Predigt: 1. Timotheus 1,12-20

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Unter denen bin ich der erste

„Das ist gewisslich wahr und ein Wort, des Glaubens wert, dass Christus Jesus in die Welt gekommen ist, die Sünder selig zu machen, unter denen ich der erste bin.“

(1. Timotheus 1,15)

Zurzeit betrachten wir den Brief von Paulus an Timotheus. Timotheus gehörte ursprünglich zu seiner Reisegruppe. Doch während Paulus mit den anderen weiter nach Mazedonien zog, ließ er ihn in Ephesus (Vers 3). Paulus hielt es für notwendig, dass Timotheus in Ephesus blieb, weil dort einige Personen die Christen vom Glauben abbringen könnten. Sie gebrauchten das Gesetz Gottes nicht in seinem rechten Sinne, sondern behaupteten etwas, was sie selbst nicht verstanden. Timotheus wurde beauftragt, gegen solche Leute zu „kämpfen“, um die Christen vor dem Abfall zu schützen. In seinem Brief gebraucht Paulus gerne die Worte „Gnade“ und „Barmherzigkeit“. Diese Worte weisen auf Gott hin. Aber die falschen Gesetzeslehrer beschäftigen sich mit den Fabeln und Geschlechtsregister. Einfacher erklärt: Sie stellen Legenden und Abstammungsverzeichnissen in den Vordergrund. Für sie spielen menschliches Verhalten und menschliche Zugehörigkeit eine wichtige Rolle, um gerettet zu werden. Paulus bezeichnete Timotheus als sein rechtes Kind oder seinen Sohn im Glauben. Wenn ein Vater an seinen Sohn, der an der Front hart kämpft, einen Brief schreiben würde, was würde er schreiben? Der Vater würde sich wünschen, dass sein Sohn gesund und sicher bleibt. Paulus wünschte sich für Timotheus Gnade, Barmherzigkeit und Friede von Gott.

Im zweiten Teil vom ersten Kapitel schreibt Paulus weiteres, um Timotheus zu ermutigen. Von Vers 12 bis 17 erklärt Paulus anhand seines persönlichen Beispiels, wie Gott die Menschen rettet. Früher hat er Christus verspottet und die Gemeinde Christi verfolgt. Die wachsende Gemeinde bekämpfte er mit vollem Einsatz. Aber Gott hat sich über ihn erbarmt und ihm alles vergeben. Anstatt ihn zu bestrafen, erwies Gott an ihm seine ganze Geduld. Paulus, der früher auf der Seite der Feinde Gottes stand, ist nun ein Apostel geworden, der sich für Christus einsetzt. Wie kann man das erklären? Die Antwort darauf ist: Gottes Barmherzigkeit. Gott sandte seinen Sohn in die Welt, um die Sünder selig zu machen. Als Paulus diese Barmherzigkeit Gottes erkannte, wurde klar, dass er sich unwissend gegen Gott gerichtet hatte. Nun bezeugt er, dass Gott ihn, der unter den Sündern der erste ist, gerettet hat. Damit ermutigt Paulus Timotheus, in der Kraft der Barmherzigkeit und der Gnade Gottes einen guten Kampf zu kämpfen.
Das ist alles, was Paulus heute im zweiten Abschnitt sagen wollte. Aber für uns möchte ich diesen Abschnitt von Vers 19 ausgehend neu betrachten.
Paulus verwendet dort das Wort „Schiffbruch“. Das Schiff hat man gebaut, um auf dem Wasser zu fahren. Auch in den Nachrichten hören wir immer wieder von Schiffbrüchen. Die Menschen, welche einen Schiffbruch erleiden, müssen sich irgendwie vorläufig retten und auf Hilfe hoffen. Aber in der Regel muss das Schiff aufgegeben werden. Bei einem Schiffbruch sterben meistens viele Menschen. Manche werden sogar vermisst. Bei der Überquerung im Mittelmeer erlitten viele Flüchtlinge einen Schiffbruch, bevor sie Spanien, Italien oder Griechenland erreichten. Paulus gebraucht das Wort „Schiffbruch“, um Timotheus vor dieser Gefahr zu warnen. In den Versen 18-20 ermahnte Paulus Timotheus, einen guten Kampf zu kämpfen und den Glauben zu haben und ein gutes Gewissen zu haben. Dabei erwähnte er zwei Namen: „Hymenäus und Alexander“. Sie haben den Glauben und ein gutes Gewissen von sich gestoßen und im Glauben Schiffbruch erlitten. Daher hat Paulus sie dem Satan übergeben. Sie erlitten im Glauben einen Schiffbruch. In Vers 17 steht, was das Ziel des Glaubens ist. Der Glaube sollte die Menschen zum ewigen Leben führen. Wer aber am Glauben Schiffbruch erleidet, erreicht das ewige Leben nicht. Viel mehr werden sie in Satans Versuchung geraten und sterben.
Bevor ich weiter spreche, möchte ich euch an die Bedeutung der Sünde erinnern. In den Briefen des Apostels Paulus kommt das Wort „Sünde“ mindestens 60-mal vor. Das griechische Wort „Hamartia“ ist mit „Sünde“ ins Deutsche übersetzt. Hamartia bzw. Sünde bedeutet, das Ziel zu verfehlen.
Mit dem Wissen können wir nun den Vers 15 gemeinsam lesen. „Das ist gewisslich wahr und ein teuer wertes Wort: Christus Jesus ist in die Welt gekommen, die Sünder selig zu machen, unter denen ich der erste bin.“ Wenn Paulus hier sich selbst Sünder nennt, meint er, dass er sich weit weg vom Ziel befindet. Gott hat für ihn ein Ziel gesetzt, aber er erreichte nur das Gegenteil. Er war der Auffassung, wenn er die Christen verfolgte, dadurch Gott zu dienen. Sein Leben ist nicht anders als eine Zielverfehlung. Nun gibt er zu, dass er unter den Sündern der erste sei. Er hätte sagen können: Er ist nur einer von vielen Sündern. Aber er bezeichnet sich selbst als den ersten Sünder. Das heißt, er entfernt sich am weitesten von Gottes Willen. Paulus ist sich dessen bewusst, wie sehr er verloren war. Bei sich selbst findet er keine Chance, von sich aus etwas Gutes zu tun. Alles, was er denkt, redet und tut, führt zu dem Schluss: Sünde bzw. Zielverfehlung. Darum bekennt er sich dazu: „Das ist gewisslich wahr und ein teuer wertes Wort: Christus Jesus ist in die Welt gekommen, die Sünder selig zu machen, unter denen ich der erste bin.“
Wer will sich selbst als Sünder bezeichnen? Selbst die Menschen, die heimlich oder auch öffentlich schlimme Tat begangen haben, versuchen sich selbst zu rechtfertigen. Man will möglichst schuldlos sein. Aber wer kann es schaffen, schuldlos zu bleiben? Als die Menschen im Garten Eden gegen den Willen Gottes handelten, machten sie sich unabhängig von Gott. Sie meinten, sie würden selbst Gott werden, wenn sie dem Willen Gottes nicht gehorchen. Sie verstanden das Gesetz Gottes nicht als Ausdruck der Liebe, sondern als eine Einschränkung. Was Gott sagt, klang für sie nicht wie eine liebevolle Stimme, sondern wie ein hartes Verbot. Darum gerieten sie in Versuchung, als der Satan sie verführte. Ihre Gedanken, Gefühle und ihr Willen waren nicht mehr im Einklang mit Gott. Aber Gott gab die Menschen nicht auf, sondern hatte einen festen Plan. Er sandte seinen Sohn in die Welt, um sie selig zu machen.
Als Paulus Gottes Barmherzigkeit erkannte, bekannte er gerne, dass er unter den Sündern der erste sei. Für ihn war es keine Schande mehr, sich selbst als schlimmsten Sünder zu bekennen. Er wollte damit zum Ausdruck bringen, dass Gott mit ihm ganz besonders barmherzig war. An ihm wollte Jesus Christus zeigen, wie groß seine Geduld mit uns Menschen ist. An seinem Beispiel soll jeder erkennen, dass wirklich alle durch den Glauben an Christus ewiges Leben finden können. Darum lobt er Gott folgendermaßen: „Aber Gott, dem ewigen König, dem Unvergänglichen und Unsichtbaren, der allein Gott ist, sei Ehre und Preis in Ewigkeit! Amen.“ Eigentlich schrieb Paulus einen Brief an Timotheus. Aber als er über die Gnade Gottes nachdachte, vergaß er alles, was er zuvor schreiben wollte. Die Menschen, die der heilsamen Lehre entgegenstanden und die Probleme in der Gemeinde, die ihn beschäftigten, legte er zur Seite, weil er auf Gott schaute. Im Moment will ich nur eines tun, Gott zu loben. Wie groß bist du! Wie groß bist zu! Der ewige Gott allein ist würdig, Ehre und Preis in Ewigkeit zu nehmen. Die Menschen haben aufgehört, Gott zu loben und ihn zu ehren. Sie machten sich von Gott unabhängig, aber Gott hat nicht aufgehört, die Menschen selig zu machen. Darum kam Gott selbst in die Welt, um die Sünder wieder zum ewigen Leben zurückzuführen. Obwohl die Menschen, wie Paulus, gegen seinen Willen unwissend und im Unglauben rebellieren, erduldet er ihre Ablehnung und ihre gleichgültige Haltung ihm gegenüber. Warum der ewige König, der allein Gott ist, die Sünder erduldet, kann man nicht verstehen. Gott ist geduldig und langmütig, um die Sünder selig zu machen. Darum kam er auch in die Welt, um die Sünder zu retten. Die Menschen wissen nicht, was auf sie wartet. Gott allein weiß, wie hart und fürchterlich die Strafe die Sünder treffen wird. Darum kann er im Himmel nicht tatenlos bleiben. Stattdessen kam er selbst in die Welt, um die Sünder selig zu machen. Paulus wurde in das Amt eingesetzt, Jesus Christus zu verkündigen. An seinem Beispiel können die Menschen erkennen, dass die Rettung dadurch kommt, an Jesus Christus zu glauben. Dieser Glaube führt zum ewigen Leben. Timotheus sollte nun an der Stelle von Paulus einen guten Kampf kämpfen, um die Menschen zum Glauben an Jesus Christus zu führen.
Paulus, der früher ein Lästerer, ein Verfolger und ein Frevler war, wurde zum Apostel verändert. Daran soll jeder erkennen, dass Gott barmherzig und geduldig gegenüber den Sündern ist. Was die Menschen selig macht, kommt weder vom menschlichen Verhalten noch von der Abstammung, sondern allein von Jesus Christus. Dieser Glaube führt alle Menschen zum richtigen Ziel, nämlich zum ewigen Leben. Wie traurig ist es, wenn Menschen am Glauben Schiffbruch erleiden. Wie elend ist es, wenn man das Ziel, das ewige Leben vor der Tür des Himmels nicht erreicht? Darum ermahnt Paulus Timotheus, einen guten Kampf zu kämpfen. Momentan erlitten Hymenäus und Alexander im Glauben Schiffbruch. Das kann auch den anderen passieren. Wie Paulus sich selbst als den schlimmsten Sünder bekennt und nur auf Gottes Gnade vertraut, soll auch Timotheus allein auf die Gnade Gottes vertrauen. Für den Kampf brauchte Timotheus die Kraft um damit wie ein Soldat zum Kampf ausgerüstet zu werden. Diese Kraft kommt von Gott, der ihn mit dem Heiligen Geist ausrüstet. Paulus ermutigt Timotheus, der an der Front hart kämpfen musste, in der Kraft Gottes zu kämpfen. Hymenäus und Alexander verpassten das ewige Leben, aber Timotheus sollte die anderen Christen in Ephesus ermutigen, im Glauben fest zu bleiben. Niemand will unter uns im Glauben Schiffbruch erleiden. Bis wir ins Reich Gottes kommen, will jeder von uns den Glauben an Jesus Christus festhalten. Dafür gibt Paulus uns heute ein Beispiel, wie er einen guten Kampf kämpfen konnte. Er bekannte immer wieder, dass er unter den Sündern der erste sei. Er war sich dessen bewusst, dass Gott sich über ihn erbarmte und geduldig zum Glauben führte. Als er sich mit der Gnade Gottes beschäftigte, wurde sein Herz mit Dankbarkeit erfüllt. Er lobte Gott, den ewigen König: Gott „sei Ehre und Preis in Ewigkeit! Amen.“
Es kann passieren, dass viele Dinge uns vom Ziel ablenken. Aber wir können doch einen guten Kampf kämpfen und an Gnade Gottes festhalten. Christus Jesus ist in die Welt gekommen, um dich und mich selig zu machen. Es spielt keine Rolle mehr, wie schlimm unsere Sünde ist. Für unser ewiges Leben ist entscheidend, dass wir daran glauben, dass Jesus uns, die Sünder, selig gemacht hat. Mit diesem Glauben können wir den ewigen König, Gott loben und ihm allein die Ehre geben. Die Sünden der Menschen kommen uns schlimm vor. Die Sünden, die in uns quälen, belasten uns sehr. Jeden Tag verlieren wir leicht unser gutes Gewissen. Aber die Barmherzigkeit Gottes übersteigt selbst die größte Sünde der Menschen. Was kann uns Hoffnung für unser Leben geben? Die Barmherzigkeit Gottes schenkt uns die wahre Hoffnung, dass wir von Gott angenommen werden. Darum können wir an Jesus Christus glauben, der in die Welt gekommen ist, uns selig zu machen. Dieser Glaube wird uns zum ewigen Leben führen. Nicht ein Schiffbruch im Glauben, sondern das ewige Leben wird unsere Endstation sein. Ehre sei Gott, der uns das ewige Leben in Jesus Christus durch den Glauben schenkt. Amen.

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