Predigt: Daniel 11,1 – 45

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Aber es wird mit ihm ein Ende nehmen

Und er wird seine prächtigen Zelte aufschlagen zwischen dem Meer und dem herrlichen, heiligen Berg; aber es wird mit ihm ein Ende nehmen, und niemand wird ihm helfen.

(11,45)

Unser heutiger Text berichtet von dem Inhalt der dritten und letzten Offenbarung, die Daniel in einer Erscheinung bekam. Als Daniel von Herzen begehrte, Gottes Willen zu verstehen, erschien ihm der Bote Gottes, um ihm zu erklären, wie es in der Zukunft weitergehen würde. Was war der Inhalt der Offenbarung? Was bedeutete sie für Daniel und was für uns Christen heute? Gott helfe jedem von uns, sein Wort persönlich zu verstehen!

I. Ein schier endloser Machtkampf (1-20)

Betrachten wir den Text. Im Vers 1 weist der Bote Gottes Daniel darauf hin, dass er bereits früher dem Engelsfürsten von Gottes Volk im geistlichen Kampf beigestanden hatte. In was für einer Situation hatte Daniel diese Erscheinung überhaupt bekommen? Erinnert ihr euch noch? Daniel hatte drei Wochen lang getrauert und kein leckeres Essen gegessen. Als hoher Staatsminister im Königreich Persien hätte er einfach in die Händen zu klatschen brauchen, und seine Diener hätten sofort für ihn sein Lieblingsessen gekocht. Aber er wollte nichts Leckeres, weil er so traurig war. Was bekümmerte ihn so sehr? Vom zeitlichen Kontext her können wir annehmen, dass Daniel darüber bekümmert war, dass auch zwei Jahre, nachdem der König Kyrus den Juden die Rückkehr und den Wiederaufbau des Tempels erlaubt hatte, nur ein kleiner Teil von ihnen nach Jerusalem zurückgekehrt war; die meisten waren lieber in Babylon geblieben, wo sie sich ihr Leben inzwischen eingerichtet hatten. Daniel muss auch bekümmert gewesen sein, dass der Wiederaufbau des Tempels in Jerusalem von den benachbarten Samaritern massiv behindert wurde. Daniel trauerte wegen des erbärmlichen geistlichen Zustand seines Volks. Er begehrte von Herzen zu verstehen, wie es mit seinem Volk weitergehen würde. Er wusste aus den ersten zwei Offenbarungen Gottes von den vier mächtigen Reichen, die aufkommen und wieder untergehen würden, und dass sein Volk dabei viele Bedrängnisse erleben würde. In Kap. 9 haben wir auch erfahren, dass Daniel über seine Sünde und die Sünde seines Volks tief bekümmert war und mit zerbrochenem Herzen gebetet hat und dass Gott ihm daraufhin seinen großen Plan zur Erlösung des Volks von der Sünde offenbart hat. Nach siebzig Wochen (bzw. Jahrwochen) sollte dem Frevel ein Ende gemacht und die Sünde abgetan und die Schuld gesühnt werden, dann würde ewige Gerechtigkeit gebracht und das Allerheiligste gesalbt werden. Daniel wusste also, dass Gott einen festen Plan hatte, das Problem der Sünde vollständig zu lösen. Aber wie wollte Gott seinen Plan zur Erlösung erfüllen? Und wenn Gott sie erlösen wollte, warum müssten sie dann zuerst unter der Herrschaft verschiedener Könige leiden? Daniel wollte vom Herzen verstehen, wie Gott wirken wollte und welche Bedeutung die Leiden seines Volks haben würden. – Haben wir nicht manchmal ganz ähnliche Fragen? – Welche Antwort gab der Bote Gottes dem Daniel?

Im Vers 2 sagt er: „Und nun will ich dir kundtun, was gewiss geschehen soll. Siehe, es werden noch drei Könige in Persien aufstehen, der vierte aber wird größeren Reichtum haben als alle andern. Und wenn er in seinem Reichtum am mächtigsten ist, wird er alles gegen das Königreich Griechenland aufbieten.“ Nach Kyrus, dem Daniel zuletzt gedient hatte, würden noch drei weitere Könige in Persien aufkommen. Der vierte König würde all seinen Reichtum für einen Krieg gegen Griechenland einsetzen. Die Geschichte bestätigt diese Voraussage. Der Perserkönig Ahasveros (auf griechisch Xerxes) kämpfte gegen Griechenland und nahm sogar Athen ein; aber bei der entscheidenden Seeschlacht unterlag er den Griechen und musste sich zurückziehen. Ab da nahm die Macht Persiens immer mehr ab, während Griechenland immer stärker wurde. Im Vers 3 heißt es: „Danach wird ein mächtiger König aufstehen und mit großer Macht herrschen, und was er will, wird er ausrichten.“ Der hier angekündigte mächtige König war Alexander der Große, der mit großer Macht alle Länder von Griechenland bis nach Indien eroberte. Wie der Bote hier voraussagte, zerbrach nach Alexanders Tod sein Reich in vier Teile, die von seinen vier wichtigsten Generälen regiert wurden. Während zwei der Reiche bald an Bedeutung verloren, blieben die zwei anderen stark, nämlich das syrische Reich unter den Seleuziden im Norden und dem Königreich Ägypten im Süden.

Wie würde es dann weitergehen? In den Versen 5-19 sagt der Bote Gottes eine lange Auseinandersetzung zwischen diesen beiden Reichen voraus. Am Anfang versuchten sie, eine Einigkeit zu erreichen. Der König des Südens würde dem König des Nordens seine Tochter zur Frau geben, um die Einigkeit zu festigen, ein Verhalten, das wir immer wieder in der Geschichte finden. Aber die ägyptische Prinzessin würde letztlich keinen Erfolg haben, sondern sie würde samt ihrem Sohn und ihrem Mann getötet werden (6). Danach würde der neue ägyptische König ausziehen und Syrien erfolgreich angreifen und auch seine Geräte aus Silber und Gold rauben (7.8). Aber der König des Nordens würde danach wiederum Ägypten angreifen, es aber nicht erobern können. Auf diese Weise würde es einen langen Dauerkonflikt geben, der von Kriegen, Intrigen, Siegen und Niederlagen, Bündnissen und Brechen der Bündnisse geprägt war. Dabei würden die Könige des Nordens an Macht zunehmen, es aber trotzdem nicht schaffen, Ägypten zu erobern.

Wie würde sich der Konflikt auf die Juden im heiligen Land auswirken? In Vers 14 kündigt der Bote Gottes an, dass sich Abtrünnige aus Israel, das damals unter dem Joch von Ägypten war, gegen sie auflehnen würden. Aber sie würden damit keinen Erfolg haben, sondern fallen. Als Israel versuchte, aus dem Konflikt zwischen den Großmächten Vorteile zu suchen, anstatt bei Gott Hilfe zu suchen, wurde es sogar noch schlimmer mit ihnen, weil der syrische König bei seinem Feldzug gegen Ägypten sich auch gegen das heilige Land wandte und Verderben brachte. Obwohl er bei seinem Krieg gegen viele Inseln erfolgreich sein würde, würde ein Mächtiger ihn zwingen mit seinen Schmähungen aufzuhören. Der hier angekündigte „Mächtige“ war Rom, das sich immer mehr zur Supermacht entwickelte und sich in die Kriege Syriens einmischte. Das Nordreich wurde gezwungen, seinen Krieg zu beenden, und wurde zu hohe Reparationszahlungen verpflichtet. Betrachten wir den Vers 20. Der hier beschriebene König des Nordens war Antiochus III. Wegen der hohen Reparationsschuld, die ihm von den Römern auferlegt waren, musste er hohe Geldsummen von seinem Volk eintreiben, was ihn sehr unbeliebt machte. Schließlich wurde er getötet, aber wie vorausgesagt war nicht öffentlich noch im Kampf; denn er wurde von seinem Kämmerer, der ständig so viel Geld eintreiben sollte, ermordet, und der Sohn des getöteten Königs wurde auf den Thron gesetzt.

Die Ereignisse, die der Bote Gottes hier offenbarte, erlaubten Daniel eine weite Vorausschau und zugleich detailliertes Wissen über das, was etwa in den nächsten 300 Jahren kommen würde. Machtkämpfe mit Heiratspolitik, Intrigen und vielen Kriege würden die Geschichte bestimmen. Es waren Abläufe und Ereignisse, die sich in der Geschichte immer wieder gezeigt und wiederholt haben. Israel würde als kleines Volk dabei scheinbar überhaupt keine Rolle spielen, wenn dann nur die eines Leidtragenden. Es sah so aus, als ob die Weltpolitik ihren Verlauf nimmt, wie es immer wieder geschah. Es sah so aus, als ob alles von den Machthabern bestimmt wird und die kleinen Länder und das Leben der einzelnen Menschen ihrer Willkür und Machtgier unterworfen und ausgeliefert sind. Aber das war nicht das Ende des Berichts des Boten Gottes. Wie würde es weitergehen?

II. Die schreckliche Herrschaft von Antiochus IV (21-35)

Betrachten wir den Vers 21: „Dann wird an seiner Statt emporkommen ein verächtlicher Mensch, dem die Ehre des Thrones nicht zugedacht war. Der wird unerwartet kommen und sich durch Ränke die Herschaft erschleichen.“ Ab hier konzentrieren sich die Prophezeiung auf einen bestimmten König des Nordens, der als ein verächtlicher Mensch vorgestellt wird. Seine Person und seine Herrschaft werden mit vielen negativen Wörtern wie Ränke, List, Zorn usw. beschrieben, die auf seinen bösen Charakter, seine Verlogenheit, Machtgier, Skrupellosigkeit usw. hinweisen. Die Person, die diese Ankündigung über 300 Jahre später erfüllte, war Antiochus IV Epiphanes. Zwar haben wir schon bei den Königen vor ihm schon gesehen, dass sie von Gier nach Macht und Vorherrschaft getrieben waren. Aber bei diesem König finden wir nur noch negative Eigenschaften, die er hemmungslos und skrupellos auslebte. Tatsächlich kam er „mit Ränken“ an die Macht, obwohl ihm der Thron nicht zugedacht war. Obwohl er eigentlich als eines der syrischen Königskinder in Rom als Geisel leben musste, gelang es ihm, die Erlaubnis zu erwirken, nach Syrien zurückzukehren, wo er es schaffte, seinen Neffen vom Thron zu verjagen und selbst König zu werden. Vers 22 beschreibt seine große militärische Macht, durch die sogar heranflutende Heere hinweggeschwemmt und vernichtet wurden. Mit List hat er auch den Fürsten Israels vernichten, indem er dessen eigenem Bruder dazu anstiftete. List und Betrug, wovon andere König nur im Notfall Gebrauch machten, waren seine ständigen MIttel. Vers 24 sagt voraus, dass er in die besten Städte des heiligen Landes eindringen und tun würde, was weder seine Väter noch seine Vorväter getan haben, und Raub und Güter an seine Leute verteilte (24a). Aber diese Bedrängnis würde nur für eine befristete Zeit sein (24b). Danach führte er seinen ersten gewaltigen Krieg gegen Ägypten (25-28). Auf dem Rückweg richtete er seinen Sinn gegen den heiligen Bund – bezeichnenderweise heißt es nicht „gegen Israel“ oder „gegen die Juden“ oder „gegen das heilige Land“, sondern „gegen den heiligen Bund“, was bereits seine Feindseligkeit gegen den Glauben der Juden bzw. gegen Gott selbst andeutet. Aber was er gegen das heilige Land tat, hielt sich diesmal noch in Grenzen. Ganz anders war es aber nach seinem zweiten Feldzug gegen Ägypten, der letztlich kein Erfolg war, weil Schiffe von Kittim, das mit Rom in Verbindung stand, ihn zum Rückzug zwangen. Daraufhin wandte er sich grimmig gegen den heiligen Bund. Dabei kooperierte er listig mit denen, die den Bund verließen. Vers 31-32a sagt: „Und seine Heere werden kommen und Heiligtum und Burg entweihen und das tägliche Opfer abschaffen und das Greuelbild der Verwüstung aufstellen. Und er wird mit Ränken alle zum Abfall bringen, die den Bund übertreten.“ Er kämpfte nicht nur militärisch, sondern auch mit Betrug und hinterlistigen Methoden gegen Gottes Volk. Er brachte viele Juden, die den Bund mit Gott sowieso nicht so ernst nehmen, zum Abfall vom Glauben, sodass sie bereit wurden, seine hellenistische Lehre anzunehmen und seine Herrschaft zu akzeptieren. Er schaffte das Opfer und die Gottesdienste, den Kern der jüdischen Religion, ab und stellte stattdessen ein Götzenbild von Zeuss im Tempel auf. Er kämpfte mit allen Mitteln gegen die Juden und tat alles, um ihren Glauben an Gott zu zerstören.

Aber die Verfolgung und Bedrängnisse würden auch gute Auswirkungen haben. Betrachten wir die Verse 32b und 33a: „Aber die vom Volk, die ihren Gott kennen, werden sich ermannen und danach handeln. Und die Verständigen im Volk werden vielen zur Einsicht verhelfen.“ Einige Gläubige würden Mut fassen und gegen den heidnischen Aggressor, der Gott verachtete und ihre Religion zerstören wollte, kämpfen. Andere würden in dieser Zeit vielen Menschen helfen, geistliche Einsicht zu bekommen und trotz der Bedrägnisse den Glaubensweg zu gehen. In der Zeit der Verfolgung wird sich herausstellen, wer Gott wirklich ernst nimmt und entschieden ist, nach seinem Willen zu leben. Diejenigen, die Gott lieb haben, werden Mut fassen und konsequent aus dem Glauben leben. Tatsächlich haben in der Zeit der Verfolgung durch Antiochus Epiphanes nicht alle dem Druck nachgegeben. Einige Juden haben auch entschlossen Widerstand geleistet, als er in ihr Land eindrang und das Opfer abschaffte und den Tempel entweihte. Das manifestierte sich in der Bewegung der Makkabäer. Vers 33a zeigt, dass viele auch in dieser Zeit anderen halfen, den richtigen Weg zu erkennen und sie zur wahren Erkenntnis führten. Sie lehrten also andere trotz der drohenden Bestrafung entschlossen das Wort Gottes und halfen ihnen, den Glauben zu finden und festzuhalten und danach zu leben. Sie wurde in der Zeit der Not ein großer Segen für viele.

Was würde mit einigen passieren? Vers 33b sagt, dass einige von ihnen dafür verfolgt werden mit dem Schwert, mit Feuer, Gefängnis und Raub eine Zeitlang. Der böse Herrscher ging radikal mit denen um, die an ihrem Glauben an Gott festhielten. Die frommen Menschen würden eine kleine Hilfe erhalten, aber viele würden sich nicht aufrichtig zu ihnen halten. Es war eine Zeit, in der sich zeigte, wer Gott wirklich ernst nimmt und liebt und wer sein eigenes Leben mehr liebt als Gott. Vers 35 sagt: „Und einige von den Verständigen werden fallen, damit viel bewährt, rein und lauter werden für die Zeit des Endes; denn es geht ja um eine befristete Zeit.“ Einige mussten ihren Einsatz für Gott und sein Werk sogar mit dem Leben bezahlen. In dieser Situation fragt man sich, warum Gott das zulässt. Warum greift Gott nicht ein und verhindert das Sterben der Frommen? Aber auch das hatte seinen Sinn. Ihr Tod dient dazu, dass viele andere bewährt, rein und lauter werden für die Zeit des Endes.

Wie muss es für Daniel gewesen sein, als er all das hörte? Daniel muss tief betroffen und erschüttert gewesen sein, als er hörte, wie großes Leiden und Unheil auf das Volk Gottes zukommen würde. Was er befürchtet hatte, wurde durch die Prophezeiung des Boten Gottes bestätigt, zum Teil wohl noch übertroffen. Gleichzeitig konnte er begreifen, dass die Leiden und Verfolgung von unter Gottes Kontrolle war und dass es darin den Sinn gab, denn dadurch würde der Glaube der Menschen, die Gott lieben, gereingt und gestärkt wird, während diejenigen, die Gott nicht so ernst nehmen, sich von ihnen trennen würde. Die Leiden und Verfolgung halfen den Menschen, sich von aller weltlicher Gesinnung und aller unklarer Haltung zu reinigen und ihren Glauben an Gott klar zu machen und ihm mit reinem Herzen entschlossen zu dienen. Sie sind ein nötiges Mittel, um die Gesinnung der Gläubigen zu läutern und ihnen zu helfen, bewährten Glauben zu haben. Die Leiden helfen so den Gläubigen, entschlossen und aktiv für Gott zu leben, anstatt weiterhin solala zu leben. Dabei sagte der Bote Gottes wiedereholt, dass es bei den Leiden nur um eine befristete Zeit geht, dass aber das Ende wichtig ist. Was würde dann am Ende passieren?

III. Der Höhepunkt der Bedrängnis und das Ende (36-45)

In dem letzten Abschnitt finden wir zum einen eine Fortsetzung der Beschreibung dessen, was der verächtliche König des Nordens, Antiochus IV tun würde. Vers 36 sagt: „Und der König wir tun, was er will, und wird sich überheben und großtun gegen alles, was Gott ist. Und gegen den Gott aller Götter wird er Ungeheuerliches reden, und es wird ihm gelingen, bis sich der Zorn ausgewirkt hat; denn es muss geschehen, was beschlossen ist.“ Dieser Vers beschreibt seine Willkür, mit der er leben wird, und seinen Hochmut, aus dem heraus er gegen alles, was die Menschen als Gott verehren, großtun wird. Er wird sich sogar gegen den lebendigen Gott erheben und Ungeheuerliches gegen ihn reden und es wird ihm gelingen, das heißt er wird viele Menschen damit beeindrucken und von sich einnehmen. Dieses Wort wurde durch den berüchtigten Antiochius IV erfüllt, der nicht nur den Tempel Gottes verunreinigte, sondern auch gegen Gott lästerte. Doch an dieser Stelle wird auch erkennbar, dass es sich hier nicht nur Antiochus IV beschrieben wird, der nicht nur Israel eroberte, sondern auch ihren Glauben zu zerstören und durch seine hellenistische Ideolgie zu ersetzen versuchte. Es ist auch eine Beschreibung des Antichristus, der gegen Gott lästern und so versuchen wird, die Menschen von sich selbst zu beeindrucken und sie zu seinen eigenen Anhängern zu machen. Hochmut und Feindseligkeit gegen Gott prägen seinen Charakter und sein Verhalten, und er versucht skrupellos und mit allen Mitteln sein Ziel zu erreichen, die Menschen zum Abfall von Gott und so unter seine eigene Herrschaft zu bringen.

Betrachten wir die Verse 37-39. Antiochus lehnte nicht nur den Glauben der Juden, sondern alle bisherigen Religionen ab und führte eine neue Religion ein. Der Gott der Festungen, den er verehren würde mit Gold, Silber, Edelsteinen und Kostbarkeiten, sollte ihm militärische Macht verleihen, auf die er seine Herrschaft gründete. Anstatt den wahren Gott um seine Gnade und Kraft zu bitten, suchte er Kraft bei fremden Göttern bzw. bei bösen Geistern.

Die Verse 40ff beschreiben den großen Krieg, den er gegen den König von Ägypten führte. Der Ausdruck „zur Zeit des Endes“ und die Erwähnung etlicher anderer Völker weist darauf hin, dass es zugleich ein Bild für den großen Kampf ist, der am Ende der Zeit stattfindet. Wie dereinst Antiochus wird der Antichristus dabei erfolgreich sein, und kein Reich wird ihm entrinnen. Schließlich wird er sich gegen das Volk Gottes wenden, um es zu vernichten. Lesen wir gemeinsam Vers 45: „Und er wird seine prächtigen Zelte aufschlagen zwischen dem Meer und dem herrlichen, heiligen Berg; aber es wird mit ihm ein Ende nehmen, und niemand wird ihm helfen.“ Schließlich wird der Böse danach trachten, das Volk Gottes in einer entscheidenden Schlacht zu zerstören. Er wird vor dem Volk Gottes übermächtig erscheinen. Aber Gott wird eingreifen, sodass es mit ihm ein Ende nehmen wird, und niemand wird ihm helfen. Gott wird den Bösen richten und seine Macht völlig zerstören. Gott wird den letzten Sieg erlangen und sein Volk erretten. Das wird den Sieg für Gottes Leute bedeuten und den Beginn seines herrlichen Reichs.

Was bedeutete das alles für Daniel? Er war sehr besorgt um sein Volk gewesen und hatte begehrt, zu verstehen, was Gott eigentlich vorhatte und wie er für ihre Erlösung wirken wollte. Durch die Offenbarung erkannte er, dass seine Befürchtung richtig war, dass sein Volk tatsächlich unter den Mächten der Welt viele Leiden und Bedrängnisse ertragen würde. Er lernte, dass die bösen Menschen und bösen Mächte vielfach siegen würden, die Ungerechtigkeit und Willkür über das Gute in den Menschen. Der vorläufige Höhepunkt würde das Kommen des bösen Königs Antiochus IV sein, der seine Macht skrupellos missbrauchen und die Gläubigen rigoros und hinterlistig verfolgen würde. Daniel mochte sich fragen, warum Gott das zuließ. Er musste sich gefragt haben: Was ist der Wille Gottes? Warum greift Gott nicht gleich ein, sondern lässt zu, dass die bösen Menschen und Mächte den Gläubigen so viele Leiden bereiten? Aber nun konnte er erkennen, dass die Gläubigen durch die Bedrängnisse gereinigt werdem, sodass sie bewährt, lauter und rein werden. Er erkannte, dass die Gläubigen auf die Zeit der Leiden und Bedrängnisse gefasst sein und ihr Glaubensleben nun treu führen sollten, damit sie auch in der Bedrängnis Gott treu sein und ihm dienen können.

Was bedeutet das für uns? Gottes Offenbarung an Daniel im heutigen Text macht uns klar, dass Verfolgung und Bedrängnisse kommen werden. Sie werden ihren Höhepunkt erreichen, wenn der Antichrist auftritt und einen weltweite Herrschaft aufrichten wird. Was sollen wir tun? Wir sollen wie Daniel angesichts der bevorstehenden Zeit eine richtige Gesinnung aufbringen. Wir sollen uns nicht fürchten, sondern wissen, dass alles unter Gottes Kontrolle ist. Wir sollen uns bewusst machen, dass auch Leiden und Bedrängnisse dazugehören werden, die aber keineswegs sinnlos sind, sondern dazu dienen, uns geistlich zu reinigen und unseren Glauben zu klären und zu stärken, damit wir bewährt, rein und lauter vor ihm werden. Wir sollen uns bewusst sein, dass die Leiden nur eine befristete Zeit lang sind, und unser Leben entschlossen auf das Ziel auszurichten. Das gilt auch schon jetzt. Wir haben zurzeit in unserem Land noch keine Verfolgung der Gläubigen. Im Vergleich zur Bedrängnis der Gläubigen damals und zu der Bedrängnis, die noch kommen wird, haben wir höchstens minimale Leiden, nur Dinge wie morgens früh aufzustehen, am Abend und am Wochenende unsere freie Zeit für das Werk Gottes einzusetzen, beim Einladen die Ablehnung vieler Studenten zu ertragen; aber sogar das bereitet uns oft schon Probleme. Aber wir sollen schon in dieser Zeit lernen, unser Glaubensleben entschieden und konsequent zu führen und Leiden dabei nicht zu scheuen. Wir sollen Leiden in unserem Leben nicht länger vermeiden wollen, sondern sollen sie positiv sehen und bereitwillig annehmen, denn Gott hilft uns dadurch, dass unser Glauben bewährt, lauter und rein wird, und die Leiden sind ja nur für eine befristete Zeit. Wir sollen bereits in dieser Zeit uns ermannen und mutig mit dem Gebet und dem Wort Gottes gegen die Feinde Gottes kämpfen und unser Glaubensleben konsequent führen. Wir sollen in dieser Zeit und in der kommenden Zeit andere zur Einsicht und zum Weg der Nachfolge Jesu führen und innere und äußere Schwierigkeiten dabei überwinden. Wir sollen unser Leben klar auf das Ziel ausrichten, nämlich die Wiederkommen Jesu und den letzten Sieg, den er bringen und alle bösen Mächte besiegen wird. Dann wird er uns in sein herrliches Reich führen und uns ewig belohnen. Gott helfe uns, bewusst auf dieses Ziel hin zu leben und kleine und große dabei auftretenden Leiden zu tragen, dass wir dadurch bewährt und rein werden! Gott helfe uns, in dieser und in der kommenden Zeit viele Studenten zur Erkenntnis Jesu zu führen, sodass sie den Weg zum Himmelreich gehen können! Gott wird uns den letzten Sieg und eine ewige Belohnung schenken. Lesen wir zum Schluss nochmals das Leitwort: „Und er wird seine prächtigen Zelte aufschlagen zwischen dem Meer und dem herrlichen, heiligen Berg; aber es wird mit ihm ein Ende nehmen, und niemand wird ihm helfen.“

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