nichts geachtet werden; und sie selbst, die verehrt wird in der ganzen Provinz Asia, ja auf dem ganzen Erdkreis, wird ihrer Hoheit beraubt.“ Diese Worte verfehlten nicht ihre Wirkung. Bei der Vorstellung, dass ihr weltberühmter Tempel verachtet und ihre große Göttin ihrer Hoheit beraubt würde, gingen bei ihnen die roten Lampen an. Sie wurden von Zorn erfüllt und schrien: „Groß ist die Artemis der Epheser!“ (28) Ihre Wut auf Paulus steckte auch die anderen Menschen in Ephesus an. Vers 29 sagt, dass die ganze Stadt in Aufruhr geriet. Sie stürmten einmütig zum Theater und ergriffen zwei Mitarbeiter von Paulus, nämlich Gaius aus Derbe und Aristarch aus Makedonien. Der wilde Aufruhr und die aufgeheizte wütende Stimmung bedeuteten für Paulus und seine Mitarbeiter echte Lebensgefahr. Blinder Eifer und Fanatismus für eine falsche Religion führt oft zu so einem aggressiven Verhalten. Dagegen führt der Eifer von Christen für Jesus dazu, dass sie nüchtern werden und bereit, auf ihre Ehre und ihre Rechte zu verzichten und um seinetwillen Leiden auf sich zu nehmen.

Warum berichtet die Apostelgeschichte aber so ausführlich über diesen Aufruhr? Aus Mitleid mit den Silberschmieden, deren Verkauf von silbernen Götzentempeln zurückging, sicher nicht. Der Bericht macht vielmehr nochmal von einer anderen Seite her deutlich, wie mächtig Gott in Ephesus und in der ganzen Provinz wirkte, als Paulus zwei Jahre lang intensiv das Evangelium lehrte. Ephesus war eine Hochburg des Götzendiensts, die meisten Einwohner waren leidenschaftliche Anhänger des Artemiskults. Als Paulus anfing, dort zu predigen, sah es fraglich aus, ob die Menschen wirklich bereit wären, das Evangelium anzunehmen. Außerdem erfuhr Paulus in Ephesus auch heftigen Widerstand vonseiten der Juden. Einige widersprachen und lästerten so heftig, dass Paulus überlegt haben muss, ob seine Missionstätigkeit dort überhaupt noch Sinn machte. Aber anstatt aufzugeben, suchte er einen anderen Weg, wie er doch Gottes Evangeliumswerk dienen konnte. Er trennte sich von den verstockten Menschen, sonderte auch die Jünger ab, die schon zum Glauben gekommen waren, und redete täglich in der Schule des Tyrannus. Das griechische Wort für „redete“ besagt nicht, dass Paulus dort predigte, sondern dass er mit ihnen in Dialogform redete. Dass Paulus sich täglich mit einigen Menschen in einem Schulraum über das Evangelium unterhielt, sah in einer Großstadt wie Ephesus eigentlich unbedeutend aus. Aber als er einigen Menschen täglich das Evangelium persönlich intensiv erklärte, wirkte Gott dadurch mächtig! Gottes Wort veränderte die, die ihm zuhörten, sodass sie an Gott und seinen Sohn Jesus glaubten und seine Jünger wurden. Durch das tägliche Bibelstudium mit Paulus wurden sie von Jesus so überzeugt und begeistert, dass sie ihren Freunden und Nachbarn in Ephesus und auch den Leuten in den Städten und Dörfern in der Provinz Asia von Jesus weitersagten, sodass alle, die in der Provinz Asia wohnten, das Wort des Herrn hörten, und zwar Juden und Griechen (10). Das Wort Gottes überwand die Hindernisse und Grenzen von Religion und Kultur. Viele erkannten, dass das, was mit Händen gemacht ist, keine Götter sind, sodass sie aufhörten, das Bild der Artemis zu verehren und silberne Abbilder ihres Tempels zu kaufen, sodass die Absatzzahlen der Silberschmiede einbrachen. In zahlreichen Städten entstanden christliche Gemeinden, unter anderem in den sieben Städten, die im Buch Offenbarung erwähnt werden. Der Aufruhr des Demetrius war auch eine Folge dieser Wirksamkeit Gottes, nämlich der Widerstand derer, die das Evangelium nicht annehmen wollten. Es war sozusagen die Kehrseite der Medaille. Der Verfasser hat darüber so ausführlich berichtet, weil dadurch auch von der anderen Seite her sichtbar wird, wie mächtig Gott gewirkt hat.

Und was heißt das für uns? Das Evangelium wirkt mächtig, wenn wir es Menschen mit Geduld und intensiv bezeugen. Viele Menschen haben aufgrund ihrer Weltanschauung, ihrer Religion oder ihrer ganz persönlichen Gedanken und Erfahrungen Hindernisse, an das Evangelium zu glauben. Aber das Evangelium hat in sich Kraft, zu wirken und alle gedanklichen, religiösen und kulturellen Hindernisse zu überwinden, wenn es klar bezeugt und geglaubt wird. Natürlich sind wir nicht wie Paulus und können uns in der geistlichen Weisheit und Kraft nicht mit ihm vergleichen. Aber das bedeutet nicht, dass Gott nicht wirken könnte, wenn wir das Evangelium weitergeben. Auch wenn wir schwach sind, hat das Evangelium Kraft. Wenn wir mit Menschen in der Bibel lesen und ihnen das Evangelium von Herzen bezeugen, wird das Evangelium in ihnen wirken. Sie werden erkennen, dass keine Götter der Welt vertrauenswürdig sind, und werden ermutigt, auf Jesus und seine Liebe zu vertrauen. Natürlich werden nicht alle auf das Evangelium positiv reagieren. Wenn das Evangelium bezeugt wird, bewirkt es bei denen, die offen sind, Glauben, und bei anderen Widerspruch. Aber wir sollen darauf vertrauen, dass Gott sein Werk nach seiner Weisheit und seinem Zeitplan tut, und dafür dankbar sein, dass er uns für sein Werk gebraucht. Möge Gott uns helfen, das Evangelium einigen Menschen geduldig zu bezeugen und seine Wirksamkeit in ihnen zu erfahren!

II. Der Kanzler half Paulus und seinen Mitarbeitern (30-40)

Die Verse 30-40 beschreiben den weiteren Verlauf der Ereignisse und die Rede des Kanzlers, der das Volk beruhigte. Dadurch können wir etwas Wichtiges von Paulus Weisheit lernen. Zunächst berichtet der Vers 30, dass Paulus unter das Volk gehen wollte, die Jünger es ihm aber nicht zuließen. Paulus war immer bereit, zu den Menschen zu gehen, ohne Angst vor Gefahren zu haben. Aber in dieser Situation ließen es seine Mitarbeiter nicht zu, weil die Gefahr, dass er von der aufgebrachten Menge gelyncht würde, zu groß war. Gerade in Ausnahmesituationen ist es gut, wenn wir Mitarbeiter haben, die uns mit ihrer Weisheit einen Rat geben, wenn unsere eigene Meinung vielleicht nicht angemessen ist. Paulus war demütig genug, auf den Rat seiner Mitarbeiter zu hören. Auch einige der Oberen der Provinz Asien, die ihm freundlich gesinnt waren, sandten Boten zu ihm und ermahnten ihn, sich nicht zum Theater zu begeben. Dort schrien die einen dies und die andern das, und die Versammlung war in Verwirrung, und die meisten wussten gar nicht, warum sie zusammengekommen waren (32). Ein Mann namens Alexander wollte eine Erklärung vor der Menge abgeben, der von den Juden vorgeschickt wurde (und deshalb vermutlich ein Jude war und kein Judenchrist). Als die Menge aber erkannte, dass er ein Jude war, schrie alles wie aus einem Munde fast zwei Stunden lang: „Groß ist die Artemis der Epheser!“ (34) Ihr fanatischer Zorn richtete sich also nicht nur gegen die Christen, sondern auch gegen die Juden.

In den Versen 35-40 wird die Rede des Kanzlers wiedergegeben. Wie gelang es ihm, das Volk zu beruhigen und die Versammlung aufzulösen? Zunächst wartete er ab, bis die Menge sich müde geschrien hatte. Danach machte er zwei Feststellungen, um sie zu beruhigen. Die eine war, dass doch jeder Mensch wisse, dass die Stadt Ephesus eine Hüterin der großen Artemis und ihres Bildes sei, das vom Himmel gefallen sei. Dadurch wollte er ihren angekratzten Stolz besänftigen und ihre Zuversicht auf ihre Identität stärken (35.36).

Als Zweites sagte er, dass Paulus und seine Mitarbeiter weder Tempelräuber noch Lästerer ihrer Göttin waren. Damit stellte er klar, dass sie sich keines schweren Vergehens schuldig gemacht hatten. Wenn Demetrius und die Handwerker Ansprüche gegen sie hatten, sollten sie sich an die Gerichte oder Statthalter wenden, die dafür zuständig waren. Falls die Menge etwas anderes wollte, sollte das in einer ordentlichen Versammlung geklärt werden, die regelmäßig stattfand. Im Vers 40 sagte er abschließend: „Denn wir stehen in Gefahr, wegen der heutigen Empörung verklagt zu werden, ohne dass ein Grund vorhanden ist, mit dem wir diesen Aufruhr entschuldigen könnten. Und als er dies gesagt hatte, ließ er die Versammlung gehen.“ Die Sorge, dass die Stadt wegen dieses Aufruhrs von Rom angeklagt würde, war nicht unberechtigt, weil Unruhen in den Provinzen das Letzte waren, was die Römer mochten. Wenn die Stadt wegen des Aufruhrs angeklagt worden wäre, geht man davon aus, dass die leitenden Beamten ihre Stellen verloren hätten und die Stadt einen Teil ihrer Privilegien. Insofern erfolgten die Bemühungen des Kanzlers um eine Beruhigung der Lage auch im eigenen Interesse.

Trotzdem ist auffallend, dass er in seiner Rede die christlichen Missionare verteidigte. Im Vers 37 sagte er: „Ihr habt diese Menschen hergeführt, die weder Tempelräuber noch Lästerer unserer Göttin sind.“ Warum sagte er das? Er sagte das, weil es offensichtlich wahr war. Wenn es nicht gestimmt hätte, hätte er das vor der wütenden Menge nicht einfach behaupten können.

Das lässt uns einen zweiten wichtigen Punkt über Paulus Mission erkennen. Paulus war bei seiner Mission sensitiv für die Kultur und die Religion der Menschen und ging mit Fingerspitzengefühl damit um. Das tat er wohl aus tiefem Respekt und Verständnis gegenüber den Menschen. Er verkündigte in Ephesus das Evangelium von Jesus als dem wahren König und Retter klar; aber er vermied es offensichtlich, dabei ihre Religion als verkehrt zu kritisieren und über ihre Göttin zu lästern, auch wenn er den Götzenkult selbstverständlich für Sünde hielt. Das war weise, weil eine Kritik an ihrer Religion sofort dazu geführt hätte, dass sie ihr Herz gegenüber dem Evangelium verschließen. Paulus vertraute darauf, dass das Evangelium selbst in ihnen wirken und sie zur geistlichen Einsicht führen würde. Seine respektvolle Haltung und sein weiser Umgang mit schwierigen Themen kommt in den schützenden Worten des Kanzlers über Paulus und seine Mitarbeiter indirekt zum Ausdruck. Dieses Verhalten von Paulus erklärt auch, warum einige der Oberen der Provinz Asia Paulus gegenüber freundlich gesinnt waren (Vers 31).

Was können wir davon lernen? Wir können von Paulus lernen, den Menschen, denen wir geistlich helfen wollen, mit Respekt zu begegnen und mit schwierigen Themen sensibel umzugehen. Auch wenn ihre Vorstellungen in vielem verkehrt sein mögen, sollten wir ihre Überzeugungen nicht kritisieren oder ihren Glauben schlechtreden, wenn sie einer anderen Religion anhängen. Vielen Menschen sind heute bestimmte Themen wie die Evolution, Abtreibung, Homosexualität oder Coronaimpfungen wichtig und so etwas wie neuralgische Punkte bei der Beurteilung ihres Gesprächspartners. Es wäre nicht weise, wenn wir sie voreilig mit Ansichten dazu konfrontieren würden, die sie vielleicht nicht verstehen und annehmen können und durch die sie ihr Bereitschaft verlieren, von uns das Evangelium zu hören. Wir können von Paulus auch sein Bemühen lernen, sein ganzes Leben so zu führen, dass die Menschen nicht an seinem Verhalten Anstoß nehmen konnten, sondern wenn dann nur am Evangelium selbst.

Lasst uns von Paulus lernen, der viele Menschen für Gottes Reich gewann, indem er zwei Jahre lang täglich in einem Schulraum einigen lernwilligen Menschen das Evangelium bezeugte, bis es in ihnen mächtig wirkte und sie zu neuen Menschen und zu Zeugen des Evangeliums veränderte! Möge Gott auch uns neue Zuversicht auf die verändernde Kraft des Evangeliums geben und uns helfen, es einigen Menschen geduldig und weise zu erklären, bis sie davon verändert werden und selbst auch hingehen und es anderen bezeugen können!

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