Predigt: 1. Timotheus 3,1-16

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Christliche Leiterschaft

„Das Wort ist glaubwürdig: Wer das Amt eines Bischofs anstrebt, der strebt nach einer großen Aufgabe.“

(1. Timotheus 3,1)

Der erste Timotheusbrief wurde an eine Person inmitten einer schwierigen Situation geschickt. Timotheus, ein immer noch relativ junger Mann, war von Paulus beauftragt worden, in der Gemeinde Ephesus für Ordnung zu sorgen. In den Versen 14 und 15 heißt es: „Ich schreibe dir das in der Hoffnung, schon bald zu dir zu kommen. Falls ich aber länger ausbleibe, sollst du wissen, wie man sich im Haus Gottes verhalten muss, welches die Kirche des lebendigen Gottes ist, Säule und Fundament der Wahrheit.“ D. h. Paulus hätte hier gerne mit in die Situation eingegriffen. Aber da es gut sein konnte, dass sich seine Ankunft verspäten würde, gab er Timotheus Anweisungen für die spezifische Lage in der Gemeinde in Ephesus.
Was war das Problem? Irrlehrer hatten in der Gemeinde der Ruder übernommen; sie sorgten mit falschen Lehren für Verwirrung, Streit, Unordnung und waren dabei die ganze Gemeinde richtig in Mitleidenschaft zu ziehen. Der Brief legt nahe, dass diese falschen Lehrer selbst Älteste der Gemeinde waren, also Männer in leitenden Funktionen; und es scheint auch so, dass auch Frauen bei der Verbreitung von den Irrlehren eine sehr aktive Rolle gespielt hatten.
Das ist sehr wahrscheinlich der Grund, weshalb Paulus hier versucht, Ordnung in die geistliche Leiterschaft der Gemeinde hineinzubringen. Drei Dinge lernen wir dann über christliche Leiterschaft: Was damit gemeint ist; welche Qualitäten gebraucht werden und wer der wahre Herr ist.

1. Was christliche Leiterschaft ist
Im heutigen Text werden wir mit zwei verschiedenen Arten von Ämtern konfrontiert. Die erste Art von Amt finden wir in den Versen 1-7. In Vers 1 lesen wir: „Das Wort ist glaubwürdig: Wer das Amt eines Bischofs anstrebt, der strebt nach einer großen Aufgabe.“ Das Wort „Bischof“ wird in anderen Übersetzungen mit „Ältester“ übersetzt. Das griechische Wort ist episkopos, was Aufseher und Beobachter bedeutet. Die Elberfelder Studienbibel (die übrigens einen wunderbaren Sprachschlüssel für die hebräische und griechische Sprache enthält) erklärt: warum Beobachter? „…in Anbetracht ihrer beobachtenden Sorge für die Gemeinde, die die Träger dieses Amtes üben sollen.“ Ich finde diesen Ausdruck wunderbar: eine „beobachtende Sorge für die Gemeinde.“
Im Titusbrief wird das gleiche Amt mit einem weiteren griechischen Wort beschrieben, Titus 1,7: „Denn der Bischof [episkopos] muss unbescholten sein als Haushalter Gottes …“ Hier werden die Bischöfe Haushalter (griech. oikonomos) Gottes genannt. Was waren Haushalter? Haushalter waren zur Zeit des Neuen Testaments dafür verantwortlich, einen ganzen Haushalt zu managen; und wer jetzt an den Haushalt von einer Kleinfamilie mit ein bis zwei Kindern denkt, irrt gewaltig. Der antike Haushalt konnte ein großer Grundbesitz sein, mit allem, was dazu gehörte wie die Arbeit auf dem Feld, die Versorgung von Tieren, die Aufsicht der Sklaven, die Teil des Haushalts waren, die Beschaffung von Nahrung für die Großfamilie, die Erziehung der Kinder usw. Aber hier ist der springende Punkt: Die Haushalter waren in der Regel selbst Sklaven. Sie hatten die Freiheit, den ganzen Grundbesitz zu verwalten, aber sie taten es im Interesse ihres Herrn und Meisters. Paulus spricht davon, dass ein Ältester zu sein, eine große Aufgabe ist. Aber es ist gleichzeitig eine Aufgabe im Dienst ihres Herrn.
Das zweite Amt, das uns im Text begegnet, finden wir in den Versen 8-13. Vers 8: „Ebenso müssen Diakone sein, achtbar, nicht doppelzüngig, nicht dem Wein ergeben und nicht gewinnsüchtig.“ Das Wort Diakon wie auch das Wort Diakonie kennen wir aus dem kirchlichen Sprachgebrauch. Das zugrunde liegende Wort diakonos, ihr habt es vermutlich schon geahnt, bedeutet Diener. Aber gleichzeitig waren es Diener mit einer ehrwürdigen Aufgabe und viel Sichtbarkeit. In Vers 13 heißt es: „Denn wer seinen Dienst gut versieht, erlangt einen hohen Rang und große Zuversicht im Glauben an Christus Jesus.“
In Apostelgeschichte sehen wir die Diakone in Action. Die Gemeinde in Jerusalem bestand aus Tausenden von Mitgliedern. Innerhalb weniger Monate kamen weitere Tausende dazu. Mit dem gigantischen Wachstum der Gemeinde kamen neue Probleme auf. Arme Menschen in der Gemeinde mussten versorgt werde. Und während es an gutem Willen nicht mangelte, gab es strukturelle Probleme. Die zwölf Apostel setzen sieben Diakone ein, welche sich um die Versorgung der Armen kümmern sollten. Jetzt kann man sich natürlich fragen, ob sieben Diakone ausreichend sind, um eine Gemeinde mit vielen Tausenden von Mitgliedern zu versorgen. Und die Antwort ist „nein“. Es ist ein Hinweis darauf, dass die Diakone nicht einfach nur selbst Diener waren, sondern dass sie andere Menschen darin anleiteten ebenfalls zu dienen.
Und aus diesem Grund denke ich, dass David Platt und seine Kollegen in ihrem Kommentar den Nagel auf den Kopf getroffen haben. Sie schreiben: „Die Bibel gibt uns zwei primäre Arten der Leiterschaft in der Gemeinde: Älteste, die dienende Leiter sind und Diakone, die leitende Diener sind.“ Das trifft es wunderbar.
Lass uns kurz darüber nachdenken, was das bedeutet. Das Erste, was ich hier sagen möchte, ist, dass jede gute Leiterschaft dienende Leiterschaft ist. Im Moment habe ich auf der Arbeit ein Team von vier Wissenschaftlern und drei Praktikanten. Mein Team unterstützt die Krebsforschung unserer Firma durch Bioinformatik. Jemand meinte zu mir: „Du hast es gut. Wenn du irgendwelche Datenanalysen haben willst, kannst du jemanden aus deinem Team beauftragen, und die machen das dann einfach für dich. Ich wünschte, ich hätte auch mein eigenes Team.“ Ich musste darüber nachdenken und bin zu dem Schluss gekommen, dass das überhaupt nicht stimmt. Wenn ich irgendwelche Analysen haben will, muss ich die selbst machen. Warum? Weil mein Team beschäftigt ist. Sie sind alle in verschiedene Projekte eingebunden und haben keine Zeit, mir zu helfen. Frage: Was ist dann meine Aufgabe als Chef?
Hier sind die Schlüsse, zu denen ich gekommen bin: Ich muss ihren Urlaub freigeben. Mein Job ist es, mir ihre Sorgen und Beschwerden anzuhören, auch dann, wenn ich keine Lust darauf habe. Ich lobe mein Team vor anderen Leuten. Ich muss gelegentlich Konflikte schlichten. Ich muss Boni für sie beantragen. Ich korrigiere ihre englischen Texte. Meine Aufgabe ist es, eine Umgebung zu schaffen, in der sie ihre Aufgaben erfüllen können. Oft erledige ich Dinge, die eigentlich mein Team machen müsste, aber für das sie keine Zeit finden, z. B. ich schreibe einen Praktikumsplan für deren Praktikanten, oder ich kümmere mich um administrative Dinge an ihrer Stelle. Mit anderen Worten, ich bin ihr Chef, und gleichzeitig bin ich ihr Diener.
Vielleicht denkt ihr, dass das nur deshalb der Fall ist, weil ich biblische Werte in mein Arbeitsleben hineintrage. Aber das geht nicht nur mir so. „Servant leadership“, also ‚dienende Leiterschaft‘ ist ein Modell, das im Management durchaus seine Anhänger hat. Es scheint sich auch bewährt zu haben. Zum Beispiel war im Harvard Business Review ein Ratgeber für angehende Manager. In dem Artikel hieß es: „Die Idee der ‚dienenden Führung‘ ist ein guter Ausgangspunkt für neue Führungskräfte. … Zugegeben, ‚Diener‘ klingt nicht annähernd so mächtig wie ‚Chef‘, aber es hat das Potenzial, viel mehr von dem zu bieten, was die meisten von uns wirklich wollen: Einfluss. Der Grund dafür ist einfach. Wenn Du eine Mentalität eines Dieners hast, geht es nicht um dich. Das Wichtigste, was Du tun kannst, um Vertrauen zu schaffen, ist, Eigeninteresse und persönlichen Ruhm aus deiner Motivation für die Arbeit zu verbannen.“
Das Zweite, was wir hier festhalten können: Dienende Leiterschaft ist anstrengend. Wir gehen gleich auf die Qualitäten ein, die christliche Leiter mitbringen müssen. Wir sehen aber anhand von dem, was gefordert wird, dass dienende Leiterschaft kein Zuckerschlecken ist. In dem Film „Piraten der Karibik: Salazars Rache“ wird ein Piratenschiff von einem Schiff der britischen Marine verfolgt. Kapitän Gibbs der Piraten versteht, dass die Lage hoffnungslos ist und ihr Schiff bald gekapert wird. Also ruft er einen seiner Matrosen und sagt ihm: „Kapitän Jack Sparrow hat sich gewünscht, dass du Kapitän wirst.“ Er setzt ihm schließlich den Kapitänshut auf. Man sieht dem Matrosen den Stolz darüber an, dass er jetzt der neue Kapitän auf dem Schiff ist. Aber im nächsten Moment sieht man im Film, wie er von den Soldaten der Royal Navy verprügelt wird. Und häufig ist das die Realität von echter Leiterschaft: Man ist so stolz auf den Titel und die Verantwortung; aber man ist gleichzeitig derjenige, der den ganzen Ärger bekommt. Leitender Diener oder dienender Leiter ist nicht nur ein Titel. Es ist ein Lebensstil. Erniedrigung, Selbstverleugnung und Leiden sind unweigerlich Teil davon.
Und das alles gilt umso mehr bei christlicher Leiterschaft. Jesus sagte in Markus 10,42-44: „Ihr wisst, dass die, die als Herrscher gelten, ihre Völker unterdrücken und ihre Großen ihre Macht gegen sie gebrauchen. Bei euch aber soll es nicht so sein, sondern wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein, und wer bei euch der Erste sein will, soll der Sklave aller sein.“ Nicht jeder von uns ist berufen, ein Ältester oder ein Diakon zu sein: vielleicht noch nicht. Aber wenn du an Jesus glaubst, dann bist du in der ein oder anderen Form, dazu berufen, ein dienender Leiter zu sein. Leiterschaft bedeutet, dass man Verantwortung hat, dass man etwas bewegen kann, dass man Initiativen ergreifen kann. Und gleichzeitig ist man ein Diener: ein Diener aller anderen und ein Diener Gottes. Das ist das Leben, zu dem Gott dich ruft.

2. Welche Qualitäten gebraucht werden
Wir fangen mit den Qualitäten der Ältesten an. Viele Eigenschaften, die hier von den Ältesten gefordert werden, stehen im Kontrast zu dem, was über die falschen Lehrer im Brief gesagt wird. Gordon Fee macht in seinem Kommentar zu 1. Timotheus auf einige sehr interessante Punkte aufmerksam: „Die Liste selbst weist drei bemerkenswerte Merkmale auf: Sie nennt Qualifikationen, nicht Pflichten; die meisten Punkte spiegeln äußeres, beobachtbares Verhalten wider; und keiner der Punkte ist eindeutig christlich (z. B. Liebe, Glaube, Reinheit, Geduld); vielmehr spiegeln sie die höchsten Ideale der hellenistischen Moralphilosophie wider. … Dies deutet darauf hin, dass die Irrlehrer durch ihr Verhalten das Evangelium in Verruf brachten. Es geht Paulus also nicht nur darum, dass die Ältesten christliche Tugenden haben (diese werden vorausgesetzt), sondern dass sie auch die höchsten Ideale der Kultur widerspiegeln.“
Was wird konkret gefordert? Älteste sollen untadelig sein, was allein schon sehr viel aussagt, aber sich hier vor allen Dingen auf das äußere Verhalten bezieht; Mann einer einzigen Frau, d. h., dass Männer in polygamen Beziehungen oder Männer, die ihrer Ehefrau untreu waren oder unverheiratete Männer, die uneheliche Partnerschaften eingingen, ausgeschlossen waren; nüchtern galt vor allem in Bezug auf Alkoholkonsum; besonnen heißt frei von übermäßigen Exzessen; von würdiger Haltung, d. h. dass er von anderen respektiert wurde; gastfreundlich, was nicht nur von Christen, sondern auch von hellenistischen Griechen gefordert wurde; fähig zu lehren, was ein sehr starker Hinweis auf die Aufgabe von Ältesten ist: Ihre Leitung beinhaltete auch das Lehren von Gottes Wort.
Kein Trinker bedeutet kein Verbot des Alkoholtrinkens, aber ein Verbot des Betrinkens; die nächsten drei Eigenschaften galten wahrscheinlich zusammengenommen: kein gewalttätiger Mensch, sondern rücksichtsvoll, nicht streitsüchtig, was ein Kontrast zu dem auf Krawall gebürsteten Verhalten der Irrlehrer war; nicht geldgierig, was ein Thema ist, das Paulus später im Brief noch einmal aufgreift, weil es anscheinend ein richtiges Problem war.
In den Versen 4-7 listet Paulus weitere Qualitäten auf, die sich auf die Familie des Ältesten beziehen, auf den Zeitpunkt der Bekehrung und das Ansehen außerhalb der Gemeinde. Die Liste der Qualitäten der Diakone hat einige Ähnlichkeiten mit der der Ältestens, ist aber ist insgesamt etwas schlanker.
Versuchen wir das Ganze wieder in unsere Zeit zu übertragen. Wenn Paulus an uns geschrieben hätte, welche Qualitäten hätte er gefordert? Neben den zeitlosen christlichen Tugenden (Frucht des Heiligen Geistes), würde man vielleicht folgende Qualitäten erwähnen: Ein Ältester sucht immer die Wahrheit aber wird die politische Meinung der anderen respektieren, auch wenn er nicht damit einverstanden sein mag; mit Wasser, Strom, Wärme und den Ressourcen der Umwelt geht er schonend um und leistet seinen Beitrag zum Klimaschutz; er benutzt seine elektronischen Medien und das Internet maßvoll; er ist kein Handy-Junkie; wenn er Social-Media benutzen sollte, dann nicht zur Selbstvermarktung oder Selbstbestätigung; er teilt keine Fakenews auf Twitter; er geht wählen, weil er die demokratische Staatsform, in der er lebt, respektiert; obwohl er in Bezug auf Abtreibung und Homosexualität Haltungen einnimmt, die in der Gesellschaft als verpönt und intolerant gelten, wird er niemals deshalb einen Streit provozieren oder seine Meinung überheblich oder lieblos kommunizieren; er ist ein vorbildlicher Schüler oder Student oder Angestellter, der seine Pflichten ernst nimmt; er wird auch von seinen Mitschülern oder Kommilitonen oder Kollegen geschätzt und respektiert; selbstverständlich ist er noch nie mit dem Gesetz in Konflikt geraten, weil er ehrlich ist; außerdem ist er trotz seiner vielen Aufgaben nicht gestresst und bleibt ruhig …
Das, was Paulus tut, ist nicht einfach nur ein vorbildliches Leben innerhalb der Gemeinde aufzuzeigen. Er zeigt uns, dass wir als Christen auch innerhalb unserer Gesellschaft absolut vorbildlich sein sollten. Wo immer möglich und wenn immer mit der Bibel übereinstimmend sollten wir die Ideale unserer Gesellschaft verkörpern. Christ zu sein heißt nicht, dass uns die Kultur und Gesellschaft egal sind. Im Gegenteil, wir versuchen das Beste in unserer Kultur und Gesellschaft hervorzubringen.
Das sind wirklich hohe Ziele. Auf der einen Seite sind wir berufen, Diener zu sein. Auf der anderen Seite sollen wir nobel sein. Und es ist ein riesiger Spagat. Wie bringen wir das zusammen?

3. Wer der wahre Herr ist
In den letzten Versen des Kapitels spricht Paulus über das Geheimnis des christlichen Lebens:
„Er wurde offenbart im Fleisch, / gerechtfertigt durch den Geist,
geschaut von den Engeln, / verkündet unter den Völkern,
geglaubt in der Welt, / aufgenommen in die Herrlichkeit.“
Viele Ausleger sind der Ansicht, dass Paulus hier sehr wahrscheinlich ein altes Lied zitiert, das in der ersten Gemeinde gesungen wurde. Das Lied ist geheimnisvoll und nicht einfach. Wir finden hier Wortpaare, die vermutlich als Kontraste zu verstehen sind: Fleisch und Geist, Engel und Völker, Welt und Herrlichkeit. Worin sich die Ausleger auch relativ einig sind, ist, dass es um die unendliche Erniedrigung Jesu geht. Jesus ist der Herr der wahre König, der alle Herrlichkeit des Himmels hatte, dem alle Engel dienten. Dieser Herr, der absolut würdig ist, tut das Unvorstellbare. Er wird Fleisch.
N.T. Wright kommentiert das folgendermaßen: „Die Vorstellung, dass ein göttliches Wesen in menschlicher Gestalt erscheint, wäre für die meisten Menschen in der Antike aufregend genug gewesen; aber die Christen gingen noch einen Schritt weiter. Der, den sie verehrten, war tatsächlich Fleisch geworden, ein echter Mensch, fähig zu lachen und zu weinen, zu leiden und zu sterben. Aber nach diesem Tod hat Gott ihn gerechtfertigt, durch den Schöpfergeist, durch dessen Kraft Jesus von den Toten auferweckt wurde; das ist es, was ‚gerechtfertigt im Geist‘ bedeutet. So beginnt das Geheimnis mit den zentralen Aussagen des christlichen Glaubens und fasst die Grundbotschaft des Evangeliums in eine etwas kryptische Sprache: Christus ist für unsere Sünden gestorben und auferstanden.“ Das ist eine der Kernbotschaften des Liedes.
Im Christentum ist die Botschaft, dass Jesus Mensch wurde und starb nicht einfach Inspiration. Jesus ist nicht einfach nur unser Vorbild. Und Paulus zitiert dieses Jesus-Lied nicht einfach, um Timotheus und die Epheser dazu anzuregen, Jesus zu imitieren. Dahinter verbirgt sich noch etwas viel Größeres und Besseres. Das kosmische Drama, dass Gott Mensch wird, hat ganz direkt etwas mit uns zu tun.
Stellen wir uns folgendes vor: Dein Ehepartner oder dein bester Freund lädt dich in ein ausverkauftes Musical ein, das von Tausenden Leuten besucht wird. Es ist ein mehrstündiges Spektakel mit mehr als 100 Darstellern und Sängern auf der Bühne, gigantischen Licht- und Showeffekten, herrlicher Musik. Und stell dir vor, dass es zum Ende des Musicals ganz ruhig wird. Die Spannung steigt. Jeder im Publikum fragt sich, was jetzt kommen wird. Und die Hauptakteure schauen ganz plötzlich dich an und sagen: „Diese ganze Show war alles für dich. Wir haben nur für dich gesungen und gespielt.“ In gewisser Weise verhält es sich aber auch so mit Jesu Tod und Auferstehung. Das Lied, das Paulus am Ende des Kapitels zitiert, handelt nicht nur von Jesus. Es geht um dich. Jesus wurde offenbart im Fleisch für dich, er wurde gerechtfertigt durch den Geist für dich! Die Engel im Himmel singen dieses Lied zur Ehre Jesu und wissen dabei, dass es auch etwas mit dir zu tun hat.
Wisst ihr, warum wir uns mit dem Konzept der dienenden Leitung so schwertun? Warum fühlen wir uns davon nicht so hingezogen? Genau, weil wir keine Diener sein wollen. Wir wollen nicht Sklaven von anderen sein. Wir wollen uns nicht anderen gegenüber verpflichten. Wir wollen keine Herren über unserem Leben haben. Wir wollen frei sein, das zu tun, was wir wollen. Wir wollen unser Leben selbst in der Hand haben. Wir wollen selbst bestimmen, wie und auf welche Art wir unser Leben führen: „Niemand macht mir Vorschriften!“ Und genau das ist eine Illusion. Fakt ist, wir alle dienen etwas oder jemandem in unserem Leben. Niemand von uns ist wirklich frei.
Murray Harris hat einmal geschrieben: „Freiheit führt in die Sklaverei, und Sklaverei führt zur Freiheit.“ Was er damit meinte, ist folgendes: Wenn du von Gott frei bist, bist du nicht wirklich frei; du gehörst dann einfach einem anderen Meister. Das, was du mehr liebst als Gott, das wovon du deinen Selbstwert, deine Selbstbestätigung, deine Selbstsicherheit erwartest, es kann die Liebe deines Lebens sein oder deine Karriere oder dein Geld, das ist dein Herr und Meister. Jeder von uns dient etwas. Und früher oder später wirst du merken, wie diese Dinge dich immer wieder enttäuschen und im Stich lassen und dir eine Last aufbürden, die du nicht tragen kannst, oder dich innerlich auffressen.
Aber wenn wir auf Jesus schauen, was sehen wir dann? Wir sehen einen Herrn, der alle seine Herrlichkeit aufgibt, um uns zu dienen. Wir sehen einen Meister, der sich vor uns bückt, um uns die Füße zu waschen. Wir sehen einen König, der für uns die Dornenkrone trägt und wegen unserer Schuld und Sünde am Kreuz hängt. Wir sehen einen Herrscher, für den keine Erniedrigung zu demütigend ist, wenn es darum geht, uns zu retten. Jesus ist unser Herr und unser Diener. Das ist der Grund weshalb seine Herrschaft per Definition ganz anders ist als die aller Herren dieser Welt.
Tim Keller zitierte eine Autorin namens Rebecca Manley Pippert, die sagte: „Jesu Eigentum an unserem Leben ist keine Kontrolle, die uns manipuliert oder uns unsere Würde nimmt … Er regiert unser Leben auf die richtige Weise: Indem er kompromisslos der ist, der er ist, und indem er darauf besteht, dass wir all das werden, wozu wir bestimmt sind. Und er sagt uns, dass dies nur geschehen kann, wenn wir ihm folgen, ihm gehorchen und eine lebendige, leidenschaftliche Verwandtschaft mit ihm pflegen. … Gott hat uns für sich selbst geschaffen. Wenn wir mit einem anderen Mittelpunkt als Jesus leben, dann leben wir unvollständig. … Er ist der Einzige im Universum, der uns kontrollieren kann, ohne uns zu zerstören. Niemand wird dich jemals so lieben wie Jesus.“
Jesus ist der wahre Herr, der wahre dienende Leiter. Wenn du unter seiner Herrschaft lebst, geht es dir wirklich gut. Folge ihm nach.

 

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