Der erneuerte Bund
„Und ich will aufrichten meinen Bund zwischen mir und dir und deinen Nachkommen von Geschlecht zu Geschlecht, dass es ein ewiger Bund sei, sodass ich dein und deiner Nachkommen Gott bin.“
(1.Mose 17,7)
In der Fernsehserie „How i met you mother“ gibt es zum Ende hin eine ganz rührende Szene. Eric Marshall und Lilly Aldrin sind ein schon seit mehreren Jahren miteinander verheiratetes Ehepaar. Während ihrer Trauung hatten sie sich gegenseitig nicht nur die Treue versprochen, sondern (wie man es als naives junges Paar so macht) anhaltende Romantik. Im Lauf ihrer Beziehung stellen sie dann fest, dass ihre Beziehung diesem Anspruch nicht standhält. Fast jedes Versprechen, das sie sich gemacht haben, hatten sich nicht halten können. Beide kommen aber zur richtigen Schlussfolgerung. Der Bund, den sie geschlossen hatten, war ein guter Bund. Aber einige der Versprechen, die sie sich anfangs gemacht hatten, mussten revidiert werden. Und sie stellen fest, dass sie den Bund, den sie geschlossen haben, erneuern müssen. Sie tun das, indem sie sich neue Versprechen machen. Zum Schluss sagt Eric folgendes: „Ich verspreche, dass ich die Versprechen im Lauf unserer Ehe updaten werde. Denn eine Serie von Versprechen kann nicht in der Lage sein, ein lebenslanges Zusammenwachsen abzudecken, die gemeinsamen Veränderungen, das Großziehen von Kindern, und sich jeden Tag immer mehr in dich zu verlieben, was ich dir für den Rest meines Lebens versprechen werde.“
Und genau darum geht es im heutigen Text: eine Erneuerung des Bundes zwischen Abram und Gott. Mehr als 12 Mal wird das Wort Bund im heutigen Text erwähnt. Vor zwei Wochen hatten wir gesehen, dass Gott mit Abram einen feierlichen Bund eingegangen war. Wir wissen nicht genau, wie alt Abram zu diesem Zeitpunkt war. Aber wir wissen, dass seither mindestens 14-15 Jahre vergangen waren. Wir haben letzte Woche von Reiner gehört, dass Abram mittlerweile Vater eines Jungen war, den er mit der Sklavin von Sarai gezeugt hatte. Keiner der Protagonisten in dieser Geschichte hatte sich hier mit Ruhm bekleckert. Es kann gut sein, dass Abram Gott und seine Verheißungen in diesen Jahren vergessen hatte: nicht völlig vergessen natürlich, nur nicht so präsent wie damals. Aber Gott hatte Abram nicht vergessen. Und für Gott war die Zeit gekommen, dass der Bund mit Abram erneuert werden sollte.
Wie wird der Bund erneuert? Ich würde argumentieren durch mindestens drei Elemente: erstens, ein neuer Anspruch; zweitens, ein neuer Name; drittens, ein neues Ritual.
Erstens, ein neuer Anspruch
In Vers 1 spricht Gott zu Abram: „Ich bin der allmächtige Gott; wandle vor mir und sei fromm.“ Abram sollte vor Gott wandeln und untadelig sein. Was bedeutet das genau? Wir finden hier zwei Aufforderungen. Beide Aufforderungen haben so viel Tiefe in ihren Implikationen, dass wir uns stundenlang darüber unterhalten könnten. Wir wollen ein klein wenig darüber nachdenken, was es bedeutet.
Die erste Aufforderung ist, dass Abram vor Gott wandeln sollte. Robert Alter, ein Experte für die hebräische Sprache, übersetzt an dieser Stelle: „wandle in meiner Gegenwart.“ Vor Gott zu wandeln ist gleichbedeutend mit einem Leben in der Gegenwart Gottes. Bruce Waltke kommentiert: „Vor Gott zu wandeln bedeutet, sein ganzes Leben hin zu Gottes Gegenwart, Verheißungen und Forderungen zu orientieren. Gott gibt Abraham, der jetzt Israel repräsentiert, die Order, sein Leben auf solche Art und Weise vor Gott zu leben, dass jeder einzelne Schritt im Bezug auf Ihn gemacht wird und jeder Tag Gottes unmittelbare Nähe erfährt.“ Anders gesagt, Abram sollte jeden Moment seines Lebens im Bewusstsein dessen leben, dass Gott direkt mit ihm ist. Eine direkte Folge davon ist, dass man versteht, dass man zu jedem Augenblick von Gott gesehen wird.
Jeder Mensch verhält sich anders, wenn wir uns unbeobachtet fühlen. Ein paar von den kleinen peinlichen Dingen, die vermutlich jeder erfahren hat: wir haben ein halbes Hähnchen vor uns, das wir am liebsten in unsere Finger nehmen würden. Oder schlimmer noch: die Nase pfeift, weil ein großes Stück Popel die Atemwege versperrt, und man möchte das gerne am liebsten mit dem Finger entfernen. Oder noch etwas peinlicher: der Po juckt, und man möchte sich gerne am Hintern kratzen. Wie gehen wir mit solchen Problemchen um, wenn wir in Gesellschaft sind? Und wie gehen wir damit um, wenn wir allein sind?
Oder ein anderes Beispiel: wir alle arbeiten ganz anders, wenn wir wissen, dass wir direkt vom Chef beobachtet werden. Stellen wir uns vor, wir arbeiten in einem Unternehmen mit Tausenden von Angestellten. Und stellen wir uns vor, der CEO der Firma kommt zu uns und sagt uns: „Ich würde gerne Ihre Arbeit kennenlernen. Kann ich Sie einen ganzen Arbeitstag begleiten und Ihnen bei Ihrer Arbeit zusehen? Ich werde nichts sagen, einfach im Hintergrund bleiben und nicht weiter stören.“ Vermutlich würden an dem Tag unsere Kaffeepausen wesentlich kürzer ausfallen als sonst. Vermutlich würden wir der Versuchung widerstehen, private Emails während der Arbeitszeit zu schreiben oder mal eben kurz im Internet die Nachrichten zu lesen. Vielleicht würden wir den produktivsten Tag unserer Karriere erleben. Wir verhalten uns einfach anders, wenn wir wissen, dass wir beobachtet werden; und vor allen Dingen verhalten wir uns anders, wenn wir meinen, von jemanden beobachtet zu werden, der wichtig ist.
Hier ist das, was wir von Gottes Wort folgern können: der CEO des Universums ist da. Er ist unausweichlich, unaufhörlich präsent in unserem Leben. Er interessiert sich für dein Leben, von der ersten Sekunde an, wenn wir wach sind, bis wir uns schlafen legen und darüber hinaus. Er sieht nicht nur wie wir arbeiten; er sieht und hört alle unsere Gespräche. Er sieht uns im öffentlichen Raum, und er sieht uns zu Hause im Privaten. Er sieht uns auch dann, wenn wir meinen, dass wir unbeobachtet sind. Gott sieht uns nicht nur, er liest jeden unserer Gedanken. Er kennt jedes Wort, bevor wir es ausgesprochen haben. Es gibt nichts, was wir vor diesem omnipräsenten, allgegenwärtigen Gott verbergen könnten.
Wenn wir diese Worte hören, dann könnten wir an Big Brother denken: ein tyrannisches Regime, das seine Bürger ausspioniert, um sie besser und effizienter kontrollieren zu können. Und nichts könnte weiter von der Wahrheit sein. Letzte Woche haben wir gehört, was Hagar über Gott gesprochen hatte: „Du bist ein Gott, der mich sieht.“ Als Hagar bekannte, dass Gott sie sieht, war es kein: „er kontrolliert mich; er späht mich aus.“ Es war ein: „Gott sieht mich in meinem Elend; Gott kennt meine Situation; Gott versteht mich.“ Gott sieht uns, und dahinter ist ein unendlich weites Vaterherz, das für uns schlägt. Gott sieht uns, und er hat eine noch größere Freude an uns wie wir an einem einjährigen Baby haben könnten. Gott sieht uns, und er hat Verlangen nach uns, ein Herz, das sich vor Liebe nach uns verzehrt. Weil er unser Gott sein will, wünscht er sich von uns, dass wir in seiner Gegenwart leben: in ständiger, ununterbrochener Gemeinschaft mit ihm; in dem Bewusstsein, dass er mit uns ist als unser Freund und Gefährte. Das ist der erste Teil der Aufforderung: wir sollen vor Gott leben.
Der zweite Teil der Aufforderung ist, dass wir fromm sein sollen. Andere Übersetzungen schreiben, dass wir untadelig sein sollen. Untadelig zu sein klingt nach Perfektion. Natürlich wünscht sich Gott von Abram, dass er vollkommen ist. Aber die Untadeligkeit von Abram steht in einem klaren Kontext. Und der Kontext ist, dass Abram eine Abkürzung genommen hatte, die so nicht vorgesehen war. Gott hatte Abram versprochen, dass er ihm einen leiblichen Nachkommen geben würde. Und jetzt hatte er tatsächlich einen leiblichen Nachkommen. Aber war dieser Nachkomme Ismael, kein Isaak; seine Mutter war Hagar, nicht Sarah; seine Empfängnis und Geburt waren natürlich, nicht übernatürlich; er war das Produkt menschlicher Ideen und nicht göttlicher Verheißung. Jetzt könnte man natürlich sagen: „Armer Ismael. Er kann doch gar nichts dafür.“ Und es geht überhaupt nicht darum, in irgendeiner Form zu sagen, dass Ismael ein schlechterer Mensch war als Isaak. Ismael war nicht weniger würdig oder weniger wert. Er war nur nicht der Sohn, den Gott vorgesehen und erwählt hatte.
Abram hatte sich in den letzten Jahren mit Ismael prima arrangiert. Er war glücklich mit ihm. Und er hatte kein Bedürfnis nach einem weiteren Nachkommen. In Vers 18 sagt Abram daher: „Ach, dass Ismael möchte leben bleiben vor dir!“ Und hier spricht Gott dann: „Nein.“ Die vollständige Antwort: „Nein, Sara, deine Frau, wird dir einen Sohn gebären, den sollst du Isaak nennen, und ich will meinen Bund mir ihm aufrichten als einen ewigen Bund für seine Nachkommen.“ Noch einmal, Gottes Aufforderung an Abram, fromm zu sein, bedeutet natürlich untadelig und vollkommen zu sein. Aber aus dem Kontext können wir schließen, dass es Gott vor allen Dingen um eines ging: Abram sollte sich der Tatsache unterordnen, dass Gott derjenige ist, der Abram auf seine Art und Weise segnen will. Gott tut sein Werk, zu seiner Zeit auf seine Art und Weise. Und Gott wollte keine Abkürzungen und keine Kompromisse. Abrams Frömmigkeit bedeutet in diesem Kontext, sich auf Gottes Plan einzulassen, ohne zu versuchen, eigenhändig nachzubessern. Und das ist der neue Anspruch an Abram.
Bevor wir fortfahren, vielleicht noch ein bis zwei Gedanken dazu, was das für uns bedeuten könnte. Hier ist ein Punkt, über den ich mir Gedanken machen musste. Gott tut sein Werk durch Menschen. D.h., auf der einen Seite geht es darum, dass wir etwas tun sollen. Wir sollen anpacken, ans Werk gehen, aktiv werden, hingehen, einladen, lieben, hingeben, opfern. Auf der anderen Seite ist es Gott, der tut. Und was wir von der Geschichte von Abram lernen können, ist, dass wir vielleicht manchmal in der Absicht, etwas Gutes für Gott zu tun, etwas machen, was nicht gut ist. Frage ist dann: wie können wir auf der sicheren Seite stehen? Wie können wir auf der einen Seite aktiv für Gott sein und auf der anderen Seite nicht unnötig Gott dabei „helfen wollen“, dass sich seine Verheißungen erfüllen? Wie können wir sicher sein, dass das Haus, das wir bauen, auch das Haus ist, das Gott mit uns und durch uns baut?
Während meiner Zeit bei ConnAction war eine unserer Hauptaufgaben, jedes Jahr ein kleines Team von studentischen Leitern zu berufen, die bereit waren, die Hochschultage zu organisieren. Für diejenigen, die die Hochschultage nicht kennen: das war eine intensive, vollgepackte Woche mit Gebet und Evangelisation, Abendveranstaltungen, Aktionen der Liebe usw. Was ich in dem Zusammenhang von meinen Mitleitern bei ConnAction lernen konnte, war folgendes: obwohl die Hochschultage immer eine riesige Sache waren und häufig sehr gesegnet waren, war ihre Haltung jedes Jahr aufs Neue: „Wir wissen nicht, ob es nächstes Jahr diese Hochschultage geben soll. Nur deshalb, weil es dieses Jahr dran war, heißt es nicht, dass es nächstes Jahr wieder dran ist. Lasst uns beten und Gott fragen.“ Und auf diese Weise haben wir sehr viel Zeit im Gebet verbracht, immer mit der Frage verbunden, was Gott als Nächstes tun möchte. Das war eine Haltung, von der ich wirklich sehr viel lernen konnte.
Hudson Taylor, der große China-Inlandsmissionar sagte: „Gottes Werk, das auf Gottes Art und Weise getan wird, wird es niemals an Gottes Ressourcen fehlen.“ Wenn dem so ist, dann folgt daraus eine essentielle Frage: wie sehr sind wir bereit, auf den Geist Gottes zu hören? Machen wir immer einfach nur unser eigenes Ding, weil wir denken, dass es der Wille Gottes ist, weil wir es schon immer so gemacht haben und verpassen wir dabei vielleicht Gottes tatsächliche Führung? Oder haben wir die Bereitschaft, immer offen dafür zu sein, wie Gott führt; und eventuell auch offen dafür zu sein, wenn Gott uns eine andere Idee oder Marschrichtung vorgibt?
Noch eine Anwendung, bevor wir wirklich fortfahren: wir haben gesehen, dass Abram mit Ismael glücklich war. Und das war ein Problem. Es war insofern ein Problem, weil Gott Abram eigentlich etwas Besseres und Schöneres geben wollte; aber Abram war mit weniger als dem zufrieden, was Gott für ihn vorgesehen hatte. C.S. Lewis hatte in einer Predigt gesagt: „Es scheint, dass unser Herr unsere Sehnsüchte nicht zu stark, sondern zu schwach findet. Wir sind halbherzige Kreaturen, die sich mit Trank und Sex und Ehrgeiz herumtreiben, während uns unendliche Freude angeboten wird, wie ein ignorantes Kind, das im Elendsviertel Matschkuchen machen will, weil es sich nicht vorstellen kann, was mit dem Angebot gemeint ist, die Ferien am Meer zu verbringen. Wir sind viel zu einfach zufrieden zu stellen.“ Hier ist die Frage dann an uns: sind wir manchmal zufrieden mit weniger als dem, was Gott uns geben möchte?
Womit geben wir uns zufrieden? Inmitten dieser verrückten Coronavirus-Pandemie wünschen sich viele Menschen, dass es wieder so wird wie vor einem Jahr: dass man eine Hochzeit mit mehr als 25 Menschen feiern kann; dass wir wieder Gottesdienst mit allen feiern können, die zur Gemeinde gehören; dass wir Freunde ohne Bedenken umarmen können; dass wir ohne Beschränkungen reisen können. Viele sehnen sich nach dieser Art von Normalität. Als ich im Zug darüber nachgedacht hatte, ist mir eingefallen, dass es eine andere Form von Normalität gibt, nach der ich mich noch viel mehr sehnen sollte. Gott hat eine kommende Welt verheißen, in der es keine Krankheiten mehr gibt; kein Leid, kein Geschrei; keine Ungerechtigkeit; keine Tränen. Gott hat eine Welt versprochen, in welcher es normal ist, dass es allen, die darin leben, gut geht; dass jeder zu jederzeit mit unendlicher Freude und unendlichem Glück erfüllt ist. Meine Sehnsucht nach einer Post-Corona-Normalität ist zu wenig. Wonach ich mich sehnen sollte ist die Rückkehr von König Jesus, wenn er alles neu macht, einen neuen Himmel und eine neue Erde. Wonach ich mich sehnen sollte, ist die Auferstehung von den Toten, wenn Gottes Reich im Hier und Jetzt vollständig angebrochen ist.
Zweitens, ein neuer Name
Der zweite Punkt, den wir bei der Erneuerung des Bundes sehen, sind neue Namen. In den Versen 4 und 5 spricht Gott: „Siehe, ich habe meinen Bund mit dir, und du sollst ein Vater vieler Völker werden. Darum sollst du nicht mehr Abram heißen, sondern Abraham soll dein Name sein; denn ich habe dich gemacht zum Vater vieler Völker.“ Die meisten von uns wissen, dass Abram „erhabener Vater“ bedeutet. Und Abraham wiederum bedeutet sehr wahrscheinlich „Vater vieler Völker“.
Die Besonderheit ist, dass nicht nur Abraham einen neuen Namen erhält. Über Sarai spricht Gott: „Du sollst Sarai, deine Frau, nicht mehr Sarai nennen, sondern Sara soll ihr Name sein. Denn ich will sie segnen, und auch von ihr will dir einen Sohn geben; ich will sie segnen, und Völker sollen aus ihr werden und Könige über viele Völker.“ Sowohl Sarai als auch Sara bedeuten „Prinzessin“ im Sinne von Königstochter. Was ist dann der Unterschied? Es gibt kaum einen Unterschied, bzw. nur einen sehr subtilen Unterschied. Sarai bedeutet wahrscheinlich „meine Sara“ oder „meine Prinzessin“. D.h., sie war vielleicht vor allen Dingen Abrahams Prinzessin. Aber jetzt gehörte sie nicht nur Abram und seiner Familie. Sie war jetzt Gottes Prinzessin und Königstochter für das Volk Israel und weit darüber hinaus.
Ein Punkt, der hier auffällt, ist, wie subtil die Änderung der Namen ist. In beiden Fällen beruht die Änderung ihres Namens im Hebräischen auf einen einzigen Buchstaben. Die Änderung von Saulus zu Paulus ist ebenfalls nur ein einziger Buchstabe. Und doch ist danach alles anders. Was lernen wir hieraus? Hinter unserem Namen verbirgt sich unsere einzigartige Identität. Jeden einzelnen von uns gibt es nur ein einziges Mal. Gott wischt die einzigartige Identität eine Abrams, einer Sarai, eines Saulus nicht weg. Er gibt ihnen eine neue Identität, die auf einer ganz subtilen Anpassung beruht. Es ging Gott niemals darum, unsere Identität auszulöschen. Es geht Gott darum, uns unser wahres Ich zu schenken; uns zu helfen, zu den Menschen zu werden, die wir eigentlich sein sollten.
In den Screwtape Letter von C.S. Lewis schreibt ein Oberdämon an seinen Schützling folgendes: „Man muss der Tatsache ins Auge sehen, dass das ganze Gerede von Gottes Liebe zum Menschen, und dass Sein Dienst völlige Freiheit bedeutet, nicht (wie man es gerne glauben würde), einfach nur Propaganda ist, sondern eine schreckliche Wahrheit. Er will das Universum tatsächlich mit vielen, widerlichen Replikaten von sich selbst füllen: Kreaturen, deren Leben auf einer Miniaturskala qualitativ so sind wie Seines, nicht weil er sie absorbiert hat, sondern weil ihre Willen sich freiwillig ihm unterordnen. Wir wollen Viecher, die am Ende unser Fressen werden; er will Diener, die am Ende Söhne werden. Wir wollen in uns aufsaugen, Er will austeilen. Wir sind leer und würden gefüllt werden; Er ist voll und fließt über. Unser Ziel in diesem Krieg ist eine Welt, in welcher der Vater Unten alles in sich hineingezogen hat: der Feind will eine Welt mit Wesen, die mit ihm verbunden sind, und doch distinkt sind.“
Und genau das ist, es, was wir in Abrahams Leben sehen. Gott gibt Abraham und Sara einen neuen Namen, eine neue Identität. Und gleichzeitig hilft Gott ihnen einfach nur sie selbst zu sein: ein erhabener Vater, eine Königstochter, nicht länger für sich selbst, sondern für die ganze Welt.
Drittens, ein neues Ritual
Das dritte, was Gott tut, ist Abraham ein neues Ritual zu schenken. Verse 10 und 11: „Das aber ist mein Bund, den ihr halten sollt zwischen mir und euch und deinen Nachkommen: Alles, was männlich ist unter euch, soll beschnitten werden; eure Vorhaut sollt ihr beschneiden. Das soll das Zeichen sein des Bundes zwischen mir und euch.“ Vielleicht denken manche von euch, dass Beschneidung Gottes Erfindung war. Dem ist nicht so. Es gab Beschneidung auch schon vor Abrahams Zeiten. Historisch gesehen war die Beschneidung an sich nichts Neues.
Das Neue ist, dass Gott einen existierenden Brauch nimmt, und ihm eine neue Bedeutung gibt: als Zeichen zwischen den Bund zwischen Abraham und Gott. Beschneidung war – vor allem in Abrahams Fall – ein schmerzhafter Einschnitt und eine Erinnerung am eigenen Körper, dass er mit Gott im Bund war. Vielleicht wäre das heutige Äquivalent, wenn man sich für Gott tätowieren lassen würde.
In Jesus Christus, hat Gott uns einen anderen Bund geschenkt: ein neuer Bund, der gegründet ist auf Jesu Blut. Innerhalb des Neuen Bundes haben wir ebenfalls ein Ritual: es ist das gebrochene Brot und der Weinkelch. Jedes Mal, wenn wir das Abendmahl halten, ist es genau das: eine Erneuerung des Bundes. Wir erinnern uns an die Bedingungen des Bundes; und vor allem erinnern wir uns daran, was Jesus für uns getan hat, um uns diesen Bund ermöglichen zu können.
Zu Beginn der Predigt habe ich gesagt, dass es Gott darum ging, den Bund, den er mit Abraham hatte, wiederaufzufrischen. Wir haben drei Dinge gesehen, wie Gott das tut: ein neuer Anspruch, ein neuer Name (eigentlich sind es zwei neue Namen), und ein neues Ritual. Gott ist der Initiator des Bundes. Er ist der Gott, der immer mit offenen Armen auf uns wartet. Und er ist der Gott, der seinen Bund mit uns erneuert: jeden Tag aufs Neue.
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