Predigt: Apostelgeschichte 4,1-31 – Gebet

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Das Gebet der Gemeinde

„Als sie das hörten, erhoben sie ihre Stimme einmütig zu Gott und sprachen …“

(Apostelgeschichte 4,24a)

Dieses Jahr hat unsere Gemeinde begonnen, sich mit dem Thema „Gebet“ zu befassen. Wir haben beispielsweise das Gebet von Hanna und Abraham, das Vaterunser und die Gebete in den Psalmen behandelt. Heute werden wir eine besondere Form des Gebets betrachten. Und zwar das Gebet der Gemeinde.

Wie können wir als Gemeinde zu Gott beten? Wir wissen, dass das persönliche Gebet in unseren eigenen Räumen bzw. im Kämmerlein geschehen sollte. Wir kennen aber auch das gemeinsame Beten. Es kann zu zweit, zu dritt oder in einer kleinen Gruppe geschehen. Die ganze Gemeinde kann zusammen für die Anliegen der Gemeinde beten. Lass uns gemeinsam im Text untersuchen, was über das gemeinsame Gebet gesagt wird.

Nach der Himmelfahrt Jesu blieben die Apostel in Jerusalem zusammen, um auf das Kommen des Heiligen Geistes zu warten. Nach 10 Tagen ging die Verheißung des Herrn in Erfüllung. In Form von «zerteilten Zungen wie von Feuer» kam der Heilige Geist auf die Erde herab und die Menschen, die auf sein Kommen warteten, wurden vom Heiligen Geist erfüllt. Seine Kraft offenbart sich sogleich in ihnen: Sie wurden befähigt, in anderen Sprachen zu reden. Dieses Wunder geschah am Pfingsttag, an dem die Juden jährlich feierten. Daher kamen die zerstreuten Israeliten vom Ausland nach Jerusalem und hörten die Predigten in ihrer eigenen Sprache. Dies geschah, damit Gottes Plan erfüllt wird und damit das Werk Jesu in der ganzen Welt bekannt wird. Als die Apostel vom Heiligen Geist erfüllt wurden, fingen sie an, in Jerusalem zu predigen. Petrus bezeugte Jesus, den das Volk gekreuzigt hatte, der aber auferstanden ist. Als die Zuhörer die Predigt hörten, wurden sie von der Furcht und der Bestürzung ergriffen, was Bekehrung und Taufe von dreitausend Personen zur Folge hatte. Es entstanden Zusammenkünfte für die Belehrung, für den Gottesdienst und für das Gebet. Die Kraft des Heiligen Geistes offenbarte sich auch durch die Heilung vom gelähmten Mann. Alle, die den geheilten Mann sahen, wurden von Verwunderung und Erstaunen erfüllt. Petrus bezeugte ihnen, dass das Wunder im Namen Jesu Christi geschehen ist.

Noch während Petrus und Johannes zu den Leuten sprachen, kamen einige Priester und Sadduzäer zusammen mit dem Hauptmann der Tempelwache auf sie zu. Sie waren empört, weil Petrus und Johannes in aller Öffentlichkeit lehrten. Erst recht störten sie sich daran, dass diese Männer verkündeten, Jesus sei auferstanden und es gäbe somit eine Auferstehung der Toten. Sie ließen beide Apostel verhaften und über Nacht ins Gefängnis sperren, weil es inzwischen Abend geworden war. Aber viele von den Zuhörern begannen durch die Predigt der Apostel an Jesus zu glauben, so dass nun etwa fünftausend Männer zur Gemeinde gehörten, Frauen und Kinder dabei nicht mitgerechnet. Am nächsten Tag wurden Petrus und Johannes weiter von den Obersten verhört. Petrus bezeugte vor ihnen, aus welcher Kraft und in welchem Namen er das getan hatte. Petrus war voll vom Heiligen Geistes erfüllt. Er bezeugte ihnen Jesus: „Das ist der Stein, von euch Bauleuten verworfen, der zum Eckstein geworden ist. Und in keinem andern ist das Heil, auch ist kein andrer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, durch den wir sollen selig werden.“ Obwohl die Apostel ungelehrt und ungebildet waren, wurden sie von den Obersten für ihre Freimütigkeit bewundert. Sie konnten die Apostel lediglich bedrohen und ihnen verbieten, weiter im Namen Jesu zu lehren. Dieses Verbot wies Petrus jedoch zurück: „Urteilt selbst, ob es vor Gott recht ist, dass wir euch mehr gehorchen als Gott. Wir können’s ja nicht lassen, von dem zu reden, was wir gesehen und gehört haben.“ Da drohten sie ihnen und ließen sie gehen um des Volkes willen, weil sie nichts fanden, was Strafe verdient hätte.

Als Petrus und Johannes entlassen wurden, kamen sie zu den Ihren und berichteten alles, was die Hohenpriester und die Ältesten zu ihnen gesagt hatten. Der Verfasser nannte die Gläubigen die „Ihren“. Diese Leute gehörten zur Gemeinschaft der ersten Gemeinde. Als sie von den Aposteln den Bericht hörten, erhoben sie ihre Stimme einmütig zu Gott.
Ihr gemeinsames Gebet lautet folgendermaßen: „Herr, du hast Himmel und Erde und das Meer und alles, was darin ist, gemacht, du hast durch den Mund unseres Vaters David, deines Knechtes, durch den Heiligen Geist gesagt (Psalm 2,1-2): »Warum toben die Heiden, und die Völker nehmen sich vor, was vergeblich ist? Die Könige der Erde treten zusammen, und die Fürsten versammeln sich wider den Herrn und seinen Christus. Wahrhaftig, sie haben sich versammelt in dieser Stadt gegen deinen heiligen Knecht Jesus, den du gesalbt hast, Herodes und Pontius Pilatus, mit den Heiden und den Stämmen Israels, zu tun, was deine Hand und dein Ratschluss zuvor bestimmt haben, dass es geschehen sollte.“
Die Gläubigen der ersten Gemeinde reagierten auf die bedrohlichen Situationen, indem sie gemeinsam beteten. In Psalm 2 fanden sie die Prophezeiung bezogen auf ihre Situation und glaubten, dass alles nach dem Ratschluss Gottes geschehen sollte.
Angesichts ihrer Lage brachten sie gemeinsam ihre Anliegen vor Gott:
„Und nun, Herr, sieh an ihr Drohen und gib deinen Knechten, mit allem Freimut zu reden dein Wort. Strecke deine Hand aus zur Heilung und lass Zeichen und Wunder geschehen durch den Namen deines heiligen Knechtes Jesus.“

Sie wussten, dass ihr Drohen immer stärker und näher kommen würde. Sie hatten schon gesehen, wie Jesus festgenommen und getötet wurde. Dennoch fürchteten und sorgten sie sich nicht um ihre Zukunft. Vielmehr baten sie Gott darum, mit allem Freimut sein Wort zu predigen. Sie beteten dafür, dass die Macht Gottes sich in Zeichen und Wundern entfalten möge. Als sie gebetet hatten, erbebte die Stätte, wo sie versammelt waren; und sie wurden alle vom Heiligen Geist erfüllt und redeten das Wort Gottes mit Freimut.

Im heutigen Text haben wir betrachtet, dass die erste Gemeinde inmitten der Bedrohung gemeinsam betete. Als sie gemeinsam beteten, erfuhren sie durch das Erdbeben, dass Gott ihnen beistand. Ihr gemeinsames Beten führte sie dazu, dass alle vom Heiligen Geist erfüllt wurden. Darüber hinaus konnten sie das Wort Gottes mit Freimut reden.

Vor allem kennzeichnet sich ihr gemeinsames Beten durch die Einmütigkeit. „Sie erhoben ihre Stimme einmütig zu Gott.“ Allgemein ist es sehr schwierig, dass zwei Menschen einmütig sein können. Noch schwieriger wird es, wenn mehr als drei Menschen einmütig werden wollen. Aber der ersten Gemeinde war es gelungen, zu Gott einmütig zu beten.
Die Einmütigkeit bestätigt sich durch das Wirken des Heiligen Geistes.

Das gemeinsame Gebet ist anders als ein persönliches und individuelles Gebet. Im individuellen hat man viel Gestaltungsfreiheit. Aber ein gemeinsames Gebet birgt einige Hindernisse. Dennoch hat die erste Gemeinde angefangen, gemeinsam einmütig zu beten. Diesem Beispiel wollen bis heute Christen folgen. In unserer Gemeinde haben wir das eine Weile lang praktiziert. Frühmorgens haben wir gemeinsam gebetet. Oder vor und nach Bibelstudium zu zweit zu beten, ist eine lange Tradition bei uns. Nach allen Versammlungen haben wir auch die Gewohnheit, zu zweit oder in der Gruppe zu beten. Früher hatten wir die Gebetsstunde am Samstagabend. Auf diese Weise wollten wir nicht nur persönlich, sondern auch gemeinsam beten. Durch solche Möglichkeiten des Betens wurden wir von den anderen ermutigt, Gott zu lieben. Oder wir taten Buße dafür, dass unser Herz nicht mit dem Heiligen Geist erfüllt war, sondern mit den vergänglichen Dingen der Welt. Als wir gemeinsam beteten, wurden unsere Herzen mit Freude erfüllt, weil unser Herr Jesus gelobt und angebetet wurde. Wir freuten uns auch gemeinsam, wenn unsere Gebetsanliegen von Gott erhört wurden. Zur Erbauung unseres Glaubens war das gemeinsame Gebet sehr hilfreich und effektiv. Obwohl das gemeinsame Gebet erbaulich und effektiv sein kann, stehen wir immer vor der großen Herausforderung, wenn es darum geht, dieses gemeinsame Gebet lebendig zu gestalten.

Diese Predigt dient dazu, unser gemeinsames Gebet zu stärken. Im Garten Eden beteten Adam und Eva gemeinsam. Jesus betete mit seinen Jüngern zusammen. Die erste Gemeinde betete einmütig. Diese Gemeinschaft im Gebet ist ein Bild Gottes. Vater, Sohn und der Heilige Geist wirken einmütig. Alle, die am Leib Jesu teilhaben, können im Geist Gottes einmütig werden. Jeder, der zum Leib Christi gehört, ist mit ihm gestorben. Wie schön ist es, dass zwei Brüder im Namen Jesu Christi einmütig werden! Wie wunderbar ist es, dass die Menschen viele Hindernisse in der Gemeinschaft überwinden, weil sie Jesus lieben! Durch unsere Kraft ist es nicht möglich, ein gemeinsames Gebet zu praktizieren, aber im Namen Jesu von Nazareth kann es uns gelingen. Jesus ist der Eckstein. Wahrscheinlich fühlen wir uns unwohl, wenn wir damit konfrontiert werden, ungern etwas mit den anderen zu unternehmen. Gerade wissen wir, dass die Kreise unter uns neu gebildet werden bzw. umgebildet werden. Wir können unruhig werden, weil wir meinen, dass uns die neuen Kreise nicht gefallen könnten. Es mag sein, dass nicht alle zufrieden sein können. Eine Kleinigkeit kann auch die Gemeinschaft miteinander stören und verhindern, einmütig zu werden.
Aber wir können uns dem Glauben der ersten Gemeinde anschließen und auch bekennen. „Das ist der Stein, von euch Bauleuten verworfen, der zum Eckstein geworden ist. Und in keinem andern ist das Heil, auch ist kein andrer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, durch den wir sollen selig werden.“ Im Namen Jesu kommen wir zum gleichen Eckstein, wo unsere Gemeinde gebaut ist. Jedes Individuum unter uns hat das gleiche Heil im Namen Jesu Christi. Darum können wir das Wort von Galater 2,19-20 als unser persönliches Bekenntnis annehmen: „Ich bin mit Christus gekreuzigt. Ich lebe, doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir. Denn was ich jetzt lebe im Fleisch, das lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt hat und sich selbst für mich dahingegeben.“
Alle, die dasselbe Bekenntnis ablegen, sind auf dem gleichen Eckstein zur Gemeinde gebaut. Wenn diese Grundlage vorhanden ist, kann jede Gemeinde ein einmütiges Beten praktizieren. Darum können wir uns selbst fragen, ob wir jetzt mit Christus gekreuzigt sind.
Der Eckstein Jesus Christus hilft uns, zu erkennen, wo wir momentan stehen. Willst du heute mit Christus gekreuzigt werden?
Möge der Heilige Geist uns helfen, eine lebendige Gemeinschaft in Jesus zu bilden, damit wir gemeinsam dafür beten können: Dein Reich komme. Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.

 

 

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