Predigt: Daniel 8,1 – 27

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Daniels Vision von der Endzeit

Und gegen das heilige Volk richtet sich sein Sinnen, und es wird ihm durch Betrug gelingen, und er wird überheblich werden, und unerwartet wird er viele verderben und wird sich auflehnen gegen den Fürsten aller Fürsten; aber erwird zerbrochen werden ohne Zutun von Menschenhand.“

(8,24b.25)

Unser heutiger Text handelt von der zweiten Vision, die Gott Daniel gab. Sie hat auf den ersten Blick Ähnlichkeit mit der ersten Vision, die wir vor eine Woche betrachtet haben, auch darin kommen Tiere vor, die Weltreiche repräsentieren. Aber wir können schnell bemerken, dass sowohl der Inhalt als auch die Bedeutung der zweiten Vision anders sind; während Gott Daniel bei der ersten Vision einen weiten Vorausblick auf die Geschichte bis hin zum Kommen Jesu gab, geht es im heutigen Text vor dem Hintergrund der Geschichte um eine ganz besondere Zeit, nämlich die Zeit des Endes. Was für Ereignisse werden diese Zeit prägen und wie wird sie sich auf die Gläubigen auswirken? Warum zeigte Gott Daniel diese Vision und was will Gott uns heute dadurch mitteilen? Gott helfe uns, die Bedeutung dieser geheimnisvollen Vision für uns zu verstehen!

Wann empfing Daniel diese Vision? Betrachten wir die Verse 1 und 2: Im dritten Jahr der Herrschaft des Königs Belsazar erschien mir, Daniel, ein Gesicht, nach jenem, das mir zuerst erschienen war. Ich hatte ein Gesicht, und während meines Gesichtes war ich in der Festung Susa im Lande Elam, am Fluß Ulai.“ Daniel empfing diese Vision im dritten Jahr der Herrschaft des babylonischen Königs Belsazar, etwa im Jahr 550 v. Chr. Wie wir wissen, residierte der babylonische König in seinem Palast in der Hauptstadt Babel, wo auch Daniel als königlichen Berater gelebt haben muss. Aber während der Vision befand Daniel sich in der Festung Susa im Land Elam am Fluss Ulai, etwa 500 Kilometer westlich von Babel; Gottes Geist hatte ihn dorthin versetzt. Was sah Daniel in der Vision? Betrachten wir die Verse 3 und 4: Und ich hob meine Augen auf und sah, und siehe, ein Widder stand vor dem Fluss, der hatte zwei hohe Hörner, doch eins höher als das andere, und das höhere war später hervorgewachsen. Ich sah, dass der Widder mit den Hörnern stieß nach Westen, nach Norden und nach Süden hin. Und kein Tier konnte vor ihm bestehen und vor seiner Gewalt errettet werden, sondern er tat, was er wollte, und wurde groß.“ Daniel sah einen Widder, der zwei hohe Hörner hatte. Die Hörner waren unterschiedlich hoch, und das höhere war später hervorgewachsen. Die Deutung dieses Widders ist für uns einfach, da der Engel später selbst die Erklärung dazu gibt. Im Vers 20 erklärt er Daniel: „Der Widder mit den beiden Hörnern, den du gesehen hast, bedeutet die Könige von Medien und Persien.“ Die Meder und Perser waren verwandte Völker, die die Hochebene des heutigen Iran besetzten, wobei die Meder ursprünglich das mächtigere der beiden Völker waren. Aber unter dem Perserkönig Kyros änderte sich die Lage, denn er eroberte Medien und verleibte es seinem Königreich ein. Dieses Doppelreich wird durch den Widder versinnbildlicht, bei dem ein Horn höher als das andere ist und das höhere später hervorgewachsen war. Dass der Widder nach Westen, nach Norden und nach Süden stieß, sagt die Eroberungsfeldzüge voraus, die die Könige von Medien und Persien unternehmen würden. Tatsächlich eroberten sie im Norden das Königreich Lydien (547 v.Chr.), im Westen besiegten sie die Babylonier (539 v.Chr.) und im Süden die Ägypter (Jahr 525 v.Chr.).

Daniel muss sehr beeindruckt gewesen sein, als er den starken Widder betrachtete, vor dem niemand bestehen konnte. Doch was sah er, als er weiter auf das Gesicht achtete? Vers 5 berichtet: „Und indem ich darauf Acht hatte, siehe, da kam ein Ziegenbock vom Westen her über die ganze Erde, ohne den Boden zu berühren, und der Bock hatte ein ansehnliches Horn zwischen seinen Augen.“ Ein Ziegenbock rannte vom Westen her über die ganze Erde. Dass er dabei nicht den Boden berührte, betont seine hohe Geschwindigkeit, und das ansehnliche Horn zwischen seinen Augen seine beachtliche militärische Schlagkraft. Im Vers 21 heißt es dazu: „Der Ziegenbock aber ist der König von Griechenland. Das große Horn zwischen seinen Augen ist der erste König.“ Tatsächlich zog etwa 220 Jahre später Alexander der Große mit seinem Heer in hohem Tempo von Westen her nach Persien. Was passierte, als er auf den Widder traf? Was Daniel sah, war faszinierend und zugleich dramatisch: Und er kam bis zu dem Widder, der zwei Hörner hatte, den ich vor dem Fluß stehen sah, und er lief in gewaltigem Zorn auf ihn zu. Und ich sah, dass er nahe an den Widder herankam, und voller Grimm stieß er den Widder und zerbrach ihm seine beiden Hörner.“ Eigentlich ist ein Ziegenbock nicht stärker als ein Widder. Aber weil er in seinem Zorn und Grimm so schnell auf den Widder zustürmte und ihn mit voller Wucht rammte, zerbrach er die beiden Hörner des Widders. Tatsächlich hat Alexander der Große seinen Eroberungszug mit einer relativ kleinen Armee von 15000 Mann ausgeführt und damit auch die Meder und Perser besiegt. Dass dies zum Untergang ihres Reiches führte, zeigte die Vision anschaulich; es heißt weiter: „Und der Widder hatte keine Kraft, dass er vor ihm hätte bestehen können, sondern der Bock warf ihn zu Boden und zertrat ihn, und niemand konnte den Widder von seiner Gewalt erretten“ (7b). Das einst so starke Doppelreich ging unter.

Was sah Daniel weiter in der göttlichen Vision? Vers 8 sagt: „Und der Ziegenbock wurde sehr groß. Und als er am stärksten geworden war, zerbrach das große Horn, und es wuchsen an seiner Stelle vier andere Hörner nach den vier Winden des Himmels hin.“ Der Ziegenbock, der den König von Griechenland darstellt, wurde sehr groß. Tatsächlich schuf Alexander der Große durch seinen Eroberungsfeldzug bis nach Indien ein sehr großes Reich. Doch auf dem Höhepunkt seiner Macht, als er sich gerade auf dem Rückweg befand, starb er im Alter von nur 33 Jahren. Die vier Hörner, die in der Vision aus dem zerbrochenen Horn hervorgingen und jeweils in eine andere Richtung wuchsen, stellen seine vier höchsten Generäle dar, die nach seinem Tod sein Reich verwalteten; nach einem zwei Jahrzehnte dauernden erbitterten Kampf bildeten sich schließlich vier Königreiche, die jeweils in einer anderen Himmelsrichtung lagen, nämlich in Griechenland, im nördlichen Kleinasien, in Syrien und in Ägypten.

Betrachten wir den Vers 9:Und aus einem von ihnen wuchs ein kleines Horn; das wurde sehr groß nach Süden, nach Osten und nach dem herrlichen Land hin.“ Ab hier beschreibt die Vision die Entwicklungen in einem der vier Teilreiche. Es ist das syrische Reich, das sich nach Süden und Osten hin ausdehnte und sehr groß wurde und dabei auch das herrliche Land, also Israel, anging. Die Verse 10-12 sagen weiter: „Und es wuchs bis an das Heer des Himmels und warf einige von dem Heer und von den Sternen zur Erde und zertrat sie. Ja, es wuchs bis zum Fürsten des Heeres und nahm ihm das tägliche Opfer weg und verwüstete die Wohnung seines Heiligtums. Und es wurde Frevel an dem täglichen Opfer verübt, und das Horn warf die Wahrheit zu Boden. Und was es tat, gelang ihm.“Was Daniel hier zu sehen bekam, war dramatisch. Dass dieses Horn bis an das Heer des Himmels wuchs und einige von den Sternen zur Erde warf und sie zertrat, stellte nicht bloß politische oder militärische Vorgänge dar. Die Sterne stehen hier entsprechend Kap. 12,3 für fromme Menschen bzw. Gottes Volk. Der hier dargestellte König würde also gezielt gegen Gottes Leute vorgehen und einige von ihnen zur Erde werfen und zertreten. Er würde Gott auch das tägliche Opfer wegnehmen und den Tempel verwüsten. Er warf die Wahrheit zu Boden, indem er Gottes Worte leugnete und verdreht und gar nicht danach handelte. Es hat den Gottesdienst verändert, indem er das Darbringen weiterer Opfer ganz verboten hat. Erstaunlicherweise würde ihm gelingen, was er tat, obwohl seine Taten so böse waren. Alle diese Prophezeiungen wurden durch den König der Syrer Antiochus IV Epiphanes (er regierte 175-164) erfüllt. Es war wohl die schlimmste Zeit für Israel, in sie furchtbar leiden mussten. Antiochus versucht mit aller Kraft, die Israeliten zu besiegen und sie von ihrem glauben an Gott abzubringen. Er entehrte den Tempel, indem er dort ein Bild von Zeuss aufstellte und Schweineblut opfern ließ, was nach dem Gesetz von Mose ein Gräuel war. Er zwang die Juden, Schweinefleisch zu essen, und ließ diejenigen, die sich beschnitten, töten. Die Leiden würden so schlimm sein, dass auch in der Vision ein Heiliger den, der redete, fragte: Wie lange gilt dies Gesicht vom täglichen Opfer und vom verwüstenden Frevel und vom Heiligtum, das zertreten wird? Und er antwortete mir: Bis zweitausenddreihundert Abende und Morgen vergangen sind; dann wird das Heiligtum wieder geweiht werden“ (13.14). Die hier angekündigte Zeit ist etwa 6 Jahre und 4 Monate; aber es auch möglich, dass diese Zahl für einen anderen Zeitraum steht; denn Antiochus IV Epiphanes herrschte etwa 12 Jahre. Erst nach seiner Herrschaft wurde im Tempel wieder geweiht und der Gottesdienst und Opferdienst wieder fortgeführt.

Als Daniel die Vision sah, hätte er es gerne besser verstanden; denn was er sah, war sehr beunruhigend. Da stand vor ihm einer, der aussah wie ein Mann, und er hörte eine Menschenstimme mitten über dem Ulai rufen und sprechen: „Gabriel, lege diesem das Gesicht aus, damit er’s versteht“ (16) Der, der aussah wie ein Mann und dem Erzengel die Anweisung gab, ihm die Vision zu erklären, war wohl Jesus Christus selbst. Als der Erzengel Gabriel nahe zu ihm trat, erschrak er und fiel aus Ehrfurcht vor ihm auf sein Gesicht zur Erde. Aber er sprach zu ihm: „Merk auf, du Menschenkind! Denn dies Gesicht geht auf die Zeit des Endes.“ Als der Erzengel mit ihm redete, fiel Daniel in Ohnmacht. Aber der Engel rührte ihn an und richtete ihn auf, so dass ich wieder stehen konnte. Der Engel sagte zu ihm: „Siehe, ich will dir kundtun, wie es gehen wird zur letzten Zeit des Zorns; denn auf die Zeit des Endes geht das Gesicht.“ Die Vision bezog sich auf die Zeit des Endes. Zunächst können wir sagen, dass damit das Ende der Zeit des Alten Testaments gemeint war.

Was würde in dieser Zeit passieren? Betrachten wir den Vers 23: Aber gegen Ende ihrer Herrschaft, wenn die Frevler überhand nehmen, wird aufkommen ein frecher und verschlagener König.“ Die Frevler, die überhand nehmen, beziehen sich wohl auf die Israeliten, die in zunehmender Zahl mit dem bösen König der Syrer kollaborieren würden. Der wird als ein frecher und verschlagener König beschrieben. Was würde er tun? Betrachten wir die Verse 24 und 25a:„Der wird mächtig sein, doch nicht so mächtig wie sie. Er wird ungeheures Unheil anrichten, und es wird ihm gelingen, was er tut. Er wird die Starken vernichten. Und gegen das heilige Volk richtet sich sein Sinnen, und es wird ihm durch Betrug gelingen, und er wird überheblich werden, und unerwartet wird er viele verderben und wird sich auflehnen gegen den Fürsten aller Fürsten“. Diese Worte des Engels beschreiben die schreckliche Herrschaft des frechen und verschlagenen Königs, der in der Vision als kleines Horn erschienen war. Alle hier beschriebenen Taten erfüllte der Syrerkönig Antiochus IV Epiphanes, der von 175-164 v. Chr. den syrischen Teil von Alexanders Reich regierte. Er war nicht nur ein bisschen schlimmer als andere Könige, sondern richtete tatsächlich ungeheures Unheil an. Dabei richtete sich Sinn speziell gegen die Israeliten, gegen die er mit allen Mitteln vorging. Warum war er so sehr gegen die Juden? Es lag an seiner Ideologie, der er anhing und die er unbedingt und mit allen Mitteln erfüllen wollte. Er hatte die Ideologie vom Kosmopolitismus, die er von Alexander dem Großen übernommen hatte, der er selbst folgte und die er verwirklichen wollte. Es war die Idee, dass alle Menschen gleich sind und in einem neuen Reich vereint ohne Krieg und Ungerechtigkeit wohl zusammen leben sollten. Die Idee von der Gleichheit und Brüderlichkeit aller Menschen und von einem Reich der Gerechtigkeit, in dem alle vereint zusammen leben, ist an sich nicht schlecht; sie klingt sogar ähnlich wie das Reich Gottes, in dem die Menschen in Frieden und Gerechtigkeit unter Gott vereint miteinander leben können. Aber die Absicht, so ein Reich ohne Gott zu bauen, ist grundverkehrt und unmöglich. Aber dieser König wollte sie unbedingt verwirklichen und alles und jeden, der ihm dabei im Weg stand, aus dem Weg räumen. Wer ihm dabei am meisten im Weg stand, war die Juden, die am Glauben an den einen Gott festhalten und keinen Kompromiss mit andern Göttern schließen wollten. Darum richtete Antiochus sein Sinnen gegen sie und unternahm alles Mögliche und Unmögliche, um ihre Religion zu zerstören und sie dazu zu bringen, sich ihm unterzuordnen und seiner Lehre anzuhängen. Man sagt, dass er über 50000 Menschen töten ließ, viele davon ließ er kreuzigen. Er kämpfte gegen sie auch mit Betrug, indem er zum Beispiel auch am Sabbat weiter Krieg gegen sie führte, an dem normalerweise ein Waffenstillstand galt. Er wurde überheblich und lehnte sich gegen den Fürsten aller Fürsten auf, also gegen Gott selbst und wollte sich an seine Stelle setzen. Durch sein so entschlossenes und skrupelloses Vorgehen gegen Gottes Volk gelang es ihm, viele von ihnen zu verderben. Während seiner Regierungszeit mussten die Leute Gottes so unsagbar viel leiden. Niemand hatte die Kraft, sich gegen seine grausame Herrschaft und seine perfiden Taten wirkungsvoll zu wehren oder ihn gar zu besiegen. Die Leute in Gottes Volk müssen sich gefragt haben, wann Gott eingreifen und ihr Leiden unter seiner schrecklichen Herrschaft beenden würde? Aber was geschah schließlich? Vers 25b sagt: „Aber er wird zerbrochen werden ohne Zutun von Menschenhand.“ Schließlich zerbrach Gott ihn. Antiochus IV starb durch eine schwere Krankheit, angeblich wurden seine Organe von Bakterien zerfressen.

Wenn wir unseren Text nur auf diese Weise verstehen, handelt es sich bei dieser Vision um eine Prophezeiung Gottes, die sich etwa um das Jahr 170 v. Christus erfüllt hat, und sie hätte für uns eher eine historische Bedeutung. Aber sie noch eine weitere Bedeutung. Die „letzte Zeit des Zorns“ und die „Zeit des Endes“, die im Vers 19 erwähnt ist, bezieht sich auch auf die nach letzte Zeit, bevor Jesus Christus wiederkommt, in der die Gläubigen noch einmal in ungeheuerlichem Maße verfolgt werden und zu leiden haben. Das kleine Horn steht auch für den Antichrist, der sich in nie da gewesener Weise gegen Gott empören und gegen die Gläubigen vorgehen wird. So gesehen war Antiochus IV und seine harte Verfolgung von Gottes Volk auch ein Vorbild für den Antichrist. Auch er wird einige von dem Heer zur Erde werfen und sie zertreten, d.h. herausragende Glaubenspersönlichkeiten und Mitarbeiter Gottes verfolgen, in den Schmutz ziehen, verletzten evtl. auch töten. Dabei wird er sich so darstellen, dass er im Ansehen der Menschen stets wächst und man ihn für einen Engel oder sogar für Gott selbst halten wird. Er wird Gott das tägliche Opfer wegnehmen, das ist das Gebet und Lobgesang der Gläubigen wird er wegnehmen, vielleicht indem er es bei Todesstrafe verbietet. Er wird die Wohnung seines Heiligtums verwüsten, d.h. er wird die christlichen Kirchen und Gemeinden geistlich verwüsten, sodass sie nicht wiederzuerkennen sind. Er wird Frevel an dem Opfer verüben, d.h. er wird die Gottesdienste auf furchtbare Weise verändern und für seine Zwecke missbrauchen. Er wird die Wahrheit zu Boden werfen.

So wie Antiochus IV eine Ideologie hatte, wird wohl auch der Antichrist eine Ideologie haben, die den Menschen plausibel und attraktiv erscheint und scheinbar eine Antwort auf alle wichtigen Fragen und Probleme der Menschen – wie die Unfreiheit und Ungerechtigkeit in der Welt, ungleiche Verteilung von Gütern und Macht; durch Ausbeutung und Verschmutzung der Natur, Leiden durch Armut, Krankheit und Kriege; er wird eine verheißungsvolle Lehre haben, die auf all diese Probleme eine Lösung bietet und die für alle akzeptabel ist, die Gleichheit, Einigkeit und Brüderlichkeit aller Menschen, Freiheit von Kriegen, von Armut, von Krankheit, und von allem Leiden verheißt. Und er wird diese Ideologie überall als beste Lehre für alle Menschen propagieren und wird alle dafür tun, dass alle sich unter dieser Lehre und so unter seiner Macht vereinigen, und wird alles, was der Aufrichtung seines Reiches im Wege steht, gnadenlos bekämpfen – und das gilt ganz besonders diejengein, die an den einen wahren Gott glauben und nicht bereit sind, andere Götter neben ihm anzubeten; er wird sie hart verfolgen. Dies wird eine Zeit sein, in der die Gläubigen versucht sein werden, ihren Glauben an das Evangelium zu relativieren und Kompromisse mit der modernen Lehre einzugehen, um nicht so ein Risiko einzugehen, von der neuen Herrschaft benachteiligt und bestraft zu werden. Es ist leicht, dann zu denken, dass die propagierten Ideale wie Gerechtigkeit, Gleichheit und Brüderlichkeit doch gar nicht so schlecht sein, in gewissem Sinne ja auch christlich, und mit dem Herrscher und seiner Lehre Kompromisse zu machen. Dann müssen wir stark genug sein, auch angesichts von drohenden Strafen wie Gefängnis oder Tod auf der Seite Gottes zu stehen und ihm treu zu bleiben. Aber das ist nicht leicht. Auf der einen Seite sind wir mit der verkehrten Lehre konfrontiert, einem falschen Evangelium, das auf allen Kanälen propagiert wird und das scheinbar von allen und jedem angenommen und befolgt wird. Auf der anderen Seite haben wir das alte Evangelium von Jesus Christus, seinem Tod am Kreuz für uns und vom ewigen Leben in Gottes Reich, das er uns verheißen hat, das wir nicht aufgeben wollen. Aber paktisch gesehen wird es sehr schwer sein, den Glauben festzuhalten. Denn die Gläubigen, die sich weigern, den Glauben an Jesus Christus aufzugeben, werden unter vielen Nachteilen und harter Verfolgungen leiden müssen. Es wird die Zeit sein, von der es in der Offenbarung heißt, dass nur noch diejenigen etwas kaufen können, die das Zeichen des Tieres an ihrer Hand tragen. Diejenigen, die nicht wie die anderen der neuen Religion anhängen und trotz der gesetzlichen Verbote heimlich beten, Gottesdienste feiern oder anderen von Jesus weitersagen werden, werden mit schweren Strafen bis hin zu Gefängnis, Folter und Tod rechnen müssen. Wir müssen uns innerlich darauf vorbereiten, damit wir in dieser Zeit bestehen werden.

Warum zeigte Gott dann Daniel diese Vision? Gott wollte, dass Daniel weiß, wie die Geschichte weitergeht, nicht nur allgemein in politischer Hinsicht, sondern speziell was die Gläubigen in Gottes Volk erleben werden. Denn nicht nur, dass die Machthaber in der Welt im Allgemeinen sich immer wieder mit aller Kraft unerbittlich bekämpfen und dabei den Menschen in ihrem eigenen Land und dem ihrer Gegner unermessliches Leid zufügen. Zusätzlich kommen die Gläubigen in eine besonders turbulente Zeit, wo sie hart verfolgt werden, wo sie vor die Wahl gestellt werden, entweder ihren Glauben festzuhalten und dafür ihr Leben zu verlieren oder ihren Glauben an Gott aufzugeben, wodurch sie aber ihr Leben und alles verlieren. Die Bedrängnisse unter dem mächtigen König Antiochus IV waren furchtbar, als Eltern ihre Kinder weggenommen wurden und sie zusehen mussten, wie sie getötet werden, wenn sie dem Glauben an Gott nicht absagten. Antiochus war aber wie gesagt nur die erste Erfüllung dieser Prophezeiung, nur eine Art Vorschau auf den Antichrist, dessen Herrschaft ganz andere Dimensionen haben wird, nicht nur was die weltweite Ausdehnung seines Reiches hat, sondern auch die unglaubliche Bosheit und Grausamkeit, mit der er die Christen verfolgen wird. Wir müssen uns dessen bewusst sein, dass diese Zeit kommt, dass sie uns Christen im 21. Jahrhundert sehr viel näher bevorsteht als Daniel, und müssen uns darauf vorbereiten. Außerdem gibt es auch schon jetzt in unserer Zeit, wo es bezüglich Christenverfolgung in vielen Ländern noch weitgehend ruhig ist, schon Elemente der Verfolgung, wo wir vor der Wahl stehen, entweder Jesus konsequent nachzufolgen oder Nachteile oder Leiden in Kauf zu nehmen. Selbst Daniel, der vor 2500 Jahren lebte, wurde vor die Wahl gestellt, entweder einen Monat lang auf sein Gebet zu Gott zu verzichten oder zu den Löwen in die Grube geworfen zu werden, und wir wissen, wie Daniel sich entscheiden konnte. Dieses Ereignis wird zwar schon in Kap. 6 berichtet, chronologisch gesehen passierte es aber, nachdem er die Vision im heutigen Text erhalten hatte. Daniel war vorbereitet, auch unter Bedrängnissen fest auf Gottes Seite zu stehen.

Wie können wir uns auf diese Zeit vorbereiten? Erstens: Wir müssen fest im Glauben werden. Wenn wir vor die Wahl gestellt werden, dass wir entweder unseren Glauben an Jesus widerrufen müssen oder ins Gefängnis geworfen werden oder zusehen müssen, wie unsere Kinder misshandelt oder sogar getötet werden, reicht es nicht, wenn unser Glaube so schwach ist, dass wir gerade mal mit Mühe in der guten Zeit ohne große Probleme an Gottes Liebe zu uns glauben. Wie könnten wir dann in so einer Bedrängnis im Glauben fest bleiben? Wir müssen jetzt in dieser Zeit uns bemühen, im Glauben stark zu werden. Wir können im Glauben stark werden, indem wir uns mit Gottes Worten bis dahin beschäftigen, dass wir sie tief in unser Herz aufnehmen und wir unsere Einstellung bis in Innerste damit prägen. Außerdem müssen wir auch praktisch üben, konsequent nach dem Wort zu leben und selbst in kleinen Dingen keine Kompromisse zu schließen. Zweitens: Wir sollen lernen im Hinblick und in der Zuversicht auf den letzten Sieg zu leben. Betrachten wir noch einmal den letzten Teil unseres Leitworts, Vers 25b: „Aber er wird zerbrochen werden ohne Zutun von Menschenhand.“ Versuchungen mögen in dem Moment, in dem wir damit konfrontiert sind, eine große Anziehungskraft auf uns ausüben. In der Zeit, wo der Antichrist losgelassen ist und seine Herrschaft weltweit aufbaut, wird es sehr schwer für uns sein, seine Herrschaft abzulehnen und weiter aus dem Glauben an Jesus zu leben, weil er ohne Erbarmen gegen die treuen Christen vorgehen wird. Aber wir sollen daran denken und darauf schauen, dass er zerbrochen werden wird ohne Zutun von Menschenhand. Wenn wir uns bewusst sind, dass der Widersacher nur eine befristete Zeit herrschen und die Christen verfolgen kann, dass er Gott ihn dann aber garantiert zerbrechen und sein ewiges, herrliches Reich aufrichten wird, können wir dem Druck widerstehen und treu auf Jesu Seite stehen bleiben. Denn er wird wiederkommen und dem Antichrist ein bitteres Ende bereiten und wird uns ewig belohnen.

Was sollte Daniel tun, nachdem er das Gesicht gesehen und erklärt bekommen hatte? Im Vers 26 heißt es: „Dies Gesicht von den Abenden und Morgen, das dir hiermit kundgetan ist, das ist wahr; aber du sollst das Gesicht geheim halten; denn es ist noch eine lange Zeit bis dahin.“ Der Engel betonte, dass die Vision, die Daniel erhalten hatte, wahr ist. Aber er sollte sie noch geheim halten, weil es bis dahin noch eine lange Zeit war. Nachdem Daniel diese Vision empfangen hatte, war er erschöpft und musste einige Tage krank im Bett bleiben. Danach konnte er wieder aufstehen und seinen Dienst beim König verrichten. Obwohl der Engel ihm einige wichtige Dinge über ihre Bedeutung gesagt hatte, wunderte Daniel sich über die Vision, die ihm ansonsten niemand auslegen konnte. Gott ließ sie ihn aufschreiben, damit die Gläubigen auch wir heute verstehen, was Gott in der letzten Zeit tun wird, und uns darauf vorbereiten können und auch in der Zeit der Verfolgung keine Kompromisse mit dem Glauben an Jesus machen, sondern ihm weiter treu als seine Knechte dienen. Möge Gott uns dabei helfen! Lesen wir zum Schluss nochmals das Leitwort Verse 24b.25: „Und gegen das heilige Volk richtet sich sein Sinnen, und es wird ihm durch Betrug gelingen, und er wird über­heblich werden, und unerwartet wird er viele verderben und wird sich auflehnen gegen den Fürsten aller Fürsten; aber er wird zerbrochen werden ohne Zutun von Menschen­hand.“

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