Predigt: 2. Korinther 1,1 – 11

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Der herrliche Trost Gottes in Jesus Christus

Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Barmherzigkeit und Gott allen Trostes, der uns tröstet in aller unserer Trübsal.“

(3-4a).

Wie wir bereits durch die Einführung zum Korinther-Brief erfahren haben, wurde Paulus mächtig angefochten. Er musste die bittere Erfahrung machen, dass sich die eigene Gemeinde gegen ihn gewendet hatte. Und auch unabhängig von den Korinthern hatte Paulus Vieles in seinem Leben erlitten. In einer Stelle dieses Briefes listet Paulus eine ganze Palette an Leiden auf, die er während seiner Mission durchgemacht hatte. Es gab wohl kaum jemand, der so viel für Jesus gelitten hat, wie Paulus. Wie konnte Paulus so ein Leben voller Leiden aushalten? Der heutige Text aus 2. Korinther 1 gibt uns eine Antwort darauf: Paulus wurde in seinem Leben reichlich getröstet. Und dieser Trost war kein menschlicher Trost, sondern der Trost Gottes. Dieser Trost Gottes gab Paulus so viel Kraft, dass er die vielen Leiden seines Lebens auf sich nehmen konnte. Lasst uns heute erfahren, was es mit diesem kraftvollen Trost Gottes auf sich hat. Möge Gott uns durch die Beschäftigung mit dem Text helfen, den göttlichen Trost tiefgehend kennenzulernen, bis dahin, dass wir ermutigt werden, wie Paulus ein leidvolles Leben für Jesus zu führen.

Teil I: Das Wesen und die Wirksamkeit des göttlichen Trostes (V. 1-7)

Wie wir bereits erfahren haben, wurde in Korinth an der Echtheit von Paulus´ Apostolat heftig gerüttelt. Paulus könne z.B. kein echter Apostel sein, weil er nicht einer der „Zwölf“ war. Paulus wurde auch vorgeworfen, dass er fleischlich, rhetorisch ungeschickt und ein Feigling sei. Paulus wurde regelrecht mit Dreck beworfen, um seine apostolische Autorität zunichte zu machen. In welcher geistlicher Gefahr sich die Gemeinde dadurch begab, war sie sich wohl selbst am wenigsten bewusst. Denn Apostel Paulus abzulehnen, war gleichbedeutend damit, denjenigen abzulehnen, der Paulus gesandt hat, also Christus. Aus diesem Grund war es für Paulus wichtig, auf sein Apostolat zu bestehen. Seinen Brief leitet er daher mit den Worten Paulus, ein Apostel Christi Jesu durch den Willen Gottes ein. Mochten seine Gegner sagen was sie wollen, es blieb dabei, Paulus war ein Apostel Christi, eingesetzt durch den Willen und Plan Gottes. Gerade sie, die er er als Gemeinde Gottes bezeichnete, sollte die Echtheit seines Apostolats anerkennen. Denn wenn die Gemeinde ihn nicht akzeptiert, akzeptiert sie ihr eigenes Oberhaupt, also Gott nicht.

Wie schloss Paulus seinen Gruß an die Korinther ab? -Betrachten wir Vers 2: Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus. Paulus begrüßte die Korinther so herzlich, wie er es auch bei anderen Gemeinden tat. Anstelle sie zu verfluchen, segnete er sie mit der Gnade und Friede Gottes. Gnade und Frieden Gottes sind die Privilegien, die Jesus für uns am Kreuz erwirkt hat. Jedem Gläubigen stehen diese Privilegien zu. Obgleich die Korinther Paulus als Apostel nicht wirklich anerkannten, anerkannte sie Paulus dennoch als Gläubige, indem er ihnen die Privilegien des Evangeliums zusprach. Ist das nicht bemerkenswert? Paulus war gar nicht verbittert. Er war gar nicht verletzt.

Im Gegenteil, ihn drängte es, die Gemeinde zu segnen, und zwar mit dem Besten vom Besten.

Wie konnte er das tun? Der Grund war, dass Paulus in dem Frieden und Gnade Gottes selber Trost gefunden hatte. Was es heißt, Trost im Frieden und in der Gnade Gottes zu haben, wird im Heidelberger Katechismus sehr deutlich. Auf die Frage: „Was ist Dein einziger Trost in Leben und Tod?, antwortet der Heidelberger Katechismus: Dass ich, mit Leib und Seele, sowohl im Leben als auch im Tode, nicht mein eigen bin, sondern meinem treuen Erlöser Jesus Christus gehöre; der mit seinem kostbaren Blut vollständig für alle meine Sünden bezahlt hatte […]“ Dieser Trost hilft, andere, die uns verletzt haben, zu vergeben, bis dahin, dass wir sie mit der Gnade und dem Frieden Gottes segnen wollen.

Darüber hinaus hatte Gott Paulus auch noch in einer anderen Weise getröstet. An einer Stelle dieses Briefes berichtet Paulus: Aber Gott, der die Geringen tröstet, der tröstete uns durch die Ankunft des Titus; nicht allein aber durch seine Ankunft, sondern auch durch den Trost, mit dem er bei euch getröstet worden war. Er berichtete uns von eurem Verlangen, eurem Weinen, eurem Eifer für mich, sodass ich mich noch mehr freute. Gott hatte Paulus durch die Umkehr der Gemeinde getröstet. Wie sehr muss sich Paulus gefreut haben, als Titus ihm so positiv von der Gemeinde berichtete. Zudem hatte Gott Paulus auch in seiner prekären Lage in der Provinz Asien getröstet. So berichtet Paulus später, dass Gott ihn aus der Todesgefahr errettet hatte. Paulus war also in der Zeit, als er den Brief schrieb, überreichlich von Gott getröstet worden.

Überwältigt von dem Trost Gottes bricht Paulus im Vers 3 und 4 in ein Lobpreis aus: Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Barmherzigkeit und Gott allen Trostes, der uns tröstet in aller unserer Trübsal. Paulus erlebte Gott in der Tiefe seiner Leiden als seinen ganz persönlichen Vater. Das Herz des Vaters leidet mit, wenn sein Kind leidet. Und so ist es auch bei Gott. In der NIV-Übersetzung steht berechtigterweise für „Barmherzigkeit“ das Wort „compassion“. Gott litt mit dem leidenden Paulus. Dieses väterliche Mitleiden drängte Gott dazu, sich über Paulus zu erbarmen. Dabei erlebte Paulus Gott nicht nur als einen Gott, der nur in ganz bestimmten Notsituationen trösten kann, sondern als einen Gott allen Trostes. Keine Not ist für Gott zu groß. Keine Not ist für Gott zu klein, in der Er nicht trösten kann.

Wenn die Bibel von Trost spricht, dann ist in mehreren Stellen darunter Gottes „machtvolles, errettendes Handeln“ (DE BOOR 1972: 28)1 zu verstehen. Paulus erlebte dieses „machtvolle, errettende Handeln“ Gottes in doppelter Weise. Paulus hatte es ja erlebt, wie Gott ihn aus der Macht von Sünde und Tod errettet hatte. Diese machtvolle, errettende Handeln Gottes wiederholte sich aber während seines Glaubenslebens immer wieder. Gott hatte ihn aus der großen Todesnot während seiner Mission in Asien errettet und Gott hatte seine Beziehung mit der Gemeinde wieder hergestellt, indem Gott der Gemeinde zur Buße verhalf.

So wie Paulus ständig für Jesus gelitten hatte, so wurde er auch ständig von Gott getröstet. Und eben aus dieser Erfahrung heraus sagt Paulus: der uns tröstet in aller unserer Trübsal. Das Glaubensleben, das Gott für Paulus bestimmt hatte, war durch einen Kreislauf von Leiden für Gott und Getröstetwerden von Gott gekennzeichnet. Und dies ist auch das Glaubensleben, welches Gott für uns bestimmt hat.

Wie segensvoll wirkt sich solch ein Glaubensleben für andere aus? Lesen wir gemeinsam Vers 4b (ab „damit“): damit wir auch trösten können, die in allerlei Trübsal sind, mit dem Trost, mit dem wir selber getröstet werden von Gott.

Da Paulus in seinem Leben reichlich von Gott getröstet worden war, war er auch in der Lage, andere, die litten, zu trösten. Ein Beispiel hierfür bekommen wir in den Versen 8-11, mit denen wir uns später im zweiten Teil beschäftigen wollen. Aber einfach gesagt, gab Paulus den Trost, den er von Gott empfangen hatte, anderen weiter. Und weil Paulus so reichlich von Gott getröstet worden war, war er in der Lage den ihm anvertrauten Menschen nicht nur in mancherlei, sondern in allerlei Trübsal zu trösten.

Der Trost Gottes befähigt uns also, andere zu trösten. Der Ausdruck „damit wir auch trösten können“ lässt sich auch übersetzen mit: „damit wir imstande sind zu trösten“ oder: „damit wir Macht haben zu trösten“. In der Tat ist Fähigkeit, ja Macht erforderlich um wirklich andere Menschen trösten zu können. Meine Ohnmacht bekomme ich gerade in solchen Situationen zu spüren, wenn ich einen Menschen trösten soll. Ich weiß häufig nicht, was ich dann sagen soll. Manchmal habe ich sogar das Gegenteil bewirkt.

Ja, selbst der allmächtige Gott hielt es für nötig, Fleisch anzunehmen, um uns noch besser trösten zu können. Hätte Gott selber nie Leid erfahren, dann wäre es gar nicht so einfach, von Ihm Trost anzunehmen. Aber indem Gott Fleisch annahm, nahm er in vollem Maß an unserm Menschsein teil und durchlebte alles Leid, was wir durchmachen müssen.

Einen Leidenden wirksam trösten zu können, ist also alles andere als selbstverständlich. Hierzu bedarf es an Macht. Und diese Macht steckt gerade in der Erfahrung, von Gott selber getröstet worden zu sein. Wie mächtig ist doch solch ein Trost, wenn wir zu einem Leidenden sagen können: „Hey, ich weiß zwar wie du gerade leidest. Ich habe damals dasselbe durchgemacht wie du. Aber Gott hat mir so und so geholfen.“ In solchen Worten steckt nichts Belehrendes. Doch haben sie solch eine mächtige Wirksamkeit, einfach weil die Erfahrung für sich selbst spricht. Wenn wir also reichlich die Erfahrung machen, von Gott getröstet zu werden, dann können wir zu einem großen Segen für andere werden.

Wie hatte Paulus viel Erfahrung damit gemacht, von Gott getröstet zu werden? Betrachten wir Vers 5:Denn wie die Leiden Christi reichlich über uns kommen, so werden wir auch reichlich getröstet durch Christus. Paulus wurde regelrecht von Leiden überflutet. An einer anderen Stelle des Briefes berichtet Paulus: Von den Juden habe ich fünfmal erhalten vierzig Geißelhiebe weniger einen; ich bin dreimal mit Stöcken geschlagen, einmal gesteinigt worden; dreimal habe ich Schiffbruch erlitten, einen Tag und eine Nacht trieb ich auf dem tiefen Meer. Ich bin oft gereist, ich bin in Gefahr gewesen durch Flüsse, in Gefahr unter Räubern, in Gefahr unter Juden, in Gefahr unter Heiden, in Gefahr in Städten, in Gefahr in Wüsten, in Gefahr auf dem Meer, in Gefahr unter falschen Brüdern.Paulus ist noch nicht fertig. Es geht noch weiter. Aber diese Auflistung reicht schon, um zu sehen, dass Paulus von Leiden überströmt worden war. Alle diese Leiden, die Paulus hier nennt, haben eins gemeinsam: Sie sind Christi Leiden. Es waren Leiden um Jesu willen. So wie Paulus reichlich für Jesus gelitten hatte, so wurde er auch reichlich durch ihn getröstet. Hier wird wieder dieser Kreislauf in Paulus Leben deutlich. Der Kreislauf von Leiden für Jesus und Getröstetwerden durch Jesus. Und eben gerade diese Art von Glaubensleben gereichte zum großen Trost für die Gemeinde. So sagt Paulus im Vers 6: Haben wir aber Trübsal, so geschieht es euch zu Trost und Heil. Haben wir Trost, so geschieht es zu eurem Trost, der sich wirksam erweist, wenn ihr mit Geduld dieselben Leiden ertragt, die auch wir leiden. Sowohl die Leidenals auch der Trost von Paulus gereichten zum Trost für die Gemeinde. Wenn die Korinther davon erfuhren, wie wunderbar Gott Paulus aus all seinen Nöten heraushalf, dann ermutigte sie dies, mit Geduld ihre Leiden zu ertragen. Dass Paulus Trost zum Trost für die Gemeinde wurde, ist leicht nachvollziehbar. Nicht ohne Weiteres nachvollziehbar ist es aber, dass auch Paulus Leiden für die Korinther ein Trost war. Spielt Paulus hier etwa auf eine gewisse Schadenfreude der Korinther ihm gegenüber an? Nein, natürlich nicht. Zum Beispiel ist es für mich in gewisser Weise ein Trost, zu wissen, dass ein gläubiger Freund ähnliche Konflikte mit seiner Familie wie ich hatte, weil er so wie ich aus der Kirche seiner Eltern ausgetreten war. Wenn ich mit ihm über meine Auseinandersetzungen mit der Familie rede, dann habe ich das Gefühl, er würde ganz genau verstehen, wovon ich rede. Dass er ähnliche Anfechtungen wie ich gehabt hatte, sind mir auch eine Bestätigung dafür, dass meine Leiden nicht selbst verschuldete Leiden, sondern Christi Leiden sind. So waren die Leiden des Paulus für die Korinther eine Bestätigung ihrer Leiden sowie eine große Ermutigung, weil sie wussten, dass sie in ihren Leiden für Jesus nicht allein waren. Zudem können Selber Getröstete andere am besten trösten (vgl. DE BOOR1972: 29)1.

Wie stark Paulus die Korinther, die offenbar selber verfolgt wurden, trösten konnte, erfahren wir im Vers 7: Und unsre Hoffnung steht fest für euch, weil wir wissen: wie ihr an den Leiden teilhabt, so werdet ihr auch am Trost teilhaben. Es ist bemerkenswert, mit was für einer Gewissheit Paulus hier redet. Er hatte nicht eine vage, sondern eine feste Hoffnung für die Korinther, dass Gott auch sie trösten wird. Worauf gründete diese feste Hoffnung? Sie gründete in Wissen. Und dieses Wissen gründete in nichts anderem als in Paulus Erfahrungen. In der Erfahrung, von Gott reichlich getröstet zu werden. Sinngemäß sagte: „Ich bin mir ganz sicher, so wie mich Gott getröstet hat, so wird er auch euch trösten.“

So machte Gott, der ein Gott allen Trostes ist, Paulus sowohl durch seinen Trost als auch durch seine Leiden zu einer Quelle des Trostes. Und auch uns möchte Gott zu einer Quelle des Trostes machen. Wenn unser Glaubensleben von diesem Kreislauf von Leiden für Jesus und Getröstetwerden durch Jesus gekennzeichnet ist, dann werden wir zu solch einer Quelle des Trostes. Dieser Kreislauf wird regelrecht zu einem „Motor“ des Segens.

Woher bekommt aber dieser Motor seine Energie? Lesen wir noch einmal gemeinsam Vers 3: Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Barmherzigkeit und Gott allen Trostes, der uns tröstet in aller unserer Trübsal. Ist es nicht bemerkenswert, dass Paulus den Vater der Barmherzigkeit und Gott allen Trostes in einem Atemzug mit Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christ erwähnt? Eigentlich steht da kein Komma, sondern ein „und“. Es heißt vielmehr Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus. Und nun wird die Parallele zwischen den beiden Sätzen ersichtlich. Der Vater der Barmherzigkeit ist niemand anders als der Vater unseres Herrn Jesus Christus und der Gott allen Trostes ist niemand anders als der Gott unseren Herrn Jesus Christus. Mit anderen Worten: Alle seine Barmherzigkeit und all seinen Trost hat Gott in der Person Jesu offenbart. Die Fülle an Gottes Barmherzigkeit und Trost wird uns also in Jesus zuteil. Auf alle Gottesverheißungen ist in ihm das Ja, heißt es an anderer Stelle. Paulus sagt: Unser Herr Jesus. Weil Jesus unser Herr bzw. wir Jesu Eigentum sind, sind wir berechtigte Teilhaber der göttlichen Barmherzigkeit und allen Trosts in Jesus. Weil wir zu Jesus gehören, ist Gott unser tröstender und barmherziger Vater. Dies ist eine Tatsache, die nicht in uns, sondern in unserer Zugehörigkeit zu Jesus Christus gegründet ist.

Weil Gott unser Vater ist, der uns in jeder Not trösten kann und will, sollten wir uns wie Paulus nicht davor scheuen, für Jesus zu leiden. Umgekehrt lässt sich auch sagen: Dass Gott unser barmherziger und tröstender Vater ist, lässt sich am besten durch Leiden erleben. Man kann leicht denken, dass Gott seine väterliche Barmherzigkeit dadurch zum Ausdruck bringt, indem Er uns Leiden erspart. Aber das Gegenteil ist der Fall. Ausgerechnet die Leiden werden zum Erweis seiner väterlichen Barmherzigkeit und seines Trostes. Paulus wusste ja schon lange, dass Gott sein Vater ist. Schon lange wusste Paulus, dass Gott voller Barmherzigkeit ist. Schon lange wusste Paulus, dass Gott ein Gott des Trostes ist. Aber in der Tiefe seiner Leiden für Jesus erlebte er diese Wahrheiten des Evangeliums ganz real. Und so konnte er gar nicht anders als in ein Lob Gottes auszubrechen: Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Barmherzigkeit und Gott allen Trostes, der uns tröstet in aller unserer Trübsal.

Kehren wir zurück zu Vers 7. Im Vers 7 sagte Paulus: wie ihr an den Leiden teilhabt. Hieraus lässt sich schließen, dass die Korinther zu der Zeit, als Paulus ihnen diesen Brief schrieb, selber zu leiden hatten. Vielleicht wurden sie wie Paulus ebenfalls verfolgt. Wir wissen es nicht. Auf jeden Fall sind ihre Leiden der Anlass dafür, dass Paulus sie in den nachfolgenden Versen mit dem Trost Gottes tröstet. Es wäre ja geradezu widersprüchlich, wenn Paulus zuvor sagte, dass der Trost Gottes nicht nur für ihn, sondern auch für sie gut sei, sie aber jetzt nicht trösten würde. Was Paulus in den nachfolgenden Versen also macht, ist nichts anderes als eine eigene Anwendung dessen, was er zuvor im Vers 4 über den Trost gelehrt hat. Auf diese Weise bekommen wir ein anschauliches Beispiel dafür, wie sehr uns der Trost, den wir von Gott empfangen, dazu befähigt, auch andere wirksam zu trösten.

Teil II: Paulus tröstet die Korinther mit dem Trost Gottes (V. 8 – 11)Betrachten wir die Verse 8 – 9a: Denn wir wollen euch, liebe Brüder, nicht verschweigen die Bedrängnis, die uns in der Provinz Asien widerfahren ist, wo wir über die Maßen beschwert waren und über unsere Kraft, sodass wir auch am Leben verzagten und es bei uns selbst für beschlossen hielten, wir müssten sterben. Auf welches Ereignis sich hier Paulus bezieht, ist nicht ganz klar. Wir bekommen in der Bibel lediglich kleine Hinweise hierfür. In einem dieser Hinweise spricht Paulus davon, dass er in Ephesus gegen „wilde Tiere“ gekämpft habe. Mit „wilden Tieren“ meinte er Juden, die ihn mit einem leidenschaftlichen Hass verfolgten. Dass Paulus auch in dem Brief nicht konkret die Bedrängnis beschreibt, liegt zum einen daran, dass die Korinther offenbar von seiner Bedrängnis gut Bescheid wussten. So hielt es Paulus nicht für nötig, ihnen alle Einzelheiten zu berichten.

Zum anderen geht es Paulus mehr darum, über das innere als um das äußere Geschehen zu berichten. Er möchte bei seiner Erzählung mehr darauf eingehen, wie es ihm bei der Bedrängnis in der Provinz Asien erging. Und es ist wirklich sehr bemerkenswert, wie dies Paulus tut. Paulus sagt: „wo wir über die Maßen beschwert waren“ und „über unsere Kraft“. Paulus berichtet davon, wie die Bedrängnis seinen Glauben regelrecht überforderte. Paulus spricht von seiner „Verzagtheit“ ähnlich wie es Jesus tat, als er sagte: „Meine Seele ist betrübt bis an den Tod.“ (Mt. 26.38).

Was Paulus in diesen Versen macht, ist, dass er den Korinthern seine Schwachheit in der Bedrängnis breit und offen darlegt. Und dies ist umso bemerkenswerter, dass Paulus dies vor einer Gemeinde tat, die ihm kritisch gegenüber eingestellt war. Beim göttlichen Trost geht es also nicht darum, dass wir uns als Glaubenshelden präsentieren, sondern eher offen und ehrlich über unsere eigene Schwachheit in der Bedrängnis berichten.

Wenn wir den Vers 9 betrachten wird klar, dass Gott Paulus in seinen Leiden bis ans aller Äußerste gehen ließ, ja soweit, dass er dem Tod regelrecht ins Angesicht schauen konnte. Als Paulus so den Korinthern von seinen Leiden berichtete, fragten sich die Korinther vielleicht: „Warum lässt Gott seinen Knecht solche Abgründe gehen?“ Paulus erklärte ihnen: Das geschah aber, damit wir unser Vertrauen nicht auf uns selbst setzten, sondern auf Gott, der die Toten auferweckt. Das Selbstvertrauen ist eine Neigung, die tief in uns steckt. Selbst in einem so großen Mann Gottes wie Paulus waren Spuren von Selbstvertrauen zu finden. So ließ Gott Paulus einen Weg gehen, wo es rein gar nichts mehr zu hoffen gab. Und eben dies war der entscheidende Punkt, wo er all sein Vertrauen auf Gott setzte. Paulus muss etwa so gedacht haben: „Wenn Gott selbst die Toten auferwecken kann. Dann ist für ihn Nichts ein Problem, nicht einmal diese Bedrängnis. Und wenn Gott es doch zulassen sollte, dass ich sterbe, dann hält Gott für mich selbst im Sterben das Leben bereit.

Paulus tröstete die Korinther dadurch, indem er ihnen anhand des eigenen Beispiels den geistlichen Sinn ihrer Leiden erklärte. Gerade die Korinther waren von dem Problem des Selbstvertrauens betroffen, das so weit ging, dass sie sich für geistlicher als Paulus hielten. Leiden anzunehmen sind besonders schwer, wenn wir nicht den Sinn dahinter verstehen. Als aber Paulus von Gott getröstet wurde, konnte er im Rückblick den Sinn seiner Leiden verstehen, sodass er mit dieser Erkenntnis auch andere trösten konnte.

Betrachten wir Vers 10: der uns aus solcher Todesnot errettet hat. Noch einmal betonte Paulus, wie groß seine Not war. Aber dies tat er nicht, um bemitleidet zu werden, sondern um zu verdeutlichen, wie herrlich Gott in seinem Leben gehandelt hat. Der Gott, der die Toten auferweckt, hatte ihn aus der größten Todesnot herausgerissen. Hierin liegt die eigentliche Stärke des göttlichen Trostes. Es beruht auf Erfahrungen mit dem allmächtigen Gott. Und weil diese Erfahrungen so wunderbar sind, sind sie sehr trostvoll.

Beim göttlichen Trost geht es also darum, dass wir von Gottes wunderbaren Handeln an uns berichten.Göttlicher Trost lenkt immer den Fokus auf Gott. Dies war ja auch bei Paulus so. Er war ja nicht der Held, sondern Gott. Er war ja der Verzagte und Verzweifelte, Gott aber der mächtige Erretter.

Dann sagt Paulus: und erretten wird. Auf ihn hoffen wir, er werde uns auch hinfort erretten.

Die gemachten Erfahrungen mit Gott bewirkten in ihm eine Gewissheit, dass Gott ihn auch in Zukunft erretten würde. Wenn man selber bzgl. der Hilfe Gottes unsicher ist, dann kann man andere nicht trösten. Doch wenn man die Erfahrung gemacht hat, von Gott getröstet zu werden, dann bewirkt diese Erfahrung eine Gewissheit in uns, mit der wir andere unglaublich ermutigen können.

Wozu sollte der Trost von Paulus die Korinther letztendlich ermutigen? – Betrachten wir Vers 11: Dazu helft auch ihr durch eure Fürbitte für uns, damit unsertwegen für die Gabe, die uns gegeben ist, durch viele Personen viel Dank dargebracht werde. Der Trost sollte die Gemeinde zur Fürbitte für Paulus ermutigen. Sie sollten für seine Rettung in der Mission beten, damit Gott durch die Danksagung möglichst vieler verherrlicht werde. Wenn man erfährt, wie sehr Gott im Leben eines Menschen wirkt und wie sehr Gott ihn für sein Werk gebraucht, dann bekommt man den Wunsch, für ihn Fürbitte zu leisten, damit Gottes Werk noch mehr gedeiht.

In dem zweiten Abschnitt des Textes sehen wir also, was für ein wundervoller Tröster Paulus für die Gemeinde war. Er konnte so ein großartiger Tröster sein, weil er ein Glaubensleben führte, in welches er reichlich von Jesus getröstet wurde, als er reichlich für Jesus gelitten hatte. Möge Gott uns helfen, seinem Beispiel zu folgen, sodass wir so wie er zu großartigen Tröstern werden.

Lesen wir zum Schluss noch einmal das Leitwort: Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Barmherzigkeit und Gott allen Trostes, der uns tröstet in aller unserer Trübsal (3-4a).

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1 DE BOOR, W. Der zweite Brief des Paulus an die Korinther. 1972. In: Wuppertaler Studienbibel. Brockhaus Verlag. Wuppertal.

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