Predigt: 1. Mose 12,10 – 13,18

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Abrams Angst und Gottes Verheißung

„Hebe deine Augen auf und sieh von der Stätte aus, wo du bist, nach Norden, nach Süden, nach Osten und nach Westen. Denn all das Land, das du siehst, will ich dir geben und deinen Nachkommen ewiglich “

(1. Mose 13,14b-15)

Letzte Woche haben wir mit der Betrachtung der Geschichte von Abram begonnen. Seine vorbildliche Entscheidung des Glaubens haben wir bereits kennengelernt. Darüber hinaus erscheint Abram an vielen Stellen der Bibel als Vorbild des Glaubens. Es gibt unzählige Predigten über den Glauben Abrams. Bis heute schöpfen viele Gläubige aus seiner Geschichte Ermutigung zum Glauben an Gott. Umso bemerkenswerter ist, dass die Bibel, obwohl sie so sehr den Glauben Abrams hervorhebt, doch ohne Abstriche über seine Fehler und Ängste berichtet. Sie geht damit ganz offen um. Würde die Bibel das verschweigen, so bekämen wir ein verzerrtes Bild von Abram. Man könnte leicht denken: „Nur solche ganz besonderen Menschen wie Abram schaffen es, Gott zu glauben.“ Aber so ist es nicht. Abram steht uns näher als wir vielleicht meinen. Wie wir hatte auch Abram mit Ängsten zu kämpfen. Auch er hatte Momente in seinem Leben, in denen er geistlich versagte. Daher ist es umso ermutigender zu sehen, wie Gott Abram trotz seiner Ängste und Versagen ihn mehr und mehr zu einem Mann des Glaubens veränderte. Dasselbe kann Gott auch mit uns machen. Möge Gott hierfür die Betrachtung des heutigen Textes gebrauchen. Wir wollen uns mit ihm anhand von drei Fragestellungen auseinandersetzen:
1. Was bewirkte die Angst in Abrams Leben?
2. Welche geistliche Hilfe gab Gott Abram? und
3. Wie wurde Abram dadurch verändert?

Teil 1: Abrams Angst (V. 10 – 13)
Wenn wir die Verse 10 bis 13 in einem Stück lesen, bekommen wir den Eindruck, dass Gott in den Überlegungen von Abram überhaupt keinen Platz hatte. Offenbar interessierte sich Abram in dem Moment nicht die Bohne für Gottes Willen. Was ihn gerade interessierte, war jemand ganz anderes: Nicht Gott, nicht Sarai, nicht Lot, sondern Abram. Seine Worte an Sarai machen das deutlich: „mich umbringen“, „auf dass mir´s wohlgehe“ und „ich am Leben bleibe“. Alles drehte sich auf einmal nur noch um die eigene Haut. Aber nicht nur das: Das Drehen um das eigene Wohlergehen ging auf Kosten von jemand anders, nämlich auf die eigene Ehefrau, Sarai. Die Wahrscheinlichkeit, dass Sarai die Frau von jemand anders wird, ist natürlich viel größer, wenn sich Abram als Bruder ausgibt, als wenn bekannt wird, dass sie bereits vergeben ist. Abram wollte es also eher riskieren, dass seine Frau einem fremden Mann vergeben wird, als sein Leben zu verlieren. Lieber wollte Abram es in Kauf nehmen, dass Sarai das Lustobjekt eines gottlosen Mannes wird, als dass er ums Leben kommt. Auch wenn es hier um Leben und Tod ging, waren Abrams Überlegungen egoistisch. Was wir also in den Versen 11 bis 13 über Abram erfahren ist meinem Empfinden nach erschreckend: Egoismus, Lüge, Anstiftung anderer zum Lügen und Kleingläubigkeit.
Vor diesem Hintergrund drängt sich einem natürlich die Frage auf: Warum? Wie kann das sein, dass sich ausgerechnet Abram, der doch noch vor Kurzem vorbildlichen Glauben bewies, sich so verhielt? Und die Antwort hierauf ist klar: Angst. Abram hatte Angst. In den Versen 11 bis 13 sehen wir typische Kennzeichen der Angst: Typisch für die Angst ist, dass sie mit Gottes Eingreifen nicht rechnet. Stattdessen geht sie fest vom Eintreten bestimmter Schicksalsschläge aus. Das sehen wir auch bei Abram. Abram redete wie einer, der die Zukunft voraussagt. Er sagt nicht: „Wenn dich nun die Ägypter sehen, so könnten sie sagen“, sondern: „so werden sie sagen“ (V.12). Er sagt auch nicht: „und sie könnten mich umbringen“, sondern: „und werden mich umbringen“ (V.12). Typisch für Angst ist auch, dass sie egoistisch und kleingläubig macht, was wir eben schon bei Abram gesehen haben.
Es gibt noch eine Sache, die typisch für Angst ist. Und ich glaube, dass diese Sache in Gottes Augen besonders gravierend ist. Wenn wir die Verse 10 bis 13 in einem Stück lesen, fällt auf, dass Abram in diesen Versen einen Rettungsplan aufbaut: Schritt 1: nach Ägypten ziehen; Schritt 2: Sarai als Schwester ausgeben; Schritt 3: zulassen, dass Sarai Frau eines anderen Mann wird – Resultat: ich bleibe am Leben. Abram spielt hier seinen eigenen Erretter. Und warum ist das so gravierend? Indem Abram seinen eigenen Erretter spielte, lehnte er Gott als seinen Erretter ab. Wir erinnern uns: Gott hatte ihm versprochen: Ich will segnen, die dich segnen, und verfluchen, die dich verfluchen (1. Mo 12,3). Lieber sich mit Abram verbünden, als sich mit ihm anlegen. Wer sich mit Abram anlegte, der hatte es mit Gott zu tun. Mit diesen Worten hatte sich Gott ganz klar auf Abrams Seite gestellt. Abram hätte wissen können, dass Gott eingreifen würde. Gott hatte Abram sozusagen versprochen, Sein Retter zu sein. Indem aber Abram seinen eigenen Rettungsplan aufbaute, lehnte er in diesem Moment Gott als seinen Retter ab. Und das war das eigentlich Schlimme an seiner Angst.
In den Versen 14 bis 16 sehen wir das Resultat von Abrams Rettungsplan: Sarai kam in das Haus des Pharaos. Mit anderen Worten: sie kam in seinem Harem und sollte im Grunde genommen als Sexsklavin dienen. Abram hatte zwar sein Leben behalten dürfen und viel Vieh bekommen, aber dafür seine Frau verloren. Ich glaube nicht, dass Abram mit dieser Situation wirklich glücklich war. Sicherlich hatte er Sarai sehr lieb. Und Sarai war ja nicht irgendeine Frau, sondern eine Frau, auf die eine große Verheißung ruhte. Abram durfte zwar sein Leben behalten, aber was hatte sein Leben ohne diese Verheißung noch für einen Sinn? Abrams Rettungsplan hatte keine wahre Lösung herbeigeführt, nur eine Scheinlösung. Aus geistlicher Perspektive hatte sich die Situation von Abram sogar verschlimmert.
Die Situation schien ausweglos zu sein, aber Gott griff ein. Lasst uns das im zweiten Teil der Predigt betrachten.

Teil 2: Gott rettet Abram (V.17-20)
In dem gesamten bisherigen Abschnitt wird Gott nicht ein einziges Mal erwähnt. Doch Vers 17 leitet mit dem Wort „Aber der HERR“ ein. Gott greift nun ein und leitet einen Wendepunkt ein. Gott schlug den Pharao und sein ganzes Haus um Sarais willen mit großen Plagen. Wir wissen nicht, wie der Pharao dazu kam, die Plagen mit Sarai in Verbindung zu bringen. Fact ist jedoch, dass der Pharao Gott ganz klar und unmissverständlich verstanden hatte. Seine Fragen an Abram machen deutlich, dass er verstanden hatte, dass er sich an eine verheiratete Frau vergriffen hatte. Ohne Wenn und Aber gab er Abram seine Frau wieder zurück. Die Plagen hatten den Pharao so sehr in Schrecken versetzt, dass er Abram und seine Gefolge aus seinem Land haben wollte. Hierfür bestellte er extra Leute, die sie nach draußen begleiteten …
Abram hatte so gehandelt, als ob es Gott nicht gäbe. Aber Gott hatte Abram nicht vergessen. Obgleich Abram schuldig geworden war, griff Gott ein, um Sarai zu retten (vgl. BRÄUMER: 68)1. Und die Frage ist, warum? Wie schon erwähnt, hatte Gott Abram eine Verheißung gegeben: Ich will segnen, die dich segnen, und verfluchen, die dich verfluchen (1. Mo 12,3). In dieser Geschichte sehen wir, wie Gott ganz gemäß dieser Verheißung gehandelt hat. Denn gerade weil der Pharao Abram geschadet hatte, hatte sich der Pharao den Fluch Gottes zugezogen. Abram hatte dieser Verheißung schon geglaubt, sonst wäre er ja nicht hinausgezogen. Aber so wie sich Abram in Ägypten verhielt, zeigt, dass Abram die Bedeutung dieser Verheißung noch nicht tiefgreifend verstanden hatte. Die logische Schlussfolgerung aus dieser Verheißung wäre ja: „Ich brauche in Ägypten keine Angst haben. Gott wird nicht zulassen, dass mich jemand ermordet.“ In 1. Mo 20,13 erfahren wir sogar, dass Abram schon von Anfang an die Entscheidung getroffen hatte, Sarai als seine Ehefrau zu verschweigen. Abram sagte zu Abimelech: Als mich Gott aus meines Vaters Hause ins Ungewisse wandern hieß, sprach ich zu ihr: Tu mir diese Liebe, dass, wo wir hinkommen, du von mir sagst, ich sei dein Bruder. Abram hatte die Verheißung Gottes noch nicht in ihrer letzten Konsequenz begriffen. Durch Gottes rettendes Eingreifen in Ägypten durfte Abram erfahren: „die Verheißung, die Gott mir gegeben hatte, ist nicht einfach nur eine schöne Theologie, sondern Realität.“ Er durfte erfahren, was diese Verheißung konkret im Alltag bedeutet. Er bekam die Gelegenheit, die Verheißung nicht nur im Kopf, sondern im Herzen zu begreifen.
Wie hatte diese Erfahrung mit Gott Abram verändert? Lasst uns das im dritten Teil der Predigt betrachten.

Teil 3: Abram vertraut Gott (13,1-18)
In den ersten vier Versen erfahren wir Abrams Rückkehr ins verheißene Land. Dabei zog er nicht irgendwo hin, sondern an dem Ort zurück, der einer der ersten Orte war, in denen er sein Zelt aufgeschlagen und wo er einst einen Altar gebaut hatte. Sicherlich hatte sich Abram dabei was gedacht, dass er ausgerechnet an diese Stelle wieder zog. Anfangs haben wir gesehen, wie Abram Gott in seinen Überlegungen bzgl. der Hungernot überhaupt nicht einbezog. Abram ließ sich ganz von seinen Ängsten leiten. Aber nun hatte Abram offenbar den Wunsch gehabt, geistlich wieder dahin zu kommen, wo er einst mit Gott angefangen hatte. Wir können uns das so vorstellen wie bei kleinen Kindern: Wenn sie eine Weile ohne Eltern gespielt haben, suchen sie wieder ihre Eltern auf, um deren Zuwendung zu bekommen. Abram wollte wieder in der Gegenwart Gottes leben. Abrams Reiserückkehr war nicht nur eine äußere Rückkehr, sondern auch eine geistliche Rückkehr bzw. Umkehr zu Gott. Mit seinem Opfer drückte Abram Dank und Anbetung aus.
Abrams Veränderung sehen wir auch in den Versen 5-9, wo es um einen Konflikt zwischen Abram und Lot ging. Ursache für den Konflikt war, dass es nicht genügend Lebens- und Weideraum für beide Sippen von Abram und Lot gab. Abram schlug daher vor, sich voneinander zu trennen. Diese Trennung war zum einen sehr sinnvoll, zum anderen hatte sie für Abram mehrere Nachteile: Erstens weniger Sicherheit. Zwei Sippen können sich natürlich besser wehren als nur eine Sippe. So etwas wie eine Rechtsstaatlichkeit gab es ja damals nicht. Fremdlinge hatten keine Rechte. Daher war Abrams Sippe eigentlich besonders auf Sicherheit angewiesen. Zweitens hatte Abram bis dahin immer noch keinen Sohn. D.h. derjenige, der zu der Zeit als Abrams Erbe am ehesten in Frage kam, war Lot. Abram war nun in besonderer Weise auf die Erfüllung der Verheißung Gottes angewiesen. Er konnte sich jetzt nicht mehr so einfach selbst aushelfen. Drittens, indem Abram Lot die freie Wahl ließ, nahm Abram in Kauf, dass Lot sich das beste Land nehmen würde. Das war bei Lot gar nicht so abwegig. Tatsächlich dachte Lot bei diesem Angebot nur an seinen Vorteil. Lot wählte sich die wassereiche Gegend am Jordan aus. Im Vers 11 heißt es sogar, dass er sich die ganze Gegend erwählte. Er ließ sozusagen für Abram nichts übrig. Abrams Entscheidung, sich von Lot zu trennen, zeigt, dass Abram sein Vertrauen auf Gott setzte. Anstelle sich von Angst leiten zu lassen, handelte Abram diesmal aus Vertrauen an Gottes Verheißung. Die Angst hatte bewirkt, dass sich Abram egoistisch gegenüber Sarai verhielt. Sein Vertrauen auf Gott bzw. auf die Verheißung bewirkte, dass sich Abram selbstlos gegenüber Lot verhielt.

Vers 14 beginnt mit den Worten: „Als nun Lot sich von Abram getrennt hatte, sprach der Herr…“ Mit diesen Worten wird deutlich, dass die Trennung von Lot nötig war, damit Gott seine Verheißung an Abram erfüllen konnte. Aus Lot sollte ein eigenes Volk werden. Das verheißene Land Kanaan aber galt nur Abrams Nachkommen. Deswegen war es ganz im Sinne der Verheißung, dass sich Abram von Lot getrennt hatte.
Abram hatte sein Vertrauen voll und ganz auf den Herrn gesetzt. Aber gerade in solchen Zeiten, wo man sich voll und ganz auf den Herrn verlässt, ist man gefährdet, doch wieder in Angst zurückzufallen (vgl. Mt. 14, 28 – 32). Abram brauchte Ermutigung und Bestätigung seines Vertrauens auf Gott. In den Versen 14 bis 16 sehen wir, wie Gott das Vertrauen Abrams stärkt. Zuerst sagte Gott zu Abram: „Hebe deine Augen auf und sieh von der Stätte aus, wo du bist, nach Norden, nach Süden, nach Osten und nach Westen.“ Diese Worte an Abram klingen fast wie eine Ironie zu den Worten in Vers 10. Auch über Lot heißt es: „Da hob Lot seine Augen auf und sah die ganze Gegend am Jordan.“ Lot schaute mit einem menschlichen Blick übers Land und traf eine menschliche Entscheidung. Obwohl Sodom sehr sündig gewesen war, zog Lot bis nach Sodom. Er sah nur den Profit, nicht die geistliche Gefahr, die von Sodom ausging. Auch Abram sollte übers Land schauen. Doch nicht wie Lot, sondern im Glauben schauen. Gott sagte zu Abram: „Denn all das Land, das du siehst, will ich dir geben und deinen Nachkommen ewiglich“ (V.15). Gott setzte Abram sozusagen eine Brille auf, mit der er übers Land schauen sollte. Diese Brille war die Brille der Verheißung. Für Lot war das Land nicht so attraktiv wie andere Gegenden. Aber mit der Brille der Verheißung sah das Land Kanaan ganz anders aus. Abrams Nachkommen würden es erben.
Gott hatte ein großes Anliegen, Abram in seinem Glauben an die Verheißungen zu ermutigen. Daher wiederholt Gott im Vers 16 seine Verheißung an Abram. Schon einmal hatte Gott Abram versprochen, ihn zu einem großen Volk zu machen (1. Mo 12,2). Aber „groß“ ist relativ. Was meinte Gott mit „groß“? Weil Gott ein großes Anliegen hatte, Abram im Glauben zu ermutigen, macht er das Wort „groß“ nun anschaulich. Gott sagte zu Abram: „Wie der Staub auf Erden“. Abrams Nachkommen würden unzählbar sein!
Gott beließ es nicht einfach nur dabei, Abram seine Verheißung zu bekräftigen. Im Vers 17 sehen wir, dass Gott Abram beauftragt, das verheißene Land vom einem zum anderen Ende zu durchziehen. Wenn man damals ein Grundstück in Länge und Breite überschritt, brachte man dadurch zum Ausdruck, dass man dieses Grundstück in Besitz genommen hatte. Abram sollte seinen Glauben an die Verheißung ganz praktisch zum Ausdruck bringen. Das würde ihn in seinem Glauben stärken.
Gott hatte Abram eine wichtige Stärkung und Ermutigung seines Glaubens an die Verheißung gegeben. Was war das Resultat davon? Vers 18 berichtet davon, dass Abram weiterzog und Gott einen weiteren Altar baute. Abram reagierte also mit Glauben, Gehorsam und Anbetung. Seine Reaktion macht deutlich, dass er sich von Gottes Verheißung ansprechen ließ. Sie ging nicht einfach an ihm vorbei, sondern er nahm sie zu Herzen, fasste neuen Glaubensmut und wurde mit Dankbarkeit erfüllt.
Was können wir aus den beiden Geschichten in 1. Mo 12 und 13 lernen? Wie Abram kennen es auch wir, Ängste zu haben. Jeder von uns hat bestimmte Ängste. Lässt man sich von seinen Ängsten leiten, so machen sie uns egoistisch, können dazu führen, dass wir andere belügen und für unsere Zwecke manipulieren. Sie lassen uns Gott völlig vergessen. Ängste sind daher nicht nur unangenehm, sondern auch in geistlicher Hinsicht problematisch.
Wie können wir gegen unsere Ängste angehen? Gott behandelte das Problem der Angst bei Abram dadurch, dass er Abrams Vertrauen auf seine Verheißungen stärkte. Gläubige stehen im Segen von der ein- und derselben Verheißung. Denn Christus ist die Erfüllung der Verheißung an Abraham: Und ich will dich zum großen Volk machen und will dich segnen und dir einen großen Namen machen, und du sollst ein Segen sein. 3 Ich will segnen, die dich segnen, und verfluchen, die dich verfluchen; und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden (1. Mo 12,2f). In 2. Kor 1,20 heißt es: „Denn auf alle Gottes­ver­heiß­ungen ist in ihm das Ja; darum sprechen wir auch durch ihn das Amen, Gott zur Ehre.“ In Christus haben wir die Zusage auf alle Verheißungen, die in der Bibel stehen! Wie Abram haben auch wir die Verheißung, das Land Kanaan, das himmlische Kanaan zu erben. Auch wir haben die Verheißung, ein Segen für andere zu werden und dass durch uns andere gesegnet werden sollen. Auch uns verheißt Gott, uns einen Namen zu machen. In Off 2,17 heißt es: „Wer überwindet, dem will ich geben von dem verborgenen Manna und will ihm geben einen weißen Stein; und auf den Stein ist ein neuer Name geschrieben, den niemand kennt als der, der ihn empfängt.“ Gottes Anliegen ist es, dass wir in diesen Verheißungen stark verwurzelt sind. Die Verwurzelung in Gottes Verheißung verändert unser Verhalten: Anstelle andere für unsere Zwecke zu manipulieren, werden wir andere lieben und dienen. Angst macht uns egoistisch, aber das Ruhen in Gottes Liebe, die sich in den Verheißungen an uns niederschlägt, macht uns selbstlos und frei für andere. Von Abram können wir lernen, dass wir uns von den Verheißungen Gottes immer wieder neu ansprechen lassen und darauf mit Dank und Anbetung reagieren sollen.
Die Hungersnot, von der 1. Mo 12,10 berichtet, war kein Zufall. Gott hatte Abram absichtlich in die Lage der Hungersnot hineingeführt. Ein Grund hierfür war sicherlich der, dass Gott Abram helfen wollte, noch tiefer auf seine Verheißungen zu vertrauen. In dieser Notsituation konnte sich Gott Abram als seinen Retter offenbaren. Abram sollte aufhören, sein eigener Retter zu sein. Auch uns kann es passieren, dass Gott uns absichtlich in Nöte hineinführt. Er möchte diese Nöte dazu gebrauchen, sich als unseren Retter zu offenbaren. Solche Situationen werden dazu dienen, dass wir die Verheißungen des Evangeliums nicht nur theoretisch verstehen, sondern sie tief im Herzen begreifen. Gottes Anliegen ist es, dass wir die Wahrheit: „Christus ist unser Retter“ nicht nur im theologischen Sinne verstehen. Der Glaube an Christus als unseren Retter soll sich in unseren normalen Alltag niederschlagen und Anwendung finden. In jeder Angstsituation möchte Christus unser Retter sein. Lasst uns daher unsere eigenen Rettungspläne, die wir bewusst oder unbewusst aufgebaut haben, verlassen und voll und ganz auf Christus als unseren Retter vertrauen! Das Beispiel Abram zeigt, dass unsere eigene Rettungspläne keine wahren Lösungen herbeiführen, sogar noch die Situation verschlimmern können.
Wie schon erwähnt, hatte Abram nicht erst in Ägypten, schon von Anfang an den Entschluss gefasst, Sarai als seine Ehefrau zu leugnen. Wie Abram haben auch wir die Neigung, bei jedem Vertrauensschritt uns im Hinterkopf doch noch irgendwie abzusichern. Gottes Anliegen ist es jedoch, uns von solchen Absicherungen zu reinigen.
Abram hatte mit einer Angst zu kämpfen, mit der auch wir zu kämpfen haben. Als Abram etwa 20 Jahre später denselben Fehler erneut beging, sagte er zu Abimelech: Als mich Gott aus meines Vaters Hause ins Ungewisse wandern hieß, sprach ich zu ihr: Tu mir diese Liebe, dass, wo wir hinkommen, du von mir sagst, ich sei dein Bruder (1. Mo 20,13). Abrams Angst war die Angst vor dem Ungewissen. Auch wir kennen es, diese Angst zu haben. Immer wenn Gott uns zu einem Glaubensschritt herausfordert, der uns schwerfällt, haben wir es mit der Angst vor dem Ungewissen zu tun. Wir wissen nicht genau, wie alles sein wird und wie wir uns das vorstellen können. Daher fällt es uns oft schwer, Schritte im Glauben zu tun. Wir können diese Angst überwinden, indem wir voll und ganz auf Christus als unseren Erretter vertrauen. Am Kreuz sehen wir den besten und klarsten Beweis dafür, dass Christus unser wahrer Retter ist.
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1 BRÄUMER, H.: Das erste Buch Mose. Erklärt von Hansjörg Bräumer. In: Wuppertaler Studienbibel, S. 68. SCM R. Brockhaus.

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