Predigt: Apostelgeschichte 15,36-16,10

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Gottes Willen erkennen

„Auf diese Vision hin wollten wir sofort nach Mazedonien abfahren; denn wir kamen zu dem Schluss, dass uns Gott dazu berufen hatte, dort das Evangelium zu verkünden.“

(Apostelgeschichte 16,10[EHÜ])

Unsere Ausgangsthese ist, dass das Buch Apostelgeschichte darüber berichtet, wie Gott durch die christliche Gemeinde seine Versprechen an Israel erfüllt. Aus heutiger Perspektive kommt es uns vielleicht so vor, dass es auf der einen Seite die Juden gibt, und auf der anderen Seite die Christen. Das war damals überhaupt nicht so. Die ersten Christen waren alle jüdische Christen. Paulus hatte sich immer als ein Jude identifiziert. Paulus‘ Reisegefährten Barnabas, Silas (der Bruder aus Jerusalem, der mitgereist war, um den Beschluss des apostolischen Konzils zu übergeben) und selbst Timotheus waren Juden. Die große Frage ist dann: Wie kommt es dazu, dass aus einer kleinen Religion, die von einem kleinen Volk, in einer obskuren Ecke des römischen Reiches geglaubt wurde, eine Bewegung wird, die die ganze Welt erreicht? Das war absolut unvorstellbar. Wer hätte sich so etwas ausdenken können?
Ein wichtiger Aspekt ist hier, dass Gott seinen Willen offenbarte. Jesus tut es direkt zu Anfang diese Buches: „… ihr werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an die Grenzen der Erde.“ Das ist der Blueprint, die Blaupause. Als es darum ging, diesen Auftrag zu erfüllen, gab es einen wichtigen Entscheidungsmoment nach dem anderen. An jedem dieser Weggabelungen offenbar Gott seinen Willen. Wir haben das gesehen bei der Bekehrung von Paulus oder als Petrus zu Kornelius gesandt wird. Das große Bild wird nach und nach sichtbar.
Die Tatsache, dass Gott seinen Willen offenbart, ist etwas, was ich zutiefst faszinierend finde. Wir alle brauchen diese Offenbarung in unserem Leben. Ganz egal woran wir glauben, sind wir immer wieder mit wichtigen Entscheidungen im Leben konfrontiert: Was soll ich studieren? Soll ich bleiben oder wegziehen? Ist diese Person der oder die richtige Partner/-in für mein Leben? Soll ich ihn/sie heiraten? Ist dieser Job der Richtige für mich? Soll ich diese Person einstellen?
Oder wenn wir die gleichen Fragen etwas anders formulieren: Ist es Gottes Wille, dass ich diese Person heirate? Ist es Gottes Wille, dass ich diesen Job antrete?
Um es vorweg zu nehmen, ich werde diese Fragen nur indirekt beantworten. Im heutigen Text sehen wir zum einen, wie wir Gottes Willen ignorieren; wie Gottes uns trotzdem seinen Willen zeigen kann; und drittens, wie wir Gottes Willen erfahren können.

1. Wie wir Gottes Willen ignorieren
Paulus und Barnabas waren bislang das Dreamteam der christlichen Mission gewesen. Die Verse 37-39 von Kapitel 15 lassen die beiden in etwas anderem Lichte dastehen. Paulus wollte mit Barnabas erneut aufbrechen, um die Gemeinden zu besuchen, die sie gegründet hatten. Barnabas wollte Markus mitnehmen. Paulus war vehement dagegen. Vers 39: „Es kam zu einer heftigen Auseinandersetzung…“ Damit hat die Einheitsübersetzung das ziemlich gut getroffen. Das griechische Wort paroxysmos wird heute in der Medizin gebraucht für heftige und abrupt auftretende, kurzdauernde Ereignisse, wie z.B. epileptische Anfälle oder Fieberanfälle. Zwischen Paulus und Barnabas bringt ein heftiger Streit aus. Weder Paulus noch Barnabas haben sich hier mit Ruhm bekleckert.
Worum ging der Streit? Barnabas setzte sich für Markus ein, weil er ihm gerne eine zweite Chance geben wollte. Für Paulus kam das überhaupt nicht in die Tüte. Markus hatte sie verlassen, noch bevor die erste Missionsreise richtig losging. Wie würde Markus reagieren, wenn es wieder wütende Mobs gäbe, wenn wieder Steine fliegen würden? Für die Mission konnten sie es sich nicht leisten, unbewährte Glaubensanfänger mitzunehmen. Barnabas erklärte Paulus daraufhin, dass er mit Markus längere und tiefere Gespräch geführt hatte. Markus war in der Zwischenzeit gereift und würde sie nicht länger im Stich lassen. Paulus stellte dann die etwas giftige Frage: „Du setzt dich doch nur deshalb für ihn ein, weil du mit ihm verwandt bist!“ Markus war ein Cousin von Barnabas.
Und in diesem Moment kam Paulus in den Sinn, dass er nicht nur von Markus, sondern auch von Barnabas enttäuscht gewesen war. Im Galaterbrief 2,13 schrieb Paulus: „Und mit ihm [Petrus] heuchelten die anderen Juden, sodass auch Barnabas durch ihre Heuchelei mitgerissen wurde.“ Selbst Barnabas, der Sohn der Ermutigung, hatte einen großen Aussetzer gehabt und sich daneben verhalten. Er hatte seine heidnischen Geschwister diskriminiert, als es hart auf hart kam. Barnabas entgegnete daraufhin gekränkt: „Ich kann nicht glauben, dass du mir das schon wieder an den Kopf wirfst! Wie oft soll ich mich noch dafür entschuldigen!“ Paulus sagte daraufhin: „Jetzt mal Markus ganz beiseitegelassen: die Frage ist am Ende doch, dass ich mir nicht sicher bin, ob ich dir vertrauen kann, wenn du so einknickst!“
Barnabas antwortete: „Du kannst mir nicht vertrauen? Hast du vergessen, wer dich damals unter die Fittiche genommen hatte? Ich war derjenige, der dir vertraut hatte, dir dem Christenverfolger! Ich war derjenige, der dich den Aposteln in Jerusalem vorgestellt hatte, als niemand etwas mit dir zu tun haben wollte. Ich war derjenige, der dich nach Antiochia geholt hatte, wo du deine erste Pastorenstelle angetreten hattest. Hast du das alles vergessen?“ Und danach wurde der Streit richtig persönlich. Häufig sind die Streitereien dann am heftigsten und am schlimmsten, wenn beide Seiten irgendwo recht haben. (Woher wissen wir, dass sich das Gespräch so abgespielt hatte? N.T. Wright hat antike Tonbandaufnahmen analysiert ;-).
Der Streit war so schlimm, die Kränkungen auf beiden Seiten so tief, das Vertrauen so beschädigt, dass nur noch eine Scheidung infrage kam. Paulus und Barnabas trennten sich. Um es so klar zu sagen, wie es nur geht: Wenn Christen sich auf solche Weise trennen, ist das nie der Wille Gottes. Später, als älterer und reiferer Mann hat Paulus sicherlich das ein oder andere Mal an diesen Streit zurückdenken müssen. Fakt ist, Markus wurde zu einem tüchtigen Bruder für Paulus (2. Timotheus 4,11). Aus den späteren Briefen von Paulus wird offensichtlich, dass er gerne und eng mit Markus zusammenarbeitete. Und Paulus hat sich sicherlich für sein Verhalten gegenüber Barnabas geschämt.
Was hat das Ganze jetzt mit Gottes Willen zu tun? Was den Willen Gottes angeht, differenzieren christliche Theologen zwischen zwei unterschiedlichen Aspekten: der offenbarte Wille Gottes und der geheime, verborgene Wille Gottes. Der offenbarte Wille Gottes ist das, was Gott in seinem Wort zu uns spricht. In Römer 12,2 heißt es zum Beispiel: „Und gleicht euch nicht dieser Welt an, sondern lasst euch verwandeln durch die Erneuerung des Denkens, damit ihr prüfen könnt, was der Wille Gottes ist: das Gute, Wohlgefällige und Vollkommene!“ In 1. Thessalonicher 4,3 heißt es: „Das ist es, was Gott will: eure Heiligung.“ Courtney Doctor[1] hat einen Artikel geschrieben mit dem Titel „Gottes Wille für dein Leben ist offensichtlicher als du denkst.“[2] Und tatsächlich ist das so. In vielen Fällen wissen wir ziemlich genau, was Gott-gefällig ist. Das, was Paulus und Barnabas demonstrierten, war weder gut noch wohlgefällig, vollkommen oder heilig. Es war ziemlich menschlich.
Zwei kurze Anwendungen, bevor wir fortfahren. Wir haben gesagt, dass wenn sich Christen im Streit trennen, es nie der Wille Gottes ist. Gott hat uns zur Gemeinschaft geschaffen. Die christliche Gemeinde soll ein lebendes Beispiel für diese Gemeinschaft sein: dass die unterschiedlichsten Menschen eins werden können. Friedrich Schiller hatte gedichtet: „Deine Zauber binden wieder, was die Mode streng geteilt, alle Menschen werden Brüder, wo dein sanfter Flügel weilt.“ Wir alle kennen diese Worte aus Beethovens neunter Symphonie. Die Gemeinde sollte eigentlich der Ort sein, in der Menschen erfahren, wie sich diese Hoffnung erfüllt, dass alle Menschen Geschwister werden.
Diese Botschaft ist für unsere Zeit vielleicht relevanter als je. Wir leben in einer Zeit, in der jeder für sich ist. Einsamkeit wurde als größte Volkskrankheit unserer Zeit bezeichnet. Gleichzeitig wird in unserer Gesellschaft die Illusion vermittelt, dass wir die anderen nicht brauchen. Der dritte „Guardians of the Galaxy“ Film endet damit (sorry, Spoiler-Alarm), dass das Team auseinanderbricht und getrennte Wege geht. Mantis sagt: „Mein ganzes Leben habe ich getan, was mein Vater wollte. Und dann habe ich alles getan, was die Guardians wollten. Ich muss rausfinden, was ich will.“ Die Botschaft, die dahintersteht ist: „Ich muss herausfinden, wer ich bin. Und dazu brauche ich Abstand von euch. Mein Verständnis meiner Identität, muss unabhängig sein, von allen meinen Beziehungen. Wer ich bin, kann alleine ich entscheiden, ohne Beeinflussung von außen.“
Das Problem ist, dass Identität so nicht funktioniert. Du kannst dein Leben nicht alleine führen. Du kannst nicht in einem Vakuum leben. Und wenn du es versuchst, dann gehst du innerlich zugrunde. Die Beziehungen, die wir hegen, machen aus, wer wir sind. Der Grund ist, dass wir zur Gemeinschaft geschaffen wurden. Und nur in tiefer, wahrer Gemeinschaft, Gemeinschaft mit Gott und Gemeinschaft mit unseren Mitmenschen einschließlich den Geschwistern der Gemeinde, finden wir unser Selbst. Wir finden den Ort, an dem wir sein können.
Die andere Anwendung ist, dass wir alle auf Gottes Gnade angewiesen sind. Im heutigen Text benehmen sich Paulus und Barnabas auf beschämende Art und Weise. Paulus wird als der größte Apostel angesehen, und Barnabas war der Sohn der Ermutigung. Wenn das den Besten der Besten, und den Größten der Größten passiert, dann sollte unsere Grundannahme sein, dass uns das erst recht passiert. Hier ist eine Illustration von Tim Keller. Als wir 20 Jahre alt waren, haben wir sicherlich mal auf unsere Teenie-Jahre zurückgeschaut und gedacht: „Meine Güte, ich war damals so ein Volltrottel. Wie konnte ich nur so doof sein.“ Als wir dann unsere 30er Jahre erreicht hatten, dachten wir an unsere 20er und dachten: „Meine Güte, ich war so ein Volltrottel.“ Das Gleiche passiert uns, als wir unsere 40er und 50er Jahre erreicht haben. Und wisst ihr was? Wir sind immer noch Volltrottel.
Wir brauchen Gottes Gnade.

2. Wie Gott uns trotzdem seinen Willen zeigt
Die Geschichte fokussiert sich jetzt auf Paulus und seine Begleiter. In Vers 6 lesen wir: „Weil ihnen aber vom Heiligen Geist verwehrt wurde, das Wort in der Provinz Asien zu verkünden, reisten sie durch Phrygien und das galatische Land.“ Paulus Absicht war es, tiefer nach Kleinasien zu ziehen. Der Text sagt nicht, wie der Heilige Geist den Weg versperrt hatte. Vielleicht hatte er auf irgendeine Weise klar die Tür verschlossen. Das heutige Äquivalent könnte sein, dass die GdL streikt, und alle Züge ausfallen, so dass man aufs Auto umsteigt, aber auf der Autobahn ein unmöglich langer Stau ist, weil ein LKW querliegt, und man versucht auf die Landstraße auszuweichen, die wegen einer Baustelle gesperrt ist. Dann lesen wir in Vers 7: „Sie zogen an Mysien entlang und versuchten, Bithynien zu erreichen; doch auch das erlaubte ihnen der Geist Jesu nicht.“ Wieder gab es einen klaren Eingriff Gottes. Diese Zeit der Unsicherheit hielt einige Tage oder Wochen an, in der sie eine ziemliche Wegstrecke zurücklegten. Paulus und sein Team kommen schließlich nach Troas. Vers 9 sagt dann: „Dort hatte Paulus in der Nacht eine Vision. Ein Mazedonier stand da und bat ihn: Kommt herüber nach Mazedonien und hilf uns!“ Das war ziemlich eindeutig und klar.
In Vers 10 lesen wir als Konsequenz: „Auf diese Vision hin wollten wir sofort nach Mazedonien abfahren; denn wir kamen zu dem Schluss, dass uns Gott dazu berufen hatte, dort das Evangelium zu verkünden.“ (Übrigens ist hier das erste Mal, dass sich das Personalpronomen ändert. Der Text spricht von „wir“, was ein starker Hinweis darauf ist, dass Lukas Teil dieser Reisegruppe ist.) Gott hatte Paulus und Team nach Troas geführt, was direkt am Meer liegt. Und danach zeigte Gott, wohin die Reise als Nächstes hingehen sollte: nach Westen; nach Mazedonien und nach Griechenland. Philippi, Thessalonich, Athen und Korinth würden einige der nächsten Etappen werden.
Vorhin hatte ich gesagt, dass man beim Willen Gottes zwei Aspekte unterscheiden kann. Im Gegensatz zum offenbarten Willen gibt es noch den verborgenen Willen Gottes. Er ist geheim. Dieser Wille Gottes hat etwas mit seiner Souveränität zu tun: Die Tatsache, dass Gott das Universum regiert, auch in den Momenten, in denen es nicht so ersichtlich ist. Das Resultat ist, dass am Ende des Tages, im Großen und Ganzen, der Wille Gottes geschieht, auch wenn in den einzelnen Situationen nicht das geschieht, was Gott will. Oft gebraucht Gott das Böse, das gegen seinen offenbarten Willen begangen wird, um Gutes hervorzubringen, was seinem Willen entspricht.
Hier sind zwei Beispiele: Als Teenager wurde Josef von seinen älteren Brüdern in eine Grube geworfen und anschließend als Sklave verkauft. Das widerspricht in jeglicher Hinsicht Gottes offenbarten Willen. Aber Gott führt es so, dass Josef über Umwege der Vizeregent von Ägypten wird und viele Menschen von einer langen Hungernot gerettet werden. Unser heutiger Text ist ein weiteres Beispiel dafür. Es war nicht der Wille Gottes, dass Paulus und Barnabas sich nach erbittertem Streit im Unfrieden trennten. Aber als Resultat dessen entstanden zwei Missionsteams. Und als Resultat dessen wurde Silas Paulus neuer Partner, und Silas war wie Paulus römischer Bürger, was sich im Lauf der Geschichte als sehr wichtig erweisen sollte.
Das Besondere am heutigen Text ist, dass Gott seinen Willen, der verborgen ist, offenbart. Paulus‘ Plan war, nach Kleinasien zu gehen. Gott hatte einen anderen Plan. Und Gott führte Paulus und sein Team auf solche Weise, dass sein Plan offensichtlich wurde. Und damit kommen wir zum letzten Punkt.

3. Wie wir Gottes Willen in unserem Leben erfahren können
Wir hatten die Predigt mit einigen Fragen begonnen, in denen wir uns häufig wünschten, etwas klarere Antworten zu haben, was Gottes Wille für uns sein könnte. Ich möchte gerne zum Schluss einige Prinzipien diskutieren, die uns helfen können, mehr Klarheit zu haben, was Gottes Willen für uns angeht.
Zum einen, Gott offenbart seinen Willen, damit wir ihm gehorchen, während der verborgene Wille Gottes etwas ist, auf das wir vertrauen dürfen. In dem Film „Men in Black 3“ gibt es einen Außerirdischen namens Griffin, der in der Lage ist, die Zukunft zu sehen. Aber nicht einfach irgendeine Zukunft, sondern verschiedene Zukunftsszenarien. Er sieht ein Baseball-Spiel und sagt, dass der eine Spieler nur deshalb professioneller Baseball-Spieler geworden ist, weil sein Vater ihm zum achten Geburtstag keinen Football geschenkt hatte; und ein anderer Spieler namens Cleon hätte als Clara geboren werden sollen, wenn seine Eltern nicht ein weiteres Glas Wein getrunken hätten, bevor sie ins Bett gegangen sind. Die Ereignisse sind miteinander verwoben.
Wer von uns hatte Gedanken wie: „Ich hätte doch etwas anderes studieren sollen“ oder „Ich habe den falschen Ehepartner geheiratet“ oder „Ich hätte doch nicht die Ausbildung abbrechen sollen“ gefolgt von „… dann wäre alles besser gewesen“? Vielleicht ist da auch etwas Wahres dran. Vielleicht wäre unser Leben dann besser. Aber die Tatsache, dass Gott das Universum regiert, bedeutet, dass er auch dann etwas Wunderbares aus deinem Leben machen kann, wenn bisher alles schiefgegangen ist. Gottes verborgener Wille für dein Leben ist immer noch gut. Deine falschen Abbiegungen sind kein Hindernis für ihn, dich trotzdem zu segnen und etwas aus dir zu machen. Unsere Berufung ist zuallererst, dem Willen Gottes gehorsam zu sein, den er offenbart hat. Mehr noch als „herausfinden“ zu wollen, was Gottes spezifischer Lebensplan für uns ist, sollte unser Ziel sein, zu Menschen zu werden, die nah bei Gott sind.
Als zweites, Gottes Wille für unser Leben ist praktisch immer größer und besser als das, was wir uns vorstellen können. Paulus wollte nach Kleinasien, was sicherlich gut war. Aber Gott wollte, dass Paulus nach Athen, Korinth, Ephesus und Rom geht. Es waren die wichtigsten und die größten und die einflussreichsten Städte des römischen Reiches. Paulus wollte Gemeinden gründen in Mainz, in Paderborn und in Würzburg (alles wichtige Städte); aber Gott wollte, dass er in Berlin, in Paris, in London und in New York Gemeinden gründet. Der Plan Gottes war mindestens drei Nummern größer, als alles, was Paulus sich damals vorstellen konnte.
Auch wenn Gott dich nicht unbedingt ans Ende der Welt schicken will, kannst du davon ausgehen, dass sein Plan für dich größer ist, als das, was du im Moment geplant hast. Um eine persönliche Geschichte zu erzählen, wenn ihr mich vor 15 Jahren gefragt hättet, wie viele Kinder ich mir wünsche, hätte ich gesagt: zwei, maximal drei. Wenn ihr mich heute fragen würdet, wie viele Kinder ich mir wünsche, würde ich das Gleiche sagen. Die meisten von euch wissen, dass meine Frau und ich unser fünftes Kind erwarten. Alle, die davon gehört haben, haben uns gesagt, dass das eine schöne Nachricht ist. Viele Paare wünschen sich Kinder, beten Jahre dafür, dass es passiert. Kinder sind ein Segen. Trotzdem haben meine Frau und ich uns gar nicht darüber gefreut. Bis heute ist es eine Last. Wir waren so fest davon überzeugt, dass wir dieses Kapitel in unserem Leben abgeschlossen hatten. Aber es scheint so, dass es Gottes Wille ist, dass wir noch ein Kind haben. Und ich habe den Eindruck, dass Gott uns dieses Kind anvertraut, weil es Dinge gibt, die ich nur dadurch lernen kann; oder dass es Bereiche in meinem Leben gibt, in denen ich wachsen soll. Gottes Plan ist größer, als meine Präferenzen.
Als letztes, alles wird gut werden, weil Jesus an unserer Stelle dem Willen Gottes völlig untertan war. In Bezug auf Kindererziehung hatte ein älterer Freund von mir vor Jahren einen Rat gegeben, der mich bis heute zum Denken anregt. Er sagte mir: „Das Wichtigste ist, dass du den Kindern das Gefühl gibst, dass sie in Ordnung sind und dass alles gut werden wird; weil am Ende alles gut werden wird.“ Der letzte Satz ist der wichtigste. Am Ende wird alles gut werden. Woher dürfen wir das wissen?
Es gab in der ganzen Geschichte nur einen Menschen, der dem ganzen Willen Gottes auf vollkommene Weise gehorsam war. Im Garten Gethsemane sagte Jesus zu seinen Jüngern: „Meine Seele ist zu Tode betrübt.“ Und danach betete Jesus ein herzzerreißendes Gebet: „Abba, Vater, alles ist dir möglich. Nimm diesen Kelch von mir! Aber nicht, was ich will, sondern was du willst.“ Der Wille Gottes für Jesus war es, dass dieser Kelch nicht an ihm vorrüberging. Jesus hat Gott auf perfekte Weise gehorcht, und es hat ihn sein Leben gekostet. Jesus starb am Kreuz, verlassen von Menschen und verlassen von Gott. Er trug die ganze Schuld der Welt.
Ich möchte euch einladen, auf dieses Kreuz zu schauen. Es ist das größte Verbrechen, das die Menschheit begehen konnte. Inmitten dieses Unrechts geschieht der verborgene Wille Gottes, uns Menschen zu retten. Gottes guter Wille für jeden einzelnen von uns erfüllt sich, weil Jesus für uns gestorben ist. Was ist dieser Wille für uns? Die Auferstehung von den Toten, ein neues Leben, ein wahres Zuhause, das er uns bereitet hat, einen Schatz, den uns niemand nehmen kann, ewige Gemeinschaft mit dem, der uns vor Anbeginn der Welt geliebt hat im Kreis aller Menschen, die Jesus lieb haben und grenzenlose, unendliche, unaussprechliche Freude und Glück. Das ist der Wille Gottes für uns.

[1]  https://www.evangelium21.net/autoren/courtney-doctor/

[2] https://www.evangelium21.net/media/1802/gottes-wille-fuer-dein-leben-ist-offensichtlicher-als-du-denkst / https://www.thegospelcoalition.org/article/gods-will-life-obvious-think/