Hannas Gebet
und gelobte ein Gelübde und sprach: HERR Zebaoth, wirst du das Elend deiner Magd ansehen und an mich gedenken und deiner Magd nicht vergessen und wirst du deiner Magd einen Sohn geben, so will ich ihn dem HERRN geben sein Leben lang, und es soll kein Schermesser auf sein Haupt kommen.
1. Sam 1,11
Ich freue mich, dass wir von dieser Woche an die beiden Samuelsbücher betrachten werden. Im Mittelpunkt dieser Bücher steht König David, der uns im Neuen Testament neben Abraham als wichtigster Vorfahr Jesu und als besonderes Glaubensvorbild vor Augen gestellt wird. Die ersten Kapitel von 1. Samuel handeln allerdings zunächst vom Werdegang und Wirken des letzten Richters, dem Propheten und Priester Samuel, den Gott für den Übergang von der Richterzeit zur Zeit der Könige gebrauchte.
Unser heutiger Text behandelt die Geburt von Samuel. Wir lernen besonders den Glauben seiner Mutter Hanna kennen.
Werfen wir zunächst einen kurzen Blick auf den historischen Kontext:
1.Samuel setzt ein, als die Richterzeit sich ihrem Ende näherte. Politisch, sozial und vor allem geistlich war es bekanntlich eine sehr finstere Zeit, in der auf allen Gebieten Anarchie herrschte. Wie wir aber Anfang des Jahres schon durch das Buch Rut gesehen haben, gab es auch in dieser Zeit Menschen, die den Glauben an Gott hielten und wie ein helles Licht in dieser dunklen Zeit schienen. Ein solcher Mensch war Hanna.
Wie waren Hannas Lebensumstände? Die Verse 1 bis 3 geben uns darüber Auskunft.
Hanna war mit Elkana verheiratet. Weil Hanna keine Kinder bekommen konnte, hatte Elkana irgendwann Peninna als weitere Ehefrau hinzu genommen, um durch sie zu Nachkommen zu gelangen. In der gottlosen Richterzeit bemühte sich Elkana um ein frommes Leben. Jährlich reiste er mit seiner Familie nach Silo, wo Josua die Stiftshütte errichtet hatte. Dort betete er Gott an und brachte ihm Opfer dar.
Nach dem Opfer pflegten die Gläubigen eine fröhliche Mahlzeit zu halten. Wie beschreiben aber die Verse 4-8 die Stimmung, wenn Elkanas Familie zusammen aß?
Wenn Elkana das zubereitete Fleisch verteilte, gab er Peninna und allen ihren Söhnen und Töchtern ihre Portion. Hanna bekam von ihm ein besonderes oder größeres Stück, um sie dadurch zu trösten.
Diese Bevorzugung muss Peninnas Eifersucht und Missgunst angestachelt haben. Sie kämpfte gegen Hanna, indem sie sie kränkte und reizte, bis Hanna weinte und den Appetit verlor. Elkana versuchte, Hanna zu trösten, aber es gelang ihm nicht.
Für Hanna muss schon die Tatsache an sich sehr schmerzlich gewesen sein, dass sie keine Kinder bekommen konnte. Doch neben der Leere in ihrem Leben ohne Kinder und dem Gefühl, als Ehefrau versagt zu haben, gab es das noch schlimmere Problem, dass sie an Gottes Liebe zu ihr gezweifelt haben muss, denn anscheinend war sie von Gottes Segen abgeschnitten. Wie elend muss sie sich wegen ihrer Unfruchtbarkeit gefühlt haben! Welchen Sinn hatte ihr Leben, wenn sie nur endlos unter Peninnas Sticheleien leiden und schließlich kinderlos sterben musste?
Was tat Hanna, als sie diese Qual nicht mehr aushalten konnte? Betrachten wir die Verse 9 und 10.
Sie stritt nicht mit Peninna, sie beschwerte sich auch nicht bei Elkana, sie blieb auch nicht einfach selbstmitleidig sitzen, um weiter endlos zu leiden. Sie stand auf und ging zum Tempel, um dort zum Herrn zu beten. Sie sonderte sich bewusst und aktiv ab. So wurde ihre innere Qual zum Antrieb für sie, Gott zu suchen.
Was wird über die Art und Weise gesagt, wie Hanna betete? Sehen wir uns die Verse 12 bis 16 an.
Vers 12 sagt, dass sie lange betete vor dem HERRN. Vers 13 beschreibt:
13 denn Hanna redete in ihrem Herzen, nur ihre Lippen bewegten sich, ihre Stimme aber hörte man nicht.
Als Eli meint, sie sei betrunken, erklärt sie, dass sie ihr Herz vor dem Herrn ausgeschüttet und aus ihrem großen Kummer und Herzeleid so lange geredet hatte (V. 15.16).
Hanna betete lange. Sie redete in ihrem Herzen, aber doch mit großer innerer Bewegung, sodass sich ihre Lippen bewegten, obwohl sie ihre Anliegen nicht laut aussprach. Wir können uns vorstellen, dass sie geistlich in einer anderen Welt war, nämlich im Thronsaal Gottes, wo sie ganz innige Gemeinschaft mit Gott hatte.
Welchen Inhalt mag ihr Gebet gehabt haben?
Berichtet ist uns lediglich, was in Vers 11 geschrieben steht. Lesen wir Vers 11 gemeinsam:
11 und gelobte ein Gelübde und sprach: HERR Zebaoth, wirst du das Elend deiner Magd ansehen und an mich gedenken und deiner Magd nicht vergessen und wirst du deiner Magd einen Sohn geben, so will ich ihn dem HERRN geben sein Leben lang, und es soll kein Schermesser auf sein Haupt kommen.
Sie bezeichnete sich selbst mehrfach als „Magd“. Sie war sich bewusst, dass sie keinen Anspruch gegen den HERRN der Heerscharen behaupten konnte. Ganz demütig kam sie zu Gott und schüttete ihr Herz vor ihm aus. Ausführlich brachte sie ihren ganzen großen Kummer und ihr Herzeleid zu ihm.
Sie betete um Gottes Erbarmen, und sie betete um einen Sohn. Doch ihr Gebet muss sich ja entwickelt haben, bis sie zu diesem Punkt kam. Vielleicht fing sie so an: „Herr, warum bin ich von deinem Segen abgeschnitten? Warum gibst du mir kein Kind? Warum lässt du zu, dass Pennina so gemein zu mir ist?“ Nachdem sie all ihren Jammer vor Gott ausgesprochen hatte, mag sie vielleicht erst einmal weinend in der Gegenwart Gottes geblieben sein. Doch wie wir auch durch die Psalmen sehen, wird in der Gegenwart Gottes das menschliche Herz verändert. In Hannas Herzen müssen die Hoffnung auf die Barmherzigkeit Gottes und die Zuversicht, dass Gott sie doch segnen wollte, aufgekeimt sein. Ihr Herz wurde dankbar, und sie bekam den Wunsch, Gottes Segen nicht für sich zu gebrauchen, sondern damit Gott zu dienen. So legte sie als Antwort auf Gottes Zusage und Ausdruck der Dankbarkeit für die Barmherzigkeit und den Segen, von denen sie schon wusste, dass sie sie empfangen würde, das Gelübde ab, ihren Sohn ganz und gar Gott zu weihen.
Welche Veränderung sehen wir bei Hanna, nachdem sie gebetet hatte?
In Vers 18 heißt es:
Da ging die Frau ihres Weges und aß und sah nicht mehr so traurig drein.
Ihre äußere Situation hatte sich nicht verändert. Sie hatte immer noch kein Kind und war auch nicht schwanger, und wohin sie zurückging, wartete schon Peninna darauf, sie weiter zu quälen. Aber das spielte irgendwie gar keine Rolle mehr für Hanna. Sie hatte mit Gott Gemeinschaft gehabt. All ihre Kümmernisse ließ sie bei Gott zurück. Beim Gebet hatte sie auch das Versprechen gegeben, Gottes Segen nicht egoistisch zu gebrauchen, sondern mit diesem Segen Gott zu dienen. Als sie zu ihrer Familie zurückging, war sie fröhlich und konnte zuversichtlich in die Zukunft blicken. Sie entwickelte wieder einen gesunden Appetit, und sie sah nicht mehr so traurig drein. So große Veränderungskraft hat das Gebet!
Wie segnete Gott Hanna tatsächlich? Sehen wir uns die Verse 19 und 20 an.
Gottes Segen ließ nicht auf sich warten. Hanna wurde sehr bald schwanger und bekam ihren Sohn. Sie nannte ihn Samuel und verkündete dadurch, dass Gott ein Gott ist, der sich erbitten lässt.
Durch diesen Text habe ich Gott kennen gelernt, der auch mich segnen will. Gott will aber, dass ich dafür wie Hanna zu ihm kommen soll. Gott will durch die persönliche Gemeinschaft zuerst mich verändern, wie er Hanna verändert hat, und dann will er mich segnen, wie er Hanna gesegnet hat. Ich bin also entschlossen, wie Hanna zu Gott zu beten. Möge Gott mich segnen!
Bis hierhin haben wir von Hannas Gebet gelernt. H. Brigitte wird uns nun weitergeben, wie Hanna ihr Gelübde, das sie im Gebet abgelegt hat, erfüllen wird.
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