Predigt: 2. Timotheus 1,1-18

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Darum schäme dich nicht…

„Darum schäme dich nicht des Zeugnisses von unserm Herrn noch meiner, der ich sein Gefangener bin, sondern leide mit für das Evangelium in der Kraft Gottes.“

(2. Timotheus 1,8)

Heute gehen wir auf den zweiten Brief von Paulus an Timotheus ein.
Im ersten Brief wurde bekannt, warum Timotheus nicht weiter mit Paulus nach Europa reiste, sondern in Ephesus zurück bleiben musste. Timotheus wurde beauftragt, dort die Irrlehrer zu bekämpfen, die falsche Lehren zu verbreiten versuchten. Apostel Paulus forderte Timotheus auf, „den guten Kampf“ zu kämpfen. Zur Warnung erinnerte Paulus ihn an Hymenäus und Alexander, die am Glauben Schiffbruch erlitten. Nach seinen Anweisungen sollte Timotheus die Gemeinde schützen und etablieren. Am Ende vom ersten Brief ließ Paulus seinen geliebten Sohn auf das Wiederkommen Jesu blicken. Abschließend ermutigte Paulus ihn: „Kämpfe den guten Kampf des Glaubens; ergreife das ewige Leben, wozu du berufen bist.“ (1.Tim 6,12)
Anders als der erste Brief hat der zweite Brief einen testamentarischen Charakter. Nun saß Paulus im römischen Gefängnis und rechnete mit seiner Hinrichtung. Und er wusste nicht, wie lange er noch Zeit zum Leben hatte. Darum schrieb er seinen zweiten Brief wie eine Abschiedsrede.
Was wir heute betrachten, ist der Briefanfang, der aus Grußworten, Danksagungen und einigen Ermahnungen besteht.
Aus zwei Aspekten möchte ich das erste Kapitel betrachten. Der erste Aspekt: Wie Paulus Timotheus liebt. Und der zweite Aspekt: Was Paulus von Timotheus erwartet.

Erster Aspekt: Wie Paulus Timotheus liebt.
Lesen wir die Verse 1-2 zusammen. Was steht im Vers 2 über Timotheus? Für Paulus war Timotheus nicht nur ein Mitarbeiter in Christus, sondern auch sein geliebtes Kind. Wahrscheinlich gab es mehrere Menschen, die laut Paulus für Gottes Werk nützlich und fähig waren. Aber die Bezeichnung „sein geliebtes Kind“, weist auf die besondere Beziehung von Paulus zu Timotheus hin. Es mag sein, dass Timotheus für Gottes Werk nicht nützlich war. Oder Timotheus könnte seine Aufgaben nicht ausreichend erfüllt haben. In Vers 2, wo „mein geliebtes Kind“ steht, beurteilt Paulus Timotheus weder nach seinem Nutzen noch nach der Wichtigkeit der Aufgaben. Ganz unabhängig von der Mission liebte Paulus Timotheus.
In den Versen 3 und 4 machte Paulus bekannt, wie sehr er Timotheus liebte. Lesen wir die Verse 3 und 4 gemeinsam: „Ich danke Gott, dem ich diene von meinen Vorfahren her mit reinem Gewissen, wenn ich ohne Unterlass deiner gedenke in meinem Gebet, Tag und Nacht. Und wenn ich an deine Tränen denke, verlangt mich, dich zu sehen, damit ich mit Freude erfüllt werde.“ In den Zeitangaben „ohne Unterlass“ und „Tag und Nacht“ zeigt sich, wie sehr Paulus Timotheus liebte. Tag und Nacht und ohne Unterlass dachte Paulus an Timotheus in seinen Gebeten. Und für Timotheus dankte er Gott, dem er diente. Hier sehe ich, wie Paulus Timotheus geliebt hat. Der junge Mann Timotheus, der gegen die Irrlehrer einen guten Kampf im Glauben führen musste, brauchte vor allem die Menschen, die für ihn beteten. Zu diesen Menschen gehörte Paulus. Tag und Nacht und ohne Unterlass unterstützte er Timotheus im Gebet. Vers 4. Er wünscht sich sehr, sein geliebtes Kind in Christus wiederzusehen. Als er sich von ihm in Ephesus verabschiedete, weinte Timotheus sehr. Groß wäre die Freude, sich vor seinem Tod noch einmal mit seinem geliebten Kind zu treffen. Als Paulus an Timotheus dachte, erinnerte er sich an seine ungeheuchelten Glauben. Diesen Glauben hatten die Mutter und die Großmutter des Timotheus‘. Und dieser Glaube ist weiter lebendig in Timotheus. Paulus schätzte den Glauben der Familie des Timotheus‘. Soweit brachte Paulus seine Liebe zu Timotheus zum Ausdruck.
Sicherlich wusste Timotheus, wie sehr Paulus ihn liebte und sich wünschte, ihn wieder zu sehen.

Der zweite Aspekt: Was Paulus von Timotheus erwartet.
Als der Beauftragte hatte Timotheus viele Funktionen. Für die Gemeinde sollte er ein Leiter sein bzw. ein Vorbild im Dienen und im Glaubenskampf. Gegen die Menschen, die mit hervorragenden Argumenten die Irrlehre zu verbreiten versuchten, musste er Argumente haben. Je größer die Gemeinde würde, desto mehr müsste er auf verschiedene Probleme gestoßen sein. Einfacher wäre es für ihn, wenn Paulus wieder da wäre. Aber Paulus erinnerte Timotheus an die Gabe Gottes. Das Wort „Gabe“ besagt, was gegeben wurde. Gott gab Timotheus als ein Geschenk die „Gabe“ Gottes. Vers 7 verdeutlicht mehr, was Gott uns bzw. Timotheus gegeben hat. Lesen wir den Vers 7 gemeinsam: „Denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.“ Was hier als die Gabe Gottes aufgezählt wurde, zeigt, womit Timotheus täglich zu tun hatte.
„Furcht“ war für Timotheus ein ständiger Begleiter. Wenn eine Furcht weg war, stand die nächste Furcht schon vor der Tür. Aber Paulus machte ihm deutlich, dass Furcht nicht von Gott war. „Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht.“
Stattdessen ist ihm der Geist „der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit“ gegeben worden. Für den dauerhaften Kampf des Glaubens braucht er jeden Tag die Kraft, sich zu motivieren und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Seine Liebe zu den Menschen war stark begrenzt. Nur durch die Liebe, die Gott ihm gab, konnte er die Menschen lieben. Als der Leiter der Gemeinde wurde er ständig die Zielscheibe Satans. Durch die Begierde oder durch das Geld oder durch die Worte der Menschen hätte er jeden Tag in Versuchung geraten und verletzt werden können. Allein durch den Geist der Besonnenheit war er imstande, die Versuchungen zu überwinden.
Paulus ermahnte Timotheus, sich an die heilsamen Worte zu halten und das anvertraute kostbare Gut zu bewahren. Das Evangelium bzw. die rettende Worte hat Timotheus von Paulus gehört. Paulus war nicht nur ein Bibellehrer, sondern von Jesus Christus wurde er eingesetzt als Prediger, Apostel und Lehrer. Darum hat er im Vers 1 bekannt gemacht, dass er durch den Willen Gottes als ein Apostel Christi Jesu eingesetzt wurde.
Timotheus sollte sich an den Worten orientieren, die er von einem Apostel Jesu Christi hörte. In der Welt gibt es viele Meinungen, Lehren und Argumente, wie wir gerettet werden könnten. Aber Paulus gab Timotheus eine Anweisung, sich an das Vorbild der heilsamen Worte zu halten. Die Worte, die uns zum Heil bzw. zur Erlösung führen, sind durch Apostel verkündigt worden. Wenn sie nicht verkündigt wurden, haben wir die rettende Botschaft nicht gehört. Timotheus aber hat von einem Apostel bzw. von Paulus gehört, dass Gott ihn durch Jesus Christus gerettet hat. Durch das Hören der rettenden Botschaft wurde Timotheus zum Leben gebracht. Nun durfte er auch in Jesus Christus die Macht des Todes überwinden und auf das unvergängliche Wesen, nämlich auf das Leben nach der Auferstehung hoffen.
Paulus erklärte, dass das Evangelium bzw. die rettende Botschaft schon vor der Welterschaffung von Gott geplant war. Lesen wir gemeinsam die Verse 9 und 10. Der Plan Gottes, die Menschen zu retten, wurde zur Wirklichkeit, als Jesus in die Welt kam und durch seine Auferstehung dem Tode die Macht genommen hat.
Das Leben und das unvergängliche Wesen, welche Timotheus haben darf, sind von Gott geschenkt. Das ist die Gnade Gottes. Nicht nach unseren Werken, sondern nach seinem Ratschluss und nach der Gnade hat Gott uns selig gemacht.
Abschließend möchte ich auf den zweiten Aspekt zurückkommen. Was Paulus von Timotheus erwartet. Nach der Lutherübersetzung im ersten Kapitel taucht das Wort „schämen“ dreimal auf. Im Vers 8: „Darum schäme dich nicht…“, 12: „Aber ich schäme mich dessen nicht;“, 16: „…sich meiner Ketten nicht geschämt…“
Paulus erwartet von Timotheus, dass er sich nicht schämte, Christus zu gehören und zu Paulus zu stehen. Für Timotheus sollte Paulus ein Vorbild sein. Dafür schrieb er: Aber ich schäme mich dessen nicht, für Christus zu leiden. Während alle sich von Paulus angewandt haben, die in der Provinz Asien waren, bereitete Onesiphorus Paulus oft Freude und hat sich nicht geschämt, ihn in Rom im Gefängnis zu besuchen.
Viele kamen zu Paulus und schlossen sich ihm an, solange das ihrer Meinung nach wie etwas Sinngebendes und Erfüllendes aussah. Aber langsam stellte sich heraus, dass die enge Gemeinschaft mit Paulus auf die Ablehnung der Gesellschaft stieß. Im Hebräerbrief 11,36-38 steht folgendes: „Andres haben Spott und Geißelung erlitten, dazu Fesseln und Gefängnis. Sie haben Mangel, Bedrängnis, Maßhandlung erduldet. Sie sind umhergeirrt in Wüsten, auf Bergen, in Höhlen und Erdlöchern.“ Viele haben sich dessen geschämt, mit Paulus in einer Gemeinschaft zu sein. Daher verließ ihn einer nach dem anderen und hielt Abstand zu Paulus. Es war ein bitteres Ergebnis im Vergleich dazu, dass Paulus für sie fleißig Tag und Nacht gearbeitet hatte, um sie zum ewigen Leben zu führen. Aber Paulus schämte sich dessen nicht, zu Christus zu gehören und für ihn zu leiden. Wenn Paulus an Phygelus und Hermogenes dachte, schmerzte sein Herz, weil sie sich von ihm abgewandt haben. Als er in der Einsamkeit an Onesphorus dachte, wurde er erquickt und so froh, dass er für seine Familie segnend Fürbitte ablegen wollte. Wie ermutigend und erquickend ist es, wenn einer zu mir steht, während alle mich verlassen und sich von mir abwenden? Während alle eine Frau steinigen wollten, die auf frischer Tat beim Ehebruch erwischt wurde, stand Jesus allein für sie und nahm sie in Schutz: „Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie.“ (Joh 8,7)
Paulus erwarte von seinem geliebten Kind, sich nicht dessen zu schämen, mit Paulus für Christus zu leiden.
Wir wissen, an wen wir glauben. Unser Herr steht ganz und gar zu uns. Darum erwartet er auch von uns, dass wir auch zu ihm allezeit stehen.
Zum Schluss möchte ich ein Wort aus Mk 8,38 zitieren: „Wer sich aber meiner und meiner Worte schämt unter diesem abtrünnigen und sündigen Geschlecht, dessen wir sich auch der Menschensohn schämen, wenn er kommen wird in der Herrlichkeit seines Vaters mit den heiligen Engeln.“

 

 

 

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