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Intellektuell relevante Mission
„Gott, der über die Zeiten der Unwissenheit hinweggesehen hat, gebietet jetzt den Menschen, dass überall alle umkehren sollen.“
Apostelgeschichte 17,30
Frage: Wer von euch hatte etwas mit guten Intentionen gemacht, und es ging völlig nach hinten los? Ihr wolltet zum Beispiel eurem Ehepartner nur helfen. Und anstatt dass der Ehepartner sich geholfen fühlt, ist er einfach nur genervt. Wem von euch so etwas schon mal passiert? Im Englischen gibt es ein Sprichwort: „Impact trumps intent.“ Und es bedeutet so viel wie: Die Auswirkung von deinen Taten wiegt schwerer als deine Absichten. Anders gesagt, du kannst die besten Absichten gehabt haben. Wenn es trotzdem unpassend ist oder falsch ankommt, hast du es trotzdem vermasselt. Das Schlimme ist, dass uns das nicht nur in unseren persönlichen Beziehungen passieren kann, sondern auch in unserem Zeugnis für Jesus.
Die Gemeinde, die Jesus unter uns bauen möchte, ist eine Gemeinde, die im tief im Evangelium verwurzelt ist, berufen zur Gemeinschaft ist und zur Mission gesendet ist. Letzte Woche haben wir mit dem letzten Thema angefangen: Wir werden von Jesus in die Welt gesendet zur Mission. Beim Bibelstudium hatten wir eine etwas kontroverse Diskussion darüber, ob und wie sich die Gesellschaft verändert hat, im Bezug auf ihre Offenheit gegenüber dem Christentum. Meine These war, dass die Methode, fremde Menschen anzusprechen, heute noch unfruchtbarer ist, als es vor 30 oder 40 Jahren der Fall gewesen ist. Die meisten, mit denen ich gesprochen habe, waren damit nicht einverstanden. Sie sehen das Problem hauptsächlich darin, dass der Eifer zur Mission abgenommen hat. Die Argumentation lautet: wenn wir heute den gleichen Geist und den gleichen Einsatz zeigen würden, dann würden wir heute die Menschen praktisch genauso gut erreichen wie damals in den 80-er Jahren. Ich bin damit einverstanden, dass es grundsätzlich immer gut ist, Herz und Eifer zu haben.
Gleichzeitig denke ich aber, dass sich unsere Gesellschaft in den letzten Jahrzehnten wirklich gewandelt hat. Und ich denke, dass es heute grundsätzlich wesentlich herausfordernder ist, Menschen für Jesus zu erreichen. Hier sind ein paar Fakten zu meinem zugegebenermaßen sehr subjektivem Gefühl. Vor vier Jahren schrieb der Tagesspiegel: „Schleichend, aber schnell hat im 20. Jahrhundert in der christlichen Welt ein dramatischer Wandel stattgefunden, der sich mit einem epochalen Ereignis wie der Reformation durchaus vergleichen lässt. Zum ersten Mal in seiner Geschichte ist das Christentum eine universale, sehr rasch wachsende Religion geworden. Dieser Christianisierungsschub umfasst sowohl die evangelische als auch die katholische Glaubensrichtung. Es dominiert der globale Süden, die abendländische europäische Kernregion verliert stetig an Einfluss und Bedeutung.“
Um das Ganze mit Zahlen zu untermauern: vor hundert Jahren lebten mehr als 80 Prozent aller Christen in Europa und Nordamerika, heute wohnen von 2,2 Milliarden Christen weltweit zwei Drittel in Asien, Afrika und Lateinamerika. Laut Statistik der „World Christian Encyclopedia“ wird das Christentum im globalen Süden im Jahr 2025 auf 1,7 Milliarden Menschen anwachsen, während es in Nordamerika bei rund 270 Millionen stagniert und in Europa auf 514 Millionen schrumpft.
Wie schaut es in Deutschland aus? Wie macht es sich hier bemerkbar? Auf Statista hatte ich mir die Anzahl der Mitglieder in der evangelischen Landeskirche angeschaut. Von 2003 bis 2020 ist die Zahl der Mitglieder von 25,8 auf 20 Millionen gesunken. Das ist ein Schwund von mehr als 20 % in weniger als 20 Jahren. Das ist enorm. Meine Familie wohnt im selben Straßenblock, in dem sich die Lutherkirche befindet. Die Lutherkirche ist so zusammengeschrumpft, dass sie 2019 mit der Markus- und der Christus-Gemeinde zusammengelegt werden musste. Das ist eine der traurigen Konsequenzen einer Kirche auf dem absteigenden Ast.
Hier ist noch eine subjektive Beobachtung, die ich gerne teilen möchte im Bezug auf unseren eigenen Gemeindeverbund. Praktisch alle UBF Gemeinden, die in den 70er und Anfang der 80er Jahren in Deutschland gegründet wurden, konnten kritische Masse aufbauen, sowohl in Köln, Bonn, Stuttgart, Bochum, Stuttgart und Heidelberg. In praktisch allen Städten, die später z. B. in den 90er Jahren missioniert wurden, war das nicht mehr möglich. Die meisten von diesen Gemeinden haben nach Jahrzehnten der Mission immer noch Hausgemeinde-Status. Das lässt sich nicht nur in Deutschland, sondern auch im europäischen Ausland beobachten (ganz grob vereinfacht gesprochen). Ich denke nicht, dass mangelnder Eifer die Erklärung dafür ist.
Woran liegt das? Ich weiß es nicht genau. Aber die Gesellschaft ist auf jeden Fall dramatisch im Wandel. Und die jungen Menschen vor 30 oder 40 Jahren waren anders als die Menschen heute. Tim Keller hatte im Bezug auf Mission Markus 9: wir haben es mit einem Dämon zu tun, den wir nicht mit Schema F austreiben können. Ich denke, dass unsere 08/15 Methoden nicht mehr so funktionieren wie es vor Jahrzehnten der Fall war. Die alten Mittel haben nicht mehr die gleiche Wirkung.
Vielleicht denkt ihr an dieser Stelle: „Wenn du so schlau bist, dann mach es doch besser, du Klugschwätzer.“ Ich fühle mich definitiv unqualifiziert, um über das Thema zu sprechen. Aber ich möchte gerne einen Vorschlag machen. Tim Keller, der vielleicht mehr Ahnung als jeder andere Mensch davon hat, wie man auch heute im Westen erfolgreich missionieren kann, meinte, dass das Geheimnis in der Urgemeinde zu finden ist. Entgegen allen Wahrscheinlichkeiten hat die frühe Gemeinde die ganze damals bekannte Welt für das Christentum gewonnen. Heute und in den nächsten Wochen wollen wir uns mit der frühen Gemeinde beschäftigen. Genauer gesagt, wollen wir uns darüber Gedanken machen, wie genau Paulus die Menschen damals evangelisiert hat. Wir wollen uns nicht nur anschauen, was er gesagt und gemacht hat, sondern auch, was er in Athen anders gemacht hat als in anderen Städten; was er in Ephesus anders gemacht hat etc. Ich glaube, dass es eine sehr lohnende Erfahrung sein kann.
Im heutigen Text sehen wir Apostel Paulus in der Stadt Athen. Paulus evangelisiert eine Stadt, die damals das intellektuelle Zentrum der Antike war. Das ist, wie wenn Paulus heute vor der versammelten Fakultät von Harvard und Yale stehen würde. Vers 17 sagt, dass Paulus mit den Menschen auf dem Markt diskutierte. Das griechische Wort, das für Diskutieren verwendet wird, ist dielegeto. Es ist mit unserem Wort „Dialog“ verwandt. D. h. Paulus hielt ihnen keinen Monolog. Es war eine Konversation, die auf gegenseitigem Zuhören beruhte.
Wir sehen im heutigen Text, dass es noch etwas anderes gab, was Paulus nicht tat. Er kritisierte ihre Weltanschauung nicht aus der Sicht des Christentums. Die Sicht der anderen zu kritisieren, ist nicht schwer. Wir haben die Tendenz, schnell andere Ansichten zu kritisieren. Aber Paulus tat das nicht. Er tat etwas ganz anderes. In Vers 22 sehen wir, dass wie Paulus die Athener anredet: „Männer von Athen, nach allem, was ich sehe, seid ihr sehr fromm.“ Und Paulus erzählt von einem Altar, der einem unbekannten Gott gewidmet war. Wer immer diesen Altar errichtet hatte, hatte mit ganz großer Sicherheit damit nicht den Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs gemeint; er hatte mit Sicherheit nicht den dreieinigen Gott der Bibel gemeint. Trotzdem verwendet Paulus das Ganze als Sprungbrett, um ihnen vom wahren Gott zu erzählen.
Im weiteren Verlauf vom Diskurs sehen wir, wie Paulus gewisse Ansichten von ihnen bejaht. Verse 28 und 29: „Denn in ihm leben wir, bewegen wir uns und sind wir; wie auch einige von euren Dichtern gesagt haben: Wir sind von seinem Geschlecht. Da wir also von Gottes Geschlecht sind…“ Paulus zitiert sogar ihre eigenen Dichter. Was tut er hier also? Paulus dringt in ihre eigene Weltanschauung ein. Stellen wir uns vor, wir wollen einen Felsen in die Luft jagen. Es bringt nicht viel, wenn wir den Sprengstoff vor den Felsen anlegen. Eigentlich würde das rein gar nichts bringen. Um den Felsen zu sprengen, müssen wir in den Felsen hinein. Es muss ein Loch gebohrt werden. Wenn wir das Dynamit dann tief in den Felsen hineinbringen, dann haben wir eine Chance, den Felsen zu zerstören. Und genau das tut Paulus. Er zeigt ihnen, dass unter der Annahme ihrer eigenen Prämissen, ihre eigene Weltanschauung widersprüchlich ist und nicht funktioniert. Das zu tun erfordert mehr als Bibelwissen.
Paulus hatte mehr als „nur“ Bibelwissen. Er war ein Mann jüdischer Abstammung, der gleichzeitig ein römischer Bürger war und in einer griechischen Stadt aufgewachsen war. Er war außerdem ein exzellent ausgebildeter Mensch. Er wurde nicht nur zum größten Apostel, sondern zu einem der intellektuellsten Menschen aller Zeiten. Man muss nicht Absolvent einer Elite-Uni sein, um von Gott gebraucht werden zu können. Beileibe nicht. Aber ich glaube, dass Gott es gebrauchen kann, wenn wir neben Herz und Liebe auch intellektuelle Neugier mitbringen.
Um noch ein wenig mehr darauf einzugehen: Michael Luo schrieb für den New Yorker einen ziemlich kritischen Artikel über die evangelikalen Christen in den USA. Als am 6. Januar diesen Jahres Trump-Anhänger das US-Kapitol gestürmt hatten, waren unter ihnen auch selbsterklärte Christen. Nachdem sie gewaltsam in das Kapitol eingedrungen waren, hatten sie im Kapitel eine Gebetsversammlung abgehalten. Hier ist das, was Michael Luo schreibt: „Die Daten deuten darauf hin, dass sich innerhalb der Republikanischen Partei eine glaubensbasierte Realitätskluft herausbildet: Fast drei Viertel der weißen evangelikalen Republikaner glauben, dass bei den Wahlen 2020 ein weit verbreiteter Wählerbetrug stattgefunden hat, verglichen mit vierundfünfzig Prozent der nicht-evangelikalen Republikaner; sechzig Prozent der weißen evangelikalen Republikaner glauben, dass die Antifa, die antifaschistische Gruppe, hauptsächlich für die Gewalt bei den Unruhen im Kapitol verantwortlich war, verglichen mit zweiundvierzig Prozent der nicht-evangelikalen Republikaner. Andere Umfragen haben ergeben, dass weiße Evangelikale dem Covid-19-Impfstoff sehr viel skeptischer gegenüberstehen und sich seltener als andere Amerikaner impfen lassen, was die Erholung des Landes von der Pandemie in Frage stellen könnte.“ Das was Michael Luo kritisiert, ist eine christliche Strömung im Land, die faktenresistent, realitätsfern und anti-intellektuell ist. Das ist jetzt in den USA. Das hat natürlich nur bedingt etwas mit uns zu tun. Aber ich glaube, dass wir Christen in Deutschland besser daran täten, diese Kritik trotzdem ernst zu nehmen.
Auf der Arbeit habe ich es hauptsächlich mit hochgebildeten, promovierten Wissenschaftlern zu tun. Viele von ihnen wurden weltweit in den besten akademischen Institutionen ausgebildet. Ich brauche keine Umfrage unter ihnen durchzuführen, um zu wissen, dass sie vermutlich durch wenige Dinge so sehr abgeschreckt werden, wie von Christen, die an eine 6-Tage-Schöpfung vor 6000 Jahren glauben. Wenn ich damit bei ihnen aufkreuzen würde, hätte ich sofort jede Glaubwürdigkeit verloren. Und völlig zurecht. Viele von uns beten dafür, dass wir Studenten missionieren können. Inwiefern ist uns bewusst, dass wir es mit der angehenden, intellektuellen Schicht unserer Gesellschaft zu tun haben? Einige von ihnen sind die zukünftigen Athener. Sie zu erreichen wird beides brauchen: Liebe zu ihnen und ein Verständnis davon, wie relevant Gott für ihr Leben ist, auch wenn er nicht mit ihrer Anschauung kompatibel zu sein scheint.
Um zusammenzufassen, ich glaube, dass wir mit dem Rückgang des Christentums in der westlichen Welt ein Phänomen von historischem Ausmaß haben. Das Ganze spielt sich direkt vor unseren Augen ab zu unseren Lebzeiten. Gleichzeitig sehen wir ein Christentum, das nicht wirklich gewappnet zu sein scheint, sich den neuen Herausforderungen zu stellen. Eine dieser Herausforderungen könnte sein, die gängigen Weltanschauungen der heutigen Zeit wirklich zu verstehen und zu erfassen; und so gut zu erfassen, dass wir wie Paulus diese Weltanschauungen durchdringen können und innerhalb der eigenen Prämissen zeigen können, dass sie inkonsistent sind. Ich persönlich sehe eine große Not und ein Bedarf an christlichen Denkern, die exzellent ausgebildet sind, mitten in der Gesellschaft stehen und die Menschen geistlich und geistig ansprechen können.
Frage ist, sind wir für diese Herausforderung gerüstet? Und falls nicht, was können wir dann tun?
Zum Text an sich: die Mehrheit der Menschen in Deutschland glaubt immer noch daran, dass es einen Gott gibt … oder irgendein höheres Wesen. Aber im Bezug auf diesen Glauben gibt es mindestens drei Probleme. Paulus macht uns in seiner Predigt darauf aufmerksam. Die Probleme sind, dass dieser Gott meistens viel zu klein ist, um auf die Probleme unserer Zeit eine Antwort zu haben; dass dieser Gott zu weit weg ist, als dass er etwas mit uns zu tun haben könnte; und dass dieser Gott zu irrelevant ist. Paulus zeigt den Zuhörern: erstens, Gott ist größer als zu denkst; zweitens, Gott ist näher als zu denkst; drittens, Gott ist relevanter als du denkst.
Erstens, Gott ist größer
Verse 24 und 25: „Der Gott, der die Welt erschaffen hat und alles in ihr, er, der Herr über Himmel und Erde, wohnt nicht in Tempeln, die von Menschenhand gemacht sind. Er lässt sich auch nicht von Menschenhänden dienen, als ob er etwas brauche, er, der allen das Leben, den Atem und alles gibt.“ Paulus sagt, dass der wahre Gott der Schöpfer von allen Dingen ist. Er regiert über Himmel und Erde. Daher braucht er keine Tempel (wir können uns vorstellen, wie Paulus mit seinem Arm auf die Tempel zeigt), und er braucht keinen Dienst von Menschen (und dabei zeigte er vielleicht auf die vielen Altäre). Gott ist größer.
Wenn wir Menschen irgendetwas konstruieren oder bauen, dann tun wir es meistens deshalb, weil wir das Geschaffene brauchen, damit es für uns etwas tut: ein Werkzeug, eine Maschine, ein Computer-Programm, das uns einen Nutzen bringen soll. Aber wenn Gott etwas erschafft, dann besteht ein kategorischer Unterschied: Er erschafft nicht, um daraus einen Nutzen für sich zu haben oder weil er etwas brauchen würde. Gott braucht uns nicht. Er hat diese Welt aus seinem überfließenden Reichtum erschaffen, um seinen Reichtum mit uns zu teilen. Gott ist größer.
Vielleicht hatten wir schon mal Gedanken gehabt wie: „Gott kann ja nicht zufrieden mit mir sein. Ich diene ihm nicht genug. Gott kann mich nicht segnen, weil ich ihm nicht genug gehorche. Ich kann nicht glauben, dass Gott sich über mich freuen kann, weil ich zu wenig für ihn tue.“ Und das ist eigentlich nie das Problem. Er braucht dich nicht. Er braucht uns nicht. Das Problem ist, dass dein Gott zu klein ist. Das Problem ist, dass wir nicht verstanden haben, dass er derjenige ist, der uns alles gibt. Die Größe deines Gottes hängt direkt proportional damit zusammen, wie radikal die Gnade Gottes ist, aus der du lebest; wie sehr wir anerkennen können, dass alles Gottes einseitiges Geschenk ist; dass jeder Gehorsam und jedes Opfer unsererseits nichts als eine kleine Reflexion seiner unerschöpflichen Hingabe an uns ist. Gott ist größer.
Zweitens, Gott ist näher
Vers 27 sagt Paulus: „Sie sollten Gott suchen, ob sie ihn ertasten und finden könnten; denn keinem von uns ist er fern.“ Hier ist ein weiteres Problem. Wir beten im Vater Unser: „Unser Vater im Himmel…“ Und unbewusst stellen wir uns den Himmel unerreichbar weit weg vor: geografisch weit weg in der Ferne und zeitlich weit weg in der Zukunft. Und diese Vorstellung ist so daneben. In den Chroniken von Narnia gibt es einen alten Kleiderschrank, der in eine ganz andere Welt führt. Und so müssen wir uns den Himmel vorstellen. Der Himmel ist so nah wie die Tür zu unserem Kleiderschrank. Gott ist näher als du denkst. Viel näher!
Drittens, Gott ist relevanter
In Vers 31 sagt Paulus schließlich: „Denn er hat einen Tag festgesetzt, an dem er den Erdkreis in Gerechtigkeit richten wird, durch einen Mann, den er dazu bestimmt und vor allen Menschen dadurch ausgewiesen hat, dass er ihn von den Toten auferweckte.“ Paulus verkündet einen Gott, der nicht nur der Schöpfer ist, der sich nicht nur von uns finden lassen kann. Er verkündet einen Gott, der am Ende Gericht halten wird. Und der Richter ist ein Mann, der von den Toten auferstanden ist.
Pfarrer Wilhelm Busch erzählte davon, wie er als junger Pfarrer in Essen einen Bergarbeiterstreik miterlebt hatte. Einer der Bergarbeiter sprach von hungrigen Kindern, Ausbeuterlöhnen und Arbeitslosigkeit. Er sieht dann Wilhelm Busch und brüllt dann: „Ha, da ist ja der Pfaffe! Komm mal her!“. Buch meinte: „Nun, einer freundlichen Einladung folge ich meistens.“ Und so steht er beim Redner vor hundert Bergleuten. Kein theologisches Seminar bereitet jemanden auf solche Situationen vor. Der Redner schreit dann: „Wenn’s einen Gott gibt, […] dann will ich, wenn ich gestorben bin […] zu ihm sagen: Warum hast du zugelassen, dass Menschen auf Schlachtfeldern zerfetzt wurden?! Warum hast du zugelassen, dass Kinder verhungert sind und andere das Essen wegschütten, weil sie zu viel hatten?! Warum hast du zugelassen, dass Menschen an Krebs elend dahingesiecht sind?! Warum? Warum? Du, Gott, tritt ab! Weg mit dir! Hau ab!“
Zu seiner großen Überraschung, fängt Pfarrer Busch ebenfalls an zu schreien: „Ganz richtig! Weg mit diesem Gott! Weg mit diesem Gott!“ Auf einmal ist alles still. Der Redner ist völlig verdutzt und sagt: „Moment mal! Sie sind doch Pfarrer! Da dürfen Sie doch nicht schreien: Weg mit diesem Gott!“ Busch erklärt: „Hör mal zu! Den Gott, vor den du so trittst, vor dem du deinen Mund aufreißen kannst, der sich so zur Rechenschaft ziehen lässt, dass du als Richter vor ihm stehst und er dein Angeklagter ist – den gibt es nur in deiner Einbildung. Zu dem kann ich auch nur sagen: Hinweg mit diesem Gott! […] Aber ich will dir was sagen: Es gibt einen anderen wirklichen Gott. […] es gibt einen heiligen, lebendigen, wirklichen Gott, der zu uns einmal sagen könnte: Hinweg mit dir!“
Wer ist dieser Gott? Es ist der Gott, der Jesus von den Toten auferweckt hat. Es gab eine legendäre Debatte zwischen dem christlichen Mathematik-Professor John Lennox und dem notorischen Atheisten Richard Dawkins. Im Schluss-Plädoyer sagte Lennox dann folgendes: „Und die Auferstehung Jesu Christi, ein Wunder, etwas Übernatürliches, ist für mich der zentrale Beweis, auf den ich meinen Glauben stütze, nicht nur, dass der Atheismus eine Täuschung ist, sondern dass die Gerechtigkeit real ist und unser Sinn für Moral uns nicht verhöhnt, denn wenn es keine Auferstehung gibt, wenn es nichts nach dem Tod gibt, dann haben die Terroristen und Fanatiker am Ende gewonnen.“
Richard Dawkins machte sich in seiner Antwort darüber lustig, in dem er sagte: „Und dann sind wir plötzlich bei der Auferstehung Jesu angelangt. Es ist so unbedeutend, es ist so trivial, es ist so regional, es ist so erdgebunden, es ist so unwürdig für das Universum.“ In gewisser Hinsicht hat Dawkins recht. Es ist regional und erdgebunden. Und gleichzeitig irrt er so gewaltig. Auf welche Art sonst hätte Gott sich uns Menschen offenbaren können? Auf welche andere Weise hätte Gott zeigen können, dass er uns liebt? Dass er kein entfernter Gott der Deisten ist? Es ist genau aus dem Grund, dass die Auferstehung Jesu einmal in Raum und Zeit geschehen ist, dass es Relevanz für uns alle hat; dass Jesu Tod und seine Auferstehung uns etwas angehen; dass sie mit unserem Leben zu tun haben.
Und das sind die drei Punkte: Gott ist größer, näher und relevanter. Und wenn du willst, kann er dein Gott werden und du sein Kind.
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