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Gott war mit Josef
„Und der Herr war mit Josef, sodass er ein Mann wurde, dem alles glückte. Und er war in seines Herrn, des Ägypters, Hause. Und sein Herr sah, dass der Herr mit ihm war; und alles, was er tat, ließ der Herr in seiner Hand glücken.“
(1. Mose 39,2.3)
Unser heutiger Text knüpft an Kap. 37 an, wo wir erfahren haben, dass Josef von seinen Brüdern aus Neid an ausländische Händler verkauft und nach Ägypten gebracht wurde. Das Leben von Josef, einem siebzehnjährigen Teenager, hat sich dadurch von heute auf morgen radikal verändert. Der Lieblingssohn des Vaters zu Hause wurde ein Sklave im Ausland. Wie konnte Josef mit all den traumatischen Ereignissen fertig werden? Wie ging sein Leben weiter? Lasst uns heute durch die Person Josefs erfahren, mit was für einem Glauben er in Ägypten lebte. Lasst uns vor allem Gott kennenlernen, der immer mit Josef war!
Teil 1: Josef als Sklave von Potifar (1-6)
Betrachten wir den Text. Josef wurde von den Kaufleuten nach Ägypten geführt und von einem Ägypter namens Potifar, einem hohen Beamten des Pharao, dem Obersten der Leibwache, als Sklave gekauft. Was für eine drastische Veränderung bedeutete das für Josef! Als Sklave hatte er keine Freiheit mehr und musste jeden Tag von morgens bis abends hart arbeiten und den Befehlen der Aufseher gehorchen. Sklaven bekamen für ihre Arbeit keinen Lohn, sondern nur zu essen, damit sie am nächsten Tag wieder arbeiten konnten. Wenn sie nicht die erwartete Leistung erbrachten, wurden sie bestraft, oft mit Schlägen. Als Jugendlicher war Josef der Allerunterste in der Hierarchie und musste allen gehorchen, die etwas von ihm wollten. Wir können uns kaum vorstellen, wie sehr er gelitten haben muss. Er hatte niemanden, an den er sich wenden konnte; er konnte noch nicht einmal ihre Sprache verstehen. Sklaven konnten weder kündigen noch fliehen, sondern mussten bis zum Tod als Sklaven leben. Josefs Situation war leidvoll und sah dunkel und hoffnungslos aus.
Was geschah aber? Die Verse 2 und 3 sagen: „Und der HERR war mit Josef, sodass er ein Mann wurde, dem alles glückte. Und er war in seines Herrn, des Ägypters, Hause. Und sein Herr sah, dass der HERR mit ihm war; und alles, was er tat, ließ der HERR in seiner Hand glücken.“ Gott war mit Josef in Potifars Haus und stand ihm bei. Gott ließ Josef alles gelingen, was immer er auch machen musste. Gott segnete sein Tun so sehr, dass er ein Mann wurde, dem alles glückte; wörtlich heißt es, dass er „ein Mann des Gelingens“ wurde. Was immer er auch in die Hand nahm, gelang gut, sodass er in Potifars Haus arbeiten durfte. Dort konnte Potifar sehen, dass Gott mit Josef war und ihm alles gelingen ließ, was er in die Hand nahm. Josef fand in Potifars Augen Gnade und wurde sein Diener. „Er setzte ihn über sein Haus; und alles, was er hatte, gab er in seine Hände“ (5). Durch Gottes Segen wurde Josef schließlich der Verwalter von Potifars ganzem Haushalt. Als hoher Beamter des Königs hatte Potifar sicher einen großen Besitz mit Landwirtschaft und vielen Bediensteten. Plötzlich war er für viele Dinge zuständig, die er nie gelernt hatte, zum Beispiel den Einkauf und Verkauf von Waren, das Personal, die Buchhaltung usw. Doch alle Arbeiten gelangen Josef gut, nicht nur weil er fähig war und fleißig arbeitete. Die Verse 5 und 6a sagen: „Und von der Zeit an, da er ihn über sein Haus und alle seine Güter gesetzt hatte, segnete der HERR des Ägypters Haus um Josefs willen, und es war lauter Segen des HERRN in allem, was er hatte, zu Hause und auf dem Felde. Darum ließ er alles in Josefs Händen, was er hatte, und kümmerte sich selbst um nichts außer um das, was er aß und trank.“ Gott war mit Josef und segnete seine Arbeit so sehr, dass in allen Bereichen von Potifars Haushalt Gottes Segen sichtbar wurde.
Josef wusste nicht, warum er aus seiner Familie herausgerissen und nach Ägypten verkauft worden war und als Sklave leben musste. Er hatte viele Fragen, auf die er keine richtige Antwort hatte. Aber Josef glaubte weiter an Gott und vertraute auf seine Souveränität und Liebe und seinen guten Plan. In solchem Vertrauen nahm er die neuen Umstände in seinem Leben an und tat sein Bestes, um die jeweiligen Aufgaben, die er zu tun bekam, gut zu erfüllen, sodass Gott geehrt würde. Weil Josef auch in seinem Leiden Gott als Gott achtete und ihm vertraute, konnte Gott auch dann mit ihm sein. Weil Josef weiterhin Raum in seinem Herzen hatte, konnte Gott jeden Tag mit ihm Gemeinschaft haben und sein Leben sichtbar segnen. Wie sehr muss die tägliche Gemeinschaft mit Gott Josef in seinem Kummer getröstet haben. Wie sehr muss es ihn ermutigt haben, dass Gott auch sichtbar mit ihm war indem er ihm alles, was er tat, gelingen ließ.
Eigentlich hat kein Mensch es verdient, dass Gott mit ihm ist, natürlich auch Josef nicht. Auch er war ein Sünder. Aber Gott ist gnädig und ist treu. Deshalb war Gott mit Josef und stand ihm bei, als er von allen Menschen verlassen wurde. Gott stand ihm bei und ließ ihn vom untersten Sklaven zum Diener Potifars und zum Verwalter seines ganzen Haushalts werden. Gott war mit Josef, weil Gott Abraham, Isaak und Jakob verheißen hatte, ihre Nachkommen zu segnen. Wie gnädig und treu ist dieser Gott! Der Abschnitt endet mit den Worten: „Josef war schön an Gestalt und hübsch von Angesicht“ (6b). Diese Worte sind eine Überleitung zum folgenden Abschnitt, in dem Josefs Leben noch einmal eine dramatische Wendung nahm.
Teil 2: Josef widersteht der Versuchung durch Potifars Frau (7-20)
Der Vers 7 sagt: „Und es begab sich danach, dass seines Herrn Frau ihre Augen auf Josef warf und sprach: Schlafe bei mir!“ Nachdem Josef durch Gottes Segen zum Verwalter über Potifars Haus aufgestiegen war, wurde er schwer versucht. Potifars Frau, die quasi Josefs Chefin war, versuchte Josef zu verführen. Für Josef, der ein junger Mann war und keine Perspektive hatte zu heiraten, war das sicher keine leichte Versuchung, zumal Potifars Frau ihn nicht nur einmal, sondern täglich bedrängte (10). Aber wie reagierte Josef? Die Verse 8 und 9 sagen: „Er weigerte sich aber und sprach zur Frau seines Herrn: Siehe, mein Herr kümmert sich selbst um nichts, was im Hause ist, und alles, was er hat, das hat er in meine Hände gegeben; er ist in diesem Hause nicht größer als ich, und er hat mir nichts vorenthalten außer dir, weil du seine Frau bist. Wie sollte ich denn nun ein solch großes Übel tun und gegen Gott sündigen?“
Josef widerstand der Versuchung konsequent. Seine Antwort zeigt uns viel über seine Einstellung und seine Haltung Gott und seinen Mitmenschen gegenüber. Er hätte denken können, dass Potifar es wahrscheinlich nicht mitbekommen würde, wenn er einmal ihrem Drängen nachgeben würde. Viele werden in so einer Situation schwach und lassen sich verführen, indem sie sich mit dem Gedanken betrügen, dass einmal nachzugeben nicht schlimm wäre. Aber Josef lebte nicht vor den Menschen, sondern vor Gott. Er achtete und liebte Gott und lebte in einer lebendigen Beziehung zu ihm; deshalb kam es für ihn nicht in Frage, gegen Gott zu sündigen. Seine Antwort zeigt auch, dass er auch Potifar nicht betrügen wollte, weil er dankbar für die Gunst war, die er ihm erwiesen hatte. Josef widerstand der Versuchung, weil er dafür dankbar war, dass Gott mit ihm war.
Durch Josefs Worte und sein Verhalten in diesem Abschnitt können wir besser verstehen, wie Josef gesinnt war bzw. wieso Gott mit ihm sein konnte. Er hatte es trotz all seinem Leiden und vielen Fragen, auf die er keine Antwort hatte, nicht erlaubt, dass sich Zweifel an Gottes Souveränität und Liebe in seinem Herzen festsetzen. Er hatte erfolgreich darum gekämpft, den Glauben an Gottes Liebe und an seinen guten Willen festzuhalten. Dadurch hatte er verhindert, dass sein Herz von schicksalhaften Gedanken, Bitterkeit und Hass gegen seine Brüder erfüllt wird. Deshalb war er auch in der Lage, die Gnade und Gunst, die er von Gott und von Menschen bekam, wirklich wahrzunehmen und dafür dankbar zu sein. Die Dankbarkeit gab ihm Kraft, weder Gott noch Potifar zu betrügen. Wenn wir ohne lebendigen Glauben und ohne Dankbarkeit leben, können wir leicht zu verschiedenen Sünden verführt werden. Aber Josef konnte auch in schwierigen Zeiten die starke Versuchung überwinden, weil er in seinem Herzen Glauben, Achtung und Liebe zu Gott und zu seinen Mitmenschen behielt.
Was passierte dann, als Josef sich Tag für Tag standhaft weigerte, dem Drängen von Potifars Frau nachzugeben? Eines Tages, als er im Haus seine Arbeit tat, erwischte sie ihn an seinem Kleid und bedrängte ihn, mit ihr zu schlafen. Aber Josef blieb auch da fest und riss sich von ihr los und rannte weg. Als Potifars Frau sah, dass Josef sie nicht verführen konnte, beschloss sie, sich an ihm zu rächen. Als Potifar nach Hause kam, behauptete sie, Josef habe sie vergewaltigen wollen und sei dann geflohen, und zeigte ihm Josefs Gewand in ihrer Hand als vermeintlichen Beweis. Potifar glaubte seiner Frau und wurde sehr zornig. Er ließ Josef ins Gefängnis werfen, in dem die Gefangenen des Königs waren.
Teil 3: Josef im Gefängnis (21-23)
Josef erlebte nochmal einen Verrat und einen dramatischen Absturz in seinem Leben. Er hatte sich nichts zuschulden kommen lassen, sondern war Gott und seinem Herrn gegenüber treu geblieben. Er konnte nicht verstehen, warum Gott das zugelassen hat und er nun in einem Hochsicherheitsgefängnis war. Damals gab es kein Recht auf ein ordentliches Gerichtsverfahren, schon gar nicht für Sklaven. Deshalb gab es für ihn menschlich gesehen keine Hoffnung, wieder herauszukommen, zumal er von einem hohen Beamten des Königs persönlich verurteilt worden war. Josef musste wieder gegen Zweifel an Gottes Liebe und gegen schicksalhafte Gedanken kämpfen, auch gegen Hass und Rachegedanken gegenüber Potifars Frau. Er musste mehrere Jahre lang im Gefängnis bleiben.
Doch wie half Gott Josef im Gefängnis? Die Verse 21-23 berichten: „Aber der HERR war mit Josef und neigte ihm die Herzen zu und schenkte ihm die Gunst des Amtmanns über das Gefängnis, sodass der ihm alle Gefangenen im Gefängnis in seine Hand gab, und alles, was dort zu tun war, geschah durch ihn. Der Amtmann über das Gefängnis kümmerte sich um nichts; denn der HERR war mit Josef, und was er tat, dazu gab der HERR Glück.“ Gott war auch im Gefängnis mit Josef. Gott ließ ihn die Gunst des Gefängnisdirektors erlangen, der ihm alle Gefangenen unterstellte. Gott ließ alles glücken, was Josef im Gefängnis tat, sodass der Gefängnisleiter ihm praktisch die Verwalter des ganzen Gefängnisses anvertraute und sich um nichts mehr kümmerte, außer darum, was er aß und trank.
Hier endet unser heutiger Text. Was können wir hier lernen? Wie leicht geraten wir in Zweifel an Gottes Liebe, wenn in unserem Leben Dinge nicht so laufen, wie wir es uns vorgestellt haben, oder wenn Probleme auftreten, für die wir keine Lösung haben, insbesondere, wenn wir denken, dass wir solche Probleme nicht „verdient“ hätten. Mit so einer selbstgerechten Haltung wird unser Herz leicht verbittert und hart und verschlossen gegenüber Gott, sodass wir nicht mehr wahrnehmen, dass er uns weiterhin liebt, und keine richtige Gemeinschaft mehr mit ihm haben können. Unser Herz wird dann auch gegenüber anderen Menschen hart, sodass wir nicht mehr sehen können, was sie für uns tun, geschweige denn, was für Bedürfnisse sie haben und was wir für sie tun könnten.
Wieso war Gott mit Josef? Gott war mit Josef, weil er ihn liebte. Gott konnte mit Josef sein, weil Josef auch nach diesem „Schicksalsschlag“ nicht zuließ, dass sein Herz von Zweifeln, schicksalhaften Gedanken oder von Hass erfüllt wird. Gott konnte Josefs Arbeit segnen, weil er im Herzen frei war und von ganzem Herzen arbeitete. Gott konnte mit Josef sein, weil Josef Raum für Gott in seinem Herzen hatte und Raum für seine Mitmenschen. Jemand könnte fragen: Warum hat Gott, der mit Josef war, ihn nicht ganz vom Sklavendienst befreit und ihn aus dem Gefängnis herausgeholt? Das ist eine verständliche Frage, die nicht so leicht zu beantworten ist. Aber Gottes Liebe drückt sich in unserem Leben nicht immer so aus, wie wir es erwarten oder uns wünschen würden. Gottes Liebe ist keine verwöhnende Liebe, die Menschen einfach so lässt, wie sie sind, sondern sie hat ein Ziel. Gott ließ in Josefs Leben verschiedene Leiden zu, durch die er im Glauben wachsen und in seiner Persönlichkeit rein und reif werden konnte. Die Leiden waren eine Schule, durch die Josef für die große Aufgabe vorbereitet werden sollte, die Gott ihm in seinem Rettungswerk geben wollte. Aber Gott ließ Josef keinen Moment allein, sondern war immer mit ihm und zeigte ihm praktisch seine Liebe, sodass er nicht nur die Schwierigkeiten ertragen, sondern daran wachsen und sich wertvolle Eigenschaften bilden konnte, wie Demut, festes Vertrauen und Treue zu Gott und wahre Liebe zu Gott und zu seinen Nächsten. In den kommenden Kapiteln werden wir sehen, wie diese edlen Eigenschaften tatsächlich in Josef entstanden sind und wie Gott ihn dadurch für ein großes Rettungswerk in wertvoller Weise gebrauchen konnte.
Möge Gott uns helfen, niemals an Gottes Souveränität und Liebe zu zweifeln, auch wenn in unserem Leben Dinge passieren, die wir nicht wollten und nicht verstehen. Lasst uns von Josef lernen, in allen Situationen an Gott zu glauben und auf seine Liebe und seinen guten Willen zu vertrauen, sodass er weiterhin immer mit uns sein und uns recht führen kann und uns zu seiner Zeit für sein großes Rettungswerk gebrauchen kann!