Predigt: 1.Samuel 21,1-23,28

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David, der Hirte Israels

Und es sammelten sich bei ihm allerlei Männer,
die in Not und Schulden und verbitterten Herzens waren, und er wurde ihr Oberster;
und es waren bei ihm etwa vierhundert Mann.”

(1.Sam 22,2)

Im vorangehenden Text konnten wir sehen, dass Sauls grundloser Hass auf David so groß geworden war, dass er sich fest entschlossen hatte, David zu töten. David, der bis dahin ein beliebter General und der Schwiegersohn des Königs gewesen war, musste von da an ständig auf der Flucht vor Sauls Männern leben, als ob er der größte Staatsfeind wäre. In so einer extremen Situation setzen die Menschen normalerweise alles dafür tun, um sich selbst zu schützen und ihre eigene Haut zu retten. Doch wie lebte David? Lasst uns heute betrachten, wie David auch in große persönlicher Not als ein Hirte für die Menschen in seinem Volk lebte! Möge Gott jedem persönlich sein Wort schenken!

Teil 1: David sucht Hilfe in Nob und in Gat (Kap. 21)

Wohin ging David, als er vor Saul fliehen musste? Betrachten wir Kap. 21,1-10. Auf seiner Flucht vor Sauls Männern kam David zum Priester Ahimelech in Nob. Er bat den Priester für sich und seine Männer um einige Brote. Aber Ahimelech hatte kein gewöhnliches Brot, sondern nur die Schaubrote, die nur von Priestern gegessen werden durften. David ließ sie sich von ihm geben, damit er und seine Leute sich stärken und ihre Flucht fortsetzen konnten. David wird für dieses Verhalten nirgends in der Bibel kritisiert. Allerdings gebrauchte er dabei eine Notlüge, indem er gegenüber Ahimelech vorgab, in besonderer Mission des König unterwegs zu sein. An jenem Tag war Doeg, einer von den Großen Sauls, beim Priester Ahimelech eingeschlossen, vielleicht weil er sich wegen des Verdachts auf Aussatz beim Priester untersuchen lassen oder geistlich reinigen musste. Jedenfalls bekam Doeg mit, dass David Ahimelech besuchte und von ihm unterstützt wurde. Dies sollte schwerwiegende Folgen haben.

Betrachten wir den Abschnitt Verse 11-15. David floh mit seinen Begleitern zu Achisch, dem König von Gat. Er fühlte sich in Israel so unsicher und konnte niemandem vertrauen, dass er im Ausland bei den Philistern Zuflucht suchte. Aber die Großen des Königs erinnerten ihn an die früheren Kämpfe, die David mit großem Erfolg gegen die Philister geführt hatte. Daraufhin fürchtete sich David sehr vor Achisch. Aus Angst, von ihm nun getötet zu werden, stellte er sich vor ihren Augen wahnsinnig, tobte, rannte gegen das Tor und ließ Speichel in seinen Bart laufen, bis Aschisch ihn tatsächlich für verrückt hielt und ihn gehen ließ.

In diesem Kapitel haben wir gesehen, dass David sich in großer Not befand und versuchte, mit seiner Klugheit und geschicktem Verhalten sich selbst zu helfen. Davids Not war wirklich groß, aber leider war er im Glauben zu schwach, sodass er mit Notlügen und Tricks um sein Überleben kämpfte, anstatt ganz im Vertrauen auf Gott leben zu können. Lasst uns aber betrachten, wie sich Davids Glaube weiter entwickelte!

Teil 2: David wird ein Hirte für vierhundert Mann (Kap. 22)

Wohin floh David? Betrachten wir den Vers 1: „David ging von da hinweg und rettete sich in die Höhle Adullam. Als das seine Brüder hörten und das ganze Haus seines Vaters, kamen sie zu ihm dahin.“ David floh und versteckte sich in einer Höhle. Seine Brüder und das ganze Haus seines Vaters kamen zu ihm. Vermutlich wollten sie ihn trösten und ihre Solidarität mit ihm ausdrücken. Das machte Davids weitere Flucht allerdings nicht gerade leichter. Aber nicht nur sie kamen zu David.

Lesen wir gemeinsam den Vers 2: „Und es sammelten sich bei ihm allerlei Männer, die in Not und Schulden und verbitterten Herzens waren, und er wurde ihr Oberster; und es waren bei ihm etwa vierhundert Mann.“ Immer mehr Menschen kamen zu David und blieben bei ihm. Es waren lauter Menschen, die im Leben Schwierigkeiten geraten waren, Menschen, die wegen ihrer Lebensumstände oder bestimmter Ereignisse verbittert waren. Und nicht nur einige wenige kamen zu David. Wörtlich übersetzt heißt es hier, dass „jeder Mann der Bedrängnis“, „jeder, der einen Gläubiger hatte“ und „jeder Mann mit bitterer Seele“ sich bei David sammelte, wörtlich gesehen kam jeder, der ein Problem hatte, zu David. Wieso kamen sie zu David, der selbst auf der Flucht war und ihnen weder Geld noch eine neue Wohnung oder Arbeitsstelle anbieten konnte? Der Grund wird hier zwar nicht ausdrücklich gesagt; aber die Tatsache, dass so viele Menschen mit Problemen sich bei David sammelten, zeigt, dass Davids Person eine Anziehungskraft hatte. David hatte trotz seiner eigenen Not viel Raum in seinem Herzen für andere Menschen und ihre Probleme. Jeder, der zu ihm kam, wurde von ihm angenommen, wie er war, und fand Verständnis, Trost und in der Gemeinschaft ein neues Zuhause. So wurde David praktisch ein Hirte für 400 Menschen.

Doch wie konnte David für 400 Männer Raum in seinem Herzen haben, obwohl er sich selbst ständig auf der Flucht und in Lebensgefahr befand? Es war mehr als nur eine gute Charaktereigenschaft oder die edle Entscheidung, nicht nur für sich selbst zu leben, sondern auch für andere da zu sein. Davids Leben als Hirte für viele Menschen kam aus seinem persönlichen Glauben an Gott. Mehrere Stellen in Kap. 23 und viele Psalmen zeugen davon, wie David in seiner existenziellen Not zu Gott betete und seine Anliegen auf Gott warf und seine Hilfe suchte. Weil David durch den Glauben an Gott lebte und seine Probleme vor Gott brachte, konnte er innerlich frei sein und viel Raum für andere haben und sich um ihre Bedürfnisse kümmern. Als David sich um viele andere Menschen kümmerte, war es für ihn viel schwerer, sich vor Sauls Leuten zu verstecken. Aber David lebte nicht aus der Berechnung, sondern aus dem Glauben an Gott. In David, der selbst in der Not als Hirte für die anderen Menschen lebte, sehen wir einen Hinweis und Bild von Jesus Christus, der selbst, als er gehasst und verfolgt wurde, stets Raum für andere Menschen und ihre Probleme hatte und jedem, der im Vertrauen zu ihm kam, half.

Was können wir hier lernen? Wir wollen nicht bloß für uns selbst leben, sondern wollen auch für anderen Menschen da sein und uns um sie kümmern. Aber tatsächlich ist es nicht so leicht, andere bedingungslos anzunehmen und sich um ihre Bedürfnisse und Probleme zu kümmern, insbesondere wenn wir gerade durch unser Studium, unsere Arbeit in der Firma oder unsere Aufgaben in der Familie sehr herausgefordert sind oder andere Probleme zu lösen haben. Man kann leicht denken: Wenn ich besser Deutsch spreche, wenn ich meine Hausarbeit oder meine Prüfung im Studium hinter mir habe, wenn meine Einarbeitungszeit oder momentane Belastung in der Firma vorbei ist, wenn meine Kinder größer sind … dann kann ich aktiv einladen und mich um andere kümmern. Aber ist es richtig, so zu denken? Am Beispiel von David haben wir gesehen, dass er selbst in einer Zeit großer eigener Probleme sich um 400 Mann kümmern konnte, weil er ein Hirtenherz hatte und bezüglich seiner eigenen Probleme aus Glauben lebte. Ob und wie sehr wir uns um andere kümmern, ist also nicht primär eine Frage wie viel Zeit oder wie viele oder wenige Probleme wir gerade haben. Möge Gott uns helfen, mit unseren Problemen zu ihm zu kommen und in unserem Herzen neuen Raum für die Studenten zu haben!

Davids Leben auf der Flucht vor den Soldaten von Saul war wegen der bunten Truppe, die ihn begleitete, noch gefährlicher. Doch David fand auch bei einigen Menschen Unterstützung. Betrachten wir die Verse 3-5. David ging nach Mizpe ins Land der Moabiter und bat den König von Moab, dass seine Eltern eine Zeitlang bei ihm bleiben dürften und so in Sicherheit wären. David selbst wollte sich auf einer Bergfeste versteckt halten. Aber der Prophet Gad riet David, nicht länger auf der Bergfeste zu bleiben, sondern ins Land Juda zu gehen. David folgte seinem Wort und ging nach Jaar-Heeret in Juda.

Was tat Saul in der Zwischenzeit? Saul hörte davon, dass David und die Männer, die bei ihm waren, von sich reden machten. Sauls Appell in den Versen 6-8 erweckt den Eindruck, dass er sogar seinen engsten Mitarbeitern, misstraute und sie als potenzielle Verräter betrachtete. Doeg, der an jenem Tag, als David den Priester Ahimelech besuchte, bei ihm eingeschlossen gewesen war, berichtete Saul davon, dass Ahimelech David unterstützt hatte. Als Saul das hörte, ließ er Ahimelech und das ganze Haus seines Vaters holen. Saul warf ihm vor, sich mit David gegen ihn verschworen und einen Aufstand gegen ihn geplant zu haben. Als Ahimelech daraufhin beteuerte, von all dem nichts zu wissen und völlig arglos gehandelt zu haben, ließ Saul dies nicht gelten, sondern fällte das Urteil, dass Ahimelech und auch die ganze Familie seines Vaters sterben sollten. Keiner von Sauls Leibwache wollte dieses Urteil vollstrecken und sich an den Dienern Gottes vergreifen. Aber Doeg, der Edomiter, hatte keine Skrupel und brachte vor den Augen Sauls Ahimelechs Familie um, insgesamt 85 Männer, die den Priesterschurz trugen. Sauls Urteil war völlig ungerecht und maßlos, geprägt von seinem persönlichen Hass auf David und von seiner Angst davor, seine Macht zu verlieren. Abgesehen davon, dass David gar keine feindselige Haltung gegenüber Saul hatte, hatte Saul überhaupt keinen Beweis dafür, dass Ahimelech von Davids angeblichen Aufstandsabsichten gewusst hätte. Und selbst wenn Ahimelech Hochverrat begangen hätte, hätte Saul nicht auch noch all seine Söhne, seine Brüder, Cousins und Neffen umbringen dürfen. Sauls Verhalten ist wirklich erschreckend, ganz besonders, dass er auch nicht davor zurückschreckte, Gottes Knechte umbringen zu lassen. Noch unfassbarer ist die Tatsache, dass Saul sogar seine Soldaten in die Stadt Nob schickte und darin alle Männer und Frauen, Kinder und Säuglinge, Rinder und Esel und Schafe mit dem Schwert erschlagen ließ.

Wie war es möglich, dass Saul so ungerecht und maßlos urteilte und so grausam handelte? Wie war es möglich, dass Saul, der anfangs auf Gottes Erwählung zum König demütig reagiert hatte, so ein Unmensch wurde? Es lag daran, dass Saul Gott nicht zum Ziel seines Lebens gemacht hat, sondern sich selbst. Auch wenn er anfangs relativ demütig vor Gott und gegenüber den Menschen gewesen sein mag – je länger er König war, desto weniger ging es ihm darum, Gott zu gefallen, sondern immer mehr um sich selbst – um seine eigene Ehre, sein Ansehen beim Volk, den Erhalt seiner Position und Macht. Als Saul sich selbst zum Ziel machte, wurden die anderen Menschen und sogar Gott für ihn Mittel, die nur zum Erhalt seiner Ziele dienen sollten. Als Saul sich selbst zum Ziel gemacht hatte, fehlten ihm die Grundlage und der Maßstab zum rechten Handeln. Schließlich ließ er 85 Priester und eine ganze Stadt auslöschen, weil ein Priester für seinen vermeintlichen Widersacher gebetet und ihm einige Brote und ein Schwert gegeben hatte. Weil Saul sich selbst zum Ziel machte, wurde er ein Unmensch.

Wie anders war dagegen David, der Gott liebte und danach strebte, in allen Dingen Gott zu erfreuen! Als Abjatar, der eine Sohn Ahimelchs, der Sauls Leuten entkommen war, zu David kam und ihm alles erzählte, sagte David zu ihm: „Ich wusste es schon an dem Tage, als der Edomiter Doeg dort war, dass er’s Saul verraten werde. Ich bin schuldig am Leben aller aus deines Vaters Haus“ (22). Diese Worte machen deutlich, wie groß Davids Verant­wor­tungs­bewusst­sein war und wie sensibel sein Gewissen auf Recht und Unrecht reagierte. Eigentlich hatte David damit, dass er zu Ahimelech gegangen und ihn um Brot und eine Waffe gebeten hatte, nichts Unrechtes getan. Doch David sah sich selbst als schuldig an ihrem Leben, da sein Besuch bei Ahimelech für Saul ein Anlass für die Tötung seiner Familie wurde, und er bekannte von sich aus seine Mitschuld vor Abjatar. Was für ein Kontrast zu Saul, der ohne zu zögern Hunderte von unschuldigen Menschen töten ließ und so große Schuld auf sich lud! Während Saul, der für sich selbst lebte, ein Unmensch wurde, wurde David, der für Gott lebte, ein verantwortungsvoller Mann, dem man leicht vertrauen und mit dem man gerne Gemeinschaft haben konnte. So nahm auch Abjatar Davids Einladung, bei ihm zu bleiben, an und schloss sich ihrer Gemeinschaft an.

Teil 3: David rettet die Menschen in Keila (Kap. 23)

Betrachten wir Kap. 23,1-5. David erhält die Nachricht, dass die Philister gegen Keila, einer Stadt im Süden Judas, kämpften und bereits ihre Tennen beraubte. Wie reagierte David, als er von der Not der Menschen dort hörte? Vers 2a sagt: „Da befragte David den Herrn und sprach: Soll ich hinziehen und diese Philister schlagen?“ Obwohl David selbst von Sauls Truppen gejagt und verfolgt wurde, war er spontan bereit, seinen Landsleuten zur Hilfe zu eilen. Durch die aktive Kampfhandlung im Gebiet von Israel war David für Sauls Soldaten noch leichter auffindbar und ergreifbar und brachte sich damit in noch größere Gefahr. David zeigte hier also ein noch größeres Hirtenherz als im vorangehenden Kapitel, dass er die 400 Mann aufnahm und mit ihnen heimlich umherzog. Anders gesehen zeigt sich hier nochmals der große Unterschied zwischen Saul, der nur an sich selbst dachte und nur tat, was ihm selbst nutzte, und David, der trotz seiner ohnehin schon unsicheren Lage sein Volk retten wollte. Ein weiterer Unterschied zum vorigen Kapitel ist, dass David hier den Herrn befragte, bevor er handelte. Damit zeigte er, dass er nicht auf sich selbst vertraute, sondern angewiesen auf den Herrn lebte. Gott antwortete auf Davids Gebet mit einer klaren Verheißung: „Zieh hin, du wirst die Philister schlagen und Keila erretten.“

Betrachten wir weiter den Text. Die Männer bei David hatten Angst, in den Kampf um Keila einzugreifen und sich dadurch in zusätzliche Gefahr zu begeben. In so einer Situation hätten viele Heeresführer einfach auf ihre Autorität gepocht und von ihren Leuten Gehorsam verlangt. David hätte auch auf seine früheren militärischen Erfolge verweisen und von seinen Leuten absolute Loyalität und Gehorsam verlangen können. Doch was tat David? Er überging die Bedenken seiner Leute nicht und pochte nicht auf seine Autorität als Chef. Vers 4 berichtet, dass David nochmals betete und den Herrn befragte. Dies zeigt, für wie kostbar David das Leben der ihm anvertrauten Menschen hielt und wie groß sein Verantwortungs­bewusstsein für sie war. Er wollte sie auf keinen Fall nach eigenem Gutdünken leiten, sondern nach Gottes Willen. Deshalb betete David viel für sie. David war wirklich ein guter Hirte.

Wie antwortete Gott auf sein weiteres Gebet? Vers 4b lautet: „Auf, zieh hin nach Keila, denn ich will die Philister in deine Hände geben!“ Gottes Antwort war eindeutig. David folgte Gottes Anweisung und konnte die Philister hart schlagen. Vers 5b sagt: „So errettete David die Leute von Keila.“ Gott segnete Davids Hirtenherz und ließ sein Vorhaben gelingen. Obwohl David nicht der amtierende König war, sondern selbst in großer Not war, stand er als ein großer Held seinem Volk in Keila bei und rettete sie.

Doch wie reagierte Saul, als er von Davids Eingreifen in den Kampf in Keila hörte? Er dachte, dass David in Keila nun in der Falle saß. Er ließ das ganze Kriegsvolk aufrufen, um zum Kampf hinabzuziehen, damit sie David und seine Männer belagern sollten. David geriet wieder in eine ernste Bedrängnis. Was tat er? Die Verse 9-12 berichten ausführlich, wie David betete, um in dieser kritischen Situation Gottes Orientierung zu finden. David verließ sich weder auf die anderen Menschen noch auf seine eigene Klugheit oder Fähigkeit. Er betete, um Gottes Orientierung zu finden, die am besten und allein richtig ist. Gott sagte ihm, dass Saul mit seinen Truppen tatsächlich nach Keila kommen würde und dass die Leute in Keila, denen er geholfen hat, ihn doch an Saul ausliefern würden, um eine Belagerung der Stadt zu verhindern. Da machte sich David mit seinen Männern, deren Zahl inzwischen auf sechshundert angestiegen war, auf und sie zogen von Keila fort. Als Saul das hörte, nahm er von seinem Plan, Keila anzugreifen, Abstand.

Wohin floh David nun? Die Verse 14 und 15 berichten, dass David in die Wüste Sif ging und dort auf den Bergfesten blieb, weil Saul ihn weiter verfolgte. Sauls Truppen ließen ihm keine Ruhe, sondern suchten ihn die ganze Zeit. Aber Gott schützte David und gab ihn nicht in seine Hände (14b).

Die ständige Verfolgung durch Sauls Leute und das Leben in der Wüste müssen David sicherlich hart zugesetzt haben. Doch gerade in dieser Zeit erhielt David einen Besuch, der ihn sehr ermutigt haben muss. Denn Jonatan kam David besuchen und stärkte sein Vertrauen auf Gott. Er sagte zu ihm: „Fürchte dich nicht! Sauls, meines Vaters, Hand wird dich nicht erreichen, und du wirst König werden über Israel, und ich werde der Zweite nach dir sein; auch mein Vater weiß das sehr wohl. Und sie schlossen beide einen Bund miteinander vor dem Herrn. David blieb in Horescha, aber Jonatan zog wieder heim“ (16). Der Besuch von Jonatan und die geistliche Gemeinschaft der beiden müssen David, der sonst keine Verbündeten und keinen Rückhalt im Volk hatte, sehr getröstet und gestärkt haben. Wenn wir in unserer Zeit ein Glaubensleben führen und uns um andere Menschen kümmern, haben wir öfter Probleme, die wir sonst nicht hätten. Es ist sehr kostbar, wenn wir mindestens einen geistlichen Freund haben, der uns in Schwierigkeiten trösten und unser Vertrauen auf Gott stärken kann. Möge Gott uns helfen, solche geistlichen Freundschaften zu entwickeln und die anderen zu trösten und geistlich zu ermutigen!

Was passierte, nachdem Jonatan Davids Glauben gestärkt hatte? Betrachten wir die Verse 19-23. Die Sifiter gingen zu Saul und boten ihm an, ihnen den Aufenthaltsort von David zu verraten. Saul war froh darüber und forderte sie auf, David auf Schritt und Tritt zu beobachten und ihn genau zu informieren, wenn sie Davids Aufenthaltsort sicher bestimmen konnten. Dieses Mal zog Saul tatsächlich mit seinen Soldaten in die Wüste, um David zu suchen. Es kam zu einer atemberaubenden Verfolgungsjagd in der Wüste, bei der David in extreme Gefahr geriet. Vers 26 sagt: „Und Saul ging auf der einen Seite eines Berges, David mit seinen Männern auf der andern Seite des Berges. David aber eilte, Saul zu entgehen, während Saul samt seinen Männern David und seine Männer umstellte, um sie zu fangen.“ David kam in eine aussichtlose Situation, da Saul und seine Männer David und seine Männer schon umstellt hatten und sie besser ausgerüstet waren.

Wer half David in dieser extremen Not? Die Verse 27 und 28 berichten: „Aber es kam ein Bote zu Saul und sprach: Komm eilends, denn die Philister sind ins Land eingefallen. Da ließ Saul davon ab, David nachzujagen, und zog hin, den Philistern entgegen. Daher nennt man den Ort Sela-Machlekot.“ Als David in die größte Not geriet und schon fast in den Händen Sauls war, ließ Gott Saul durch einen Boten erfahren, dass die Philister ins Land eingedrungen waren. Saul musste als König diesem Problem die Priorität geben und brach die Verfolgung von David ab. So schützte Gott David und rettete ihn aus aller Not.

Wir sind am Ende unseres heutigen Textes angelangt. In diesem Text hat sich David trotz seiner eigenen Not als der Hirte von Israel erwiesen. Im Kap. 21 war David wegen der Verfolgung hilflos und versuchte noch sich selbst zu helfen, indem eine Notlüge gebrauchte und sich vor dem König von Gat sein schauspielerisches Talent einsetzte. Doch in Kap. 22 hat sich David trotz seiner persönlichen Not als ein großer Hirte für sein Volk erwiesen und hat jeden, der zu ihm kam, aufgenommen. In Kap. 23 ging David noch einen Schritt weiter und errettete viele Menschen in seinem Volk und erzeigte sich so als ein großer Held. Welche Bedeutung hatte Davids Lebensweise vor Gott? Gott hatte Samuel berufen, um Israel zu Gott zurück zu führen und sie zu retten. Gott hatte auch Saul berufen, um durch ihn sein Volk von der Unterdrückung durch viele Nachbarvölker zu befreien. Und Gott hatte David berufen, um durch ihn sein Volk zu weiden und zu retten. Als David als ein Hirte für sein Volk lebte, erfüllte er daher genau Gottes Ratschluss und lebte ganz im Einklang mit Gottes Willen.

Gott hat auch uns dazu berufen, als Hirten für die Studenten dazu sein und sie zu Jesus, ihrer Rettung zu leiten. Möge Gott uns helfen, durch den Glauben derart eng mit Jesus zu leben, dass sie gerne zu uns kommen und durch die Gemeinschaft mit uns Jesus kennen lernen können! Gott helfe uns, in unserem Herzen neu großen Raum für andere zu haben und bereit zu sein, jeden anzunehmen und ihm zu dienen! Möge Gott uns im neuen Semester für das Wohl vieler Studenten gebrauchen! Lesen wir zum Schluss nochmals das Leitwort: „Und es sammelten sich bei ihm allerlei Männer, die in Not und Schulden und verbitterten Herzens waren, und er wurde ihr Oberster; und es waren bei ihm etwa vierhundert Mann” (22,2).

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