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Sei vollkommen wie Gott
„Darum sollt ihr vollkommen sein, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist.“
(Matthäus 5,48)
Die Kapitel 5 bis 7 des Matthäusevangeliums sind die Bergpredigt Jesu. Die heutige Botschaft ist der letzte Teil von Kapitel 5. Als Jesus die Bergpredigt begann, sprach er darüber, wer die Seligen sind. Wer sind die Seligen? Ihnen gehört der Himmel. Sie sind die Kinder Gottes. Jesus spricht zu denen, die das Reich Gottes besitzen: Du bist das Salz und Licht der Welt. Ihr sollt eure Familie für wertvoll halten und nicht einmal daran denken, Ehebruch zu begehen. Ihr sollt nicht lügen und ein Mensch sein, dessen Leben innerlich und äußerlich im Einklang steht. Jesus fordert weiter auf, Verluste hinzunehmen, Zugeständnisse zu machen und tolerant zu sein. Schließlich fordert er seine Jünger auf, ihre Feinde zu lieben. Und das abschließende Wort von Kapitel 5 fordert uns auf, vollkommen zu sein wie unser Vater im Himmel. Heute beim Hören der Worten Jesu könnten manche vielleicht eine Last in ihren Herzen empfinden. Sie fragen sich vielleicht, wie ein Mensch perfekt sein kann. Bei anderen kann die Aufforderung zur Vollkommenheit möglicherweise keine Belastung hervorrufen, weil sie an einige besondere heilige Menschen denken, die ihre Feinde lieben und perfekt sein können. Sie denken, es kann als ein Wort angesehen werden, das nichts mit gewöhnlichen Menschen wie ihnen zu tun hat.
Würde Jesus, der gute Hirte, der uns erschaffen hat und uns liebt, diese Gedanken nicht kennen? Jesus hat dies wahrscheinlich nicht gesagt, um uns eine weitere Last aufzubürden. Wenn Menschen verzweifelt und entmutigt werden, nachdem sie die Worte Jesu gehört haben, wäre das nicht das, was der Herr beabsichtigt. Es ist wahr, dass die heutigen Worte vielleicht schwer erscheinen und wir gestehen natürlich, dass es schwierig ist, nach diesen Worten zu leben. Im Jahr 1996 erschien ein Buch mit dem Titel „Für erschöpfte Christen“. Ich habe es zwar nicht gelesen, aber allein der Titel hat mich berührt. Es ist schwierig, in dieser harten Welt zu überleben, aber weil wir Christen sind, können wir leicht aufgefordert werden, dies oder das tun zu müssen. Das Leben als Christ kann manchmal ermüdend und anstrengend sein.
Aber der heutige Text fordert uns auch auf, unsere Feinde zu lieben. Darüber hinaus lehrt Jesus uns, tolerant zu sein. Wenn wir gerade erschöpfte Christen wären, könnte das Wort uns dazu bringen, zu stolpern. Ich hoffe, dass die heutige Botschaft nicht als belastender Befehl verstanden wird, sondern als die Stimme Jesu, des guten Hirten, der die Schafe liebt. Wenn jemand ein müdes und erschöpftes Herz haben würde, hoffe ich, dass diese Predigt wie lebendiges Wasser sein wird. Wenn jemand eine schwere Aufgabe oder Bürde zu tragen hat, hoffe ich, dass Jesu Wort eine gute Nachricht ist, die Bürde zu erleichtern. Ich hoffe vor allem, dass unsere Dankbarkeit und Liebe für Jesus durch diese Predigt weiter wachsen. Schauen wir uns den Text an. Uns wird gesagt, dass wir unsere Nächsten lieben und unsere Feinde hassen sollen, aber Jesus lehrt diejenigen, denen der Himmel gehört, dass sie ihre Feinde lieben und für diejenigen beten sollen, die sie verfolgen. Dadurch wird bestätigt, dass sie Kinder des himmlischen Vaters sind. Jesus lehrt weiter, dass Gott keinen Unterschied zwischen guten und bösen Menschen macht und jedem Sonnenschein und Regen schenkt. Er stellt die Frage, welche Belohnung es gibt, wenn wir nur diejenigen lieben, die uns lieben. Selbst ein Zöllner hat auch diese Art von Liebe. Jesus sagt auch: Was ist das Besondere, wenn wir nur zu unseren Brüdern freundlich sind? Er sagt, dass auch Heiden, die Gott nicht kennen, solche Güte zeigen. Abschließend lehrt Jesus, dass die Kinder Gottes perfekt sein sollen, so wie ihr himmlischer Vater perfekt ist. Ein von mir geschätzter Pastor gestand, dass er unter diesen Worten „perfekt bzw. vollkommen“ sehr gelitten habe. Daher kam er zu dem Schluss, dass Gott uns diese Worte gegeben hat, weil er unser Vater ist. Als Vater kann Gott sich wünschen, dass es seinen Kindern gut geht. Auch wenn Perfektion unmöglich erscheint, kann ein Vater darauf hoffen, dass sein Kind in allem vollkommen ist. Manchmal ist es uns schwer, unsere Brüder zu lieben, und auch schwer, die eigenen Kinder zu lieben, wie können wir dann überhaupt unsere Feinde lieben? Solche Frage können wir stellen. Denn wenn wir ein Ziel haben, berechnen wir, ob das Ziel erreichbar ist oder nicht.
Der Herr fordert uns jedoch auf, vollkommen zu sein, sagt uns jedoch nicht, wie wir vollkommen werden können. Er hat auch nicht gesagt, ob es möglich oder unmöglich ist. Er hat uns nur geboten, vollkommen zu sein, so wie unser himmlischer Vater vollkommen ist. Was meint Jesus damit, hier vollkommen zu sein? Dies bedeutet nicht, dass das gesetzlich geforderte Niveau zu 100 % perfekt erreicht wird. Auch bedeutet es nicht, dass es keine Fehler in Worten oder Taten gibt. Um diese Worte besser zu verstehen, hören wir uns die ersten Worte Jesu zu Beginn der Bergpredigt an. „Selig sind, die da geistlich arm sind; denn ihrer ist das Himmelreich.“ (Matthäus 5,3) Der Himmel ist das Reich Gottes. Hier findet Gottes Herrschaft statt. Ein solcher Ort ist ein Land des Gehorsams, in dem jeder sagt: „Nicht mein, sondern dein Wille geschehe.“ Mit anderen Worten: Es ist ein Land, in dem nur Gott König ist. Diejenigen, die darin leben, bekennen sinngemäß folgendes: „Als meine Seele Gnade empfing und von der schweren Last der Sünde befreit wurde, verwandelte sich sogar diese traurige Welt in den Himmel. Halleluja, alle meine Sünden sind mir vergeben und ich lebe mit dem Herrn Jesus, wo immer ich bin.“
Jeder, der auf dieser Welt lebt, muss leiden. Dieses Leiden kam, weil der Mensch die Beziehung zu Gott verloren hat. Daher steht jeder gewollt oder ungewollt unter dem Fluch und Zorn Gottes. Als die Folge davon muss jeder hart arbeiten, um die Früchte essen zu können. Doch selbst wenn wir in diesem verfluchten Land leben, gibt es eine Möglichkeit, den Himmel zu genießen, wo immer wir sind. Es wird nicht durch menschliche Anstrengungen erreicht, sondern wird von Gott denen arm im Geiste gegeben (Mt 5,3). Wir müssen nämlich anerkennen, dass alles Unglücke und alle Sorgen, denen wir im Leben begegnen, mit eigener Kraft nicht kontrollierbar sind. Egal wie sehr wir dem allen entfliehen oder es vermeiden möchten, ändert sich die Tatsache nicht, dass wir bloß ein schwacher Mensch sind. Was Gott von den Menschen will, ist solch ein armes Herz. Ein demütiges Herz ist die Tür zum Reich Gottes. Nicht durch eigene Kraft, sondern durch ein demütiges Herz kommt man in die Herrschaft Gottes. Der Verbrecher, der neben Jesus gekreuzigt wurde, bat demütig: „Jesus, gedenke an mich, wenn du in dein Reich kommst!“ (Lk 23,42) Jesus sprach zu ihm: „Heute wirst du mit mir im Paradies sein.“ (Lk 23,34) Was für ein Mensch ist dieser Verbrecher? Er sagte über sich selbst so: „Wir sind es zwar mit Recht, denn wir empfangen, was unsre Taten verdienen“ (Lk 23,41) Er war nicht vollkommen, aber durfte ins Reich Gottes kommen. Was können wir daraus lernen, was uns dazu führt, vollkommen zu sein. Wir können das Himmelreich nicht besitzen, auch wenn wir uns bemühen, alle Gesetze einzuhalten und fehlerfrei zu reden und zu handeln. Wenn du aber durch ein armes Herz eine vollkommene Beziehung zu Gott hast, wirst du den Himmel besitzen. Darum muss jeder an Jesus appellieren: „Jesus gedenke an mich, wenn du in dein Reich kommst!“
Durch eine Freundschaft kann deine Beziehung perfekt sein? Oder weil ihr ein Ehepaar seid, kann eure Beziehung vollkommen sein? Oder weil du Christ bist, kann deine Beziehung zu den anderen Menschen perfekt sein? Wir erleben und wissen, dass dies nicht der Fall ist. Wenn Menschen zusammenkommen, gibt es immer Konflikte. Wie großartig wäre es, wenn wir in einer Versammlung in Harmonie wären, einander respektieren, einander trösten und Kraft empfangen könnten. Doch wenn Menschen zusammenkommen, verletzen sie sich durch Worte und Taten und erleiden auch Verletzungen. Wenn du in Frieden leben möchtest, ist es möglicherweise besser, fern von Menschen zu leben. Jesus fordert uns jedoch auf, auch unsere Feinde zu lieben und sogar diejenigen, die unfreundlich zu uns sind, uns schaden und üble Nachrede verbreiten. Warum? Gott ist der Vater im Himmel. Er ist kein Vater, der die Arme verschränkt und aus der Ferne zuschaut, egal wie seine Kinder leben. Weil er seine Kinder liebt, möchte er, dass sie genauso perfekt sind wie er. Gott möchte, dass sein Charakter durch seine Kinder sichtbar wird. Wer eine perfekte Beziehung zum perfekten Gott hat, der kann in der Lage sein, sich als ein Kind Gottes zu erweisen. Gottes Charakter wird im praktischen Leben seiner Kinder sichtbar. Gottes Natur ist Licht. Gottes Charakter ist Liebe. Gott ist treu und lässt diejenigen, die er auserwählt hat, nicht im Stich. Der Grund, warum Jesus sagt, dass wir vollkommen sein sollen, so wie unser himmlischer Vater vollkommen ist, liegt darin, dass wir der Kanal sind, durch den Gottes Wille auf Erden genauso verwirklicht wird, wie er im Himmel verwirklicht wird. Die Kanäle, durch die Gottes liebevolle Natur auf dieser Erde kommen wird, sind Gottes Kinder. Wenn Gottes Kinder die Rolle von Salz und Licht spielen, wird Gottes Wille auf dieser Erde geschehen.
Wenn Jesus uns auffordert, vollkommen zu sein, sollten wir zuerst Amen sagen. Wir können nicht perfekt sein, jedoch wäre es gut, über die Vision Jesu für uns nachzudenken. Ich glaube, dass Perfektion nicht ein durch meine Bemühungen erreichtes hohes Niveau bedeutet, sondern vielmehr die Frucht einer perfekten Beziehung zu Gott. Wenn wir mit der Frage beginnen, wie ein Mensch perfekt sein kann, werden wir unweigerlich zu dem Schluss kommen, dass dies unmöglich ist. Wenn wir jedoch zunächst fragen, warum der Herr dies gesagt hat, können wir die Absicht des Herrn erkennen. Der Herr möchte, dass das Reich Gottes die ganze Erde erfüllt. Gottes Charakter wird durch seine Kinder offenbart, weil sie das Salz und Licht der Welt sind. Es gibt ein Sprichwort: „Irren ist menschlich“. Es gibt niemanden, der keine Fehler macht. Gott, der uns erschaffen hat, weiß das am besten. Daher ist es klar, dass die Aufforderung, perfekt zu sein, nicht bedeutet, dass wir keine Fehler machen dürfen. So wie das Himmelreich denen gehört, die arm im Geiste sind, glaube ich, dass diejenigen, die sich demütig auf Gott verlassen und mit der Kraft leben, die Gott ihnen gibt, vollkommen sind. Wie Apostel Paulus, der bekannte, dass er durch den, der ihm Kraft gibt, alles tun kann, glaube ich, dass ich ein vollkommener Mensch werde, wenn Christus, der in mir lebt, durch mich erscheint. Es stimmt, dass alle Christen müde werden, wenn sie in einer schwierigen Welt leben müssen. Noch schwieriger ist es, wenn sie unter der Verfolgung stehen. Der Herr, der unsere Schwächen gut kennt, lädt uns in den Himmel ein. Da ist Jesu voller Herrlichkeit, des Lammes, das alle unsere Fehler und Schwächen trug. Das Reich Gottes ist die Vision des Herrn für unsere Gemeinde.
Ich habe mich bemüht, ein perfekter Mensch zu werden. Der Zweck besteht darin, dass ich, sobald ich perfekt werde, von niemandem mehr belehrt werden müsste. Obwohl ich seit über 30 Jahren in Deutschland lebe, bin ich immer noch ein Ausländer, der korrigiert und belehrt werden muss. Wenn ich bei der Arbeit mit meinen Arbeitskollegen Konflikte habe, lande ich fast immer in einer Situation, in der ich meinen Fehler zugeben und mich entschuldigen muss, oder ich habe ständig das Gefühl, der Schwache zu sein. Weit davon entfernt, perfekt zu sein, bin ich entweder ein unvollkommener oder unreifer Mensch, der immer noch selbst Schuld auf sich lädt. Dies kann mein Selbstwertgefühl beeinträchtigen oder dazu führen, dass ich mich schlecht fühle.
Kann ich ein angenehmes Leben erwarten, wenn ich vorzeitig in Rente gehen würde? Ich muss noch fünf Jahre arbeiten, um das Rentenalter zu erreichen, aber ich wollte drei Jahre früher in Rente gehen und nach Korea gehen, um ein würdiges Leben zu führen. Allerdings kann ich dadurch nicht der perfekte Mensch werden. Vielmehr besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass ich ein unreifer und eigensinniger alter Mann werde. Der Herr gab mir jedoch durch R. die Gelegenheit, das Gottes Wort am Sonntag zu predigen. Da ich das Wort Gottes einmal alle zwei Monaten predigte, verbesserte sich meine Beziehung zu Gott, während ich über die Botschaft nachdachte, die ich übermitteln sollte. Außerdem habe ich im vergangenen Jahr jeden Sonntag ein Gebetstreffen mit K., S. und S. wegen der Hochzeit meiner Tochter gehabt und dabei die rettende Gnade Jesu zutiefst erkannt. Dann konnte ich spüren, dass die Macht Jesu Christi durch mich offenbart wurde. Während der letzten europäischen Sommerkonferenz habe ich im Besonderen gelernt, dass Menschen nicht aus eigener Kraft leben sollen, sondern aus der Gnade Gottes. Wenn ich etwas aus meiner Kraft tun möchte, werde ich oft erschöpft und mein Stolz wurde verletzt, aber wenn ich mich auf meine Beziehung zum Herrn konzentrierte, erfuhr ich, wie der Herr durch mich wirkte. Meine Tochter, die am 24. August dieses Monats heiraten wird, wurde im siebten Schwangerschaftsmonat mit einem Gewicht von ca. 890g zu früh geboren. Sie war immer gereizt und hat sich beschwert, wenn sie sich unwohl fühlte. Sie hatte große Schwierigkeiten mit der Eingewöhnung in die Schule und besuchte 9 Schulen von der Grundschule bis zur Berufsschule. Außerdem sagte die Chefin vom Kindergarten, in dem meine Tochter ihr Berufspraktikum machte: Sie sei ungeeignet als Kindergärtnerin zu arbeiten und teilte ihr mit, dass sie das Praktikum nicht bestanden hat.
Unsere ganze Familie hatte das Gefühl, vor einem weiteren unüberwindbaren Berg zu stehen. Meine Tochter litt am meisten, weil sie keine Ahnung hatte, wie sie ihre Zukunft planen sollte. Aber der Herr hat sie nicht im Stich gelassen. Er ebnete ihr den Weg zum Abschluss, indem sie nur einen Monat lang ihre Praktikumszeit nachholte. Obwohl die Kindergartenleiterin sie als Kindergärtnerin für unreif und ungeeignet hielt, durfte sie eine Arbeitsstelle im einem Kindergarten finden, und nun wird sie A. heiraten, der aus M. kommen wird. Warum gab Gott meiner Tochter den Namen G., als sie geboren wurde? Ich glaube, das liegt daran, dass Gott sie auf diese Erde gesandt hat, um seine Herrlichkeit durch ihr Leben zu offenbaren. Obwohl G. nicht perfekt ist und Schwierigkeiten hat, auf Kritik und Ratschläge zu hören, trägt sie ihr Kreuz des Lebens, um die Herrlichkeit Gottes zu offenbaren. Der Befehl des Herrn, vollkommen zu sein wie unser himmlischer Vater, ist eine Einladung zu einer vollkommenen Beziehung mit dem vollkommenen Gott. Wenn wir an Gott glauben und nach Gottes Willen leben, werden wir sogar unsere Feinde lieben, für sie beten und die Hoffnung haben, zu einem vollkommenen Menschen mit einem weiten Herzen heranzureifen, der andere umarmen kann. Obwohl der Herr vollkommen ist, hat er am Kreuz sein Blut für unvollkommene Menschen vergossen und alle unsere Fehler und Schwächen auf sich genommen. Weil er für uns unvollkommene Menschen sein Blut vergossen hat, können wir nun ohne Furcht vor dem vollkommenen Gott stehen. Wie kann jemand sagen: „Ich habe es geschafft“? Bringt unsere große Mühe etwas? Absolut nicht. Es ist nur die Gnade des Herrn Jesus. Christen, die auf dieser Erde leben, mögen müde sein, aber sie können anhand der Gnade des Blutes Jesu bekennen: Ich bin vor Gott vollkommen. Wir müssen demütig an seine Gnade glauben: „Jesus, gedenke an mich, wenn du in dein Reich kommst!“ Dieser demütige Glaube bringt uns ins Reich Gottes. Ich glaube, dass der vollkommene Gott durch mich und durch dich diese Erde in Gottes Königreich verwandeln wird. Du bist Gottes Hoffnung für die Welt. Amen.