Predigt: 1. Mose 4,17 – 5,32

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Menschlicher Fortschritt und die Suche nach Gott

„Lamech war 182 Jahre alt und zeugte einen Sohn und nannte ihn Noah und sprach: Der wird uns trösten in unserer Arbeit und der Mühsal unserer Hände auf dem Acker, den der HERR verflucht hat.“

(1. Mose 5,29)

Der heutige Text könnte auf dem ersten Blick etwas langweilig erscheinen. Wir haben zwei Stammbäume mit vielen Namen, die uns nicht so viel sagen scheinen. Der eine Stammbaum ist von Kain, der – wie wir letzte Woche gesehen haben – ein Brudermörder ist; kein angenehmer Zeitgenosse. Der andere Stammbaum ist von Set, der eher fromm gewesen zu sein scheint. Eine naheliegende Herangehensweise wäre, die beiden Stammbäume miteinander zu vergleichen und zu kontrastieren. Und wenn man so veranlagt ist, würde man vielleicht dazu neigen zu sagen, dass der eine Stammbaum weltlich ist, während der andere geistlich ist; der eine scheint gottlos zu sein, der andere gottesfürchtig; der eine eher negativ, während der andere eher positiv ist. Persönlich glaube ich, dass das zu vereinfacht ist. Der Autor von Genesis scheint wesentlich differenzierter zu sein. In beiden Stammbäumen geht es um Menschen. Und immer, wenn wir es mit Menschen zu tun haben, dann haben wir es mit Problemen zu tun, weil alle Menschen Probleme haben und problematisch sind. Kein Mensch ist nur gut. Gleichzeitig ist kein Mensch nur schlecht.
Ich würde folgende drei Punkte vorschlagen, über die wir nachdenken können: erstens, was wir erreicht haben; zweitens, worin wir versagt haben; drittens, was Gott für uns tut.

Erstens, was wir erreicht haben
In Kains Stammbaum sehen wir einige erstaunliche Errungenschaften, menschlicher Zivilisation. Wir finden gleich die erste Errungenschaft in Vers 17: „Und er baute eine Stadt, die nannte er nach seines Sohnes Namen Henoch.“ Der Fluch auf Kain war, dass er keine Ruhe haben würde. Hier in Vers 17 baut er eine Stadt. Es ist die erste Siedlung, die in Genesis erwähnt wird. Vielleicht ist das ein Ausdruck von Kains Wunsch, Ruhe zu finden. Seit jeher verkörpern Städte das Größte, was menschliche Zivilisation hervorbringen kann. Wenn wir uns mit den größten und besten Errungenschaften unserer Gesellschaft auseinandersetzen wollen, dann müssen wir in eine der Metropolen: Berlin, Hamburg, München, Köln. Dort befinden sich die größten Museen, dort leben die meisten Künstler, dort befinden sich die größten Opern, Theater und Konzertsäle. Die Städte bestimmen, was in ist und was out. Und in den Städten ist das Zentrum politischer Macht, egal ob Paris oder Moskau oder Seoul. Natürlich war die Stadt von Kain nicht vergleichbar mit New York. Kains Stadt war noch nicht einmal vergleichbar mit Heidelberg. Aber wir sehen hier den ersten Keim menschlicher Zivilisation. Wir sehen hier den ersten Spatenstich von New York und Tokyo.
Viele Christen scheinen gewisse Vorbehalte gegen Städte zu haben. Städte sind etwas suspekt. Weil die Stadt das Größte beherbergt, was Menschen hervorbringen können, finden wir sowohl das Beste wie auch das Schlechteste, was Menschen vollbringen können. In den USA hat man das Phänomen, dass die meisten evangelikalen Christen auf dem Land leben, während die Städte fast durchgehend säkular sind. Wir sollten uns aber dessen bewusst sein, dass Städte an und für sich gut sind. Und wir sollten uns darüber im Klaren sind, dass Gott Städte am Herzen liegen. Tim Keller hat das folgendermaßen begründet: Auf dem Land gibt es mehr Tiere als Menschen. Städte hingegen sind Orte, wo es mehr Menschen als Tiere gibt. Weil Gott Menschen mehr liebt als er Tiere liebt, muss Gott Städte mehr lieben als das Land.
Welche weiteren bedeutenden Fortschritte sehen wir? In Vers 19 begegnen wir Lamech. Lamech hatte sich zwei Frauen genommen. Es ist die erste Erwähnung einer Vielehe. (Das ist kein Fortschritt). Beide Frauen hatten Kinder. Alle Kinder von Lamech brachten Erstaunliches hervor. Drei besondere Errungenschaften sehen wir hier: Viehzucht, was wiederum voraussetzt, dass Menschen überhaupt anfingen, wilde Tiere zu isolieren, zu halten und zu domestizieren. Die nächste Errungenschaft sind Musikinstrumente: Zither und Flöten. Falls es bis dahin keine Musik gab, wurde sie erfunden. Falls es vorher Musik gab, fand die Musik ganz neue Ausdrucksformen. Die dritte Errungenschaft ist das Schmiedehandwerk. Das war natürlich die Grundlage für richtiges Werkzeug wie auch für Waffen aller Art. Alle drei gehören mit zu den größten Leistungen der frühen Menschheitsgeschichte.
Interessant ist auch, dass Kains Stammbaum Frauen erwähnt, während der Stammbaum von Set keine einzige Frau erwähnt. In Vers 22 lesen wir: „Und die Schwester des Tubal-Kain war Naama.“ Wir wissen nicht, weshalb die Schwester von Tubal-Kain erwähnt wird. Vielleicht liegt das an einer gewissen Symmetrie: zwei Kinder von der einen Frau und zwei Kinder der anderen Frau. Vielleicht war Naama auch für irgendwelchen Großtaten bekannt wie der Rest ihrer Familie.
Alle drei Erfindungen, das Domestizieren von Tieren, die Musik und das Schmiedehandwerk sind an und für sich gute Dinge. Die Frage ist, warum alle diese Dinge bei Kains Nachkommen erwähnt werden und keines davon bei den Nachkommen von Set. Ich denke nicht, dass es daran liegt, dass Sets Nachkommen nichts geleistet haben. Aber vielleicht ging es dem Autor der Genesis auch darum zu zeigen, dass Kains Nachkommen zu großen Taten in der Lage waren.
Was können wir daraus mitnehmen? Wir leben in einer Welt, in der wir die Früchte technologischer und wissenschaftlicher Durchbrüche genießen können. Fast jeder von uns hat ein Smartphone in der Tasche. Viele sehen das Smartphone als die größte technische Erfindung des 21. Jahrhunderts. Wenn wir unterwegs sind und uns in der Gegend nicht auskennen, dann benutzen wir Googlemaps mit einem GPS. Es sind für uns Selbstverständlichkeiten, und wir vergessen zu leicht, wie viele technische und wissenschaftliche Durchbrüche dafür notwendig waren. Zum Beispiel könnten wir ohne Einsteins Relativitätstheorie kein GPS benutzen.
Eine wirklich bahnbrechende Entdeckung in der Medizin sind Impfstoffe. Noch vor 150 Jahren war es durchaus normal, dass eine Familie fast die Hälfte der Kinder im Kleinkindalter verloren hat. Wir können uns das kaum vorstellen wie es wäre, wenn bis zur Hälfte der Kinder unserer Gemeinde jetzt im Grab liegen würde. Die hohe Kindersterblichkeit wurde erst durch zwei wichtige Erneuerungen besiegt: Kanalisation und Impfstoffe. Pocken, Polio, Dyphterie sind Krankheiten, an denen früher Millionen von Menschen erkrankt und viele verstorben sind, vor allem Kinder. Heute gilt Pocken als ausgerottet und Polio und Dyphterie als fast besiegt.
Noch einmal, wir genießen die Früchte dieser Anstrengungen. Wir genießen den Komfort oder einfach die Tatsache, dass wir aufgrund mancher von diesen Erfindungen überhaupt am Leben sind. Ich gehe davon aus, dass die meisten Erfinder und Wissenschaftler, die dahinterstanden, keine Christen waren. D.h., in der säkularen Welt sehen wir, wie Menschen immer und immer wieder Großartiges leisten und herausragende Lösungen auf große Probleme finden. Wir sollten dankbar für ihre Errungenschaften sein.
Leider haben wir Christen aber nicht unbedingt den Ruf, offen zu sein für wissenschaftliche Erneuerungen. Hier sind ein paar Beispiele. Ende März hatten die allermeisten westlichen Länder verstanden, dass die Coronavirus-Pandemie ein ernsthaftes Problem ist. Zu diesem Zeitpunkt ist in der New York Times ein Artikel erschienen, in welcher die christliche Rechte für ihre antiwissenschaftliche Haltung kritisiert wurde. Der Titel des Artikels lautete: „die wissenschaftsfeindliche Haltung religiösen Rechten lähmt unsere Antwort auf die Coronakrise.“ In dem Artikel kritisierte die Autorin unter anderem Pastoren, die sich weigerten, den Ernst der Lage anzuerkennen und sich weiterhin persönlich zum Gottesdienst versammelten.
Der Großteil der Christen in Deutschland glaubt, dass Adam und Eva vor weniger als 10.000 Jahren erschaffen wurden. Viele halten die Evolutionstheorie für ideologischen Unfug im Deckmantel der Wissenschaft. Viele Christen glauben auch nicht an den von Menschen verursachten Klimawandel. Wie die meisten von euch wissen, habe ich was diese Themen angeht einen anderen Standpunkt. Ich kann niemanden von euch vom Gegenteil überzeugen. Aber aufgrund vom heutigen Text möchte ich gerne dazu einladen, eine größere Offenheit für das zu haben, was Menschen mit oder ohne Gott vollbringen. Und wir Christen sollten die ersten sein, die eine intellektuelle Neugier haben, den Indizien dorthin zu folgen, wohin sie uns leiten.
Der erste Punkt ist: seit jeher sind Menschen zu großartigen Errungenschaften in der Lage.

Zweitens, worin wir versagt haben
Wir finden einen Hinweis in den Versen 23 und 24 für das völlige Versagen der Menschheit: „Und Lamech sprach zu seinen Frauen:
Ada und Zilla, höret meine Rede,
ihr Frauen Lamechs, merkt auf, was ich sage:
Einen Mann erschlug ich für meine Wunde
und einen Jüngling für meine Beule.
Kain soll siebenmal gerächt werden,
aber Lamech siebenundsiebzigmal.“
Diese Verse sind vermutlich eine Art Lied. Wir sehen hier ein Musterbeispiel für hebräische Poesie (Parallelismen). Diese Verse zeigen uns, dass Lamech vor allen Dingen ein barbarischer und gewalttätiger Mensch war. Aus anscheinend geringen Anlässen hatte er Menschen umgebracht. Nicht nur das, er schreckte nicht davor zurück, Jungen, also Kinder, zu erschlagen. Nicht nur das, er brüstete sich sogar damit. Er war auch noch stolz darauf, ein mehrfacher Mörder zu sein. Es zeigt, wie wenig Wert ein Menschenleben für ihn hatte: im Prinzip keinen Wert.
Das weist auf unser Versagen hin. Inwiefern tut es das? Es zeigt, dass trotz aller großen kulturellen und technischen Errungenschaften die Menschen nicht in der Lage sind, ihre eigene Bosheit in den Griff zu bekommen. Hier ist das Revolutionäre an dem, was der Text sagt: ganz egal wie technologisch entwickelt eine Gesellschaft ist, ganz egal wie reich und wohlhabend ein Land ist, ganz egal wie gebildet und kultiviert eine Gemeinschaft ist, Menschen werden niemals in der Lage sein, das Böse zu besiegen. Denken wir zum Beispiel über Reichtum nach: wir haben den Luxus, in einem der wohlhabendsten Länder in der Geschichte der Menschheit zu leben. Der Reichtum hat sicherlich dazu beigetragen, dass Deutschland eines der sichersten Länder der Welt ist. Und trotzdem gibt es immer noch Verbrechen in unserem Land. Trotzdem gibt es Ausbeutung, Ungerechtigkeit und Rassismus. Trotzdem ist unser Land nicht so großzügig wie es sein sollte. Wir würden alle diese Formen von Bosheit auch dann noch unter uns sehen, wenn unser Land noch reicher wäre.
Oder man könnte meinen, dass Bildung hilft, die Bosheit zu besiegen. Und in der Tat ist Bildung ein wichtiger Faktor dafür, die Gesellschaft gerechter und besser zu machen. Keine Frage. Und trotzdem liegt unser Versagen nicht darin begründet, dass wir zu wenig Bildung haben oder zu wenig wissen. Unser Versagen liegt nicht darin, dass wir nicht wissen was gut und böse ist. Lamech hatte ein ziemlich klares Verständnis davon, dass Mord böse ist. Lamech wusste, dass es ein moralisches Gebot gab, unter dem Mord verboten war. Es war ihm nur schlichtweg egal.
Was stellen wir dann fest? Städtebau, Viehzucht, Musik und Schmiedehandwerk führten zu großen Veränderungen und Verbesserungen unserer Umgebung. Aber die Umgebung ist nicht das eigentliche Problem des Menschen. Das Problem der Bosheit sind wir selbst. Das Problem der Sünde ist tief in unseren Herzen verwurzelt. Das Problem der Bosheit ist so tief in uns verankert, dass wir selbst dann Verbrechen begehen würden, wenn wir in einer absolut perfekten und heilen Welt leben würden. Als gefallene Menschen würden wir auch dann noch sündigen, wenn wir im absoluten Paradies sind. Und das macht uns zu hoffnungslos widersprüchlichen Wesen. D.A. Carson sagte: „Wir Menschen sind uns selbst ein Rätsel. Wir sind rational und irrational, zivilisiert und grausam, fähig zu tiefer Freundschaft und mörderischer Feindschaft, frei und gefangen, der Höhepunkt der Schöpfung und die größte Gefahr für dieselbe. Wir sind Rembrandt und Hitler, Mozart und Stalin, Antigone und Lady Macbeth, Rut und Isabel. ‚Was für ein Kunstwerk’, sagt Shakespeare über die Menschen. „Wir sind sehr gefährlich“, schreibt Aurthur Miller in Nach dem Sündenfall.“ Und das sind wir.
Die Tatsache, dass wir Menschen nicht in der Lage sind, das Problem unserer Bosheit in den Griff zu bekommen, weist auf etwas noch Größeres hin. Wir sind nicht in der Lage den Tod zu überwinden. Und vor allem sind wir nicht in der Lage, durch unsere Anstrengungen Gott selbst zu finden. Im Jahr 410 wurde das „ewige und unbesiegbare“ Rom von Alarich I, König der Westgoten, erobert und geplündert. Die Eroberung Roms war ein riesiger Schock. Bald wurden Stimmen laut, die behaupteten, dass Rom nur deshalb gefallen war, weil das Christentum zur Staatsreligion geworden war. Viele wollten zurück zu den römischen Göttern. Als Antwort auf diese Anschuldigung schrieb Augustinus sein größtes Werk: „De Civitate Dei“. Im deutschen wird der Titel übersetzt als „Der Gottesstaat“. Ich finde die Übersetzung „die Stadt Gottes“ besser. Es ist ein Mammutwerk. Augustinus sagt, dass es auf der einen Seite die irdische Stadt gibt und auf der anderen Seite die Stadt Gottes. Stephen Surh hat das ganze Buch gelesen (je nach Ausgabe sind das um die 1,400 Seiten). Seine Zusammenfassung von dem ganzen Werk war folgende: alle menschlichen Leistungen, alle menschlichen Errungenschaften in allen Bereichen, egal ob Politik, Religion, Philosophie etc. sind unzureichend, um Gott zu erfassen. Die Stadt Gottes ist unerreichbar für die irdische Stadt.
Und das ist es, was wir von Kains Stammbaum lernen können. Trotz aller Errungenschaften schaffen wir es nicht, das Böse zu bezwingen und Gott zu finden.

Drittens, was Gott für tut
Wir finden mindestens drei Hinweise auf das, was Gott tut. Am Ende von Kapitel 4,26 lesen wir: „Zu der Zeit fing man an, den Namen des HERRN anzurufen.“ Die Menschen damals fingen an zu beten. Allein die Tatsache, dass das hier Erwähnung findet, zeigt, dass die Menschen nicht in den luftleeren Raum hinein gebetet haben. Die Menschen beteten, und Gott ließ sich von den Menschen finden.
Wir finden einen weiteren Hinweis in Kapitel 5,22-24. Diese Verse handeln von meinem Namensgeber. Wenn wir die Stelle über Henoch mit den Versen vorher und nachher vergleichen, stellen wir fest, wie sehr er aus der Reihe tanzt. Über die Ahnen vorher und nachher heißt es: „Person wurde X Jahre alt und zeugte Sohn und lebte danach X Jahre und zeugte Söhne und Töchter, dass sein ganzes Alter ward X Jahre, und starb.“ Über Henoch heißt es: „Henoch war 65 Jahre alt und zeugte Metuschelach.“ Jetzt würden wir erwarten, wieviele Jahre er noch lebte. Aber stattdessen lesen wir: „Und Henoch wandelte mit Gott.“ Dann erst folgt die Angabe wie lange er noch lebte und dass er Söhne und Töchter zeugte. Vers 23 sagt: „dass sein ganzes Alter ward 365 Jahre.“ Hier müsste jetzt eigentlich stehen, dass er starb. Stattdessen heißt es: „Und Henoch wandelte mit Gott und ward nicht mehr gesehen, denn Gott hatte ihn entrückt.“ Danach geht es im Stammbaum weiter wie vorher.
Eine Sonntagsschullehrerin hatte die Geschichte von Henoch folgendermaßen zusammengefasst: jeden Tag machte Henoch mit Gott einen Spaziergang. Wenn der Tag sich neigte und es Zeit war umzukehren, fragte Henoch Gott: „Ich muss zurück nach Hause. Kommst du mit?“ Und Gott antwortete: „Okay.“ Irgendwann nach 365 Jahren waren Henoch und Gott wieder spazieren. Als es Zeit war, umzukehren, fragte Henoch wieder: „Ich muss wieder zurück. Kommst du wieder mit zur mir nach Hause?“ Gott antwortete dann: „Die letzten 365 Jahre hast du mich jedes Mal zu dir nach Hause eingeladen. Möchtest du heute vielleicht zu mir nach Hause?“ Henoch antwortete: „Okay.“ Und seitdem ist Henoch bei Gott zu Hause.
Das Wort „wandeln“ drückt eine richtige Freundschaft aus. Bis auf den heutigen Tag ist das „gemeinsam unterwegs sein“ ein Inbegriff für Freundschaft. Ich bin mir sicher, dass jeder von uns dazu Erfahrungen hat. Eine sehr amerikanische Erfahrung ist es, Road Trips zu machen: man ist viele Stunden am Tag im Auto eingeschlossen unterwegs auf nicht enden wollenden Landstraßen oder Autobahnen, unterbrochen von irgendwelchen Dinners. Sam und ich hatten über ein Wochenende einen solchen Roadtrip unternommen: sieben Stunden hin und sieben Stunden zurück. Und wir haben uns fast die ganze Fahrt über unterhalten. So etwas schweißt zusammen.
Hier im Text sehen wir etwas ungleich viel Wunderbareres: ein Mensch wandelt mit Gott. Ein Mensch bekommt das Privileg ein Freund Gottes zu werden, und Gott wird der beste Freund dieses Menschen. Wir haben gesehen, dass trotz aller Errungenschaften, der Mensch Gott nicht erfassen kann. Aber hier lässt sich Gott auf den Menschen ein in inniger, tiefer Gemeinschaft.
Einen dritten Hinweis finden wir in den Versen 28 und 29. Wieder begegnet uns ein Lamech, aber dieses Mal ein ganz anderer Lamech. Er hat einen Sohn. Über diesen Sohn sagt er: „Der wird uns trösten in unserer Arbeit und der Mühsal unserer Hände auf dem Acker, den der HERR verflucht hat.“ Wie wir nächste Woche sehen war Noah auch jemand, der mit Gott wandelte. Und vielleicht brachte Noah etwas Trost. Aber gleichzeitig war auch Noah jemand, der nicht frei von Sünde war.
Hier ist der Punkt: die Freundschaft zwischen Gott und Henoch und der Trost von Noah sind Hinweise auf das, was Gott später tun würde. Die Beziehung dieser Männer mit Gott war so einzigartig, dass Genesis das hervorhebt. Aber es würde der Tag kommen, an dem Gott diese Freundschaft allen Menschen anbietet. In Johannes 15 sagt Jesus seinen Jüngern: „Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch gebiete. Ich nenne euch hinfort nicht Knechte; denn der Knecht weiß nicht, was sein Herr tut. Euch aber habe ich Freunde genannt; denn alles, was ich von meinem Vater gehört habe, habe ich euch kundgetan.“ Gott vollbringt das, was kein Mensch erreichen konnte. Er wird Mensch und kommt zu uns. In Jesus Christus bietet Gott uns seine Freundschaft an. Jesus ist die Person, auf die Henoch und Noah hinweisen. Wenn wir uns auf diesen Jesus einlassen, wenn wir an diesen Jesus glauben, dann lässt Gott uns eintreten in den Kreis seiner Freunde. Es ist das Größte und das Höchste, worauf sich ein Mensch einlassen kann.
Mein Gebet und mein Wunsch ist, dass unsere Gemeinde eine Gemeinschaft von Menschen sein kann, die mit Gott wandeln. Mein Gebet und mein Wunsch ist, dass jeder einzelne von uns dadurch eine Quelle des Trostes werden kann.

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