Predigt: Apostelgeschichte 4,1-12

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Petrus und Johannes vor dem Hohen Rat

„Und in keinem anderen ist das Heil zu finden. Denn es ist uns Menschen kein anderer Name unter dem Himmel gegeben, durch den wir gerettet werden sollen.“

(Apostelgeschichte 4,12)

Vor drei Wochen habe ich dazu eingeladen, die Apostelgeschichte unter folgendem Blickwinkel zu studieren: Wie erfüllt Gott seine Verheißungen und Versprechen an Israel im Alten Testament durch Jesus Christus, den König der Juden und durch seine Gemeinde. Zum einen denke ich, dass es ein sehr biblischer Ansatz ist. Zum anderen denke ich, dass uns dieser Ansatz hilft, viele Aspekte besser zu verstehen und besser einzuordnen, nicht zuletzt die vielen Zitate aus dem Alten Testament und die vielen Verweise darauf. Und vielleicht hilft uns das auch, ganze neue Dinge zu lernen.
Letzte Woche hatten wir gehört und gelesen, dass die Jünger einen Gelähmten im Tempel geheilt hatten. Allen, die dieses Wunder gesehen hatten, klappte die Kinnlade runter, und sie bekamen ihren Mund nicht zu. Petrus und Johannes nutzten die Gunst der Stunde für eine spontane Predigt. Die Predigt endete nicht mit einem abschließenden Gebet von Petrus, mit Vater Unser und Benediktion. Sie endete mit einer Verhaftung. Die Verkündigung, dass Jesus der Messias und der König ist, war schon immer eine extrem brenzlige Angelegenheit. Es war eine brandgefährliche Botschaft.
Drei Dinge sehen wir im heutigen Text: Wir sehen zum einen den Widerstand gegen diese Botschaft; wir sehen als Nächstes den Wendepunkt in der Botschaft; und wir sehen die Wiederherstellung durch die Botschaft. Über diese drei Aspekte wollen wir nachdenken.

1. Der Widerstand
In Vers 1 lesen wir, dass die Priester, der Tempelhauptmann und die Sadduzäer zu ihnen kamen und sie abführen ließen. Wer stand hinter der Verhaftung? Zum einen waren es die Priester, die im Tempel die Aufsicht hatten. Dann gab es im Tempel einen Sicherheitsdienst, die Tempelpolizei, die dafür sorgte, dass im Tempel alles mit rechten Dingen zugingen. Dann ist von Sadduzäern die Rede.
Das Verhör fand am nächsten Tag statt. Wir lesen in den Versen 5 und 6: „Am anderen Morgen versammelten sich ihre Oberen sowie die Ältesten und die Schriftgelehrten in Jerusalem, dazu Hannas, der Hohepriester, Kajaphas, Johannes, Alexander und alle, die aus dem Geschlecht der Hohepriester stammten.“ Drei Gruppen von Menschen werden hier genannt: Die Ältesten, die vermutlich vor allem aus Sadduzäern bestand, die Schriftgelehrten, von denen viele zu den Pharisäern gehörten, und der Hohepriester mit seiner Entourage. Wenn wir an Älteste, Schriftgelehrte und Hohepriester denken, könnten wir meinen, dass das alles sehr religiös klingt. Und das war auch definitiv die religiöse Elite des Landes. Aber sie waren mehr als das. Sie waren auch die politischen, gesellschaftlichen und die ökonomischen Anführer des Volkes. Sie hatten Macht, Geld und Einfluss. Natürlich unterstanden sie der römischen Besatzungsmacht. Aber wenn der römische Statthalter mit jemanden verhandelte, dann mit ihnen.
Hier ist in Apostelgeschichte das erste Mal von Widerstand die Rede. Es ist interessant, wenn wir uns überlegen, wer sich hier alles zusammengetan hatte. Vielleicht kennt ihr Situationen, in denen Menschen zusammenkommen, die sich eigentlich nicht ausstehen können. Aber sie werden zusammengehalten, nicht deshalb, weil es eine gemeinsame Sache gibt, die sie lieben, sondern weil es eine Sache gibt, die sie beide hassen? So etwas Ähnliches sehen wir hier auch. Pharisäer und Sadduzäer waren nicht die besten Freunde. Pharisäer z. B. glaubten an Engel, die Auferstehung und übernatürliche Dinge. Die Sadduzäer verneinten alles das. D. h., der Widerstand gegen die Gemeinde war eine ziemlich unheilige, diverse Allianz. Sie bestand aus Religiösen und Säkularen, aus Konservativen und Liberalen, aus Nationalisten und Römer-Sympathisanten, aus Rechten und Linken; ein ziemlich gemischter Haufen. Das, was sie vereinte, war ihre Ablehnung des Evangeliums.
Was sehen wir dann also? Wir könnten versucht sein zu denken, dass das Christentum in einer Zeit entstanden ist, in der sich die Menschen beliebig zum Evangelium bekehrten; in der die meisten Menschen an Wunder, also auch an Märchen glaubten. Aber dem ist überhaupt nicht so. Das Christentum entstand in einer Atmosphäre, die extrem feindlich war; in einer Umgebung, die auch brenzlig war; innerhalb einer Gesellschaft, in der es lebensgefährlich war, Jesus zu verkündigen.
Noch einen Punkt können wir mitnehmen. Wir könnten meinen: Wenn ich solche Wunder sehe, wie die Heilung eines 40-jährigen Gelähmten, dann würde ich auch glauben. Oder, ich habe auch schon mal die Frage gehört: „wenn es Gott wirklich gibt, warum schreibt er nicht einfach mit Großbuchstaben ‚Glaubt an Jesus!‘ in den Himmel? Wenn er das tun würde, dann würde ich auch glauben.“ Und unser Text heute widerlegt das ziemlich klar. Hier waren Menschen, die hatten ein Wunder direkt vor ihrer Haustür erlebt. Der ehemals Gelähmte stand direkt vor ihnen. Und trotzdem konnten sie nicht glauben, weil sie nicht glauben wollten. Glaube ist kein Selbstläufer, auch nicht im Angesicht von harten Fakten und Wundern.
Wir sehen hier also den Widerstand gegen die frühe Gemeinde.

2. Der Wendepunkt
Petrus und Johannes werden gefragt: „Mit welcher Kraft oder in wessen Namen habt ihr das getan?“ Petrus ist erfüllt vom Heiligen Geist. Und er antwortet in den Versen 10-11: „im Namen Jesu Christ, des Nazoräers, den ihr gekreuzigt habt und den Gott von den Toten auferweckt hat. Durch ihn steht dieser Mann gesund vor euch. Dieser Jesus ist der Stein, der von euch Bauleuten verworfen wurde, der aber zum Eckstein geworden ist.“
Jesus ist die Autorität, von der Petrus hier spricht. Petrus erwähnt hier drei Dinge, über Jesus. Zum einen, sagt Petrus, dass dieses Gremium für den Tod Jesu verantwortlich war. „ihr habt ihn gekreuzigt.“ Wir wissen alle, dass die Römer Jesus hingerichtet hatten. Im Apostolischen Glaubensbekenntnis heißt es, dass Pilatus derjenige war, der Jesu Leiden und Kreuzigung in Auftrag gegeben hatte. Und trotzdem sagte Petrus: „Ihr wart es …“ Sie hatten Jesus abgelehnt. Sie hatten ihn den Römern ausgeliefert. Sie waren diejenigen, die es besser hätten wissen müssen. Also waren sie verantwortlich. Als Zweites sagt Petrus: „Gott hat ihn von den Toten auferweckt.“ Der Kontrast könnte nicht größer sein: „Ihr habt ihn umgebracht. Gott hat ihn auferweckt.“ Wir Menschen hatten Jesus mit Füßen getreten. Gott hat ihn als Messias bestätigt. Jesus sitzt zur Rechten Gottes. Und das bringt uns direkt zum dritten Punkt, den Petrus über Jesus verkündigt. Jesus ist der Stein, der von ihnen verworfen wurde, aber zum Eckstein geworden ist. Jesus war verworfen, aber er ist jetzt der Grundstein, das Fundament, das Haupt, die Essenz des ganzen Hauses Gottes. Die Auferstehung bestätigt, dass Jesus der wahre König und der wahre Herr ist. Er regiert das Universum von nun an bis in Ewigkeit.
Vor einigen Tagen hatte ich einen interessanten Podcast mit N.T. Wright gehört. (Der Podcast heißt übrigens: „Ask N.T. Wright anything“, also, frag ihn was du willst). Und eine der Fragen lautete: „Müssen wir alles, was Paulus geschrieben hat, ernst nehmen? Oder können wir nicht einfach sagen, dass er ein Mann seiner Zeit war, und dass manches, was er geschrieben hatte, einfach veraltet ist, zum Beispiel seine etwas schwierigen Aussagen zum Thema Heirat, Männer und Frauen in der Gemeinde, Sexualität usw.?“ Jetzt könnte man natürlich auf verschiedene Weise auf diese Frage antworten. Man könnte zum Beispiel sagen: „Das, was uns von Paulus überliefert ist, ist Gottes inspiriertes Wort. Alles, was in der Bibel steht, ist richtig und wichtig.“ Das wäre zwar durchaus eine richtige Antwort. Aber das wäre auch eine etwas plumpe Antwort. N.T. Wright wählte einen anderen Ansatz. Er sagte folgendes: „Ich denke, das Erste, was Paulus sagen würde, ist, dass die große Wende in der Geschichte mit dem Tod und der Auferstehung Jesu stattgefunden hat. Es gibt keinen anderen Wendepunkt, bis Jesus wiederkommt und alles wiederherstellt. Es gibt keinen anderen ähnlich umwälzenden Moment.“ Mit anderen Worten, alles, was Paulus schreibt, das schreibt er vor diesem Hintergrund: Wie sollten wir angesichts dessen leben? Welchen Plan hat Gott für die Menschheit? Und genau das macht Paulus‘ Worte so relevant für die Menschen damals wie heute.
Petrus schließt seine Rede mit den Worten ab: „Und in keinem anderen ist das Heil zu finden. Denn es ist uns Menschen kein anderer Name unter dem Himmel gegeben, durch den wir gerettet werden sollen.“ Bevor wir fortfahren, sollten wir uns ein paar Gedanken darüber machen, was der Wendepunkt, von dem Petrus hier spricht, für uns bedeutet. Vorhin hatten wir davon gesprochen, dass es Widerstand gegen das Evangelium gab. Ich würde behaupten, dass die Botschaft von Jesus Christus auch heute noch sehr viel Resistenz verursacht. Auch Widerstand in uns selbst.
Die eine Schwierigkeit besteht darin, dass der christliche Glauben intolerant erscheint. Petrus sagte, dass in keinem anderen das Heil ist. Uns Menschen ist kein anderer Name unter dem Himmel gegeben, durch den wir gerettet werden können. Das klingt ziemlich radikal. Es ist eine exklusive Botschaft, die alle anderen Religionen und Weltreligionen kategorisch ausschließt. Viele Menschen tun sich schwer damit, dass Jesus der einzige Weg ist. Der britische Fernseh-Journalist Martin Bashir war zunächst Muslim und bekehrte sich später zum Christentum. In einem Interview hat er diesen Einwand ziemlich gut artikuliert: „Bedeutet es dann, dass die Millionen von Muslimen, Sikhs, Hindus, Juden, die ihren Glauben mit großer Ernsthaftigkeit praktizieren, alle in die Hölle kommen?“ Ist das überhaupt gerecht? Ist eine Religion, die so etwas behauptet, nicht furchtbar intolerant und unvereinbar mit unserer aufgeklärten Gesellschaft?
Das ist keine einfache Frage. Was wir allerdings verstehen müssen, ist, dass jede Religion und jede Anschauung exklusive Aussagen macht. Ich kann mich erinnern, dass ich als Doktorand mit einem indischen Kollegen eine hitzige Diskussion hatte. Mein Kollege war in einer sehr pluralistischen Umgebung aufgewachsen, in der es nicht akzeptabel war, wenn eine Religion behauptete, die einzige wahre Religion zu sein. Unser Gespräch ging hin und her, und er argumentierte ziemlich eindringlich, dass exklusive Ansprüche, wie Jesus als einziger Weg, nur zu Intoleranz und Gewalt und Konflikten führten. Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte, und es war dann auch Zeit, schlafen zu gehen. Seine Anschauung, dass alle Religionen gleich recht haben, klang so viel toleranter und friedevoller. Aber eine letzte Frage hatte ich dann doch noch. Ich fragte ihn: „Du denkst, dass du recht hast?“ Er sagte: „Ja!“ Und dann war gedankenversunkene Stille. Das, was uns in Gedanken danach vermutlich noch beschäftigte, war, dass wir beide absolute Aussagen machten. Der Unterschied war nur, dass ich dazu stand und er nicht.
Hier ist die Ironie an dieser Position: Wenn du behauptest, dass keine Religion das Recht hat, exklusive Ansprüche zu stellen, dann ist das eine exklusive Behauptung in Bezug auf Religion, und du tust genau das, was du allen anderen Religionen verbietest. Wenn du sagst, keine Religion hat die absolute Wahrheit, dann sagst du damit, dass du die absolute Wahrheit hast, die du niemand anderem zugestehst. Wenn du sagst, keine Religion sollte andere zu ihrem Glauben bekehren, dann versuchst du alle Menschen zu deinem Glauben zu bekehren, dass niemand andere bekehren sollte. Jeder macht exklusive Aussagen in Bezug auf Religion. Die Frage ist nicht, welche Religion exklusiv ist und welche nicht. Die Frage ist, welche Religion und welcher Glaube bringt uns dazu, andere Menschen für höher zu erachten, einander zu lieben, sich lieber übervorteilen zu lassen, als anderen Unrecht zu tun, den Frieden suchen, so weit es geht.
In Jesus Christus bietet Gott uns einen Wendepunkt an, der absolut einzigartig ist, was das angeht. Vor Jahren hatte mein Chef mich nach der Arbeit im Auto mitgenommen. Wir unterhielten uns über den Glauben. Er sagte dann: „Alle Religionen sind doch gleich und behaupten dasselbe.“ Meine Antwort war: „Das stimmt nicht. Im Zentrum des Christentums ist der Sohn Gottes, der von seinen Feinden ans Kreuz geschlagen wird und der im Sterben für die Vergebung der Menschen betet, die ihm das angetan haben.“ Welche andere Religion hat so einen Gott? Jesus ist der einzige Weg, weil keine andere Religion uns dieses Angebot der radikalen Gnade Gottes macht. Wer das wirklich verstanden hat und wer diesem Jesus nachfolgt, der kann nicht auf andere herabschauen, oder andere verurteilen, oder lieblos sein.
Die zweite Schwierigkeit besteht darin, dass dieser Jesus den Anspruch erhebt, auch über unser Leben zu herrschen. Jesus starb als das Lamm Gottes. Alles, was wir im Leben verbockt haben, alle unsere Schuld und Sünde hing mit Jesus am Kreuz. Er hat allen, alles getragen. Als Jesus am Kreuz starb, gab Gott uns mit Jesus Christus sein Ein und Alles. Jesus ist das eine, das wahre, das absolute und unendliche Opfer. Und es ist alles für uns. Aber was bedeutet das dann für uns? Eine Frau, die sich darüber Gedanken gemacht hatte, kam zum folgenden Schluss: „Wenn Gott mir sein Ein und Alles geschenkt hat, dann gibt es nichts, was er nicht von mir verlangen könnte.“ Und sie hat den Nagel auf den Kopf getroffen.
Charles Spurgeon hatte davon gesprochen, dass er beim Predigen nicht darauf hoffte, dass sich der ein oder andere aus seinem freien Willen für Jesus entscheidet. Er sagte, dass er eine andere Hoffnung hat, nämlich dass beim Predigen Gott die Hand auf die Schultern von Menschen legt und ihnen sagt: „Du bist mein. Du sollst mir gehören! Ich erhebe meinen Anspruch auf dein Leben.“ Jesus der Eckstein, der Heiland und Retter: Er ist der wahre König und Herr. Diesen Anspruch erhebt Jesus nicht einfach nur über die Welt. Dein Leben soll ihm gehören. Du schuldest ihm deine uneingeschränkte Loyalität, deinen völligen Gehorsam, dein ganzes Leben. Und genau damit tun sich viele schwer. Vielleicht geht es dir ähnlich.
Jesu Tod und Auferstehung sind der Wendepunkt: sowohl für die Menschheitsgeschichte als auch für dein Leben. Wir kommen damit zum letzten Punkt.

3. Die Wiederherstellung
Wenn wir einen frischen Blick auf diese Geschichte werfen, fällt uns auf, wie furchtlos Petrus und Johannes zu sein scheinen. Sie standen vor dem Gericht, dass wenige Monate zuvor Jesus zum Tod verurteilt und an die Römer ausgeliefert hatte. Aber das scheint sie nicht besonders zu kümmern. Und eigentlich sind die Apostel diejenigen, die verhört werden und in der Defensive sein müssten. Stattdessen sehen wir in Petrus‘ Rede keine wirkliche Verteidigung. Petrus sagt nicht: „Wir haben nichts getan, was diese Verhaftung gerechtfertigt“ oder „Ich sage kein Wort ohne meinen Anwalt.“ Stattdessen ist Petrus derjenige, der zum Angriff übergeht („Ihr habt ihn gekreuzigt!“). Woher kam der an Größenwahn grenzende Mut? Ich denke, es hat etwas damit zu tun, dass Jesu Auferstehung uns zeigt, wie Gott die Welt wiederherstellen wird.
Wir sehen diese Wiederherstellung im Text. In Vers 9 spricht Petrus von dem Gelähmten, der geheilt worden ist. Und in Vers 12 sagt Petrus, dass in keinem anderen das Heil ist und wir durch keinen anderen Namen gerettet werden können. Howard Marshall macht in seinem Kommentar darauf aufmerksam, dass für die Heilung des Gelähmten wie auch für Rettung und Heil in Vers 12 das gleiche griechische Wort (bzw. der gleiche Wortstamm) verwendet wird: soteria. Der Gelähmte wurde nicht einfach geheilt. Er wurde gerettet. Und wir werden in Jesus Christus nicht nur gerettet im Sinne von, dass uns die Sünde vergeben wird und wir in den Himmel kommen. Wenn wir in Jesus sind, dann werden wir geheilt. Mit anderen Worten, die Rettung, die Gott uns anbietet, ist eine volle und vollständige Rettung. Er heilt uns in jeglicher Hinsicht: von unseren Sünden aber auch von allem, was die Sünde in uns anrichtet, körperlich, seelisch und geistlich. Die Auferstehung Jesu sagt, dass eines Tages Gott diese ganze Welt wieder neu und gut machen wird.

Eine Anwendung zum Schluss. Jesu Auferstehung gibt uns Hoffnung für diese arme, kranke, gefallene Welt. Ich weiß nicht, wie es euch ergeht. Aber in den letzten Wochen war es nicht einfach für mich, Nachrichten zu schauen. Der Krieg in der Ukraine geht weiter, wie eine nicht zu stoppende Maschine; wie als ob es zu einem neuen, schrecklichen „Normal“ geworden ist, dass jeden Tag Menschen gewaltsam ums Leben kommen. Hinzu kommt der neue Krieg im Gazastreifen; als ob der Terroranschlag der Hamas nicht schlimm genug war, ist die ganze Welt darüber zerstritten, wer an diesem Krieg die Schuld trägt; und an ganz vielen Stellen kommt unverhohlener Antisemitismus zum Ausdruck. Dann war diese Woche noch ein Amoklauf in den USA, die Zunahme an Fremdenhass und Rechtspopulismus in Europa, die toxische Auswirkung von Fake News in den sozialen Medien, und vieles mehr. Ich finde es richtig ermüdend.
Es gibt mehrere Möglichkeiten, wie man jetzt darauf reagieren kann. Man kann abstumpfen, was nicht gut ist; wir verlieren einen Teil unserer Menschlichkeit. Man kann versuchen, sich nicht weiter damit zu beschäftigen, was vielleicht etwas besser ist, aber ein wenig so ist, wie seinen Kopf in den Sand zu stecken. Man kann das alles in sich aufsaugen, und richtig verbittern und hoffnungslos werden, was auch nicht gut ist. Oder aber, wir sehen das große Bild: Jesus, der in diese kranke Welt kam, für uns und mit uns litt und von den Toten auferstand und der alles wieder gut machen wird.
Tim Keller erzählte in seinem Buch über Schmerzen und Leid von dem Moment, wo er das große Bild zu sehen bekam. Er schreibt: „Es gab nicht viele Momente in meinem Leben, in denen ich ‚den Frieden, der alles Verstehen übersteig‘ (Phil 4,7), gespürt habe. Aber es gab eine Situation, für die ich sehr dankbar bin […]. Es war kurz vor meiner Krebsoperation. Meine Schilddrüse sollte entfernt werden, und danach stand mir eine Behandlung mit radioaktivem Jod bevor, um jegliches verbliebene maligne Schilddrüsengewebe in meinem Körper zu zerstören. Natürlich waren meine ganze Familie und ich erschüttert und sehr besorgt. Am Morgen vor meiner Operation wurde ich, nachdem ich mich von meiner Frau und meinen Söhnen verabschiedet hatte, in einen Raum gerollt, um vorbereitet zu werden. Und in den Momenten, bevor sie mir die Narkose gaben, betete ich. Zu meiner Überraschung bekam ich plötzlich eine neue, klare Perspektive auf alles. Es erschien mir, als dass das Universum ein riesiges Reich der Freude, der Fröhlichkeit und der überragenden Schönheit war. Natürlich war es das – hatte der dreieinige Gott es nicht geschaffen, um es mit seiner eigenen grenzenlosen Freude, Weisheit, Liebe und Wonne zu erfüllen? Und innerhalb dieses großen Globus der Herrlichkeit gab es nur einen kleinen Fleck der Dunkelheit – unsere Welt – in der es vorübergehend Schmerz und Leid gab. Aber es war nur ein Fleck, und bald würde dieser Fleck verblassen und alles würde Licht sein. Und ich dachte: ‚Es ist eigentlich egal, wie die Operation verläuft. Alles wird gut werden. Ich – meine Frau, meine Kinder, meine Gemeinde – alles wird gut.‘ Ich schlief mit einem tiefen Frieden im Herzen ein.“
Hier in dieser Welt werden wir Widerstand erleben. Aber keine Sorge, Gott hat bereits für den Wendepunkt gesorgt, als Jesus für uns gestorben und auferstanden ist. Und dieser auferstandene Jesus wird alles wiederherstellen, wiedergutmachen und neu machen.

 

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