Predigt: 1. Mose 1,1 – 25

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Am Anfang

„Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde.“

(1. Mose 1,1)

Wir danken Gott dafür, dass wir heute mit dem Buch Genesis neu anfangen können. Das Wort „Genesis“ bedeutet Entstehung. Tatsächlich erfahren wir darin von der Entstehung von Himmel und Erde, von der Entstehung des Menschen und seines Glücks. Die Genesis berichtet auch vom Anfang der Sünde und ihren dramatischen Folgen und davon, wie Gott ein weit angelegtes, großes Rettungswerk begann. In der Genesis können wir daher Antwort auf viele grundlegenden Fragen finden, zum Beispiel woher wir kommen, wozu wir leben sollen, woher so viel Leid und der Tod kommt und welche Hoffnung es gibt. Vor allem können wir Gott kennenlernen, sein Wesen, seine Macht und seine Wirkensweise. Die Genesis ist ein Buch, auf das die Bibel an sehr vielen anderen Stellen im Alten und Neuen Testament Bezug nimmt und auf das sich Jesus Christus selbst mehrfach bezogen hat; zum Beispiel hat Jesus Genesis Kap. 2,24 zitiert, als er über die Scheidung sprach; Jesus hat ausführlich über Abraham geredet und hat erwähnt, dass seine Jünger in Gottes Reich mit Abraham, Isaak und Jakob zu Tisch sitzen werden. Unser heutiger Text berichtet über die Entstehung von Himmel und Erde und darüber, wie Gott aus der Erde einen schönen Planeten voller Leben gemacht hat. Möge Gott uns helfen, ihm durch sein Wort in der Genesis neu zu begegnen!

Die Genesis beginnt mit den Worten: „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde“ (1). Mit diesem Wort proklamiert der Verfasser, dass Gott schon am Anfang war und dass das ganze Universum einschließlich der Erde schuf. Wohl die meisten Menschen haben sich irgendwann mal die Frage gestellt, was der Ursprung der Welt ist und woher wir Menschen kommen und, verbunden damit, was der Sinn unseres Daseins ist. Viele Philosophen, Religionsstifter und Naturwissenschaftler haben versucht, auf diese Frage zu antworten. Aber die Frage nach dem Ursprung aller existierender Dinge und des menschlichen Lebens konfrontiert uns mit den Grenzen unserer Forschung, weil die Erforschung der jetzt existierenden Dinge nicht ausreicht, um auf diese Frage eine sichere und endgültige Antwort zu erhalten. Aber die Bibel verkündigt uns im ersten Satz: „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde.“ Damit sagt sie uns, dass am Anfang Gott existierte, bevor es irgendetwas anderes gab; und dass Gott am Anfang Himmel und Erde schuf. In Offenbarung 1,8 sagt Gott: „Ich bin das A und das O, spricht Gott der Herr, der da ist und der da war und der da kommt, der Allmächtige.“ Gott ist ewig. Gott wählte einen Moment der Ewigkeit und machte ihn zum Anfangspunkt von Zeit, Raum und Materie. An diesem von Gott bestimmten Anfang schuf Gott Himmel und Erde, also alles, was existiert.

Das hier verwendete hebräische Wort für „schuf“ bedeutet, etwas aus nichts bzw. ohne Ausgangsmaterial herzustellen. Wir Menschen können viele Dinge herstellen und sprechen auch von „schaffen“ oder „kreieren“, zum Beispiel in Zusammenhang mit Kunst. Aber wir brauchen immer ein Ausgangsmaterial, wenn wir etwas herstellen wollen. Aber Gott schuf aus nichts Himmel und Erde, alles, was existiert. Somit ist Gott der Urheber und Schöpfer aller Dinge. Das Weltall mit all seinen Sonnen und Galaxien und auch die Erde existieren, weil Gott sie geschaffen hat. Weil Gott das Universum schuf, gehört alles ihm und hängt von ihm ab. Allein Gott existiert aus sich selbst und unabhängig von allem.

Sehen wir uns noch einmal Vers 1 an: „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde.“ Dieser Vers versucht nicht, uns mit vielen Worten zu überreden oder seine Aussage zu beweisen. Er verkündigt uns Gott, der am Anfang war und der das Universum schuf, und lädt uns dazu ein, das wahrzunehmen. Dieser Vers ist eine Tür zur geistlichen Erkenntnis und zum Verständnis der ganzen Bibel. Wer dieses Wort von Herzen annimmt, fängt an, die geistliche Realität zu begreifen, und kann Gott persönlich kennenlernen. Die Erkenntnis Gottes als Schöpfer ist daher weniger eine Frage der Intelligenz, als eine Frage, wie demütig unser Herz ist, genauer gesagt, ob wir bereit dazu sind, diese geistliche Realität wahrzunehmen. Im Buch Sprüche, das voll von Wahrheiten über Gott und über das Leben der Menschen ist, heißt es am Anfang: „Die Furcht des Herrn ist der Anfang der Erkenntnis. Die Toren verachten Weisheit und Zucht“ (Spr 1,7). Um Gott als den Schöpfer und lebendigen Gott zu erkennen, brauchen wir eine innere Bereitschaft für diese Erkenntnis. Daher sagt Gott an einer anderen Stelle: „Ihr werdet mich suchen und finden; denn wenn ihr mich von ganzem Herzen suchen werdet, so will ich mich von euch finden lassen“ (Jer 29,13.14a).

Gott will sich von uns finden lassen. Er wünscht sich, dass jeder ihn als den Schöpfer erkennt und als seinen Gott kennenlernt. Deshalb hat Gott sich vor uns Menschen nicht verborgen, sondern hat sich durch seine Werke in der Natur für uns erkennbar gemacht. Im Römerbrief heißt es: „Denn was man von Gott erkennen kann, ist unter ihnen offenbar; denn Gott hat es ihnen offenbart. Denn sein unsichtbares Wesen – das ist seine ewige Kraft und Gottheit – wird seit der Schöpfung der Welt, wenn man es wahrnimmt, ersehen an seinen Werken, sodass sie keine Entschuldigung haben“ (Röm 1,19.20). Wenn wir eine Orchidee anschauen oder ein Tier oder ein Kind beobachten oder nachts den Sternenhimmel betrachten, können wir eine Ahnung von Gottes Genialität und seiner unfassbaren Schöpfungsmacht bekommen. Gott bezeugt sich uns auch durch unser Gewissen, das uns, je nach dem, was wir sagen und tun, erfreut oder belastet (Röm 2,14.15). Wenn wir die Bibel weiterlesen, stellen wir fest, dass Gott darüber hinaus immer wieder in die Geschichte eingegriffen hat, dass er zu Menschen geredet und seinem Wort entsprechend auch gehandelt hat und sich so als der lebendige, allmächtige Gott erwiesen hat. Für all diese Erkenntnisse reicht es nicht aus, wenn wir unseren Verstand einsetzen. Wir brauchen letztlich auch eine Bereitschaft, Gott zu vertrauen. Daher heißt es im Hebräerbrief: „Durch den Glauben erkennen wir, dass die Welt durch Gottes Wort geschaffen ist, sodass alles, was man sieht, aus nichts geworden ist“ (Hebr 11,3). Durch den Glauben erlangen wir aus dem Wort Gottes und den zahllosen Indizien in der Natur die klare Erkenntnis, dass Gott tatsächlich Himmel und Erde schuf. Dadurch haben wir die Gewissheit, dass Gott unser Schöpfer ist, und können ihn in seinem Wort und im täglichen Leben immer weiter kennen lernen. Weil wir wissen, dass Gott Himmel und Erde schuf, wissen wir, dass die Welt und auch unser Leben in seiner Hand sind, und dass Ihm nichts unmöglich ist. Weil Gott Himmel und Erde schuf, können wir ihm in allen Lagen vertrauen und ihm unter allen Umständen danken. Weil Gott am Anfang Himmel und Erde schuf, können wir glauben, dass Gott an dem von ihm bestimmten Tag auch einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen wird, wo es keine Sünde, kein Leid und keinen Tod geben wird und wo wir mit ihm ewig leben werden. Möge Gott jedem von uns helfen, jeden Tag neu im Glauben an den Schöpfer-Gott zu leben, ihm in allem zu vertrauen und ihm in allen Dingen zu danken! Möge Gott vielen jungen Menschen in Heidelberg helfen, ihren Schöpfer kennenzulernen und ihr Leben im Glauben an ihn zu führen!

Betrachten wir weiter den Text. Vers 2 sagt: „Und die Erde war wüst und leer, und Finsternis lag auf der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte über dem Wasser.“ Dieser Vers beschreibt quasi den Rohzustand der Erde, nachdem Gott sie erschaffen hat. Das hebräische Wort für „wüst“ lautet „tohu wabohu“, was man noch heute manchmal für ein totales Durcheinander oder Chaos benutzt. Die Erde war am Anfang noch in einem chaotischen Zustand, es gab keinerlei Geschöpfe oder Leben, sie war nur von Wassermassen bedeckt und ansonsten völlig leer und absolut dunkel. Aber Gottes Geist schwebte auf dem Wasser und war bereit, mit seiner göttlichen Kraft Gottes Schöpfungsplan weiter auszuführen.

Die anschließenden Verse 3-25 beschreiben, wie Gott die Erde von ihrem chaotischen Anfangszustand Schritt für Schritt gestaltete und mit Licht und Leben füllte. Dabei tat Gott nichth alles auf einmal, sondern gestaltete die Erde Tag für Tag ein Stück mehr. Am ersten Tag der Schöpfung sprach Gott: „Es werde Licht!“ (3a) Auf Gottes Befehl hin entstand mitten in der absoluten Finsternis Licht. Das Licht vertrieb die Finsternis und machte die Umgebung hell. Es ist bemerkenswert, dass die Erschaffung des Lichts deutlich vor der Erschaffung der Sonne erwähnt wird, die die Menschen früher für die Quelle des Lichts schlechthin hielten. Gott nannte das Licht Tag und die Finsternis Nacht. Am zweiten Tag sprach Gott: „Es werde eine Feste zwischen den Wassern, die da scheide zwischen den Wassern“ (6). Wieder geschah genau, was Gott gesagt hatte. Gott nannte die Feste Himmel (8). So schuf Gott die Atmosphäre. Am dritten Tag sprach Gott: „Es sammle sich das Wasser unter dem Himmel an einem Ort, dass man das Trockene sehe“ (9). Gott nannte das Trockene Erde und die Sammlung der Wasser Meer. Nachdem er trockenes Land geschaffen hatte, sprach Gott: „Es lasse die Erde aufgehen Gras und Kraut, das Samen bringe, und fruchtbare Bäume, die ein jeder nach seiner Art Früchte tragen, in denen ihr Same ist auf der Erde. Und es geschah so“ (11). Auf Gottes Wort gingen überall die unterschiedlichsten Pflanzen auf und es entstand die ganze Vegetation. Auf diese Weise wurde an den ersten drei Tagen der Lebensraum für die Tiere und die Menschen geschaffen.

Betrachten wir Gottes weiteres Schöpfungswerk an den darauffolgenden drei Tagen. Am vierten Tag sagte Gott: „Es werden Lichter an der Feste des Himmels, die da scheiden Tag und Nacht. Sie seien Zeichen für Zeiten, Tage und Jahre und seien Lichter an der Feste des Himmels, dass sie scheinen auf die Erde“ (14.15). Gott schuf die gesamten Himmelskörper und setzte sie alle an die von ihm bestimmten Plätze im Universum und ordnete das System. Gott machte die Sonne, und sie begann, das von Gott bereits geschaffene Licht auszustrahlen. Der Mond fing an, um die Erde zu kreisen und das Sonnenlicht zu reflektieren, und unzählige Sterne wurden geschaffen und begannen, am Himmel zu funkeln. Wenn wir abends den Sternenhimmel betrachten und darüber nachdenken, können wir nur staunen, wie großartig und wunderbar Gott ist. Der Psalmist lobt Gott: „Die Himmel erzählen die Ehre Gottes, und die Feste verkündigt seiner Hände Werk. Ein Tag sagt‘s dem andern, und eine Nacht tut‘s kund der andern, ohne Sprache und ohne Worte; unhörbar ist ihre Stimme. Ihr Schall geht aus in alle Lande und ihr Reden bis an die Enden der Welt. Er hat der Sonne ein Zelt am Himmel gemacht; sie geht heraus wie ein Bräutigam aus seiner Kammer und freut sich wie ein Held, zu laufen ihre Bahn. Sie geht auf an einem Ende des Himmels und läuft um bis wieder an sein Ende, und nichts bleibt vor ihrer Glut verborgen“ (Ps 19,2-7).
Betrachten wir, wie Gott weiter wirkte. Am fünften Tag sagte Gott: „Es wimmle das Wasser von lebendigem Getier, und Vögel sollen fliegen auf Erden unter der Feste des Himmels“ (20). Gott schuf viele Arten von Fischen und von Vögeln (21), die das Wasser und die Luft bevölkerten. Gott segnete sie mit Fruchtbarkeit und der Fähigkeit, sich zu vermehren, sodass die Menschen bis heute noch nicht geschafft haben, sie auszurotten. Am sechsten Tag schuf Gott alle Arten von landlebenden Tieren. Gott sprach: „Die Erde bringe hervor lebendiges Getier, ein jedes nach seiner Art: Vieh, Gewürm und Tiere des Feldes, ein jedes nach seiner Art. Und es geschah so.“ (24). Gott schuf alle Tiere, die in freier Wildbahn leben, auch das Vieh und die schier unzählbaren Arten von Insekten, Würmern und Amphibien. An diesem Tag schuf Gott auch den Menschen. Auf diese Weise füllte Gott an diesen drei Tagen die Umgebung, die er an den vorangegangenen drei Tagen vorbereitet hatte, mit den Geschöpfen, die darin leben sollten.
Wenn wir diesen Schöpfungsbericht lesen, finden wir mehrere Ausdrücke, die sich mehrfach wiederholen. Zum einen lesen wir immer wieder, dass es Abend und Morgen wurde und der soundso vielste Tage wurde. Gott schuf die Welt nicht auf einmal, sondern an sechs Tagen. Auch wenn es unterschiedliche Auffassungen darüber gibt, ob mit einem Tag 24 Stunden gemeint sind oder längere Zeitabschnitte, wird deutlich, dass Gott ruhig nach einem bestimmten Plan vorging. Gott hat unbegrenzte Macht, sodass er aus nichts alle Dinge schaffen konnte. Aber Gott handelt dabei nach seinem eigenen Zeitplan.
Was in diesem Text noch auffällt, ist, dass Gott immer wieder ansah, was er machte, und feststellte, dass es gut war. Nachdem Gott das Licht geschaffen hatte, sah Gott das Licht an. Vers 4a sagt: „Und Gott sah, dass das Licht gut war.“ Der Ausdruck „und Gott sah, dass es gut war“ wiederholt sich in diesem Kapitel fünf Mal. Nachdem Gott den Menschen geschaffen und damit sein Schöpfungswerk vollendet hatte, heißt es sogar: „… es war sehr gut“ (31b). Das zeigt uns, dass Gott selbst gut ist und dass das, was er tut, gut ist. Alle Dinge und alle Lebewesen, die Gott geschaffen hat, waren am Anfang genau so, wie Gott es wollte – gut. Gott hat die Welt gut gemacht, und alles darin war gut.
Es ist wahr, dass die Schöpfung Gottes gut ist. Noch heute versetzt uns die Schöpfung in Staunen und Bewunderung. Wenn wir darüber nachdenken, dass die DNA in den Zellen dafür sorgt, dass aus einem Mohnsamen eine Mohnblume und aus einem Kirschkern ein Kirschbaum wird, und auch dafür sorgt, dass jede Zelle in unserem Körper ihre spezifische Aufgabe erfüllt. Wenn wir daran denken, dass die Sterne am Himmel abertausend Lichtjahre voneinander entfernt sind und wie groß das Universum mit all seinen Galaxien ist! Wie zahlreich und wie unterschiedlich sind die einzelnen Geschöpfe in Flora und Fauna! Ganz besonders wundern wir uns über die wunderschöne Ordnung und Harmonie in der Schöpfung, und wir erkennen, wie großartig Gottes Werke sind. Ein Psalmist bewunderte die Schöpfung, sodass er Gott pries: „Herr, wie sind deine Werke so groß und viel! Du hast sie alle weise geordnet, und die Erde ist voll deiner Güter“ (Ps 104,24). Gottes Schöpfung ist großartig. Die Welt, in der wir leben, ist inzwischen wegen der Sünde des Menschen verflucht (1.Mose 3,17-19), und hat trotzdem noch viel von ihrer Schönheit. Wie viel schöner muss es gewesen sein, bevor die Schöpfung verflucht wurde. Dieser Schöpfungsbericht lehrt uns viele Dinge über Gott. Gott ist gut. Gott ist voller Güte und er ist ein Gott der Ordnung. Insbesondere zeigt der Schöpfungsbericht, dass Gott allmächtig ist. Gottes Name in diesem Kapitel ist „Elohim“ und bedeutet der Allmächtige. Gott offenbarte sich selbst auch gegenüber Abraham: „Ich bin der allmächtige Gott“ (17,1). Das Wort von uns Menschen hat nur ganz begrenzte Wirkung. Aber Gottes Wort ist ganz anders. In Vers 3 heißt es: „Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es ward Licht.“ Als Gott sagte: „Es werde eine Feste zwischen den Wassern, die da scheide zwischen den Wassern“, geschah das, was Gott gesagt hatte. Der Ausdruck „Und Gott sprach … und es geschah so“ wiederholt sich im Schöpfungsbericht ständig. Gott wirkt, indem er spricht. Gottes Wort ist voller Macht. Was Gott sagt, geschieht. Wenn wir an sein Wort glauben, können wir die Macht und verändernde Schöpfungskraft Gottes in unserem Leben und im Leben der anderen, für die wir beten, erfahren.
Lesen wir zum Schluss noch einmal gemeinsam das Leitwort: „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde“ (1,1). Lasst uns Gott danken, der alles gut gemacht hat! Möge Gott uns helfen, unser Leben im Glauben an ihn nach seinem Willen zu führen!

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