Predigt: 1. Mose 6,1 – 7,24

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Gottes Gericht und Rettung

„Dies ist die Geschichte von Noahs Geschlecht. Noah war ein frommer Mann und ohne Tadel zu seinen Zeiten. Er wandelte mit Gott.“

(1. Mose 6,9)

Nach dem Bericht über die Schöpfung und das Paradies haben wir in der Genesis erfahren, wie die Sünde in die Welt kam und sich ausgebreitet hat. Im heutigen Text erfahren wir, wie die ganze Menschheit von der Sünde ergriffen und derart beherrscht wurde, dass es für die Menschheit keinen Ausweg mehr gab und Gott sie durch eine Flut richten musste. Der Bericht über die Sintflut schildert das tragischste Ereignis und den negativen Höhepunkt des ganzen Alten Testaments. Wir erfahren aber auch, wie Gott inmitten des Gerichts einen Mann und seine Familie errettete und dadurch die Menschheit und die Tierwelt erhielt. Wir wollen den Text mit drei Fragen betrachten: Wie konnte es so weit kommen, dass Gottes Gericht unausweichlich wurde? Wer war Noah und wie wurde er mit seiner Familie gerettet? Welche Bedeutung hat dieser Text für uns heute?

1. Wie konnte es so weit kommen?

Der erste Abschnitt von Kap. 6 (Verse 1-4) ist der einzige in unserem Text, der uns bei dieser Frage weiterhelfen kann. Er ist eine Art Brücke zwischen den Stammbäumen in den Kapiteln 4 und 5 und dem Bericht ab Kap. 6,5 über die völlige Verdorbenheit und Bosheit der Menschen, die zu Gottes Entschluss zur Sintflut geführt haben. In den Versen 1-2 heißt es: „Als aber die Menschen sich zu mehren begannen auf Erden und ihnen Töchter geboren wurden, da sahen die Gottessöhne, wie schön die Töchter der Menschen waren, und nahmen sich zu Frauen, welche sie wollten.“ Diese Stelle ist nicht ganz einfach, weshalb es auch verschiedene Auslegungen dazu gibt. Das hebräische Wort für Gottessöhne heißt „nefilim“ und steht nicht nur für leibliche Söhne, sondern auch allgemeiner für ein Verhältnis der Unterordnung. Es wird auch im Buch Hiob Kap. 1 verwendet für Engelsfürsten, die zur Umgebung Gottes gehören wie zu einem König sein Gefolge. Manche Ausleger meinen, dass im Vers 2 mit „Gottessöhne“ tatsächlich Engel gemeint sind, die in Menschengestalt auf die Erde kamen und sich mit schönen Frauen körperlich verbunden haben. Gegen diese Auslegung spricht, dass Gott daraufhin im Vers 3 sagt, dass sein Geist nicht immerdar im Menschen bleiben soll, weil der Mensch Fleisch ist, und dass Gott als Reaktion auf diese Entwicklung die Lebenszeit der Menschen auf 120 Jahre reduziert hat. Gott redet hier nur von den Menschen, nicht den Engeln. Überhaupt: wenn wir diesen Abschnitt als eine Art Erklärung verstehen, wie es dazu kam, dass Gottes Gericht über die Menschheit unvermeidbar wurde, hätten wir ein Problem, die Gerechtigkeit Gottes zu erklären, wenn die Verursacher hauptsächlich Engel gewesen wären. Außerdem sagte Jesus im Markus­evangelium, dass wenn die Toten auferstehen, sie weder heiraten noch sich heiraten lassen, sondern „sie sind wie die Engel im Himmel“ (Mk 10,25). Damit deutet Jesus an, dass die Engel keine körperliche Verbindung miteinander eingehen, dann wohl auch erst recht nicht mit Menschen.

Die andere häufig vertretene Erklärung dieser Stelle ergibt sich aus dem direkten Kontext und ist viel plausibler. Denn vor diesen Versen werden in Kap. 5 die Nachkommen Sets beschrieben, bei denen wir mehrere Spuren von Frömmigkeit finden: nach der Geburt von Sets Sohn heißt es, dass man anfing, den Namen des Herrn anzurufen (4,26); später wird Henochs Wandel mit Gott beschrieben (5,22-24) und schließlich Lamechs Hoffnung auf einen Erlöser nach der Geburt von Noah (5,29). Daher nennt man diesen Stammbaum auch die „fromme Linie“. Davor werden in Kap. 4 ab Vers 17 die Nachkommen von Kain aufgeführt, bei denen gewisse Errungenschaften in Handwerk und Kultur erwähnt werden, aber nichts von Frömmigkeit. Daher ist es plausibel, dass sich die „Gottessöhne“ im Vers 2 auf die fromme Nachkommenschaft von Set beziehen, und die „Töchter der Menschen“ auf die ungläubige Nachkommenschaft von Kain. So verstanden besagen die Verse 1 und 2, dass das Verderben der ganzen Menschheit anfing, als die Männer aus der Nachkommenschaft Sets nicht mehr nach geistlichen Kriterien heirateten, sondern nur noch darauf sahen, wie schön die Frauen waren, und einfach schöne Frauen aus der Nachkommenschaft Kains heirateten, die ihnen gefielen. Das klingt aus heutiger Sicht erschreckend normal. Äußerlich war das Ergebnis auch beeindruckend, weil aus diesen Beziehungen besonders große Menschen hervorgingen, die als „Riesen“ und als Helden der Vorzeit bezeichnet werden. Aber geistlich gesehen war es ein Drama. Die so entstehenden Familien verloren ihre geistliche Grundlage und Inhalt. Ihre Kinder wurden nicht mehr zum Glauben herangeführt und hatten keine geistlichen Werte und Lebensweise mehr. Gott musste tief bekümmert feststellen, dass der Mensch nur noch „Fleisch“ ist. Das bedeutet, dass der Mensch nicht mehr nach Gottes Ehre und seinem heiligen Willen trachtete, sondern nur noch für die Erfüllung seiner menschlichen Wünsche und Bedürfnisse lebte. Als nach und nach alle Männer aus der frommen Linie Sets ungläubige Frauen heirateten, starb die Frömmigkeit aus. Dann war der geistliche und moralische Verfall der Gesellschaft nicht mehr aufzuhalten.

Verse 5 und 6 sagen: „Als aber der Herr sah, dass der Menschen Bosheit groß war auf Erden und alles Dichten und Trachten ihres Herzens nur böse war immerdar, da reute es den Herrn, das er die Menschen gemacht hatte auf Erden, und es bekümmerte ihn in seinem Herzen“. Als es fast keine gläubigen Menschen mehr gab, wurden die Menschen nicht nur im Durchschnitt ein bisschen schlechter als früher, sondern durch und durch böse. Das war nicht nur ein Problem äußeren Verhaltens. Gott stellte fest, dass alles Denken und Streben in ihrem Herzen nur noch böse war, und zwar immer. Als ihr Innerstes verdorben war, waren natürlich auch ihre Taten böse. Die Verse 11 und 12 sagen: „Aber die Erde war verderbt vor Gott und voller Frevel. Da sah Gott auf die Erde, und siehe, sie war verderbt; denn alles Fleisch hatte seinen Weg verderbt auf Erden.“ Hier wiederholt sich das Wort „verderbt“ dreimal. Frevel sind absichtliche Verstöße gegen von Gott gegebene Ordnungen, insbesondere schwere Gewalttaten. In anderen Übersetzungen wird Frevel mit „Gewalttat“ (Elberfelder; KJV) übersetzt. Die Erde war voll von Gewalttaten. Jeder Vergleich erscheint hier unangemessen; aber vielleicht hilft es uns, uns diese Situation zur Zeit Noahs etwas besser vorzustellen, wenn wir an die Gräueltaten der Nationalsozialisten denken. Täglich gab es an allen Orten Gewaltverbrechen wie willkürliche Misshandlungen von Frauen und Kindern, Vergewaltigungen, Raub von Gütern und Menschen, Mord und Totschlag, oft wegen Lappalien. Als Gott das sah, war er in seinem Herzen tief bekümmert. Gott hatte selbst alles perfekt geplant und sehr gut gemacht, insbesondere hatte er den Menschen sehr gut gemacht. Als Gott nun mit ansehen musste, zu was für Wesen die Menschen verkommen waren, war Gott zutiefst bekümmert. Als die Menschen täglich nur noch frevelhafte Taten planten und ausführten, waren sie nur noch wie ein Schatten dessen, was sie hätten sein sollen, schlimmer als wilde Tiere. Als Gott Tag für Tag ihr verdorbenes Wesen und ihre abartigen Taten mit ansehen musste, war er immer tiefer zerknirscht. Schließlich passierte etwas, was eigentlich nicht passieren kann: es reute Gott, dass er die Menschen gemacht hatte (6). Es bekümmerte ihn so sehr, dass er sprach: „Ich will die Menschen, die ich geschaffen habe, vertilgen von der Erde, vom Menschen an bis hin zum Vieh und bis zu den Vögeln unter dem Himmel; denn es reut mich, dass ich sie gemacht habe“ (7). Gottes Entscheidung, die Menschen, die er selbst geschaffen hatte, zu vertilgen, mitsamt den Tieren, die gar nichts dafür konnte, zeigt, wie tief Gott in seinem Herzen bekümmert war. Es zeigt, wie tief die Sünde der Menschen Gott in seinem Herzen frustriert. Jede Sünde ist eine Kränkung Gottes und Beleidigung seiner Heiligkeit. Als sich die Menschen so weit auf die Sünde eingelassen hatten, dass sie sich nicht mehr zu Gott bekehren konnten, beschloss Gott, die Menschen zu vertilgen. Als die Menschen durch ihre Sünde Gottes Schöpfungswerk zerstörten und Gottes Schöpfungsziel unwiederbringlich verfehlten, zog Gott die Konsequenz, diese Menschheit zu beenden. Das war der absolute und unfassbare Tiefpunkt der Geschichte.

Aber das war nicht alles! Genau an dieser Stelle kommt in der Bibel ein „Aber“, ein göttliches „Aber“! „Aber Noah fand Gnade vor dem Herrn“ (8). Gott wollte trotz seiner Enttäuschung sein Schöpfungswerk mit den Menschen nicht aufgeben, sondern einen neuen Anfang machen. Gott fand einen einzigen Mann, der dafür geeignet war – Noah.

2. Was für ein Mann war Noah und wieso konnte er errettet werden?

Lesen wir nochmal gemeinsam das Leitwort, Vers 9: „Dies ist die Geschichte von Noahs Geschlecht. Noah war ein frommer Mann und ohne Tadel zu seinen Zeiten. Er wandelte mit Gott.“ Dieser Vers sagt uns, dass Noah ein frommer Mann war, andere Übersetzungen sagen hier „ein gerechter Mann“, und dass er trotz der Verdorbenheit seiner Zeit ohne Tadel war. Dabei macht der Text klar, dass Noah die Rettung von dem Gericht nicht verdient hatte. Das Erste, was wir in Kap. 6 über ihn erfahren, ist, dass Noah „Gnade vor dem Herrn“ fand (8). Die Grundlage von Noahs Rettung war also auch Gottes Gnade. Trotzdem heißt es von Noah, dass er ein gerechter Mann und tadellos war.

Wie konnte Noah Gottes Willen überhaupt erkennen, obwohl er keine Bibel hatte? Wie konnte Noah so sehr nach Gottes Willen leben, obwohl alle um ihn herum hemmungslos nach ihrem sündigen Verlangen lebten? Der Text gibt uns darauf aber keine ausführliche Antwort. Die einzige Antwort, die wir in finden können, steht gegen Ende von Vers 9, wo es heißt: „Er wandelte mit Gott.“ Wandeln bedeutet „gehen“ und beschreibt, dass eine Person allein oder mit jemandem zusammen spazieren geht oder eine bestimmte Strecke geht – oder eben durchs Leben geht. Es ist das gleiche Wort, das in Kap. 5 verwendet wird, wo Henochs Wandel mit Gott beschrieben wird (5,22.24). Henochs Wandel mit Gott gefiel Gott offenbar so gut, dass Henoch eines Tages von Gott entrückt wurde. Noah lebte in einer Zeit, wo der Unglaube gesellschaftlicher Konsens war und jeder hemmungslos lebte, wie er wollte. Noah muss als ein Mensch auch sündige Neigungen gehabt haben und muss für Sünde auch versuchbar gewesen sein. Aber dadurch dass Noah täglich mit Gott wandelte, lebte er in einer persönlichen Beziehung zu Gott, die ihm ermöglichte, ganz anders zu leben. Durch seine tägliche Gemeinschaft mit Gott konnte er jeden Tag seine Beziehung zu Gott erneuern und neu erkennen, was Gott gefällt, und die nötige Motivation und Kraft bekommen, um sein Leben nach Gottes Willen zu führen. Sein Wandel mit Gott muss die anderen Menschen auf Gott hingewiesen und ihr frevelhaftes Leben angeprangert haben. Viele müssen Noah deswegen kritisiert, bedroht und gehasst haben. Noah musste täglich gegen den Strom schwimmen. Aber weil er täglich mit Gott wandelte, konnte er alle Schwierigkeiten und Versuchungen überwinden und sein Leben an Gottes Willen ausrichten. Weil Noah so mit Gott wandelte, konnte er schließlich Gnade vor Gott finden und selbst errettet und von Gott dazu gebraucht werden, die Menschheit und die Tierwelt zu erhalten.

Die Verse 13-21 berichten, wie Gott Noah in sein Vorhaben einweihte und ihn genau anwies, wie der die Arche bauen und sollte. Vers13 sagt: „Da sprach Gott zu Noah: Das Ende alles Fleisches ist bei mir beschlossen, denn die Erde ist voller Frevel von ihnen; und siehe, ich will sie verderben mit der Erde.“ Nur Gott wusste, wie das Gericht kommen würde, aber er offenbarte Noah dieses Geheimnis. Gott eröffnete ihm auch den Weg zur Rettung vor dem Gericht. Gott befahl Noah, einen riesigen Kasten zu bauen, und gab ihm die genaue Länge, Breite und Höhe vor. Die Arche sollte etwa 140 m lang sein und etwa 20.000 t Wasser verdrängen. Gott gab Noah auch Anweisungen über den sicheren Bau mit Pech und über die Ausgestaltung mit Kammern darin, einem Fenster und einer Tür mitten in seiner Seite, weil Gott Noah und seine Familie durch die Arche erretten wollte.

Im Vers 18 sagte Gott: „Aber mit dir will ich meinen Bund aufrichten, und du sollst in die Arche gehen mit deinen Söhnen, mit deiner Frau und mit den Frauen deiner Söhne“ (18). Gott schloss von sich aus einen Bund mit Noah und verkündigte dadurch, dass Noahs Errettung sicher war, weil Gott seinen Bund nie brechen würde. Gott sagte Noah, dass er die Versorgung seiner Familie und der Tiere vorbereiten sollte. Gott wollte durch die Arche Noah und seinen Familie und die gesamte Tierwelt retten.
Wie reagierte Noah auf Gottes Bund? Vers 22 sagt: „Und Noah tat alles, was ihm Gott gebot.“ In Kap. 7,5 lesen wir nochmal: „Und Noah tat alles, was ihm der Herr gebot.“ Der Bau der riesigen Arche muss mindestens Jahrzehnte gedauert haben. Noah musste seine ganze Zeit, Kraft und Geld dafür einsetzten und seine drei Söhne Jahrzehntelang zur Mitarbeit gewinnen. Aber Noah tat alles, was ihm Gott gebot. Noahs Gehorsam war der praktische Ausdruck seines Glaubens, durch den er alle Schwierigkeiten überwand. Noahs Tat des Glaubens ist in die Geschichte Gottes eingegangen. In Hebr 11,7 lesen wir: „Durch den Glauben hat Noah Gott geehrt und die Arche gebaut zur Rettung seines Hauses, als er ein göttliches Wort empfing über das, was man noch nicht sah; durch den Glauben sprach er der Welt das Urteil und hat ererbt die Gerechtigkeit, die durch den Glauben kommt.“.
Während Noah die Arche baute, müssen die Menschen weiter hemmungslos gesündigt haben. Noahs Archebau war wie eine ständige Predigt für sie. Vielleicht wurden manche von Noahs Leben angesprochen und überlegten, ihr Leben zu ändern. Aber die Zeit ging vorbei, sodass schließlich niemand darauf reagierte. Kap. 7,1-6 beschreibt, wie Gott Noah anwies, in die Arche zu gehen mit seiner ganzen Familie und den Tieren. Dann sagte Gott: „Denn von heute an in sieben Tagen will ich regnen lassen auf Erden vierzig Tage und vierzig Nächte und vertilgen von dem Erdboden alles Lebendige, das ich gemacht habe“ (4). An dieser Stelle heißt es zum zweiten Mal: „Und Noah tat alles, was ihm der Herr gebot“ (5).
Die Sintflut kam am siebzehnten Tag des zweiten Monats. An diesem Tag brachen alle Brunnen der großen Tiefe auf und taten sich die Fenster des Himmels auf. Als Noah und die Tiere in die Arche gegangen waren, schloss Gott persönlich hinter ihnen zu. Vers 17 sagt über die Dauer der Sintflut: „Und die Sintflut war vierzig Tage auf Erden, und die Wasser wuchsen und hoben die Arche auf und trugen sie empor über die Erde.“ In den Versen 18-23 wird betont, dass durch die Sintflut alles, was lebte, vernichtet wurde. Denn die Wasser wuchsen über die höchsten Berge und die Flut dauerte 150 Tage. Es war ein beispielloses Gericht, dem niemand entrinnen konnte. Nur Noah und seine Familie wurden gerettet. „Allein Noah blieb übrig und was mit ihm in die Arche war.“ (23)

3. Was bedeutet dieser Text für uns heute?

Zum einen können wir hier Wichtiges über Gott lernen. Gott liebt die Menschen, sodass er sie trotz ihrer Sünde lange erduldet und auf ihre Umkehr zu ihm wartet. Aber das bedeutet nicht, dass Gott an sich Sünde akzeptieren oder zulassen kann. Gott ist wirklich auch heilig und gerecht. Gott konnte die Sünde von Kains Nachkommen erdulden, solange es fromme Menschen in der Nachkommenschaft Sets gab, die zu Gott beteten und einen guten Einfluss ausübten und Hoffnung für die Welt bedeuteten. Aber als sich auch Sets Nachkommen von Gott abwandten und einfach nach ihren eigenen Kriterien heirateten, verloren die Familien ihre geistliche Substanz, die Gottesfurcht starb aus und der geistliche und moralische Verfall der Gesellschaft schritt in erschreckendem Maße voran.

Das zeigt uns zum einen, welche wichtige Rolle wir Gläubigen in der Welt spielen. Vor Gott sind wir das Salz der Erde und das Licht in der Welt und sollen sein Licht leuchten lassen. Gott hat Hoffnung für eine verkehrte Welt, solange es Gläubige gibt, die ernsthaft nach Ihm fragen und zu Ihm beten. Es zeigt auch, wie wichtig es ist, dass unsere jungen Leute und unsere Kinder im Vertrauen auf Gott nach geistlichen Kriterien heiraten, damit ihre Familien einen geistlichen Halt haben und ihre Kinder zum Glauben finden können.

Zum anderen lernen wir, dass wenn Menschen sich konsequent absichtlich nicht mit ihrer Sünde zu Gott wenden, sie irgendwann an einen Punkt kommen, an dem sie nicht mehr von ihrer Sünde umkehren können. Die meisten Menschen heute halten Sünde bewusst oder unbewusst für harmlos, solange sie nur wenig unter ihren Folgen leiden müssen. Viele denken, dass sie zumindest in gewissem Maße oder sogar hemmungslos sündigen könnten, weil sie sich einreden, dass es Gott gar nicht gäbe oder dass „der liebe Gott“ wie ein alter seniler Mann wäre, der seinen Kindern alles nachsieht und ihnen am Ende sowieso seinen Besitz vererbt. Aber das Ereignis der Sintflut zeigt, dass Gottes Gericht nicht nur ein leeres Wort in der Bibel ist, sondern eine Realität, an der kein Mensch vorbeigehen kann. Nächste Woche werden wir in Kap. 8 lesen, dass Gott nach der verheerenden Sintflut den Menschen versprochen hat, die Erde nie wieder durch eine Flut zu richten. Aber die Bibel spricht im Alten und Neuen Testament von einem universalen Gericht am Ende der Zeit.

Aufgrund des weit verbreiteten Fortschrittsglaubens denken viele, dass die Menschen im Laufe der Jahrtausende besser geworden wären. Dieser Gedanke ist zwar für uns schmeichelhaft, aber er ist ein großer Irrtum. Direkt nach der Sintflut, als Noah mit seiner Familie gerade aus der Arche ausgestiegen war, stellte Gott fest, dass das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens von Jugend auf böse ist (8,21). Jesus hat im Markusevangelium klargestellt, dass aus dem Herzen der Menschen lauter sündige Gedanken und Wünsche kommen (Mk 7,20-23). Wenn wir unvoreinge­nommen einen Blick in die Geschichte oder in die aktuellen Nachrichten werfen, können wir das leicht bestätigen (ganz aktuell zum Beispiel, wie der Diktator von Weißrussland Tausende von friedlichen Demonstranten in seinem eigenen Land verhaften und viele von ihnen nieder­knüppeln und auch noch im Gefängnis misshandeln lässt, damit sie aufhören, seine Wiederwahl in Frage zu stellen). Das Schlimme dabei ist, dass wir, obwohl wir das unmöglich finden, im Grunde keine besseren Menschen sind. In Deutschland haben wir bewiesen, dass wir zu sehr viel schlimmeren Ver­brechen in der Lage waren, als wir einen schlimmeren Diktator hatten.
Jesus selbst nahm im Lukasevangelium auf die Tage Noahs Bezug und sagte: „Und wie es geschah in den Tagen Noahs, so wird’s auch sein in den Tagen des Menschensohns: Sie aßen, sie tranken, sie heirateten, sie ließen sich heiraten bis zu dem Tag, an dem Noah in die Arche ging und die Sintflut kam und brachte sie alle um“ (Lk 17,26.27). Mit den Tagen des Menschensohns meint Jesus die Zeit, in der er wiederkommt, um diejenigen zu sich zu holen, die im Vertrauen auf ihn für ihn gelebt haben, und über die, die Gottes Heilsangebot konsequent abgelehnt haben, Gericht zu halten. Jesus sagt an dieser Stelle warnend voraus, dass dann die meisten nicht auf sein Kommen vorbereitet sein werden, so wie auch die Menschen in den Tagen Noahs nicht auf die Sintflut vorbereitet waren Das Problem war nicht, dass sie nichts vom Kommen der Flut wussten. Noah wird von Apostel Petrus im 2. Petrusbrief ein „Prediger der Gerechtigkeit“ genannt. Er hatte den Menschen das Kommen der Sintflut jahrzehntelang gepredigt, vermutlich auch mit dem Mund, aber ganz sicher durch sein Leben und seinen jahrzehntelangen Archebau. In der ganzen Welt muss sich herumgesprochen haben, dass dort ein Mann mitten im trockenen Land ein riesiges Schiff baute, und die Frage aufgeworfen haben, warum er das tat. Es war auch nicht so, dass es für sie keinen Rettungsweg gegeben hätte. Sicher hätten noch weitere Menschen in der Arche Platz finden können. Aber das Problem war, dass sie nicht bereit waren, die Botschaft Gottes zu hören und ernst zu nehmen, sondern lieber in ihrer eigenen Vorstellung bleiben und sich nur mit Dingen in dieser Welt wie essen, trinken und heiraten beschäftigen wollten. Jesus warnt, dass es bei seinem Kommen auch so sein wird.

Aber Jesus hat noch viel mehr als über Gottes Gericht zu sprechen, übere Gottes Liebe zu uns Sündern und über sein ewiges Reich gesprochen. Tatsächlich hat er in vielen Gleichnissen den Tag seiner Wiederkunft beschrieben und die Trennung der Menschen zum Gericht oder zum Himmelreich. Jesus hat klar gemacht, dass niemand sich selbst retten kann. Jesus hat uns aus seiner Gnade erwählt und ezum Glauben an ihn geführt und in seine Nachfolge berufen. Er selbst ist unsere Arche, durch die wir gerettet werden. So wie Noah im Vertrauen auf Gottes Wort sein ganzes Leben dafür einsetzte, die Arche zu bauen, sollen wir uns ganz dafür einsetzen, ganz in Jesus zu bleiben und ihm nachzufolgen. Dabei sollen wir uns klar machen, dass Gott uns viel mehr gegeben hat als Noah. Gott hat Noah eine ausführliche Anweisung und eine Verheißung der Rettung gegeben. Aber in Jesus hat Gott uns sich selbst gegeben. Jesus hat uns Gottes Liebe und Wahrheit vorgelebt und sie sichtbar und erfahrbar gemacht. Er hat in himmlischen Worten die geistliche Realität dieser Welt und der zukünftigen Welt erklärt. Schließlich ist er ans Kreuz gegangen, um für unsere ganze Verderbtheit und Sünde die Strafe mit seinem eigenen Blut zu bezahlen damit wir durch sein Blut das ewige Leben haben. Aus diesem Glauben dürfen und sollen wir täglich leben. DAs entspricht dem Archebau. Das ist auch bei uns nicht nur eine Sache des Herzens. Unser verändertes Leben und unser Mund soll all die Menschen um uns herum auf das kommende Gericht und noch mehr auf Jesu Liebe hinweisen, durch die er das Gericht schon auf sich genommen hat, sodass sie auch zu ihm zu kommen und von ihm gerettet werden und am ewigen Leben mit ihm teilhaben. Wir wissen das und wollen das, aber in der Praxis fehlt uns oft wegen der Alltagsprobleme oder wegen Enttäuschungen und dem Druck der Welt die geistliche Kraft dazu und unser Leben hat kaum Anziehungskraft. Möge Gott uns helfen, wie Noah täglich mit Gott tiefe Gemeinschaft zu haben und mit ihm zu wandeln, sodass wir aus seiner Kraft ein entschiedenes, kräftiges und anziehendes Leben mit ihm führen können. Amen! Lesen wir noch einmal das Leitwort, Vers 9: „Dies ist die Geschichte von Noahs Geschlecht. Noah war ein frommer Mann und ohne Tadel zu seinen Zeiten. Er wandelte mit Gott.“

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