Predigt: 2.Timotheus 3,10 – 4,8 (Sonderlektion zum Neujahr 2014 – Version 2)

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Predige das Wort

„Predige das Wort, steh dazu, es sei zur Zeit oder zur Unzeit; weise zurecht, drohe, ermahne mit aller Geduld und Lehre.“

(4,2)

Eigentlich ist es üblich, dass wir in unserem Gottesdienst fortlaufend ein biblisches Buch betrachten; manchmal betrachten wir einen Sondertext. Aber es ist ganz unüblich, dass wir denselben Text nach vier Wochen ein zweites Mal betrachten. Aber unser heutiger Text ist es aus mehreren Gründen wert, dass wir ihn mehrmals betrachten. Er hat allein schon deshalb besonderes Gewicht, weil der 2. Timotheusbrief der letzte Brief von Apostel Paulus und sein geistliches Testament an seinen geistlichen Sohn Timotheus ist. In unserem Text gab Paulus Timotheus grundlegende Ermahnungen, die aus seiner ganzen Lebenserfahrung als Diener Gottes stammten und das Glaubensleben und den Dienst nicht nur von Timotheus, sondern auch von uns gelingen lassen können. Wie die meisten wissen, trug Timotheus damals als Leiter Verantwortung für die Gemeinde in Ephesus, die Paulus selbst gegründet hatte. Es war für ihn nicht leicht, diese Aufgabe zu erfüllen, da er noch jung war und wohl nicht von allen respektiert wurde, und weil von außen verkehrte Lehren und Verfolgungen die Gemeinde bedrohten. Welchen Rat gab Paulus Timotheus angesichts solcher Probleme? Worauf sollte er achten und was sollte er unbedingt tun? Wir finden im Text zwei Aufforderungen, nämlich „Bleibe bei dem, was du gelernt hast“ und „Predige das Wort …!“; die Predigt besteht entsprechend aus zwei Teilen. Möge Gott uns helfen, nochmals zuzuhören und den Sinn seines Wortes für uns zu begreifen und klare Orientierung für dieses Jahr zu finden!

I. „Bleibe bei dem, was du gelernt hast“ (3,10-17)

Werfen wir zu Anfang nochmal einen Blick auf den vorangehenden Abschnitt. In 3,1-4 heißt es: „Das sollst du aber wissen, dass in den letzten Tagen schlimme Zeiten kommen werden. Denn die Menschen werden viel von sich halten, geldgier sein, prahlerisch, hochmütig, Lästerer, den Eltern ungehorsam, undankbar, gottlos, lieblos, unversöhnlich, verleumderisch, zuchtlos, wild, dem Guten feind, Verräter, unbedacht, aufgeblasen. Sie lieben die Wollust mehr als Gott …“ Wenn wir diese Beschreibung lesen, können wir leicht den Eindruck bekommen, dass hier unsere Zeit beschrieben wird, in der die Menschen viel von sich selbst halten und immer egoistischer, gieriger und gottloser werden. Paulus beschreibt auch die Menschen, die verkehrten Lehren anhängen und die schwachen Menschen in und außerhalb der Gemeinde zu ihrem verkehrten fleischlichen Leben verführen.

Was sagt Apostel Paulus daraufhin zu Timotheus? Betrachten wir Vers 10: „Du aber bist mir gefolgt in der Lehre, im Leben, im Streben, im Glauben, in der Langmut, in der Liebe, in der Geduld“. Paulus erinnert Timotheus daran, dass er ihm treu gefolgt war, und zwar in der Lehre und im praktischen Leben, im Streben, im Glauben, in der Langmut, in der Liebe und in der Geduld. Er war Paulus in allem gefolgt und dadurch geistlich gesund und auf dem richtigen Weg der Nachfolge geblieben, weil Paulus selbst Jesus vorbildlich gefolgt war.

Paulus war Jesus nicht nur gefolgt, solange dies ohne Leiden möglich war, sondern auch, als er deswegen verfolgt wurde. Er sagt in Vers 11: „in den Verfolgungen, in den Leiden, die mir widerfahren sind in Antiochia, in Ikonion, in Lystra. Welche Verfolgungen ertrug ich da! Und aus allen hat mich der Herr erlöst.“ Als Paulus Jesus folgte und seinem Willen diente, wurde er oft von Juden und von heidischen Authoritäten verfolgt. In Antiochia kamen viele Menschen durch Paulus‘ Predigt zum Glauben, aber die Juden stifteten eine Verfolgung gegen ihn an und vertrieben ihn aus ihrem Gebiet (Apg 13,50). In Lystra wurde Paulus zuerst wie ein Gott verehrt, aber dann fast zu Tode gesteinigt. Doch als die Jünger ihn umringten, stand er auf und ging wieder in die Stadt (Apg 14,19.20). Es wäre verständlich gewesen, wenn Paulus danach zurückhaltender geworden wäre und seinen Einsatz für Jesu Evangelium zumindest reduziert hätte, um weitere Verfolgungen zu vermeiden. Aber er ertrug die Verfolgungen und hielt seine Entscheidung fest, Jesus auch in Leiden zu dienen. Als er das tat, erlebte er, dass Gott ihn aus allen Verfolgungen erlöste.

Warum erinnert Paulus Timotheus daran? Er schreibt im Vers 12 weiter: „Und alle, die fromm leben wollen in Christus Jesus, müssen Verfolgung leiden.“ Verfolgung und Leiden sind nicht bloß eine Art Spezialität von Paulus‘ Leben. Alle, die in Christus Jesus fromm leben wollen, müssen Verfolgung leiden. Jeder, der wirklich aus Glauben an Jesus nach seinem Willen leben will, erlebt nicht nur den Frieden und die Freude in Jesus, sondern auch Leiden und Verfolgung, wenn auch in unterschiedlicher Ausprägung. Dies liegt daran, dass ein frommes Leben die Verkehrtheit und Sinnlosigkeit des Lebens ohne Gott sichtbar macht und bei denen, die nicht umkehren wollen, Ablehnung und Ärger provoziert. Paulus erinnerte Timotheus an dessen bisherige Treue und an seine Leiden, um ihn zu ermutigen, seinem Beispiel weiter zu folgen, auch wenn es Verfolgung bedeutete. Dazu entschlossen zu sein, ist nötig, weil seitens der Welt keine Besserung zu erwarten ist. Vers 13 sagt: „Mit den bösen Menschen aber und Betrügern wird’s je länger, desto ärger: sie verführen und werden verführt.“ Die verdorbenen Menschen werden nicht besser, sondern verstricken sich zunehmend in ihrer Verkehrtheit und verführen andere zum verkehrten Weg. Wie konnte Timotheus sich selbst und die ihm anvertrauten Menschen vor schlechtem Einfluss schützen? Wie konnte er Jesus treu nachfolgen, auch wenn er dabei leiden und Verfolgung ertragen musste? Welchen kostbaren Rat gab ihm Paulus angesichts dieser Herausforderungen?

Lesen wir gemeinsam Vers 14: „Du aber bleibe bei dem, was du gelernt hast und was dir anvertraut ist; du weißt ja, von wem du gelernt hast“. Timotheus sollte bei dem bleiben, was er gelernt hatte und was ihm anvertraut war. Woran sollte Timotheus vor allem bleiben? Vers 15a sagt: „und dass du von Kind auf die heilige Schrift kennst …“ Timotheus sollte vor allem bei der Heiligen Schrift bleiben, dem Wort Gottes in der Bibel. Im Urtext steht hier für „bleiben“ dasselbe Wort wie in Johannes 15, wo Jesus sagt: „Bleibt in mir“ (Joh 15,4). Es geht also um ein tiefes Verbundensein und Einswerden mit dem Wort. Timotheus sollte sich also nicht viel mit den neuen Lehren beschäftigen, sondern stattdessen umso mehr an Gottes Wort bleiben und darin weiter verwurzeln.

 

Warum war und ist das Bleiben beim Wort Gottes so wichtig? Vers 15 sagt: „und dass du von Kind auf die heilige Schrift kennst, die dich unterweisen kann zur Seligkeit durch den Glauben an Christus Jesus.“ Das Bleiben bei dem Wort Gottes ist vor allem deshalb wichtig, weil das Wort uns zur Seligkeit, zur Rettung durch den Glauben an Jesus Christus führt. Dies klingt vielleicht erstaunlich, wenn wir daran denken, dass damals mit der „Heiligen Schrift“ das Alte Testament gemeint war. Aber die ganze Schrift hat als Hauptthema Jesus Christus und die Rettung der Menschen durch ihn. Die ganze Schrift hat Kraft, uns zur Erkenntnis Jesu Christi und zum Glauben an ihn zu führen. Timotheus hatte schon von Kind auf die Heilige Schrift gekannt, die ihm schließlich den Weg zur Seligkeit durch den Glauben an Jesus Christus gezeigt hat. Es ist wichtig, dass unsere Kinder schon die Schrift kennen und durch sie den Weg zur Rettung durch den Glauben an Jesus Christus erkennen können. Es ist wichtig, dass wir selbst bei dem Wort Gottes bleiben, bis es unser Denken, Wollen, Reden und Tun prägt und uns tatsächlich zur Seligkeit führt.

Woher kommt es, dass die Schrift diese wunderbare Eigenschaft und so eine große Kraft hat? Betrachten wir die Verse 16 und 17: „Denn alle Schrift, von Gott eingegeben, ist nütze zur Lehre, zur Zurechtweisung, zur Besserung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, dass der Mensch Gottes vollkommen sei, zu allem guten Werk geschickt.“ Alle Schrift ist von Gott eingegeben. Äußerlich gesehen besteht die Bibel aus 66 Büchern und ist in einem Zeitraum von etwa 1400 Jahren von vielen Menschen geschrieben worden. Aber der wahre Autor der Schrift ist Gott, der seinen Dienern sein Wort eingegeben hat. Weil die Schrift von Gott eingegeben ist, steht Gott selbst dahinter und garantiert für ihre Richtigkeit und ihre Erfüllung. Weil die Schrift von Gott eingegeben ist, können wir uns 100%-ig darauf verlassen und unser ganzes Leben darauf bauen.

Dass die ganze Schrift von Gott eingegeben ist, erklärt nicht „nur“, dass sie ungläubige Menschen zum Glauben an Jesus Christus führen kann; sie ist auch für uns Gläubige in vieler Hinsicht nützlich ist. Betrachten wir noch einmal Vers 16: „Denn alle Schrift, von Gott eingegeben, ist nütze zur Lehre, zur Zurechtweisung, zur Besserung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit.“ Zum einen ist die Schrift bzw. das Wort Gottes zur Lehre nützlich. Wenn Timotheus weiter an der Schrift bleiben würde, würde er in der Erkenntnis und im persönlichen Glauben immer weiter wachsen. Das Bleiben beim Wort Gottes würde ihm helfen, mit Jesus immer tiefer verbunden zu sein und in allen Fragen geistliche Einsicht zu erlangen. Mit dem Wort konnte Timotheus auch die anderen Menschen lehren, sodass auch sie in der geistlichen Einsicht und in ihrem Glauben weiter wachsen konnten. Zum andern ist die Schrift auch zur Zurechtweisung nützlich. Timotheus war selbst ein Gemeindeleiter; wenn Paulus sterben würde, würde er kenen Bibellehrer mehr haben. Aber wenn er weiter auf die Schrift hören und demütig davon lernen würde, würde sie selbst ihn lehren; sie würde seine Abweichungen von Gottes Weg aufdecken und würde ihm helfen, in allem dem Evangelium entsprechend gesinnt zu sein und zu leben. Durch die Schrift konnte Timotheus auch andere, wenn nötig, trotz seines sanftmütigen Charakters zurechtweisen. Die Schrift ist auch nützlich zur Besserung. Sie deckt nicht nur unsere Probleme und Sünden auf, sondern hilft uns auch, unser Denken, Reden und Handeln zu korrigieren. Schließlich ist die Schrift dafür nützlich, uns in der Gerechtigkeit zu erziehen. Das ist nötig; denn auch wenn wir durch Jesu Gnade den Status der Gerechtigkeit erlangt haben, brauchen wir geistliche Erziehung, damit auch unsere Innerlichkeit und unser praktisches Leben unserem Status der Gerechtigkeit entsprechen. Kein Mensch kann das einfach aus eigener Bemühung heraus bei sich oder anderen erreichen. Aber die Schrift hat die Kraft, uns im Sinne Gottes zu erziehen, wenn wir wirklich bei dem Wort bleiben. Bis zu welchem Punkt soll das geschehen? Vers 17 sagt: „dass der Mensch Gottes vollkommen sei, zu allem guten Werk geschickt.“ Wenn wir beim Wort bleiben und uns verändern lassen, hilft es uns, dass wir schließlich zu allem guten Werk befähigt werden.

Wir leben in einer Zeit, die den beschriebenen schlimmen Zeiten stark ähnelt. Die Menschen halten viel von sich selbst und leben immer hemmungsloser nach ihren eigenen Vorstellungen für sich selbst. Die meisten interessieren sich hauptsächlich für materielle Sicherheit und wollen gleichzeitig „genügend“ Spaß haben. Weil dadurch das tiefes Verlangen ihrer Seele nach Wahrheit und Sinn nicht erfüllt wird, versuchen viele, die Leere in ihrem Herzen durch andere Religionen oder pseudoreligiöse Lehren zu füllen; oder sie hängen dem Gedanken an, dass es gar keine Wahrheit gäbe. Sie merken nicht, dass sie damit Gott verachten und einen schlechten Einfluss auf die Gläubigen ausüben und auf die, die Wahrheit suchen. Was sollen wir tun? Wir sollen vor allem bei dem bleiben, was wir gelernt haben, beim Wort Gottes. Wir brauchen uns nicht mit allen verkehrten Lehren auseinanderzusetzen, sondern sollen umso mehr beim Wort Gottes bleiben, das uns durch Gottes Geist anvertraut ist, vor allem beim Evangelium von Jesus, der uns durch Glauben an ihn selig macht. Dass wir beim Wort bleiben, heißt nicht, dass wir unbedingt alles genauso weitermachen wie bisher; natürlich ist es wichtig, dass wir die jungen Menschen unserer Zeit verstehen und immer neu geeignete Wege finden, wie wir sie mit dem Evangelium erreichen können. Aber auch dazu sollen wir selbst bei dem Wort bleiben. Das ist nicht leicht, wirklcih bei dem Wort zu bleiben, was wir gelernt haben. Manche machen Bibelstudium, aber denken und reden schon auf dem Weg nach Hause über lauter andere Dinge. (Das ist an sich nicht schlimm, aber es zeigt, dass es schwer ist, bei dem Wort zu bleiben.) Manche studieren die Bibel schon seit langem, aber sie leiden darunter, weil sie die Liebe Gottes und Gnade in Jesus noch nicht tief und klar genug erkannt haben und in vielem nicht frei gemacht sind. Oft bekommen wir Gnade durch ein Wort, z.B. beim Bibellesen oder während einer Bibelfreizeit, aber können danach nicht lange dabei bleiben. Wir müssen lernen, bei dem Wort zu bleiben, bis wir seine Bedeutung für uns verstanden und von Herzen angenommen haben. Wir sollen beim Wort bleiben und praktisch damit leben, bis es uns in Fleisch und Blut übergegangen ist. Wenn wir beim Wort bleiben, können wir in allen Fragen Orientierung finden. Wenn wir bei dem Wort bleiben, werden wir geistlich verändert und wachsen immer weiter, bis wir zu jedem guten Werk geschickt sind.

Wie können wir aber wirklich beständig bei dem Wort bleiben? Wir haben in der Gemeinde dazu gute Mittel, wie zum Beispiel regelmäßiges Bibelstudium, Stellungnahmen zu schreiben und sich gegenseitig vorzutragen, die Predigt im Gottesdienst aufgrund des Wortes. Durch die Anwendung dieser Methoden konnten viele in der Gemeinde zu reifen Knechten und Mägden Gottes wachsen. Aber diese guten Methoden zu haben, reicht allein nicht. Wir müssen sie immer neu ganz auf uns anwenden und persönlich nutzen. Denn obwohl wir uns sehr darum bemühen, Gottes Wort zu haben und dabei zu bleiben, kann es leicht passieren, dass wir durch unser Berufsleben oder andere Alltagsbeschäftigungen nicht oder nicht tief beim Wort bleiben. Wir müssen uns selbst prüfen, inwieweit wir im Alltag wirklich bei dem Wort bleiben. Wir sollen letztlich jeder selbst immer neu den Weg finden, wie wir wirklich bei dem Wort bleiben können, sodass es unser Denken, Reden und Handeln bestimmt. Dafür müssen wir uns u.a. genug Zeit zur persönlichen Gemeinschaft mit Gottes Wort nehmen und unser Herz dafür einsetzen. Dass wir beim Wort bleiben, ist das Entscheidende in unserem Leben. Timotheus lebte in einer sehr ungeistlichen Umgebung voller Götzendienst und hatte als Gemeindeleiter dort eine gewaltige Aufgabe zu erfüllen. Außerdem war er vom Charakter her offenbar eher sensibel und zurückhaltend und kein starker, charismatischer Leiter. Aber Paulus war sich sicher, dass wenn er beim Wort bleiben würde, das Wort ihn weiter erziehen und zu einem Menschen Gottes machen würde, der zu allem guten Werk geschickt ist. Möge Gott uns helfen, wirklich bei dem Wort zu bleiben, sodass es uns ständig lehrt, leitet und verändert, bis es uns zu Menschen Gottes macht, die zu jedem guten Werk vollkommen geeignet sind!

 

 

II. „Predige das Wort …“ (4,1-8)

 

Paulus Ermahnung, dass Timotheus bei dem Wort Gottes bleiben sollte, bezog sich vor allem auf sein eigenes Glaubensleben. Welche entsprechende Ermahnung gab er ihm im Hinblick auf die anderen Menschen inner- und außerhalb seiner Gemeinde? Betrachten wir Kap. 4,1: „So ermahne ich dich inständig vor Gott und Christus Jesus, der da kommen wird zu richten die Lebenden und die Toten, und bei seiner Erscheinung und seinem Reich.“ Paulus ermahnte Timotheus nun vor Gott und Jesus Christus und im Hinblick auf das Gericht über die Lebenden und die Toten und auf Jesu Wiederkunft und sein Reich. Wie könnte man einen Auftrag mit größerer Autorität einleiten? Lesen wir gemeinsam den Vers 2: „Predige das Wort, steh dazu, es sei zur Zeit oder zur Unzeit; weise zurecht, drohe, ermahne mit aller Geduld und Lehre.“ Timotheus sollte vor allem das Wort Gottes predigen. Angesichts der Zeit, in der die Menschen immer gottloser werden und neue Lehren kommen würden, sollte Timotheus das Wort Gottes predigen. Dabei sollte er selbst dazu stehen, es also mit seiner ganzen Person und Kraft vertreten.

Warum sollte er zu jeder Zeit das Wort predigen? Weil Gottes Wort allein die Kraft hat, Menschen zur Rettung durch den Glauben an Jesus Christus zu führen. Gerade angesichts der gottlosen Zeit sollte er das Wort predigen, weil das Wort doch die Kraft hat, Menschen die Augen für die Wahrheit zu öffnen und ihnen zu helfen, sie anzuerkennen und in ihrem Leben einen neuen Anfang zu machen. Timotheus sollte auch den Gläubigen in der Gemeinde das Wort predigen, weil das Wort sie erziehen und zu allem guten Werk tüchtig machen kann. Die inständige Aufforderung von Paulus, das Wort zu predigen, entspricht Gottes inständigen Herzenswunsch, der viele zur Seligkeit durch den Glauben an Jesus führen und sie darüber hinaus durch sein Wort erziehen und zu jedem guten Werk geschickt machen will.

Vor diesem Hintergrund wird deutlich, dass Paulus‘ Befehl auch uns gilt, die wir Jünger Jesu und zur königlichen Priesterschaft berufen sind. Als Jesus auferstanden war, gab er seinen Jünger den Befehl: „Gehet hin in alle Welt und predigt das Evangelium aller Kreatur“ (Mk 16,15). Jesus will, dass wir das Evangelium von seiner Liebe predigen, weil dadurch die Menschen seine Liebe erkennen und glauben können und so den Weg zur Seligkeit gehen können. Aus der Dankbarkeit und Liebe zu ihm sollen wir so seinen größten Wunsch erfüllen.

Doch wie können wir das Wort predigen? Predigen bedeutet eigentlich, eine Botschaft zu verkündigen, wie früher ein Herold die Botschaft des Königs verkündigt hat. Wir sollen das Wort so verkündigen, dass das Evangelium die Herzen der Menschen ansprechen kann, damit sie Gottes Liebe erkennen und glauben und selig werden können. Sinngemäß können wir diesem Auftrag aber auch dann, wenn wir nicht die Aufgabe haben, sonntags im Gottesdienst zu predigen, auch dadurch entsprechen, dass wir ohne Kanzel oder Pult einzelnen Menschen Gottes Wort verkündigen. Wichtig ist, dass wir Gottes Wort den anderen nicht einfach nur weitersagen, sondern im Bewusstsein der großen Bedeutung unser Bestes tut, dass das Wort bei ihnen ankommen und von ihnen verstanden und geglaubt werden kann.

Wie großartig ist es, dass wir das Wort Gottes predigen dürfen! Wir wissen, dass das sehr wichtig ist und wollen uns dafür einsetzen. Aber hier kommt oft dann unser Problem. Das Problem ist, das Wort zur Zeit oder zur Unzeit zu predigen. Es kann leicht passieren, dass wir das Wort predigen wollen, aber das ständig „Unzeit“ dafür ist. Wir sind bereit, das Wort zu predigen, wenn wir bereits einen Menschen kennen, der das Wort hören will, wenn wir mit ihm oder ihr verabredet sind und er oder sie auch wirklich kommt und wirklich bereit ist, das Wort zu hören. Aber praktisch sind wir oft zu sehr mit anderen Dingen beschäftigt, Aufgaben, die wir auch erfüllen sollten; oder wir merken, dass wir innerlich nicht bereit sind, nicht viel Liebe in uns haben, nicht genug den Geist in uns spüren, oder … Wir wollen zwar, aber befinden uns ständig in der Unzeit. Bestimmt hatte Timotheus als Gemeindeleiter viel zu tun. Er musste vielleicht viele Dinge organisieren und sich um viele Menschen kümmern. Aber Paulus sagte ihm nicht, dass er wenigstens einmal in der Woche das Wort predigen soll, sondern dass er das Wort zur Zeit oder zur Unzeit predigen soll.

Wie können wir zur Zeit oder zur Unzeit das Wort predigen? Wir können das Wort zur Zeit oder zur Unzeit predigen, wenn wir uns klar machen, dass dies der Herzenswunsch Gottes ist, der alle retten will. Wir können das Wort zur Zeit oder zur Unzeit predigen, wenn wir uns klar machen, dass Jesus kommen wird, um die Lebenden und die Toten zu richten, und dass nur das Wort die Menschen zur Seligkeit weise macht. Wir können das Wort zur Zeit oder zur Unzeit predigen, wenn wir selbst das Wort im Herzen haben und dabei bleiben.

Betrachten wir noch einmal Vers 2. Was sollte Timotheus beim Predigen auch tun? Am Ende von Vers 2 heißt es: „Weise zurecht, drohe, ermahne mit aller Geduld und Lehre.“ Timotheus sollte das Wort nicht nur predigen, sondern sich auch darum kümmern, dass seine Zuhörer Gottes Wort aufnehmen können. Im Allgemeinen ist es für niemanden leicht, Neues anzunehmen, insbesondere, wenn es mit der Erkenntnis der eigenen Sünde verbunden ist. Durch Zurechtzuweisung und Ermahnung bzw. Ermutigung sollen wir Menschen helfen, Gottes Wort gegenüber Hochachtung aufzubringen und sein Wort wirklich auf sich persönlich zu beziehen, damit es in ihnen wirken kann. Dieser Dienst muss selbstverständlich in Liebe geschehen, damit er vom anderen angenommen werden kann.

Außerdem sollte die Predigt des Wortes mit aller Geduld und Lehre geschehen. Timotheus sollte nicht ungeduldig werden, wenn die Menschen, denen er das Wort verkündigte, es nicht annahmen. Stattdessen sollte er ihnen mit großer Geduld mit anderen passenden Bibelworten weiter helfen (NIV: „with great patience and careful instruction“). Das gilt auch für uns. Wenn wir jemandem beim Bibelstudium das Wort gut bezeugen konnten, er beim nächsten Mal aber wieder mit seiner alten Einstellung kommt, sollen wir nicht ungeduldig werden, sondern ihm mit aller Geduld und mit passenden Bibelworten weiterhelfen. Wenn wir das Wort so mit aller Geduld und Lehre weitergeben, wird Gott dies bestimmt segnen und uns für die Veränderung und Rettung vieler junger Menschen kostbar gebrauchen. Gott helfe jedem von uns, im neuen Jahr sein Wort zu predigen, sodass er uns für die Erlösung vieler Menschen in Heidelberg und in Deutschland gebraucht!

Warum war es so dringend, dass Timotheus das Wort predigte? Betrachten wir Verse 3 und 4: „Denn es wird eine Zeit kommen, da sie die heilsame Lehre nicht ertragen werden; sondern nach ihren eigenen Gelüsten werden sie sich selbst Lehrer aufladen, nach denen ihnen die Ohren jucken, und werden die Ohren von der Wahrheit abwenden und sich den Fabeln zukehren.“ Die Gelegenheit, Menschen das Wort geben zu können, ist begrenzt. Es wird die Zeit kommen, in der die Menschen die heilsame Lehre des Evangeliums nicht ertragen und sich nach ihrem eigenen Geschmack selbst Lehrer aussuchen würden, die lehren, was sie gerne hören. Diese Beschreibung hat eine erschreckende Ähnlichkeit mit unserer Zeit, nicht wahr? Immer weniger Menschen wollen hören, dass sie Sünder sind und Vergebung benötigen und dass sie durch Jesu Opfer am Kreuz gerettet wurden. Aber Horoskope und verschiedene fabelartige Lehren werden immer populärer. Wenn es schon zur Zeit von Paulus so dringend war, das Evangelium jederzeit zu predigen, wie viel dringender ist es heute? Es gibt immer noch viele, die bereit wären, auf Gottes Botschaft zu reagieren, aber wie können sie errettet werden, wenn es ihnen niemand bezeugt? Lasst uns sie lieben und zur Zeit oder zur Unzeit ihnen das Wort verkündigen!

Was sollte Timotheus angesichts der zunehmend gottlosen Einstellung der Menschen tun? Sehen wir uns Vers 5 an: Du aber sei nüchtern in allen Dingen, leide willig, tu das Werk eines Predigers des Evangeliums, richte dein Amt redlich aus.“ Angesichts der gottlosen Zeit sollte Timotheus nüchtern sein, wörtlicher übersetzt sollte er in allen Dingen seinen Kopf behalten, einen kühlen Kopf. Er sollte sein Amt als Prediger des Evangeliums redlich ausrichten und die dabei auftretenden Leiden willig tragen. Dadurch würde er den Menschen inner- und außerhalb der Gemeinde am ehesten helfen.

Zum Schluss verweist Paulus nochmal auf sein eigenes Beispiel. Wie konnte Paulus selbst sein Leben lang so konsequent und hingebungsvoll für Jesus und das Evangelium leben und alle dabei auftretenden Schwierigkeiten und Leiden ertragen? Betrachten wir die Verse 6-8: Denn ich werde schon geopfert, und die Zeit meines Hinscheidens ist gekommen.Ich habe den guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe Glauben gehalten; hinfort liegt für mich bereit die Krone der Gerechtigkeit, die mir der Herr, der gerechte Richter, an jenem Tag geben wird, nicht aber mir allein, sondern auch allen, die seine Erscheinung lieb haben.“ Paulus wusste, dass er nicht mehr lange auf der Erde leben würde. Die meisten Menschen, die ihr Glück irgendwie in dieser Welt suchen, sind am Ende ihres Lebens traurig und verzweifelt und bereuen ihre Versäumnisse und Sünden. Aber Paulus hatte sein Vertrauen ganz auf Gott gesetzt und hatte sein Bestes getan, konsequent für ihn zu leben. Daher konnte er am Ende seines Lebens sagen, dass er den guten Kampf gekämpft und den Lauf vollendet hatte, den Gott ihm bestimmt hatte. Obwohl er viele Leiden in Kauf nehmen musste, hatte er Glauben gehalten und der Versuchung widerstanden, auf einen einfacheren, bequemeren Weg abzuweichen. Wie konnte er das tun? Er konnte bis zum Ende so leben, weil er auf das Ziel sah. Er sah auf die Krone der Gerechtigkeit, die ihm der Herr, der gerechte Richter am Jüngsten Tag geben würde. Diese Krone wird Jesus Christus allen geben, die seine Erscheinung lieb haben. Wenn Timotheus auf dieses Ziel sah, würde auch er den guten Kampf kämpfen und den Lauf bis zum Ende laufen und seine Aufgabe als Prediger des Wortes bis zum Ende erfüllen können. Das ermutigt auch uns dazu, auf das Ziel zu sehen und den Lauf bis zum Ende zu laufen. Wenn wir auf die herrliche Belohnung im Himmel sehen, die Gott uns geben will, können wir den guten Kampf des Glaubens kämpfen und alle Hindernisse überwinden und bis zum Ende zu laufen, bis Gott auch uns die Krone der Gerechtigkeit geben wird. Möge Gott jedem von uns dabei helfen! Gott helfe uns dabei, bei seinem Wort zu bleiben, bis wir zu allem guten Werk tüchtig werden und das Wort zur Zeit und zur Unzeit predigen können! Lesen wir nochmals das Leitwort 4,2: „Predige das Wort, steh dazu, es sei zur Zeit oder zur Unzeit; weise zurecht, drohe, ermahne mit aller Geduld und Lehre.“

 

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