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Abram und das Land
„Nachdem sich Lot von Abram getrennt hatte, sprach der HERR zu Abram: Erheb deine Augen und schau von der Stelle, an der du stehst, nach Norden und Süden, nach Osten und Westen!“
(1.Mose 13,14 [EHÜ])
Wir haben letzte Woche mit einer neuen Serie über die Patriarchen des Alten Testaments im Buch Genesis begonnen. Wir haben gesagt, dass das fundamentale Problem der Menschen die Sünde ist. Das äußert sich darin, dass wir unser wahres Zuhause verloren haben. Wir sind ruhelose, verirrte Seelen sind, die auf der Suche nach dem verlorenen Paradies sind. Die Art und Weise wie Gott dieses Problem adressiert, ist, in dem er einem Menschen und seiner unmittelbaren Familie begegnet. Und anhand dieser Personen demonstriert Gott, wie er die verlorene Menschheit nach Hause führt. Das, was das Leben dieser Glaubensväter ausmacht, ist ihre Sehnsucht nach der himmlischen Stadt.
Letzte Woche haben wir gesehen, wie Gott Abram berufen hat. Der neue Anfang mit Abram ist gemacht. Abram machte dann auch relativ bald seinen ersten groben Schnitzer, als er nach Ägypten zog. Jetzt ist er wieder zurück im verheißenen Land. Der Text heute zeigt uns drei Dinge. Zum einen, ein Paradies, das keines war; zweitens, das versprochene wahre Paradies; drittens, wie wir das wahre Paradies in Anspruch nehmen.
1. Das Paradies, das keines war
Wir sehen zu Beginn einen Konflikt. Abram wurde von seinem Neffen Lot begleitet. Beide waren reiche und wohlhabende Menschen. Vers 6 sagt: „Das Land reichte nicht hin, dass sich beide nebeneinander darin hätten ansiedeln können; denn ihr Besitz war zu groß und so konnten sie sich nicht miteinander niederlassen.“ Reichtum kann etwas ziemlich Belastendes sein. Sowohl Abram als auch Lot waren so reich, dass das Land irgendwann nicht ausreichte, um beide Familien zu versorgen. Vers 7 gibt uns noch einen kleinen Hinweis, weshalb dem so war: „auch siedelten damals noch die Kanaaniter und die Perisiter im Land.“ Das Land, in das Gott Abram und seine Familie geführt hatte, war ein bereits bewohntes Land. Die Kanaaniter hatten es sich dort bereits gemütlich gemacht und sich das Land eingerichtet. Sie waren diejenigen, welche die Wasserstellen und die Brunnen kontrollierten. Und wie das so oft der Fall ist, waren sie Neuankömmlingen gegenüber eher feindlich eingestellt. D. h., die einzige Möglichkeit, in diesem Land zu überleben, war, die richtigen Nischen zu finden.
Wie versuchte Abram den Konflikt zu lösen? Vers 8: „Da sagte Abram zu Lot: Zwischen mir und dir, zwischen meinen und deinen Hirten soll es keinen Streit geben; wir sind doch Brüder.“ Robert Alter kommentiert an dieser Stelle, dass es erst das zweite Mal ist, das der Autor von Genesis Abrams wörtliche Rede zitiert. Das erste Mal, als wir Abram sprechen gehört haben, war in Ägypten, als er seine Frau erfolgreich davon überzeugte, sich als seine Schwester auszugeben. Das war nicht besonders ehrenhaft. Hier erleben wir einen ganz anderen Abram. In der damaligen patriarchalischen Zeit hatten die Menschen Respekt vor dem Alter. Die Jüngeren hatten sich den Älteren ohne großes Wenn und Aber unterzuordnen. Alles andere war inakzeptabel. Abram tut nun etwas, was ziemlich unerhört war. Er sagt Lot: „wir sind doch Brüder“, d. h., er begegnet ihm auf Augenhöhe und behandelt Lot als seinesgleichen.
Das andere, das völlig unerhört war: Abram machte Lot ein unglaublich großzügiges Angebot. Vers 9: „Liegt nicht das ganze Land vor dir? Trenn dich also von mir! Wenn du nach links willst, gehe ich nach rechts; wenn du nach rechts willst, gehe ich nach links.“ Jeder andere Patriarch hätte sich das ausgesucht, was für ihn gut ist und dann den jungen Nachwuchs die billigen Reste überlassen. Aber Abram überlässt Lot den Vortritt. Er lässt ihn zuerst aussuchen.
Und jetzt kommt der entscheidende Vers. „Lot erhob seine Augen und sah, dass die ganze Jordangegend überall bewässert war. Bevor der HERR Sodom und Gomorra vernichtete, war sie bis Zoar hin wie der Garten des HERRN, wie das Land Ägypten.“ Beide müssen auf einem Berg gestanden haben, von welchem man das ganze Land sehen konnte. Die Wahl war nicht schwer. Die Jordangegend war wie der Garten des HERRN heißt es hier. Es sah aus wie das Paradies. Es war nicht wie in den unsäglichen Quiz-Shows, wo der Moderator fragt: „Nimmst du Tür 1 oder Tür 2?“, und man überhaupt keine Ahnung, was sich hinter den Türen verbirgt. Es war eher ein: „Hier ist ein riesiger Haufen Gold und dort ist ein Haufen Sand. Was nimmst du?“ Lot stand da und machte laut „Hummm … also, wenn du mich so fragst …“
Lot wählt sich das fruchtbare, gut bewässerte Jordantal. Und so trennen sich Abram und Lot voneinander. Der Text gibt uns ein paar rote Warnzeichen. Zum einen sagt Vers 10, dass das Jordantal bewässert war, wie das Land Ägypten. Und das Wort Ägypten ist zwar überhaupt nicht „böse“ gemeint, aber es hat einen unangnehmen Beigeschmack. Ägypten war das Land, in welchem Abram sich seinen ersten richtigen geistlichen Fehltritt geleistet hatte. Ägypten war das Land, in welchem Sarai Teil von Pharaos Harem wurde. Ägypten war das Land, das nicht gerade in bester Erinnerung war. Der Autor gibt dem Leser aber noch viel direktere Hinweise. Lot schlägt seine Zelte vor der Stadt Sodom auf. Vers 13 sagt: „Die Männer von Sodom aber waren sehr böse und sündigten vor dem HERRN.“ Sodom war nicht der beste Ort, um seine Kinder zur Schule zu schicken. Sodom stand bereits unter dem Gericht Gottes.
Was ist hier die Anwendung? Die Bibel macht an dieser Stelle ganz deutlich, dass Lot sich für das falsche Paradies entschieden hatte. Lot hatte sich für die Option entschieden, die es ihm erlaubte, seinen Reichtum auszubauen. Man könnte sagen, dass Lot sich für die Karriereoption entscheiden hatte, die Überholspur innerhalb der Managementlaufbahn, die es ihm erlaubte, richtig schnell befördert zu werden und auch richtig Kohle zu scheffeln. Wie Lot gibt es hier einige junge Menschen, die sich vermutlich darüber Gedanken machen, was jobtechnisch die beste Option ist. Und vielleicht denken manche von euch: „Okay, du Ober-Schaumeier. Versuchst du uns gerade zu sagen, dass es verkehrt ist, einen guten Job anzustreben, bei welchem man gutes Geld verdienen kann? Dass es Sünde ist, wenn man Karriere macht?“
Sehen wir uns noch einmal den Vers 10 an. Vers 10 sagt, dass Lot seine Augen erhob und sah, dass die ganze Jordangegen bewässert war. Robert Alter, einer der führenden Experten für altes Hebräisch, macht uns auf ein wichtiges Detail aufmerksam. Alles, was in Vers 10 beschrieben wird, das bewässerte Land, der Garten des HERRN, das Paradies, wie Ägypten wird uns aus der Perspektive Lots beschrieben. Lot schaut sich das alles an, und sagt: „Wow! Das ist für mich das Paradies. Das will ich haben! Wenn ich das erreicht habe, dann habe ich es geschafft!“
An die jungen Menschen unter uns, die eine großartige Karriere und Erfolg anstreben: Was ist das, was ihr seht? Und was ist es, was ihr damit verbindet? Welche Bedeutung hat es für euch, wenn ihr Erfolg habt? Ein Beispiel aus meinem Leben: Ich arbeite seit ca. 20 Jahren im wissenschaftlichen Bereich, davon ca. 8 Jahre im akademischen Bereich. Wie ihr vielleicht wisst, ist es für Akademiker überlebenswichtig, gut zu publizieren. Am besten sollte das Journal mit den Namen „Nature“ oder „Cell“ enthalten. Die hässlichsten und schlimmsten Konflikte, die ich zwischen Kollegen, Gruppenleitern usw. gesehen habe, waren, wenn es um die Frage geht, wer auf dem Paper Erst- oder Letztautor ist, und wer überhaupt mit auf dem Manuskript stehen darf. Warum? Weil für Wissenschaftler eine Publikation nicht einfach nur eine Publikation ist, sondern weil es um Prestige geht, um Anerkennung, um das Gefühl jemand zu sein. Als ich Doktorand war, wurde uns angehenden Nachwuchswissenschaftlern eingetrichtert: „publish or perish“, was so viel heißt wie „veröffentlichen oder verloren gehen“. Mit anderen Worten, das Publizieren von Papern wird zu einer Methode, wie Wissenschaftler versuchen, sich selbst zu retten. Man sieht das Cover von Nature und Science und sagt sich: auf diesem Cover zu sein, ist wie der Garten der HERRN, wie das Paradies, wie Ägypten. Wenn ich euch als Außenstehende dazu fragen kann: Ist das Ganze nicht richtig traurig? Und doch ist es wahr.
Deshalb noch einmal die Frage: Was ist das, was du in deiner Arbeit siehst? Hast du das Gefühl, dass Arbeit nicht einfach nur Arbeit ist, sondern die Erfüllung deines Lebenstraums; dass du denkst, dass das der einzige Weg ist, sich morgens in den Spiegel blicken zu können und sich einreden zu können, jemand zu sein? Wenn das der Fall ist, dann hast du das gleiche Problem wie Lot. Was war das Problem von Lot? Lot wollte das Paradies. Aber es war das Paradies ohne Gott; es war der Garten des HERRN ohne den HERRN. Das Paradies, das er sah, war seine Einbildung. Es war so ziemlich genau das Gegenteil vom Paradies. Die Bibel zeigt uns, dass es sein selbst gewählter Untergang war. Was ist dann das wahre Paradies?
2. Das Paradies, das versprochen wird
Abram hatte drei Dinge, die er wollte, von denen er aber nur zwei haben konnte. Vielleicht kennt ihr solche Situationen? Ich gebe euch zwei Beispiele. Im Projekt-Management spricht man vom magischen Dreieck: Zeit, Kosten und Qualität. Man will normalerweise bei einem Projekt, dass es so schnell wie möglich geht, so günstig wie möglich ist und trotzdem das Ergebnis höchster Qualität hat. Man kann aber nur zwei davon haben. Zum Beispiel, wenn man Zeit und Kosten spart, dann leidet die Qualität darunter. Ein weiteres Beispiel habe ich von einem Arzt gehört, den ich auf einer wissenschaftlichen Konferenz getroffen hatte. Er meinte zu mir: „Man kann ein guter Kliniker sein; man kann ein guter Forscher sein; und man kann eine Familie haben. Nur zwei Dinge davon sind realisierbar.“ Für Abram galt: er wollte Gottes Berufung gehorchen; er wollte eine gute Beziehung zu Lot haben; und er wollte seinen Reichtum mehren. Wenn Abram sich entschieden hätte, im verheißenen Land zu bleiben, um mehr Geld zu verdienen, hätte er Lot unterwerfen oder rausschmeißen müssen. Wenn Abram seinen Reichtum multiplizieren und seine Beziehung zu Lot halten wollte, dann gäbe es keine Möglichkeit für ihn, im verheißenen Land zu bleiben. Und so entschied er sich dazu, großzügig zu sein und benachteiligt zu werden. In 1. Korinther 6,7 fragte Paulus seine Glaubensgeschwister, die kleinlich waren und die ihre Streitigkeiten untereinander sogar vor Gericht austrugen: „Warum leidet ihr nicht lieber Unrecht? Warum lasst ihr euch nicht lieber übervorteilen?“ Abram ließ sich übervorteilen.
Vielleicht stand Abram jetzt an der gleichen Stelle, von der Lot das Jordantal gesehen hatte. Vielleicht sah er von dort aus wehmütig zu, wie sein geliebter Neffe von ihm wegzog; und Lot konnte es noch nicht einmal abwarten, wegzuziehen und freute sich wie jemand, der einen Sechser im Lotto gezogen hatte. Wie ging es Abram? Kennt ihr diese Momente, in welchen man weiß, dass man das Richtige getan hat, aber es bleibt trotzdem eine Leere und Enttäuschung? Ich gehe davon aus, dass Abram sich so fühlte. Inmitten dessen spricht Gott zu Abram: „Erheb deine Augen und schau von der Stelle, an der du stehst, nach Norden und Süden, nach Osten und Westen! Das ganze Land nämlich, das du siehst, will ich dir und deinen Nachkommen für immer geben. Ich mache deine Nachkommen zahlreich wie den Staub auf der Erde. Nur wer den Staub auf der Erde zählen kann, wird auch deine Nachkommen zählen können. Mach dich auf, durchzieh das Land in seiner Länge und Breite; denn dir werde ich es geben.“ Das ist ein gewaltiges Versprechen Gottes.
Schon einmal hatte Gott Abram in Kapitel 12 versprochen, dass seine Nachkommen das Land besitzen würden. Hier versprach Gott es Abram direkt. Was hat es mit diesem Land auf sich? Gary Burge schreibt: „Bei Land geht es nicht nur um den Besitz von Grundstücken, sondern um Sicherheit und Identität, um kulturellen Zusammenhalt und Sinn. Im tiefsten Sinne geht es bei Land um einen Ort, um den Besitz eines Gebiets, das uns gehört, das wir verteidigen können und das uns Sicherheit vor der Welt geben kann.“ Land gibt Sicherheit, Identität, kulturellen Zusammenhalt und Sinn. Mit anderen Worten: Natürlich ging es hier um das Zuhause.
Wenn wir die Geschichte des AT verfolgen, sehen wir, dass Gott diese Verheißung tatsächlich Schritt für Schritt erfüllt hat. Abrams Nachkommen haben unter Josua Teile des Landes eingenommen. Es dauerte noch einige hunderte Jahre bis König David endlich das ganze verheißene Land erobert hatte. Aber hier ist jetzt das Interessante. Relativ bald nach David begann auch schon wieder der langsame aber sichere Abstieg: die Teilung des Landes mit einem kleineren Südreich und einem größeren Nordreich, das von den Assyrern zugrunde gerichtet wurde. Zur Zeit des NT war das Land unter römischer Herrschaft. Die Römer hatten dabei die Griechen abgelöst; die Griechen hatten seinerzeit die Perser abgelöst. Die Perser wiederum hatten die Babylonier abgelöst. Wenn das Land ein so wichtiger Bestandteil von Gottes Verheißung war, warum wurde dieses Land so oft fremdbesetzt und schließlich komplett entrissen?
Im Neuen Testament sehen wir, wie sich durch Jesus Christus der Fokus ändert. Im AT war der Glaube an Gott einem Volk in einem Land vorbehalten. Aber in Jesus wird der Glaube allen Menschen zugänglich, nicht mehr nur den leiblichen Nachkommen Abrahams. Und in Jesus Christus werden die Versprechen Abrahams allen Ländern zugänglich, nicht nur dem Land Israel. D. h. Gott versprach Abram Land, aber dieses Land war eine temporäre Notwendigkeit. Anders gesagt, das Land war ein Hinweis auf die wahre Heimat im Himmel. Indem Gott Abram Land verspricht, verspricht er ihm ein wahres Zuhause im Himmel. Gott verspricht ihm das wahre Paradies. Das war Gottes Trost für Abram.
3. Wie wir das wahre Paradies in Anspruch nehmen
Wir haben den Kontrast zwischen Abram und Lot gesehen. Lot schnappte sich das, was er sah. Abram bekam als Antwort darauf das von Gott zugesichert, was er jetzt noch gar nicht sehen konnte. Was bedeutet das nun für uns?
Drei Dinge gibt es, die wir beherzigen sollten. Alle drei Anwendungen hängen eng miteinander zusammen. Als Erstes und als Wichtigstes: Wie jeder Text in der Bibel ist auch dieser Text eine Einladung, neu zu Jesus zu kommen. Dieser Text ist eine Einladung, neu zu hören, was Gott in Jesus für uns getan hat, mehr noch als das, was wir für ihn tun sollten. Lot stand auf dem Berg und ist der Versuchung erlegen. Und das erinnert uns an eine andere Versuchung. In Matthäus 4 lesen wir: „Wieder nahm ihn der Teufel mit sich und führte ihn auf einen sehr hohen Berg; er zeigte ihm alle Reiche der Welt mit ihrer Pracht und sagte zu ihm: Das alles will ich dir geben, wenn du dich vor mir niederwirfst und mich anbetest.“ Wenn man so will, ist das die kosmische Variante von Lots Versuchung.
Tim Keller hatte auf den großen Unterschied aufmerksam gemacht. Lot bekam vor Augen geführt, was ihm nicht gehörte; und er nahm sich das, was er nicht nehmen sollte. Jesus hingegen bekam das gezeigt, was ihm bereits rechtmäßig gehörte. Aber er nahm es nicht an. Warum eigentlich nicht? Weil der Weg Jesu ein anderer war. Jesus wurde König, nicht obwohl er den Weg des Kreuzes und des Leidens auf sich nahm, sondern indem er für uns alle starb. Jesus lehnte alle Reichtümer und Herrlichkeit der Welt ab, weil er es auf etwas ganz anderes abgesehen hatte. Was war ihm so lieb und kostbar? Jesu Wahl fiel auf uns. Wir sind Jesu Schatz im Acker; wir sind die kostbare Perle, für die Jesus alles bereit war zu bezahlen, bis hin zu seinem Leben. So sehr sind wir bei Jesus geliebt und angenommen. Die erste Anwendung lautet: Komme zu diesem Jesus.
Die zweite Anwendung ist Anbetung. Bruce Waltke macht in seinem Kommentar darauf aufmerksam, dass der hier betrachtet Bibeltext mit einem Altar beginnt und mit einem Altar endet. In Vers 3 kommt Abram an den Altar zwischen Bethel und Ai. Das ist im Norden des Landes. In Vers 18 baut er einen neuen Altar bei den Eichen von Mamre in Hebron. Das ist im Süden des Landes. Und Waltke kommentiert, dass es in Ägypten, dem Land von Abrams Fehltritt, keinen Altar gegeben hatte. Der Altar ist ein sichtbares Zeugnis von Abrams aktivem Gebetsleben. Es ist Ausdruck des Lebens in enger Freundschaft und Verbindung mit Gott, das Abram führte. Es ist der Anfang der tiefen Veränderung von Abram. Mit Gott Zeit zu verbringen, heißt, von Gott verändert zu werden. Die zweite Anwendung vom Text ist: Baue einen Altar. Das kostet sprichwörtlich Kraft und Energie. Es müssen Steine geschleppt werden. Es muss Stein auf Stein gesetzt werden. Mein Gebet ist es, dass die Manna-Gebetsstunden ein solcher sichtbarer Altar werden können, neben den anderen Altären des Gebets, die in dieser Gemeinde gebaut werden.
Als Letztes. Erkunde das Land, das Gott dir schenken will. Gott gab Abram den Auftrag, das Land zu durchziehen. Vers 17: „Mach dich auf, durchzieh das Land in seiner Länge und Breite; denn dir werde ich es geben.“ Gott wollte, dass Abram die Realität dieses Besitzes begreift. Das tat Abram dann auch. Er zieht mit seinen Zelten bis nach Hebron im Süden des Landes. Eine passende Illustration dazu: Eine Kollegin von mir wohnt in einem Vorort von Paris und hat sich vor kurzem eine Wohnung gekauft. Vor ein paar Tagen hatte sie mich gefragt, ob ich ihre Wohnung sehen will. Das geht natürlich nicht, schon deshalb nicht, weil das Haus, in welchem ihre neue Wohnung ist, in Moment noch gebaut wird. Aber sie zeigte mir ganz stolz den Grundriss. Und nicht nur das, sie hatte sehr detaillierte Pläne wo in der Wohnung was hinkommen würde und wie sie die Wohnung gestalten würde. Sie hatte bereits angefangen, in die zukünftige Wohnung einzuziehen, obwohl das nur ein Versprechen war.
Können wir bereits in das verheißene Land einziehen, obwohl es nur ein Versprechen ist? Und die große Frage ist dann natürlich: Wie sieht das dann konkret in unserem Leben aus? Die Antwort ist das Leben, das wir im vergangenen Sommer in der Bergpredigt betrachtet haben. Das Himmelreich ist der Ort, an dem Gottes Liebe überfließt. Also lebe ein Leben der Liebe. Der Himmel ist der Ort von Gottes Frieden. Also sei ein Friedensstifter. Der Himmel ist der Bereich, wo Gottes Barmherzigkeit regiert. Also sei ein Mensch der Barmherzigkeit. Und vor allem, der Himmel ist unser Zuhause, an dem wir durch Gottes Gnade so angenommen sind, wie wir sind. Also lass uns das praktizieren, indem wir immer wieder in Gottes liebevolle Umarmung zurückkehren; und indem wir andere Menschen annehmen, wie sie sind.