Predigt: 1.Samuel 13,1-14,52

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Gottes Herz wich von Saul

Samuel aber sprach zu Saul: Du hast töricht gehandelt und nicht gehalten das Gebot des Herrn, deines Gottes, das er dir geboten hat. Er hätte dein Königtum bestätigt über Israel für und für. Aber nun wird dein Königtum nicht bestehen. Der Herr hat sich einen Mann gesucht nach seinem Herzen, und der Herr hat ihn bestellt zum Fürsten über sein Volk; denn du hast das Gebot des Herrn nicht gehalten.”

(1.Sam 13,13.14)

Letzte Woche haben wir Samuels Abschiedsrede betrachtet. Darin hat sich Samuel als ein frommer Mann gezeigt, der bis zum Ende seines Lebens Gott liebte und nach dem geistlichen Wohl seines Volkes strebte. Wegen dem Begehren des Volkes hatte Samuel Saul als König über Israel eingesetzt. Saul hätte eigentlich ein würdiger Nachfolger Samuels werden und langfristig über Israel regieren sollen. Aber sein Königtum dauerte nicht lange, weil Gottes Herz von Saul wich. Warum wich Gottes Herz von Saul, den Gott berufen hatte? Lasst uns heute die Antwort auf diese Frage finden! Gott helfe uns, aus Sauls negativem Beispiel für uns eine positive Konsequenz zu ziehen!

Teil 1: Der Beginn des Krieges gegen die Philister (13,1-14)

Was das äußere Geschehen anbelangt, handelt unser heutiger Text hauptsächlich von dem Krieg der Israeliten gegen die Philister. Wie kam es zu diesem Krieg? Betrachten wir den Text. Die Verse 1 und 2 berichten darüber, dass Saul nach dem Sieg über die Ammoniter nicht alle Israeliten nach Hause entließ, sondern sich eine ständige Armee von dreitausend Mann zulegte, von denen zweitausend bei Saul und eintausend bei seinem Sohn Jonatan blieben. Dadurch wollte Saul offenbar seine Macht absichern und hatte gleichzeitig eine gewisse Sicherheit gegen die Philister, die immer mehr Druck auf Israel ausübten.

Betrachten wir Vers 3. Eines Tages kämpfte Jonatan gegen die Wache der Philister in Gibea und erschlug sie. Gibea liegt mitten in Benjamin, hier erfahren wir, dass die Philister bis weit in das Gebiet Israels hinein militärische Stützpunkte errichtet hatten, mit denen sie Israel kontrollierten und unterdrückten. Doch während Saul diesen Zustand erduldete, versuchte Jonatan, etwas gegen die Unterdrückung zu unternehmen. Daraufhin versammelten sich die Philister zum Kampf gegen Israel. Vers 5 beschreibt ihre militärische Stärke, nämlich dreitausend Wagen, sechstausend Gespanne und Fußvolk, soviel wie Sand am Ufer des Meeres – es war eine riesige, gut ausgerüstete Armee mit moderner Waffentechnik. Sie zogen herauf und lagerten sich bei Michmas, das mitten im Gebiet von Benjamin liegt.

Wie war der Zustand der Israeliten, die sich zum Kampf versammeln sollten? Vers 6 sagt: „Als aber die Männer Israels sahen, dass das Volk in Gefahr und Bedrängnis war, verkrochen sie sich in die Höhlen und Klüften und Felsen und Gewölbe und Gruben.“ Als die Israeliten das hochgerüstete Heer der Philister sahen, verkrochen sie sich, anstatt sich auf den Kampf gegen die Feinde vorzubereiten. Sie hatten eine katastrophale Kampfmoral. Etliche desertierten und setzten sich im Gebiet östlich des Jordans ab (7a). Das Volk, das nicht weglief, sondern sich bei Saul in Gilgal versammelte, war voll Angst (7b).

Was tat Saul? Er wartete in Gilgal zunächst auf Samuel, der angekündigt hatte, nach sieben Tagen dorthin zu kommen und Brandopfer und Dankopfer zu opfern (10,8). Als Samuel nicht nach Gilgal kam, begann das Volk von Saul wegzulaufen (8). Saul geriet in eine schwierige Situation. Dass immer mehr Männer von ihm wegliefen, war kein geringes Problem angesichts des bevorstehenden Kampfes. In dieser Situation sollte Saul sein Vertrauen auf Gott setzen, der ihn als König eingesetzt hatte, und durch den Glauben an Gott weiter auf Samuel warten. Doch was tat Saul? Vers 9 sagt: „Da sprach er: Bringt mir her das Brandopfer und die Dankopfer. Und er brachte das Brandopfer dar.“ Saul entschied sich, selbst das Brandopfer darzubringen. Warum war das ein sehr ernstes Problem? Das Darbringen von Opfern ist der Weg, den der heilige Gott den sündigen Menschen eröffnet hatte, durch den sie zu ihm kommen und ihre Beziehung zu ihm wiederherstellen konnten. Beim Darbringen von Opfern geht es also unmittelbar um die Heiligkeit Gottes. Darum hat Gott die Darbringung der Opfer im Gesetz sehr genau geregelt und darin eindeutig festgelegt, dass nur die Nachkommen Aarons, die als Priester gesalbt waren, berechtigt waren, Opfer vor ihn zu bringen. Dass Saul es dennoch wagte, selbst Brandopfer darzubringen, war eine krasse Missachtung Gottes in seiner Heiligkeit.

Warum beging Saul diese Sünde? Als er von Samuel zur Rede gestellt wurde, sagte er: „Ich sah, dass das Volk von mir wegzulaufen begann, und du kamst nicht zur bestimmten Zeit, während doch die Philister sich schon in Michmas versammelt hatten. Da dachte ich: Nun werden die Philister zu mir herabkommen nach Gilgal, und ich habe die Gnade des Herrn noch nicht gesucht; da wagte ich’s und opferte Brandopfer“ (11.12). Saul spricht hier ständig über die Situation, in der er sich befand – dass das Volk von ihm wegzulaufen begann, dass Samuel noch nicht gekommen war und dass die Philister sich schon in Michmas versammelt hatten. Saul wusste, dass Gottes Wort ihm verbot, Gott Opfer darzubringen, weil er kein Priester war. Aber Saul hörte nicht auf Gottes Wort, sondern hörte vielmehr auf die Stimme der Situation, die sein dringendes Handeln verlangte. Schließlich gab er dem Druck der Situation nach und brachte selbst das Brandopfer dar, um seinen Männern ein Gefühl der Zuversicht zu verschaffen und sie dazu zu bewegen, bei ihm zu bleiben. So missbrauchte er das heilige Opfer Gottes für politische Zwecke und verachtete durch seine Anmaßung Gottes Heiligkeit in krasser Weise.

Was sagte Samuel über Sauls Verhalten? Welche Folge würde Sauls Ungehorsam haben? Betrachten wir die Verse 13-14: „Samuel aber sprach zu Saul: Du hast töricht gehandelt und nicht gehalten das Gebot des Herrn, deines Gottes, das er dir geboten hat. Er hätte dein Königtum bestätigt über Israel für und für. Aber nun wird dein Königtum nicht bestehen. Der Herr hat sich einen Mann gesucht nach seinem Herzen, und der Herr hat ihn bestellt zum Fürsten über sein Volk; denn du hast das Gebot des Herrn nicht gehalten.“ Samuel bezeichnete Sauls Verhalten als töricht und tadelte es als Ungehorsam gegenüber dem Gebot des Herrn. Sauls Ungehorsam würde schwerwiegende Folgen haben. Gott hatte zwar vorgehabt, Sauls Königtum über Israel für und für zu bestätigen; aber nun würde sein Königtum nicht bestehen, sondern an einen Mann nach Gottes Herz übergehen. Gottes Herz war von Saul gewichen! Wie schlimm ist es, wenn das Herz eines Mannes von seiner Ehefrau weicht! Wie schlimm ist es für Kinder, wenn ihr Vater aufhört, sie zu lieben, und er sich nur noch für seine Karriere oder seine Hobbys oder für eine andere Frau und deren Kinder interessiert! Doch wie viel schlimmer ist es, wenn Gottes Herz von einem Menschen weicht. Aber gerade das geschah bei Saul.

Warum wich Gottes Herz von Saul? Vers 14 sagt: „Der Herr hat sich einen Mann gesucht nach seinem Herzen, und der Herr hat ihn bestellt zum Fürsten über sein Volk; denn du hast das Gebot des Herrn nicht gehalten.“ Diese Worte besagen indirekt, dass Saul ein Mann geworden war, der nicht nach Gottes Herzen war. Wie können wir das verstehen? Wir können nicht sagen, dass Saul sich bis dahin wie ein gottloser Mann völlig unmöglich verhalten hätte. Saul bemühte sich, seine Aufgaben als König zu erfüllen und sich dabei moralisch korrekt zu verhalten und auch die religiösen Regeln und das Gesetz zu halten (wir lesen im heutigen Text zum Beispiel, dass Saul auch fastete, dass er Gott einen Altar baute und dass er Gott befragte, ob er in den Kampf ziehen sollte, als der Priester ihn dazu aufforderte). Aber als es darauf ankam, handelte Saul nicht nach Gottes Wort, sondern nach dem, was ihm selbst in der Situation vorteilhaft erschien. Er erzeigte sich als ein Mensch, der im Zweifelsfall der Situation und seinen eigenen Gedanken folgt anstatt dem Willen Gottes. So erwies sich Saul als ein Mensch, der nicht nach Gottes Herz war.

Wenn wir Gott und Saul mit einem Ehepaar vergleichen würden, war Saul wie ein Ehepartner, der seine Aufgabe erfüllt, zum Beispiel zu kochen, einzukaufen, und die Kinder zu versorgen und/oder arbeiten zu gehen, der seinen Ehepartner aber nicht liebt und das alles nicht vom Herzen für ihn tut, sondern nur aus Pflichtgefühl. Saul bemühte sich, seine Aufgabe als König zu erfüllen, aber er tat dies eher wie ein Angestellter, der seine Pflicht erfüllt, nicht vom Herzen für Gott. Kurz gesagt fehlte Saul die Liebe zu Gott. Saul hatte anders gesagt in seinem Herzen kaum Raum für Gott. Stattdessen war sein Herz voll mit eigenen Gedanken, zum Beispiel darüber, was die Menschen von ihm denken, Gedanken an seinen eigenen Vorteil, an den Erhalt seiner Macht usw. – Wie anders war dagegen David, der ein Mann nach Gottes Herz war. David liebte Gott und trachtete immer danach, Gott zu gefallen, sowohl als er als ein Flüchtling leben musste, als auch, als er jahrzehntelang ein mächtiger König war. Einmal zum Beispiel, als die Bundeslade gebracht wurde, tanzte David aus Freude darüber mächtig vor dem Herrn, obwohl er dabei von anderen, sogar von seiner Frau verachtet wurde. Aber David ging es nicht um sein eigenes Ansehen bei den Menschen, sondern ihm war vor allem anderen wichtig, durch all sein Tun Gott zu gefallen. Einmal schlief Saul, der David mit seinen Soldaten jahrelang verfolgte, zufällig gerade in der Höhle, in der David und seine Männer sich versteckt hatten. Die Situation schien wie dafür gemacht, dass David sich endlich an seinem Verfolger rächen und seinen Mordversuchen ein für alle Mal ein Ende machen würde. Auch Davids Männer forderten ihn dazu auf, Saul umzubringen. Aber David weigerte sich strikt, Saul irgendetwas anzutun, weil er Gott liebte und niemals wagen wollte, gegen den Gesalbten des Herrn etwas zu tun. David handelte nicht nach der Situation, sondern trachtete in jeder Situation danach, Gottes Willen zu tun. Denn David liebte Gott und wollte immer Gottes Herz erfreuen.

Was sollen wir hier lernen? Auch wir befinden uns manchmal in Situationen, die von uns ein bestimmtes Handeln verlangen, das aber nicht dem Wort Gottes entspricht, ähnlich wie Saul, dem die Leute davon liefen und der versucht war, deshalb ausnahmsweise selber das Brandopfer darzubringen. Wenn uns zum Beispiel unsere Freunde zu etwas einladen, von dem wir wissen, dass es Gott nicht gefällt, und wir Angst haben, dass wir ihre Anerkennung verlieren, wenn wir nicht mitmachen, ist der Druck, mitzugehen, groß. Wenn wir für eine wichtige Prüfung noch viel lernen müssen, fordert die Situation uns dazu auf, unsere Gemeinschaft mit Gott in der Stillen Zeit, beim Bibelstudium oder bei der Bibelfreizeit zu reduzieren oder ausfallen zu lassen. Oder wenn wir eine Arbeitsstelle benötigen und eine attraktive Stelle angeboten bekommen, mit der wir aber nicht unsere Aufgabe in Gottes Werk in Einklang bringen können, dann sind wir versucht, mit unserer Berufung Kompromisse zu machen, um uns die „gute Chance“ nicht entgehen zu lassen. Oder wenn jemand schon eine Weile für den richtigen Ehepartner betet, Gott ihn aber noch nicht gezeigt hat, während andere Gleichaltrige oder Jüngere in der Verwandtschaft oder im Freundeskreis schon geheiratet haben, verlangt diese Situation scheinbar, sich ab sofort aktiv auf die Suche zu machen, anstatt weiter auf Gott zu warten. Es ist nicht leicht, dem Druck solcher Situationen standzuhalten. Es ist vor allem nicht leicht, dem Druck bis zum Ende standzuhalten. Saul konnte sieben Tage lang dem Druck der Situation standhalten, aber am letzten Tag, kurz bevor Samuel tatsächlich kam, gab er dem Druck nach und brachte selbst das Brandopfer dar und verachtete dadurch Gottes Heiligkeit in einer Weise, die Gott nicht akzeptieren konnte. Wenn der Druck der Situation groß ist, ist man leicht geneigt, Kompromisse einzugehen und diese zu verharmlosen oder zu rechtfertigen. Dann kann uns sogar der völlig irrelevante Gedanke, dass es eben eine besondere Situation sei und dass unser Vorhaben garantiert eine einmalige Ausnahme sein soll, wie ein triftiges Argument vorkommen. Aber wir müssen uns klar sein, dass gerade in solchen schwierigen Situationen unser Glaube geprüft wird. Gerade in den Situationen, in denen es uns nicht leicht fällt, nach Gottes Wort zu handeln, soll sich unser Glaube bewähren und reifen. Gerade in solchen Entscheidungssituationen sollen wir uns als Männer und Frauen nach dem Herzen Gottes erweisen. Saul bestand an jenem Tag seine Prüfung nicht; und das war keine kleine Sache, sondern hatte zur Folge, dass Gottes Herz von ihm wich. Auch viele in unserer Zeit, die Gottes Berufung empfangen und den Weg des Glaubens eingeschlagen haben, haben in einer kritischen Situation dem Druck der Situation bzw. ihrem eigenen Verlangen nachgegeben und haben mit dem Glauben einen Kompromiss geschlossen und haben so mehr oder weniger bewusst ihre Berufung verleugnet und den eingeschlagenen Glaubensweg verlassen. Darum ist es von entscheidender Bedeutung, dass wir gerade auch in schwierigen Situationen unseren Glauben festhalten und nicht auf die Stimme der Situation hören, sondern allein auf die Stimme Gottes hören und konsequent danach handeln, und zwar nicht nur am Anfang, sondern bis zum Ende des siebten Tags – bis Gott selbst gehandelt und unseren Glauben als richtig bestätigt hat. Durch unser konsequentes Leben aus Glauben auch in schwierigen Situationen sollen wir uns als Männer und Frauen nach dem Herzen Gottes erweisen und Gott ehren und seinen großen Segen im Leben empfangen. Möge Gott jedem von uns dabei helfen, nicht auf die Stimme der Situation zu hören, sondern auf sein Wort zu hören und konsequent danach zu leben! Möge Gott uns helfen, uns so bis zum Ende unseres Lebens als Männer und Frauen des Glaubens zu erweisen! Möge er unser Leben dadurch reichlich segnen!

Teil 2: Jonatans Heldentat und Israels Sieg (13,15-14,52)

Was tat Saul, nachdem er die tadelnden Worte Gottes durch Samuel gehört hatte? Der Vers 15 berichtet, dass Saul von Gilgal nach Gibea in Benjamin zog und dort das Volk musterte. Hier wird nichts davon berichtet, dass Saul für seine Sünde Buße getan oder sie mindestens bereut hätte, wir finden auch nicht eine leise Andeutung dafür. Vielmehr machte Saul weiter, als ob nichts passiert wäre. Sicherlich musste er sich auf den Kampf gegen die Philister vorbereiten. Aber die Tatsache, dass Saul auf den Tadel durch Gottes Knecht offenbar nicht reagierte, ist ein weiteres Zeichen dafür, dass Saul nicht ein Mann nach Gottes Herzen war.

Betrachten wir weiter den Text. Nach Vers 15 waren die Männer, die bei Saul waren, etwas sechshundert Mann. Wie klein war diese Truppe im Vergleich zu dem Heer der Philister, deren Soldaten zahlreich wie Sand am Meer waren. Die Verse 17 und 18 berichten, dass die Philister nun drei Heerhaufen losschickten, um das Land zu verheeren. Erschwerend kam hinzu, dass die Israeliten keine richtigen Waffen hatten; denn die Philister hatten den Israeliten die Ausübung des Schmiedehandwerks untersagt und verlangt, dass sie ihre Ackergeräte von den Schmieden der Philister anfertigen und reparieren ließen (19-21). So wurde, als der Tag des Kampfes kam, kein Schwert oder Spieß in der Hand des ganzen Volks gefunden, nur Saul und sein Sohn hatten Waffen (22). Menschlich betrachtet sah es so aus, als ob die Israeliten den Krieg schon verloren hätten, bevor er begonnen hatte.

Was tat Jonatan in dieser Situation? Betrachten wir Kap. 14. Während Saul in dieser Situation mit seinen Männern aus Furcht tatenlos sitzen blieb, wagte Jonatan, eine Wache der Philister an einer Felsklippe anzugreifen und so die Übermacht der Philister herauszufordern. Aus welcher Motivation heraus konnte er das wagen? Er sagte zu seinem Waffenträger im Vers 6: „Komm, lass uns hinübergehen zu der Wache dieser Unbeschnittenen! Vielleicht wird der Herr etwas für uns tun, denn es ist dem Herrn nicht schwer, durch viel oder wenig zu helfen.“ Jonatan konnte in der aussichtslosen Lage etwas unternehmen, weil er auf den allmächtigen Gott vertraute, der auch durch wenig viel bewirken kann.

Was passierte, als Jonatan durch seinen Glauben die Wache der Philister an der Felsklippe angriff? Obwohl ihre Ausgangsposition ungünstig war, half Gott Jonatan und seinem Waffenträger, die Wache der Philister von etwa zwanzig Mann zu besiegen (13.14). Und das war nur der Anfang. Denn Gott segnete den Schritt aus Glauben, den Jonatan getan hatte, in großartiger Weise und wirkte gewaltig für die Israeliten. Vers 15 berichtet: „Und es entstand ein Schrecken im Lager und auf dem freien Felde; und das ganze Kriegsvolk, die Wache und die streifenden Rotten erschraken; und die Erde erbebte. Und so geschah ein Gottesschrecken.“ Gott bewirkte, dass in der gesamten Armee der Philister Schrecken und Chaos entstanden. Als Saul, der keine Ahnung hatte, was passiert war, zum Kampfplatz kam, stellte er fest, dass bei den Philistern eines jeden Schwert gegen den andern ging und ein großes Getümmel herrschte (20). Auch die Hebräer, die vorher bei den Philistern gewesen und mit ihnen ins Feld gezogen waren, gingen nun zu Sauls Leuten über und kämpften auf ihrer Seite. Alle Männer, die sich aus Angst verkrochen hatten und hörten, dass die Philister flohen, kamen aus ihren Verstecken heraus und jagten ihnen im Kampf hinterher. Zusammenfassend heißt es im Vers 23a: „So half der Herr Israel an diesem Tage.“ Jonatan hatte eine einzige Tat durch seinen Glauben getan und zwanzig Männer auf der Klippe angegriffen. Aber Gott war so froh über diese eine Tat aus Glauben, dass Gott daraufhin das ganze Volk segnete und ihnen im Kampf gegen das Heer der Philister mächtig half.

Was tat Saul inmitten des Kampfes? Vers 24 sagt: „Und als die Männer Israels in Bedrängnis kamen an jenem Tage, belegte Saul das Volk mit seinem Fluch und schwor: Verflucht sei jedermann, der etwas isst bis zum Abend, bis ich mich an meinen Feinden räche! Da aß das ganze Volk nichts.“ Saul belegte das Volk mit einem völlig unnötigen, folgenschweren Fluch. Wir erfahren nicht, warum Saul das tat. Vielleicht wollte er durch diese pseudo-geistliche Aktion sich selbst und anderen beweisen, dass er doch ein geistlicher Mensch und guter König war. Aber wir erfahren klar, dass Sauls Motivation völlig ichbezogen war. Er verbot dem Volk bis zum Abend etwas zu essen, damit er sich an seinen Feinden rächen könnte. Saul war König geworden, aber er lernte nicht, die Dinge, mit denen er zu tun hatte, aus Gottes Sicht zu sehen und im Hinblick auf das Volk, sondern lebte weiterhin ichbezogen. Es ging Saul nicht so sehr um die Ehre Gottes und das Wohl seines Volkes als vielmehr um seine verletzten Gefühle, seinen Wunsch nach Rache und letztlich um seine eigene Ehre. Ein Mensch mit so einer Gesinnung kann Gott nicht gefallen.

Was waren die Folgen? Die Verse 25-30 berichten darüber, dass Jonatan, der Sauls Schwur nicht bekommen hatte, etwas Honig aß und so unwissentlich dagegen verstieß. Zu welcher Sünde wurde danach das Volk verführt? Als das Volk bis zum Abend kämpfte, ohne etwas essen zu dürfen, wurden sie sehr matt. Als sie ihren Hunger nicht mehr aushalten konnten, fielen sie über die Beute her und schlachteten Rinder und Schafe und aßen das Fleisch mit dem Blut, was Gott im Gesetz ausdrücklich verboten hat. Saul versuchte, weitere Sünde des Volks zu verhindern, indem er schnell organisierte, dass die Tiere vorschriftsmäßig geschlachtet wurden. Aber es ist fraglich, ob Saul bewusst war, dass das ganze eine Folge von seinem unbedachten Fluch war.

Betrachten wir die Verse 36-46. Saul wollte noch in derselben Nacht den Philistern nachjagen und sie völlig besiegen. Doch auf den Vorschlag des Priesters hin befragte er zuerst Gott, ob Gott sie in ihre Hände geben würde. Als Gott darauf nicht antwortete, ließ Saul das Los werfen, um den Schuldigen dafür zu finden, und kündigte an, dass der Schuldige sterben müsse, selbst wenn es sein Sohn Jonatan wäre. Als dann das Los tatsächlich auf Jonatan fiel und der erklärte, dass er etwas Honig gegessen hatte, sagte Saul: „Gott tue mir dies und das; Jonatan, du musst des Todes sterben!“ (41) Dieses Wort zeigt nochmals, wie weit Saul von Gottes Herz entfernt war. Durch seinen völlig unangebrachten, ungeistlichen Schwur hatte Saul das ganze Problem verursacht. Doch anstatt das einzusehen und Buße zu tun, war Saul willens, seinen eigenen Sohn zu töten, um sein eigenes Wort nicht zu brechen. Er wollte sein eigenes, unverantwortliches Wort treu halten, während er andererseits leichtfertig gegen Gottes Gebot verstieß. Saul war wirklich ein Mann, der Gottes Herz nicht kannte und nicht danach lebte. Nur durch den entschiedenen Widerspruch des Volks wurde Jonatans Leben gerettet.

In diesem Kapitel haben wir gesehen, dass Gott auf die kleine Glaubenstat Jonatans hin Israel mächtig geholfen und ihnen einen großen Sieg gegeben hat. Dadurch hat Gott seine Liebe zu seinem Volk und seinen inständigen Wunsch gezeigt, ihnen irgendwie gegen ihre Feinde zu helfen, die sie unterdrückten und ausplünderten. Aus dieser Motivation heraus hat Gott auch Saul nicht sofort abgesetzt oder verstoßen, sondern hat ihn weiterhin für die Befreiung seines Volkes gebraucht. Betrachten wir dazu die Verse 47 und 48, in denen zusammenfassend Sauls Königsherrschaft beschrieben wird: „Als Saul die Königsherrschaft über Israel erlangt hatte, kämpfte er gegen alle seine Feinde ringsumher: gegen die Moabiter, die Ammoniter, die Edomiter, gegen die Könige Zobas und gegen die Philister. Und wo er sich hinwandte, da gewann er den Sieg. Und er vollbrachte tapfere Taten und schlug die Amalekiter und errettete Israel aus der Hand aller, die es ausplünderten.“ Obwohl Sauls Einstellung und sein Verhalten Gott gegenüber verkehrt geworden waren, hat Gott ihn noch jahrelang erduldet und ihn regieren lassen, um durch ihn sein Volk von ihren Feinden zu befreien, die sie hart bedrängten und ausplünderten. Hier sehen wir Gottes Weisheit, mit der er sein Erlösungswerk in der Geschichte führt und dafür selbst einen Mann wie Saul gebrauchte. Wir sehen auch große Liebe und sein herzliches Mitleid mit seinem Volk und seine Langmut mit einem eigensinnigen Sünder.

Lesen wir zum Schluss nochmals das Leitwort, 13,13.14: „Samuel aber sprach zu Saul: Du hast töricht gehandelt und nicht gehalten das Gebot des Herrn, deines Gottes, das er dir geboten hat. Er hätte dein Königtum bestätigt über Israel für und für. Aber nun wird dein Königtum nicht bestehen. Der Herr hat sich einen Mann gesucht nach seinem Herzen, und der Herr hat ihn bestellt zum Fürsten über sein Volk; denn du hast das Gebot des Herrn nicht gehalten.” Möge Gott uns helfen, auch in schwierigen Situationen auf Gott zu hören und ihm zu folgen und uns so als Menschen nach Gottes Herz zu erweisen!

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