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Die goldene Regel: der schmale Weg
„Alles, was ihr wollt, dass euch die Menschen tun, das tut auch ihnen! Darin besteht das Gesetz und die Propheten.“
(Matthäus 7,12 [EÜ])
Der heutige Text handelt vom breiten und schmalen Weg. Und viele von uns, wenn wir diesen Text lesen, fühlen uns an ein berühmtes Gemälde von Charlotte Reihlen erinnert. Im Vordergrund des Bildes sieht man recht eine kleine unscheinbare Pforte und den schmalen Weg. Und dieser schmale Weg sieht eng und beschwerlich aus, aber er führt in den Himmel und die Herrlichkeit Gottes. Links ist prominent ein breiter Weg. Es gibt noch nicht einmal ein Tor. Der breite Weg sieht einfach und heiter aus, aber er führt später zu Krieg und Zerstörung und eine brennende Hölle. Dieses Bild regt unsere Fantasie an und lädt ein zum Nachdenken. Wenn du dieses Bild hilfreich findest, möchte ich dich gerne weiter dazu einladen, darüber nachzusinnen.
Eine Schwierigkeit im Text ist, dass Jesus zu sagen scheint, dass viele Menschen auf dem breiten Weg unterwegs sind und in die Verlorenheit gehen, während der schmale Weg zum Leben nur von wenigen begangen wird. Das wiederum scheint ein wenig im Widerspruch zu stehen, was die Bibel an anderen Stellen zu sagen scheint. Nur ein Kapitel weiter sagt Jesus: „Ich sage euch: viele werden von Osten und Westen kommen und mit Abraham, Isaak und Jakob im Himmelreich zu Tisch sitzen.“ In Römer 5 ist mehrfach von „vielen“ die Rede, die gerettet werden: „so werden auch durch den Gehorsam des einen die vielen zu Gerechten gemacht werden.“
Spurgeon (dem niemand den Vorwurf machen kann, dass er liberal ist) sage folgendes: „Ich verabscheue von ganzem Herzen das ständige Gejammer einiger Menschen, die ihre eigene kleine Kirche als den „Überrest“ ansehen – die „wenigen, die gerettet werden sollen“. Sie reden immer von engen Pforten und schmalen Wegen und von dem, was sie für eine Wahrheit halten, dass nur wenige in den Himmel kommen werden. […] Ich glaube, dass es im Himmel mehr sein werden als in der Hölle, weil Christus in allem „den Vorrang haben soll“ (Kol 1,18), und ich kann mir nicht vorstellen, wie er den Vorrang haben könnte, wenn es in den Herrschaftsgebieten Satans mehr geben soll als im Paradies. Außerdem wird gesagt, dass es im Himmel eine unüberschaubare Menge geben soll; ich habe nie gelesen, dass es in der Hölle eine unüberschaubare Menge geben soll.“ Der Text, auf den sich Spurgeon bezog, ist Offenbarung 7,9: „Danach sah ich und siehe, eine große Schar aus allen Nationen und Stämmen, Völkern und Sprachen; niemand konnte sie zählen.“ Die Zahl der Geretteten ist nicht mickrig.
Wie verstehen wir den heutigen Text? Wie so oft ist es der Kontext, der zählt. In Jesus Christus ist das Reich Gottes so nahe herbeigekommen, dass alle Menschen, die wollen, im Hier und Jetzt in diesem Reich leben können. Jesus stellt uns vor die Wahl. Er will, dass wir jetzt bereits als Bürger vom Himmelreich leben. Jesus ermahnt uns, durch das enge Tor auf dem schmalen Weg zu gehen, weil es der Weg zum Leben ist. D.h., wir wollen uns über folgende drei Fragen Gedanken machen: erstens, inwiefern ist der Weg schmal? Zweitens, wie können wir auf diesem Weg gehen? Drittens, zu welchem Leben führt dieser Weg? Oder wenn man es etwas poetischer haben will: erstens, der Weg; zweitens, die Pilgerschaft; drittens, das Ziel.
1. Der Weg
Verse 13 und 14: „Geht durch das enge Tor! Denn weit ist das Tor und breit ist der Weg, der ins Verderben führt, und es sind viele, die auf ihm gehen. Wie eng ist das Tor und wie schmal der Weg, der zum Leben führt, und es sind wenige, die ihn finden.“ Inwiefern ist das Tor eng und der Weg schmal?
Zum einen ist der Weg schmal, weil er exklusiv ist. Im christlichen Glauben ist der Weg eine Person, nämlich Jesus Christus. Das Leitwort der europäischen Sommerkonferenz war Johannes 14,6: „Jesus sagte zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich.“ Was heißt es, dass Jesus der Weg ist? Es bedeutet, dass man akzeptiert, dass er der Herr und Retter ist.
In den USA tragen viele Christen, die Donald Trump unterstützen, T-Shirts mit der Aufschrift „Jesus ist mein Retter, und Donald Trump ist mein Präsident.“ Wie ich finde, verbirgt sich dahinter ein gewaltiger Irrtum. Es scheint auszudrücken, dass Jesus für den Aspekt Rettung von den Sünden verantwortlich ist, während jemand wie Trump damit betraut ist, unser Leben und Land auf die Reihe zu bringen. Dieser Spruch scheint ausdrücken zu wollen, dass Trump in einem ähnlichen Ausmaß die Loyalität und den Gehorsam seiner Anhänger verdient wie es bei Jesus der Fall ist. Aber Jesus ist nicht nur unser Retter. Jesus ist auch unser König. Jesus rettet nicht nur, sondern Jesus regiert und richtet auch. Jesus als den einzigen Weg zum Vater zu akzeptieren, bedeutet, dass wir uns ihm ganz unterordnen; das, was er sagt, hat für uns zentrale Bedeutung; er hat Anspruch auf und völlige Autorität über unser Leben, und wir gehören ganz ihm. Das ist schmal.
Der Weg ist ebenfalls schmal, weil es der Weg der Gnade ist. Was bedeutet das? Wenn wir uns noch einmal das Bild von Reihlen anschauen, dann sehen wir auf dem breiten Weg die Weltlichen. Drei prominente Gebäude stehen im Vordergrund: der Maskenball, das Theater, die Spielhölle. D.h., auf dem breiten Weg sind die Vergnügungssüchtigen und die Partylöwen, die Trinker und die Raucher, die Spieler und die Zocker, die Unmoralischen. Auf der anderen Seite sind auf dem schmalen Weg die Frommen, die Beter, die Menschen, die sich allen weltlichen Vergnügungen entsagt haben. Auf der einen Seite scheinen die Bösen und die Schlechten ihr Wesen zu treiben; auf der anderen Seite sind die Guten und die Lieben.
Aber was ist der Kontext der Bergpredigt? Jesus sagte in Matthäus 5,20: „Wenn eure Gerechtigkeit nicht weit größer ist als die der Schriftgelehrten und der Pharisäer, werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen.“ Wir verbinden mit Schriftgelehrten und Pharisäern häufig Heuchler und religiös angehauchte Terroristen. Aber Fakt ist, sie waren die Frommen der damaligen Zeit. Sie waren die Menschen, die alle Gebote zu halten versuchten. Sie waren diejenigen, die Almosen gaben, beteten und fasteten und das AT besser beherrschten als wir das kleine Einmaleins. Und Jesus schien zu sagen, dass alle diese religiösen Aktivitäten keinen Wert hatten. D.h., du kannst sonntags in die Gemeinde gehen, du kannst Bibel lesen, du kannst christliche Musik hören, dich am Kochplan beteiligen, und trotzdem mit Haut und Haaren auf dem breiten Weg unterwegs sein. Das ist das Schockierende.
Der schmale Weg ist der Weg der Gnade. D.h., alle, die auf diesem Weg unterwegs sind, bekennen, dass sie es nicht verdienen, auf diesem Weg zu sein. Der Weg der Gnade ist, dass wir bekennen, dass es nichts gibt, was wir begangen haben, was dazu führt, dass Gott uns weniger lieben könnte; und dass es nichts gibt, was wir vollbringen könnten, was dazu führt, dass Gott uns mehr lieben könnte. Der Weg der Gnade ist, dass die Vergebung unserer Schuld und unser Angenommensein bei Gott, auf dem beruht, was Jesus für uns am Kreuz getan hat, und nicht auf dem, was wir getan haben. Der Weg der Gnade ist, dass wir von innen heraus verändert werden: durch Bekenntnis unserer Sünden, durch Buße und durch Gottes vergebende Liebe. Es ist der Weg der Selbstverleugnung, und es ist der Weg der Demut. Das ist ein schmaler Weg.
2. Die Pilgerschaft
Wir haben gesagt, dass Jesus der Weg ist, und dass der schmale Weg bedeutet, dass wir seine Autorität in unserem Leben zulassen. Was bedeutet es dann konkret, auf dem schmalen Weg unterwegs zu sein? Jesus gibt uns in Vers 12 eine ausführliche Antwort darauf: „Alles, was ihr wollt, dass euch die Menschen tun, das tut auch ihnen! Darin besteht das Gesetz und die Propheten.“ Dieses Gebot ist bekannt unter dem Namen „die goldene Regel“. Die meisten Menschen unserer Gesellschaft wären mit dieser Regel voll einverstanden. Und die meisten Menschen wären mit der Aussage einverstanden, dass unsere Gesellschaft eine viel bessere wäre, wenn alle Menschen danach leben würden. Das Problem ist, es macht halt nur keiner.
Warum wird dieses Gebot die goldene Regel genannt? Eine mögliche Erklärung ist, dass der römische Kaiser Alexander Severus diese Worte in goldener Farbe an eine Wand hatte schreiben lassen. Wir kennen die goldene Regel aus der Bibel als die Worte, die Jesus gesprochen hatte. Aber tatsächlich ist uns diese Regel auch außerhalb der Bibel überliefert. Der Philosoph Seneca (Zeitgenosse von den ersten Aposteln) schrieb: „Lasst uns unsere Großzügigkeit so ausüben, wie wir sie uns selbst wünschen würden.“ Konfuzius hat auf der anderen Seite des Erdballs hunderte Jahre vorher geschrieben: „Was du nicht willst, dass man dir tut, das füg‘ auch keinem anderen zu.“
Verschiedene Denker hatten also schon ähnliche Formulierungen für das goldene Gebot. Jesus hatte es positiv formuliert: „tue den anderen das, was du dir ebenfalls wünschst.“ Und das erfordert ein aktives Handeln von uns: wir haben etwas zu tun. Andere hatten es negativ formuliert. „tue anderen nicht das, was du nicht willst, dass man es dir antut.“ Manche haben das als die silberne Regel bezeichnet. Die eiserne Regel wäre dann: „so lange du der Stärkere bist, kannst du im Prinzip machen und lassen, was du willst.“
John Ortberg hatte dann angemerkt, dass wir im Gleichnis des barmherzigen Samariters alle drei Regeln in Ausführung sehen. Die Räuber, die den armen Reisenden zusammenschlugen und ausraubten, handelten nach der eisernen Regel. Der Priester und der Levit, die an dem Opfer vorübergingen, taten ihm nichts Böses an. Aber der springende Punkt ist natürlich, dass sie ihm auch nicht halfen. Das ist die silberne Regel. Erst der Samariter kam zu ihm, sah ihn, hatte Mitleid und leistete erste Hilfe und weitere Hilfe. Die goldene Regel perfekt ausgeführt.
Jesus macht eine erstaunliche Aussage hier. Er sagt, dass dieses Gebot das Gesetz und die Propheten erfüllt. Rabbi Hillels Motto war „Was dir verhasst ist, das tue auch deinem Nächsten nicht an.“ (In Rabbi Hillels Verständnis erforderte auch diese negative Formulierung Taten der Liebe.) Und danach soll er gesagt haben: „Das ist die ganze Tora. Der Rest ist Kommentar. Geh hin und lerne.“
Jesus trifft eine ähnlich radikale Aussage. Was wir verstehen müssen, ist, dass dieser Vers 12 der Abschluss von Jesu Hauptlehren in der Bergpredigt sind. Jesus bringt hier einen Diskurs zu Ende, den er in Kapitel 5 begonnen hatte: „Denkt nicht, ich sei gekommen, um das Gesetz und die Propheten aufzuheben! Ich bin nicht gekommen, um aufzuheben, sondern um zu erfüllen.“ Nachdem Jesus diese Worte gesprochen hatte, zeigte, was die bessere Gerechtigkeit des Himmelreiches ist, inklusive Feindesliebe; und er spricht von Almosen, Beten, Fasten, Schätzesammeln und Sorgen. Alles das bringt er auf den Punkt, in dem er sagt: „[Im Urtext steht hier noch ein „Darum“] Alles, was ihr wollt, dass euch die Menschen tun, das tut auch ihnen! Darin besteht das Gesetz und die Propheten.“ Es ist eine andere Version von „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ Kein anderes Gebot ist größer und wichtiger als das.
Durch die enge Pforte zu gehen und auf dem schmalen Weg zu gehen, heißt, dass wir durch Gemeinschaft mit Jesus, zu Menschen werden, die in Taten und Worten die goldene Regel ausleben. Das ist der Hauptinhalt und der Hauptpunkt eines Lebens, auf dem schmalen Weg. Die Frage ist, wie werden wir überhaupt irgendetwas? Z.B., wie werden wir zu Philosophen? Antwort ist, durch tiefes Studium, Lesen, Schreiben, Diskutieren der entsprechenden Werke. Wie werden wir zu Musikern? Üben, üben, üben. Wie wird man ein Koch? Ähnliche Antwort. Wie werden wir zu Naturwissenschaftlern? Experimente planen, durchführen, auswerten, davon lernen, immer und immer wieder. Um in irgendetwas gut zu werden und sich irgendeine Meisterschaft anzueignen, braucht es Lernen, Übung und Disziplin. Und das ist ein schmaler Weg. Gleiches gilt dafür, wenn wir durch Jesus zu Menschen der Liebe verändert werden sollen. Um Menschen zu werden, die die goldene Regel verinnerlicht haben, braucht es Lernen von Jesus, Übung mit Jesus und ganz viel Disziplin.
Welche konkreten Beispiele gibt es für das Praktizieren der goldenen Regel in unserem Alltag? Es gibt unendlich viele. Ein paar wenige Beispiele: wenn du von einem anstrengenden Tag nach Hause kommst, und einfach nur deine Ruhe haben willst, merkst du vielleicht, dass du einen Ehepartner hast, der den ganzen Tag mit den Kindern verbracht hat, und ebenfalls seine Ruhe haben will. Also tu ihm das, was du dir für dich wünschen würdest. Da wir gerade von Kindern reden: manche, bzw. ganz viele, bzw. fast alle Kinder reden ja unglaublich viel im Lauf eines Tages. Und vielleicht ist die präferierte Art und Weise, wie wir mit unseren Kindern kommunizieren, die, dass wir einfach auf unser Handy schauen. Was würden wir uns wünschen, wenn wir sie wären? Wir würden uns wünschen, dass man uns zuhört, dass wir als Gegenüber geachtet und respektiert werden. Goldene Regel sagt also, dass wir uns den Zwergen zuwenden, ihnen zuhören und sie als volle Menschen respektieren.
Wenn du angerufen wirst und den Hörer abnimmst, gibt es viele verschiedene Arten zu antworten. Wenn ein ehemaliger Kollege von mir im Büro angerufen wurde, war seine Antwort häufig: „Wer stört?“ Telefongespräche können eine echte Gelegenheit sein, andere mit Liebe und Respekt zu behandeln oder auch nicht. Das bringt uns zum nächsten Punkt. Ganz häufig hat Liebe und Respekt etwas damit zu tun, dass wir ein echtes und aufrichtiges Interesse an unserem Gegenüber haben. Häufig bedeutet es, dass wir bessere Zuhörer werden müssen. Jemand sagte einmal, dass Gott uns einen Mund und zwei Ohren gegeben hat. Vielleicht deshalb, weil Gott sich wünscht, dass wir unsere Ohren und unseren Mund in diesem Verhältnis einsetzen?
Die Gemeinde bietet unglaublich viele Gelegenheiten dazu, die goldene Regel zu praktizieren. Wenn du dein Essen holst, denke an die anderen, die weit hinter dir in der Schlange sind und sich auch noch Ei und Hackfleisch für ihr Bibimbab wünschen. Nimm nicht mehr als du brauchst. Wenn du dein Essen geholt hast und dir einen Platz suchst, an dem du dich setzen kannst, denke nicht einfach nur daran, wie du eine unterhaltsame Zeit haben kannst. Vielleicht ist eine Person alleine am Tisch, und vielleicht ist diese Person in deinen Augen nicht so cool. Aber wenn du alleine bist, würdest du dir vielleicht auch wünschen, dass jemand dich sieht und dir Gemeinschaft leistet.
Für viele von uns ist die Arbeit der Ort, an dem wir die meisten Zeit verbringen. Also lass uns die Arbeit zu einem Ort der goldenen Regel machen. Vielleicht, bzw., wahrscheinlich, bzw. ganz sicher gibt es Kollegen, die du nicht ausstehen kannst. Genau wie wir es uns wünschen würden, dass andere nicht hinter unserem Rücken lästern, sollten wir nicht über andere hinter ihrem Rücken herziehen. Wenn andere befördert werden aber nicht wir, sollten wir uns mit den anderen freuen wie als ob es unsere Beförderung wäre, weil es das ist, was wir uns für uns wünschen würden. Wenn du jemanden siehst, der Hilfe benötigt und du weißt sehr genau, dass du helfen kannst, dann zögere nicht zu helfen, auch dann noch, wenn du weißt, dass nichts für dich dabei rausspringt.
Die goldene Regel erstreckt sich auch die Menschen im Alltagsleben, die wir nicht kennen: das Reinigungspersonal in der Schule, Uni oder auf der Arbeit, die Assistentin in der Arztpraxis, der Busfahrer, der DHL Lieferant: wo immer wir können, lasst uns Menschen mit Achtung und Freundlichkeit und Freude begegnen. Falls ihr Autofahrer seid oder sonst Teilnehmer am Straßenverkehr seid, lasst uns die goldene Regel praktizieren: nicht fluchen und schimpfen, wenn uns jemand die Vorfahrt nimmt.
Was noch? Wenn du verletzt und traurig bist, willst du getröstet werden. Also sei ein Tröster. Wenn du enttäuscht und niedergeschlagen bist, willst du ermutigt werden. Also sei anderen ein Ermutiger. Wenn du in Not bist, willst du, dass dir geholfen wird. Also sein ein Helfer. So vieles mehr, was man hier sagen könnte.
Zusammengefasst: wie wir mit unseren Mitmenschen umgehen, hat unmittelbare Auswirkungen darauf, welche Beziehungen, welche Familien und welche Gemeinschaften wir bauen helfen. Und das Ganze mit Jesu Liebe zu tun, ist der Kern der Bergpredigt.
3. Das Leben
Zu Beginn haben wir gesagt, dass der Weg schmal ist, weil Jesus allein der wahre Weg ist. Als großer Gegensatz dazu, scheint der breite Weg der Weg der Toleranz zu sein: der Weg, wo jeder so sein kann, wie er ist; der Weg, wo es keine Vorschriften gibt im Bezug darauf, was richtig und was falsch ist. Auf dem ersten Blick macht das sehr viel Sinn: was ist toleranter? Zu sagen, dass alle Religionen in den Himmel führen und dass es daher egal ist, an wen oder was wir glauben oder auch an nichts zu glauben; oder zu sagen, dass nur Jesus der einzige wahre Weg ist, und dass niemand zum Vater kommen kann als allein durch Jesus? Die Römer waren ziemlich pluralistisch und ziemlich entspannt, was die Religionen der anderen anging: „Du kannst an all deine Götter glauben wie du lustig bist und ihnen Tempel bauen und Opfer bringen. Hauptsache du betest auch unsere Götter an.“ Sie waren die Toleranten, die Christen waren die Intoleranten.
Was zeigt die Geschichte? Römer waren nicht tolerant, was arme Menschen anging. Aber Christen liebten die Armen, und Armen liebten das Evangelium von Jesus. Römer vermischten keine Gesellschaftsschichten miteinander. Aber bei Christen saßen Sklaven und Freie und römische Bürger am gleichen Tisch; Männer und Frauen feierten gemeinsam Gottesdienst. Römer hatten keine sonderliche Achtung für Mädchen (aus Jungs konnte man Männer machen, die auf dem Feld ackern oder die Soldaten werden konnten); Mädchen wurden als Resultat dessen oft auf Müllhalden ausgesetzt. Es waren Christen, die sich um diese Mädchen kümmerten, die adoptierten, ihnen ein Zuhause gaben, weil für sie alle Menschen zum Bilde Gottes geschaffen waren und unendlichen Wert und Würde hatten. Paulus fasste das in Galater 3,28: „Es gibt nicht mehr Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie, nicht männlich und weiblich; denn ihr alle seid einer in Christus Jesus.“
Hier ist der Punkt: zu sagen, dass nur Jesus der wahre Weg ist, scheint sehr exklusiv, sehr schmal, sehr intolerant zu sein. Aber dieser Weg führt zum Leben. Und das ist der Grund, weshalb die frühen Christen viel großzügiger, viel liebevoller, viel offenherziger als alle ihre Zeitgenossen waren.
Der schmale Weg führ zu einem weiten Leben. In den Chroniken von Narnia gibt es eine sehr schöne Illustration für diesen scheinbaren Widerspruch. König Tirian befindet sich in einer Schlacht, in der alles verloren ist. Er fällt in einen kleinen Stall, eine kleine Hütte. Als er die Augen auftut, erwartet er, dass es im Inneren der Hütte finster ist. Zu seiner großen Überraschung stellt er fest, dass es in der Hütte hell ist. Er steht auf einer Wiese, er sieht Bäume, er sieht einen weiten blauen Himmel. Und er wird von Königen und Fürsten empfangen, die vor ihm waren. Er stellt fest, dass das Innere der Hütte größer ist, als das Äußere. Und Königin Luca bestätigt: „Auch in unserer Welt gab es einen Stall, der etwas beherbergte, das größer war als die ganze Welt.“
Der Weg ist schmal. Aber das Leben, das wir in Jesus finden, ist alles andere als schmal. Vor allem ist Jesus alles andere als schmal: er ist der Größte und der Wunderbarste. Wer diesen Jesus hat und mit diesem Jesus in Beziehung ist, der hat ein weites, großartiges Leben. Du hast die Wahl. Spurgeon sagte in seiner letzten Predigt, die er gepredigt hatte: „Unter den erlesensten Fürsten gab es nie einen wie ihn. Er ist immer an der vordersten Front der Schlacht zu finden. Wenn der Wind kalt bläst, nimmt er immer die kahle Seite des Hügels. Der schwerste Teil des Kreuzes liegt immer auf seinen Schultern. Wenn er uns eine Last zu tragen aufträgt, trägt er sie auch. Wenn es etwas gibt, das gnädig, großzügig, gütig und zärtlich, ja verschwenderisch und überreich an Liebe ist, dann findet man es immer bei ihm. Über 40 Jahre habe ich ihm gedient, gepriesen sei sein Name, und ich habe nichts als Liebe von ihm erfahren. Ich würde gerne noch weitere 40 Jahre in demselben lieben Dienst hier unten weitermachen, wenn es ihm gefällt. Sein Dienst ist Leben, Frieden, Freude. Oh, dass du ihn sofort antreten würdest! Gott helfe dir, dich noch heute unter dem Banner Jesu zu verpflichten! Amen.“