Leiden für Jesus
„Sei bereit, als ein treuer Kämpfer für Christus Jesus zu leiden.“
(2. Timotheus 2,3)
Viele Ausleger gehen davon aus, dass Paulus den zweiten Timotheus-Brief aus dem Gefängnis in Rom schrieb, als er auf seinen Prozess wartete. Paulus ging davon aus, dass er am Ende des Prozesses hingerichtet werden würde. Er befand sich in den letzten Monaten seines Lebens. Inmitten dieser Situation schrieb er noch einmal an seinen Schützling Timotheus. Dieser Brief ist ein wenig wie ein Testament, ein letzter Wille, ein erster Abschied (obwohl Paulus hofft, dass Timotheus bald zu ihm kommen kann), und das Weiterreichen der Fackel.
Letzte Woche haben wir gehört, dass Paulus Timotheus dazu auffordert, sich nicht zu schämen. Im heutigen Text finden wir wieder eine weitere besondere, persönliche Ermahnung. Paulus fordert Timotheus dazu auf, für Jesus zu leiden. Das ist keine einfache Botschaft. Mindestens drei Dinge lernen wir hier über das Leiden. Erstens, Christen haben eine proaktive Haltung zum Leiden; zweitens, Christen haben Vorbilder des Leidens; und drittens, Christen finden im Evangelium eine Quelle, welche die Welt nicht kennt.
1. Christen haben eine proaktive Haltung zum Leiden
In Vers 3 lesen wir: „Sei bereit, als ein treuer Kämpfer für Christus Jesus zu leiden.“ Der Vers davor macht deutlich, dass die Leiden von denen Paulus hier spricht, etwas mit dem christlichen Glauben zu tun haben: „Was du von mir gehört hast, das sollst du auch weitergeben an Menschen, die vertrauenswürdig und fähig sind, andere zu lehren.“ (Vers 2) Timotheus war von Paulus beauftragt worden, zu lehren. Er hatte einen Gemeindedienst. Seine Leiden waren Teil seiner Mission.
In den Versen 4-6 verwendet Paulus drei verschiedene Bilder, um das Leiden zu veranschaulichen. Als Erstes spricht er von einem Soldaten, der in den Krieg zieht. Der Soldat verwickelt sich nicht in die Angelegenheiten des täglichen Lebens. Damit ist nicht gemeint, dass weltliche Dinge unbedingt schlecht sind und auf jeden Fall zu vermeiden wären. Der Vers 4 sagt: „er will ja dem gefallen, der ihn in seine Armee aufgenommen hat.“ D. h., der Soldat hat einen Herrn, und er wird alles tun, um diesem Herrn treu zu sein, auch dann noch, wenn dieser Herr ihn in Situationen stellt, die gefährlich und schmerzhaft sind. Für dieses Ziel ist er bereit, zu leiden.
Als Nächstes spricht Paulus von einem Athleten, der an einem Wettkampf teilnimmt. Der Sportler muss sich an die Regeln halten. D. h., keine Abkürzungen, kein Doping, kein Schummeln. Es bedeutet auch, dass der Athlet nur dann erfolgreich sein kann, wenn er entsprechend gut vorbereitet ist. Das erfordert Leiden.
Als Drittes spricht Paulus von Bauern, die anstrengende Feldarbeit verrichten. Das braucht nicht viele erklärende Worte. Die Arbeit auf dem Feld war mühselige, anstrengende Tätigkeit. Paulus schließt diesen Teil ab mit den Worten. „Denke über meine Worte nach. Der Herr wird dir in all diesen Dingen das nötige Verständnis geben.“ (Vers 7) Genau das wollen wir an dieser Stelle tun.
Wie spricht dieses Wort in unsere Zeit hinein? Wir leben in einer Zeit, in der so vieles danach ausgerichtet ist, Leiden zu minimieren. Das Vermeiden von allem, was unangenehm und schmerzhaft ist, scheint mit das Wichtigste zu sein, worum es in unserer Zeit geht. Zum Beispiel verwenden wir Maschinen und Technologien, um uns Arbeiten zu ersparen, die körperlich mühsam und anstrengend ist, wie Staubsaugeroboter und Spülmaschinen. Wir haben Thermostate, Heizungen, Ventilatoren oder Klimaanlagen, die es uns zu jeder Zeit erlauben, eine erträgliche Zimmertemperatur zu haben, ganz egal welches Wetter draußen ist. Wir haben Schmerzmittel erfunden, wie Aspirin, Ibuprofen oder Paracetamol; wer von uns war nicht schon dankbar, darauf zurückgreifen zu können, wenn wir krank sind. Wir haben eine medizinische Versorgung, die noch nie in der Geschichte der Menschheit besser war. Für diejenigen, die keine Lust haben rauszugehen, um einzukaufen, wurde Amazon, Gorillas und Lieferando erfunden; wir können praktisch alles nach Hause geliefert bekommen. Weil Langeweile richtig unangenehm sein kann, haben die Menschen Smartphones, PlayStation, Netflix und Disney plus erfunden.
Wir haben Sanitäranlagen wie Toiletten mit Spülung, Bad und Dusche und warmem Wasser, die es uns erlauben, mit minimalem Aufwand und maximaler Bequemlichkeit, ein hygienisches Leben zu führen. Für uns ist das alles eine Selbstverständlichkeit. Wir würden auch in keine Wohnung oder Haus einziehen, in dem es keine Toilette und Dusche gibt. Lasst uns hier ganz kurz innehalten und darüber nachdenken, wie krass und wie besonders das eigentlich ist. Frage: wisst ihr, wer zur Zeit von Apostel Paulus in seinem Zuhause fließendes kaltes und warmes Wasser hatte? Genau, praktisch niemand, außer dem römischen Kaiser und den Allerreichsten der Allerreichen. Christian Rach zeigte in einer Dokuserie wie im Mittelalter auf einer Burg gekocht wurde. Er zeigte die Wasserversorgung im Mittelalter: Es gab fließendes Wasser; das Problem war nur, es floss vorbei (der Fluss in der Nähe). Wir leben in einem Wohlstand und Luxus, den es in dieser Form noch nie auf der Welt gegeben hatte.
Und versteht mich nicht falsch: alles das, was ich aufgezählt habe, ist sehr gut. Ich bin zutiefst dankbar für technologischen Fortschritt! Er hat dabei geholfen, unzählige Menschenleben zu retten und die Qualität des Lebens wirklich besser zu machen. Aber das Ganze hat auch eine Kehrseite. Wir vermeiden jegliche Art von Unbequemlichkeit, auch dann, wenn ein gewisses Maß an Schmerzen notwendig wäre. Und unsere Gesellschaft ist die am schlechtesten vorbereitete Gesellschaft, wenn es um Tragödien und Leid geht. Wir können mit Leid so gar nichts anfangen.
Und deshalb ist Paulus‘ Ermahnung eine so radikale Botschaft für unsere Zeit. „Sei bereit, als ein treuer Kämpfer für Christus Jesus zu leiden.“ Paulus sagt hier: „Gehe deinen Leiden nicht aus dem Weg. Suche nicht den einfachen und bequemen Weg. Wenn Leiden auf dich zukommen, stelle dich ihnen mutig.“ Um nicht falsch verstanden zu werden: Leiden sind an und für sich nicht gut. In den allermeisten Fällen wird Leiden durch Sünde verursacht. Sünde ist das Gegenteil von gut. Paulus sagt hier nicht, dass wir absichtlich leidvolle Erfahrungen suchen sollen. Das wäre völlig absurd. Sondern Paulus geht von der Prämisse aus, dass wenn wir Jesus nachfolgen, Leid einfach unvermeidlich ist. Und diesem unvermeidlichen Leid sollen wir uns proaktiv stellen.
Der Text zeigt uns auch, weshalb. Wenn immer Menschen leiden, stellen sie die große Frage nach dem „Warum“: „Warum ist mir das zugefallen? Warum hatte ich diesen Unfall? Warum habe ich diesen genetischen Defekt? Warum habe ich diese Familie?“ Und in den allermeisten Fällen finden wir keine Antwort, auf die Frage nach dem Grund. Aber das Wort „warum“ könnte auch verstanden werden, als ein „wozu“ oder „wofür“. C.S. Lewis hat ein wunderbares Bild gebraucht bezüglich der Frage, weshalb, wozu oder wofür wir in dieser Welt leiden: „Wenn du dir diese Welt als einen Ort vorstellst, der nur für unser Glück geschaffen wurde, wirst du sie ziemlich unerträglich finden: stell ihn dir als eine Trainings- und Korrektureinrichtung vor, und sie ist nicht so schlimm. Stell dir eine Gruppe von Menschen vor, die alle in demselben Gebäude wohnen. Die eine Hälfte von ihnen hält es für ein Hotel, die andere für ein Gefängnis. Diejenigen, die es für ein Hotel halten, würden es ziemlich unerträglich empfinden, und diejenigen, die es für ein Gefängnis halten, empfinden es als überraschend angenehm.“
Das ist es, was Paulus ebenfalls zu sagen scheint. Alles Leiden dient einem Ziel. Wenn wir noch einmal die drei Bilder betrachten, die Paulus gebraucht, der Soldat, der Athlet und der Bauer, erfüllt das Leiden immer einen guten Zweck: Der Soldat gewinnt das Ansehen des Herrn, der Athlet bekommt den Siegeskranz, der Bauer darf als Erstes die Früchte seiner Arbeit genießen. Wir haben Leid in dieser Welt. Aber es gibt einen Lohn. Es gibt eine Belohnung, die so groß ist, dass alles Leid vorher nicht mehr als Leid angehen wird, sondern als Investition.
Der Lohn ist Jesus Christus selbst. Joni Eareckson-Tada ist eine Frau, die selbst so viel Leid und so viel Schmerz erfahren hat. Und sie hatte mit vielen Menschen auf der Welt zu tun, die unter Krankheiten und Behinderungen leiden. Einmal besuchte sie kranke Menschen in Ghana. Eine Schwester dort sagte folgendes: „Willkommen in Ghana! Das Land, in dem Gott größer ist. Weil wir ihn mehr brauchen.“ Und sie dachte: „Ja, genau. Gott erscheint den Menschen immer größer, die ihn am meisten brauchen. Und diese Menschen brauchen ihn so sehr. Ist das nicht wunderbar?“
Jedes Leid, jeder Schmerz, den wir in diesem Leben erfahren, wird zu einer Gelegenheit, neu unsere Abhängigkeit von Gott zu erkennen. In unserem Leid erkennen wir, dass wir wirklich nichts haben, auf das wir uns wirklich verlassen können, außer Gott selbst. Gott wird in unserem Leid groß, weil wir auf ihn angewiesen sind. Und dieser Gott ist der Lohn, nach dem wir trachten.
2. Christen haben Vorbilder des Leidens
Im Text werden uns zwei Vorbilder vorgestellt, was Leiden angeht. In Vers 8 schreibt Paulus: „Denke an Jesus Christus, der als Mensch aus dem Geschlecht Davids stammte und von den Toten auferstanden ist. Das ist die Botschaft, die ich predige.“ Das erste Vorbild für Leiden ist niemand Geringeres als unser Herr Jesus selbst. Jesus litt für die ganze Welt. Und sein Leiden fand seinen Höhepunkt, als er am Kreuz gottverlassen starb. Aber Jesus, der Sohn Davids, blieb nicht im Grab. Er ist von den Toten auferstanden. Und diese Tatsache macht alles anders.
Das zweite Vorbild sehen wir in Vers 9: „Und weil ich sie predige, leide ich und wurde angekettet wie ein Verbrecher.“ Paulus saß in einem römischen Gefängnis. Das Wort, das hier mit „Verbrecher“ übersetzt ist, wurde für Räuber und Schwerverbrecher angewendet. So wurde Paulus, mittlerweile ein alter Mann, behandelt. So endete sein Leben, das voll von vielen Leidensgeschichten war.
Was können wir von Jesus und von Paulus lernen, in Bezug darauf wie wir leiden sollen? Sowohl bei Jesus als auch bei Paulus sehen wir, dass sie nicht stoisch gelitten haben. Die Stoiker haben sich viel mit der Bewältigung von Leid beschäftigt. Der griechische Philosoph Epiktet hatte zum Beispiel Folgendes gelehrt: „Denn nicht die Dinge und Ereignisse beunruhigen uns, sondern unsere Vorstellung davon. Nicht Ereignisse oder Umstände an sich machen glücklich, sondern die Art, wie wir sie begehren und wertschätzen.“ Was er damit meinte, war, dass Ereignisse, die sich außerhalb unserer Kontrolle befinden, neutral sind. Zum Beispiel: „Deine Großmutter ist gestorben? Das ist weder gut noch schlecht. Das passiert halt.“ Erst unser Begehren und unsere emotionale Reaktion führt dazu, dass aus einem neutralen Ereignis Leiden werden. Also ist die Antwort auf Leid: bleib ganz rational und überwinde deine Gefühle.
Manche denken, dass Christen bei Schmerzen und Leiden einfach drüberstehen müssen: „man darf die Leiden nicht an sich herankommen lassen“. Es gibt ja den Ausdruck „stoische Ruhe“. Und viele denken, dass Christen so etwas haben müssten: unter den größten Anfechtungen ruhig zu bleiben; und vor allen Dingen emotional distanziert zu sein, egal, was passiert, z.B. indem man bewusst auf die Zähne beißt und versucht den Kummer zu ignorieren; oder indem man versucht den Teil des Herzens, der an etwas hängt, zu unterdrücken.
Und wisst ihr was? Stoizismus ist eine einigermaßen effektive Methode, um mit Leiden umzugehen. Es funktioniert. Aber gleichzeitig ist es emotional ungesund. Ein Teil unseres Herzens stirbt ab. Wenn du Leid und Trauer erfahren hast, und wenn du darauf reagiert hast, indem du dich emotional distanzierst, indem du deine Liebe zum Erkalten bringst, dann stirbt nicht nur ein Teil von dir; du wirst gleichzeitig auch hartherzig. Und wenn du andere Menschen das Gleiche durchmachen siehst, wirst du nicht in der Lage sein, Mitgefühl zu haben und zu zeigen. Du wirst sagen: „Reiß dich zusammen! Stell dich nicht so an! So etwas passiert halt, und da musst du jetzt durch!“ Das ist nicht gerade tröstlich.
Gefühle auszuschalten war nicht die Art und Weise wie Paulus und Jesus durch Leid gingen. Im Gegenteil, wir sehen Jesus vor der Stadt Jerusalem weinen, weil er zutiefst betroffen war, wegen des Leids, das dieser Stadt widerfahren würde. Wir sehen Jesus im Garten Gethsemane voller Furcht und geschüttelt von tiefsten Emotionen. Paulus war ebenfalls ein Mann, der anscheinend nah am Wasser gebaut war. In Apostelgeschichte 20,31 sagt er: „Denkt an die drei Jahre, die ich bei euch gewesen bin – wie ich Tag und Nacht über euch gewacht und mich unter Tränen um euch gesorgt habe.“ D. h., Paulus hatte oft geweint. Für Paulus gehörten Tränen zum Tagesgeschäft. Jesus und Paulus waren nicht emotional distanziert. Sie sahen Leiden und Schmerzen als das an, was es ist: das Resultat einer gefallenen und kaputten Welt und das Resultat von Sünde. Und sie reagierten auf das, was nicht gut ist, auch mit ihren Gefühlen.
Und obwohl Jesus und Paulus weinten, ist ihr Leiden doch ganz anders als das der Welt. Der Schlüsselunterschied ist: Es ist immer ein Leiden mit Hoffnung. Das sind die Vorbilder des Leidens, die wir haben.
Bevor wir fortfahren, wollen wir nochmals kurz nachdenken, welche Implikationen das für uns hat. Francis Chan erzählte einmal davon, wie er Gott im Gebet gefragt hatte, warum er Gott nicht auf solch großartige Weise erfahren konnte wie Elia. Elia hatte erlebt, wie Feuer vom Himmel fiel. Francis hatte Gott immer wieder gebeten, dass Feuer vom Himmel fällt. Aber nichts dergleichen passierte. Er fragte sich warum. Welche Antwort bekam Francis von Gott? Gott sagte ihm: „Francis, Elia befand sich auf dem Berg Carmel mit hunderten von Propheten, die ihm den Kopf abschlagen sollten. Du hingegen befindest dich gerade auf einem christlichen Konzert. Das sind zwei völlig unterschiedliche Situationen.“ Die ersten Christen erfuhren schreckliche Verfolgungen und Leiden, die wir uns gar nicht vorstellen können und wollen. Uns hingegen geht es ziemlich gut. Bedeutet es, dass wir dann nur halbe Christen sind?
Zwei Dingen können wir für uns mitnehmen. Zum einen, wir sollten uns ehrlich der Frage stellen, was wir für Jesus tun. Gibt es Opfer, die wir bringen, die wir nicht bringen würden, wenn wir Jesus nicht nachfolgen würden? Welche echten Unbequemlichkeiten nehmen wir auf uns, die wir nicht auf uns nehmen würden, um Jesu willen? Vor welcher Art von Schmerzen schrecken wir nicht zurück, weil wir wissen, dass das der Weg der Christusnachfolge ist? Das sind Fragen, die jeder von uns mitnehmen sollte. Und vielleicht zeigt Gott uns im Gebet, in welchen Bereichen unser Herz noch nicht Gott gehört. Vielleicht zeigt Gott wo und wie er uns gebrauchen will.
Das andere ist, wir sollten die Leiden, die wir jetzt schon haben, nicht vergeuden. Wir haben vorhin gesagt, dass jeder Schmerz eine Gelegenheit ist, Gott auf eine Weise kennen zu lernen, wie wir das ohne Leid nicht könnten. Wir haben hier auf Erden die Möglichkeit, Gott auf eine Weise zu erleben, wie es im Himmel nicht mehr möglich sein wird. Nur in diesem jetzigen Leben haben wir die Möglichkeit, Gott zu loben und preisen, nicht nur dann, wenn es uns blendend geht, sondern auch dann, wenn es uns gar nicht gut geht. Gott erscheint uns so viel größer und so viel herrlicher, je mehr wir ihn brauchen. Jedes Leid dient dazu, uns Gott näher zu bringen.
Mein großer Held Tim Keller erfuhr während der Corona-Krise, dass er zum zweiten Mal Krebs hatte. Es ist eine sehr aggressive Krebsart, und die meisten Menschen mit dieser Diagnose sterben innerhalb von wenigen Monaten oder einem Jahr. Tim Keller überlebte mehr als drei weitere Jahre. Zum Ende hin sagte er dann folgendes: „Das klingt jetzt vielleicht etwas übertrieben. Meine Frau und ich würden niemals zu dem Gebetsleben und dem geistlichen Leben zurückkehren wollen, das wir vor der Krebserkrankung hatten, niemals“. Erst seine Krebserkrankung hatte ihn dazu gebracht, Psalm 90,14 wirklich zu erleben. Da heißt es: „Überschütte uns schon am Morgen mit deiner Gnade, dann werden wir singen und fröhlich sein bis ans Ende unserer Tage.“ Keine Frage, er ist auch ein gutes Vorbild für Christen, die „gut“ leiden.
Welche Lasten und Schmerzen hast du? Vergeudest du deine Leiden? Oder nutzt du sie, Gott auf nie vorher da gewesene Art zu erfahren?
3. Wir haben eine Quelle, welche die Welt nicht kennt
Es ist so wichtig, und ich sage das immer wieder: Wenn wir im Christentum einfach nur Vorbilder hätten und sonst nichts, dann wäre das Christentum eine Religion wie jede andere. Wenn wir nur Vorbilder hätten, dann bekommen wir vielleicht Inspiration, aber keine wirkliche Kraft. Die Essenz des Christentums sind nicht gute Vorbilder. Die Essenz ist die frohe Botschaft: Das was Gott in Jesus Christus für uns getan hat. Und unser Text ist voll vom Evangelium.
In Vers 1 schreibt Paulus: „werde stark durch die Gnade, die Gott dir in Christus Jesus schenkt.“ In Vers 8 schreibt Paulus: „Denke an Jesus Christus, der als Mensch aus dem Geschlecht Davids stammte und von den Toten auferstanden ist.“ Und in den Versen 11-13 heißt es: „Wenn wir mit ihm sterben, werden wir auch mit ihm leben. Wenn wir mit ihm leiden, werden wir mit ihm herrschen. Wenn wir ihn verleugnen, wird auch er uns verleugnen. Wenn wir untreu sind, bleibt er treu, denn er kann sich selbst nicht verleugnen.“ Diese Verse sind vielleicht ein altes christliches Gedicht oder ein altes Lied, das Paulus geschrieben hat oder zitiert. Und vielleicht haben die Christen das gesungen oder zitiert, während sie Anfechtungen erlebt haben.
Allein über diese Verse könnte man eine ganze Predigt halten. Aber denken wir nur über einen Aspekt nach: Wie kann es sein, dass unser Sterben dazu führt, dass wir mit Jesus leben, dass unser Leiden bedeutet, dass wir mit ihm herrschen werden? Paulus spricht hier von einer innigen Verbindung zwischen Jesus und uns, die so stark ist, dass unsere Haltung zu Jesus ewige Konsequenzen hat. Woher kommt das?
Die Antwort ist natürlich, weil Jesus gestorben und Jesus auferstanden ist. Aber Jesu Tod und Auferstehung sind nicht einfach historische Fakten, die sich ca. 30 nach Christus abgespielt haben. Es ist historische Tatsachen, die etwas mit uns zu tun haben, im Hier und Jetzt. Der Punkt ist: Jesus ist für uns gestorben: für dich und für mich. Jesus ist für uns auferstanden. Er hat alle unsere Schuld und unsere Krankheit mit aufs Kreuz getragen. Unsere Sünde wurde mit ihm beerdigt. Und Jesus ist zu neuem Leben auferstanden. Sein Tod und seine Auferstehung sind sein unendlich großes, unendlich großzügiges, unendlich gnädiges Geschenk an uns. Wenn wir dieses Geschenk annehmen und aus diesem Geschenk heraus leben, verändert sich unser ganzes Leben.
Gott hat für uns gelitten. Und weil dem so ist, haben wir einen Gott, der uns in unseren Leiden ganz nah ist.
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