Zieht nicht am fremden Joch
„Zieht nicht am fremden Joch mit den Ungläubigen. Denn was hat die Gerechtigkeit zu schaffen mit der Ungerechtigkeit? Was hat das Licht für Gemeinschaft mit der Finsternis?“
(6,14)
Im vorangehenden Abschnitt hat Paulus bezeugt, dass er und seine Mitarbeiter und ferner alle Gläubigen Botschafter an Christi statt sind, die allen Menschen die Botschaft von der Versöhnung mit Gott verkündigen. Daran anknüpfend beschreibt Paulus im heutigen Text, wie er sein Leben geführt hat, um diesem Amt gerecht zu werden. Dabei gibt er den Korinthern einen kurzen Einblick in sein Leben, wodurch er ihr Verständnis und Vertrauen zu ihm und zu seiner Botschaft gewinnen will. Im zweiten Teil warnt Paulus sie aus seiner Liebe zu ihnen deutlich vor einer Verbundenheit mit Ungläubigen und vor Götzendienst. Möge Gott uns helfen, sowohl Paulus‘ Zeugnis als auch seine Ermahnung zu hören und richtig zu verstehen und zu Herzen zu nehmen!
Teil 1: Wir geben in nichts irgendeinen Anstoß (6,3-10)
Was tat Paulus, um seinem Amt als Botschafter Christi entsprechend zu leben? Er sagt in den Versen 3-4a: „Und wir geben in nichts irgendeinen Anstoß, damit unser Amt nicht verlästert werde; sondern in allem erweisen wir uns als Diener Gottes“. Paulus und seine Mitarbeiter lebten so, dass sie in nichts irgendeinen Anstoß gaben, damit ihr Amt als Botschafter der Versöhnung und damit das Evangelium selbst nicht verlästert würden. Sie taten ihr Bestes, um sich in allem als Diener Gottes zu erweisen, sodass ihr Glaubensleben für niemanden ein Stolperstein würde. Das klingt sehr großartig und richtig, wenn wir daran denken, dass ein Botschafter sein Bestes tun sollte, um seinen König bzw. sein Land zu repräsentieren. Aber was erlebte Paulus, als er mit Konsequenz als Botschafter Christi lebte? Wurde er wie der Botschafter eines Staates, der bei feierlichen Empfängen in der ersten Reihe sitzt, unter dem Applaus der Leute diplomatische Worte sagt oder in einer dunklen Limousine mit Sonderkennzeichen über die Autobahn rast? Betrachten wir die Verse 4b und 5: „… in großer Geduld, in Trübsalen, in Nöten, in Ängsten, in Schlägen, in Gefängnissen, in Verfolgungen, in Mühen, im Wachen, im Fasten“. Hier beschreibt Paulus die inneren und äußeren Leiden, die er als Botschafter Christi zu tragen hatten Er musste oft große Geduld aufbringen (z.B. bis die äußere Lage es zuließ, dass er überhaupt predigen konnte; oder bis die Menschen, denen er diente, bereit wurden, das Evangelium anzunehmen). Er musste Traurigkeiten, Nöte und Ängste aushalten. Zum anderen musste er auch äußere, körperliche Leiden ertragen. Denn obwohl er keine Zeit und Mühe scheute, um zu den Menschen in anderen Ländern zu reisen, damit sie das Evangelium hören und gerettet werden konnten, wurde er von ihnen oft abgelehnt, beschimpft oder sogar verfolgt, geschlagen und ins Gefängnis geworfen. Er nahm viele Entbehrungen auf sich, um im Gebet für die Menschen zu wachen und zu fasten, manchmal freiwillig, manchmal unfreiwillig, weil er einfach kein Essen mehr hatte. Er scheute keine Leiden, sondern tat wirklich sein Bestes dafür, dass viele durch ihn gerettet würden.
Wie beschreibt er weiter sein Leben als Botschafter Christi? Betrachten wir die Verse 6-7: „In Lauterkeit, in Erkenntnis, in Langmut, in Freundlichkeit, im Heiligen Geist, in ungefärbter Liebe, in dem Wort der Wahrheit, in der Kraft Gottes, mit den Waffen der Gerechtigkeit zur Rechten und zur Linken“. Obwohl Paulus viel Schweres ertragen musste und öfter keinen sichtbaren Erfolg sah, machte er keine Kompromisse, sondern führte sein Leben in Lauterkeit, also in Reinheit. Er übte sein Amt auch nicht routinemäßig aus, sondern in Erkenntnis, lebte also täglich neu in der persönlichen Erkenntnis Gottes, seiner Gnade und seines Willens. Obwohl er allzu oft von den Menschen verachtet, abgelehnt oder verfolgt wurde, war er voll von Langmut und Freundlichkeit gegenüber ihnen. Er konnte alle negativen Erfahrungen und Leiden überwinden, weil er im Heiligen Geist lebte und in ungefärbter Liebe, das heißt er empfing immer wieder neu Gottes Liebe zu sich und zu den andern und bekam daher immer neu die Motivation und Kraft, sie zu lieben. Das war möglich, weil er jeden Tag in dem Wort der Wahrheit lebte und in der Kraft, die Gott denen gibt, die sein Wort von Herzen glauben. Diese kurze Aufzählung gibt uns einen Eindruck davon, wie Paulus sein Leben wirklich aus Glauben auf geistlich hohem Niveau geführt hat. Paulus war nicht ein Superman, dem so ein Leben einfach zufiel. Vielmehr kämpfte er jeden Tag geistlich darum, sein Leben so konsequent für Jesus führen zu können und alle Hindernisse und Versuchungen, die ihn davon abbringen wollten, zu überwinden. Dabei kämpfte Paulus nicht mit bloßen Händen, er vertraute nicht einfach nur auf seinen guten Willen, seine Erfahrung und seine eigene Kraft, er wusste, dass er damit bei seinem Gegner schnell verloren hätte. Er sagt am Ende von Vers 7: „mit den Waffen der Gerechtigkeit zur Rechten und zur Linken“. Paulus kämpfte mit den Waffen der Gerechtigkeit, die er ständig mit sich führte. Das erinnert uns an die Stelle in Epheser Kap. 6, wo Paulus über die geistliche Waffenrüstung schrieb: „Vor allen Dingen aber ergreift den Schild des Glaubens, mit dem ihr auslöschen könnt alle feurigen Pfeile des Bösen, und nehmt den Helm des Heils und das Schwert des Geistes, welches ist das Wort Gottes“ (Eph 6,16-17). Wie ein Soldat damals in der rechten Hand ein Schwert oder eine andere Angriffswaffe und in der linken Hand ein Schild trug, hielt Paulus ständig das Schwert des Geistes bzw. des Wortes Gottes und den Schild des Glaubens fest. So kämpfte er täglich mit geistlichen Waffen, damit er alle Angriffe von innen und von außen zurückschlagen und durch den Glauben und Gottes Wort Jesus und dem Evangelium täglich wirksam dienen konnte.
Wie beschreibt er weiter sein Leben für das Evangelium? Er sagt in den Versen 8-10: „In Ehre und Schande; in bösen Gerüchten und guten Gerüchten, als Verführer und doch wahrhaftig; als die Unbekannten, und doch bekannt; als die Sterbenden und siehe, wir leben; als die Gezüchtigten, und doch nicht getötet; als die Traurigen, aber allezeit fröhlich; als die Armen, aber die doch viele reich machen; als die nichts haben, und doch alles haben.“ In dieser Aufzählung finden wir viele Gegensätze. Paulus und seine Mitarbeiter wurden von denen, die die Botschaft annahmen, geehrt. Man erzählte über sie gute Gerüchte (Paulus wollte nicht „gute Taten“ sagen, weil er wirklich demütig war); sie wurden von ihnen als wahrhaftig anerkannt. Aber andere verachteten Paulus und seine Mitarbeiter, erzählten böse Gerüchte über sie, bezeichneten sie als Verführer und als Schande. Obwohl sie in vorbildlicher Weise hingebungsvoll für Gott und die anderen Menschen lebten, waren sie in der Welt unbekannt, wurden nicht weiter beachtet. Aber sie waren bei Gott bekannt, auch bei denen, die durch sie das Heil in Jesus fanden. Sie lebten so selbstlos und hingebungsvoll für das Evangelium, dass sie wie Sterbende waren; aber durch den Glauben bekamen sie jeden Tag neues Leben. Sie wurden durch die Verfolgung und Leiden oft gezüchtigt, aber Gott ließ nie zu, dass sie getötet wurden. Sie waren „die Traurigen“, sie lebten wirklich nicht oberflächlich für sich selbst und eigenes Vergnügen, sondern teilten Gottes Kummer über die Vielen, die das Heil ablehnen und in die Irre gehen; aber sie waren doch allezeit fröhlich, weil sie daran glaubten, dass Gott sein Rettungswerk fleißig tut und viele in sein ewiges Reich führt. Sie waren materiell gesehen arm, konnten aber so viele Menschen wirklich reich machen. Sie hatten äußerlich gesehen nichts, aber durch ihre Verbundenheit mit Jesus hatten sie in Wirklichkeit alles.
In diesem Abschnitt beschreibt Paulus mit wenigen Worten skizzenhaft, wie er für Jesus gelebt hat. Er beschrieb das nicht, um damit anzugeben, sondern damit die Korinther ihn verstehen und ihm wieder vertrauen könnten und dadurch auch der Lehre, die er ihnen gegeben hatte. Wenn wir sein kurzes Bekenntnis lesen, stellt sich uns vor allem die Frage: wie konnte Paulus so leben? Viele denken, dass Paulus eine Art Superman gewesen wäre, dem so ein entschiedenes hingebungsvolles Leben einfach leicht gefallen wäre. Aber solange wir sein Leben auf diese Weise einfach abtun, ignorieren wir einen wichtigen Teil der Lehre, der Herausforderung und der Ermutigung, die Gott uns im Neuen Testament gegeben hat. Jeder Mensch hat die Neigung, für sich selbst zu leben, für sein eigenes Wohl und die eigene Zufriedenheit, wenn auch in unterschiedlicher Form. Paulus war auch so ein Mensch. Aber er lebte ganz anders; sein Trachten und sein ganzes Leben waren darauf ausgerichtet, Jesus zu dienen und seinem Anliegen, möglichst viele Menschen zu erretten. Dafür nahm Paulus alle verbundenen Leiden in Kauf, überwand alle Verachtung, Verleumdung und Verfolgung und tat unbeirrt sein Bestes dafür, dass Gott durch ihn viele zur Rettung führen konnte. Er achtete in allen Bereichen seines Lebens darauf, so zu leben, dass er nicht irgendeinen Anstoß gab, damit sein Amt und damit das Evangelium selbst nicht verlästert würde. Es war also Paulus‘ Haltung gegenüber der Gnade der Rettung und der Aufgabe, die ihn so leben ließ. Paulus‘ Leben ist damit ein Beispiel dafür, was für ein Leben möglich wird, wenn man Gottes Gnade von ganzem Herzen annimmt und festhält und seine Berufung wirklich für am wichtigsten hält und sein ganze Leben danach ausrichtet. Lasst uns uns daran erinnern, was für ein große Gnade es ist, dass Jesus uns angenommen und uns unsere Sünden vergeben und uns zu Erben seines Reiches gemacht hat. Lasst uns uns neu bewusst machen, was für ein Privileg es ist, dass Gott uns als Bibellehrer für die Studenten und damit als Botschafter des Evangeliums berufen hat. Gott will unser Leben dafür gebrauchen, um Menschen mit Gott zu versöhnen – welche Aufgabe in der Welt könnte wichtiger sein? Lasst uns diese Gnade festhalten und uns bewusst bleiben, dass wir die großartigste Aufgabe haben, und den geistlichen Kampf nicht scheuen, unser ganzes Leben danach auszurichten; dann werden wir auch von Gott großartig gebraucht werden! Möge Gott jedem von uns dabei helfen!
Teil 2: Zieht nicht am fremden Joch mit den Ungläubigen (6,11-7,1)
Paulus‘ Bekenntnis, mit dem er um Verstehen und Vertrauen der Korinther bemühte, war an einem Höhepunkt angelangt. Er hatte damit angefangen, ihnen zu erklären, warum er seine Reisepläne geändert und sie nicht nochmals besucht hatte. In den Kapiteln 3, 4 und 5 hatte er ihnen praktisch sein Leben erklärt, seine Berufung, seinen Glauben, seine Ziele und seine Lebensweise. Das war nun, als er ihnen seine inneren und äußeren Leiden darlegte, zu einem Höhepunkt gekommen. So sagt er nun in den Versen 11-13: „O ihr Korinther, unser Mund hat sich euch gegenüber aufgetan, unser Herz ist weit geworden. Eng ist nicht der Raum, den ihr in uns habt; eng aber ist’s in euren Herzen. Ich rede mit euch als mit meinen Kindern; stellt euch doch zu mir auch so, und macht auch ihr euer Herz weit.“ Je mehr Paulus an sie dachte und auf sie einging, desto weiter wurde sein Herz ihnen gegenüber. Er hatte viel Raum für sie im Herzen, sodass er sie trotz ihrer Skepsis ihm gegenüber liebte und für ihr Heil inständig betete. Weil er sie als seine Kinder ansah, konnte er sie annehmen und verstehen, wie sie waren, und auf ihre Bedenken eingehen. Paulus wusste aber, dass es in ihrem Herzen eng war, dass sie wenig Raum für ihn und seine Worte hatten. Er warb um ihr Vertrauen und bat sie, dass sie gegenüber ihm, der sie als ihr geistlicher Vater liebte, auch eine entsprechende Haltung ihm gegenüber aufbringen sollten: sie sollten ihr Herz weit machen und annehmen, was er aus Liebe zu ihnen sagt. Paulus bat sie darum, weil er sie liebte und ihr Bestes wollte. Denn Paulus war bewegt von dem Wunsch, dass ihr Glaubensleben gelingen und sie das Ziel erreichen sollten. Aus diesem Anliegen brachte er ein dringende Ermahnung vor, die aus seiner Sorge um sie kam. Welche war das?
Lesen wir gemeinsam Vers 14: „Zieht nicht am fremden Joch mit den Ungläubigen. Denn was hat die Gerechtigkeit zu schaffen mit der Ungerechtigkeit? Was hat das Licht für Gemeinschaft mit der Finsternis?“ Was bedeutet das? Die Elberfelder Übersetzung lautet hier: „Lasst euch nicht an ein fremdes Joch spannen mit Ungläubigen (wörtlich: seid nicht fremd zusammengejocht mit Ungläubigen).“ Das Joch, das mehrere Tiere zum Ziehen eines Wagens oder eines Pflugs zusammenspannt, wurde gern als ein Bild für das einträchtige Zusammenleben und Zusammenwirken von Menschen gebraucht. Dabei können nur Tiere gleicher Art unter ein Joch gespannt werden; Tiere von verschiedener Art können und sollen nicht am selben Joch ziehen. Wenn Paulus hier vom „fremden“ Joch spricht, benutzt er das gleiche Wort, das in der griechischen Übersetzung des AT verwendet wird, wo Gott verbietet, dass die Israeliten Tiere von zweierlei Art sich paaren lassen. Was nicht zusammengehört, soll der Mensch nicht künstlich verbinden und unter ein Joch spannen; und er soll sich auch nicht selbst unter ein fremdes Joch spannen lassen. Das passiert überall dort, wo Gläubige sich auf Verbundenheiten mit denen einlassen, die Ungläubige sind und den Glauben an Jesus ablehnen.
Was heißt das für uns? Wir sollen als Christen keine Jochgemeinschaft mit Ungläubigen Menschen haben, an ihrem fremden Joch nicht mit ziehen, weil sie in eine ganz andere Richtung streben, Dinge in dieser Welt zum Ziel haben (zum Beispiel Erfolg, Ansehen, Geld, bequemes, angenehmes Leben und Freude und Spaß in dieser Welt usw.). Paulus betont, dass eine derartige Gemeinschaft, wo man mit ganzer Person und Kraft nach demselben Ziel strebt, nicht möglich ist, weil wir von unserer Grundlage und unserer Lebenseinsetllung und unserem Ziel her grundverschieden sind. Das heißt nicht, dass wir keine Gemeinschaft mit Ungläubigen haben sollten. Jesus hat seine Jünger dazu berufen, in alle Welt zu gehen und aller Kreatur das Evangelium zu predigen. Wir sollen uns nicht aus der Welt zurückziehen, sondern als Salz der Erde und Licht der Welt leben. Aber das heißt ja gerade, dass wir jeden Tag das Joch Jesu auf uns nehmen und tragen sollen, Menschen zu helfen, Gottes Liebe zu erkennen und sich ihm zuzuwenden. Wir sollen uns nicht unter ihr Joch einspannen lassen und bewusst oder unbewusst ihre weltliche Gesinnung teilen und ihre weltlichen Ziele verfolgen. Ich soll in der Firma meine Aufgaben von Herzen annehmen und fleißig dafür arbeiten, um die gesetzten Ziele zu erreichen. Aber ich soll diese Ziele nicht so verfolgen, als ob sie das Wichtigste wären oder meine eigene Karriere mein Ziel wäre, und nicht wie andere bis in die Nacht dafür arbeiten und meine Gesundheit dafür opfern. Wenn wir Gemeinschaft mit ungläubigen Freunden, Verwandten oder Bekannten haben, sollen wir im Bewusstsein behalten, dass sie von Gott getrennt sind und dass Jesus das dringende Anliegen hat, sie zu erretten. Wir sollen sie kurz gesagt aus Gottes Sicht sehen. Sonst kann es passieren, dass wir in ihr Joch mit eingespannt werden. Wir sollen auch in der Gemeinde nicht Ungläubige als Mitarbeiter aufnehmen und mit ihnen wie eine Einheit zusammenarbeiten. Das gilt insbesondere für Partnerschaften. Bei einer Freundschaft oder Ehe verbringt man nicht nur möglichst viel Zeit zusammen, sondern lernt den anderen persönlich tief kennen und versucht bewusst oder unbewusst, die eigenen Einstellungen, Ziele und Lebensweisen aufeinander abzustimmen und ein gemeinsames Konzept für die Zukunft zu finden. Deshalb hat man schon damals das Bild vom Joch über zwei Tieren auch als Bild für eine Ehe verwendet. Es ist ja auch essentiell für eine harmonische, glückliche Beziehung, dass beide sich tief verstehen und in ihren Einstellungen einig sind bzw. mit einander harmonieren. Richtiges Glück ist erst möglich, wenn man sich mit seinem Partner so tief verbindet, dass man eins mit ihm wird. Wenn aber der Partner ungläubig ist und wir gläubig, ist das nicht möglich. Wenn man diese Verbindung aufrecht erhalten will, wird man sich bewusst unbewusst aneinander anpassen, und zwar in beiden Richtungen.
Warum ist das so schlimm? Mit welcher Begründung warnt Paulus so eindringlich davor?Betrachten wir die Verse 14b-16: „Denn was hat die Gerechtigkeit zu schaffen mit der Ungerechtigkeit? Was hat das Licht für Gemeinschaft mit der Finsternis? Wie stimmt Christus überein mit Beliar? Oder was für ein Teil hat der Gläubige mit dem Ungläubigen? Was hat der Tempel Gottes gemein mit den Götzen?“ Hier macht Paulus mit sehr deutlichen Worten klar, warum Gläubige und Ungläubige sich nicht unter einem Joch verbinden sollten. Als Gläubige haben wir, die wir eigentlich Sünder sind, durch den Glauben an das Blut Jesu Christi von Gott den Status der Gerechtigkeit bekommen. Das ist eine unfassbar große Gnade. Wie könnten wir uns mit denen verbinden, die noch in der Sünde leben und damit in der Ungerechtigkeit? Paulus wird noch deutlicher mit der Frage: „Was hat das Licht für Gemeinschaft mit der Finsternis?“ Wie wir wissen, sind Licht und Finsternis Gegensätze, die sich völlig ausschließen; da wo es Licht ist, gibt es keine Finsternis. Da wo Finsternis herrscht, gibt es kein Licht mehr. Wie können diejenigen, die Kinder des Lichts geworden sind, doch wieder Gemeinschaft mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis haben? Und Paulus wird noch deutlicher mit der Frage: „Wie stimmt Christus überein mit Beliar?“ Beliar bedeutet wörtlich Schlechtigkeit, aber er wurde eine Bezeichnung für den Teufel. Es ists offensichtlich, dass Christus, der heilige Sohn Gottes, keinerlei Übereinstimmung mit dem Teufel hat. Ebenso hat der Gläubige, der einen ganz neuen Wesensstand von Gott bekommen hat, kein Teil mit dem Ungläubigen. Gott hat uns zu seinem Tempel gemacht, wo er wohnen und mit seiner Gnade und Wahrheit regieren will, wo wir ihn lieben und anbeten. In diesen Tempel wieder Götzen zu bringen, wäre eine große Verachtung der Gnade Gottes; das war gerade die Sünde, an der die Israeliten letztlich gescheitert sind. Hier wird deutlich, warum wir so stark gewarnt werden, uns mit Ungläubigen zu verbinden. Wenn wir mit ihnen eine Jochgemeinschaft eingehen, führt es unweigerlich dazu, dass wir auch an ihrem Götzendienst teilhaben, also Menschen oder Dinge für am wichtigsten achten und uns von ihnen Freude und Glück erhoffen, ihnen also einen Stellenwert geben, der allein Gott zusteht. Das ist der Götzendienst.
Das war gerade die Sorge von Paulus. Deshalb fordert er im Vers 17-18 auf: „Darum »geht aus von ihnen und sondert euch ab«, spricht der Herr; »und rührt nichts Unreines an, so will ich euch annehmen und euer Vater sein, und ihr sollt meine Söhne und Töchter sein«, spricht der allmächtige Herr.“ Weil wir vom allmächtigen Gott angenommen worden und seine Kinder sind, sollen wir uns von allem, was uns geistlich unrein macht, trennen und von aller Unreinheit reinigen. Paulus fordert uns nicht einfach nur dazu auf, sondern zitiert Gottes große Verheißung, dass er, der allmächtige Gott, unser Vater sein will und wir seine Söhne und Töchter sein sollen. Diese Verheißung soll sich unserem Leben hier immer zeigen und soll im Himmel vollkommen erfüllt werden.
So heißt es im 7,1 schlussfolgernd: „Weil wir nun solche Verheißungen haben, meine Lieben,so lasst uns von aller Befleckung des Fleisches und des Geistes uns reinigen und die Heiligung vollenden in der Furcht Gottes.“ Auch diese Aufforderung leitet Paulus mit dem Hinweis auf die großen Verheißungen Gottes ein. Weil wir die große Verheißung haben, dass Gott unser Vater sein wird und wir seine Söhne und Töchter, sollen wir uns hier von aller Befleckung des Fleisches und des Geistes reinigen und in der Furcht Gottes die Heiligung vollenden. Wir wissen, dass Gott sich unsere Heiligung wünscht und selbst dafür wirken will. Aber wegen wiederholter Erfahrung mit unserer scheinbar unverbesserlicher Sündhaftigkeit können wir meinen, dass die Heiligung sehr schwer sei und dass die Vollendung unserer Heiligung unmöglich wäre. Aber dieses Wort ermutigt uns, dass wir uns im gläubigen Blick auf die Verheißung von aller Befleckung des Fleisches und des Geistes reinigen und die Heiligung vollenden können. Dabei betont das Wort „alle“, dass wir nicht nach unserem eigenen Maßstab nur bestimmte Befleckungen ernst nehmen und andere für harmlos erklären und ignorieren sollen. Gottes Wunsch ist dass wir heilig werden. Nicht nur Befleckungen unser Fleisches, sondern gerade auch Befleckungen unseres Geistes sind vor Gott ernste Probleme, die unserem neuen Stand als Kinder des allmächtigen Gottes nicht entsprechen und unsere Beziehung zu ihm belasten. Hochmut in unserem Geist, Faulheit oder Lieblosigkeit und Gleichgültigkeit gegenüber Brüdern und Schwestern sind Befleckungen, die auch starke Auswirkungen auf Jesu Leib haben. Darum sollen wir uns von aller Befleckung des Fleisches und des Geistes reinigen und die Heiligung vollenden. An dieser Stelle wird nicht gesagt, wie wir uns von aller Befleckung reinigen können. Wie wir wissen, können wir uns nicht selbst reinigen. Aber wie wir letzte Woche im 1. Johannesbrief gelesen haben, gilt: wenn wir Gott unsere Sünde bekennen, ist er treu und gerecht, dass er uns unsere Sünden vergibt und reinigt uns von aller Ungerechtigkeit. Dann können wir Gott erfreuen, selbst tiefe Freude in der Gemeinschaft mit ihm erleben. Dann haben wir die Grundlage und die geistliche Kraft, um ungläubige Freunde und Bekannte wirksam zu Jesus einzuladen und zu führen. Lesen wir noch einmal das Leitwort: „Zieht nicht am fremden Joch mit den Ungläubigen. Denn was hat die Gerechtigkeit zu schaffen mit der Ungerechtigkeit? Was hat das Licht für Gemeinscahft mit der Finsternis?“ Möge Gott uns helfen, dieses Wort zu beherzigen und in der Gemeinschaft mit Gott zu leben und ein Segen für die Brüder und für viele zu werden, die Gott noch nicht kennen!
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