Predigt: Bergpredigt — Matthäus 4,17.23-5,3

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Einleitung zur Bergpredigt

„Als er aber das Volk sah, ging er auf einen Berg und setzte sich; und seine Jünger traten zu ihm.“

(Matthäus 5,1)

Letzte Woche am Sonntag ging eine Ära zu Ende. Liverpool spielte sein letztes Spiel mit Jürgen Klopp als Trainer. Klopp war fast 9 Jahre lang Trainer. Das ist eine außergewöhnlich lange Zeit für einen Trainer. Viele Trainer fangen vielversprechend an, bringen frischen Wind. Aber dann verlässt sie irgendwann das Glück, und sie werden relativ schnell und relativ sang- und klanglos entlassen. Was aber noch außergewöhnlicher ist, ist, dass Klopp nicht nur die Herzen der Fußballfans erobert hat. Es scheint, dass sich die ganze Stadt Liverpool regelrecht in ihn verliebt hat. Auf mehreren großen Wandmalereien kann man Bilder von ihm bestaunen.
Was hat Klopp so besonderes gemacht? Anlässlich seines Abschieds ist in der Sportsparte der New York Times eine ganze Serie von Artikeln über Jürgen Klopp erschienen. In einem dieser Artikel kommt ganz gut zum Ausdruck, was für eine Art von Manager er war. Nach seinem Antritt versammelte er die Mannschaft im Medienraum. Die Mitarbeiter, die für den Klub arbeiteten, wurden gebeten, vorbeizukommen und ihre Rolle (ihre Arbeit) zu beschreiben. Die Mitarbeiter rauschten schnell durch und Jürgen fragte: „Wer sind all diese Leute?“ Alle sagten: „Das sind die Mitarbeiter.“ Und er sagte: „Nein, wir sind alle eine Familie: die Liverpooler Familie. Jeder muss den Namen von jedem kennen. Diese Leute sind hier, um euch bei eurer Leistung zu helfen.“ Das gab den Ton an für alles, was danach kam.
Im Dezember 2015 hatte sein Team 0:3 gegen eine wesentlich schlechtere Mannschaft verloren. Die Spieler hatten erwartet, dass damit die Weihnachtsfeier gestrichen war. Stattdessen gab es vom Trainer die Ansage: „Alles, was wir gemeinsam tun, das tun wir so gut wir es können, und heute Abend heißt das: Wir feiern.“ Niemand durfte die Feier vor 1 Uhr verlassen. Am Ende der Saison hatte das Team zwei Finale verloren: das Pokalfinale gegen Manchester City im Elfmeterschießen und die Europa League gegen Sevilla. Spieler erinnern sich wie er nach diesen bitteren Niederlagen als Trainer an ihrer Seite stand, um sie zu ermutigen. Es erinnert ein wenig an den epischen Dialog zwischen Tony Stark und Captain America. „Wie wollen wir diese Armee besiegen?“ Der Captain sagt: „Zusammen.“ Stark sagte: „Aber wir werden verlieren.“ Der Captain: „Dann tun wir auch das zusammen.“ So eine Persönlichkeit war Jürgen Klopp.
Vielleicht fragt ihr euch jetzt, warum ich das alles erzähle. Ein Fußballtrainer hat zwar einen extrem unsicheren Job und wird ganz schnell entlassen. Aber so lange er der Trainer ist, hat er tatsächlich extrem viel Einfluss und Macht. Seine Aufgabe ist es, dem Team seinen Stempel aufzudrücken: seine Strategie, seine Mentalität und seine Werte. Klopp war extrem erfolgreich, was das angeht. Im Artikel hieß es: „Nach und nach begann Klopp, einen Kader nach seinem eigenen Bild aufzubauen.“ Man könnte es auch so formulieren: Liverpool war sein Königreich. Jedes Königreich hat eine Autorität (der König), Werte, Macht und Kraft, Kultur, Gesetze. In den kommenden Wochen wollen wir viel über ein anderes Königreich nachdenken.
Wir fangen heute eine neue Serie an, die uns fast bis zum Ende des Jahres beschäftigen wird: die Bergpredigt. Ich bin wirklich gespannt auf das, was uns erwartet. Es wird auf jeden Fall ein Abenteuer. Die Texte sind kürzer als das, was wir vielleicht normalerweise gewohnt sind. Aber das ist auch bitter nötig, denn viele Texte sind nicht einfach zu verstehen. Wir brauchen viel Zeit, für eine sorgfältige Betrachtung. Der Schlüssel zum Verständnis der Bergpredigt ist das Himmelreich Gottes. Die Bergpredigt gibt uns einen tiefen Einblick darin, was es bedeutet, als Bürger dieses Königreich zu leben. Wir lernen, wie dieses Reich alles auf den Kopf stellt, was wir kennen.
Folgende Punkte müssen wir in Bezug auf Gottes Königreich verstehen: erstens, das Himmelreich ist real; zweitens, das Himmelreich ist normal; und drittens, das Himmelreich ist eine Einladung an uns.

1. Das Himmelreich ist real
Was ist Realität? Die Schulkinder haben zurzeit Pfingstferien. Unsere Jungs genießen die Ferien sehr, und verbringen nach meinem Geschmack etwas zu viel Zeit vor dem Bildschirm. Vor ein paar Tagen habe ich mir zwei von den Jungs geschnappt, um abends noch einen kleinen Spaziergang zu machen. Einer von ihnen meinte dann: „Laaaangweilig!“ Meine Antwort darauf war folgende: „Siehst du die Bäume hier draußen? Die Natur? Den Himmel? Das hier draußen ist die Realität. Das, was du auf dem Bildschirm siehst, ist nicht real. Und wenn du das, was real ist, als langweiliger empfindest als die virtuelle Welt, dann hast du wirklich ein Problem und solltest vielleicht aufhören zu zocken.“
Wir haben keine Probleme damit, nachzuvollziehen, dass die Natur da draußen realer ist, als das, was wir auf einem Bildschirm sehen können. Das ist einleuchtend. Wir haben auch keine Probleme damit zu verstehen, dass ein richtiges Treffen mit einer Person in einem Café viel realer ist, als sich über Zoom zu unterhalten; dass ein persönliches Gespräch, in dem man sich von Angesicht zu Angesicht sieht, viel realer ist, als Instagram und X Posts zu kommentieren oder zu ‚liken‘. Fakt ist ja auch: Ganz viel von dem, wovon unsere Gesellschaft erkrankt ist, hat damit zu tun, dass zu viele Menschen in einer Blase anstatt in der Realität leben.
Der Philosoph Dallas Willard wurde einmal gefragt, was Realität ist. Seine Antwort: „Realität ist das, worauf du dich verlassen kannst.“ Dann wurde er gefragt, was Schmerz ist. Seine Erklärung: „Schmerz ist das, was du empfindest, wenn du auf die Realität triffst.“ Realität ist das, worauf wir uns verlassen können. Das spricht von Dauerhaftigkeit, Beständigkeit, Stabilität. Sehen wir uns noch einmal 4,17 an: „Von da an begann Jesus zu verkünden: Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe.“ Für Jesus war ganz klar, dass es eine absolute Realität gibt, die alles andere in den Schatten stellt. Wir könnten uns fragen: Was ist realer als diese Welt? Was ist realer als das, was wir fühlen, betasten, schmecken, riechen, sehen, hören und messen können? Jesus Antwort darauf ist: Gott und sein Reich. Das Geistliche ist realer als das Physische. Es ist der kategorische Unterschied zwischen dem Schöpfer und der Schöpfung. Gott ist die absolute Realität, weil er der Ursprung von allem ist, was existiert.
Ein Theologe namens Adam Clarke hatte über Gott geschrieben: „[Gott ist] das ewige, unabhängige und selbst existierende Wesen; das Wesen, dessen Absichten und Handlungen aus ihm selbst entspringen, ohne fremde Motive oder Einflüsse; er, der absolut herrscht; das reinste, das einfachste, das geistigste aller Wesen; unendlich vollkommen; und ewig selbstgenügsam, da er nichts braucht, was er geschaffen hat; unermesslich in seiner Unermesslichkeit, unvorstellbar in seiner Existenzweise und unbeschreiblich in seinem Wesen; nur von ihm selbst vollständig erkannt, weil der unendliche Geist nur von sich selbst vollständig erfasst werden kann. Mit einem Wort, ein Wesen, das aufgrund seiner unendlichen Weisheit weder irren noch getäuscht werden kann, und das aufgrund seiner unendlichen Güte nichts anderes tun kann als das, was ewig gerecht, richtig und gut ist.“ Das ist eine theologische Umschreibung dessen, wie Gott sich selbst aus dem brennenden Dornbusch offenbart hatte, als er sagte: „Ich bin, der ich bin.“
Als Jesus das Himmelreich Gottes ankündigte, war seine Aufforderung: „Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe.“ Wenn wir das Wort Himmelreich hören, dann denken ganz viele von uns vermutlich an einen Ort, der ganz weit weg ist. Zum einen, geographisch ganz weit weg, weil das Himmelreich ja nicht Teil unseres Universums sein kann; d.h., „man müsste dieses Universum erst verlassen,“ so die Annahme. Zum anderen, zeitlich ganz weit weg, weil wir das Wort Himmelreich mit etwas verbinden, was erst am Ende der Zeit relevant ist, wenn Jesus kommen wird, die Lebenden und die Toten zu richten, und seine Gerechtigkeit zu etablieren; und wenn wir nicht so „weit“ in die Zukunft sehen wollen, dann zumindest bis zu dem Zeitpunkt, an dem wir sterben, und auch das ist ja noch ganz weit von unserer jetzigen Situation entfernt. Wer denkt schon an seinen Tod?
Nichts könnte weiter von der Wahrheit entfernt sein. Das Himmelreich, von dem Jesus spricht, ist nahe, sowohl örtlich als auch zeitlich. Wie nahe? Es ist mitten unter uns, auch wenn wir es nicht direkt sehen können. Das Himmelreich ist hier aber wie von einem unsichtbaren Schleier bedeckt. Vor zwei Wochen hatte ich erwähnt, dass Theologen von der Spannung des „Schon-jetzt-und-Noch-nicht“ sprechen. Und ja, das Himmelreich ist noch nicht vollständig unter uns realisiert. Wir sehen das tagtäglich, wenn wir Nachrichten lesen. Das Himmelreich hat ein starkes, ausgeprägtes „Noch-nicht“, weil der Schleier noch nicht gehoben wurde. Und gleichzeitig hat das Himmelreich auch eine ganz starke, nicht zu übersehende Komponente vom Hier und Jetzt. Das Himmelreich ist in Jesus Christus so nahe herbeigekommen, dass man danach greifen kann. Alle Menschen, die wollen, können bereits im Hier und Jetzt in diesem Königreich leben.
Dallas Willard, den ich im Lauf der Serie ganz oft zitieren werde, schrieb: „In seinen [Jesu] Augen ist dies eine von Gott durchflutete und von Gott durchdrungene Welt. Es ist eine Welt, die von einer herrlichen Realität erfüllt ist, in der jeder Bestandteil in den Bereich von Gottes direktem Wissen und seiner Kontrolle fällt – auch wenn er offensichtlich zulässt, dass einiges davon aus guten Gründen eine Zeit lang anders ist, als er es will. Es ist eine Welt, die unvorstellbar schön und gut ist, weil es Gott gibt und weil Gott immer in ihr ist. Es ist eine Welt, in der Gott ständig im Spiel ist und über die er sich ständig freut.“ Gott ist in seiner Welt präsent. Das Himmelreich ist unter uns angekommen, und es ist für unser jetziges Leben so greifbar und so relevant, dass es eine unmittelbare Reaktion fordert. Jesus sagte „Kehrt um.“
Ein letzter Gedanke, bevor wir fortfahren. Als eine gläubige Gemeinschaft, die Gott jede Woche in Gottesdiensten feiert, können wir uns leicht damit anfreunden, dass Gott groß und herrlich ist. Aber ein Aspekt scheint vielen immer wieder zu entgehen. Gott ist ein Gott, der sich freut. Dallas erzählte, wie er einmal in Südafrika von einem jungen Mann zu einem Strand gebracht wurde, um den Sonnenuntergang zu sehen. Er berichtete davon: „Ich hatte bereits Strände gesehen, bzw. dachte ich das zumindest. Aber als wir über den Anstieg waren, von welcher sich uns die See und das Land öffneten, stand ich in fassungsloser Stille und ging danach langsam auf die Wellen zu. Worte können den Anblick nicht beschreiben. Ich sah Raum und Licht und Struktur und Farben und Gewalt, die kaum von dieser Welt zu sein schienen. Langsam dämmerte in mir die Erkenntnis, dass Gott das allezeit sieht. Er sieht das, er erfährt das von jeder möglichen Perspektive: diese und Milliarden von anderen Szenerien wie diese und ungleich diese, in dieser und in Milliarden von anderen Welten. Gewaltige Wellen von Freude müssen ständig in diesem Wesen fluten. Es mag seltsam klingen, das zu sagen, aber plötzlich war ich extrem glücklich für Gott, und ich dachte, dass ich einen kleinen Eindruck davon habe, welch ein unendlich glückliches Wesen er ist und was es bedeutete, dass er auf seine Schöpfung blickte und sie für ‚sehr gut‘ befand.“ Gott ist ein Gott, der sich unendlich freut.
Und vielleicht fangen wir langsam an zu verstehen, dass unsere Vorstellung davon, wie Gott ist, ganz wesentliche Konsequenzen hat, in Bezug darauf wie und ob wir uns zu diesem Gott hingezogen fühlen. Zum Beispiel: Wer von uns verbringt gerne Zeit mit einer Person, die konstant genervt ist; die ständig zu Wutausbrüchen neigt; die uns ständig anschreit; die uns ständig auf unsere Fehler aufmerksam macht; die ständig mit uns unzufrieden ist. Wer von uns verbringt gerne Zeit mit einer Person, die todunglücklich und einfach nur verbittert ist? Auf der anderen Seite, wer von uns liebt es nicht, Zeit mit einer Person zu verbringen, die frohgelaunt und ein Sonnenschein ist? Wer verbringt nicht gerne Zeit mit einer Person, die eine Freude hat, die überfließt, und von einer Liebe erfüllt ist, die alles überstrahlt, und eine Ruhe und einen Frieden hat, die nicht von dieser Welt sind?
Frage an dich: Welches Bild hast du von Gott? Welche Eigenschaften verbindest du primär mit Gott? In 1. Timotheus 1,11 spricht Paulus von dem Evangelium der Herrlichkeit des seligen Gottes. Für das Wort „selig“ steht im Urtext makarios. Es ist das gleiche Wort, das Jesus in den Seligpreisungen auf seine Zuhörer anwendet. Und es bedeutet ‚glücklich‘, ‚gesegnet‘, oder die Mischung aus beidem: ‚glückselig‘. Gott ist zutiefst glücklich. Jeden Sonntag schließen R. oder M. den Gottesdienst mit dem aaronitischen Segen ab: „Der Herr segne dich und behüte dich! Der HERR lasse sein Angesicht über dich leuchten und sei dir gnädig. Der HERR wende sein Angesicht zu dir und schenke dir Frieden.“ Dieser wunderbare Segen macht Sinn, weil Gott unendlich gut und freundlich ist. Dieser Segen macht Sinn, weil uns Gottes Angesicht anstrahlt und anlacht weit mehr und besser als die Sonne am schönsten Frühlingsmorgen.
Gott und sein Himmelreich sind die Realität, auf die wir uns verlassen dürfen.

2. Das Reich Gottes ist normal
Nächste Woche und in den folgenden Wochen werden wir viele Worte hören, die uns sehr zu denken geben. Ein Grund dafür ist, dass die Bergpredigt vieles auf den Kopf stellt, was wir gewohnt sind: „glücklich sind die Armen, die Trauernden, die Sanftmütigen usw.“ Das ist ein wenig, wie wenn man sagen würde, Flüsse fließen aufwärts und Hasen schießen Jäger. Wie passt das zusammen? Jesus scheint alle menschlichen Normen infrage zu stellen. Was ist denn überhaupt normal?
Studenten aus der Uni Münster hatten sich ein wenig Gedanken dazu gemacht. Ein paar von ihnen sind auf die Straße und haben junge und alte Menschen befragt. Die Fragen waren ziemlich einfach und deshalb ziemlich schwer: „Wer bin ich?“, „Was ist normal?“, „Bist du normal?“ und „Was ist nicht normal?“ Eine ältere Dame wurde das am Ende gefragt. Sie machte sich Gedanken. Und während sie überlegte, fragte der Interviewer: „Ist nicht jeder … normal?“ Und ihre Antwort war ein empörtes: „Nein! Überhaupt nicht! Wer bestimmt denn die Norm?!?“
In den letzten Versen von Kapitel 4 lesen wir: „Er zog in ganz Galiläa umher, lehrte in den Synagogen, verkündete das Evangelium vom Reich und heilte im Volk alle Krankheiten und Leiden. Und sein Ruf verbreitete sich in ganz Syrien. Man brachte alle Kranken mit den verschiedensten Gebrechen und Leiden zu ihm, Besessene, Mondsüchtige und Gelähmte, und er heilte sie.“ Jesus offenbart sich hier als der Herr über Krankheit, Leiden und böse Geister. Wir sehen in ihm die Kraft und die Macht des Königreiches Gottes. Und ich glaube, dass Jesus hier noch mehr offenbart. Sämtliche Menschen, die Jesus berührt und geheilt hatte, sind später wieder krank geworden und gestorben. Warum heilte Jesus diese Menschen, wenn es nur von vorübergehender Wirkung war?
Ich glaube, dass eines der Gründe dafür ist, weil Jesus ein Stück weit offenbart, was normal ist. Er zeigt uns eine Welt, in der Krankheiten und Leiden und Tod nicht zum Design gehören. Er zeigt uns eine Welt, in der es allen Menschen wahrhaftig gut geht; in der alle Menschen gesund sind und alle Menschen frei von bösen Mächten sind. Er zeigt uns eine Welt, in der alle Menschen ihr volles Potenzial ausschöpfen können. Mit jeder Heilung, die Jesus vollbrachte, stelle Jesus ein Stückchen Normalität her.
Das ist der Kontext der Bergpredigt. Unmittelbar danach lesen wir, wie Menschen in Scharen zu Jesus kommen. Und dann beginnt Kapitel 5: „Als Jesus die vielen Menschen sah, stieg er auf den Berg. Er setzte sich und seine Jünger traten zu ihm. Und er öffnete seinen Mund, er lehrte sie und sprach …“ Um Dallas für heute zumindest ein letztes Mal zu zitieren: „[Jesus] ist nicht nur nett, er ist brillant. Er ist der klügste Mensch, der je gelebt hat. Er überwacht jetzt den gesamten Verlauf der Weltgeschichte und bereitet gleichzeitig den Rest des Universums auf unsere zukünftige Rolle darin vor. Er hat immer die besten Informationen über alles und sicherlich auch über die Dinge, die im menschlichen Leben am wichtigsten sind. Jetzt wollen wir seine Lehren darüber hören, wer das gute Leben hat, wer zu den wahrhaft Gesegneten gehört.“
Das Himmelreich ist die wahre Normalität. Und Jesus, der größte und weiseste Lehrer aller Zeiten, tut seinen Mund auf, lehrt uns und zeigt uns, wie dieses wahrhaftig normale Leben aussieht.

3. Das Himmelreich ist eine Einladung an uns
Jesus spricht: „Selig, die arm sind vor Gott; / denn ihnen gehört das Himmelreich.“ Das erste Wort der Bergpredigt ist „selig“. Ich habe bereits vorhin erwähnt, dass es ‚glücklich‘ oder ‚gesegnet‘ oder ‚glückselig‘ bedeutet. Diese Tatsache ist so wichtig für uns zu verstehen. Gott ist das glücklichste Wesen, das existiert. Warum erschafft Gott eine Welt, wenn Er in sich alles hat und nichts braucht? Warum gibt er sich mit uns ab, wenn er unendlich glücklich ist? Die Antwort ist, dass dieser Gott so mit Freude und Liebe und Glück überfließt, dass er das mit seiner Schöpfung teilen will. Gott will uns glücklich machen. Unser Glück ist sein Herzensanliegen.
Was ist es, was uns glücklich machen kann? Karl Marx hatte davon gesprochen, dass Religion das Opium des Volkes ist. Seine These war, dass Opium die Menschen durch Flucht vor der eigentlichen Realität „glücklich“ macht. Die Bibel argumentiert das genaue Gegenteil: „Du kannst wahres Glück nur dann erfahren, wenn du dich der Realität stellst. Du kannst nur dann ein wahrhaft glückliches Leben haben, wenn dein Leben auf der Realität fußt, und zwar die Realität Gottes und seines Himmelreiches.“ C.S. Lewis hatte es so formuliert: „Gott hat uns gemacht: Er hat uns erfunden, wie ein Mensch einen Motor erfindet. Ein Auto ist für den Betrieb mit Benzin gemacht und würde mit etwas anderem nicht richtig funktionieren. Nun hat Gott die menschliche Maschine so konstruiert, dass sie mit ihm selbst läuft. Er selbst ist der Treibstoff, den unser Geist verbrennen soll, oder die Nahrung, von der sich unser Geist ernähren soll. Es gibt nichts anderes. Deshalb ist es sinnlos, Gott zu bitten, uns auf unsere eigene Weise glücklich zu machen, ohne sich um Anbetung zu kümmern. Gott kann uns kein Glück und keinen Frieden geben, der nicht von ihm selbst kommt, weil es das nicht gibt. So etwas existiert nicht.“
Das Reich Gottes ist eine Einladung an uns: die Einladung zu einem glücklichen Leben mit ihm. Das Gebet der Gemeinde ist, dass wir diese Einladung hören, annehmen und ihr folgen, um diese glücklichen Menschen zu werden. Um mit einem Zitat von John Ortberg abzuschließen: „Du, genau hier in deinem Leben, bist gesegnet. In deinem Körper, ja genau in diesem Körper, in deinen Umständen, an diesem Tag, in deinem Leiden, bist du, kannst du gesegnet sein. Aber wenn du diesen Segen auf tiefe Weise erfahren willst, ist das ein bisschen kontra-intuitiv.“