Predigt: 2. Korinther 8,1 – 9 (Weihnachten 2020)

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Für uns: reich durch Jesus

„Denn ihr kennt die Gnade unseres Herrn Jesus Christus: Obwohl er reich ist, wurde er doch arm um euretwillen, auf dass ihr durch seine Armut reich würdet.“

(2.Korinther 8,9)

Reiner hat, wie ich finde, für diesen Gottesdienst einen wunderbaren Text und für diese Weihnachten ein wunderbares Thema ausgesucht. Das Thema lautet „für uns“. Und deshalb lautet der Titel der Predigt „für uns: reich durch Jesus“. Und der Text heute aus 2. Korinther 8,1-9 ist kein traditioneller Weihnachtstext. Ich denke, dass es ein Novum ist, dass wir diesen Text in der Weihnachtszeit lesen. Gleichzeitig könnte ich mir keinen besseren und passenderen Text vorstellen.
In 2. Korinther 8 und 9 macht Paulus einen Spendenaufruf. Wenn wir diese zwei Kapitel sorgfältig lesen, dann stellen wir fest, dass es ein Spendenaufruf wie kein anderer ist. Für viele Menschen unserer Zeit ist Spenden eine lästige Sache. Man weiß, dass es theoretisch eine gute Sache ist. Man kann es sich ja auch leisten. Und an Weihnachten macht man das auch mal, allein um das Gewissen zu beruhigen und weil man dann weiß, dass man seine gute Tat vollbracht hat.
Aber das ist überhaupt nicht das, was Paulus im Sinn hat. Das Schlüsselwort hier ist „Gnade“. Gnade bedeutet ein unverdientes Geschenk zu bekommen. Paulus argumentiert, dass wir Christen ein unverdientes Geschenk bekommen habe, das von solch einem Ausmaß und solcher einer Dimension ist, dass es die Gesamtsituation der Empfänger radikal verändert. Im Bezug auf die Gnade macht der Text uns auf drei Punkte aufmerksam: erstens, der Reichtum, den wir in Jesus haben; zweitens, was der Reichtum in uns bewirken sollte; drittens, was der Reichtum durch uns bewirken sollte.

Erstens, der Reichtum, den wir in Jesus haben

In Vers 9 schreibt Paulus: „Denn ihr kennt die Gnade unseres Herrn Jesus Christus: Obwohl er reich ist, wurde er doch arm um euretwillen, auf dass ihr durch seine Armut reich würdet.“ Dieser Vers ist ziemlich zentral in Paulus Argumentation. Und er fasst praktisch die ganze Weihnachtsgeschichte zusammen.
Hier sind ein paar Gedanken zu diesem Vers. Erster Gedanke: Jesus ist reich. Das wissen wir alle. Aber wir haben das oft nicht so auf dem Schirm. Ich möchte versuchen, das anhand eines kleinen und einfachen Beispiels zu verdeutlichen. Seit dem Beginn der Corona-Pandemie kann ich an zwei Händen abzählen, wie oft ich auf der Arbeit war. Ich mache derzeit fast ausschließlich Home-Office. Weil ich etwas Bewegung brauche, gehe ich abends oft an die frische Luft zum Spazieren: manchmal mit den Kindern oder alleine. Heidelberg ist eine reiche Stadt. Und öfters gehe ich an richtig schönen Häusern vorbei und schaue ein wenig in die Fenster rein. Was ist ein 1-Familien-Haus in Handschuhsheim oder Neuenheim wert? Manche dieser Häuser sind sicherlich eine Million Euro wert. Wer ein solches Haus besitzt, der ist reich.
Aber das ist nichts im Vergleich dazu, wenn man den gleichen Spaziergang durch die Innenstadt von New York macht. Ein Quadratmeter Wohnung kostet dort mehr als 16.000 Dollar, Tendenz steigend. Wer dort eine Wohnung oder gar ein Haus besitzt, ist wirklich reich. Das sind die Kategorien, in denen wir uns Reichtum vorstellen: jemand der Immobilien in einer schönen, angesagten Gegend besitzt. Aber stellen wir uns vor, dass jemand nicht nur das Haus in Manhattan gehört, sondern die ganze Straße mit allen Häusern links und rechts; und nicht nur die ganze Straße, sondern die ganze Stadt, das ganze Land, die ganze Welt? Und was ist dieser winzige, blaue Planet im Vergleich zur Gesamtheit des ganzen Universums mit Milliarden von Galaxien und unzählbar vielen Sternen? Und was ist das im Vergleich zum Himmel? Versteht ihr, Jesus ist der Eigentümer von allem was existiert. Ihm gehört alles im Himmel und alles auf Erden. Es ist eine Kategorie von reich für die uns eigentlich die Worte fehlen.
Das nächste, was Paulus uns sagt, ist, dass Jesus arm wurde. Im Jahr 2010 haben Warren Buffet, Bill und Melinda Gates eine Initiative gegründet, die „The Giving Pledge“ heißt. Diese Initiative richtet sich an die reichsten Menschen der Welt. Die Unterzeichner verpflichten sich, dass sie mindestens die Hälfte ihres Vermögens für wohltätige Zwecke spenden. So löblich diese Abmachung ist, sie ist wiederum nichts im Vergleich zum Opfer, das Jesus gebracht hat.
Es ist nichts im Vergleich, weil Jesu Reichtum sich in einer ganz anderen Dimension bewegt wie alle Milliardäre dieser Welt zusammengenommen. Und es nichts im Vergleich zum Opfer der Milliardäre, weil niemand von ihnen wirklich arm wird. Jesus gab nicht nur die Hälfte von einem Besitz. Er gab alles. Und er gab alles auf. Er hielt nichts zurück. Jesus ist Gott, der Mensch wurde mit all seinen unvorstellbaren Implikationen: der Ewige wurde zeitlich; der Höchste kam in Niedrigkeit; der Stärkste wurde schwach; der Allmächtige wurde hilflos; der Größte wurde ganz klein; der Mythos wurde Teil der Geschichte; das Ideale wurde real; das Wort wurde Fleisch; der Reichste wurde ganz arm.
Jesus wurde nicht nur in einer der ärmsten Familien in einer obskuren Ecke des römischen Reiches geboren. Er lebte als ein armer Wanderprediger. Er hatte weder Geld noch Macht. Und am Ende starb er den Tod eines Sklaven, in der Hand von Heiden. Das letzte, was er besaß, war seine Kleidung, die er trug, als er festgenommen wurde. Als Jesus ans Kreuz gehängt wurde, hat man ihm auch das noch genommen. Schlimmer, elendiger und erniedrigender kann man es sich nicht vorstellen. Jesus gab alles: seine Stellung beim Vater, sein Besitz, sein Leben bis hin zum letzten Atemzug. Alles, was Jesus hätte geben können, gab er.
Sehen wir uns noch einmal Vers 9 an: „Denn ihr kennt die Gnade unseres Herrn Jesus Christus: Obwohl er reich ist, wurde er doch arm um euretwillen, auf dass ihr durch seine Armut reich würdet.“ Noch ein Gedanke, Jesus war nicht nur reich, und er wurde nicht nur arm. Paulus schreibt: „um euretwillen“ und „auf dass ihr“. Er tat es, damit wir reich werden. Und das ist der entscheidende Gedanke hier. Es ist der Unterschied zwischen dem Evangelium und Religion. Wenn wir diesen Punkt nicht verstehen, dann haben wir die Essenz des Evangeliums nicht verstanden.
Jesus ist das ultimative Vorbild dafür, was Großzügigkeit angibt. Es gibt kein größeres und kein extremeres Beispiel. Paulus hätte daher an dieser Stelle schreiben können: „und deshalb, folgt dem Beispiel Jesu. Macht das, was Jesus getan hat. Nehmt euch Jesus als Vorbild.“ Aber das tut er nicht. Er sagt etwas ganz anderes. Er sagt: „Jesus wurde arm für euch. Jesu Opfer ist für euch. Ihr seid durch ihn reich. Es ist Gottes Geschenk für euch, und ihr habt nichts getan und nichts vorzuweisen, um das zu verdienen.“ Jesus ist für uns! Er wurde von Gott gegeben, für dich und für mich. Sein Reichtum ist für uns. Wir haben noch nicht einmal angefangen zu verstehen, was es bedeutet, dass der ganze Reichtum Christi uns gehört. Wir sind Erben Christi; wir sind Bürger des Himmels; seine Auferstehung gehört uns und wir werden mit ihm ewig leben; wir sind seine Kinder, und wir sind seine Braut; er hat uns eine Wohnung gebaut; wir werden eines Tages Engel richten; wir werden mit Christus regieren von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Hier ist der Punkt. Natürlich ist Jesus unser Vorbild und unser Beispiel in praktisch allen Bereichen unseres Lebens. Aber Jesus ist so viel mehr als das. Er ist das Geschenk Gottes für uns; er ist unser Erretter und Befreier; er ist unser Erlöser, der selbst das Lösegeld bezahlt hat; er ist unser guter Hirte, der sein Leben für seine Herde gab; er ist das Lamm, das an unserer Stelle geschlachtet wurde; er ist das vollkommene Opfer, das allen anderen Opfern ein Ende setzt. Jesus ist nicht nur unser Vorbild. Er ist derjenige, der uns vergibt, für die unzähligen Male, in dem wir ihm nicht nachfolgen konnten.
Wenn wir verstanden haben, und nur dann, wenn wir verstanden haben, dass Jesus für uns nicht nur Vorbild sondern vor allem und zuerst Erretter ist, fangen wir an, aus seinem Reichtum zu schöpfen. Dann ist das Evangelium für uns nicht einfach guter Ratschlag sondern gute Nachricht.
Jesus wurde arm, um uns einen Reichtum zu schenken, den nichts und niemand uns wieder wegnehmen kann. Jesus kam, um uns zu Multi-Milliardären zu machen. Das ist der erste Punkt.

Zweitens, was der Reichtum Christi in uns tun sollte

Paulus erwähnt eine Gemeinde in Mazedonien, die sehr besonders war. In praktisch jeder Gemeinde, muss die Gemeindeleitung die Gemeinde immer wieder daran erinnern, großzügig zu geben, mehr zu spenden und mehr zu opfern. Die Gemeinde in Mazedonien war außergewöhnlich. Sie mussten eher dazu angehalten werden, nicht zu viel zu geben. Vers 3 sagt: „Ich bezeuge, dass sie nach Kräften und sogar über ihre Kräfte spendeten, ganz von sich aus.“ Sie gaben mehr, als es für sie gut war. Nicht nur das, sie bettelten bei Paulus, dass sie sich an der Spendenaktion beteiligen durften. Paulus war tief beeindruckt, keine Frage. Aber was genau beeindruckte Paulus? Paulus lobte die Mazedonier nicht einfach über den grünen Klee.
In Vers 1 schreibt er: „Wir möchten euch nun, liebe Geschwister, von der besonderen Gnade berichten, die Gott den Gemeinden in Mazedonien geschenkt hat.“ Das, was Paulus an der mazedonischen Gemeinde erstaunte, war das, was die Gnade in ihnen hervorgebracht hatte. Es war nicht die Summe, die sie gespendet hatten, die Zahl auf dem Scheck. Das, was Paulus erstaunte, war ihr Herz. Mit anderen Worten, der Reichtum in Christus, hatte in ihrem Herzensinneren etwas bewirkt. Und das sehen wir in Vers 2. „Während sie durch große Not geprüft wurden, verwandelten sich ihre übergroße Freude und ihre tiefe Armut in den Reichtum ihrer selbstlosen Güte.“ Der Kommentator David Garland hat das als mathematische Formel zusammengefasst (Slide 2). Ich vereinfache das etwas: „übergroße Freude + tiefe Armut = wahrer Reichtum“
Hier ist die Antwort auf die Frage, was der Reichtum in uns tun sollte. Der Reichtum, den wir in Christus haben, sollte in uns eine tiefe Freude auslösen. Die meisten von uns sind sich einig, dass wir auf Gemeinde-Ebene ein Problem damit haben. Wenn wir den Ergebnissen der Umfrage trauen können, dann denkt die Mehrheit der Gemeinde, dass wir nicht wirklich lebendig sind (Slide 3). Wir sind definitiv keine mazedonische Gemeinde, deren Freude geradezu ungebremst und ungehemmt ist. Berechtigte Frage ist sicherlich, woran das liegt. Mein persönlicher Wunsch ist, dass jeder von uns persönlich und wir als Gemeinde zusammen daran arbeiten können.
Zwei Gedanken möchte ich hierzu noch mitgeben. Viele von uns haben kennen den Slogan, der von Campus Crusade verbreitet wurde: Facts, Faith, Feelings (Slide 4). Auf deutsch: Fakten, Glauben und Gefühle. Wenn man die Fakten mit Gottes Wort ersetzt, beginnen alle mit einem „G“, so dass man sich das gut merken kann. Dazu sieht man dann einen Zug. Vorne ist die Lokomotive mit Gottes Wort. Dann folgt der Kohlewagen mit Glauben. Als letztes kommt dann der Wagon mit den Gefühlen. Die Botschaft lautet: Der Zug fährt auch ohne den Wagon. So lange du Gottes Wort und Glaube hast, ist alles gut. Auf der anderen Seite wird dein Zug nicht fahren können, wenn du nur Gefühle hast. Auf diesem Bild sind Gefühle also drittrangig.
Inspiriert von zwei sehr gegensätzlichen Pastoren (John Piper und Peter Scazzero), die sich dazu geäußert haben, möchte ich ein anderes Bild vorstellen. Gottes Wort und Fakten sind das, was wir in die Lokomotive einwerfen (Slide 5). Unser Herz ist der Motor. Gottes Wort ist das, was das Feuer am Brennen hält und den Motor am Laufen lässt. Das Resultat von diesem Prozess sind unser Glaube und unsere Gefühle. Beides lässt sich nicht trennen. Unsere Emotionen sind das, was unseren Zug antreibt. Dieses Modell finde ich viel näher an unserem heutigen Text: die mazedonischen Christen hatten Freude. Aus dieser Freude heraus kam ihr unbändiger Wunsch, großzügig zu geben. Und es ist genau diese Frucht des Heiligen Geistes, die Paulus sehen wollte.
Mit anderen Worten: unsere Gefühle sind nicht optional! Unsere Gefühle gehören essentiell zum Glaubensleben dazu. Liebe, Freude, Friede sind die ersten Auswüchse der Frucht des Heiligen Geistes. Wir können keine reifen Christen sein, wenn unsere Gefühlswelt nicht in Ordnung ist. D.h., wenn du ein Leben führst, in dem Freude Mangelware ist, wenn in deinem Leben andere Gefühle dominieren, wie Furcht oder Ärger oder Zorn oder Ungeduld oder sogar Hass, dann haben nicht einfach ein kleines Problem. Uns fehlt dann nicht einfach nur die Kirsche auf dem Sahnehäubchen. Wir haben dann ein Problem, was mit der Essenz unseres Glaubenslebens zu tun hat. Die Freude Gottes ist Pflicht, und ich würde sagen, noch wichtiger, als andere zu missionieren.
Gestern zum Beispiel war ich einkaufen. Die Einkaufswaren auf das Band zu legen, ist zu Coronazeiten eine etwas nervige Angelegenheit geworden, vor allem wenn man den Abstand zum Vordermann einhalten muss. Ich hatte mich kurz vorgelehnt, um auf dem Band noch ein paar Dinge unterzubringen. Sofort wurde ich von der Frau vor mir angesprochen: „Können Sie vielleicht den Sicherheitsabstand einhalten?“ Ich war unglaublich genervt, weil die Dame zu ihrer Vorderperson nicht nur 1.5m sondern 3m Abstand gehalten hatte. Und habe sie darauf hingewiesen. Hinterher musste ich darüber nachdenken. Es war so eine Nichtigkeit. Warum hat mich das so sauer gemacht? Und es hat mir ins Bewusstsein gerückt, wie wenig Freude ich auf meinem eigenen Herzenskonto habe. Wirklich traurig! Das ist ein beschämendes Beispiel aus meinem Leben. Ich bin mir sicher, dass ihr es viel besser macht. Der erste Gedanke, den ich hier erwähnen wollte, ist, dass unsere Freude nicht optional ist. Sie ist essentiell in unserem Glaubensleben.
Der zweite Gedanke ist folgender: die Art von Gefühlen, die Paulus sich wünscht, sind nicht oberflächlich. Wenn wir uns noch einmal Vers 2 anschauen: „Während sie durch große Not geprüft wurden, verwandelten sich ihre übergroße Freude und ihre tiefe Armut in den Reichtum ihrer selbstlosen Güte.“ Die mazedonischen Christen wurden durch große Not geprüft. Und Paulus spricht von tiefer Armut. Wir wissen nicht genau, welche Probleme sie genau hatten. Aber wenn Paulus, der Misshandlung, Verfolgung, Gefängnis, Krankheit und Schiffbruch aus eigener Erfahrung kannte, von großer Not und tiefer Armut spricht, dann muss es wirklich schlimm gewesen sein. Es war sicherlich schlimmer noch, als heute inmitten einer Wirtschaftskrise arbeitslos zu werden; oder wenn man jeden Monat feststellen muss, dass das Gehalt kaum ausreicht, um die Miete und Lebenshaltungskosten zu decken. Ihre Freude war davon unberührt. Sie waren fröhliche Christen inmitten von Bedrängnissen und Problemen.
Vielleicht ist ein Problem bei uns, dass unsere Freude zu oberflächlich ist. Wir freuen uns, wenn wir in Mathe eine 2+ geschrieben haben; wir freuen uns, wenn der Arbeitgeber uns eine Gehaltserhöhung gibt; wir freuen uns auf den Feierabend, wenn die Kinder im Bett sind und wir dann endlich anfangen können, in Ruhe Netflix zu schauen. Alles das ist an sich nicht schlimm. Aber die Freude, die die Christen damals hatten, war von einer völlig anderen Qualität und Tiefe.
Wie schaut es mit deiner Freude aus? Falls ihr für das neue Jahr noch keine Vorsätze habt und falls ihr noch offen seid für Vorschläge, wie wäre es damit (Slide 6): mit allem was wir haben und mit allem was wir sind, zu lernen, den Reichtum, den wir in Christus haben, zu genießen und uns von Gott mit einer Freude erfüllen zu lassen, die die Welt nicht kennt und die durch keine Not und keine Probleme zunichte gemacht werden kann. Ein solches Leben ist biblisch, es verherrlicht Gott und es segnet die Mitmenschen.

Drittens, wie wir aufgrund des Reichtums leben sollten

Paulus schreibt in Vers 7: „Wie ihr aber in allen Stücken reich seid, im Glauben und im Wort und in der Erkenntnis und in allem Eifer und in der Liebe, die wir in euch erweckt haben, so gebt auch reichlich bei dieser Wohltat.“ Der Reichtum in Christus inspiriert zu einem Leben, das gekennzeichnet ist von Großzügigkeit. Es ist ein Leben, das im Gegensatz zu allem steht, was in dieser Welt üblich ist.
Die Welt sagt, dass wir reich sind, wenn wir viel haben. Das Evangelium sagt, dass wir viel haben, wenn wir viel geben. Die Welt sagt, dass wir glücklich sind, wenn wir gesegnet sind. Das Evangelium sagt, dass wir glücklich sind, wenn wir andere segnen. Die Welt sagt, dass wir auf unseren eigenen Vorteil bedacht sein sollten. Das Evangelium sagt, dass wir Gottes Reich und seiner Gerechtigkeit die Priorität geben dürfen. Die Welt sagt, dass mit dem Tod alles aus ist. Das Evangelium sagt, dass diejenigen, die in Christus sind, leben werden, auch dann, wenn sie sterben. Und alles das führt zu einem gebenden und hingebenden Leben. Paulus schreibt in Vers 5 über die Mazedonier: „Und noch in anderer Hinsicht übertrafen sie unsere Erwartungen, denn vor allem anderen stellten sie sich selbst – in Übereinstimmung mit Gottes Willen – zunächst dem Herrn und dann auch uns zur Verfügung.“ Hingabe and Gott und Hingabe an Menschen war das Resultat.
Vor etwas mehr als 100 Jahren gab es in New York eine deutsche Frau namens Lilian, durch die zwei junge schwarze Frauen zum Glauben an Jesus gekommen waren. Diese Frauen wollten Mitglieder in derselben Gemeinde werden, wo Lilian war. Aber aufgrund ihrer Hautfarbe waren sie in der Gemeinde nicht willkommen. Lilian hatte ein Herz für sie und machte ihnen das Angebot, dass sie nach Harlem kommen konnte, um dort mit ihnen in der Bibel zu lesen. Und wenn weitere Freunde von ihnen kommen würden, könnten sie in Harlem ihre eigene Gemeinde gründen. Dieser Plan von Lilian wurde in ihrer Gemeinde mit viel Argwohn und Ablehnung entgegengenommen. Der Verlobte von Lilian stellte sie vor der Wahl: entweder sie würde ihren Plan aufgeben, mit den schwarzen Frauen in Harlem in der Bibel zu lesen oder er würde die Verlobung auflösen.
Lilian hatte eine schwierige Entscheidung zu treffen. Auf der einen Seite war es ihr Traum zu heiraten. Auf der anderen Seite las sie in der Bibel einen Vers aus Jesaja 54,1: „Freue dich, du Unfruchtbare, die nie gebar, du, die nie in Wehen lag, brich in Jubel aus und jauchze! Denn die Einsame hat jetzt viel mehr Kinder als die Vermählte, spricht der HERR.“ (Unsere Schwester Birgit Steller wurde ebenfalls sehr durch diesen Vers angesprochen). Sie wurde durch dieses Wort bewegt, und danach war der Sachverhalt für sie klar. Die Verlobung wurde abgesagt, und sie ging nach Harlem, lehrte die Bibel. Ein Jahr später wurde dort eine Gemeinde gegründet, die heute etwa 1200 Mitglieder hat und die für viele Tausende von Menschen auf der ganzen Welt ein Segen wurde. Lilian hatte ihre Heirat geopfert. Und sie hat in der Tat viel mehr Kinder als sie durch eine Ehe hätte haben können.
Wisst ihr was das ist? Das ist die Logik des Evangeliums. Jesus wurde für uns arm, damit wir durch ihn reich werden. Diese Frau hatte den Reichtum Jesu. Weil sie diesen Reichtum hatte, konnte sie viele andere Menschen reich machen.

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