Predigt: 1. Mose 2,4 – 25

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Gott machte das Paradies

„Und Gott der Herr pflanzte einen Garten in Eden gegen Osten hin und setzte den Menschen hinein, den er gemacht hatte.“

(1. Mose 2,8)

In Kap. 1 haben wir erfahren, wie Gott am Anfang Himmel und Erde schuf und wie er in sechs Tagen aus einer chaotischen Erde eine schöne Welt voller Leben schuf, in der alles sehr gut war. Letzte Woche haben wir gehört, dass Gott am siebten Tag ruhte und diesen Tag segnete und heiligte. Damit schenkte Gott uns Menschen einen Ruhetag in der Woche und wies auch auf die ewige Ruhe hin, die er für seine Schöpfung vorgesehen hat. Unser heutiger Text berichtet gezielt über die Erschaffung des Menschen und darüber, was für eine schöne Umgebung Gott für den Menschen schuf. Dabei verzichtet der Verfasser bewusst darauf, die Ereignisse in chronologischer Reihenfolge zu berichten, da er sich ganz darauf konzentriert, wie Gott den Menschen machte und wie er die Umgebung für ein glückliches Leben des Menschen schuf. Lasst uns heute Gottes Werk für den Menschen kennenlernen!

Der Text beginnt mit einer Überleitung vom Bericht über die gesamte Schöpfung in Kap. 1. Die Verse 5 und 6 sagen, dass die Sträucher auf dem Felde noch nicht auf Erden waren und all das Kraut auf dem war noch nicht gewachsen war, weil Gott es noch nicht hatte regnen lassen. Nur ein Nebel stieg von der Erde auf und befeuchtete das ganze Land. Und dann kommt der Text schon zum Thema, indem er sagt, dass es noch keinen Menschen gab, der das Land bebaute.
Vers 7 sagt: „Da machte Gott der Herr den Menschen aus Staub von der Erde und blies ihm den Odem des Lebens in seine Nase. Und so ward der Mensch ein lebendiges Wesen.“ Gott bildete den Menschen aus Staub von der Erde, einem Stoff, der an sich geringen Wert hat, und blies ihm den Odem des Lebens in die Nase. „Lebendiges Wesen“ (hebräisch: näfäsch) bedeutet, dass der Mensch lebendig ist wie das leben­dige Getier im Wasser, die Vögel unter dem Himmel (1,20) und das lebendige Getier auf Erden (1,24). Als eine biologische Einheit un­ter­scheidet sich der Mensch also in dieser Hinsicht nicht von den Tieren. Aus materieller Sicht besteht ein Mensch aus einer Reihe von chemischen Ele­men­ten und viel Wasser und ist nicht viel wert.

Aber dass der Mensch aus Staub von der Erde ge­macht wurde, ist nicht alles, was ihn aus­macht. Denn unter allen Lebewesen erhob Gott einzig und allein den Menschen, indem er ihn nahm und ihm den Odem des Lebens in die Nase blies. Dieses Handeln Gottes war sehr demon­strativ. Das hebräische Wort für Odem bedeutet auch Geist; und der Geist ist es, der den Menschen das wahre und ewige Leben verleiht. Erst nachdem Gott dem Menschen den Odem des Lebens in seine Nase geblasen hat, heißt es: „Und so ward der Mensch ein lebendiges Wesen.“ Das Leben des Menschen ist also doch von anderer Qualität als das der Tiere. Während das Bild Gottes in Kapitel 1,27 sich auf Gottes Eigenschaften in den Menschen bezieht, bezieht sich der Odem auf das Leben Gottes im Menschen. Die Tatsache, dass Gott dem Menschen den Odem des Lebens eingehaucht hat, sagt zwar nicht direkt, dass der Mensch ein Wesen für das ewige Leben ist. Im Hinblick darauf, dass Gott danach im Garten den Baum des Lebens pflanzte und im Zusammenhang mit der ganzen Bibel können wir erkennen, dass Gott dem Men­schen von Anfang an das ewige Leben zugedacht hat.

Der Mensch, den Gott auf diese Weise geschaffen hat, hat physische Bedürfnisse wie essen, schlafen, sich ausruhen usw. Er hat aber auch das Bedürfnis nach einer persönlichen Beziehung zu Gott und nach Gemeinschaft mit ihm. Unsere Seele sehnt sich nach seiner Gemeinschaft, wie ein Psalmist ausrief: „Wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser, so schreit meine Seele, Gott, zu dir. Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott“ (Ps 42,2.3). Obwohl sich die meisten Menschen in ihrem Leben vor allem auf ihre physischen Bedürfnisse und ihr Bedürfnis nach Anerkennung und Selbst­ent­faltung konzentrieren, sollen wir unser Leben auf einer geistlichen Ebene führen. Denn der Mensch ist ein Wesen, das von Anfang an für eine persönliche Beziehung zu Gott gedacht war und das durch diese Beziehung leben soll.

Was für eine Umgebung bereitete Gott für den Menschen vor? Betrachten wir Vers 8. Der Verfasser berichtet: „Und Gott der Herr pflanzte einen Garten in Eden gegen Osten hin und setzte den Menschen hinein, den er gemacht hatte.“ Gott bereitete in Eden einen wunder­schönen Garten als ideale Lebensumgebung für den Menschen vor, damit er dort voller Freude leben sollte. Das Wort „Eden“ bedeutet Freude. Dieser Garten wird wegen seiner Schönheit auch „Paradies“ genannt, aus dem persischen abgeleitet, wo es besonders schöne Gärten gab. In diesem Garten sollte der Mensch den vollen Segen Gottes genießen und alles haben, was er braucht, um glück­lich zu sein. In diesem Werk Gottes zeigt sich seine große Liebe zu uns Menschen.

Wie sah dieses Paradies aus? Betrachten wir die Verse 9-14. Gott ließ aus der Erde allerlei Bäume aufwachsen, die viele verschiedene Sorten von Früchten trugen, die alle „gut zu essen“, also lecker und nahr­haft waren. Der Mensch konnte jederzeit etwas essen, wenn er Hunger hatte, und konnte spontan wählen, was gerade wollte. Gott achtete auch auf das Schönheitsgefühl des Menschen. Darum waren die Bäume und ihre Früchte auch verlockend anzusehen. Außerdem ließ Gott mitten im Garten besondere Bäume aufwachsen, nämlich den Baum des Lebens und den Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen. Es ging auch ein Strom von Eden aus und bewässerte den Garten. Er führte so viel Wasser, dass sich er sich in vier Hauptarme teilte. Der erste hieß Pischon und floss um das ganze Land Hawila; dort konnte man kostbares Gold und interessante Edelsteine finden. Der zweite Strom hieß Gihon und floss um das ganze Land Kusch. Während uns diese zwei Ströme unbekannt sind, war der dritte Strom der bekannte Tigris, der östlich von Assyrien fließt, und der vierte der Euphrat. Dieser Strom zeigt sinnbildlich den Strom des Segens, der ständig durchs Paradies floss. Die Tatsache, dass dieser Strom sich von dort verbreiteten, deutet an, dass Gott seinen Segen vom Paradies aus auf die ganze Erde ausbreiten wollte. Wie gerne würden wir im Paradies leben!

Was tat Gott weiter für das Glück des Menschen? Vers 15 sagt: „Und Gott der Herr nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, dass er ihn bebaute und bewahrte.“ Gott gab dem Menschen –auf den ersten Blick vielleicht erstaunlich – eine Aufgabe. Das Paradies war kein Ort wie das so genannte Schlaraffenland, wo man nichts tut und isst. Der Mensch sollte den Garten bebauen und ihn auch bewahren. Gott wollte, dass der Mensch seinen Verstand, Willen und Kraft für die Aufgabe Gottes einsetzt und sie erfüllt. Schon gleich nach der Erschaffung hatte Gott den Menschen mit den Worten gesegnet: „Und Gott segnete sie und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und machet sie euch untertan und herrschet über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über alles Getier, das auf Erden kriecht“ (1,28). Diese Aufgabe erhob den Menschen unter allen Geschöpfen. Gott wollte, dass der Mensch den Garten und letztlich die ganze Erde an seiner Stelle verwaltet. Der Mensch ist auf der Erde Gottes Stellvertreter und sein Bevoll­mäch­tigter, der in seinem Auftrag die Schöpfung verwalten soll. Die Aufgabe, den Garten zu bebauen und zu bewahren, können wir als eine Konkretisierung des Auftrags in Kapitel 1,28 verstehen. Hier können wir erkennen, dass Gott uns Menschen von Anfang eine Aufgabe zugedacht hatte, und dass Gottes Aufgabe für uns ein Segen ist.

Nach dem Sündenfall wurde dem Menschen anstatt der Aufgabe von Gott die Arbeit ums Überleben auferlegt: „… Mit Mühsal sollst du dich von ihm nähren dein Leben lang … Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen, bis du wieder zu Erde wirst, davon du genommen bist …” (3,17b.19a). Seitdem muss der Mensch in der harten Realität ums Überleben kämpfen und muss seine Kraft für verschiedene Arten von Arbeit verbrauchen. Dieser Kampf verzehrt nicht nur unsere Kraft und Lebenszeit, sondern ist letztlich sinnlos. Denn auch wenn wir dabei gewissen Erfolg haben, weiß jeder, dass alle Errungenschaften letztendlich sinnlos sind, weil wir wieder zu Erde werden. Gott helfe jedem von uns, seinen Willen und seine Aufgabe neu zu erkennen und dafür zu leben.

Betrachten wir die Verse 16 und 17. Gott der Herr gebot dem Menschen: „Du darfst essen von allen Bäumen im Garten, aber von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen sollst du nicht essen; denn an dem Tage, da du von ihm isst, musst du des Todes sterben.“ Durch das Gebot gab Gott dem Menschen ein riesiege Freiheit. Der Mensch durfte von allen Bäumen im riesigen Garten essen, auch von dem Baum des Lebens. Aber Gott verbot ihm, von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen zu essen, der mit dem Baum des Lebens mitten im Garten stand. Durch diese eine Einschränkung zog Gott eine Grenze, durch die Gott Gott blieb und der Mensch ein Geschöpf Gottes, das unter ihm steht, und damit der Mensch dies fest im Bewusstsein behielt. Gott warnte den Menschen vor der ernsten Folge des Ungehorsams gegenüber dem Gebot, indem er sagte: „… musst du des Todes sterben.“

Viele betrachten Gottes Gebote als etwas Negatives und reagieren schon auf die Worte „Gebot“ oder „Gehorsam“ wie allergisch. Aber Gottes Gebot war für das wahre Glück des Menschen notwendig. Der Mensch hat ohne Gottes Gebot keine richtige Orientierung dafür, wie seine unbegrenzte Freiheit gebrauchen soll. Aber Gottes Gebot schenkt ihm Orientierung. Es ermöglicht, dass die Menschen in einer Beziehung zu dem heiligen Gott leben können. Ohne dieses Gebot wäre kein Zusammenleben zwischen Gott und dem Menschen möglich gewesen und der Garten wäre nicht mehr als ein schöner Garten gewesen. Ohne die Gegenwart Gottes hätte der Mensch im Garten nie glücklich sein können, so wie ein Kind ohne Eltern nicht glücklich sein kann, auch wenn es viel Essen und Spielzeug hat. Aber der Garten war das wahre Paradies, weil der lebendige Gott durch dieses Gebot mitten im Gartens gegenwärtig war und der Mensch dort mit ihm Gemeinschaft haben konnte. Gott hat uns seine Worte in der Bibel gegeben, damit wir dadurch ihn, seine Liebe zu uns und seinen Willen begreifen und unsere Freiheit richtig gebrauchen können. Wenn wir Gottes Worte annehmen und sie beherzigen, können wir eine Beziehung zu ihm eingehen und in Gemeinschaft mit dem lebendigen Gott leben.

Wir haben gesehen, dass der Mensch im Garten eine wunderbare Umgebung, eine sinnvolle Aufgabe und Gottes Gebot für seine Beziehung zu Gott hatte. Aber Gott sah, dass noch etwas für das vollkommene Glück des Menschen fehlte. Vers 18 sagt: „Und Gott der Herr sprach: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei; ich will ihm eine Hilfe machen, die ihm entspricht.“ In diesem Vers zeigt sich Gottes tiefes Verständnis für den Menschen. Gott sah, dass ihm etwas fehlte, obwohl er in dem herrlichen Garten frei leben und alles genießen konnte. Gott sah, dass es nicht gut war, dass er allein war. Und Gott sah nicht nur das Problem, sondern handelte auch und machte ihm eine Frau als Partnerin und als Hilfe.

Dass die Frau eine „Hilfe“ für den Mann sein sollte (Luther übersetzte „Gehhilfin“), bedeutete nicht, dass die Frau in irgendeiner Weise weniger wert wäre als der Mann. Das ist leider in der Geschichte vielfach missverstanden und als Begründung für Benachteiligungen und Unterdrückung von Frauen missbraucht worden. Das ist aber nicht der Sinn dieser Worte. Das Wort „Hilfe“ weist darauf hin, dass die Frau eine andere Aufgabe haben sollte als der Mann. Die Frau sollte mit ihren anderen Fähigkeiten dem Mann helfen, seine Aufgabe gut zu erfüllen; sie sollte ihn ergänzen, seine Defizite ausgleichen. Es ist also völlig verkehrt, aus diesem Vers eine Überlegenheit von Männern gegenüber Frauen abzuleiten oder dass Frauen weniger wert wären als Männer. Vielmehr zeigt dieses Wort, dass Männer Hilfe brauchen und dass sie tendenziell einsam sind. Tatsächlich könneen Frauen viele Dinge gewöhnlich besser als Männer. Zum Beispiel sind die meisten Frauen besser im Multitasking (was ich zum Beispiel in den letzten Wochen im Home Office neu gesehen habe, wenn ich meine Frau beobachtet habe). Viele Frauen sind auch in sozialen Kompetenzen bzw. im Umgang mit anderen Menschen oft geschickter als Männer, was ein wichtiger Faktor in der Familie wie auch in der Arbeitswelt ist. Dass Gott wollte, dass die Frau dem Mann hilft, war Gottes Wille und Weisheit und bedeutet, dass die Frau umso mehr Anerkennung und Wertschätzung verdient.

Betrachten wir weiter den Text. Zunächst sagen die Verse 19 und 20, dass Gott alle Tiere machte und sie zum Menschen brachte, damit er sähe, welche Namen der Menschen ihnen geben würde. Gott half dem Menschen dabei, seine Aufgabe als Verwalter des Gartens praktisch auszuüben. Der Zusatz „Aber für den Menschen wurde keine Hilfe gefunden, die ihm entsprach“ deutet an, dass es sich dabei bestätigte, dass kein Tier die Einsamkeit des Menschen ausreichend beseitigen konnte.

Weil Gott wollte, dass der Mensch vollkommen glücklich wird, erschuf Gott ein weiteres Geschöpf. Verse 21 und 22 sagen: „Da ließ Gott der Herr einen tiefen Schlaf fallen auf den Menschen, und er schlief ein. Und er nahm eine seiner Rippen und schloss die Stelle mit Fleisch. Und Gott der Herr baute eine Frau aus der Rippe, die er von dem Menschen nahm, und brachte sie zu ihm.“ Gott nahm ein Teil von Adam und bildete daraus eine Frau. Gott machte sie nicht genauso wie Adam, aber sie war von ihm und ihm ähnlich, damit die Frau gut zu ihm passen würde.

Nun kommt eine Stelle, die einen Hauch von Romantik hat. Als Adam die Frau sah, die Gott zu ihm brachte, war er so begeistert, dass er die erste Liebeserklärung formulierte: „Die ist nun Bein von meinem Bein und Fleisch von meinem Fleisch; man wird sie Männin nennen, weil sie vom Manne genommen ist.“ Auch wenn das für unsere Ohren etwas holprig oder holzig klingt, kommt hier zum Ausdruck, wie froh Adam war, als er die Frau sah, die zu ihm passte. Für Mann und Männin steht im Urtext eigentlich Adamo und Adama. Adamo bedeutete Mensch oder Mann. Als Adam die Frau sah, war er so glücklich, dass er ihr sofort einen Namen gab, und zwar einen ganz ähnlichen Namen, was zeigt, wie froh er darüber war, dass sie zu ihm passte.

Diese Geschichte ist nicht nur ein schöne Geschichte von vor ganz langer Zeit. Interessanterweise finden wir gerade an dieser Stelle eine Verallgemeinerung und Schlussfolgerung. Vers 24 sagt: „Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seiner Frau anhangen, und sie werden sein ein Fleisch.“ Dieser Vers lehrt uns das Prinzip der Ehe. Dass Adam die Frau von Gott annahm und mit ihr eine Einheit wurde, war die erste Eheschließung und ein Vorbild für alle Ehen. Die Ehe ist nicht nur ein Partnerschaft, die Menschen in beliebiger Weise eingehen und wieder auflösen können. Nach Gottes Willen soll ein Mann Vater und Mutter verlassen und eine tiefe Beziehung zu seiner Frau eingehen und sich ganz auf sie einlassen. Mann und Frau sollen in der Ehe nach Gottes Willen einen völlige Einheit werden, geistlich, seelisch und körperlich. Der Ausdruck „ein Fleisch“ zeigt, wie einig sie werden sollen und dass diese Einheit nicht wieder aufgelöst werden soll. Jesus zitiert diesen Vers, als re über Ehescheidungen sprach, um zu zeigen, dass Ehen nicht geschieden werden sollen (Mk 10,6-9).

Was lehrt dieser Abschnitt über den Sinn der Ehe? Heute denken die meisten Menschen, dass eine Partnerschaft oder Ehe dafür da ist, dass ein Mann und eine Frau sich gegenseitig glücklich machen. Aber das trifft es nicht genau, und es funktioniert so auch nicht, insbesondere, wenn man Gott ausklammert. Sicherlich hat Gott die Ehe für das Glück des Menschen gestiftet. Gott gab Adam eine Frau als Partnerin und Hilfe, damit er im Garten nicht alleine wäre, sondern mit ihr zusammen leben und gemeinsam Gott dienen konnte. Gott wollte, dass sie eine tiefe Beziehung zueinander eingehen und ein Fleisch werden sollten. Das ist ein wichtiger Faktor für das Menschen Glück; aber das ist nicht das ultimative Ziel der Ehe. Durch ihre Ehe sollte Gott geehrt werden. Indem beide Partner gemeinsam lernen, Gott zu vertrauen und nach seinem Willen zu leben; indem die Frau dem Mann hilft, seine Aufgabe von Gott zu erfüllen, und auch umgekehrt. Indem beide lernen, einen Menschen völlig anzunehmen, wie er ist, und ihn wirklich zu lieben wie sich selbst, und dadurch Gott ähnlicher werden. Indem sie die vielen Herausforderungen und Schwierigkeiten im Leben in ihrem Glauben an Gott gemeinsam angehen und sich gegenseitig geistlich und praktisch helfen. Ihr gemeinsames Beten und Hören auf Gott ist dabei keine Nebensache, sondern wesentliche Grundlage und verbindet sie immer mehr. Durch diesen Prozess sollen sie immer mehr eins werden in ihrem Glauben, Auffassungen, Lebensweise und zu einer Einheit verschmelzen. Dass zwei völlig verschiedene Menschen in einer Ehe eins werden, ist eine ganz besondere Möglichkeit, Gott und seine Gnade tiefer kennenzulernen und ihn zu verherrlichen.

Dabei nennt uns der Text eine wichtige Voraussetzung: „Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seiner Frau anhangen, und sie weden sein ein Fleisch.“ Um die neue Beziehung tief und verbindlich einzugehen, ist es nötig, dass ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlässt. Das wird für den Mann gesagt, es gilt aber sinngemäß auch für die Frau. Das bedeutet nicht einfach, nur dass man räumlich aus seinem Elternhaus auszieht. Der Mann soll sich auch innerlich von der Bindung an seine Eltern lösen und wirklich bereit sein, sich auf die Beziehung mit seiner Frau ganz einzulassen. Ein Problemfaktor in vielen Ehen ist, wenn ein oder beide Ehepartner ihre Vorstellungen und Erwartungen aus dem Elternhaus mitbringen und auf ihre Ehe bzw. auf ihren Ehepartner überträgen. Wenn der Mann bewusst oder unbewusst erwartet, dass seine Frau wie seine Mutter sein sollte und sich verhalten und sie immer wieder mit ihr vergleicht. Dann leidet seine Frau, weil sie nicht richtig angenommen und geliebt wird, wie sie ist, und ständig mit seiner Erwartungshaltung konfrontiert ist. Ein Mann sollte nie sagen: „Also meine Mutter hätte das anders gemacht …“ – er sollte das aber auch nicht im Herzen denken. Ähnlich problematisch ist es, wenn die Frau ihren Mann mit ihrem Vater vergleicht und von ihm erwartet, dass er sich so verhält, wie sie das von zu Hause kennt. Frauen sollten nie sagen: „Also mein Vater hätte das nicht so gemacht“, oder – noch schlimmer: „Mein Vater hat so etwas gekonnt.“ Dann fühlt der Mann sich nicht genug geachtet und respektiert und kann die ihm von Gott zu gedachte Rolle als Haupt der Familie nicht gut einnehmen. In jedem Fall ist es Hindernis für die Entwicklung ihrer Beziehung und dafür, dass sie eins werden. Deshalb soll, wer heiratet, seinen Vater und seine Mutter verlassen, wie Gott gesagt hat, samt den mit ihnen verbundenen Erwartungen oder Befürchtungen, und soll den eigenen Ehepartner annehmen, wie er ist, ihn kennen und lieben lernen und mit ihm eins werden und die eigene Familie gestalten. So kann eine Familie entstehen, die Gott ehrt. Eine Ehe gelingt, wenn ein Mann seinen Vater und seine Mutter wirklich verlässt und seine Frau in Gott so annimmt, wie sie ist, und sich ganz auf sie einlässt – und wenn die Frau ihrerseits genau das Gleiche tut.

Danken wir Gott, dass er alles für das Glück des Menschen getan hat. Ich danke Gott, dass er nicht nur den Mann, sondern auch die Frau geschaffen und die Ehe gestiftet hat. Gott hat viele Ehepaare unter uns gebildet und sie gesegnet. Beten wir, dass Gott die Ehepaare unter uns weiter segnet und sie in ihm immer mehr eins sein und ihm dienen und ihn verherrlichen können. Beten wir auch, dass Gott die Gebete der Unverheirateten erhört, die für eine Familiengründung beten, und ihnen hilft, seiner Führung vertrauensvoll zu folgen und den Partner nach seinem Willen zu heiraten und mit ihm eins zu werden, um Gott zu verherrlichen.

Wie endet unser Text? Im Vers 25 heißt es: „Und sie waren beide nackt, der Mensch und seine Frau, und schämten sich nicht.“ Dieser schlichte Satz am Ende sagt viel über das Glück der Menschen im Paradies. Sie konnten nicht nur den herrlichen Garten genießen, in dem sie grenzenlose Freiheit hatten und alles hatten, was sie brauchten. Dass sie beide nackt waren und sich nicht schämten, zeigt dabei ihren Zustand der Un-Schuld und inneren Reinheit, indem sie mit Gott und miteinander leben konnten. Glück kommt nicht bloß davon, was man besitzt oder tun kann, was man will. Wahres Glück erfordert innere Reinheit und die Freiheit, das Gute, das man tun will, auch zu tun. Weil die Menschen diese innere Freiheit hatten und keine sündigen Gedanken, Wünsche oder gar Taten, gab es nichts, dessen sie sich schämen mussten und hatten nichts zu verbergen. Die Sünde bewirkt Schamgefühle, weil wir spüren, dass wir nicht so sind, wie wir eigentlich sein sollten. Im Garten Eden hatten die Menschen uneingeschränkte Gemeinschaft mit Gott und uneingeschränkte Gemeinschaft miteinander, weil es nichts gab, wessen die Menschen sich zu schämen brauchten und was ihre Gemeinschaft behinderte. Als die Menschen in diesem reinen Zustand in Gemeinschaft miteiander und mit Gott hatten, hatten sie völlige Freude, weshalb der Garten Eden (Freude) war ein Paradies.

Wie wir wissen hat der Mensch diesen Zustand und das Paradies selbst durch seine Sünde gegen Gott verloren; wir werden das nächste Woche in Kap. 3 betrachten. Seitdem leben die Menschen zwar weiter auf der Erde, die von Gott sehr gut gemacht wurde, und wir sehen in seiner Schöpfung immer noch viele Zeichen seiner Weisheit, Schönheit und Schöpfungsmacht. Aber wir selbst sind anders. Wir Menschen sind nicht mehr rein und frei, sondern leiden unter Schuld und Schamgefühlen wegen Gedanken, Wünsche und Taten, die nicht gut sind. Unsere Beziehung zu Gott ist gestört, meistens einseitig abgebrochen, und die Beziehungen der Menschen untereinander sind nicht mehr harmonisch, sondern vielfach gestört. Es gibt so viel Leid, das Menschen sich gegenseitig zufügen, zwischen Völkern, innerhalb der Gesellschaften und sogar in den Familien. Es gibt Ungerechtigkeit, Gewalt, Kriege, Krankheiten und den Tod. Und selbst wenn manche Menschen scheinbar gut durchs Leben kommen, ist der Tod eine Wirklichkeit, auf die sie keine Antwort haben, erst recht nicht auf Gottes Gericht, weshalb sie ihr Leben lang in Angst leben. Wegen der Angst vor dem Tod haben sie keine Hoffnung und geben ihrem inneren Verlangen nach, um ihrem kurzen Leben irgendeinen Genuss abzugewissen. Wir kennen die Folgen aus der Bibel, aus der Geschichte und aus unserem Leben. Der Zustand im Garten, den Gott geschaffen hat, ist längst Geschichte, die Realität heute ist eine völlig andere.

Aber die Bibel berichtet uns von einem anderen Garten. Ein Garten in dem ein Mann auf Knien mit dem Bösen rang, bis Schweiß und Blutstropfen von seiner Stirn drangen. Er hatte allen verkündigt, dass das Reich Gottes herbeigekommen ist, und hatte alle dazu eingeladen. Aber weil er wusste, dass das nicht genug war, sondern einen Preis kostete, betete er im Garten inständig: „Nicht mein, sondern dein Wille geschehe.“ Er rang um die Entscheidung, sich selbst hinzugeben, damit wir Menschen mit Gott versöhnt würden. Und weil er uns mehr liebte als sich selbst, entschied er sich, unsere ganze Schuld auf sich nehmen und sie an einem Holzkreuz auf einem kargen Hügel mit seinem Leben zu bezahlen. Er tat das, weil Gott seine Liebe zu uns und seinen Willen, uns Menschen ein glückliches Leben zu ermöglichen, trotz unserer Sünde nie aufgegeben hat. Er regiert nun, um die Verheißungen zu erfüllen, die Gott uns gegeben hat.

Die Bibel sagt uns, dass es am Ende nicht einen Garten geben wird, sondern eine herrliche Stadt, die Gott selbst erbaut hat. Eine Stadt, wo es nicht hier und da Gold und Edelsteine gibt, sondern die daraus erbaut ist. Und Jesus richtet dort für jeden, der ihm fest vertraut, eine Wohnung ein, die zu ihm passt. Nicht eine Wohnung, in der man durch vier Wände eingeengt wird und den Wunsch bekommt, wieder herauszugehen; sondern es wird ein Ort sein, wo wir Gott täglich neu schauen und mit ihm und miteinander eine wunderbare Gemeinschaft haben können. Danken wir Gott für seinen Willen und sein Werk, uns Menschen das wahre Glück zu schenken! Möge Gott uns helfen, ihm vertrauensvoll zu folgen!

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